Die letzten Jahre benutzte ich meist die Begrifflichkeit Modus Vivendi, wenn es um die Beziehungen der USA und Iran ging. Damit meinte ich, daß der Disput zwischen beiden damit zusammenhängt und zwar praktisch ausschließlich, daß sie seit dem "Rauswurf" der USA 1979 aus dem Iran und der wechselvollen, schmerzhaften Geschichte miteinander (z.B. die Akte Mossadegh) auch ideologisch aneinandergeraten sind. Jedenfalls Teile der Verantwortlichen auf beiden Seiten. Die haben aber die Verantwortungsgewalt.
Das alles wäre sicher nur ein Sturm im Wasserglas, wenn es nicht diese Region wäre. Man braucht die Energieträger und vor allen Dingen die Möglichkeit diese zu transportieren. Und da wird aus einer weltgeschichtlich bedeutsamen Region auch eine weltwirtschaftlich große Nummer daraus. Was neu dazu gekommen ist, ist das Potential für Volkswanderungen. Die sind jedoch aber nicht neu, die gibt es ja seit Menschengedenken. Die USA muß das nicht kümmern, sie können befreiter dort kämpfen und intervenieren. Sollten die USA und der Iran sich in dieser Frage einmal annähern, der modus vivendi, dann würde die Region um zumindest einen Konfliktherd ruhiger werden.
Mit der Zertrümmerung des alten "Sykes-Picot-Raumes" hat sich das "bemühen" um einen Modus Vivendi zwischen den USA und dem Iran leider weiter verkompliziert. Die neuen Räume gerade im Levante Raum bieten jetzt neuen Stoff. Zudem könnte in Zukunft die arabische Halbinsel dazu kommen. Auch dort haben die USA und der Iran ihre Interessen. Falls es dort instabil wird, werden beide nicht weit sein.
Die USA haben als Wirtschaftsmacht keine andere Wahl als dort massiv zu intervenieren. Nachrichtendienstlich, diplomatische, wirtschaftlich und kriegerisch. Das sorgt dann zwar als Kettenreaktion für weitere Krisen, aber gar nichts zu tun, kann sich eine Wirtschaftsmacht zu erlauben. Und wenns nicht politisch mit der Interessendurchsetzung klappt, dann mit Clausewitz. Langfristige Kollateralschäden, wie auch politische Entwicklungen treten dahinter zurück. Der Iran hat per se keine wirkliche Möglichkeit gar nichts zu tun. Alleine aus dem Grund heraus, weil er dort wohnt. Ihm kann es nicht egal sein, was dort passiert. Ob unter dem Schah, der jetzigen Führung oder später eine sozialdemokratischen oder Junta. Auch das bringt natürlich wie im Falle der USA weitere Krisen mit sich. Beide sagen zwar, das sie aus gutem Interesse handeln. Also, wirtschaftlich sinnvoll, natürlich gerade auch wegen den Menschrechten, oder prophylaktisch aus Sicherheitsvorkehrungen, aber das geht auch immer auf Kosten anderer und anderer Entwicklungen.
Trump kritisiert die Vorgänger-Administration dafür, mal gar nicht, mal zu wenig, oder überhaupt dort irgendetwas verloren zu haben. Doch, siehe die "Protokolle von Greenwich", auch ein Trump hat gar nicht die Möglichkeit sich da herauszuhalten. Er ist nicht der Sonnenkönig um den sich in seinem Trump Tower und Hotels sich alles drehen muß, auch wenn er das meint. Er ist US-Präsident. Und die USA haben dort Interessen. Sonst hätten sie nicht die Position, die sie heute haben. Substantiell seit fast 80 Jahren dort in der Region. Und der Iran verfolgt dort seine Interessen seit 2500 Jahren.
Das Spielbrett ist seit ein paar Jahren in dieser Kombination der Beiden durch die Intervention von G.W.Bush vergrößert worden.
Neue Phase der Geostrategie
Wie USA und Iran ihren Machtkampf in Syrien austragen
Der Iran will seinen Einfluss ausweiten, Amerika das verhindern. Unter Trump werden die Vereinigten Staaten zur Konfliktpartei.
Anders als im Wahlkampf angekündigt, zeigen die Vereinigten Staaten unter Trump im Syrien-Konflikt ohnehin mehr Präsenz als unter Barack Obama. Die Zahl der im Land operierenden Spezialkräfte soll deutlich gestiegen sein; erst vor wenigen Tagen wurden Raketenwerfer an die jordanisch-irakische Grenze verlegt. Dort werden – auf syrischem Territorium – schon seit Längerem Anti-IS-Kämpfer von US-Militärs trainiert.
Das alles dürfte nicht nur als Abschreckung für Assad gedacht sein. Auch dessen Verbündetem Russland soll klargemacht werden, dass es nicht nach Gutdünken schalten und walten kann. Doch Amerikas verbales und militärisches Aufrüsten gilt nach Einschätzung von Beobachtern vor allem dem Iran. Teheran soll auf keinen Fall gestattet werden, Syrien und damit womöglich auch der Region seinen Stempel aufzudrücken. Laut Experten keine abwegige These.
Denn für den Iran stellt sich die Lage derzeit so dar: Der „Islamische Staat“ ist militärisch auf dem Rückzug, das unausgesprochene Bündnis mit den USA, den gemeinsamen Feind auch gemeinsam zu bekämpfen, damit hinfällig. Und Assads Herrschaft scheint stabiler denn je – dank tatkräftiger Hilfe aus Teheran. Zeit also, den politischen Lohn für den gewaltigen Einsatz einzufahren und die Zukunft Syriens nach eigenem Ermessen zu gestalten.
Ein Korridor bis zum Mittelmeer
Der Osten mit der Provinz Deir al Sor – ein weitgehend menschenleeres, gleichwohl ölreiches Wüstengebiet – spielt dabei eine zentrale Rolle. Dort gibt es bereits einen Machtkampf zwischen den USA und dem Iran. Denn Trump will unter allen Umständen auch dort Teherans Expansionsdrang Einhalt gebieten.
Dafür ist er bereit, einiges zu investieren und zu riskieren. In den vergangenen Wochen ist es denn auch mehrfach zu Zwischenfällen gekommen. Iranische Drohnen wurden abgeschossen, von Teheran ausgerüstete schiitische Milizen beschossen. Die Mullahs wiederum lassen keine Gelegenheit aus, um zu signalisieren: Hier haben wir allein das Sagen. So ließen sich hochrangige Vertreter der paramilitärischen Revolutionsgarden jüngst an der syrisch-irakischen Grenze gezielt öffentlichkeitswirksam fotografieren.
http://www.tagesspiegel.de/politik/neue ... 87930.html
Bei Deir al Sor gab es vor kurzem den Einsatz von Boden-Boden Raketen vom Iran aus. Sie flogen über den Irak. Das war sicher nicht nur die Antwort auf die Terroranschläge im Iran, für die der IS die Verantwortung übernommen hat. Das war auch ein Zeichen an Saudi-Arabien (Riad hat quasi dieselbe Entfernung vom Iran aus) und an die USA.
Die Spaßkanone Trump, der sich ungern Fragen stellt, wird sich irgendwann deutlicher positionieren müssen. Etwas, was er stets dem Establishment vorgehalten hat. Den "Politikern". Er wird aber selbst, ob er will oder nicht denselben Automatismen folgen, wie seine Vorgänger. Mehr oder weniger. Die USA sind ja kein gänzlich neues Land, nur weil der Präsident wechselt. Die wechseln, aber nicht die Interessen eines Staates. Die USA sind genauso wie der Iran ein Treiber, wie auch ein Getriebener dort. Nicht zuletzt mit Russland, das an der Seite Irans steht, wird es für die US-Interessen auch nicht leichter. Auch, wenn Trump sich einbildet mit Putin verbinde ihn etwas. Was auch immer. Auch nicht mit Staaten wie Saudi-Arabien an der Seite. Oder Netanjahu. Die wiederum ärgern sich über die US-Interessen wohl auch nicht minder.
PS: Ich nutze in dem Zusammenhang öfters mal den Begriff "Vorderasien" (engl. Western Asia). Naher Osten, Mittlerer Osten oder das engl. middle east treffen es auch nicht immer. In diesem Falle werden die hier thematisierten Staaten tatsächlich mit dem Begriff "Vorderasien" umschrieben. "Arabische Welt" für diesen Thread finde ich weiterhin mehr als unpassend. Z.B. trifft es hier auch iranische Völker, Turkvölker usw.