Kardux hat geschrieben:(24 Oct 2017, 08:52)
Es ist eine Message an all jene, die glauben, dass sich die Kurden abgefunden hätten.
Wie gesagt, machen andere ja auch, wie die Palästinenser. Ob das hilft bleibt abzuwarten.
Sie hatten behauptet, dass die Kurden Kerkûk erobert hätten - sich sozusagen unter den Nagel gerissen haben. Das ist, weshalb auch immer, der allgemein verbreitete Tenor der Massenmedien. Aber das stimmt nunmal nicht.
Das ist doch rethorisches Klimbim. Niemand hat Kirkuk den Peschmerga übergeben. Es gab doch Kämpfe um die Stadt? Oder war Kirkuk die Ruhezone im Kriegsgebiet zwischen IS und seinen Gegnern? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du damit bezwecken willst? Die Städte waren alle umkämpft. Vorstösse, wie auch Rückzüge.
Abgesehen davon habe ich nicht behauptet, dass der Rückzug der irakischen Armee, rechtsstaatlich gesehen, ein Verzicht dieses Gebiets war. Aber das Dasein der Kurden ist in diesem Kontext nunmal legitim, nachdem die irakische Armee Prioritäten setzte und sich in seine schiitische Gebiete zurückzog. Viel eher geht es mir aber darum, dass der Status dieser Stadt geklärt werden musste/muss. Das haben die Araber aber konsequent sabotiert.
Meine Frage erneut, wie sollten sich jetzt die - mutmaßlichen - Verbündeten die USA und Israel dazu verhalten? Die KRG besteht nicht nur aus Barzanis-Clan und der KDP. Die PUK sieht das offenbar nicht genauso wie Barzani.
Ich bin auch kein "Staatsrechtler" - aber so kompliziert ist der von mir beigefügte Artikel nicht. Oder habe ich Sie damit überfordert? Anscheinend schon, wenn Sie weiterhin ignorant behaupten, das Kerkûk nicht auf dem Gebiet der KRG ist.
Kirkuk liegt nicht auf dem Gebiet der KRG...
Ich weiß, dass Sie Ihre Freude mit solchen Gestalten haben, aber auch Sie wissen das diese offiziellen "Vertreter" Hochverrat an ihr Volk begangen haben. Wenn man darüber hinweg sieht, erkennt man auch wie nichtssagend die Aussagen dieser offiziellen Vertreter sind. Denn wo genau steht in der irakischen Verfassung geschrieben, dass ein iranischer General das Oberkommando innerhalb der irakischen Grenzen haben darf? Was derzeit in Südkurdistan geschieht ist eine Wiederholung. Die Schiiten wollen ihre Feldzüge gegen die sunnitischen Araber bei uns wiederholen. Baghdad ist nichts weiter als eine Marionette des Irans und betreibt gezielt eine sektiererische Politik. Von einer Verfassung kann gar keine Rede sein - Rechtsstaatlichkeit existiert in diesen Breitengraden nunmal nicht, auch nicht bei den Kurden.
Sicher werden alle benutzt. Der Iran im Kontext Russlands, Chinas und der USA. Die Kurden. Auch Israel und die USA werden ihre Überlegungen haben, wie sie die Kurden einzusetzen haben. Und Russland auch. Und der Iran und und und...
Bafel Talabani hat nach diesem Verrat keinen Rückhalt in der Bevölkerung - die Schiiten müssten schon ganz Südkurdistan erobern und dann treue Gestalten wie ihn oder Ala Talabani als Marionetten installieren. Solche Entscheidungen wird man nur militärisch durchbringen und nicht politisch. Wie fähig Bafel ist, zeigt die Tatsache, dass sein Vater seinerseits nicht ihn (obwohl er der ältere Bruder ist) sondern seinen jüngeren Sohn Qubad Talabani in die Politik integrierte.
Die Beziehungen zu den Nachbarn sind nicht von Personen abhängig. Unsere Nachbarn sind allesamt Faschisten - sie möchten die Kurden stets so klein halten wie es nur möglich ist. Das wird über kurz oder lang nicht möglich sein. Nicht Barzani ist das Problem! Die kurdische Frage ist viel größer als Barzani. Selbst wenn wir unseren Staat samt Kerkûk ausgerufen hätten - hätte es weiterhin eine kurdische Frage im Iran, der Türkei und Syrien gegeben. Das ist der springende Punkt - deshalb setzt sich die angebliche sunnitische Führungsmacht Türkei auch mit den Vertretern des schiitischen Halbmonds zusammen. Das wäre unter anderen Umständen undenkbar!
Die KRG würde ich nicht als Demokratie innerhalb eines Meeres von "faschistischen Staaten" sehen. Auch nicht die PKK/PJAk, die offenbar dort operieren. Das ist natürlich DAS gewichtige Pfund, mit der die KRG wuchern kann. Als Angebot an "den Westen". Als die Alternative. Wir sind "besser" als die anderen. Ob das auf der einen Seite überhaupt so ist und zweitens, ob z.B. die USA DAS überhaupt maßgeblich interessiert (wie gesagt, die haben auch Saddam unterstützt oder sind Partner der großen Demokratie Saudi-Arabien) ist eine andere Frage.
Wenn die USA beschließen zu agieren, werden sie es nicht wegen "Barzani und seinem Clan" tun, sondern um eine expandierende Regionalmacht in die Schranken zu weisen. Dies wird früher oder später geschehen. Das kann ich Ihnen versichern.
Die USA machen das seit 1979. Inklusive Unterstützung z.B. von Saddam in seinem Krieg gegen den Iran. Das ist nichts neues. Wovon du sprichst ist ein robustes Eingreifen der USA gegen den Iran. Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Das war es vielleicht in den Achtzigern, als die USA noch mehr Kraft hatten und der Iran herumeierte. Heute praktisch nicht möglich. Die Chancen dafür sind immer geringer. Nicht größer. Die Türkei, der Iran, Irak und Syrien, aber auch andere Staaten, die mit separatistischen Bewegungen zu tun haben in der Region werden das nicht tolerieren. Ein Kurdistan. Kriegerische Auseinandersetzungen dahinsichtlich sind viel wahrscheinlicher. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ein Krieg USA/Iran dort nicht favorisiert wird. Das könnte eher noch mehr "freisetzen". Schon in Europa ist man von Sezession nicht begeistert. Die USA werden und können sich nicht mit einer ganzen Reihe von Staaten dort anlegen. Weder politisch, noch militärisch. Auch wären die Entwicklung ergebnisoffen. Wer sind dann die nächsten? Das gäbe viel Krieg und Massenflucht. Daran hat auch Europa kein Interesse.
Nein, es geht nicht nur um Barzani und seinen Clan - der Iran kontrolliert jetzt auch weite Teile der Gebiete der Sunniten im Irak und in Syrien. Die leben nunmal nicht gerne unter der Herrschaft von schiitischen Terrormilizen. So viel zu den "boots on the ground". Und wenn es einmal wirklich so weit ist, wird man selbst boots on the ground innerhalb des Irans haben. Es gibt nämlich viele Iraner die nichts von der IRI-Politik halten - da werden Sie bestimmt staunen.
Sicher gibt es viele Iraner, die nichts von der IRI-Politik halten. Von Gegner der IRI bis hin zu Befürwortern. Aber die Wahl zwischen Syrien, Irak, Afghanistan usw. und dem stabilsten Land der Region fällt praktisch fast niemanden schwer im Iran. Übers Knie gebrochen will das im Iran keiner haben.
Iran’s involvement in Syria is costly. Here’s why most Iranians still support it
Strategic concerns
The government has also rationalized Iran’s involvement in Syria with security concerns, saying that if Iran did not fight the Islamic State in Syria, it would have to fight the group on Tehran’s streets. This resonated with an Iranian public scared about the Islamic State’s territorial advances in neighboring Iraq. Supreme Leader Ayatollah Ali Khamenei furthered this narrative, saying, “If they [IS] were not stopped, we would have to fight them in Kermanshah and Hamadan [provinces in western Iran].”
According to recent polls, 87 percent of Iranians support Iran in its fight against the Islamic State in Syria.
https://www.washingtonpost.com/news/mon ... e43b77d2be
Natürlich kann so eine Umfrage auch kippen. Die Heimatfront in den USA kippte im Vietnamkrieg auch weg. Heute hat keiner in den USA mehr Lust sich (auch für Barzani) in Nahost zusammenschiessen zu lassen. Es gibt aber einen Unterschied, der dazu gravierend ist. Die USA sind weit weg vom kommunistischen Nordvietnam gewesen. Der Iran ist in direkter Nachbarschaft zum IS, Al-Qaida, PKK/PJAk, Taliban, zu Bürgerkriegsgebieten. Da die Hände in den Schoß zu legen und abzwarten wird auch von der iranischen Bevölkerung nicht so gesehen. Auch wenn keiner unbedingt grenzenlos von der eigenen Regierung und deren Politik oder gar Auslandseinsätzen begeistert ist. Sowas wie die Angriffe mit Massenvernichtungswaffen will man auch nicht mehr haben. Man sieht natürlich lieber eine Pufferzone um sich herum mit Allierten. Also in Bagdad, Damaskus, Erbil usw. Da wird es schwer sein den Menschen im Iran begreiflich zu machen nicht zu intervenieren, wie auch die USA, die Türkei, Saudi-Arabien usw. es machen. Das zum Threadtitel.
Unterm Strich geht es darum die Autonomieregion der Kurden langsam zu zerschlagen und eine Situation wie in den Sunnitengebieten zu erzeugen. Das ist das eigentliche Ziel. Und dasselbe wird der Iran auch noch in Syrien unternehmen.
Jedes Land in der Region (oder weltweit) wird versuchen separatistische Bewegungen zu vereiteln. Iran, die Türkei, Israel, Syrien, Irak, Saudi-Arabien. Und sollte es mal ein Kurdistan geben und sich ein Teil davon verabschieden, dann wird Erbil auch nicht nur "Gute Reise" wünschen. Das macht nicht mal Madrid bei den Katalanen.
Jetzt ist ein Punkt in Sachen Kurdistan erreicht, wo alle Farbe bekennen müssen. Auch die USA. Sonst haben die es nicht nur wie seinerzeit mit den Schiiten, später mit den Sunniten, dann auch mit den Kurden verscherzt. Aber das ist wohl Realpolitik. Man wird halt höheren Prioritäten untergeordnet. Und sicher kann man nicht einfach von diesen Blöcken an sich so sprechen. Die gibts auch nicht.