Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

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SirToby
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von SirToby »

Massive Bombardierungen von Afrin haben heute stattgefunden.

Die Russen sind laut YPG wohl abgezogen. Lavrov hat das zwar dementiert, aber mit russ. Verlautbarungen ist das ja so eine Sache.
Daniel Patrick Moynihan: "Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung! Sie haben kein Recht auf ihre eigenen Fakten!"
Kunz
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kunz »

Wie schon anderswo gesagt:
Die NATO führt mal wieder Krieg, und macht sich mit Diktatoren wie Erdogan gemein.
Dass Menschen sterben ist dabei völlig uninteressant.
Deutsche Waffen.....töten mal wieder.
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Europa2050
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Europa2050 »

Kunz hat geschrieben:(20 Jan 2018, 19:45)

Wie schon anderswo gesagt:
Die NATO führt mal wieder Krieg, und macht sich mit Diktatoren wie Erdogan gemein.
Dass Menschen sterben ist dabei völlig uninteressant.
Deutsche Waffen.....töten mal wieder.
Sagen wir‘s so:
Die Türkei (die auch NATO-Mitglied ist) beschießt völlig völkerrechtswidrig Menschen auf fremden Territorium ohne davor von dieser Seite angegriffen worden zu sein.
Damit hätte sich meiner Ansicht nach Erdogan einen Platz neben Assad in Den Haag verdient.
Hätten die USA als NATO-Führungsmacht einen Präsidenten, würde er dieses dem Erdogan auch in aller Deutlickeit klar machen. Haben sie aber nicht.
Assad und Putin freut‘s, wenn sich ihre Gegner gegenseitig fertig machen, bringt sie dem Ziel, ganz Syrien wieder zu beherrschen näher.
Und deutsche Waffen wurden - wie auch die der anderen - in anderen Zeiten unter anderen Bedingungen geliefert. sch... ist’s trotzdem, da geb ich dir Recht.
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H2O
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von H2O »

Europa2050 hat geschrieben:(20 Jan 2018, 19:57)

Sagen wir‘s so:
Die Türkei (die auch NATO-Mitglied ist) beschießt völlig völkerrechtswidrig Menschen auf fremden Territorium ohne davor von dieser Seite angegriffen worden zu sein.
Damit hätte sich meiner Ansicht nach Erdogan einen Platz neben Assad in Den Haag verdient.
Hätten die USA als NATO-Führungsmacht einen Präsidenten, würde er dieses dem Erdogan auch in aller Deutlickeit klar machen. Haben sie aber nicht.
Assad und Putin freut‘s, wenn sich ihre Gegner gegenseitig fertig machen, bringt sie dem Ziel, ganz Syrien wieder zu beherrschen näher.
Und deutsche Waffen wurden - wie auch die der anderen - in anderen Zeiten unter anderen Bedingungen geliefert. sch... ist’s trotzdem, da geb ich dir Recht.
Leider scheint Ihr letzter Satz so nicht zu zu treffen. Gerade hat der noch amtierende Außenminister Gabriel seinem türkischen Freund und Außenminister noch Lieferungen zur Modernisierung türkischer Panzer zugesagt. Und die EU macht verstärkte Anstrengungen, ihr zerrüttetes Verhältnis zur Türkei wieder glatt zu ziehen. Immer noch sitzen deutsche Journalisten im türkischen Knast.

Alles das scheint unsere Volksparteien aber nicht auf zu regen. Die brüten nun, ob GroKo oder KoKo oder Kokolores.
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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der türkische Außenminister trifft in Bagdad ein. Ein Thema wird auch die PKK/PJAK oder YPG sein.
Turkish FM to visit Iraq

Regional issues and joint fight against the Kurdistan Workers’ Party (PKK) are planned to be discussed during the meetings.

The conflict between Turkey and the PKK, which demands the creation of an independent Kurdish state, has continued for more than 30 years and has claimed more than 40,000 lives.

The UN and the European Union list the PKK as a terrorist organization.

https://www.azernews.az/region/125829.html
Die Kurden machen ähnlich wie die Schiiten seinerzeit im Irak wieder die Erfahrung, daß die USA natürlich nur ihren Interessen nachgehen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Alpha Centauri »

Europa2050 hat geschrieben:(20 Jan 2018, 19:57)

Sagen wir‘s so:
Die Türkei (die auch NATO-Mitglied ist) beschießt völlig völkerrechtswidrig Menschen auf fremden Territorium ohne davor von dieser Seite angegriffen worden zu sein.
Damit hätte sich meiner Ansicht nach Erdogan einen Platz neben Assad in Den Haag verdient.
Hätten die USA als NATO-Führungsmacht einen Präsidenten, würde er dieses dem Erdogan auch in aller Deutlickeit klar machen. Haben sie aber nicht.
Assad und Putin freut‘s, wenn sich ihre Gegner gegenseitig fertig machen, bringt sie dem Ziel, ganz Syrien wieder zu beherrschen näher.
Und deutsche Waffen wurden - wie auch die der anderen - in anderen Zeiten unter anderen Bedingungen geliefert. sch... ist’s trotzdem, da geb ich dir Recht.
Den Platz in Den Haag hätte sich neben Erdogan, auch Assad, Putin, Xi Jing Ping oder Georg W. Bush junior, verdient,alles "Völkerrechtsbrecher" um nur mal die Creme de la Creme auf diesen Gebiet zu nennen
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Die türkische Terrorarmee und seine Jihadisten-Milizen haben bereits das erste Dorf in der Region Efrîn eingenommen.

https://twitter.com/op_shield/status/955029402907217920

Im Video ist zu erkennen, dass die pro-türkischen Milizen ganz offen dieselben Parolen wie der IS (Takbir Allah u Akbar) verwenden. Sie haben sich ganz einfach ein anderes Gewand angezogen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von SirToby »

King Kong 2006 hat geschrieben:(21 Jan 2018, 09:50)

Der türkische Außenminister trifft in Bagdad ein. Ein Thema wird auch die PKK/PJAK oder YPG sein.



Die Kurden machen ähnlich wie die Schiiten seinerzeit im Irak wieder die Erfahrung, daß die USA natürlich nur ihren Interessen nachgehen.
Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Antiamerikaner jede Möglichkeit nutzen, die USA zu diffamieren.

Die Kurden In Afrin haben überwiegend mit Russland zusammengearbeitet.

Und machen jetzt die Erfahrung, was es heisst, Verbündeter Russlands zu sein.

"Senior Kurdish official Aldar Xelil: Yesterday Russia asked us to hand over our regions to the [Syrian] government. We did not accept, and we will not surrender our territories. We'll defend all our areas."

https://mideast.liveuamap.com/en/2018/2 ... -yesterday
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

SirToby hat geschrieben:Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Antiamerikaner jede Möglichkeit nutzen, die USA zu diffamieren.
Was erwarten Sie auch von einem Propagandisten des Mullah-Regimes?

Wie Sie bereits erwähnten, ist lediglich Russland für die Region Efrîn zuständig gewesen. Diese haben nun die Kurden ihrem Schicksal überlassen. Aus kurdischer Sicht spricht man auch von Verrat.

Aus der Sicht eines neutralen Beobachters (der ich gewiss nicht bin) muss man sich aber wohl auch die Frage stellen weshalb es im Interesse der Russen wäre, wenn die Kurden verdrängt werden und statt ihnen sunnitische Jihadisten nachrücken? Interessant hierbei ist auch die heuchlerische Rhetorik der Russen. Russia Today spricht derzeit von der Freien Syrischen Armee die mithilfe der Türkei die Kurden angreifen. Wenn aber genau dieselbe FSA gegen Assads Truppen vorgeht werden sie als Terroristen, terroristische Rebellengruppen, Jihadisten, usw. bezeichnet.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von SirToby »

Kardux hat geschrieben:(21 Jan 2018, 15:11)

Was erwarten Sie auch von einem Propagandisten des Mullah-Regimes?

Wie Sie bereits erwähnten, ist lediglich Russland für die Region Efrîn zuständig gewesen. Diese haben nun die Kurden ihrem Schicksal überlassen. Aus kurdischer Sicht spricht man auch von Verrat.

Aus der Sicht eines neutralen Beobachters (der ich gewiss nicht bin) muss man sich aber wohl auch die Frage stellen weshalb es im Interesse der Russen wäre, wenn die Kurden verdrängt werden und statt ihnen sunnitische Jihadisten nachrücken? Interessant hierbei ist auch die heuchlerische Rhetorik der Russen. Russia Today spricht derzeit von der Freien Syrischen Armee die mithilfe der Türkei die Kurden angreifen. Wenn aber genau dieselbe FSA gegen Assads Truppen vorgeht werden sie als Terroristen, terroristische Rebellengruppen, Jihadisten, usw. bezeichnet.
Assad hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Kurdengebiete wieder unter seine Kontrolle bringen will. Assad und Russland haben es dem IS auch ermöglicht, gegen die letzten FSA/Ahrar/Fatah/ Truppen in Iblib zu kämpfen. Das hat dazu geführt, dass der IS sich direkt unter der Nase der Russen/Assads, ich gehe davon aus mit deren stillschweigender Einwilligung, neu aufstellen konnte.

Die FSA existiert kaum noch, oder bestenfalls noch als Feigenblatt.

Es ist ein schwieriger Konflikt, aber Sie dürfen mir gern glauben, dass ich bei allen Differenzen zwischen uns, die derzeitige Entwicklung in Afrin als grossen Rückschritt betrachte.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Aristide »

Der is sitzt aktuell in einem kessel südlich von aleppo!! Es wäre natürlich von vorteil, wenn die russkies die kurden in ihrem kampf gegen die invasionsarmee unterstützen würden, aber einen grund warum sie auf konfrontationskurs mit der türkei gehen sollten, gibt es derzeit nicht! Die kurden haben das angebot abgelehnt, sich der hoheit der regierung in damaskus zu unterstellen und das sind die konsequenzen.
Eher sollte man sich fragen, warum es bislang keine reaktion seitens der usa gibt, schließlich werden da gerade ihre offiziellen verbündeten niedergemacht... Wurden die kurden da etwa auschließlich als kanonenfutter im kampf gegen den is gebraucht und werden nicht mehr benötigt!!?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Aristide »

Kardux hat geschrieben:(21 Jan 2018, 15:11)

Was erwarten Sie auch von einem Propagandisten des Mullah-Regimes?

Wie Sie bereits erwähnten, ist lediglich Russland für die Region Efrîn zuständig gewesen. Diese haben nun die Kurden ihrem Schicksal überlassen. Aus kurdischer Sicht spricht man auch von Verrat.

Aus der Sicht eines neutralen Beobachters (der ich gewiss nicht bin) muss man sich aber wohl auch die Frage stellen weshalb es im Interesse der Russen wäre, wenn die Kurden verdrängt werden und statt ihnen sunnitische Jihadisten nachrücken? Interessant hierbei ist auch die heuchlerische Rhetorik der Russen. Russia Today spricht derzeit von der Freien Syrischen Armee die mithilfe der Türkei die Kurden angreifen. Wenn aber genau dieselbe FSA gegen Assads Truppen vorgeht werden sie als Terroristen, terroristische Rebellengruppen, Jihadisten, usw. bezeichnet.
Es war doch die bewusste wahl der ypg auf die usa als schutzmacht zu setzen!? So wie es aussieht, rächt sich das nun!!!

Warum sollten sich die russen für offenkundige us proxies zuständig fühlen!?
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USA in Absprache mit der Türkei gegen YPG/PKK?

Beitrag von King Kong 2006 »

SirToby hat geschrieben:(21 Jan 2018, 14:19)

Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Antiamerikaner jede Möglichkeit nutzen, die USA zu diffamieren.

Die Kurden In Afrin haben überwiegend mit Russland zusammengearbeitet.

Und machen jetzt die Erfahrung, was es heisst, Verbündeter Russlands zu sein.

"Senior Kurdish official Aldar Xelil: Yesterday Russia asked us to hand over our regions to the [Syrian] government. We did not accept, and we will not surrender our territories. We'll defend all our areas."

https://mideast.liveuamap.com/en/2018/2 ... -yesterday
Die USA haben den YPG/PKK logistische Unterstützung und Ausbildung zukommen lassen. Sie gelten als Verbündete der USA. Die Türkei ist für die USA kein abgeschotteter Staat, sondern NATO-Partner. Sprich, es gibt nicht nur komplizierte Gesprächskanäle, sondern massive Vernetzungen. Das die Türkei nun ohne von den USA signifikant zurückgehalten einen Verbündeten wie die YPG/PKK so zusammenschiessen lassen darf, zeigt eben die Realpolitik der USA in der Region. Ob die Unterstützung Saddams, den Kampf gegen Saddam, die Unterstützung der YPG/PKK, die Allianz mit der Türkei usw.

Und deshalb ist es nicht wirklich ein unlösbares Geheimnis, weshalb die USA in der Region mit Vorsicht genossen wird. Genauergesagt, die Politik dieses großen Geostrategen von Übersee mit seinen Interessen in der Region. Die USA vertreten nicht "das Gute" in der Region, was ohnehin für jeden etwas anderes darstellt, sondern ihre Interessen. Ob Saddam, der Schah, die Türkei, die al-Sauds, die Militärs in Ägypten usw.

Ankara hat die USA vor dem Bombardement auf kurdische Ziele informiert. Der Rechtsweg ist offenbar eingehalten.
Turkey advised U.S. before Syria strikes; contacts ongoing: Mattis

ABOARD A U.S. MILITARY AIRCRAFT (Reuters) - Turkey advised the United States ahead of its air strikes in Syria against U.S.-backed Kurdish militia, and Washington is in contact with Ankara about the way forward, U.S. Defense
Lt. Washington hat die Türkei berechtigte Sorgen, die offenbar ausgeräumt werden müssen.
Turkey has legitimate security concerns,” Mattis said, noting it was the only NATO ally with an active insurgency inside its borders.

https://www.reuters.com/article/us-mide ... FA10K?il=0
Mir war immer klar, daß wenn die USA sich entscheiden müssen, zwischen der Türkei (sogar Iran) oder selbst Irak oder Syrien, oder eben den Kurden, sie im zweifelsfall letztere fallen lassen. Wie die Schiiten im Irak. Diese wurden allerdings durch die USA entfesselt als sie nach den ABC-Waffen im Irak suchen mußten oder wollten...
Zuletzt geändert von King Kong 2006 am So 21. Jan 2018, 21:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Paris und Teheran fordern Stopp der türkischen Operationen

Beitrag von King Kong 2006 »

Türkische Militäroperation in Syrien

Frankreich fordert Sitzung des UN-Sicherheitsrats

Mit Luftschlägen hat die Türkei eine Offensive gegen kurdische Truppen im Nordwesten Syriens begonnen. Frankreich setzt sich nun für ein Ende der Gewalt ein. Auch der Iran fordert eine umgehende Einstellung der Angriffe.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 89035.html
Ob Washington auf die Beiden hört...? :cool:
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Tom Bombadil »

Dieser türkische Angriffskrieg muss umgehend beendet werden, es ist darüber hinaus unerträglich, dass deutsche Leo2 für solche Zwecke eingesetzt werden, Erdogans Türkei muss mit einem deutschen Waffenembargo belegt werden.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Aristide hat geschrieben:(21 Jan 2018, 21:05)

Es war doch die bewusste wahl der ypg auf die usa als schutzmacht zu setzen!? So wie es aussieht, rächt sich das nun!!!

Warum sollten sich die russen für offenkundige us proxies zuständig fühlen!?
Die Kurden leben in einer Region, dass ihnen gar keine andere Alternative bietet, als sich Hilfe von wem auch immer zu verschaffen. Im Jahr 2014 standen die Kurden in Syrien und auch im Irak vor einer existenziellen Bedrohung da. In solchen Momenten sucht man sich keine Schutzmachten aus, man nimmt was man kriegt um zu Überleben.

Zur selben Zeit stand es aber auch sehr schlecht um die Alawiten/Schiiten, Christen und anderen Nicht-Sunniten in Syrien (und auch im Irak).

Die Russen waren drauf und dran ihren Proxy (=Assad) zu verlieren. Die Kurden waren hierbei eine grosse Unterstützung für Russland, um Jihadisten ganz im Norden zu binden. Dies war eine Entlastung, sowohl für den Iran als auch Russland. Denn Assads Truppen hatten den von der Türkei unterstützten Jihadisten nichts mehr entgegenzusetzen. Gleichzeitig profitierten natürlich auch die Kurden. Und trotzdem wären die Kurden ohne die Luftunterstützung der USA in Kobanê untergegangen. Von da an, kooperierte die YPG sowohl mit den Russen als auch den USA. Was hätte man auch sonst tun sollen? Die Hilfe gegen Jihadisten abschlagen?

Man hatte zusammen mit den Russen einen gemeinsamen Feind - Jihadistengruppen. Das sich Russland nun von den Kurden abwendet und es in Kauf nimmt, dass die Türkei samt seiner Jihadisten Territorium innerhalb Syriens einnimmt zeigt doch die gesamte Willkür dieses Konflikts.

Nichts ergibt einen Sinn! Viele dieser lokalen "FSA"-Kämpfer die heute versuchten in Efrîn einzudringen, sind syrische Turkmenen die vor nicht all zu langer Zeit gegen Russen vorgingen. Ich erinnere hierbei an die Leichenschändung des russischen Piloten.

Solch eine ehrenlose Haltung ist eigentlich einer Weltmacht wie Russland unwürdig. Selbiges kann man natürlich auch von den USA behaupten, die kein Problem mit der Okkupation der Kurdenstadt Kerkûk hatten. Obwohl die Angreifer schiitische Milizionäre waren, die ihrerseits schon viele amerikanische Soldaten getötet haben.

Nein - Sinn ergibt dieser Konflikt nicht...
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Tom Bombadil hat geschrieben:(21 Jan 2018, 21:18)

Dieser türkische Angriffskrieg muss umgehend beendet werden, es ist darüber hinaus unerträglich, dass deutsche Leo2 für solche Zwecke eingesetzt werden, Erdogans Türkei muss mit einem deutschen Waffenembargo belegt werden.
Ich finde die deutsche Haltung als Ganzes unerträglich. Die Medien gehen sehr entspannt mit diesem türkischen Angriffskrieg um und versuchen ihn sehr vorsichtig zu legitimieren. Es geht ja um türkische Sicherheitsinteressen. So hatte es bereits Mopsi den deutschen Medien vorgetragen (die deutschen Medien ziehen dann natürlich mit).

An den Aufschrei und die Empörung der deutschen Medien kann ich mich aber auch erinnern, als Israel die Hizbollah im Libanon angriff. Einer Terrorgruppe, die sich die Vernichtung Israels als Ziel gesetzt hat. Ja, es ist nicht nur der Anblick deutscher Panzer in Händen von Leuten die Takbir Allah u Akbar brüllen, der unerträglich ist...
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Aristide »

Kardux hat geschrieben:(21 Jan 2018, 22:28)

Die Kurden leben in einer Region, dass ihnen gar keine andere Alternative bietet, als sich Hilfe von wem auch immer zu verschaffen. Im Jahr 2014 standen die Kurden in Syrien und auch im Irak vor einer existenziellen Bedrohung da. In solchen Momenten sucht man sich keine Schutzmachten aus, man nimmt was man kriegt um zu Überleben.

Zur selben Zeit stand es aber auch sehr schlecht um die Alawiten/Schiiten, Christen und anderen Nicht-Sunniten in Syrien (und auch im Irak).

Die Russen waren drauf und dran ihren Proxy (=Assad) zu verlieren. Die Kurden waren hierbei eine grosse Unterstützung für Russland, um Jihadisten ganz im Norden zu binden. Dies war eine Entlastung, sowohl für den Iran als auch Russland. Denn Assads Truppen hatten den von der Türkei unterstützten Jihadisten nichts mehr entgegenzusetzen. Gleichzeitig profitierten natürlich auch die Kurden. Und trotzdem wären die Kurden ohne die Luftunterstützung der USA in Kobanê untergegangen. Von da an, kooperierte die YPG sowohl mit den Russen als auch den USA. Was hätte man auch sonst tun sollen? Die Hilfe gegen Jihadisten abschlagen?

Man hatte zusammen mit den Russen einen gemeinsamen Feind - Jihadistengruppen. Das sich Russland nun von den Kurden abwendet und es in Kauf nimmt, dass die Türkei samt seiner Jihadisten Territorium innerhalb Syriens einnimmt zeigt doch die gesamte Willkür dieses Konflikts.

Nichts ergibt einen Sinn! Viele dieser lokalen "FSA"-Kämpfer die heute versuchten in Efrîn einzudringen, sind syrische Turkmenen die vor nicht all zu langer Zeit gegen Russen vorgingen. Ich erinnere hierbei an die Leichenschändung des russischen Piloten.

Solch eine ehrenlose Haltung ist eigentlich einer Weltmacht wie Russland unwürdig. Selbiges kann man natürlich auch von den USA behaupten, die kein Problem mit der Okkupation der Kurdenstadt Kerkûk hatten. Obwohl die Angreifer schiitische Milizionäre waren, die ihrerseits schon viele amerikanische Soldaten getötet haben.

Nein - Sinn ergibt dieser Konflikt nicht...
Das ganze ist ja keine einbahnstraße. Genau wie die saa von der ypg im kampf gegen gemäßigte dschihadisten profitiert hat, hat auch die ypg von den militärischen aktionen der saa profitiert. Das ganze gilt übrigens auch hinsichtlich des is!
Dazu muss man natürlich auch wissen, dass es in diesem krieg nichts umsonst gibt. Die ypg darf z.b. über das saa gebiet, um die afrin exklave zu versorgen und die saa darf im gegenzu an ihre stützpunkte in hasakah und quamishli ran! Es wurde nie ein beistandsbündniss geschlossen und die beziehung verlief auch nie gänzlich ohne konflikte! Man erinnere sich nur an die kampfhandlungen vor einigen monaten bei hasakah oder den vorfall als syrische offiziere von der ypg gegen ihre mitstreiter an al nusra ausgetauscht und anschließend von dieser exekutiert wurden!
Um wirklich einen schutz genießen zu können, hätte sich die ypg offiziell der syrischen hoheit unterstellen und die verteidigungsgewalt und den grenzschutz im afrin kanton an die saa abgeben müssen! Vor allem weil sie auch eher die möglichkeit dazu gehabt hat, während das bei den östlichen genossen, die viel stärker am tropf der usa hingen nicht so einfach gewesen wäre!
Die regierung assads hätte den kurden mit sicherheit eine kulturelle autonomie zugestanden, aber es war von vornherein klar, dass quasistaatliche selbständige gebilde in nordsyrien eine eindeutige provokation für die türkei darstellen und deren verteidigung in dieser form auch nicht im interesse von damaskus ist!

Was russlands engagement angeht, so war das erklärte ziel des eingriffs die stabilisierung des syrischen staates und die bekämpfung des is. Russlands ambitionen in dem konflikt beinhalten gewiss nicht die lösung der kurdenfrage und es war absehbar, dass das land seine beziehungen zum nachbar türkie deshalb nicht unnötig belasten werde! Das tun ja auch die usa nicht und lassen ihren erklärten verbündeten offen fallen!
Aus der sicht russlands sind sowohl fsa/nusra/ahrar al sham/al zenki/wasauchimmer als auch die ypg nicht unter der kontrolle der regierung stehende gruppen und obwohl die ypg der deutlich angenehmere verhandlungspartner ist, ergibt sich dadurch keine pflicht ihm einen besonderen schutz zukommen zu lassen!
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Re: USA in Absprache mit der Türkei gegen YPG/PKK?

Beitrag von SirToby »

King Kong 2006 hat geschrieben:(21 Jan 2018, 21:06)

Die USA haben den YPG/PKK logistische Unterstützung und Ausbildung zukommen lassen. Sie gelten als Verbündete der USA. Die Türkei ist für die USA kein abgeschotteter Staat, sondern NATO-Partner. Sprich, es gibt nicht nur komplizierte Gesprächskanäle, sondern massive Vernetzungen. Das die Türkei nun ohne von den USA signifikant zurückgehalten einen Verbündeten wie die YPG/PKK so zusammenschiessen lassen darf, zeigt eben die Realpolitik der USA in der Region. Ob die Unterstützung Saddams, den Kampf gegen Saddam, die Unterstützung der YPG/PKK, die Allianz mit der Türkei usw.

Und deshalb ist es nicht wirklich ein unlösbares Geheimnis, weshalb die USA in der Region mit Vorsicht genossen wird. Genauergesagt, die Politik dieses großen Geostrategen von Übersee mit seinen Interessen in der Region. Die USA vertreten nicht "das Gute" in der Region, was ohnehin für jeden etwas anderes darstellt, sondern ihre Interessen. Ob Saddam, der Schah, die Türkei, die al-Sauds, die Militärs in Ägypten usw.

Ankara hat die USA vor dem Bombardement auf kurdische Ziele informiert. Der Rechtsweg ist offenbar eingehalten.



Lt. Washington hat die Türkei berechtigte Sorgen, die offenbar ausgeräumt werden müssen.



Mir war immer klar, daß wenn die USA sich entscheiden müssen, zwischen der Türkei (sogar Iran) oder selbst Irak oder Syrien, oder eben den Kurden, sie im zweifelsfall letztere fallen lassen. Wie die Schiiten im Irak. Diese wurden allerdings durch die USA entfesselt als sie nach den ABC-Waffen im Irak suchen mußten oder wollten...
Die SDF in Rojawa ist der Verbündete der USA. Die YPG in Afrin hat sich auf den Schutz durch Russland verlassen.

Davon dass die USA das "Gute" vertreten habe ich nichts geschrieben. Es wäre im übrigen schlimm, wenn sie nicht ihre Interessen vertreten würden.

Nur muss man die USA nicht grundlos diffamieren, wenn sie mal nichts dafür kann. Es gibt genug Gründe die USA zu kritisieren, aber das was mal keiner, sondern nur eine vermeintlich günstige Gelegenheit mal wieder über die USA herzuziehen. In dem Fall wurden die Kurden aber von Russland fallen gelassen und nicht von den USA:


Und wenn Sie mir das nicht glauben, weil Ihnen meine Meinung zu Proamerikanisch ist, dann sollten Sie wenigstens den Kurden selber glauben:

"We know that, without the permission of global forces and mainly Russia, whose troops located in Afrin, Turkey cannot attack civilians using Afrin air space. Therefore we hold Russia as responsible as Turkey and stress that Russia is the crime partner of Turkey in massacring the civilians in the region."

http://www.ypgrojava.org/To-the-Public-Opinion!

https://mideast.liveuamap.com/en/2018/2 ... s-in-afrin
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Re: USA in Absprache mit der Türkei gegen YPG/PKK?

Beitrag von King Kong 2006 »

SirToby hat geschrieben:(22 Jan 2018, 12:04)

Die SDF in Rojawa ist der Verbündete der USA. Die YPG in Afrin hat sich auf den Schutz durch Russland verlassen.

Davon dass die USA das "Gute" vertreten habe ich nichts geschrieben. Es wäre im übrigen schlimm, wenn sie nicht ihre Interessen vertreten würden.

Nur muss man die USA nicht grundlos diffamieren, wenn sie mal nichts dafür kann. Es gibt genug Gründe die USA zu kritisieren, aber das was mal keiner, sondern nur eine vermeintlich günstige Gelegenheit mal wieder über die USA herzuziehen. In dem Fall wurden die Kurden aber von Russland fallen gelassen und nicht von den USA:


Und wenn Sie mir das nicht glauben, weil Ihnen meine Meinung zu Proamerikanisch ist, dann sollten Sie wenigstens den Kurden selber glauben:

"We know that, without the permission of global forces and mainly Russia, whose troops located in Afrin, Turkey cannot attack civilians using Afrin air space. Therefore we hold Russia as responsible as Turkey and stress that Russia is the crime partner of Turkey in massacring the civilians in the region."

http://www.ypgrojava.org/To-the-Public-Opinion!

https://mideast.liveuamap.com/en/2018/2 ... s-in-afrin
Natürlich dienen verschiedene kurdische Gruppen auch nur russischen Interessen. Man hätte aber erwarten können, daß voran die USA die YPG, die sie massiver unterstützt haben, als die Russen, mehr den Rücken stärken würden. Die USA und die Türkei sind NATO-Partner, da darf, da muß man mehr erwarten, als zwischen der Türkei und Russland.

Die einzigen, die von einem Stopp der türkischen Operationen sprechen sind Paris, Teheran und Damaskus (sie sollen ja sogar Nachschub für die YPG durchlassen - nach Afrin).

Wie komplex die Angelegenheit ist, sieht man auch an der Haltung Irans. Der Iran hat sicher kein Interesse an weiterem Machtgewinn der YPG/PKK/PJAK, aber man befürchtet einen weiteren Vorstoss des US-Blocks. Wenn nicht unter kurdischer Kontrolle, denn unter türkischer. Deshalb die Forderung nach Einstellung der Kämpfe. Andererseits gibt es höchste militärische und politischer Absprachen zwischen Ankara und Teheran.

Was die USA, Türkei, Iran und Russland da in verschiedener Konstellation da miteinander abgesprochen haben ist sicher interessant. Die YPG/PKK hat erstmal ihren Job gemacht. Die Lorbeeren holen sich andere. Mit Sicherheit ist das nicht das Ende. Die YPG/PKK kontrolliert auch im Osten Syriens große Gebiete, weit über kurdisches Siedlungsgebiet heraus. Das wird sich Damaskus wieder zurückholen. Mit Hilfe Iraks, Irans und mit Inaktivität Russlands. Das wird sehr viel aufgeregter werden als Afrin. Denn hier werden die USA vermutlich - aus eigenem Interesse - sturer sein als mit der Türkei.
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Re: USA in Absprache mit der Türkei gegen YPG/PKK?

Beitrag von SirToby »

King Kong 2006 hat geschrieben:(22 Jan 2018, 15:58)

.
Was die USA, Türkei, Iran und Russland da in verschiedener Konstellation da miteinander abgesprochen haben ist sicher interessant. Die YPG/PKK hat erstmal ihren Job gemacht. Die Lorbeeren holen sich andere. Mit Sicherheit ist das nicht das Ende. Die YPG/PKK kontrolliert auch im Osten Syriens große Gebiete, weit über kurdisches Siedlungsgebiet heraus. Das wird sich Damaskus wieder zurückholen. Mit Hilfe Iraks, Irans und mit Inaktivität Russlands. Das wird sehr viel aufgeregter werden als Afrin. Denn hier werden die USA vermutlich - aus eigenem Interesse - sturer sein als mit der Türkei.
Davon ist auszugehen: Farin nimmt eine Sonderrolle ein. Die von der YPG dominierten SDF sind ja auch weitestgehend im Kerngebiet Rojava tätig. Ein Angriff aus dieses Gebiet würde zu anderen Reaktionen der USA führen.
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Re: USA in Absprache mit der Türkei gegen YPG/PKK?

Beitrag von Aristide »

SirToby hat geschrieben:(22 Jan 2018, 18:12)

Davon ist auszugehen: Farin nimmt eine Sonderrolle ein. Die von der YPG dominierten SDF sind ja auch weitestgehend im Kerngebiet Rojava tätig. Ein Angriff aus dieses Gebiet würde zu anderen Reaktionen der USA führen.
Oder auch nicht. Warten wir doch ab, was passiert wenn erdogan mit afrin fertig ist und sich manbidj zuwendet!!!
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"Der Westen" und die Kurdenfrage - Das ist nichts persönliches

Beitrag von King Kong 2006 »

Türkischer Angriff auf Syrien

Der Westen verrät die Kurden

Die Türkei greift in Syrien ausgerechnet jene kurdische Miliz an, die sich dem "Islamischen Staat" entgegenstellt. Dem Westen fallen dazu nur warme Worte ein.
Keine Hilfe, nicht einmal deutliche Worte

Das ist kritikwürdig und beklagenswert. Der Westen aber, der dankbar die kurdischen Milizen gegen den IS hat kämpfen lassen, begeht Verrat an den Kurden. Die waren bereit zu sterben, und tatsächlich sind im Einsatz gegen die Extremisten mindestens 1500 kurdische Kämpfer im Irak und mehr als 3000 in Syrien gefallen. Dafür waren sie dem Westen gut genug. Man hat sie ausgebildet, ausgerüstet und angefeuert. Aber jetzt, da sie von türkischen Panzertruppen angegriffen, von türkischer Artillerie beschossen, von türkischen Kampfjets bombardiert werden, eilt man ihnen nicht zu Hilfe. Nicht einmal ein deutliches Wort in Richtung türkischer Regierung gibt es, geschweige denn diplomatische oder wirtschaftliche Sanktionen, um das militärische Vorgehen zu stoppen. Die Kurden haben ihren Nutzen erfüllt. Nun können sie sehen, wo sie bleiben.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 89385.html
Nun muß man aber fairerweise auch sagen, daß auch die syrische Armee, schiitische Milizen, die Hezbollah, iranischen Einheiten, irakischen Einheiten und auch die Russen kein Lob und keine Ermunterung bekommen haben. Da sind Abertausende gefallen, Berge von Material eingesetzt und Millionen- wenn nicht gar Milliardenbeträge reingepumpt worden um den IS zurückzudrängen. Im Kampf gegen den IS (und auch Al-Qaida, FSA usw.). Das waren und sind die "Dreckfresser" auf dem Boden. Niemand aus dem Westen war dazu auf dem Boden bereit. Kein herausragendes Lob aus "dem Westen". Das hat geostrategische Gründe. Genauso die Kurden sitzen zu lassen. Wie heißt es unter Mafiosis? Das ist nichts persönliches, rein geschäftlich... So, wie die dt. Waffen für die Türkei. Oder die Stille aus Washington und Russland (ok, das ist Osten).

Paris und Teheran melden sich kritisch. Wieso und weshalb hat bei beiden wohl verschiedene Gründe.
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Realpolitik at work

Beitrag von King Kong 2006 »

NATO-Mitglied Türkei schiesst mit deutschen Waffen auf den vermeintlichen Verbündeten "des Westens", der kurdischen YPG/PKK/PJAK. Natürlich gibt es weiterhin vom NATO-Mitglied Deutschland Rüstung für den NATO-Partner Türkei, um gegen die Kurden vorzugehen. Der NATO-Partner USA derweil sieht sich nicht bemüßigt irgendwie den Verbündeten "des Westens", der kurdischen YPG/PKK/PJAK irgendwie in irgendeiner Form ein bißchen Hilfe zukommen zu lassen.
Erdogan droht mit Ausweitung von Syrien-Offensive

Der türkische Präsident Erdogan will die militärische Operation in Syrien nicht nur auf den Bezirk Afrin beschränken.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 89663.html
Derweil lädt die EU den Iran zu Gesprächen über die Anti-Terrorbekämpfung nach Brüssel ein. Immerhin hat der Iran vermutlich wie kein anderer außerhalb des Iraks und Syriens sich reingekniet gegen den IS, Al-Qaida, FSA u.a. Oder in Afghanistan. Die FSA übrigens hilft dem NATO-Mitglied Türkei beim zusammenschiessen der kurdischen YPG/PKK/PJAK.
A delegation from Tehran is currently visiting the EU parliament. The reason for the visit is a joint seminar – on the agenda: „The fight against terrorism“.

http://www.bild.de/politik/ausland/bild ... .bild.html
Die kurdischen Gruppen, wie die YPG/PKK/PJAK wurden im Gegensatz zum Iran offenbar nicht eingeladen. Die werden gerade von einem NATO-Mitglied (Türkei), durch NATO-Waffen (z.B. dt. Leopard 2) und mit Zustimmung eines NATO-Miglieds (USA - "berechtigte Sicherheitssorgen der Türkei") im Rahmen der Terrorbekämpfung zusammengeschossen. Hm, waren das eigentlich nicht die Guten (aus Sicht "des Westens")?
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Kurden rufen Assad zu Hilfe - Politischer Erdrutsch?

Beitrag von King Kong 2006 »

Syrien-Offensive der Türkei

Kurden bitten Assad um Hilfe

Mit der Operation "Olivenzweig" bekämpft die Türkei die kurdische Miliz in Syrien. Die Führung in der angegriffenen Region Afrin fordert jetzt die Regierung von Machthaber Assad zum Handeln auf.
Die von der türkischen Armee attackierten Kurden im nordsyrischen Bezirk Afrin bitten Präsident Baschar al-Assad um Hilfe. "Wir rufen den syrischen Staat auf, seinen Verpflichtungen nachzukommen und die Armee zu entsenden, um die Grenze mit der Türkei gegen Angriffe der türkischen Besatzer zu schützen", hieß es in einer auf der Internetseite der lokalen Verwaltung veröffentlichten Erklärung.

Damaskus stehe in der Pflicht, Afrin zu verteidigen. Afrin sei ein "untrennbarer Teil Syriens", sagte er. "Jeder Angriff auf Afrin ist ein Angriff auf die Souveränität des syrischen Staates."

http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 89888.html
Darin sind zwei Informationen sehr wichtig. Im letzten Abschnitt fordern "die Kurden" somit die Souveränität Syriens ein. Sie sind ein Bestandteil des Staates Syrien. Mit Assad als Staatsoberhaupt!

Zum anderen wird die Sache kompliziert, weil der Iran damit zum Handeln aufgerufen wird. Assad in Damaskus ist nicht wirklich der Mann, der Ankara irgendwie beeindrucken kann. Teheran hat, um Damaskus zu stabilisieren im wesentlichen dort das militärische Kommando übernommen. Wesentlich umfänglicher als im Irak. Der israelische Botschafter für die UN, Danon, behauptet, daß zur Zeit über 80 000 Soldaten unter dem Kommando Irans in Syrien stehen. So ein Hilfegesuch heißt im Klartext, hinter den Kulissen, daß Teheran mit Ankara die Sache klären muß. Die beiden haben wiederum auf höchster Ebene Absprachen. Entweder ein Schachzug der YPG/PKK/PJAK den Iran und die Türkei da aufeinanderstossen zu lassen oder ein Schachzug Irans. Dieser hat enge Kontakte zur KRG im Irak. Ein Deal könnte lauten, daß man "kurdische Interessen" schützen wird, so wie im Irak gegen den IS, hier in Syrien gegen die FSA, dafür aber die Oberhoheit Syriens, die Integrität anerkennen muß. Auf jedenfall eine Kehrwendung in der Sache!
DANON: IRAN CURRENTLY CONTROLS 82,000 FIGHTERS IN SYRIA

http://www.jpost.com/Middle-East/Iran-N ... ria-539844
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Re: Kurden rufen Assad zu Hilfe - Politischer Erdrutsch?

Beitrag von Tom Bombadil »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Jan 2018, 09:08)

Im letzten Abschnitt fordern "die Kurden" somit die Souveränität Syriens ein. Sie sind ein Bestandteil des Staates Syrien. Mit Assad als Staatsoberhaupt!
Richtig. Und wenn Assad nicht in der Lage ist, den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei zu beenden und seine Staatsbürger zu beschützen, dann haben die Kurden alles Recht dieser Welt, sich mit einem eigenen Staat selbständig zu machen. Das kann für Erdogan und Assad ganz schön nach hinten losgehen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von H2O »

Was in diesem Wahnsinn jetzt noch dringend gebraucht wird, das wäre, daß der IS wieder aus seinen Schlupflöchern kröche und wieder Macht über Leben und Tod von Menschen in Syrien ausübte!
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Re: Kurden rufen Assad zu Hilfe - Politischer Erdrutsch?

Beitrag von King Kong 2006 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(26 Jan 2018, 10:13)

Richtig. Und wenn Assad nicht in der Lage ist, den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei zu beenden und seine Staatsbürger zu beschützen, dann haben die Kurden alles Recht dieser Welt, sich mit einem eigenen Staat selbständig zu machen. Das kann für Erdogan und Assad ganz schön nach hinten losgehen.
Theoretisch betrachtet. Praktisch wird sich die Türkei dieser Schlußfolgerung nicht anschliessen. Oder Assad oder Iran. Wie jetzt die Kampfhandlungen zeigen. Weil offenbar Assad in den von den YPG/PKK/PJAK eroberten Gebieten nicht die Autorität darstellt ist es für Ankara ein Rechtsfreier Raum, in dem sich Terroristen aufhalten, die es zu bekämpfen gilt. Wenn jetzt die YPG/PKK/PJAK Assad - zumindest bei Afrin - einlädt, jetzt mit der interessanten Kehrtwendung, daß dies ja Syrien wäre, mit Assad als Staatsoberhaupt, dann wird es jetzt interessant, wenn es sich so verhält, ob und wann die syrischen Armee die Kontrolle dort zurückerlangt. Wenn dies der Fall wäre, könnte es auch ein Präzedenzfall für die restlichen Gebiete in Syrien darstellen, die unter Kontrolle der YPG/PKK/PJAK sind.

Falls Assad dort einmarschiert, könnte es tatsächlich ein Stopp der türkischen Operationen bedeuten. Weniger wegen dem potenten Assad. Denn Assad ist die Galleonsfigur Irans und Russlands. Vermutlich hat man dort auch schon vor der Hezbollah mehr Respekt denn vor der syrischen Armee. Aber was Teheran, Ankara und Moskau miteinander abgemacht haben ist eben nicht bekannt.

Auf jedenfall höre ich jetzt zum ersten Mal von Seiten der YPG/PKK/PJAK, daß Assad das Staatsoberhaupt ist und Syrien als Staat einheitlich ist und zusammengehört. Vermutlich ist der YPG/PKK/PJAK nach dem Wegschauen "des Westens" klar, daß um schlimmeres zu vermeiden man sich jetzt an Teheran (und vermutlich Moskau), pardon an den mächtigen Assad,wenden muß. Könnte natürlich auch ein Plan Irans, der Türkei und Russlands sein somit die Integrität Syriens klarzustellen. "Der Westen" hat es nie anders gesehen. Für "den Westen" war Syrien wie Irak immer unbestreitbar ein bzw. zwei Staaten. Die USA operieren natürlich mit den Hoffnungen der Kurden. Diese selbst waren für die USA nie wirklich von Interessen. Es geht primär um Geopolitik dort, sie sind im Kontext Irans, der Türkei und Russland interessant.

Die Kurden machen wie im Irak-Iran Krieg, wie beim Aufstieg des IS die Erfahrung, daß lokale Mächte die einzigen sind, auf die sie im Ernstfall setzen können.
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Re: Kurden rufen Assad zu Hilfe - Politischer Erdrutsch?

Beitrag von TheTank »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Jan 2018, 15:30)


Die Kurden machen wie im Irak-Iran Krieg, wie beim Aufstieg des IS die Erfahrung, daß lokale Mächte die einzigen sind, auf die sie im Ernstfall setzen können.
Nicht ganz.
Es gibt noch einen weiteren wichtigen Verbündeten.
Und nun: Das Wetter!
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Re: Kurden rufen Assad zu Hilfe - Politischer Erdrutsch?

Beitrag von Kardux »

TheTank hat geschrieben:(27 Jan 2018, 09:23)

Nicht ganz.
Es gibt noch einen weiteren wichtigen Verbündeten.
Und nun: Das Wetter!
Die Gebete der Ditib-Imame wurden anscheinend nicht erhört...
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Re: Kurden rufen Assad zu Hilfe - Politischer Erdrutsch?

Beitrag von Europa2050 »

Kardux hat geschrieben:(27 Jan 2018, 09:38)

Die Gebete der Ditib-Imame wurden anscheinend nicht erhört...
Der Wettergott ist atheistisch - ein Physiker ;)

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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

China und Iran besprechen die Lage in Syrien
Iranian, Chinese Diplomats Discuss Syria in Sochi

TEHRAN (Tasnim) – The representatives of Iran and China at a conference on the settlement of Syria crisis met in Russia’s Sochi on Tuesday for talks on the ongoing conference and ways to help resolve the conflicts in the Arab country.

https://www.tasnimnews.com/en/news/2018 ... a-in-sochi
Die Lage in Syrien scheint derzeit undurchsichtig. Es gibt Berichte wonach türkische Konvois beim Vormarsch von syrischen Einheiten beschossen wurden. Auch ist nicht klar, ob die russischen Angriffe auf Brücken den Vormarsch türkischer und türk. verbündeter Einheiten verlangsamen soll. Gerade in dem Raum um Idlib. Auch soll das Feuer von türkischer Seite auf die Hezbollah eröffnet worden sein. Z.T. wurden diese Meldungen dementiert. Inwieweit diese Bewegungen zwischen den Parteien abgesprochen sind und was ganz klar diametral zu den verschiedenen Interessen der Protagonisten zielt, erscheint im Moment nicht erkennbar.

Eines scheint sicher:
US not able to save Kurdish militants

http://vestnikkavkaza.net/analysis/US-n ... tants.html
New U.S. strategy for Syria could be doomed as American allies fight each other

http://www.chicagotribune.com/news/nati ... story.html
Und Fake News:
'200,000 Jews Will Settle Kurdistan': Turkey Turns to Fake News to Discourage Kurdish Referendum

After Netanyahu endorses Kurdish independence, Turkish pro-government outlets launch media blitz about 'secret' Israel-Kurdish deal to settle Kurdish Jews in new state

https://www.haaretz.com/middle-east-new ... -1.5450830
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Re: Kurden rufen Assad zu Hilfe - Politischer Erdrutsch?

Beitrag von Tom Bombadil »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Jan 2018, 15:30)

Theoretisch betrachtet. Praktisch wird sich die Türkei dieser Schlußfolgerung nicht anschliessen. Oder Assad oder Iran.
Das ist mir schon klar, die Kurden werden auch nach diesem Konflikt keinen eigenen Staat bekommen. Aber da keine Juden involviert sind, bleibt der große Aufschrei aus, die UN träumt weiter selig vor sich hin, eine Resolution gegen die Türkei ist in weiter Ferne.
Auf jedenfall höre ich jetzt zum ersten Mal von Seiten der YPG/PKK/PJAK, daß Assad das Staatsoberhaupt ist und Syrien als Staat einheitlich ist und zusammengehört.
Ich gehöre keiner dieser Gruppierungen an, das ist lediglich meine Auslegung des Völkerrechts.
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Kampf um Erdölgebiete und Geografie

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie bekannt haben die USA einen "Versuchsballon" von Assad-treuen Truppen auf den Vorstoss in die infrastrukturelle Eröldprovinz Deir Zor abgeblockt. Zunächst. Dabei haben sie die Kolonne zerstört. Warum das nicht im gleichen Maße bei dem IS funktioniert hat, ist eine andere Frage. Oder die Kurden so vor FSA/Al-Qaida Truppen bei Afrin geschützt werden können... Das Geheimnis sind wohl nicht nur Sympathien für oder gegen die Kurden/FSA/Al-Qaida oder das militärische Können. Zumindest die Provinz mit den größten Erdölvorkommen will gesichert sein.
Syria's known oil reserves are mainly in the eastern part of the country in the Deir ez-Zor Governorate near its border with Iraq and along the Euphrates River; a number of smaller fields are located in the center of the country.[5] In 2010, Syria produced around 385,000 barrels (61,200 m3) per day of crude oil.[1][3

https://en.wikipedia.org/wiki/Petroleum ... y_in_Syria
Es war geplant eine Pipelineinfrastruktur zu errichten. Es gibt einen wesentlichen Grund, daß diese noch nicht fertig ist. Der syrische Bürgerkrieg.
Iran–Iraq–Syria pipeline

A framework agreement was to be signed in early 2013, with costs now estimated at $10bn;[10] construction plans were delayed by the Syrian Civil War.[11]

https://en.wikipedia.org/wiki/Iran–Iraq–Syria_pipeline
The Secret Stupid Saudi-US Deal on Syria. Oil Gas Pipeline War

https://www.globalresearch.ca/the-secre ... ia/5410130
The Oil Factor: The Real Reason Why Russia Is Fighting In Syria

http://www.huffingtonpost.in/dennis-e-a ... 40710.html
The Oil-Gas War Over Syria, in Maps

https://www.strategic-culture.org/news/ ... -maps.html
Die Hezbollah kündigte ja bereits an, daß man Block 9 im Mittelmeer (für den Libanon) vor Israel verteidigen würde. Israel wiederum kündigte an, daß man nicht tatenlos zusehen würde, wenn Beirut dort drillen würde. Natürlich war das in das übliche Vokabular gebettet ("Terroristen", "Zionisten" usw.). Das Thema aber fossile Energie.

Nun sind die Interventionsten wie Iran/Russland/Irak/Hezbollah - Türkei oder die USA (Carter-Doctrin), Saudi-Arabien oder Israel uvm. natürlich aus einem bunten Blumenstrauß an Gründen dort unterwegs. Sicher auch aus Gründen der Menschlichkeit der Menschen dort gegenüber und um noch Schlimmeres zu verhüten - geschenkt. Aber so richtig bewegt sich jemand dort, wenns um die Kohle geht. Wobei die USA und der Iran z.B. sicher auf humanitäre Einsätze als Grund pochen! Versteht sich.

Iran, Russland, Hezbollah, Irak und natürlich Assad werden nicht lockerlassen. Da ist das letzte Wort nicht gesprochen. Vermutlich wird man wie im Irak versuchen das US-Engagement teuer werden zu lassen. So, daß der Abzug präferiert wird.

Der Kampf um die Ölfelder kann ziemliche Schäden anrichten.
Fight for Deir ez-Zor Oil Fields Will Cause Long-term Environment Damage

http://www.syrianwarreport.com/fight-de ... nt-damage/
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Wie bekannt haben die USA einen "Versuchsballon" von Assad-treuen Truppen auf den Vorstoss in die infrastrukturelle Eröldprovinz Deir Zor abgeblockt. Zunächst. Dabei haben sie die Kolonne zerstört. Warum das nicht im gleichen Maße bei dem IS funktioniert hat, ist eine andere Frage. Oder die Kurden so vor FSA/Al-Qaida Truppen bei Afrin geschützt werden können... Das Geheimnis sind wohl nicht nur Sympathien für oder gegen die Kurden/FSA/Al-Qaida oder das militärische Können. Zumindest die Provinz mit den größten Erdölvorkommen will gesichert sein.
Vielleicht sollten Leute wie Sie (welche die Macht der USA in der Region unterschätzen bzw. bewusst herunterspielen) noch einmal an den Stand der Dinge erinnert werden? Wenn die USA wirklich Interesse hat und die Rahmenbedingungen stimmen (SDF sichert den Boden) dann kann es Schlag auf Schlag kommen. Genauso hätten die USA auch die Shia-Jihadisten in Kerkûk stoppen können - wenn sie gewollt hätten. Sie setzen aber noch (!), auf Anraten von Brett McGurk, auf ihr Pferd in Baghdad - Abadi. Sein Anbandeln mit der PMF in den Wahlen war aber ein herber Schlag in McGurks Gesicht. Diese Abadi-PMF-Allianz konnte aber noch einmal abgewandt werden - zumindest noch vor den Wahlen. Nein, es geht um keine Sympathien, sondern um Interessen. Aber genau diese kollidieren immer mit den Menschen vorort - speziell wenn es Interessensblöcke gibt - die sich als Hegemonialmacht (Iran) betrachten. Wenn die USA wirklich im Nahen Osten bleiben will (und davon kann man ausgehen), dann kommt man um eine Konfrontation mit dem Iran kaum herum. Abwarten.
King Kong 2006 hat geschrieben:Iran, Russland, Hezbollah, Irak und natürlich Assad werden nicht lockerlassen. Da ist das letzte Wort nicht gesprochen. Vermutlich wird man wie im Irak versuchen das US-Engagement teuer werden zu lassen. So, daß der Abzug präferiert wird. Der Kampf um die Ölfelder kann ziemliche Schäden anrichten.
Ja, da stimme ich Ihnen zu. Der Iran, weiß nämlich um die militärische Stärke der USA, aber auch um die Kosten diese Streitmacht in einer Region zu versorgen. Russland verpulvert aber auch Unmengen an Geld - nur zur Erinnerung. Aus meiner Sicht haben die USA sowieso nur zwei Wege:
1. Man profitiert temporär vom Chaos in der Region und pumpt so viel ab, wie es geht
2. Man kreiert eine Neuordnung, baut langfristig militärische Stützpunkte auf und setzt auf verlässliche Partner (solche die keine andere Alternative als die USA haben).

Mal sehen, wohin die Reise der USA geht...
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Tom Bombadil »

Die USA haben in der Region nur einen wirklichen Partner und das ist Israel. Man könnte einen zweiten Partner mit den Kurden haben, aber wenn man die nicht unterstützt, dann wird das nix. Die USA müssten die kurd. Gebiete in Syrien und im Irak vereinen, zu einer Keimzelle des Staates Kurdistan, die Frage ist, ob sie Erdogan so sehr vor den Kopf stoßen wollen. Ich denke nicht.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Feb 2018, 10:45)

Die USA haben in der Region nur einen wirklichen Partner und das ist Israel. Man könnte einen zweiten Partner mit den Kurden haben, aber wenn man die nicht unterstützt, dann wird das nix. Die USA müssten die kurd. Gebiete in Syrien und im Irak vereinen, zu einer Keimzelle des Staates Kurdistan, die Frage ist, ob sie Erdogan so sehr vor den Kopf stoßen wollen. Ich denke nicht.
Natürlich ist Israel der engste Partner der USA in der Region - keine Frage. Aber Israel liegt auch nicht in diesem sogenannten schiitischen Halbmond, den es zu zerschlagen gilt. Dies kann nur mithilfe von Kurden und sunnitischen Arabern geschehen. Letztere müssten jedoch anfangen sich von der Türkei und den Golfarabern zu emanzipieren. Anders wird man den schiitischen Halbmond nicht aufhalten können.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Ger9374 »

Die USA haben sich seit Jahrzehnten die Israelis als Partner im Nahen Osten auserwählt.Eine nicht immer leichte Braut aber besser als die instabilen Nachbarstaaten. Innenpolitisch ist das wohl auch in den USA so gewünscht.

Als ehrlichen neutralen Makler sehe ich die USA schon lange nicht mehr.So haben die Araber nur
noch die Russen im Weltsicherheitsrat, als Schützenhilfe. Gelegentlich GB und China.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(09 Feb 2018, 10:36)

Vielleicht sollten Leute wie Sie (welche die Macht der USA in der Region unterschätzen bzw. bewusst herunterspielen) noch einmal an den Stand der Dinge erinnert werden? Wenn die USA wirklich Interesse hat und die Rahmenbedingungen stimmen (SDF sichert den Boden) dann kann es Schlag auf Schlag kommen. Genauso hätten die USA auch die Shia-Jihadisten in Kerkûk stoppen können - wenn sie gewollt hätten. Sie setzen aber noch (!), auf Anraten von Brett McGurk, auf ihr Pferd in Baghdad - Abadi. Sein Anbandeln mit der PMF in den Wahlen war aber ein herber Schlag in McGurks Gesicht. Diese Abadi-PMF-Allianz konnte aber noch einmal abgewandt werden - zumindest noch vor den Wahlen. Nein, es geht um keine Sympathien, sondern um Interessen. Aber genau diese kollidieren immer mit den Menschen vorort - speziell wenn es Interessensblöcke gibt - die sich als Hegemonialmacht (Iran) betrachten. Wenn die USA wirklich im Nahen Osten bleiben will (und davon kann man ausgehen), dann kommt man um eine Konfrontation mit dem Iran kaum herum. Abwarten.



Ja, da stimme ich Ihnen zu. Der Iran, weiß nämlich um die militärische Stärke der USA, aber auch um die Kosten diese Streitmacht in einer Region zu versorgen. Russland verpulvert aber auch Unmengen an Geld - nur zur Erinnerung. Aus meiner Sicht haben die USA sowieso nur zwei Wege:
1. Man profitiert temporär vom Chaos in der Region und pumpt so viel ab, wie es geht
2. Man kreiert eine Neuordnung, baut langfristig militärische Stützpunkte auf und setzt auf verlässliche Partner (solche die keine andere Alternative als die USA haben).

Mal sehen, wohin die Reise der USA geht...
Ich unterschätze die Macht der USA nicht. Aber auch sie können nicht zaubern. Sonst sähe es auf der koreanischen Halbinsel, Kuba, Vietnam oder im Irak, Syrien und Iran anders aus. Sie können Kolonnen zerschiessen. Damals in Korea oder jetzt in Syrien, aber d.h. nicht, daß sie Kriege gewinnen können. Und es muß sich letztendlich lohnen. Nur, um pro forma einen Sieg zu erringen und nur reinzubuttern, nur um etwas verkünden zu können, ist nicht gutes Business. Das muß sich schon lohnen. Und einen Kolonne, die sich auf ein Erdölgebiet zubewegt, eine nicht pro-US Kolonne, die zerschiesst man. Kolonnen, die sich auf Kurden bewegen, naja...Die schauen aus der Wäsche, wie einst die Schiiten im Irak, als Kolonnen auf sie zufuhren.

Langfristig wird sich die USA in diesen Gebieten in Syrien, ähnlich wie im Irak, nicht dort halten können. Ob es gelingt dort Satelliten aufzubauen und das diese sich halten können, wenn die USA weg sind, bleibt abzuwarten. Erwartungsgemäß schwierig. Wie z.B. Nadschibullah in Afghanistan. Als die Sowjets weg waren, wurde es für ihn und Genossen haarig.

Was das "zerschlagen" des schiitischen Halbmondes betrifft, macht es soviel Sinn, wie das "zerschlagen" eines sunnitischen Halbmondes. Der Iran ist nunmal mehrheitlich schiitlisch, der Irak, Bahrain, Aserbaidschan, große Anteile im Libanon, Syrien, Jemen usw. Dann müsste man ja diese Staaten zerschlagen. Oder diese Konfession. Oder diese Menschen. Sehr unrealistisch. Die USA sind nicht (mehr) in der Lage oder Willens so etwas irgendwie zu bewerkstelligen. Haben sie überhaupt diesen Auftrag? Von wem? Und Sunniten/Salafisten/Wahabiten wie die Saudis, FSA, Al-Qaida, Taliban und die anderen arabischen Demokratien und Gruppen sind dann etwas besseres? Es ist doch eher so, daß man (ausländischer Interventionisten) starke Staaten und Blöcke sehr suspekt gegenübersteht. Weil sie schwer in der weltwirtschaftlich bedeutenden Region zu manipulieren und bequatschen sind. Ist es nicht der Irak, ist es der Iran, ist es nicht der Iran, wird es Saudi-Arabien. Es geht um Machtpolitik.

Der sogenannte schiitische Halbmond ist deshalb ein undankbarer Gegner, weil er nicht primär eine Ideologie ist, die oberflächlich dort von Denkern revolutionär neuartig eingeführt wurde. Das ist etwas signifikantes, kulturell tief eingebettetes. Das zu zerschlagen ist nicht der Kampf gegen eine Ideologie, sondern gegen Kulturen und Gesellschaften/Menschen. Auf diesen Kampf werden sich z.B. die USA nicht einlassen. Das ist ein Faß ohne Boden.
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Ich unterschätze die Macht der USA nicht. Aber auch sie können nicht zaubern. Sonst sähe es auf der koreanischen Halbinsel, Kuba, Vietnam oder im Irak, Syrien und Iran anders aus. Sie können Kolonnen zerschiessen. Damals in Korea oder jetzt in Syrien, aber d.h. nicht, daß sie Kriege gewinnen können. Und es muß sich letztendlich lohnen. Nur, um pro forma einen Sieg zu erringen und nur reinzubuttern, nur um etwas verkünden zu können, ist nicht gutes Business. Das muß sich schon lohnen. Und einen Kolonne, die sich auf ein Erdölgebiet zubewegt, eine nicht pro-US Kolonne, die zerschiesst man. Kolonnen, die sich auf Kurden bewegen, naja...Die schauen aus der Wäsche, wie einst die Schiiten im Irak, als Kolonnen auf sie zufuhren.
Natürlich können die USA nicht zaubern, aber so machtlos wie Sie mitunter von Ihnen dargestellt werden, sind sie nunmal nicht. Natürlich muss sich jede Truppenbewegung der USA lohnen, dasselbe gilt auch für Russland. Der Iran agiert in der Hinsicht anders. Man verpulvert viel Geld für Auslandseinsätze und lässt große Teile seiner eigenen Bevölkerung verhungern. Der schiitische Halbmond verfolgt nicht nur ökonomische Ziele sondern viel mehr ideologische.

Ihr Beispiel mit den Kolonnen, die sich auf die Kurden im Irak zubewegt haben, ist nicht wirklich richtig. Denn bis heute versuchen die USA noch die Schiiten im Irak für sich zu gewinnen. Wenn sie nach den kommenden Wahlen die harte Realität erleben werden, wird sich auch im Nordirak noch einiges "bewegen" - I promise.
King Kong 2006 hat geschrieben:Langfristig wird sich die USA in diesen Gebieten in Syrien, ähnlich wie im Irak, nicht dort halten können. Ob es gelingt dort Satelliten aufzubauen und das diese sich halten können, wenn die USA weg sind, bleibt abzuwarten. Erwartungsgemäß schwierig. Wie z.B. Nadschibullah in Afghanistan. Als die Sowjets weg waren, wurde es für ihn und Genossen haarig.
Da, ich sage es doch. Sie unterschätzen die USA. Wenn die USA ein Interesse in Syrien und im Irak sehen (und das gibt es ganz offensichtlich noch), werden sie von nichts und niemanden dort vertrieben werden. Ihr Beispiel mit den kommunistischen Afghanen ist wieder so unpassend. Natürlich hatten die keine Basis in Afghanistan. Wenn die USA aber im Irak, Kurden und sunnitische Araber aufrüstet ist das eine ganz andere Geschichte.
King Kong 2006 hat geschrieben:Was das "zerschlagen" des schiitischen Halbmondes betrifft, macht es soviel Sinn, wie das "zerschlagen" eines sunnitischen Halbmondes. Der Iran ist nunmal mehrheitlich schiitlisch, der Irak, Bahrain, Aserbaidschan, große Anteile im Libanon, Syrien, Jemen usw. Dann müsste man ja diese Staaten zerschlagen. Oder diese Konfession.
1. Im Libanon, in Syrien und im Jemen sind nicht große Anteile der Bevölkerung schiitisch, trotzdem haben/wollen sie die ganze Macht für sich.
2. Im Nordirak, der ein wichtiger Bestandteil dieses Bogens ist leben gar keine Schiiten.

Wenn ein sunnitischer Halbmond versucht Gebiete die mehrheitlich von Schiiten besiedelt sind zu okkupieren gilt es auch diesen zu zerschlagen - keine Frage. Deshalb benötigt auch der Nahe Osten eine Neuordnung und keine Staaten die von Lynchjustiz getrieben werden, je nachdem wer wieder als Sieger hervorging.
King Kong 2006 hat geschrieben:Und Sunniten/Salafisten/Wahabiten wie die Saudis, FSA, Al-Qaida, Taliban und die anderen arabischen Demokratien und Gruppen sind dann etwas besseres? Es ist doch eher so, daß man (ausländischer Interventionisten) starke Staaten und Blöcke sehr suspekt gegenübersteht. Weil sie schwer in der weltwirtschaftlich bedeutenden Region zu manipulieren und bequatschen sind. Ist es nicht der Irak, ist es der Iran, ist es nicht der Iran, wird es Saudi-Arabien. Es geht um Machtpolitik.
Nein, die Wahabiten, FSA, usw. also all jene die in Syrien die Ausrottung von Minderheiten (Schiiten/Alawiten) zum Ziel hatten sind mitnichten besser als die IRI. Aber genau dieser Kampf der großen Blöcke im Nahen Osten ist für den Westen und Russland am Ende des Tages förderlich. Deshalb hilft nur eine Neuordnung.
King Kong 2006 hat geschrieben:Der sogenannte schiitische Halbmond ist deshalb ein undankbarer Gegner, weil er nicht primär eine Ideologie ist, die oberflächlich dort von Denkern revolutionär neuartig eingeführt wurde. Das ist etwas signifikantes, kulturell tief eingebettetes. Das zu zerschlagen ist nicht der Kampf gegen eine Ideologie, sondern gegen Kulturen und Gesellschaften/Menschen. Auf diesen Kampf werden sich z.B. die USA nicht einlassen. Das ist ein Faß ohne Boden.
Sie scheinen ja ein eingefleischter Khomeinist zu sein - der schiitischer Halbmond ist mehr als eine Ideologie...

Wenn der Iran in Zukunft wieder von ziviliserten säkularen Köpfen regiert wird, werden wir sehen wie schnell sich dieses Faß schliessen wird. Als Kenner des Irans müssten Sie doch wissen, dass große Teile der Bevölkerung nicht hinter der IRI stehen...

Ohne die Mullahs in Teheran könnte sich Israel entspannen, die Hizbollah würde sich auflösen, Hashd al-Shabi im Irak und Syrien ebenso, der Libanon könnte sich wieder anständig regieren lassen, usw. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass ich den Schiiten im Nahen Osten wieder eine marginale Rolle zurück wünsche. Aber eine Minderheit kann nicht erwarten ganze Staaten bzw. fast eine ganze Region zu beherrschen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Nomen Nescio »

Kardux hat geschrieben:(12 Feb 2018, 20:36)

Aber eine Minderheit kann nicht erwarten ganze Staaten bzw. fast eine ganze Region zu beherrschen.
erpressen reicht schon. das sieht man soo oft. was denkst du z.b. von GB versus EU. oder die walen und belgien. um nur zwei zu nennen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von DerFlamingo »

Ich habe auch eine Frage an Kardux, du hast geschrieben der Iran lässt große Teile seiner eigenen Bevölkerung verhungern...
Hast du dafür evtl eine Quelle zur Hand?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(12 Feb 2018, 20:36)
Sie scheinen ja ein eingefleischter Khomeinist zu sein - der schiitischer Halbmond ist mehr als eine Ideologie...

Wenn der Iran in Zukunft wieder von ziviliserten säkularen Köpfen regiert wird, werden wir sehen wie schnell sich dieses Faß schliessen wird. Als Kenner des Irans müssten Sie doch wissen, dass große Teile der Bevölkerung nicht hinter der IRI stehen...

Ohne die Mullahs in Teheran könnte sich Israel entspannen, die Hizbollah würde sich auflösen, Hashd al-Shabi im Irak und Syrien ebenso, der Libanon könnte sich wieder anständig regieren lassen, usw. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass ich den Schiiten im Nahen Osten wieder eine marginale Rolle zurück wünsche. Aber eine Minderheit kann nicht erwarten ganze Staaten bzw. fast eine ganze Region zu beherrschen.
Was ist ein eingefleischter Khomeinist? Ist das so etwas wie ein eingefleischter Terrorist, wenn man die Operationen der kurdischen YPG/PKK/PJAK gegen die Türkei, Irak, Syrien und Iran nicht aufs Schärfste verurteilt? :D

Sicher, es gab vor 1979 und der Revolution im Iran überhaupt keine Probleme in Nahost, weder ethnisch, konfessionell, religiös, (macht-)politisch, wirtschaftlich fundiert und keine Kriege... und wenn der Iran sich ändert, wird alles gut in Nahost. Palästinenser verschwinden bzw. die Zweistaatenlösung kommt, oder Israel wird endlich "friedlich", Kurdenproblematik, Al-Qaida, Taliban, Wahabismus, Salafismus, Hamas, Muslimbrüder, arabisch-israelischer Konflikt, Machtansprüche einzelner Staaten, Interessen der USA, Russlands, der Türkei, Saudi-Arabien, China usw.. Ich weiß nicht, wer sich das hier einfach (redet). Schon mal darüber nachgedacht, wie sich die Entwicklungen dort hochgeschaukelt haben?
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Syrien soll wieder Grenzkontrolle in Afrin übernehmen

Beitrag von King Kong 2006 »

Offenbar ist zwischen dem "mächtigen Assad" und der YPG/PKK/PJAK eine Übereinkunft getroffen worden, das die syrische Armee wieder in Afrin stationiert werden soll. Somit übernimmt Syrien offenbar wieder die Kontrolle in dieser Region.
Syria to deploy troops to Afrin under deal with Kurdish militants: Reports

The Syrian government is reportedly set to deploy troops to the northern district of Afrin, which has been the target of a month-long Turkish offensive, as part of an agreement with the Kurdish militants operating there.
Das wird vermutlich die Operationen der Türkei in dieser Region stoppen.

Insgesamt wird es für Erdogan schwieriger seine Interessen durchzusetzen, da in den anderen Regionen, die von der YPG/PKK/PJAK erobert wurden, diese unter den SDF von den USA geschützt werden. Das wird vermutlich auch eine harte Nuss für "den mächtigen Assad" und seinen kleinen Verbündeten, Iran und Russland. Eben auch für die Türkei. Es könnte sein, daß Ankara jetzt an den Fronten auf Granit stösst. Bei Afrin auf den "mächtigen Assad", Iran und Russland und weiter im Osten auf die YPG/PKK/PJAK aka SDF + USA.
Angered by a Washington plan to set up a 30,000-strong Kurdish force at its doorstep, Turkey launched on January 19 the so-called Operation Olive Branch in northern Syria to cleanse those regions of the YPG, which forms the primary component of the so-called Syrian Democratic Forces (SDF).

http://www.presstv.com/Detail/2018/02/1 ... ent-Turkey
Zusammengefasst: Ankara, Teheran, Bagdad (und der mächtige Assad) haben kein Interesse an weitesgehender kurdischer Autonomie, sprich an der YPG/PKK/PJAK - SDF. Weil es ihre territoriale Existenz bedroht. Für die einen Terroristen, für die anderen Freiheitskämpfer. Russland und die USA nutzen die Kurden, je nach politischer Lage. Z.T. Ankara, Teheran, Bagdad und "der mächtige Assad" natürlich auch. Die YPG/PKK/PJAK - SDF lavieren nach politischer Lage zwischen den Lagern. Mal sind die einen Tyrannen, dann mal wieder Allierte.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Was ist ein eingefleischter Khomeinist? Ist das so etwas wie ein eingefleischter Terrorist, wenn man die Operationen der kurdischen YPG/PKK/PJAK gegen die Türkei, Irak, Syrien und Iran nicht aufs Schärfste verurteilt?
Ein eingefleischter Khomeinist denkt, dass überall wo Schiiten leben, auch eine schiitische Theokratie etabliert werden muss. Ein eingefleischter Khomeinist denkt, dass die iranische Bevölkerung tief verwurzelt ist mit der Shia bzw. dem Islam an sich. Das die Perser "einst" den größten Widerstand gegen die Zwangsislamisierung leisteten, wird ausgeblendet. Gegen die Liebe der Perser zu ihrem vorislamischen und deshalb heidnischen Neujahrsfest können nicht einmal die Mullahs (die sich sonst in alles einmischen) etwas tun. Das die Perser bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch mehrheitlich Sunniten waren, wird ausgeblendet. Das die Interessen der Perser kaum mit denen der Araber vereinbar sind (siehe Streit um die Namensgebung des Persischen Golfs), wird ausgeblendet. Das innerhalb der persischen Gesellschaft große Ressentiments gegenüber Arabern existieren, wird ausgeblendet. Das Antijudaismus nicht vereinbar ist mit der persischen Gesellschaft und die Frage um Jeruslem für den normalen Perser keinerlei Bedeutung hat, wird natürlich auch ausgeblendet. Eingefleischte Khomeinisten sehen das anders. Für sie ist die Khomeini-Doktrin (Ausweitung der Shia) mehr als nur eine Ideologie - ein naturgegebenes Recht vielleicht? Auf jedenfall, ist diese Doktrin tief verankert in der Gesellschaft. Komisch. Das hörte sich bei den Massenprotesten im Iran aber anders an.
King Kong 2006 hat geschrieben:Sicher, es gab vor 1979 und der Revolution im Iran überhaupt keine Probleme in Nahost, weder ethnisch, konfessionell, religiös, (macht-)politisch, wirtschaftlich fundiert und keine Kriege... und wenn der Iran sich ändert, wird alles gut in Nahost. Palästinenser verschwinden bzw. die Zweistaatenlösung kommt, oder Israel wird endlich "friedlich", Kurdenproblematik, Al-Qaida, Taliban, Wahabismus, Salafismus, Hamas, Muslimbrüder, arabisch-israelischer Konflikt, Machtansprüche einzelner Staaten, Interessen der USA, Russlands, der Türkei, Saudi-Arabien, China usw.. Ich weiß nicht, wer sich das hier einfach (redet). Schon mal darüber nachgedacht, wie sich die Entwicklungen dort hochgeschaukelt haben?
Ich habe in Diskussionen mit iranophoben (vielleicht auch nur Gegner der Shia) Usern schon klargestellt, dass die Zerschlagung des schiitischen Halbmonds keinen anhaltenden Frieden mit sich bringt. Es gibt noch reichlich Baustellen im Nahen Osten. Aber der Shia-Bogen ist derzeit nunmal das Problem mit dem größten Konfliktpotential. Dieser Halbmond hat die Balance auf den Kopf gestellt, dadurch schreitet die Radikalisierung der Sunniten nur weiter voran. Dies gilt es zu beenden.

Und auch wenn sich eingefleischte Khomeinisten einen Iran ohne die Mullahs nicht vorstellen können, wird es diesen irgendwann wieder geben. Und der natürlich wird wieder ein Gegengewicht zu den anderen playern vorort stellen. Es gäbe aber eine Entspannung der konfessionellen Spannungen. Im Libanon könnte man wieder gerechter regieren - nach der tatsächlichen Population und nicht der militärischen Stärke. Vielleicht wäre auch eine Teilung möglich? Und in Syrien und im Irak würden sich für die Sunniten wieder neue Perspektiven ermöglichen. Und aus einem mächtigen Staat wie dem Iran, kämen dann auch keine Drohungen mehr Israel auszulöschen. Wäre alles geklärt? Gewiss nicht. Aber es wäre mal ein Anfang. Die Wahabiten wären das nächste große Problem und stehen nur deshalb nicht über dem Shia-Bogen, weil sie schlichtweg zu viele Defizite aufzeigen. Saudi Arabiens Macht ist abhängig, das macht sie kontrollierbarer.
King Kong 2006 hat geschrieben:Offenbar ist zwischen dem "mächtigen Assad" und der YPG/PKK/PJAK eine Übereinkunft getroffen worden, das die syrische Armee wieder in Afrin stationiert werden soll. Somit übernimmt Syrien offenbar wieder die Kontrolle in dieser Region.
Der gestrige Tag war ein Knackpunkt. Da wurde der YPG wohl zum ersten mal in den letzten drei Wochen wirklich bewusst, dass man die Enklave langfristig nicht halten kann. Man wartet bis jetzt noch auf ein Zeichen aus Washington, aber das wird wohl nicht kommen. Nur Russland kann den Vormarsch der Türken in Efrîn stoppen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Es könnte sein, daß Ankara jetzt an den Fronten auf Granit stösst.
Ohne Lufthoheit wird es keine weiteren territorialen Gewinne in dieser hügeligen Region geben. Die Türkei wird wohl in den wenigen Tagen, die sie noch haben, so viel wie möglich okkupieren. Ja, da hat die YPG wohl falsch gepokert, auch wenn der Widerstand stark war. Aus den strategisch wichtigen Dörfern, welche die Türkei in den letzten drei Wochen eingenommen hat, kann wohl auch Assad sie nicht mehr verdrängen. Es sei denn, die Türkei wagt den Bruch mit Russland.

Ansonsten kann man keine selbstzerstörerische Tat der Türkei erwarten, von wegen sie würden einen Krieg mit den USA erwägen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

DerFlamingo hat geschrieben:(13 Feb 2018, 00:51)

Ich habe auch eine Frage an Kardux, du hast geschrieben der Iran lässt große Teile seiner eigenen Bevölkerung verhungern...
Hast du dafür evtl eine Quelle zur Hand?
http://www.borgenmagazine.com/poverty-iran-rise/

Der ultimative Beweis für die schlechten wirtschaftlichen Zustände im Iran waren jedoch die Massenproteste im Iran zwischen Dezember 2017 und Jänner 2018.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Das der Iran "große Teile" seiner Bevölkerung "hungern" lässt ist an den Haaren herbeigezogen.

Armut? Ja, die gibt es nicht nur in Deutschland. Auch im Iran. Um in der Region zu bleiben, 1.8 Millionen Israelis, ca. 22 % von der Bevölkerung leben in Armut (Stand 2017 https://www.timesofisrael.com/1-8-milli ... ne-report/). Und das ist kein sanktioniertes Land, sondern mit besten Kontakten zum Westen und hohen Bildungsstand. Es gibt auch viel Armut im Iran und es ist nicht einfach selbst für Akademiker. Aber in "großen Teilen" "verhungert" nicht die Bevölkerung.

Was das Thema "Khomeinist" betrifft, werde ich später darauf antworten. Man sollte dabei den Fokus nicht nur auf den Iran lenken. Gerde die tribalistischen Gesellschaften Iraks, Syriens oder Libanons sollte man beachten. Mit starken Clan- und Familienstrukturen haben sie als einen Träger die Schia. Dazu muß man nicht nur den Iran bemühen. Natürlich gibt es viele Identifiktationsmöglichkeiten für Gesellschaften. Aber so, wie für Israelis das Judentum als Identifikationsmittel sicher nicht unerheblich ist, oder viele Millionen das Sunnitentum, so ist es für viele Iraker, Libanesen oder die Alawiten in Syrien (genauso, die Sunniten andersherum) ein verbindendes Element. Das sieht man als Symptom an den vielen Milizen und Parteien. Dies ist nicht zu ignorieren. Und die heiligsten Stätten der Schia wie auch der höchste Würdenträger sind auch nicht im Iran. Wenn auch die politische Macht den Iran im nationalstaatlichen Rahmen zur Zeit dominierend macht.
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Race for energy?

Beitrag von King Kong 2006 »

Ob vor den Küsten des Libanons und Israels...
Nasrallah said explicitly on Friday, Feb. 16: The region has entered “the battle of oil and gas. No one should look at this as a separate dispute,” he said.

https://www.debka.com/israel-lebanese-o ... gy-battle/
... oder in Syrien.
US, PYD/PKK, Iran jockey for Syria's energy resources

Iranian forces advance on Deir ez-Zour's energy fields; US reportedly responds with airstrikes

http://aa.com.tr/en/middle-east/us-pyd- ... es/1058233
Die USA, Russland und hintendrein Iran, Türkei, Irak, Syrien, Saudi-Arabien die KRG, diverse Gruppen, direkt, wie indirekt beteiligt - Kämpfen ist kein Selbstzweck, oder Zeitvertreib aus Langeweile. Gerade in dieser Region der Welt. Neben dem Kampf für die Gerechtigkeit, versteht sich.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von DerFlamingo »

Kardux hat geschrieben:(17 Feb 2018, 18:33)

http://www.borgenmagazine.com/poverty-iran-rise/

Der ultimative Beweis für die schlechten wirtschaftlichen Zustände im Iran waren jedoch die Massenproteste im Iran zwischen Dezember 2017 und Jänner 2018.
Sorry, "große Teile der Bevölkerung verhungern lassen" lese ich dort wirklich nicht raus.

Was allerdings in dem Artikel steht, und was mir auch aus anderen Quellen bekannt war, ist eine steigende Unzufriedenheit der Bevölkerung durch die ungerechte Verteilung der Einnahmen.
Speziell die hohen Ausgaben für die Unterstützung Assad, der Houthis und der Hisbollah kommen wohl im Volk nicht wirklich gut an.

Meine bei bescheidene Meinung dazu: Gebt diesem Regime noch 5-10 Jahre ohne ständig eine Drohkulisse von aussen aufzubauen und das Problem wird sich von selbst lösen. Leider sind die Kollegen Donald und Bibi da ganz anderer Ansicht und liefern den Mullahs ständig Steilvorlagen um ihren radikalen Kurs vor dem eigenen Volk zu legitimieren. :mad:
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von tabernakel »

DerFlamingo hat geschrieben:(19 Feb 2018, 13:15)
Meine bei bescheidene Meinung dazu: Gebt diesem Regime noch 5-10 Jahre ohne ständig eine Drohkulisse von aussen aufzubauen und das Problem wird sich von selbst lösen. Leider sind die Kollegen Donald und Bibi da ganz anderer Ansicht und liefern den Mullahs ständig Steilvorlagen um ihren radikalen Kurs vor dem eigenen Volk zu legitimieren. :mad:
Deine bescheidene Hoffnung in allen Ehren, aber Nordkorea ist seit über 60 Jahren größtenteils frei von "ständiger westlicher Drohkulisse", und geändert hat sich nix. Was bringt Dich auf die Idee dass das im Iran anders wäre? Die Taktik ist doch letztlich äußerst simpel:
- droht ein übermächtiger Gegner, wird Resistance beschwört
- droht ein gleichstarker Gegner wird auf dicke Hose gemacht
- droht niemand wird schlicht ein neues Konfliktfeld künstlich erzeugt, und zugleich der Untergang des Abendlandes prophezeit

Am Ende kannst Du machen was Du willst, die Mullahs werden genauso immer einen Weg finden den eigenen Kurs vor der eigenen Bevölkerung zu legitimieren, so wie Erdogan diesen in der Türkei stets finden wird. Ganz einfach. Auch ein Göbbels ist hierzulande nicht sonderlich ins Schwitzen geraten alle möglichen Gräuel wohlklingend im Volk zu verteilen, sobald die Presse (und heutzutage das Internet) unter Kontrolle gebracht und damit abweichende Meinungen unter Kontrolle sind, ist das ziemlich einfach. Den Rest besorgen dann Massenverhaftungen bei Protesten.
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