Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(24 Oct 2017, 12:55)

Nein, wir haben mit den Palästinensern keinen gemeinsamen Nenner. Wir streben nicht nach der Vernichtung der Araber, Türken oder Perser. Wie bereits gesagt, richtet sich der Vergleich an die Juden.
Deine Eingaben sind kein Faktor für die UN o.a. für die Frage einer Zweistaatenlösung. Solche Diskussionen sind zudem propagandistisch aufgeladen. Nehmen wir mal in dieser Form die Kurden. Ehrenmorde, wenn Mädchen und Frauen nicht die, am besten innerhalb der Familie, heiraten, die sie heiraten sollen. PKK und Co. finanziert durch Drogengeschäfte. Mafia, Kriminalität. Wie oft hört und liest man das in den Gazetten und Diskussionen. Und nicht alles ist erfunden! Soll das auch noch verstaatlicht werden? Für wen ist das ein Gewinn? Eine inzestiöse, kriminelle Steinzeitgesellschaft? Jetzt wird man sagen, ja, gibts denn nicht den palästinensischen Islamic Jihad? Doch, ja. Es gibt auch kurdische Ehrenmorde und die PKK. Deshalb staatsrechtlich prinzipiell unmöglich, daß es ein Palästina und Kurdistan gäben sollte? Du siehst an dem Beispiel, wenn man von "breiten Massen der Palästinenser", "kompletter Vernichtung" und hier von mir in ähnlicher Form formuliert in Punkto Kurden, daß es schwierig ist davon Fragen der Internationalen Politik prinzipiell abhängig zu machen. Das sollte man nicht machen. Das kann man auch problemlos über jeden anderen formulieren. Über Juden, Perser, Türken, Han-Chinesen, die WASPs der USA, die auf den toten Indianern und Sklaven die USA aufgebaut haben usw. Letztendlich kriegt der Land, "der es schafft sich das zu besorgen". Verdient? Wer hat das verdient? Und wer nicht? Das sind doch keine Kategorien.

Natürlich ist das Streben der Palästinenser und der Kurden nach einem Staat dasselbe Problem. Für die, die Land dafür hergeben müssen. Und der Irak und Israel, um zwei hier zu nennen, machen das aus Sicherheitsgründen nicht. Sagen sie. Und weil es dafür keine rechtliche Grundlage gäbe. Sagen sie. Und sogar im Falle Iraks haben die USA da keine andere Meinung. Sie stellen die Integrität Iraks heraus. Daneben gibts sicherlich noch andere Gründe.
Everything is possible ;-)
Mag sein. Aber Trump hat sich als jemand herausgestellt, der gerne redet, aber nicht robust handelt. Zumal die iranische Armee ja nicht direkt in Kirkuk einmarschiert ist. Die sind ja nicht blöd. Das war die irakische Armee, was anderes sieht die USA nicht (siehe unten). Die kann man dann haftbar machen, wenn es dafür überhaupt rechtliche Grundlagen gibt. Wenn man als USA will... Die Peschmerga sind ja auch abgezogen. Wie einst die irakische Armee. Offenbar ist es wie mit einigen Fundstücken, wer Kirkuk findet, kann es behalten. Und Bagdad gilt bis auf weiteres als Eigentümer.
How America sided with Iran over Iraq's Kurds

"We had so much trust in America," a top Kurdish officer told me last week. "We never thought America would accept Iranian proxies using American weapons against their allies." One of his colleagues put it even more plangently than that: "It might be better if we just join Iran's axis."
Washington konnte und kann erstaunlicherweise nichts ungewöhnliches bei den Geschehnissen vor, während und nach Kirkuk erkennen.
First, the Pentagon denied any untoward military buildup south of Kirkuk by Iraqi government forces in preparation for the city's takeover. On October 12, Major General Robert White, the commanding general of US ground troops in Iraq, told reporters that Iraqi forces, including Shia militias, were in positions to the south of Kirkuk but only in order to protect the city of Hawija, which had just been freed of ISIS, from a jihadist resurgence. "And they haven't moved since they occupied," White said.

Nonsense, said a senior Kurdish intelligence officer. "We were feeding solid intelligence to coalition members, including the US, about Iraqi deployments. Detailed information on locations, numbers, groups and types of weapons in the field — including American weapons — days in advance of the operation."

I asked the US Army Public Affairs office if General White still stood by his assessment that Iraqi deployments were only in Hawija on an anti-ISIS mission. A spokesperson for the office didn't respond in time for publication.

I was shown an email sent by a Kurdish intelligence officer to various US lawmakers on October 12. "We are facing an unprecedented military threat by Iraq and its Shiite militias," the email read, "[a]nd possibly an imminent attack. "Thousands have been deployed near Kurdish front lines. These areas have zero ISIS presence. They are armed with heavy weapons, some American in fact, including tanks, armored vehicles, mortars and artillery."

The office of one US senator who received the email confirmed its authenticity but stressed that information delivered by foreign intelligence service takes time to vet and corroborate.
Next, Central Command called the exchange of artillery and gunfire between some PUK commanders who resisted orders to evacuate and Iraqi forces a "misunderstanding" and professed not to take a "side" between Baghdad and Erbil, a position President Trump, who once famously mistook the Quds Force as a Kurdish entity, reiterated on Tuesday on the White House lawn.

Trump's actions are beginning to have global consequences

Finally, the Pentagon denied that any Shia militias were in Kirkuk. This, in spite of the demonstrable fact that Hadi al-Ameri and Abu Mahdi al-Muhandes, whom the US Treasury Department sanctioned in 2009 and described as an "advisor" to Soleimani, were present for the lowering of the Kurdistan flag at the city's provincial council building, and the raising of the Iraqi one. (Al-Muhandes was convicted in absentia in Kuwait and sentenced to death for planning lethal terrorist attacks against the US and French embassies there in 1983.)

The head of one notorious Shia militia, the League of the Righteous, which in 2007 killed five US servicemen in the Iraqi city of Karbala, even publicly thanked the PUK for its cooperation in the Kirkuk handover. "We salute and appreciate the courageous position of the peshmerga fighters who refused to fight their brothers in the Iraqi forces," he tweeted.

The US has also, bizarrely, downplayed Soleimani's role in the Kirkuk affair. One State Department official told reporters last Thursday, "I'm not aware of any Iranian involvement in that, per se" — an assessment the Kurds find risible at best and iniquitous at worst.
Wenn die USA den Iran dort nicht per se sehen, wie ist das zu deuten?

Für Syrien:

According to Lieutenant Colonel Rick Francona, the former military attache at the US embassy in Damascus and a CNN contributor, Washington's wishy-washiness on the Kirkuk question has sent a stark message to its other Kurdish allies in the Syrian Democratic Forces, as the US-backed forces are called: "We may not be there to protect you, either."

http://edition.cnn.com/2017/10/24/opini ... index.html


Was macht Israel? Soll es nicht Verbindungen zwischen der KRG und Israel geben?
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imp
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von imp »

Israel kommt es sehr gelegen, wenn die Kurden die verschiedenen Staaten beschäftigt und bei Laune halten. Dann haben sie keine Zeit für anderes. Deshalb ist Israel an renitenten Kurdrn gelegen, weniger daran, dass die einfach friedlich ihren Staat machen, Grenzvertrag und happy ever after. Davon hat Israel wenig, außer die anderen Staaten haben auch Lust auf Frieden. Aber solange die Kurden mit Eroberungsträumen für dies und das ins Rennen gehen, kriegen sie gar nichts. Nicht mal in Syrien, wenn sie weiter zocken.
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Deine Eingaben sind kein Faktor für die UN o.a. für die Frage einer Zweistaatenlösung.
Aha. Aber Ihre Aussagen bezüglich der kurdischen Gesellschaft (Ehrenmorde und Inzest) sind für die UN sehr relevante Faktoren für eine Zweistaatenlösung.
King Kong 2006 hat geschrieben:Solche Diskussionen sind zudem propagandistisch aufgeladen.
Nein, bei mir ist nichts "aufgeladen". Denn ich habe die Palis nicht als "Steinzeitmenschen" bezeichnet - im Gegensatz zu Ihnen. Ich habe lediglich erwähnt, dass breite Massen der Palis eine friedliche Koexistenz mit Zweistaatenlösung gar nicht anstreben. Und genau das unterscheidet sie von den Kurden. Wir hegen keine Vernichtungsphantasien. Ist der Sachverhalt wirklich so schwer zu verstehen? Wie kann ich Ihnen das noch einfacher erklären?
King Kong 2006 hat geschrieben:Nehmen wir mal in dieser Form die Kurden. Ehrenmorde, wenn Mädchen und Frauen nicht die, am besten innerhalb der Familie, heiraten, die sie heiraten sollen. PKK und Co. finanziert durch Drogengeschäfte. Mafia, Kriminalität. Wie oft hört und liest man das in den Gazetten und Diskussionen. Und nicht alles ist erfunden! Soll das auch noch verstaatlicht werden? Für wen ist das ein Gewinn?
1. Ehrenmorde sind kein rein kurdisches Phänomen. Wenn man Ihrer Logik folgen würde, dürfte es Pakistan und Afghanistan schon mal gar nicht geben. Ehrenmorde sind ein gesellschaftliches Problem. Die südkurdische Administration kämpft seit 1991 dagegen. Solche Gesellschaftsprobleme sind im Bezug auf eine Zweistaatenlösung null und nichtig. Weite Teile des Nahen Ostens und Zentralasiens schlagen sich mit diesem Problem herum. Die Palis auch! Und auch in Ihrem Iran existiert dieses Problem.

2. Die PKK finanziert sich mit denselben Mitteln wie sein Gegner - der türkische Geheimdienst, MIT. Ja, in der Türkei sind Drogengeschäfte, Mafia und Kriminalität "verstaatlicht". Schon einmal was vom Tiefen Staat gehört?
King Kong 2006 hat geschrieben:Eine inzestiöse, kriminelle Steinzeitgesellschaft?
1. Bezogen auf Statistiken und dem Wissen über spezielle Sitten und Traditionen innerhalb der Mehrheit einer Gesellschaft kann man sehr wohl Kritik ausüben, ich tue es auch oft genug. Man kann behaupten, dass gewisse Gesellschaften bedingt durch ihre Geschichte einen Hang zum Militarismus haben oder ihre großen Ambitionen oftmals auf Kosten kleinerer Völker sind. Aber man kann kein Volk als kriminell abstempeln. Keine Mehrheitsgesellschaft der Welt hat einen Hang zur Kriminalität. Das ist purer Rassismus, den Sie hier austragen. Wundert mich kaum.

2. Bevor Sie Begriffe wie "inzestiös" verwenden wäre es ratsam, wenn Sie sich ein wenig informieren würden. Unter den Kurden war/ist (hat stark abgenommen) die Verwandtenheirat zwischen Cousins und Cousinen eine verbreitete Art der Eheschließung. Genauso wie bei allen Völkern im islamischen Kulturraum. Würde man Ihrer ignoranten Logik folgen, wäre der ganze islamische Kulturraum inzestiös. Wie schwachsinnig Ihre Aussage ist, zeigt alleine schon die Tatsache das nicht einmal in Mitteleuropa die Verwandtenheirat unter Cousins und Cousinen juristisch als inzestiös gilt oder als Ehehindernis vermerkt ist. Ihren kurdophoben Unsinn können Sie sich getrost sparen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Jetzt wird man sagen, ja, gibts denn nicht den palästinensischen Islamic Jihad? Doch, ja. Es gibt auch kurdische Ehrenmorde und die PKK. Deshalb staatsrechtlich prinzipiell unmöglich, daß es ein Palästina und Kurdistan gäben sollte?
Ehrenmorde sind ein Gesellschaftsproblem,das unsere Nachbarn nicht betrifft. Zudem sie selber alle damit zu kämpfen haben - die einen mehr, die anderen weniger. Aber wenn breite Massen der Palis die Vernichtung Israels anstreben betrifft das sehr wohl die Nachbarn - in dem Fall die Israelis.

Und was soll überhaupt das "Argument" mit der PKK? Es gibt Bewegungen wie die Hizbollah, Hashd al-Shaabi oder Basiji die nicht weniger terroristisch als die PKK sind. Und welch Zufall, alle genannten Gruppen sind verstaatlicht worden.

Nicht einmal in der schlimmsten Zeit der PKK hat man die Vernichtung der Türkei bzw. der Türken als Ziel angegeben. Ganz im Gegensatz zur Hamas. Wie gesagt, ich verbitte mir den Vergleich zu den Palis! Unser Befreiungskampf ist in keinster weise mit den Forderungen der Palis vergleichbar. Auch die Rahmenbedingungen könnten kaum unterschiedlicher sein. Rückblickend auf die Genozide an den Kurden (seitens der Türken, Perser und Araber) und den Versuchen sie psychologisch zu vernichten, wären wir Kurden vergleichsweise glücklich mit den Repressionen der Israelis.
King Kong 2006 hat geschrieben:Du siehst an dem Beispiel, wenn man von "breiten Massen der Palästinenser", "kompletter Vernichtung" und hier von mir in ähnlicher Form formuliert in Punkto Kurden, daß es schwierig ist davon Fragen der Internationalen Politik prinzipiell abhängig zu machen. Das sollte man nicht machen. Das kann man auch problemlos über jeden anderen formulieren.


Nein, nichts ist daran schwierig. Es existiert und existierte niemals eine Partei geschweigedenn eine Massenbewegung unter den Kurden die eine Vernichtungspolitik gegenüber seinen Peinigern forderte. Und bei den Palis ist dies sehr wohl der Fall. Ob Sie das nun einsehen, oder auch nicht ist Ihnen überlassen. Gegenargumente haben Sie zumindest keine. Denn Ehrenmorde haben mit einer politischen Haltung herzlich wenig zu tun. Sehr wohl aber Vernichtungsphantasien.
King Kong 2006 hat geschrieben:Mag sein. Aber Trump hat sich als jemand herausgestellt, der gerne redet, aber nicht robust handelt. Zumal die iranische Armee ja nicht direkt in Kirkuk einmarschiert ist. Die sind ja nicht blöd. Das war die irakische Armee, was anderes sieht die USA nicht (siehe unten). Die kann man dann haftbar machen, wenn es dafür überhaupt rechtliche Grundlagen gibt. Wenn man als USA will... Die Peschmerga sind ja auch abgezogen. Wie einst die irakische Armee. Offenbar ist es wie mit einigen Fundstücken, wer Kirkuk findet, kann es behalten. Und Bagdad gilt bis auf weiteres als Eigentümer.
Seit wann ist Qasim Sulaimani Teil der irakischen Armee? Haben die Schiiten bereits ihre Armeen fusioniert? Habe ich was verpasst?

Interessant finde ich es, wie Sie den Abzug der Kurden mit dem Abzug der irakischen Armee gleichsetzen. Damit setzen Sie zumindest indirekt die irakischen Armee also die schiitischen Milizen mit dem IS gleich. Na endlich einmal sind wir einer Meinung, oder treffen uns knapp. Denn ich würde die schiitischen Terrormilizen sehr wohl mit dem IS vergleichen aber komplett gleichsetzen NOCH nicht. Wie gesagt, als die irakische Armee, die über tausendfach mehr Kapazitäten wie die Kurden verfügt, Kerkûk seinem Schicksal überliess, stellte man sich schon die Frage weshalb man eine kleine schiitische Stadt wie Amerli nicht so verließ oder sonst ein schiitisches Dorf im Irak...

Komisch, oder?
King Kong 2006 hat geschrieben:Washington konnte und kann erstaunlicherweise nichts ungewöhnliches bei den Geschehnissen vor, während und nach Kirkuk erkennen.
Seien Sie nicht so ungeduldig. Manchmal dauert die Suche ein wenig.
King Kong 2006 hat geschrieben:Was macht Israel? Soll es nicht Verbindungen zwischen der KRG und Israel geben?
Natürlich gibt es die. Kurdistan und Israel sind zwei strategische Partner - in einem Pool voller Nationen - die weder Juden noch Kurden einen eigenen Staat gönnen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von apartofme »

King Kong 2006 hat geschrieben:(25 Oct 2017, 08:57)
Deine Eingaben sind kein Faktor für die UN o.a. für die Frage einer Zweistaatenlösung. Solche Diskussionen sind zudem propagandistisch aufgeladen. Nehmen wir mal in dieser Form die Kurden. Ehrenmorde, wenn Mädchen und Frauen nicht die, am besten innerhalb der Familie, heiraten, die sie heiraten sollen. PKK und Co. finanziert durch Drogengeschäfte. Mafia, Kriminalität. Wie oft hört und liest man das in den Gazetten und Diskussionen. Und nicht alles ist erfunden! Soll das auch noch verstaatlicht werden? Für wen ist das ein Gewinn? Eine inzestiöse, kriminelle Steinzeitgesellschaft? Jetzt wird man sagen, ja, gibts denn nicht den palästinensischen Islamic Jihad? Doch, ja. Es gibt auch kurdische Ehrenmorde und die PKK. Deshalb staatsrechtlich prinzipiell unmöglich, daß es ein Palästina und Kurdistan gäben sollte?
Genau genommen ist die Autonome Region Kurdistan doch schon ein Staat. Die Unabhängigkeitserklärung ist nun doch eher eine Formalie. Sie soll primär sicherstellen, dass andere Länder das Gebiet nicht einfach in Koordination mit der irakischen Regierung angreifen können, und das Land außerdem für Investitionen attraktiver machen.

Gesellschaftlich würde sich dadurch nun in der Region wirklich nicht viel ändern.

Richtig ist, dass natürlich auf kurz oder lang sowohl Palästina als auch Kurdistan irgendwann einmal Staaten werden müssen. In Palästina ist die Situation jedoch sicherheitspolitisch schwieriger, da der Antisemitismus noch ein sehr großes Problem in der gesamten Region ist. Im Gegensatz zur palästinensischen politischen Landschaft sind radikale Parteien in der Autonomen Region Kurdistan auch eher marginalisiert. Ist ja nun nicht so, dass dort die PKK am Ruder wäre. Die PKK lässt sich in diesem Kontext auch nicht mit dem PIJ vergleichen, sondern eher mit der PLO bzw. Fatah. Die Organisationen standen sich auch in der Vergangenheit durchaus nahe.
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imp
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von imp »

Die Kurden haben keinen Staat, nicht mal etwas ähnliches. Sie haben ohnr Not das Ansehen ihrer Autonomieregion geschädigt und eine wichtige quasi-legale Einnahmequelle verloren, die sie dringend brauchten.
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(25 Oct 2017, 18:42)

Die Kurden haben keinen Staat, nicht mal etwas ähnliches. Sie haben ohnr Not das Ansehen ihrer Autonomieregion geschädigt und eine wichtige quasi-legale Einnahmequelle verloren, die sie dringend brauchten.
Ja, wir sind Menschen zweiter Klasse. Und solche "Untermenschen" dürfen auch keinen Staat haben - oder sowas ähnliches...

Wir werden unsere Forderung nach Selbstbestimmung niemals aufgeben. Denn wir sind keine Untermenschen und mitnichten den Menschen unterlegen die seit einer Woche Südkurdistan angreifen.

Beleidigung entfernt.
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King Kong 2006
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Israel und Irak/KRG

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(25 Oct 2017, 17:21)

Aha. Aber Ihre Aussagen bezüglich der kurdischen Gesellschaft (Ehrenmorde und Inzest) sind für die UN sehr relevante Faktoren für eine Zweistaatenlösung.
Nein. Ich wollte mit dieser aufgegriffenen Art von Rethorik nur darstellen, daß - ich zitiere - "breiten Massen von Palästinensern" und "kompletter Vernichtung", wie auch Homosexuelle, die im Iran an Kränen baumeln nicht wirklich in Fragen dort politisch gearbeitet wird. Genausowenig zielführend ist, wie die Argumentation, ob es sinnig ist, ein Kurdistan das Wort zu reden, mit gesellschaftlich "bedenklichen" Faktoren. Mit dieser Rethorik bin nicht ich losgezogen.
Seit wann ist Qasim Sulaimani Teil der irakischen Armee? Haben die Schiiten bereits ihre Armeen fusioniert? Habe ich was verpasst?
Wie sind die Aussagen der USA zu werten? Die haben praktisch keine Iraner dort gesehen? Ich glaube nicht, daß es damit zu tun hat, daß sie dort keine gefunden haben.

Der Iran hat die Grenzen zur KRG wieder aufgemacht.
Iran Reopens Border Crossing With Iraq's Kurdish Region

https://www.rferl.org/a/iran-reopens-bo ... 16540.html
Der irakische Premier ist zu Sicherheitsgesprächen in Teheran eingetroffen.

Iraq's Abadi heads to Iran for regional security talks
Iraqi Prime Minister Haider al-Abadi is set to meet Iran's leaders for talks on regional security, including the future of Iraq's Kurdistan and the role of the Tehran-backed Shia militias in his country.

http://www.aljazeera.com/news/2017/10/i ... 41045.html
Neben dem Iran, Russland, Saudi-Arabien, der Türkei, den USA usw. ist auch Israel an der Region interessiert.

Israel hält sich in der Kommentierung relativ zurück. Angeblich erhielt Israel 70 % (77 %) seines Öls aus diesen vormals unter kurdischer Kontrolle stehenden Erdölgebieten. Das ist schon für Israel relevant. Das Öl.
'The Kurds are calling us - but we're ignoring them.'

N. Iraq Kurds disappointed with Trump, Israel abandoning their cry for help: 'We raised Israeli flag in Europe, now we're punished for it.'
"The city of Kirkuk has fallen," observes Dr. Cohen anxiously, noting that "the city is rich in oil, and according to various publications Israel purchases seventy percent of its oil from there."
Israel braucht die kurdische Kontrolle in der Region nicht nur als wirtschaftlichen Faktor, sonder auch als eine sozusagen Bodenschwelle zum Abbremsen Irans Fahrt zum Mittelmeer.
"The Iranians are expanding into Syria and Lebanon. If the Kurds lose the war, the Iranians will reach Mount Sinjar near the Syrian border, which is a serious blow to Israel's security. The public does not know what Mount Sinjar is, but this is the mountain from which Saddam Hussein fired 39 missiles at us.
The Kurdish attitude toward Israel can be summed up in one word: disappointment. "They are very disappointed with us; they tell me that they raised our flag in Europe and apparently because of that they are hated in Europe ... The Turkish president said this explicitly, and he said that Israel would help them."
Cohen asks the Israeli public not to idly sit by, but to participate in the planned demonstration tomorrow (Thursday) at 5:00 in front of the American embassy in Tel Aviv, "and protest against the thunderous silence and American betrayal of the noble Kurdish people."

http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/237174
Aber wieso keine Demo von Dr. Cohen präferiert gegenüber israelischen Verantwortlichen? Die machen ja praktisch auch nicht viel.
Netanyahu very upset with Iraqi forces capturing Kirkuk, takes action to reclaim oil

Whilst it is highly unlikely that Baghdad will cease sending oil to Israel, the price for its purchase will undoubtedly go up to levels that Israel is traditionally uncomfortable with.

https://www.globalresearch.ca/netanyahu ... il/5614669
Bei Geld hört bekanntermassen der Spaß und die Freundschaft auf. Dafür ist man in der Region mutmaßlich nicht nur einmal in den Krieg gezogen. Kirkuk berührt mehrere relevante Punkte, die zur Intervention einladen. Neben politischen und kulturellen, auch knallharte wirtschaftliche Gründe. Natürlich kann auch das hehre Streben für einen weiteren Staat in der Region ein Beweggrund Israels sein. Mit diesen störrischen Palästinensern lässt sich ja kein Staat machen. Selbst wenn man wollte... Dieses Ziel erreichen. Dann kann man eben diese Leidenschaft für nation building im Irak versuchen. ;)

@apartofme

Ich gehe davon aus, daß es früher oder später zu einem Palästina und Kurdistan kommt. Die Tendenz ist ja da. Die KRG ist ja praktisch schon akzeptiert. Wenn man natürlich zaubern könnte, würden einige Hauptstädte das wegzaubern. Was nicht gleichzusetzen ist mit Genozid. Das wird ja immer gerne sofort aufgeführt. In der Region. Wobei Saddam da schon ein brutales Beispiel war. Das politische Gebilde. Die Kontrolle, darum geht es. Aber die KRG ist ja schon ein Faktor. Kein Staat. Aber eine autonome Region im Irak. Man wird, wie auch Israel in seiner Nachbarschaft, solange es geht solche Entwicklungen unterdrücken. Meine Bedenken im Falle Israels ist eben, daß es dafür keinen Airbag, aufgrund der Geografie und Demografie gibt. Wenn einmal dem Iran, dem Irak, der Türkei oder Syrien alles um die Ohren fliegt, weil der Deckel des Dampfdruckkochers hochgeht, dann bleibt da noch was. Im Falle Israels wird das kritisch. Selbst solche Kunststaaten wie Syrien und Irak stehen interessanterweise noch (wie auch immer...) nachdem sie "zerbrochen" und durch den Fleischwolf gedreht wurden. Aber die sind viel größer und bevölkerungsreicher als Israel. Wenn irgendwann einmal in der Türkei und dem Iran Ethnien sich losreissen, dann tut das sicher weh und viel Blut wird aus der Wunde fliessen. Aber diese Staaten haben eine geografische und demografische Größe, die noch eine funktionierende Türkei und Iran übriglassen.

Deshalb halte ich - persönlich - den Umgang Israels mit der Frage eines Palästinas anders, als die Frage eines Kurdistans für die Nachbarn dort. Weniger staatsrechtlich oder wie auch immer geartet moralisch, sondern eher sicherheitspolitisch. Die Türkei, der Irak, der Iran und Syrien können vermutlich es sich leisten herumzulaborieren. Das sehe ich in der Form bei Israel nicht.

Israel ist natürlich an ein Kurdistan interessiert. Das hat strategische Vorteile.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Israel und Irak/KRG

Beitrag von apartofme »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Oct 2017, 10:02)

Ich gehe davon aus, daß es früher oder später zu einem Palästina und Kurdistan kommt. Die Tendenz ist ja da. Die KRG ist ja praktisch schon akzeptiert. Wenn man natürlich zaubern könnte, würden einige Hauptstädte das wegzaubern. Was nicht gleichzusetzen ist mit Genozid. Das wird ja immer gerne sofort aufgeführt. In der Region. Wobei Saddam da schon ein brutales Beispiel war.
Die Begrifflichkeiten sind für mich nicht so interessant. Wie die ganze Sache irgendwann historisch beurteilt wird ist zunächst keine Frage, die ich mir stelle. Es gibt verschiedene Menschen, die solche Staatsgründungen aus verschiedenen Gründen ablehnen - und mir persönlich ist es wichtig, dass dieser Diskurs sich in eine rationale Richtung entwickelt, die sowohl der unterschiedlichen Interessenlagen der Machtblöcke als auch dem Gesamtinteresse der dort lebenden Bevölkerung gerecht wird. Deshalb kritisiere ich auch das Argument, die Staatsgründung Kurdistans könnte gleichbedeutend mit der Verstaatlichung bzw. Vergesellschaftung von archaischen Vorstellungen, Drogenkriminalität, Inzest oder Ähnlichem sein, denn gerade für diese Bereiche macht es keinen Unterschied, ob es sich nun um eine autonome Region oder um einen Staat handelt.
Man wird, wie auch Israel in seiner Nachbarschaft, solange es geht solche Entwicklungen unterdrücken. Meine Bedenken im Falle Israels ist eben, daß es dafür keinen Airbag, aufgrund der Geografie und Demografie gibt. Wenn einmal dem Iran, dem Irak, der Türkei oder Syrien alles um die Ohren fliegt, weil der Deckel des Dampfdruckkochers hochgeht, dann bleibt da noch was. Im Falle Israels wird das kritisch. Selbst solche Kunststaaten wie Syrien und Irak stehen interessanterweise noch (wie auch immer...) nachdem sie "zerbrochen" und durch den Fleischwolf gedreht wurden. Aber die sind viel größer und bevölkerungsreicher als Israel. Wenn irgendwann einmal in der Türkei und dem Iran Ethnien sich losreissen, dann tut das sicher weh und viel Blut wird aus der Wunde fliessen. Aber diese Staaten haben eine geografische und demografische Größe, die noch eine funktionierende Türkei und Iran übriglassen.
Der Libanon - geografisch und demografisch mit Israel durchaus vergleichbar - ist trotz jahrzentelangem Bürgerkrieg auch noch übrig.

Was du mit der Analogie des "Dampfkessels" sagen möchtest, der einem irgendwann "um die Ohren fliegt" verstehe ich in diesem Kontext nicht ganz. Eine Staatsgründung ist das Gegenteil von einem Bürgerkrieg und soll dieses Szenario ja gerade verhindern. Den Machtblöcken geht es hierbei nicht um Sicherheit - denn die ist überhaupt nicht gefährdet - sondern um Machterhalt. Für den Iran und die Türkei ist es natürlich viel einfacher, sich nur mit dem Irak auseinanderzusetzen, als mit zwei verschiedenen Staaten.

Aus meiner Sicht befinden sich insbesondere die arabischen Staaten in einem Entwicklungsstadium, in dem Kleinstaaterei durchaus Sinn macht, weil es (1) die Konkurrenz um die beste Lebensqualität zwischen den Staaten erhöht und (2) die Machtkonzentration der Blöcke verringert. Die Machtkonzentrationen in der Region sind es doch, die zu einer ganz enormen Verschwendung von Ressourcen führen.
Deshalb halte ich - persönlich - den Umgang Israels mit der Frage eines Palästinas anders, als die Frage eines Kurdistans für die Nachbarn dort. Weniger staatsrechtlich oder wie auch immer geartet moralisch, sondern eher sicherheitspolitisch. Die Türkei, der Irak, der Iran und Syrien können vermutlich es sich leisten herumzulaborieren. Das sehe ich in der Form bei Israel nicht.
Das macht Israel doch längst, in kleinen Teilen des Westjordanlandes, aber eben insbesondere in Gaza. Gaza ist doch de-facto ein Staat - sogar noch mehr als die Autonome Region Kurdistan. Könnte sich Gaza von innen heraus entradikalisieren, dann sollte es auch möglich sein, die Blockade aufzuheben, die ja letztendlich ein sehr großes Entwicklungshemmnis ist.

Das größte Problem, das ich in der arabischen Welt sehe, ist der Antisemitismus, denn es handelt sich gewissermaßen um eine "Politik verhindernde" Ideologie. In der Weltsicht des Antisemiten ist demokratische Politik unsinnig, da sie die Agenda der geheimen Weltverschwörer nicht berücksichtigt, die mächtiger ist, als die (gewaltlose) Politik und die die Politik bestimmt. Dieselbe Ideologie kann sich strukturell auch gegen andere Völker richten, die somit zu Trägern irgendwelcher "geheimer Pläne" werden. Wann immer das geschieht, verhindert es, dass wir die die ganz gewöhnlichen Interessen anderer Menschen wahrnehmen - und letztendlich eben, dass sich Menschen gemeinsam um die Dinge kümmern können, die sie insgesamt voranbringen würden, d.h. "Politik" im positiven Sinne des rationalen Interessensausgleichs machen.
Wie gesagt ist es wichtig, sich die unterschiedlichen Menschen in der Region als Menschen vorzustellen, die eigene, rationale Interessen verfolgen. Dahin muss der Trend gehen - und ich denke, wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt, dann wird es in der Region einen ähnlichen zivilisatorischen Aufbruch geben, wie es ihn auf dem Europäischen Kontinent nach dem zweiten Weltkrieg gegeben hat.
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Nein. Ich wollte mit dieser aufgegriffenen Art von Rethorik nur darstellen, daß - ich zitiere - "breiten Massen von Palästinensern" und "kompletter Vernichtung", wie auch Homosexuelle, die im Iran an Kränen baumeln nicht wirklich in Fragen dort politisch gearbeitet wird. Genausowenig zielführend ist, wie die Argumentation, ob es sinnig ist, ein Kurdistan das Wort zu reden, mit gesellschaftlich "bedenklichen" Faktoren. Mit dieser Rethorik bin nicht ich losgezogen.
Sie sprachen von Ehrenmorden und angeblicher Inzest (Verwandtenheirat zwischen Cousins und Cousinen gilt nicht einmal in Mitteleuropa als Ehehindernis!) - das hat nunmal nichts mit dem Thema "Zweistaatenlösung" zu tun. Abgesehen davon könnte man solche gesellschaftlichen Defizite auf JEDES Volk im Nahen Osten beziehen. Wie sieht es eigentlich mit dem schiitischen Iran aus, der sich als streng konservatives Land gibt aber die Prostitution legalisiert und zudem noch fördert - die Rede ist von Sighe, der Zeitehe. Ja, das sind irrelevante Themen, wenn es um das Recht einer Nation geht selbst über sich zu bestimmen. Aber mit solch einer diffamierenden Rhetorik bin in der Tat nicht ich losgezogen. Ich habe lediglich betont, dass breite Massen der Palästinenser den Kurs der Hardliner, also der Hamas, begrüßen. Die Fatah hat auch im Westjordanland keinen Zuspruch - wenn sie keine Unterstützung von außen erhalten würde, hätte die Hamas auch dort schon längst die Zügel in der Hand. Und die offizielle Haltung der Hamas ist nunmal allseits bekannt. Solch eine Partei mit solch irrwitzigen Forderungen existiert bei den Kurden nicht! Daher ist der Vergleich zu den Palis nicht passend - auch wenn es bei beiden Völkern um das Streben nach Selbstbestimmung geht. Bei uns Kurden läuft das nicht auf den Kosten unserer Besatzer.

Und bezüglich des Irans, hatten Sie ja vom "stabilsten" Land der Region gesprochen. Dann rede ich natürlich von den vielen Menschen die vom Polizeistaat verfolgt und öffentlich hingerichtet werden. Das ist keine "Rhetorik", sondern eine Tatsache, die ich ausspreche! Damit zeige ich Ihnen auf, welch merkwürdige Definition von stabil Sie haben. Denn eines hat uns die Geschichte gelehrt - Hinrichtungen von speziellen Gruppen führen über kurz oder lang immer zu Chaos.
King Kong 2006 hat geschrieben:Wie sind die Aussagen der USA zu werten? Die haben praktisch keine Iraner dort gesehen? Ich glaube nicht, daß es damit zu tun hat, daß sie dort keine gefunden haben.
Die USA behauptet auch, dass die YPG nichts mit der PKK zu tun hätte. ;-) Das haben wir ja in Raqqa gesehen.

Ich sage doch, seien Sie nicht so ungeduldig. Bei gegebener Zeit werden auch die USA "erkennen", dass Leute wie al-Muhandis (die auf der Terrorliste der USA stehen) die Angiffe gegen die Kurden leiten und führen.
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Re: Israel und Irak/KRG

Beitrag von King Kong 2006 »

apartofme hat geschrieben:(26 Oct 2017, 23:29)

Die Begrifflichkeiten sind für mich nicht so interessant. Wie die ganze Sache irgendwann historisch beurteilt wird ist zunächst keine Frage, die ich mir stelle. Es gibt verschiedene Menschen, die solche Staatsgründungen aus verschiedenen Gründen ablehnen - und mir persönlich ist es wichtig, dass dieser Diskurs sich in eine rationale Richtung entwickelt, die sowohl der unterschiedlichen Interessenlagen der Machtblöcke als auch dem Gesamtinteresse der dort lebenden Bevölkerung gerecht wird. Deshalb kritisiere ich auch das Argument, die Staatsgründung Kurdistans könnte gleichbedeutend mit der Verstaatlichung bzw. Vergesellschaftung von archaischen Vorstellungen, Drogenkriminalität, Inzest oder Ähnlichem sein, denn gerade für diese Bereiche macht es keinen Unterschied, ob es sich nun um eine autonome Region oder um einen Staat handelt.
Sehr gut, deshalb habe ich stets Argumente, wie z.B. die Palästinenser hätten ja schließlich nie etwas aus "dem Land gemacht" wären ja eh "in der breiten Masse" auf "Vernichtung" aus usw. und hätten deshalb irgendwie auch keinen Anspruch auf Land stets als nicht brauchbare Argumentation bezeichnet. Das spielt keinerlei Rolle. Das habe ich noch einmal am Beispiel der kurdischen Frage damit herausgestrichen.
Der Libanon - geografisch und demografisch mit Israel durchaus vergleichbar - ist trotz jahrzentelangem Bürgerkrieg auch noch übrig.

Was du mit der Analogie des "Dampfkessels" sagen möchtest, der einem irgendwann "um die Ohren fliegt" verstehe ich in diesem Kontext nicht ganz. Eine Staatsgründung ist das Gegenteil von einem Bürgerkrieg und soll dieses Szenario ja gerade verhindern.
Das sehen Israel, Irak, Iran, Syrien, die Türkei, aber auch China, Russland und viele anderen Vielvölkerstaaten aber ganz anders. Offenbar auch die USA. Die Bestrebungen der Völker, auch in Europa, siehe Jugoslawienkrieg, Ukraine waren und sind blutig. Madrid und die EU sieht auch nicht ein, daß die Katalanen zur Konfliktvermeidung gehen sollten. Im Regelfall war das Bestreben von Völkern auszusteigen der Signalschuß für Krieg. Ganz egal, ob gerechtfertigt oder nicht.
Aus meiner Sicht befinden sich insbesondere die arabischen Staaten in einem Entwicklungsstadium, in dem Kleinstaaterei durchaus Sinn macht, weil es (1) die Konkurrenz um die beste Lebensqualität zwischen den Staaten erhöht und (2) die Machtkonzentration der Blöcke verringert. Die Machtkonzentrationen in der Region sind es doch, die zu einer ganz enormen Verschwendung von Ressourcen führen.
Die arabischen Staaten sind tribalistische Gesellschaften. Das sind quasi eigentlich Staaten mit Kleinstaaterei. Mit Stämmen und Familienclans. Deshalb tun sie sich mit Entwicklungen hin zu Standards vergleichbar mit Teilen Europas oder Nordamerika auch so schwer. Wie auch schwarzafrikanische Staaten. Die Identität besteht oft aus dem Zusammengehörigkeitsgefühl der Region, des Stammes oder der Konfession/Religiösität. Das trägt keine Hochleistungsgesellschaft im Sinne der sogenannten 1.Welt.
Das größte Problem, das ich in der arabischen Welt sehe, ist der Antisemitismus, denn es handelt sich gewissermaßen um eine "Politik verhindernde" Ideologie. In der Weltsicht des Antisemiten ist demokratische Politik unsinnig, da sie die Agenda der geheimen Weltverschwörer nicht berücksichtigt, die mächtiger ist, als die (gewaltlose) Politik und die die Politik bestimmt. Dieselbe Ideologie kann sich strukturell auch gegen andere Völker richten, die somit zu Trägern irgendwelcher "geheimer Pläne" werden. Wann immer das geschieht, verhindert es, dass wir die die ganz gewöhnlichen Interessen anderer Menschen wahrnehmen - und letztendlich eben, dass sich Menschen gemeinsam um die Dinge kümmern können, die sie insgesamt voranbringen würden, d.h. "Politik" im positiven Sinne des rationalen Interessensausgleichs machen.

Wie gesagt ist es wichtig, sich die unterschiedlichen Menschen in der Region als Menschen vorzustellen, die eigene, rationale Interessen verfolgen. Dahin muss der Trend gehen - und ich denke, wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt, dann wird es in der Region einen ähnlichen zivilisatorischen Aufbruch geben, wie es ihn auf dem Europäischen Kontinent nach dem zweiten Weltkrieg gegeben hat
Ich halte die sozioöknomischen Verhältnisse eher für Gründe, wenn man es um die Frage eines "zivilisatorischen Aufbruchs" vergleichbar mit Europa drehen lässt. Ohne emanzipatorischem Bürgertum, die auch politisch ihr Recht einforderten (Richtung demokratischen Verhältnissen) wird es keine vergleichbaren Entwicklungen geben. Wie in Schwarzafrika. Die Gesellschaftsform gibt es nicht her. Die Stammesstrukturen. Erst, wenn eine Identität mit einer Nation sich stärker entwickelt. Wenn der Staat eine größere Rolle übernimmt und der Einzelne, nicht mehr der Stammesführer oder der Clan, wird es Vorrausetzungen geben, die denen Europas ähneln. Ich glaube nicht, daß bei solchen großen Fragen irgendeine Form des Antisemitismus eine Rolle spielt. Die gibts und gabs auch in Europa. Das hat die sozioökonomischen Entwicklungen dort auch nicht aufgehalten. Das hat andere massivere Gründe als eine Haltung zu Israel oder zum Judentum.
Zuletzt geändert von King Kong 2006 am Fr 27. Okt 2017, 10:18, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(27 Oct 2017, 08:23)

Und bezüglich des Irans, hatten Sie ja vom "stabilsten" Land der Region gesprochen. Dann rede ich natürlich von den vielen Menschen die vom Polizeistaat verfolgt und öffentlich hingerichtet werden. Das ist keine "Rhetorik", sondern eine Tatsache, die ich ausspreche! Damit zeige ich Ihnen auf, welch merkwürdige Definition von stabil Sie haben. Denn eines hat uns die Geschichte gelehrt - Hinrichtungen von speziellen Gruppen führen über kurz oder lang immer zu Chaos.
Das ändert nichts an den Tatsachen, daß der Iran dort als stabilistes Land gesehen wird und ist. Auch in China wird verfolgt. In den USA hingerichtet und Rassenunruhen. Dennoch sind das stabilere Staaten als viele in deren Nachbarschaft. Du willst doch nicht wirklich diese Tatsache in Frage stellen? Selbst Kritiker stellen das nicht in Frage. Die Türkei, die zwischen Europa und Middle East steht, wäre noch zu nennen, wird aber dazu oft nicht gerechnet. Trotz Kämpfe im Südosten des Landes wäre es auch als stabil zu bezeichnen. Die anderen Staaten dort sind mehr oder weniger im Krieg. mit sich selbst und weite Teile jenseits der staatlichen Kontrolle.
Die USA behauptet auch, dass die YPG nichts mit der PKK zu tun hätte. ;-) Das haben wir ja in Raqqa gesehen.
Die USA behaupten eben viel, wenn es den Interessen dient. ABC-Waffen im Irak war auch so eine Behauptung. Ich würde mich als Kurde nicht auf zuviel verlassen. Die Enttäuschung ist klar vorhanden.
Ich sage doch, seien Sie nicht so ungeduldig. Bei gegebener Zeit werden auch die USA "erkennen", dass Leute wie al-Muhandis (die auf der Terrorliste der USA stehen) die Angiffe gegen die Kurden leiten und führen.
Das sind Namen. Und Personen sind austauschbar. Ich würde mich nicht darauf verlassen, daß die USA in einen Krieg dort für bestimmte kurdische Interessen ziehen. Und das wäre signifikant. Nicht ein Name auf einer Liste. Das ist zumindest sicher. Steht einer auf der Liste, wird das dort die Verhältnisse nicht auf den Kopf stellen. Irgendwann kommt eh ein anderer. Dann wird die Liste aktualisiert. Ob das etwas ändert ist die Frage. Die PKK/PJAK steht auch auf der Liste.
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Ankara hebt regionale Zusammenarbeit hervor - Bagdad sieht alles auf einem guten Weg

Beitrag von King Kong 2006 »

“Turkey, Iran, Iraq are making joint efforts to establish stability in region”

Turkey, Iran and Iraq are making joint efforts to establish stability in the region, Turkish Prime Minister Binali Yildirim said, the country’s media reported Oct. 26.

He noted that stability and the fight against terrorism is the priority for these countries.

Regarding the independence referendum in the Kurdish region of Northern Iraq, Yildirim said that it was initially clear that holding the referendum wasn’t in the interests of Erbil.

On Oct. 25, Turkish President Recep Tayyip Erdogan said that Ankara, Baghdad and Tehran have achieved great success in northern Iraq.
Es ist sicher davon auszugehen, daß bei den hochrangigen Treffen in Ankara und Teheran entsprechende roadmaps dazu entwickelt wurden. Bei den Generalstabstreffen.
On September 25, the Kurdish autonomy of Iraq held the so-called independence referendum that is not recognized by the international community.

https://en.trend.az/world/turkey/2813115.html
Laut dem irakischen Premier Haider al-Abadi verlaufe alles nach Plan. In Teheran ließ er verlautbaren, daß es keine Diskussion in Fragen des Referendums gäbe. Auch reiste er nach Saudi-Arabien und in die Türkei.
Haider al-Abadi takes a victory lap in Tehran

Tehran, Iran - Haider al-Abadi was in Tehran on Thursday for talks with senior Iranian officials. It was a kind of victory lap for the Iraqi prime minister, bookending a tour of the region that included Saudi Arabia and Turkey.

With battlefield victories in Iraq against the Islamic State of Iraq and the Levant (ISIL) group and the retaking control of areas held by Kurdish Peshmerga forces, for al-Abadi and his Iranian allies, things are working out according to plan.

http://www.aljazeera.com/news/2017/10/h ... 45018.html
Bagdad lehnt Kompromissangebot der Kurden ab

Premier Abadi: Akzeptiere nur Annullierung der Volksabstimmung

Teheran/Bagdad – Im Konflikt um das Unabhängigkeitsreferendum der Kurden im Nordirak hat der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi einen Kompromissvorschlag der kurdischen Regionalregierung in Erbil abgelehnt. Er werde nur eine Annullierung der Volksabstimmung akzeptieren, erklärte Abadi am Donnerstag bei einem Besuch in der iranischen Hauptstadt Teheran.

derstandard.at/2000066710099/Unabhaengigkeit-Bagdad-lehnt-Kompromissangebot-der-Kurden-ab
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Das ändert nichts an den Tatsachen, daß der Iran dort als stabilistes Land gesehen wird und ist. Auch in China wird verfolgt. In den USA hingerichtet und Rassenunruhen. Dennoch sind das stabilere Staaten als viele in deren Nachbarschaft. Du willst doch nicht wirklich diese Tatsache in Frage stellen? Selbst Kritiker stellen das nicht in Frage. Die Türkei, die zwischen Europa und Middle East steht, wäre noch zu nennen, wird aber dazu oft nicht gerechnet. Trotz Kämpfe im Südosten des Landes wäre es auch als stabil zu bezeichnen. Die anderen Staaten dort sind mehr oder weniger im Krieg. mit sich selbst und weite Teile jenseits der staatlichen Kontrolle.
Im Iran existieren ebenfalls Gruppen die gegen die Zentralregierung agieren - diese können bei Bedarf gestärkt werden. Was Sie hier als Stabilität verkaufen ist nichts weiter als die harte Hand einer Diktatur, die einen in sich brodelnden Vielvölkerstaat zusammenhält. Was jedoch noch hinzu kommt ist die Tatsache, dass weite Teile der eigenen Bevölkerung (Perser) mit den Entwicklungen im Land nicht einverstanden sind und vor fast 10 Jahren zu Millionen auf die Straßen gingen. Dies wurde vom "stabilsten" Land in der Region dementsprechend gehändelt - man knüppelte die Demonstranten, erstach sie auf offener Straße und ließ viele verschleppen. Wie gesagt, dass hat mit Stabilität ÜBERHAUPT nichts zu tun. Vielleicht ist der Iran für einen Touristen der durchs Land streift sicherer als Afghanistan - das mag sein. Aber wenn dieser Tourist mit offenen Augen durchs Land geht wird er merken, dass Vieles im Iran nicht stimmt und es nur eine Frage der Zeit ist, wann eine Krise ausbricht. Syrien war einst auch eines der "stabilsten" Länder in der Region. Oder wollen Sie das in Frage stellen? Nach Ihrer Logik wäre sogar Saudi Arabien ein stabiles Land, ja sogar stabiler als der Iran. Wie gesagt, Sie haben eine merkwürdige Auffassung von "stabil". Der Iran erzeugt seit Jahrzehnten Konflikte in der gesamten Region - bis zum heutigen Tag. Diese Taten werden schon irgendwann auf das Land zurückfallen - abwarten.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die USA behaupten eben viel, wenn es den Interessen dient. ABC-Waffen im Irak war auch so eine Behauptung. Ich würde mich als Kurde nicht auf zuviel verlassen. Die Enttäuschung ist klar vorhanden.
Darum geht es nicht, sondern um die Tatsache, dass eben viel behauptet wird vonseiten der USA. Was uns die Geschichte aber immer wieder lehrt, ist die Tatsache, dass keine Weltmacht eine aufstrebende Macht (in dem Fall der Iran) auf Dauer agieren lässt. Daran ist schon Saddam gescheitert - der Iran ist natürlich ein anderes Kaliber, ist aber auch verwundbar. Operation Ajax und die Entmachtung des Shahs - so lange ist das nun nicht her.
King Kong 2006 hat geschrieben:Das sind Namen. Und Personen sind austauschbar. Ich würde mich nicht darauf verlassen, daß die USA in einen Krieg dort für bestimmte kurdische Interessen ziehen. Und das wäre signifikant. Nicht ein Name auf einer Liste. Das ist zumindest sicher. Steht einer auf der Liste, wird das dort die Verhältnisse nicht auf den Kopf stellen. Irgendwann kommt eh ein anderer. Dann wird die Liste aktualisiert. Ob das etwas ändert ist die Frage. Die PKK/PJAK steht auch auf der Liste.
Ich verlasse mich nicht darauf, dass die USA für kurdische Interessen agieren. Das ist nicht der Punkt. Ich verlasse mich darauf, dass dem Iran seine gegenwärtige Macht zu Kopf steigt. Wer gegenwärtig bei Militärparaden wie die Hashd mit Füßen auf die US-Flagge tritt und seit Wochen eine angriffslustige Rhetorik posaunt, scheint nämlich nicht klar bei Verstand zu sein. Gut für uns. Abwarten...
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(01 Nov 2017, 08:12)

Im Iran existieren ebenfalls Gruppen die gegen die Zentralregierung agieren - diese können bei Bedarf gestärkt werden. Was Sie hier als Stabilität verkaufen ist nichts weiter als die harte Hand einer Diktatur, die einen in sich brodelnden Vielvölkerstaat zusammenhält. Was jedoch noch hinzu kommt ist die Tatsache, dass weite Teile der eigenen Bevölkerung (Perser) mit den Entwicklungen im Land nicht einverstanden sind und vor fast 10 Jahren zu Millionen auf die Straßen gingen. Dies wurde vom "stabilsten" Land in der Region dementsprechend gehändelt - man knüppelte die Demonstranten, erstach sie auf offener Straße und ließ viele verschleppen. Wie gesagt, dass hat mit Stabilität ÜBERHAUPT nichts zu tun. Vielleicht ist der Iran für einen Touristen der durchs Land streift sicherer als Afghanistan - das mag sein. Aber wenn dieser Tourist mit offenen Augen durchs Land geht wird er merken, dass Vieles im Iran nicht stimmt und es nur eine Frage der Zeit ist, wann eine Krise ausbricht. Syrien war einst auch eines der "stabilsten" Länder in der Region. Oder wollen Sie das in Frage stellen? Nach Ihrer Logik wäre sogar Saudi Arabien ein stabiles Land, ja sogar stabiler als der Iran. Wie gesagt, Sie haben eine merkwürdige Auffassung von "stabil". Der Iran erzeugt seit Jahrzehnten Konflikte in der gesamten Region - bis zum heutigen Tag. Diese Taten werden schon irgendwann auf das Land zurückfallen - abwarten.
Ich weiß nicht worauf du hinauswillst? Der gilt als stabil in der Region.

Den Kunststaat Saudi-Arabien (benannt nach der Familie al-Saud) würde ich nicht mit einem Land, das eine mehrtausendjährige Kontinuität aufweist vergleichen. Der Iran war und ist unter schwerem Beschuß. Mit einer Revolution, gesellschaftlichen Umbrüchen, Massenvernichtungswaffen im Krieg, ballistischen Raketen, z.T. schwersten Sanktionen. Seit vielen Jahren. Wie lange glaubst du hätte das ein anderes Land in der Region "ertragen"? An Saudi-Arabien will ich da gar nicht denken, was daraus geworden wäre. Ohne zu kollabieren, oder sogar zum Hegemon zu werden? Da muß man einigermassen stabil sein, wenn man das durchhalten will.
Darum geht es nicht, sondern um die Tatsache, dass eben viel behauptet wird vonseiten der USA. Was uns die Geschichte aber immer wieder lehrt, ist die Tatsache, dass keine Weltmacht eine aufstrebende Macht (in dem Fall der Iran) auf Dauer agieren lässt. Daran ist schon Saddam gescheitert - der Iran ist natürlich ein anderes Kaliber, ist aber auch verwundbar. Operation Ajax und die Entmachtung des Shahs - so lange ist das nun nicht her.
Saddam ist letztendlich auch an dem Iran gescheitert. ;)

Stimmt Ajax und Co. ist unter der mehrtausendjährigen Geschichte Irans noch nicht lange her. Und Bolton EX-US-Botschafter be der UN beklagt ja auch, daß die USA das nicht mehr können. Glaub mir, wenn die USA könnten, dann würden sie. Die Widerspenstigkeit Irans kotzt sie an. Das führte sogar zur Unterstützung Saddams. Sie können nicht. Wenn sie könnten, dann wäre es schon längst geschehen. Wenn man einmal etwas konnte, dann heißt das nicht, das man das immer kann. Zeiten ändern sich. Das hat Bolton beklagt. Der Iran hat einen Vorteil, kann man auch als Nachteil bezeichnen. Er kann da nicht weg. Die USA können dagegen nichts machen. Der Iran auch nicht. Es sei denn sie würden mit einer riesigen Schippe den Iran ausgraben und woanders abkippen. D.h. die USA brauchen sehr viel Kraft und Willen sich in einer Region zu halten. Das muß sich lohnen. Egal wo. Der Iran, was die Region Vorderasien, Zentralasien usw. belangt muß sich dafür gar nicht anstrengen. Er wohnt ja da. Den USA wird eher die Puste ausgehen, als dem Iran. Spätestens, wenn irgendwann mal die fossile Energie nicht mehr den Stellenwert hat wie in der Gegenwart und Nahen Zukunft, werden die USA noch mehr dort verschwinden, wie man es zur Zeit beobachtet.
Ich verlasse mich nicht darauf, dass die USA für kurdische Interessen agieren. Das ist nicht der Punkt. Ich verlasse mich darauf, dass dem Iran seine gegenwärtige Macht zu Kopf steigt. Wer gegenwärtig bei Militärparaden wie die Hashd mit Füßen auf die US-Flagge tritt und seit Wochen eine angriffslustige Rhetorik posaunt, scheint nämlich nicht klar bei Verstand zu sein. Gut für uns. Abwarten...
Zeit hat man in der Region. Der Iran plant da auf lange Sicht und geht z.T. sehr langsam und methodisch vor. Ex-Geheimdienstkoordinator Schmidbauer (1991-1998) formulierte das einmal so ähnlich. Oder offizielle in Israel. Wobei das eher wohl als Klage oder Bedauern zu verstehen wäre.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Ich weiß nicht worauf du hinauswillst? Der gilt als stabil in der Region.
Ich habe ganz genau beschrieben, "worauf ich hinaus will". Der Iran ist ein Vielvölkerstaat mit vielen offenen Fragen, unterdrückt seit der islamischen Revolution konsequent alle Sunniten im Land. Unter dem Shah war es in der Hinsicht auch nicht viel besser. Hinzu kommt der große Riss innerhalb des eigenen Leitvolks. Schon unter dem Shah war das Land tief gespalten - bevor Kommunisten und Islamisten die Verhältnisse veränderten. Und wo sind die einstigen linken Revolutionäre heute? Die Antwort erübrigt sich.
Der Riss in der Gesellschaft ist noch viel größer als 1979. Weite Teile der persischen Gesellschaft haben sich vollständig von ihrer Religion entfremdet, wollen mit der IRI-Diktatur nichts zu tun haben. Der Beweis hierfür ist die "Grüne Bewegung" die zu Millionen auf die Straßen ging. Das hat mit Stabilität rein gar nichts zu tun! Wenn eine Diktatur Todesschwadronen losschickt um Demonstranten während den Demos zu töten hat das mit Stabilität nichts zu tun! Wenn man aber tausende Oppositionelle in Gefängnisse steckt und sie dort zu Tode foltert hat das mit Stabilität nichts zu tun! Wenn man Menschen im eigenen Land ausgrenzt und sie öffentlich hängt hat das mit Stabilität nichts zu tun! Wenn man sein Volk aushundern lässt um in anderen Ländern in der Region Großmacht zu spielen hat das mit Stabilität nichts zu tun! Das alles wird auf die IRI zurückfallen - früher oder später.
King Kong 2006 hat geschrieben:Den Kunststaat Saudi-Arabien (benannt nach der Familie al-Saud) würde ich nicht mit einem Land, das eine mehrtausendjährige Kontinuität aufweist vergleichen. Der Iran war und ist unter schwerem Beschuß. Mit einer Revolution, gesellschaftlichen Umbrüchen, Massenvernichtungswaffen im Krieg, ballistischen Raketen, z.T. schwersten Sanktionen. Seit vielen Jahren. Wie lange glaubst du hätte das ein anderes Land in der Region "ertragen"? An Saudi-Arabien will ich da gar nicht denken, was daraus geworden wäre. Ohne zu kollabieren, oder sogar zum Hegemon zu werden? Da muß man einigermassen stabil sein, wenn man das durchhalten will.
Natürlich hat der Iran die Sanktionen gut weggesteckt, das hat aber mit Stabilität nichts zu tun. Die Wirtschaftskraft des Irans, die Produktivität des Landes hat etwas mit der Gesellschaft zu tun und weniger mit den Steinzeitmullahs. Mit einem Mossadegh wäre der Iran heute viel weiter gewesen, sogar mit dem Shah. Der Unsinn mit dem schiitischen Halbmond wird für den Iran zum Boomerang - das kann ich Ihnen versichern. Angesichts der überwältigenden Masse an Sunniten ist das Vorhaben der Steinzeitmullahs in Tehran eine Schnapsidee.
King Kong 2006 hat geschrieben:Saddam ist letztendlich auch an dem Iran gescheitert.
Echt? Dann erzählen Sie mir bitte die "iranische" Version. Ich dachte immer die USA hätten ihn entmachtet. Aber Sie dürfen mir gerne Ihre 1001 Nacht-Geschichte erzählen...
King Kong 2006 hat geschrieben:Zeit hat man in der Region. Der Iran plant da auf lange Sicht und geht z.T. sehr langsam und methodisch vor. Ex-Geheimdienstkoordinator Schmidbauer (1991-1998) formulierte das einmal so ähnlich. Oder offizielle in Israel. Wobei das eher wohl als Klage oder Bedauern zu verstehen wäre.
Auch die USA hat einen langen Atem und wie es aussieht werden die Rohstoffe nicht so schnell zu Ende gehen, wie es sich einige Leute wünschen. Die USA kann bei Bedarf kleine Volksgruppen, die man heute nicht einmal ernst nimmt aufrüsten und instrumentalisieren. Boots on the ground zu haben ist in dieser Region nicht sonderlich schwer. Sie konsumieren ganz klar zu viel IRI-Propaganda. Und genau davon spreche ich. Dieses hohe Ross bekommt einigen Leuten nicht gut.

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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(02 Nov 2017, 09:42)

Ich habe ganz genau beschrieben, "worauf ich hinaus will". Der Iran ist ein Vielvölkerstaat mit vielen offenen Fragen, unterdrückt seit der islamischen Revolution konsequent alle Sunniten im Land. Unter dem Shah war es in der Hinsicht auch nicht viel besser. Hinzu kommt der große Riss innerhalb des eigenen Leitvolks. Schon unter dem Shah war das Land tief gespalten - bevor Kommunisten und Islamisten die Verhältnisse veränderten. Und wo sind die einstigen linken Revolutionäre heute? Die Antwort erübrigt sich.
Der Riss in der Gesellschaft ist noch viel größer als 1979. Weite Teile der persischen Gesellschaft haben sich vollständig von ihrer Religion entfremdet, wollen mit der IRI-Diktatur nichts zu tun haben. Der Beweis hierfür ist die "Grüne Bewegung" die zu Millionen auf die Straßen ging. Das hat mit Stabilität rein gar nichts zu tun! Wenn eine Diktatur Todesschwadronen losschickt um Demonstranten während den Demos zu töten hat das mit Stabilität nichts zu tun! Wenn man aber tausende Oppositionelle in Gefängnisse steckt und sie dort zu Tode foltert hat das mit Stabilität nichts zu tun! Wenn man Menschen im eigenen Land ausgrenzt und sie öffentlich hängt hat das mit Stabilität nichts zu tun! Wenn man sein Volk aushundern lässt um in anderen Ländern in der Region Großmacht zu spielen hat das mit Stabilität nichts zu tun! Das alles wird auf die IRI zurückfallen - früher oder später.
Wir reden aneinander vorbei. Ich spreche nicht davon, daß der Iran global gesehen oder abstrakt das stabilste Land ohne Konflikte und Krisen ist. Welches Land wäre das? Es gilt als das stabilste der Region. Das ist etwas anderes.
Natürlich hat der Iran die Sanktionen gut weggesteckt, das hat aber mit Stabilität nichts zu tun. Die Wirtschaftskraft des Irans, die Produktivität des Landes hat etwas mit der Gesellschaft zu tun und weniger mit den Steinzeitmullahs. Mit einem Mossadegh wäre der Iran heute viel weiter gewesen, sogar mit dem Shah. Der Unsinn mit dem schiitischen Halbmond wird für den Iran zum Boomerang - das kann ich Ihnen versichern. Angesichts der überwältigenden Masse an Sunniten ist das Vorhaben der Steinzeitmullahs in Tehran eine Schnapsidee.
Natürlich wäre der Iran in vielen Bereichen - vermutlich - weiter. Wer sich gegen das Imperium der heutigen Zeit stellt, der muß zahlen. Das war dasselbe mit den Achämeniden, Rom, Dschingis Khan usw. Das Mossadegh weg ist, ist tragisch. War aber offenbar im Interesse der USA und Großbritanniens.
Echt? Dann erzählen Sie mir bitte die "iranische" Version. Ich dachte immer die USA hätten ihn entmachtet. Aber Sie dürfen mir gerne Ihre 1001 Nacht-Geschichte erzählen...
Er hat seine Ziele im Iran nicht erreicht. Er ist anschließend über seine Hybris gestolpert. Heute gibt es keine Bilder mehr von ihm in den Lokalen. Aber von iranischen Personen. Er ist ganz klar am Iran gescheitert. Entmachtet haben die USA ihn. Es gibt tatsächlich Meinungen und Thesen von US-Nachrichtendienstlern, die daraufhinweisen, wie der Iran aktiv die USA mit den notwendigen Informationen gefüttert haben, die sie hören wollten. Seinerzeit wurden dazu Ermittlungen aufgenommen. Wohlweislich wurden die Ergebnisse nicht mehr präsentiert. Es war durchaus im Interesse Irans, daß die USA Saddam, den Erzfeind entsorgen. Bush hat die fehlende Weitsicht bewiesen.
Iran used Chalabi to dupe U.S., report says

WASHINGTON — The Defense Intelligence Agency has concluded that for years Iran has used a U.S.-funded arm of Ahmad Chalabi's Iraqi National Congress to funnel disinformation to the United States and to collect highly sensitive American secrets, according to intelligence sources.

"Iranian intelligence has been manipulating the United States through Chalabi by furnishing through his Information Collection Program (ICP) information to provoke the United Sates into getting rid of Saddam Hussein," said an intelligence source who was briefed on the conclusions of the Defense Intelligence Agency (DIA).

The ICP also "kept the Iranians informed about what we were doing" by passing classified U.S. documents and other sensitive information, he said. The ICP has received millions of dollars from the U.S. government over several years.

An administration official confirmed that "highly classified information had been provided (to the Iranians) through that channel."

The Defense Department this week halted payment of $340,000 a month to Chalabi's program.

Patrick Lang, former director of the DIA's Middle East branch, said he had been told by colleagues that Chalabi's U.S.-funded program to provide information about weapons of mass destruction and insurgents was effectively an Iranian intelligence operation. "They (the Iranians) knew exactly what we were up to," he said.

He described it as "one of the most sophisticated and successful intelligence operations in history."

http://old.seattletimes.com/html/nation ... abi22.html
US intelligence fears Iran duped hawks into Iraq war

· Inquiry into Tehran's role in starting conflict

An urgent investigation has been launched in Washington into whether Iran played a role in manipulating the US into the Iraq war by passing on bogus intelligence through Ahmad Chalabi's Iraqi National Congress, it emerged yesterday.

Some intelligence officials now believe that Iran used the hawks in the Pentagon and the White House to get rid of a hostile neighbour, and pave the way for a Shia-ruled Iraq.

https://www.theguardian.com/world/2004/ ... usa.iraq10
Wie gesagt, leider sind mir die Ermittlungsergebnisse nicht bekannt. Aber vermutlich sind sie unangenehm. Natürlich kann Teheran ein Land wie die USA nicht zwingen für sie in den Krieg zu ziehen. Die USA wollten das. Aber sie haben mutmaßlich massiv "unterstützt" dahinzukommen. Während andere Mahner das für keine gute Idee hielten. Was mit dem Irakkrieg funktioniert hat, scheint offenbar auch mit ein paar kleinen Grenzübergängen geklappt zu haben. Du selbst meinst, daß die USA die Peschmerga gezwungen haben sich so zu verhalten.
Auch die USA hat einen langen Atem und wie es aussieht werden die Rohstoffe nicht so schnell zu Ende gehen, wie es sich einige Leute wünschen. Die USA kann bei Bedarf kleine Volksgruppen, die man heute nicht einmal ernst nimmt aufrüsten und instrumentalisieren. Boots on the ground zu haben ist in dieser Region nicht sonderlich schwer. Sie konsumieren ganz klar zu viel IRI-Propaganda. Und genau davon spreche ich. Dieses hohe Ross bekommt einigen Leuten nicht gut.
Z.B. der Iran hat gewaltige Rohstoffreserven. Keine fossilen. Selbst wenn mal das Erdöl, danach irgendwann das Erdgas weniger und weniger relevant wird, wird der Iran ein main target bleiben. Wegen seinen anderen Rohstoffen und der Infrastruktur. Und natürlich werden schon jetzt Terrorgruppen im Iran unterstützt. Allerdings haben sich sogar die USA über Israel aufgeregt, als es ruchbar wurde, daß sie die terroristischen Jundullah unterstützt haben. Ohne Absprache mit den USA. Das geht sicher auch im Iran. Und wird offenbar praktiziert.
Mossad agents posing as CIA officers met with and recruited members of Jundullah in cities such as London to carry out attacks against Iran. President George W. Bush "went absolutely ballistic" when he learned of Israel's actions, but the situation was not resolved until President Barack Obama's administration "drastically scaled back joint U.S.-Israel intelligence programs targeting Iran" and ultimately designated Jundallah a terrorist organization in November 2010

https://en.wikipedia.org/wiki/Jundallah ... and_Israel
Sie glauben doch nicht im Ernst, dass der Iran langfristig als Sieger vom Platz geht und als alleinige Regionalmacht im Nahen Osten dasteht...
Ich kann nur vermuten. Ich vermute, daß Saudi-Arabien seinen Wohlfahrtsstaat nicht lange auf dem Niveau durchhalten kann. Dann wird es zu großen Unruhen kommen. Pakistan? Gilt eher als failed state. Syrien, Irak? Die sind auf sehr lange Zeit hilfsbedürftig, keine Hegemonen. Bleibt die Türkei. Die haben massive Kapazitäten. Das Problem ist, daß sie Türken und keine Araber sind und viele in der Region sich mißtrauisch der Osmanischen Reiches erinnern. Der Iran ist auch kein arabisches Land. Und auch viele betrachten den Iran im historischen Kontext mißtrauisch. Aber neben dem Iran und partiell (wegen der Geografie) der Türkei sehe ich da niemanden. Die USA ziehen sich sukzessiv zurück. So handeln wie in den Vierzigern des 20. Jahrhundert, oder bei der Operation Ajax, oder noch unter Bush und seinen Kriegen geht heute nicht. Trump hat einen vorgewarnten evakuierten Flugplatz irgendwo in Syrien mit ein paar Raketen beschiessen lassen (damit offenbar keine Iraner oder Russen dort zu schaden kommen - das hätte Ärger gegeben...). Das geht.

Die USA werden dort nicht verschwinden. Aber sie haben gewaltig an Einfluß verloren. Und Tendenz dazu ist wichtig. Sie ist absteigend. Nicht aufsteigend.
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Beginnt der Zusammenstoss von syrischer Armee und kurdisch dominerten SDF?

Beitrag von King Kong 2006 »

Syrian government forces will march to Raqqa soon, Iranian official says

BEIRUT (Reuters) - Syrian government forces will advance soon to take Raqqa city, which U.S.-backed fighters seized from Islamic State last month, a senior Iranian official said on Friday.

Ali Akbar Velayati, the top adviser to Iran’s Supreme Leader, also accused the United States of seeking to divide Syria by stationing its forces east of the Euphrates river.

“We will witness in the near future the advance of government and popular forces in Syria and east of the Euphrates, and the liberation of Raqqa city,” he said in televised comments on a visit to Beirut.
But last week, Damascus said it deemed Raqqa “occupied” until the Syrian army took control.

http://www.reuters.com/article/us-midea ... SKBN1D325U
Man könnte meinen, daß es eine Sache zwischen Assad und der kurdischen YPG wäre. Aber es berührt auch andere Kräfte.

In Teheran wird offenbar die Losung ausgegeben, daß Rakka wie auch andere Teile unter kurdischer Kontrolle. unter die Zentralgewalt von Damaskus gehören. Ähnlich wie im Irak. Und es ist auch sicher kein Zufall, daß vor kurzem Putin in Teheran war. Und wird ein anderer Interventionist, die USA, diesmal den Kurden beistehen? Was wird die Türkei tun?

Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es zum Zusammenstoss zwischen Kurden und der syrischen Armee kommt. Allerdings wird es wohl komplexer als im Irak. Selbst wenn es nicht um Rakka eskaliert, wird man (Iran, Syrien, Irak usw. ) es nicht hinnehmen, daß die SDF sich wie ein Keil entlang des Euphrats zwischen Syrien und dem Irak bewegen wird.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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imp
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von imp »

Die Türkei ist am Ende die Region mit den besten Kurdenrechten. Und wenn die Radikalinskis sich in Syrien verbrauchen, auch erstmal sehr friedlich.
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Erbil überreicht den Olivenzweig

Beitrag von King Kong 2006 »

Barzani spricht in moderaten Tönen die Problematik an. Im wesentlichen bleibt ihm bei der Phalanx der innerkurdischen Opposition, der Zentralregierung Iraks, dem Iran und der Türkei und fehlender Unterstützung (z.B. durch die USA oder Israel) auch nicht viel mehr übrig.
Kurdistan

Barzani extends olive branch to Baghdad, open talks, no military language
He added that Erbil may have a different view of the Iraqi constitution “but we can still solve all issues through dialogue.”
Auch andere Parteien sind als Ansprechpartner gewünscht. Das wären wohl Teheran und Ankara. Oder die mächtigen schiitischen Fraktionen im Irak (PMF).
“We are even ready to talk to Iraqi political parties who genuinely want to understand the situation and find a solution for it,” the Prime Minister said, “The talks do not necessarily have to be only with the government.”
Die Wortwahl ist interessant. Alle, auch die Kurden leben im Irak. Das klingt anders als ein Staat Kurdistan außerhalb Iraks.
“If we really want peace and stability and for all groups to live in geography called Iraq, serious talks must then be held far from who has lost and who has won,” PM Barzani said. “With this mindset we can expect a bright future for all Iraqis.”
Barzani said that Erbil still maintains ties with Iran and Turkey and that the Kurdistan Region wants to live in peace and harmony with its neighbors.

“We are interested in talking to all our neighbors and show our interest for peace and understanding,” he said. “Turkey is an important neighbor and has helped the people of Kurdistan during the hard times,”

“We also remember help of the Islamic Republic of Iran,” he added. “The Kurdistan Region wants to live in peace with its neighbors and be a force for stability, including Turkey with whom we have had good relations in the past,”

“We want to continue talks with Turkey and Iran and have them help us solve our disputes with Iraq, too.”

http://www.rudaw.net/english/kurdistan/061120172
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USA & Saudi-Arabien - alles unter Kontrolle?

Beitrag von King Kong 2006 »

Seitdem sich der neue Kronprinz bin Salman Saudi-Arabiens und TV-Star Trump getroffen haben, traut sich der Kronprinz einige Sachen. Verhaftungswellen im Königreich um seine Macht zu konsolidieren. Er erklärt dem Libanon praktisch den Krieg (was sogar den ägyptischen Präsident Sisi auf den Plan rief mäßigend aufzutreten), er erklärt praktisch dem Iran den Krieg usw. So etwas macht kein saudischer Adeliger, wenn er nicht jemand starkes hinter sich hat. Oder er verkalkuliert sich wie einst Saddam, der fälschlicherweise davon ausgegangen ist, daß die USA hinter einem stehen, wenn man im Krieg nachrichtendienstlich, diplomatisch, wirtschaftlich und technologisch unterstützt wird. Hat Donald T. und der Kronprinz so eine Entwicklung unter Kontrolle?
Trump may have pushed Saudi Arabia and Iran closer to war

Saudi Arabia's moves over the past few days are bringing it closer to direct war with Iran.

But this process seems to have been kick started by the new Saudi crown prince's meeting with President Trump in March.

It crucial to keep this conflict contained to the Middle East.
Crucial news keeps flying out of Saudi Arabia at a frantic pace, but here's the bottom line: The Saudis are marching ever closer towards a wider regional war. And the U.S. may have helped send them down that path.
Crucial news keeps flying out of Saudi Arabia at a frantic pace, but here's the bottom line: The Saudis are marching ever closer towards a wider regional war. And the U.S. may have helped send them down that path.
But it's important to avoid the naive thought that had President Trump and this new crown prince not come along, relative peace would have been sustainable for much longer. Instead of hand wringing about what may or may not speed up the inevitable, all reasonable parties need to figure out how to make sure two countries destined to confront each other like Iran and Saudi Arabia don't end up fighting a war more deadly and prolonged than what we've seen in Syria and Yemen for the past several years.

https://www.cnbc.com/2017/11/07/trump-m ... ntary.html
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Warnung aus Teheran an Riad

Beitrag von King Kong 2006 »

Rohani warnt Saudis vor der "Macht" Irans

"Die Saudis kennen ... die Macht sowie den Status Irans in der Region, sogar die Amerikaner konnten gegen das Land (militärisch) nichts unternehmen", sagte Rohani. Falls die Saudis interne Probleme haben, sollten sie versuchen die zu lösen. Anderen Ländern in der Region absurde Unterstellungen zu machen oder den libanesischen Premierminister zum Rücktritt zu zwingen, werde die internen Probleme nicht lösen, so der Präsident.
Falken im Iran äußerten sich bereits aggressiv zu dem Thema. Rouhanis Stabschef Vaesi ruft zur Ruhe auf.
Rohanis Stabschef Mahmud Waesi forderte alle Fraktionen im Land auf, Ruhe zu bewahren und sich nicht von der neuen Führung in Saudi-Arabien provozieren zu lassen. Diese versuche, ihre politischen Niederlagen in Jemen, Syrien und Katar mit absurden Unterstellungen gegen Iran zu vertuschen, sagte Waesi nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/h ... 77024.html
Im Iran werden wohl Erinnerungen an Saddam wach. Damals Mittel der Wahl, um den Iran einzudämmen. D.h. nicht, daß der Kronprinz und Saudi-Arabien sich jetzt ähnlich vor den Karren spannen lassen, bis zur Zertrümmerung. Und weil man das nicht will, wird wohl vermutlich letzten Endes sogar die USA auf Saudi-Arabien einwirken. Die Frage stellt sich schon, haben Trump und der Kronprinz das unter Kontrolle? Wenn die Steine erstmal rollen.

Wichtig ist natürlich die geostrategischen Pläne Russlands, Chinas und Irans zu stören. Aus Sicht der USA und Saudi-Arabiens. Umso instabiler, desto größer die Chance, daß die langfristigen Infrastrukturprojekte ersterer verzögert werden. Aber zum Preis der Kernschmelze in der Region will das wohl keiner mehr. Schon Syrien und Irak und Merkels geniale Flüchtlingspolitik und Wahlergebnisse für Europa sprechen nicht für einen größeren Gau...
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Ende des Kalifats?

Beitrag von King Kong 2006 »

Generalmajor Qassem Soleimani, Oberkommandierender der Abteilung der Auslandsabteilung (Quds) der IRGC (iranische Revolutionsgarde) im September 2017. Er gilt als Chefstratege Irans im Raum Syrien/Irak.
We’ll celebrate fall of Daesh in 2 months: General Soleimani

A senior general with Iran’s Islamic Revolution Guards Corps (IRGC) says the Takfiri Daesh terror group will be uprooted in two months.

The countries fighting Daesh will in two months celebrate its collapse, said Major General Qassem Soleimani, who commands the IRGC’s Quds Force, the IRIB reported on Thursday.

“Iran, Russia, Syria, and Iraq should hold this celebration,” said the general at a ceremony held in memory of an Iranian military adviser martyred in Syria. The commander further slammed the US for its inaction in the face of Daesh terror activities and said Washington “has made no move to eradicate” the terror outfit.

http://www.presstv.com/Detail/2017/09/2 ... q-Syria-US
Zwei Monate später. Die letzten Hochburgen des IS werden in Syrien von den irakischen PMF und der Hezbollah gesichert, so daß Damaskus verkünden kann:
Syria declares end of Isis 'project' as last town held by jihadis falls to army

9 November 2017

http://www.independent.co.uk/news/world ... 45466.html
Isis is facing near total defeat in Iraq and Syria – but it has been beaten and come back before

http://www.independent.co.uk/news/world ... 95246.html
Das ist nicht das Ende der Probleme oder Gruppen wie Al-Qaida oder dem IS. Aber das Kalifat ist fertig. Es existiert nicht mehr.
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Wir reden aneinander vorbei. Ich spreche nicht davon, daß der Iran global gesehen oder abstrakt das stabilste Land ohne Konflikte und Krisen ist. Welches Land wäre das? Es gilt als das stabilste der Region. Das ist etwas anderes.
Und ich habe Ihnen als Beispiel Syrien und den Irak genannt. Die liegen wohl auch in derselben Region wie der Iran. Natürlich sind beide Staaten künstlich geschaffen und besitzen mitnichten die weitreichende Staatstradition der Iraner. Das gewiss nicht. Das besaßen die Osmanen aber schon und trotzdem wurde das Reich zerteilt. Und wieso? Weil es zu viel wollte und im falschen Moment, falsche Entscheidungen traf. Davon ist der Iran samt seiner alten Staatstradition nicht befreit. So lang ist es nicht her, dass Stalin den Iran teilte - das war ein Jahr nach Ende des 2.Weltkriegs. Dies tat er um sich Vorteile zu verschaffen (am Kaspischen Meer). Und wie konnte er das realisieren? Weil der Iran ein Vielvölkerstaat ist. Völker die eigene nationale Ambitionen haben. So wie die Kurden und Azeris - die beide ihre Republiken ausrufen durften (was nur 11 Monate hielt - aber nicht weil der Iran das militärisch entschieden hätte).

Also sollte man was neue Grenzen und Stabilität angeht den Iran nicht über andere bestehende Staaten im Nahen Osten stellen. Betrachten wir einfach die Lage der Region nach dem 2. Weltkrieg. Da genossen Staaten wie Syrien und der Irak auch über lange Zeiten hinweg "Ruhe und Ordnung". Sprach man aber deshalb von Stabilität? Nein. Weil das Fundament nicht stabil ist. Genausowenig ist dies im Iran der Fall. Nur weil die Baath-Diktaturen in Syrien und im Irak für Ruhe sorgten waren beide Länder mitnichten stabil - das sehen wir eindrucksvoll heute.

Als stabiles Land in der Region fällt mir ehesten noch der Oman (in unmittelbarer Nähe zum Iran) ein, auch wenn dort ein Mann seit Jahrzehnten regiert und es nicht frei von Menschenrechtsverletzungen ist. Es gibt im Inneren keine größeren Konfliktpotentiale und mit seiner Nachbarschaft versucht man klar zu kommen. Das unterscheidet den Oman von vielen Staaten in der Region die Hegemonialmacht spielen wollen. Wer Unruhe nach Aussen trägt und seine inneren Probleme in Gefängnisse trägt bzw. an den Galgen
ist weder nach westlichen Massstäben noch orientalischen stabil.
King Kong 2006 hat geschrieben:Das Mossadegh weg ist, ist tragisch. War aber offenbar im Interesse der USA und Großbritanniens.
Ja, das war es. Es lässt aber nicht die Schlussfolgerung zu, dass die IRI im Interesse des Irans agiert, nur weil sie gegen die USA sind.
King Kong 2006 hat geschrieben:Er hat seine Ziele im Iran nicht erreicht. Er ist anschließend über seine Hybris gestolpert. Heute gibt es keine Bilder mehr von ihm in den Lokalen. Aber von iranischen Personen. Er ist ganz klar am Iran gescheitert. Entmachtet haben die USA ihn. Es gibt tatsächlich Meinungen und Thesen von US-Nachrichtendienstlern, die daraufhinweisen, wie der Iran aktiv die USA mit den notwendigen Informationen gefüttert haben, die sie hören wollten. Seinerzeit wurden dazu Ermittlungen aufgenommen. Wohlweislich wurden die Ergebnisse nicht mehr präsentiert. Es war durchaus im Interesse Irans, daß die USA Saddam, den Erzfeind entsorgen. Bush hat die fehlende Weitsicht bewiesen.
Saddams Ziele im Iran waren utopisch und ein Zeichen seines Größenwahns (den er in Kuwait fortsetzte). Nichtsdestotrotz konnte er über Jahrzehnte die große Mehrheit im Land (die Schiiten) blutig unterdrücken ohne das der Iran etwas dagegen machen konnte. Schon damals rechtfertigte der Diktator diese Taten (was natürlich keine Rechtfertigung ist!) das die Schiiten im Irak das Land den Iranern übergeben. Er sollte damit Recht behalten. Das bedeutet aber nicht, dass er am Iran gescheitert wäre. Ohne den Einmarsch der US-Truppen würden Maliki, Abadi, Jafaari und Konsorten noch heute im Iran sitzen. Noch heute würden in Karbala und Nejef Saddams Bilder hängen. Und die USA hätte mit oder ohne die Hilfe des Irans Saddam entmachtet.

Aber man kann sich natürlich viel einreden, wenn man so sehr von der eigenen Stärke überzeugt ist bzw. geblendet wird. Das erinnert mich dann wiederum an Saddam.

Ich glaube auch nicht das Bush, fehlende Weitsicht bewiesen hat. Saddam war für die Interessen der USA einfach nicht mehr tragbar. Und entgegen vieler Zahlen und Fakten glaube ich einfach nicht daran, dass der Einmarsch in den Irak ein wirtschaftliches Minusgeschäft war. Das irakisch-schiitische Größen die ihr halbes Leben im iranischen Exil waren nach der Entmachtung Saddams sich früher oder später Richtung Tehran orientieren war jedem Politiker in Washington klar. Aber der Profit den sie seit 2003 verzeichnen scheint es ihnen wert gewesen zu sein. Das amerikanische Traumprojekt die irakischen Schiiten zu emanzipieren läuft ja weiter. Die "Annäherung" Abadis mit Riad war einer dieser Versuche. Über lang wird das aber nicht klappen. Aber dann werden die USA Tehran nicht ohne weiteres den ganzen Irak überlassen. Wir haben ja gesehen mit welchen Mitteln eine Gruppe wie der IS bis kurz vor den Toren Baghdads marschieren kann. Vergessen Sie das nicht!
King Kong 2006 hat geschrieben:Was mit dem Irakkrieg funktioniert hat, scheint offenbar auch mit ein paar kleinen Grenzübergängen geklappt zu haben. Du selbst meinst, daß die USA die Peschmerga gezwungen haben sich so zu verhalten.


Ja, die USA haben den Kurden unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie gegen die Schiiten auf sich alleine gestellt sind. Zumindest unmittelbar vor dem Anrücken der Shia-Jihadisten auf die "umstrittenen" kurdischen Siedlungsgebiete. Was genau geschehen ist weiß ich jedoch nicht. Weil es aus Sicht M.Barzanis keinen Sinn ergibt. Im Alleingang ein Unabhängigkeitsreferendum ausrufen, ohne die Unterstützung der Weltmächte aber auch ohne die Unterstützung der sunnitischen Front (Golfaraber und Türken) ergibt nunmal militärisch gesehen keinen Sinn. Mir scheint es aber so, dass die USA nicht mehr mit M.Barzani zusammenarbeiten wollte. Und so ereilte ihn dasselbe Schicksal wie Maliki. Sie verstehen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Ich kann nur vermuten. Ich vermute, daß Saudi-Arabien seinen Wohlfahrtsstaat nicht lange auf dem Niveau durchhalten kann. Dann wird es zu großen Unruhen kommen. Pakistan? Gilt eher als failed state. Syrien, Irak? Die sind auf sehr lange Zeit hilfsbedürftig, keine Hegemonen. Bleibt die Türkei. Die haben massive Kapazitäten. Das Problem ist, daß sie Türken und keine Araber sind und viele in der Region sich mißtrauisch der Osmanischen Reiches erinnern. Der Iran ist auch kein arabisches Land. Und auch viele betrachten den Iran im historischen Kontext mißtrauisch. Aber neben dem Iran und partiell (wegen der Geografie) der Türkei sehe ich da niemanden. Die USA ziehen sich sukzessiv zurück. So handeln wie in den Vierzigern des 20. Jahrhundert, oder bei der Operation Ajax, oder noch unter Bush und seinen Kriegen geht heute nicht. Trump hat einen vorgewarnten evakuierten Flugplatz irgendwo in Syrien mit ein paar Raketen beschiessen lassen (damit offenbar keine Iraner oder Russen dort zu schaden kommen - das hätte Ärger gegeben...). Das geht.

Die USA werden dort nicht verschwinden. Aber sie haben gewaltig an Einfluß verloren. Und Tendenz dazu ist wichtig. Sie ist absteigend. Nicht aufsteigend.
Ich finde nicht das die Tendenz absteigend ist. Betrachten Sie sich nur einmal wieviele Militärstützpunkte die USA gewonnen haben u.a. auch in Syrien. Im Irak konnten sie sich noch stärker festsetzen. Die Kurden sind so abhängig wie noch nie von den USA und werden in Zukunft noch viel mehr vom Kuchen abgeben. Abgeben müssen. Und wie die weitere Entwicklung im Nahen Osten sein wird, ist nicht absehbar. Aber das immer schwächer werdende sunnitische Lager scheint irgendwie nur ein Schachzug zu sein.

- Im Nordirak übernimmt der Iran die Kontrolle über fast alle wichtigen wirtschaftlichen Punkte
- In Beirut tritt der Sunnit Hariri zurück
- Riad wird von Huthi-Rebellen angegriffen

Und die USA + Israel betrachten das alles ohnmächtig. Alles klar...
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Versteht Hariri, was er da vorliest?

Beitrag von King Kong 2006 »

Der ehemalige libanesische Regierungschef Hariri ist zurückgetreten. Ganz plötzlich bliebe er in Saudi-Arabien. Offiziell begründet er seinen Rücktritt mit dem wachsenden Einfluß Irans. Es werden aber Zweifel laut, ob er nicht eine Schachfigur ist.
Hariri, bitte melden!

Libanons Regierungschef Saad Hariri ist zurückgetreten und hält sich unter ungeklärten Umständen in Saudi-Arabien auf.
Der Libanon hielt sich in dem Wirbelsturm der Region erstaunlich robust und die Wirtschaft wuchs sogar.

Tatsächlich gab es in den Jahren 2013 und 2014 verheerende Bombenanschläge im Libanon, bei denen insgesamt mehr als hundert Menschen getötet wurden. Sie richteten sich zum einen gegen sunnitische Moscheen in Tripoli, der zweitgrößten Stadt des Landes. Und sie zielten zum anderen auf Einrichtungen in den südlichen Vororten von Beirut, in denen hauptsächlich Schiiten leben. Die Hintermänner der Attentate wurden nie gefasst. Doch offenbar war es das Ziel der Terroristen, Sunniten und Schiiten im Libanon gegeneinander aufzuhetzen und einen neuen Bürgerkrieg loszutreten.

Bislang hat sich der Zedernstaat als erstaunlich robust erwiesen. Die Wirtschaft wächst in diesem Jahr um mehr als zwei Prozent, für 2018 erwarten Analysten knapp drei Prozent Wachstum. In diesem Jahr kamen bislang rund zwei Millionen Touristen ins Land, das ist der höchste Stand seit 2010. Noch am 1. November verkündete Ministerpräsident Saad Hariri Pläne für einen Ausbau des Flughafens Beirut, um fünf Millionen zusätzliche Passagiere pro Jahr abzufertigen.
Trotz dieser Prognosen lief irgendwas hinter den Kulissen ab.
Hariri begründete diesen Schritt mit dem wachsenden Einfluss Irans und der von Teheran unterstützten Hisbollah im Libanon.
Doch mittlerweile wachsen die Zweifel daran, dass Hariri diese Erklärung aus freien Stücken abgab. Der 47-Jährige war noch nie ein großer Rhetoriker, es fällt ihm seit jeher schwer, im formalen Hocharabisch zu reden. Aber als Hariri vor laufender Kamera seinen Rücktritt erklärte, las er die Begründung vom Blatt ab. Es wirkte, als sehe der Politiker die Zeilen auf seinem Zettel in diesem Moment zum ersten Mal. Seither hat sich Hariri in Saudi-Arabien zwar mehrfach in der Öffentlichkeit gezeigt, aber nicht geredet.

Libanons Präsident Michel Aoun verlangte am Freitag bei einem Gespräch mit dem saudi-arabischen Botschafter in Beirut Klarheit über das Schicksal Hariris. Die Umstände des Rücktrittes seien unakzeptabel, sagte Aoun. Hariri solle umgehend in den Libanon zurückkehren. Ähnlich äußern sich alle Parteien in Beirut - von Hariris eigener Zukunftsbewegung bis hin zur Hisbollah.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/l ... 77408.html
Offenbar versucht Saudi-Arabien, mutmaßlich mit den USA im Rücken, dort die Haltung zu übernehmen, die einst Saddam zukam.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Welch einseitiger Artikel...

Wenn man den Unsinn so liest würde man fast meinen, dass der Einfluss der Hizbollah seit Jahren nicht zugenommen hätte und das Hariris Leben nicht bedroht wäre. Wer hat denn seinen Vater exekutiert werte Spiegel-Redaktion...
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Golfkrieg I reloaded?

Beitrag von King Kong 2006 »

Im 1.Golfkrieg oder auch Irak-Iran Krieg wurde Saddam als containment gegen den Iran eingesetzt. Natürlich hatte er auch selber große Ambitionen. Aber auch die USA. Und für die war der Irak unter Saddam Mittel der Wahl.

Saudi-Arabien bringt sich in Stellung. Nachdem Trump klar durch Waffenverkäufe, Haltungen gegenüber dem Iran usw. dem Kronprinzen signalisiert hat, auf wessen Seite man steht. So, wie bei Saddam. Natürlich hat der Kronprinz auch eigene ehrgeizige Ambitionen, durch die Säuberungswellen (Verhaftungen) versucht er sich autoritärer aufzustellen. Aber auch die USA haben Interessen.

Ein heißer Krieg erscheint nicht wahrscheinlich, aber die Ähnlichkeiten sind durchaus da. Zumindest durch Proxies wird bereits heiß gekämpft.
"Saudi-Arabien nimmt strategisch gegen den Iran Stellung"

Wimmen: Also ich denke, da gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen dem Versuch, der erfolgreich zu sein scheint, des Kronprinzen in Saudi-Arabien, Mohammed bin Salman, seine Position als alleiniger Machthaber zu konsolidieren und auszubauen. Wie Sie in der Anmoderation ja gesagt haben, es wurden mindestens elf Prinzen, Geschäftsleute verhaftet, es wurden große Geldvermögen erst einmal eingefroren, und das ist die interne Front. Und die externe Front ist, dass der Herr bin Salman gegen Iran mobil macht, und wenn es um Iran geht, dann haben wir hier natürlich im Libanon die Hisbollah, die als Klient, als Verbündeter des Iran aktiv ist und die sich da als Feindbild anbietet.
Der Kronprinz will zeigen, das er ein Macher ist.
Wimmen: Zumindest einen anderen Schauplatz, wo man zeigen kann oder wo der Kronprinz zeigen kann, dass er als Führungspersönlichkeit sozusagen den Ton angibt, dass er strategisch gegen Iran Stellung nimmt und damit dann natürlich sein eigenes Publikum zu Hause hinter sich scharrt. Sie haben Syrien erwähnt als einen Ort, wo die Saudis gescheitert sind, Jemen – wir hatten gerade darüber gesprochen über Jemen – ist ein zweiter Ort. Dieser Krieg im Jemen, der nun schon mehr als zwei Jahre andauert, hat sich für Saudi-Arabien ebenfalls als eine sehr, sehr kostspielige Niederlage oder ein sehr kostspieliges Abenteuer erwiesen, und da ist Mohammed bin Salman ganz klar derjenige, der das auf seine Verantwortung hin vorangetrieben hat. Deswegen liegt es nahe, dass man jetzt einen anderen Schauplatz sucht, wo man meint, vielleicht da mit besseren Aussichten Muskeln zeigen zu können, und Libanon bietet sich an. Man hofft, vielleicht auf den Zug aufzuspringen, den Herr Trump in Bewegung gesetzt hat gegen Iran, die Versuche der Amerikaner, aus dem Nuklearabkommen auszusteigen, all das ist aus saudischer Sicht eine positive Entwicklung, um diese Rückschläge, die Sie erwähnt haben, auch in Syrien zurückzudrehen, um die amerikanische Position, die Herr Obama vertreten hat, die gegenüber Iran ja deutlich pragmatischer war, um das zurückzudrehen und den iranischen Einfluss zurückzuräumen in der Regierung.
Rohde: Steht denn zu befürchten, dass der Libanon ein zweiter Jemen wird?

Wimmen: Zunächst einmal denke ich … Erst mal, die Antwort ist Nein, ich denke, die Gefahr besteht im Augenblick nicht. Erst mal müssen wir auf die Geografie schauen: Jemen ist, grenzt zum großen Teil an Saudi-Arabien, die Saudis kontrollieren die Gewässer, das ist sozusagen einfach, den Jemen zu isolieren, von der Außenwelt abzuschneiden und zu bombardieren. Viel mehr hat man ja auch nicht erreicht, zumindest nicht im Hochland des Jemen, wo die Hauptstadt ist. Im Libanon haben die Saudis, denke ich, keine militärische Option, da selber aktiv zu werden, das ist einfach geografisch zu weit weg. Man hat keinen Zugang irgendwo, um überhaupt mit Bodentruppen aktiv zu werden. Die saudische Luftwaffe ist im Jemen genug beschäftigt, und ich meine, gegen den Libanon und gegen Hisbollah Krieg zu führen, das haben schon ganz andere versucht, möchte ich mal sagen, also die Israelis natürlich vor allem, und hatten da, wie Sie ja wissen, auch ihre Schwierigkeiten. Also dass die Saudis das selber in die Hand nehmen, ist, denke ich, abwegig.

Rohde: Aber Herr Wimmen, müssen die Leute im Libanon fürchten, dass sie wirtschaftlich von Saudi-Arabien isoliert werden, wie das zum Beispiel auch bei Katar der Fall war?

Wimmen: Das ist eine deutlich größere Befürchtung. Auch da ist die Geografie nicht so auf der Seite der Saudis, wie es in Katar ist. Wenn man auf die Karte guckt, ist Katar natürlich auch von Saudi-Arabien und saudischen Verbündeten umgeben – wesentlich einfacher, das abzuschneiden von der Außenwelt. Das ist im Libanon wiederum nicht so, die Handelsbeziehungen sind auch sehr viel vielfältiger oder die Wirtschaft ist auch sehr viel differenzierter. Nur es gibt einen ganz großen Hebel, das sind die Auslandslibanesen, von denen etwa 350.000 – das sind Zahlen, die ich ernst nehme – im Golf aktiv sind, Saudi-Arabien etwa die Hälfte davon, die andere Hälfte Staaten im Golf, die im Zweifelsfall auf Zuruf auch das machen, was die Saudis wollen. Diese Leute schicken jedes Jahr vier, vielleicht fünf Milliarden Dollar zurück nach Hause sozusagen, und das wiederum sind etwa zehn Prozent des libanesischen Bruttosozialprodukts. Wenn das abgeschnitten wird, wenn diese Transfers erst einmal gestoppt werden durch Maßnahmen der Banken vielleicht, wenn Leute ausgewiesen werden und ihre Aufenthaltsgenehmigung, Arbeitsgenehmigung verlieren in Saudi-Arabien, das tut weh, das ist ganz klar ein ökonomisches Problem. Das wird die Wirtschaft nicht in die Knie zwingen, aber das kostet, das ist schmerzhaft.

http://www.deutschlandfunk.de/drohende- ... _id=400403
Es ist immer eine "spannende Herausforderung" wenn ein neuer Player, hier der Kronprinz, sich Ruhm und Ehre erwerben will. Oder genauer gesagt sich fest etablieren und Karriere machen. Saddam wollte auch ein großer Staatsführer, ein großer arabischer Heerführer sein. Wenn dann solch ein Ehrgeiz von großen überregionalen Playern, wie z.B. der Trump-Administration angefüttert wird, sollte man sehr genau hinschauen, ob nicht Entwicklungen gestartet werden, die am Ende große Verwerfungen ergeben. Als Saddam 1980 den Schatt el-Arab zum Iran hin übertrat, hätte wohl weder er noch andere sich denken können, wo wir heute in der Region aufgrund der Entwicklungen stehen. Inklusive der Flüchtlingsproblematik in Deutschland/EU.
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Der Kronprinz setzt ultimative Waffe ein - USA raten vom Aufenthalt in Saudi-Arabien ab

Beitrag von King Kong 2006 »

Nachdem der Kronprinz den libanesischen Premier Hariri ziehen lassen mußte und dieser im Libanon gefeiert wird, nun der nächste Schachzug. Diesmal ist es kein weiterer ausländischer Premier, der eingeladen und zum Bleiben überzeugt wurde, sondern das Ende der Weisheit. Godwins Law.
Saudischer Kronprinz wettert gegen Irans "neuen Hitler"

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 80072.html
Wenn einem nichts mehr einfällt, man am Ende der Möglichkeiten und des Lateins ist, dann hilft meist nur noch die Nazikeule. Adolf Hitler, der deutsche Nationalsozialismus. In der falschen Hoffnung das dies so omnipotent ist, daß damit alles gesagt und alles klar ist. Diskussion gewonnen und es gibt jetzt nur noch den totalen Krieg. Ich gehe davon aus, daß auch diese rethorische Maßnahme der Meisterklasse den al-Sauds nicht wirklich weiterhelfen wird.
Saudi Arabia has overreached on Iran, Lebanon

https://www.japantimes.co.jp/opinion/20 ... hfsdq2X_5Y
Teheran hört sich das erstmal an. Washington rät inzwischen vorsichtshalber sich nicht in Saudi-Arabien aufzuhalten.
US citizens told STAY AWAY from Saudi Arabia amid fears of all-out war with Iran

https://www.dailystar.co.uk/news/world- ... Department
Der Iran hat lernen müssen mit ständigen Warnungen vor dem Besuch im Land und Isolation zu leben, Riad kennt das (noch) nicht. Sie sind existentiell darauf angewiesen. Auf fremde Hilfe. Der junge Prinz sollte vorsichtig sein zu suggerieren, das es gesundheitsschädlich wäre sich dort aufzuhalten.
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Teheran erinnert an die gestürzten Diktaturen

Beitrag von King Kong 2006 »

Iran reagiert gelassen auf saudischen Hitler-Vergleich

Der Iran hat gelassen auf die Äußerungen des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman reagiert. Der hatte Irans obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei als "neuen Hitler des Nahen Ostens" bezeichnet.

"Seine Äußerungen sind so unangemessen, unreif und zum Teil auch dumm, dass er in der Welt immer mehr an Seriosität und Kredit verliert", erklärte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi.

Eine gefährliche und abenteuerliche Politik Saudi-Arabiens im Libanon sorge auch bei den treuen Alliierten des Königreichs für Fragezeichen, so Ghassemi. "Wir raten dem Kronprinzen daher aufzupassen, dass er mit dieser Politik nicht das gleiche Schicksal erlebt wie die anderen gestürzten Diktatoren in der Region", sagte der Sprecher in einer Presseerklärung.

https://www.zvw.de/inhalt.saudi-arabien ... 7bfe9.html
Der Iran befürchtet eher für den Prinzen dieselbe Schnittmenge der Diktaturen hinsichtlich ihres Schicksals.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Russland bereitet Abzug aus Syrien vor

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie es heißt bereitet Moskau den Abzug seiner Truppen aus Syrien vor. Zwei Stützpunkte bleiben.
Russland bereitet Abzug seiner Truppen aus Syrien vor

Sekretär des Sicherheitsrats: "Vorbereitungen laufen" Moskau

Russland bereitet nach eigenen Angaben den Abzug seiner Truppen aus Syrien vor. "Die Vorbereitungen laufen", zitierte die Nachrichtenagentur RIA am Donnerstag den Sekretär des Russischen Sicherheitsrates, Nikolai Patrutschow. Generalstabschef Waleri Gerassimow hatte vor einer Woche angekündigt, Russland dürfte einen großen Teil seiner Soldaten aus dem Bürgerkriegsland abziehen. Damit könne bis Ende des Jahres begonnen werden. Vermutlich werde Russland jedoch unter anderem mit zwei Stützpunkten im Land präsent bleiben.

derstandard.at/2000068807492/Russland-bereitet-Abzug-seiner-Truppen-aus-Syrien-vor
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China soll angeblich Kommandotruppen nach Syrien verlegen - Zukünftige Präsenz Irans

Beitrag von King Kong 2006 »

In Syrien sollen sich lt. Damaskus bis zu 5000 uighurische Kämpfer aus China aufhalten.
Syria says up to 5,000 Chinese Uighurs fighting in militant groups

https://www.reuters.com/article/uk-mide ... SKBN1840UP
Peking soll zur Bekämpfung Truppen entsenden.
The Chinese Ministry of Defence intends to send two units known as the "Tigers of Siberia" and the "Night Tigers" from the Special Operations Forces to aid regime troops against militant factions, New Khaleej reported, citing informed sources.
Uighurs themselves complain of discrimination and say their traditional and religious way of life is being eroded by Chinese domestic policy and an influx of settlers from elsewhere in China.

China has said that "East Turkestan terrorist forces" had posed several threats against the government.

Assad has previously praised "crucial cooperation" between Syria and Chinese intelligence against Uighur militants, adding ties with China were "on the rise".

Chinese military personnel have been on the ground in Syria since at least last year, training Syrian forces to use China-made weapons.

https://www.alaraby.co.uk/english/news/ ... s-to-syria
Die Präsenz Irans schwankt nach Berichterstattung stark hin und her. Das geht von 13 Militärbasen bis hin zur jüngsten Aussage (von Liberman), der Iran hätte gar keine regulären Streitkräfte vor Ort. Wohl sehr viele Milizen mit iranischen "Beratern".

Karte der iranischen MEK über Stützpunkte Irans in Syrien. Stand 2016
http://i.dailymail.co.uk/i/pix/2016/08/ ... 485252.jpg
DEFENSE MINISTER: THERE ARE NO IRANIAN MILITARY FORCES IN SYRIA
http://www.jpost.com/Arab-Israeli-Confl ... ria-515429
Was davon alternative Fakten sind und was dehnbar Interpretierbar weiß wohl selbst keiner genau. Die Haltung Israels dazu, daß es dort keine signifikante Präsenz Irans gibt, kann u.a. auch damit zu tun haben, daß ansonsten Israel in Zugzwang gerät. Man hat klar gemacht, daß man eine iranische Präsenz in Syrien nicht tolerieren wird. Wenn dort aber Basen sind, dann sieht das nicht gut aus für die Glaubwürdigkeit Israels und der damit zusammenhängenden Abschreckungsfähigkeit. Man müsste bei einer signifikanten Präsenz glaubhaft angreifen.
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Türkei - YPG/PKK

Beitrag von King Kong 2006 »

Erdoğan kündigt Einsatz von Armee in syrischen Kurdenregionen an

Der türkische Präsident will den Nordwesten Syriens von einer "Terrorgruppe" befreien und meint damit die Kurden

Damaskus/Ankara – Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan hat einen Militäreinsatz in den kurdisch kontrollierten Regionen Afrin und Manbij in Syrien angekündigt. "Jetzt ist es so weit, das Projekt der separatistischen Terrororganisation, einen Syrien-Terrorkorridor zu errichten, vollkommen zunichtezumachen", sagte Erdoğan am Dienstag vor Mitgliedern seiner AK-Partei.

Mit der "separatistischen Terrororganisation" meint Erdoğan die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, deren syrischer Ableger YPG die Regionen Afrin und Manbij kontrolliert. Die türkische Armee werde ihren im August 2016 begonnenen Einsatz in Nordsyrien auf die Regionen Afrin und Manbij ausweiten "und danach Sicherheit und Ruhe entlang der gesamten Grenze bringen", sagte Erdoğan.

derstandard.at/2000071764168/Erdogan-kuendigte-Militaereinsatz-in-kurdischen-Regionen-in-Syrien-an
Ist das die Phase II? Die militärischen Operationen gegen die von der Opposition (FSA, Al-Qaida, IS usw.) gehaltenen Gebiete um Idlib und jetzt die türkischen Interventionen gegen die von der YPG/PKK eroberten Gebiete in Syrien?

Teheran, Moskau und Ankara sind ja seit einiger Zeit im Austausch miteinander. Nicht nur mit Damaskus und Bagdad (4+1). Die 1, also die Hezbollah sieht die Kämpfe in Syrien in 1-2 Jahren für beendet.
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Kuddelmuddel und Drunter und Drüber - Russland, Iran & Türkei

Beitrag von King Kong 2006 »

Die FSA und Al-Qaida haben praktisch eine gemeinsame Kommandozentrale gebildet.
Syrische Rebellen starteten Offensive in Idlib

"Freie Syrische Armee" und Al-Kaida-nahe Tahrir al-Sham melden Geländegewinne – gemeinsame Kommandozentrale eingerichtet

derstandard.at/2000071980781/Syrische-Rebellen-starteten-Offensive-in-Idlib
Gleichzeitig ist ein Schwarm bewaffneter Drohnen über eine russische Militärbasis hergefallen.
Drone attack on Russian bases in Syria came from Turkish-backed rebels – MoD

https://www.rt.com/news/415454-drone-at ... ia-turkey/
Moskau vermutet dahinter die Türkei. Die wiederum hatte sich kritisch über den Vormarsch der Assad-Truppen geäußert.
Turkey warns Iran, Russia as Syria tensions mount

Read more at https://www.channelnewsasia.com/news/wo ... nt-9849582
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Türkische Offensive angekündigt

Beitrag von King Kong 2006 »

Erdogan kündigt offenbar eine Offensive in das von der YPG gehaltenen Gebiet um Afrin an.
Angriff auf Kurden-Miliz

Erdogan kündigt Militäroperation in Syrien an

Die syrische Kurden-Miliz YPG wurde von den USA aufgerüstet - jetzt will die Türkei sie zerschlagen. Präsident Erdogan sagt, er werde in wenigen Tagen "unsere südliche Grenze vom Terror säubern".

http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 87825.html
Vermutlich dient das zwei Zwecken. Einmal soll die YPG/PKK zurückgedrängt werden, ich gehe davon aus, daß irgendwann auch syrische Operationen im Osten gegen die YPG beginnen werden und zum anderen will man wohl noch schnell irgendwie Boden gut machen, bevor Assad (4+1) noch mehr Boden gegen die Restrebellen in diesem Teil Syriens gut machen.
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Verständlich, dass Erdogan seinen IS rächen möchte. Nachdem dieser den gesamten Norden Syriens an die YPG und säkulare Araberverbände abtreten musste.

Die Frage die sich stellt ist, was geschieht mit der Region nachdem die Türken es erobern und ihre Halsabschneiderverbände nachrücken? Aus meiner Sicht ergibt sich so eine Situation wie 2013 und 2014...
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"Terror Army"?

Beitrag von King Kong 2006 »

Ankara, Teheran und Moskau sprechen sich gegen eine kurdisch dominierte Armee aus. Syrien auch. Teheran hält wie Ankara, Damaskus und Moskau eine kurdische Armee für einen Auslöser von weiteren Kriegshandlungen. Ankara marschiert vermutlich u.a. auch deswegen mit Truppen hin und her.

Das sind für die Türkei, Iran und Syrien sicherlich rote Linien, da dies eine Signalwirkung sein kann. Für Moskau ist das eine us-dominierte Angelegenheit.
Turkey, Russia, Syria, and Iran all bash 'terror army' of US-backed kurds

LONDON (Reuters) - Iran said on Tuesday a new U.S.-backed, 30,000-strong force inside Syria would "fan the flames of war", echoing the vehement response of Syria, Turkey and Russia to the plan.

http://www.businessinsider.com/turkey-r ... 018-1?IR=T
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US-Manpads für YPG/PKK?

Beitrag von King Kong 2006 »

Lt. dem Mossad-nahen Debka und dem Kreml-nahen Sputnik sollen kurdischen Kämpfer transportable Flugabwehrwaffen von den USA bekommen.
US anti-air missiles for Kurds to meet Turkish, Syrian threats

The Turkish president did not directly attack the US or the Trump administration, only tangentially. In his speech to parliament, he reproved NATO, saying, “You are duty-bound to strike a certain pose against anyone that harasses one of your partners.” He also sent Turkish chief of staff Gen. Hulusi Akar to Brussels, where he plans to call on Gen. Joseph Dunford, chairman of the US Chiefs of Staff, and deliver Ankara’s final warning before going to war on the Kurds of northern Syria.

https://www.debka.com/us-anti-air-missi ... n-threats/
The United States has provided the Kurdish People's Protection Units (YPG) operating in Syria man-portable air defense systems (MANPADS) within the framework of the secret agreement, media reported.

https://sputniknews.com/military/201801 ... urds-deal/
Übliche Verdächtige wie Damaskus, Teheran und Moskau beiseitelassend, wie seht es mit dem NATO-Partner Türkei in dieser Frage aus? Wenn uns Israel (Mossad) und Russland (Sputnik) nicht mit Fake-News hereinlegen wollen! Trump sollte denen dann mal Preise verleihen...
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Dieter Winter
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Dieter Winter »

Offenbar greift die Türkei die kurdischen Verbündeten der USA in Syrien an.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 88724.html

Ob die Amis den Kurden da wohl militärisch helfen werden?

Und die EU wegen der Grenzverletzung die TR mit Sanktionen belegen?
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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Angeblich ziehen sich russische Beobachter aus der Region Afrin zurück.
Russia has started moving military observers away from an area in northwestern Syria where Turkey is planning an offensive against Kurdish fighters, a Turkish official told Al Jazeera.

http://www.aljazeera.com/news/2018/01/r ... 08957.html
Offenbar gibt es mit Moskau und Teheran Absprachen.
“We are meeting the Russians and Iran on the use of air space,” the top Turkish diplomat added.

http://www.presstv.com/Detail/2018/01/1 ... ign-Russia
Von Washington kommt bisher nichts offizielles.
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Dieter Winter hat geschrieben:(19 Jan 2018, 14:32)

Offenbar greift die Türkei die kurdischen Verbündeten der USA in Syrien an.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 88724.html

Ob die Amis den Kurden da wohl militärisch helfen werden?

Und die EU wegen der Grenzverletzung die TR mit Sanktionen belegen?
Die Kurden werden wie immer das Bauernopfer sein - sofern die Türken sich grünes Licht von den Russen verschafft haben. Denn ohne Lufthoheit wird es bestimmt sehr grossen Widerstand auf kurdischer Seite geben.

Wie man es dreht und wendet - der Nahe Osten ist derzeit sowieso ein Sauhaufen. Man dreht sich stets im Kreis. Es sind keine Tendenzen von Einsicht, Respekt, Versöhnung oder allumfassenden wirtschaftlichen Interessen zu erkennen.
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Kardux
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Über Twitter kursieren Gerüchte, dass der Angriff der türkischen Armee und seiner sunnitischen Halsabschneider-Milizen heute Nacht bzw. in den frühen Sonntags-Morgenstunden beginnen soll.

Damit wird der letzte Fleck Syriens, der seit Beginn des Syrien-Konflikts mehr oder weniger unberührt war, zum Kriegsschauplatz.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von SirToby »

Massive Bombardierungen von Afrin haben heute stattgefunden.

Die Russen sind laut YPG wohl abgezogen. Lavrov hat das zwar dementiert, aber mit russ. Verlautbarungen ist das ja so eine Sache.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kunz »

Wie schon anderswo gesagt:
Die NATO führt mal wieder Krieg, und macht sich mit Diktatoren wie Erdogan gemein.
Dass Menschen sterben ist dabei völlig uninteressant.
Deutsche Waffen.....töten mal wieder.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Europa2050 »

Kunz hat geschrieben:(20 Jan 2018, 19:45)

Wie schon anderswo gesagt:
Die NATO führt mal wieder Krieg, und macht sich mit Diktatoren wie Erdogan gemein.
Dass Menschen sterben ist dabei völlig uninteressant.
Deutsche Waffen.....töten mal wieder.
Sagen wir‘s so:
Die Türkei (die auch NATO-Mitglied ist) beschießt völlig völkerrechtswidrig Menschen auf fremden Territorium ohne davor von dieser Seite angegriffen worden zu sein.
Damit hätte sich meiner Ansicht nach Erdogan einen Platz neben Assad in Den Haag verdient.
Hätten die USA als NATO-Führungsmacht einen Präsidenten, würde er dieses dem Erdogan auch in aller Deutlickeit klar machen. Haben sie aber nicht.
Assad und Putin freut‘s, wenn sich ihre Gegner gegenseitig fertig machen, bringt sie dem Ziel, ganz Syrien wieder zu beherrschen näher.
Und deutsche Waffen wurden - wie auch die der anderen - in anderen Zeiten unter anderen Bedingungen geliefert. sch... ist’s trotzdem, da geb ich dir Recht.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von H2O »

Europa2050 hat geschrieben:(20 Jan 2018, 19:57)

Sagen wir‘s so:
Die Türkei (die auch NATO-Mitglied ist) beschießt völlig völkerrechtswidrig Menschen auf fremden Territorium ohne davor von dieser Seite angegriffen worden zu sein.
Damit hätte sich meiner Ansicht nach Erdogan einen Platz neben Assad in Den Haag verdient.
Hätten die USA als NATO-Führungsmacht einen Präsidenten, würde er dieses dem Erdogan auch in aller Deutlickeit klar machen. Haben sie aber nicht.
Assad und Putin freut‘s, wenn sich ihre Gegner gegenseitig fertig machen, bringt sie dem Ziel, ganz Syrien wieder zu beherrschen näher.
Und deutsche Waffen wurden - wie auch die der anderen - in anderen Zeiten unter anderen Bedingungen geliefert. sch... ist’s trotzdem, da geb ich dir Recht.
Leider scheint Ihr letzter Satz so nicht zu zu treffen. Gerade hat der noch amtierende Außenminister Gabriel seinem türkischen Freund und Außenminister noch Lieferungen zur Modernisierung türkischer Panzer zugesagt. Und die EU macht verstärkte Anstrengungen, ihr zerrüttetes Verhältnis zur Türkei wieder glatt zu ziehen. Immer noch sitzen deutsche Journalisten im türkischen Knast.

Alles das scheint unsere Volksparteien aber nicht auf zu regen. Die brüten nun, ob GroKo oder KoKo oder Kokolores.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der türkische Außenminister trifft in Bagdad ein. Ein Thema wird auch die PKK/PJAK oder YPG sein.
Turkish FM to visit Iraq

Regional issues and joint fight against the Kurdistan Workers’ Party (PKK) are planned to be discussed during the meetings.

The conflict between Turkey and the PKK, which demands the creation of an independent Kurdish state, has continued for more than 30 years and has claimed more than 40,000 lives.

The UN and the European Union list the PKK as a terrorist organization.

https://www.azernews.az/region/125829.html
Die Kurden machen ähnlich wie die Schiiten seinerzeit im Irak wieder die Erfahrung, daß die USA natürlich nur ihren Interessen nachgehen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Alpha Centauri »

Europa2050 hat geschrieben:(20 Jan 2018, 19:57)

Sagen wir‘s so:
Die Türkei (die auch NATO-Mitglied ist) beschießt völlig völkerrechtswidrig Menschen auf fremden Territorium ohne davor von dieser Seite angegriffen worden zu sein.
Damit hätte sich meiner Ansicht nach Erdogan einen Platz neben Assad in Den Haag verdient.
Hätten die USA als NATO-Führungsmacht einen Präsidenten, würde er dieses dem Erdogan auch in aller Deutlickeit klar machen. Haben sie aber nicht.
Assad und Putin freut‘s, wenn sich ihre Gegner gegenseitig fertig machen, bringt sie dem Ziel, ganz Syrien wieder zu beherrschen näher.
Und deutsche Waffen wurden - wie auch die der anderen - in anderen Zeiten unter anderen Bedingungen geliefert. sch... ist’s trotzdem, da geb ich dir Recht.
Den Platz in Den Haag hätte sich neben Erdogan, auch Assad, Putin, Xi Jing Ping oder Georg W. Bush junior, verdient,alles "Völkerrechtsbrecher" um nur mal die Creme de la Creme auf diesen Gebiet zu nennen
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Die türkische Terrorarmee und seine Jihadisten-Milizen haben bereits das erste Dorf in der Region Efrîn eingenommen.

https://twitter.com/op_shield/status/955029402907217920

Im Video ist zu erkennen, dass die pro-türkischen Milizen ganz offen dieselben Parolen wie der IS (Takbir Allah u Akbar) verwenden. Sie haben sich ganz einfach ein anderes Gewand angezogen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von SirToby »

King Kong 2006 hat geschrieben:(21 Jan 2018, 09:50)

Der türkische Außenminister trifft in Bagdad ein. Ein Thema wird auch die PKK/PJAK oder YPG sein.



Die Kurden machen ähnlich wie die Schiiten seinerzeit im Irak wieder die Erfahrung, daß die USA natürlich nur ihren Interessen nachgehen.
Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Antiamerikaner jede Möglichkeit nutzen, die USA zu diffamieren.

Die Kurden In Afrin haben überwiegend mit Russland zusammengearbeitet.

Und machen jetzt die Erfahrung, was es heisst, Verbündeter Russlands zu sein.

"Senior Kurdish official Aldar Xelil: Yesterday Russia asked us to hand over our regions to the [Syrian] government. We did not accept, and we will not surrender our territories. We'll defend all our areas."

https://mideast.liveuamap.com/en/2018/2 ... -yesterday
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

SirToby hat geschrieben:Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Antiamerikaner jede Möglichkeit nutzen, die USA zu diffamieren.
Was erwarten Sie auch von einem Propagandisten des Mullah-Regimes?

Wie Sie bereits erwähnten, ist lediglich Russland für die Region Efrîn zuständig gewesen. Diese haben nun die Kurden ihrem Schicksal überlassen. Aus kurdischer Sicht spricht man auch von Verrat.

Aus der Sicht eines neutralen Beobachters (der ich gewiss nicht bin) muss man sich aber wohl auch die Frage stellen weshalb es im Interesse der Russen wäre, wenn die Kurden verdrängt werden und statt ihnen sunnitische Jihadisten nachrücken? Interessant hierbei ist auch die heuchlerische Rhetorik der Russen. Russia Today spricht derzeit von der Freien Syrischen Armee die mithilfe der Türkei die Kurden angreifen. Wenn aber genau dieselbe FSA gegen Assads Truppen vorgeht werden sie als Terroristen, terroristische Rebellengruppen, Jihadisten, usw. bezeichnet.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von SirToby »

Kardux hat geschrieben:(21 Jan 2018, 15:11)

Was erwarten Sie auch von einem Propagandisten des Mullah-Regimes?

Wie Sie bereits erwähnten, ist lediglich Russland für die Region Efrîn zuständig gewesen. Diese haben nun die Kurden ihrem Schicksal überlassen. Aus kurdischer Sicht spricht man auch von Verrat.

Aus der Sicht eines neutralen Beobachters (der ich gewiss nicht bin) muss man sich aber wohl auch die Frage stellen weshalb es im Interesse der Russen wäre, wenn die Kurden verdrängt werden und statt ihnen sunnitische Jihadisten nachrücken? Interessant hierbei ist auch die heuchlerische Rhetorik der Russen. Russia Today spricht derzeit von der Freien Syrischen Armee die mithilfe der Türkei die Kurden angreifen. Wenn aber genau dieselbe FSA gegen Assads Truppen vorgeht werden sie als Terroristen, terroristische Rebellengruppen, Jihadisten, usw. bezeichnet.
Assad hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Kurdengebiete wieder unter seine Kontrolle bringen will. Assad und Russland haben es dem IS auch ermöglicht, gegen die letzten FSA/Ahrar/Fatah/ Truppen in Iblib zu kämpfen. Das hat dazu geführt, dass der IS sich direkt unter der Nase der Russen/Assads, ich gehe davon aus mit deren stillschweigender Einwilligung, neu aufstellen konnte.

Die FSA existiert kaum noch, oder bestenfalls noch als Feigenblatt.

Es ist ein schwieriger Konflikt, aber Sie dürfen mir gern glauben, dass ich bei allen Differenzen zwischen uns, die derzeitige Entwicklung in Afrin als grossen Rückschritt betrachte.
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