Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

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King Kong 2006
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Druck auf die Turkmenen im Irak

Beitrag von King Kong 2006 »

Der IS hat offenbar über 200 Turkmenen exekutiert.
IS executes 200 Turkmens, last local leader in Tal Afar

http://www.iraqinews.com/iraq-war/execu ... -tal-afar/
2014 gerieten sie unter Druck des IS. Es drohte ein Massaker als die Stadt Amirli, die mehrheitlich von schiitischen Turkmenen bewohnt wird vom IS bedrängt wurde. Damals mobilisierte der Iran sehr schnell mit irakischen und kurdischen Kräften den Entsatz. Einheiten der Peschmerga und der irakischen Armee versuchten den Verteidigungsring zu durchbrechen. Spezialisten der irakischen PMF (u.a. von der Kataib Hezbollah) und der iranischen Quds wurden in den Kessel geflogen und organisierten den Ausbruch von innen. Die Kampfflugzeuge der Allianz und Irans waren auch beteiligt.
20,000 citizens in Amirli were in danger from being killed by ISIS, dying from thirst or hunger.

The United Nations expressed concern over the situation in Amirli, and warned about the possibility of ISIS committing a massacre in the town.[13]

The Siege of Amirli was a siege of the predominantly Shi'ite Turkmen town of Amirli in Iraq by the Islamic State of Iraq and the Levant (ISIS) during the 2014 Iraq conflict. The town was besieged by ISIS forces from June 2014, lacking access to food, electricity, and water. Most the residents are Shia Turkmen, who have organized local self-defense militias to fight against ISIS.[13] On August 31, the Iraqi military reportedly broke the siege and entered the town.[14][15] It has been described as "Iraq's Biggest Victory Against ISIS", as of September 2014.[9]

Iran had reportedly played a "military planning" role in breaking Siege of Amirli.[3]

https://en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_Amirli
Quds-Chef General Qassem Soleimani ließ es sich wie immer nicht nehmen persönlich vor Ort zu erscheinen.
A senior Iraqi official told the BBC that when the city of Mosul fell, the rapid reaction of Iran, rather than American bombing, was what prevented a more widespread collapse.[9] Qasem Soleimani also seems to have been instrumental in planning the operation to relieve Amirli in Saladin province where ISIS had laid siege to an important city.[34] In fact the Quds force operatives under Soleimani's command seem to have been deeply involved with not only the Iraqi army and Shi'ite militias but also the Kurdish in the battle of Amirli,[39] not only providing liaisons for intelligence sharing but also the supply of arms and munitions in addition to "providing expertise".[40]

https://en.wikipedia.org/wiki/Qasem_Sol ... IS_in_Iraq
Der immer in Bewegung sich befindende General lässt sich gerne mal mit Truppenteilen aller Herren Länder fotografieren. Mit Syrern, mit Irakern, mit Libanesen, mit Afghanen. Auch mit Kämpfern der kurdischen Peschmerga, er mitten drin. Das wäre - theoretisch - eine Chance gewesen, "the single most powerful operative in the Middle East today" auszuschalten. Aber das wäre wohl aus kurdischer Sicht hochgradig kontraproduktiv gewesen. Aber aus seiner Sicht mehr als riskant. Sein Charakter wird aus einer Mischung aus "Karla" aus den John le Carré Romanen und Scarlet Pimpernel beschrieben. Was immer das zu bedeuten hat.

Das jüngste Massaker (hier an den Turkmenen) fand in Tal Afar statt. Der Raum um diese Stadt herum wurde von den Milizen der PMF blockiert. Man wollte dem IS keinen Rückzug nach Syrien ermöglichen. Im Rahmen der Einkesselung Mosuls.
How Iran closed the Mosul 'horseshoe' and changed Iraq war

http://www.reuters.com/article/us-midea ... SKBN13W1H1
Die iranische Militärführung für Syrien/Irak setzte sich hier durch. Es wurde befürchtet, daß der IS in die Enge getrieben in Raserei verfallen würde. Tatsächlich finden auch Massaker statt. Diese fanden aber auch bei dem Vormarsch des IS statt. Und dort wo er herrschte. Der Gedanke, keinerlei Rückzugskorridore zu bieten ist, das die Kämpfer des IS nicht zwischen Syrien und dem Irak hin und herflüchten können. Man will die Vernichtung des IS. Durch Aufgabe oder Tod. Mehr oder weniger auf Biegen und Brechen. Mit den Waffen und Taktiken, die einem zur Verfügung stehen. In Syrien und Irak. Diese Taktik ist nicht neu.

"War is cruelty. There is no use trying to reform it. The crueler it is, the sooner it will be over." (William T. Sherman US-Kommandeur Military Division of the Mississippi 1864-1866)
„Krieg ist Grausamkeit, und man kann ihn nicht verfeinern“

Der US-General, der den Krieg zur Hölle machte
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... achte.html
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Gespräche über Deeskalatiosräume erstmal gescheitert

Beitrag von King Kong 2006 »

Moskau, Teheran und Ankara konnten sich in Astana nicht einigen.
Russia, Turkey, Iran fail to agree on Syria de-escalation zones

http://www.reuters.com/article/us-midea ... SKBN19Q1P8
Da steht ja auch einiges auf dem Spiel. Wo diese Zonen sind, wird ja schon ein bißchen die zukünftige Landkarte gezogen.
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Operationen der Luftwaffe von Jordanien aus

Beitrag von King Kong 2006 »

Die dt. Luftwaffe beginnt mit dem Abzug aus der Türkei und wird demnächst von einer Basis in Jordanien aus in der Region eingesetzt.
Bundeswehr startet Abzug aus der Türkei

Die Bundeswehr startet nach SPIEGEL-Informationen heute den Abzug von der türkischen Basis Incirlik nach Jordanien. Zurück bleibt ein offener Dissens mit dem Nato-Partner Türkei.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/b ... 56856.html
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Trump stoppt Waffenlieferungen an Anti-Assad Kräfte - Israel sieht die Waffenruhe mit Sorge

Beitrag von King Kong 2006 »

Unter Obama wurden die Anti-Assad Kräfte mit Waffen beliefert. Trump stoppt die Hilfe.
Trump stoppt Waffenlieferungen an Anti-Assad-Rebellen

http://www.spiegel.de/politik/ausland/d ... 58794.html
Derweil beginnen der Iran und Russland mit dem Aufbau von Basen in Syrien. Israel ist über die Waffenruhe in Südsyrien nicht begeistert. Es befürchtet eine Konsolidierung der Präsenz Irans.
PM opposes Syria ceasefire, says it will strengthen Iran

http://www.timesofisrael.com/netanyahu- ... then-iran/
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Sind die Würfel für die USA, Russland und Iran gefallen?

Beitrag von King Kong 2006 »

Analysis: Trump's cutoff of aid to Syrian rebels marks victory for Assad, Russia and Iran

https://www.usatoday.com/story/news/201 ... 496180001/
Trump muß sich teilweise jetzt dieselben Vorwürfe gefallen lassen, die einst gegenüber Obama verlautbart wurden. Er tue zu wenig. Jetzt mit der Einstellung der US-Waffenhilfe praktisch gar nichts mehr.
Analysis Trump Officially Hands Syria Over to Russia and Iran

read more: http://www.haaretz.com/middle-east-news ... m-1.802675
Im Irak ist es in Sachen Iran nicht anders.
Iran Dominates in Iraq After U.S. ‘Handed the Country Over’

https://www.nytimes.com/2017/07/15/worl ... power.html
Es ist müssig bzw. zum jetzigen Zeitpunkt schwierig über die Auslöser diverser Kriege in der Region - hier Syrien und Irak im Thread - zu diskutieren. Deshalb fand ich es naheliegender Interessen und "Sorgen" der beteiligten Mächte mal zu beleuchten, die sich mehr oder weniger in die Konflikte einklinkten. Weil sie unmittelbar oder mittelbar ihre Interessen berühren. War es der ehrliche Versuch arabisch-islamische Gesellschaften durch Kriegseinsätze in demokratische Gesellschaftsformen zu transformieren? Waren es primär ökonomische Interessen, wie Pipelinepläne durch Syrien und die Carter-Doctrin beim Irak? Waren es die falschen Herrscher mit den falschen Kontakten zu Gegnern z.B. der USA? Also, regime change?

Nun ja, zumindest kann man sagen, daß sich bei der Ausweitung des bzw. der Konflikte gleich, wie Eingangs des Threads erwähnt, gleich diverser Mächte reingekniet haben. Um "mitgestalten" zu können. Wenn die Sache erstmal ins Rollen gekommen ist. Man kann durchaus sagen, daß im Irak und jetzt in Syrien die Sache für die USA nicht gut gelaufen ist. Genauergesagt für ihre Interessen. Sie orientieren sich dabei nicht unwesentlich auch regional an dem Iran und überregional an Russland. Es ging dabei nie so sehr um Personen wie Assad oder Saddam. Worum es geht sagten auch einst Ex-Bundespräsidente Köhler und Ex-Verteidigungsminister Guttenberg. Und bei dieser Betrachtung sind für die USA der Iran und Russland einfach Mitspieler.

Statt im Irak einen Verbündeten zu gewinnnen, der den Iran ersetzen könnte oder den unzuverlässigen saudischen Verbündeten, ist das ein Allierter Irans geworden. Wichtige Ressource für anderen arabische Staaten (arabische Schiiten). Mit neuen/alten Kontakten zu Russland. Syrien hatte immer eine Präsenz Irans und Russlands. Nur, war da Assad noch jemand fest im Sattel. Sprich, er hatte noch etwas gegenüber dem Iran und Russland mitzureden. Jetzt ist er ein Hanswurst, der nur noch wegen dem Iran und Russland dort überhaupt noch sitzt. Selbst die Hisbollah aus dem Libanon ist dort wohl federführender als Assad.
Hezbollah to play lead role in
new Syria regime force: report

As-Safir reported that top Hezbollah commanders will embed in the Fifth Corps, which is expected to include elite fighters form the Lebanese militant group.

https://now.mmedia.me/lb/en/NewsReports ... gime-force
Natürlich bedeutet dies nicht, daß es keinen Rückhalt Assads in der Bevölkerung gibt. Sonst wäre der IS, FSA und Al-Qaida usw. schon längst etabliert in Syrien. Genauergesagt ist es der Machtapparat und diverse Volksgruppen (z.B. Alawiten, Christen...) in Syrien, die zusammen mit Teheran und Moskau die Stellung gegen IS, FSA, Al-Qaida usw. gehalten haben. Das sind tausende Familien. Der Einfluß Irans und Russlands ist dahinsichtlich noch größer in Syrien geworden, weil "Assad" nur noch ein Abziehbild ist.
How the Syrian Civil War Has Transformed Hezbollah
The Lebanese Shiite militia, which has played a central role in defending the Assad regime, is now a powerful regional player.

“We are with the Iranians,” asserts Abu Hussein, arguing that the war will only conclude with a military victory. He acknowledges that Hezbollah’s fighters constitute the bulk of the Iranian-backed forces currently engaged in hostilities around Damascus, which also include Iraqi Shiite militias.

“We have no other choice” but to side with Iran, says the fighter, who took up arms against Israel in the 1990s and has become a seasoned veteran of the Syrian war over the past five years. “We are under their command.”

“Bashar al-Assad is only a name; we are controlling everything in Syria.” —Abu Hussein

“There are differences between what the Russians, Syrians, and Iranians want.” —Hezbollah commander Bakr

“I was fighting with Syrians and I don’t trust them.” —Hezbollah fighter Jaafar

“Hezbollah helps us in every way…especially with military support.” —Rifaat Nasrallah, Lebanese Christian militia leader

It appears that Hezbollah, with Christian support, is looking for ways to push the refugees back into Syria.

Lebanon’s new Christian president, Michel Aoun, is an unlikely ally with Hezbollah.

https://www.thenation.com/article/how-t ... hezbollah/
Aktuell sind viele der Beteiligten weniger Macher, denn Getriebene der Entwicklungen. Auch in der Hisbollah fragen sich viele, was sie in Syrien bluten sollen. Aber auch sie müssen mitrennen, sonst könnten sie überrannt werden. Natürlich befeuern und focieren sie gewisse Entwicklungen. Aber ein großer Auslöser war eindeutig der Krieg gegen den Irak von 2003. Das Aufsprengen der Machtstrukturen machte diese Entwicklungen erst möglich. Ob man sie mag oder nicht, ist davon unberührt. Nur gibt es logische Entwicklungen daraus. Z.B. durch den Wegfall des baathistischen/arabischen-sunnitischen Machtsystems (Saddam) im Irak z.B. Genauso wie die USA sich "genötigt" fühlten ihre Interessen damals wie heute auch mit militärischen Interventionen durchzusetzen, auch über die Kritik von Verbündeten hinweg, so, sahen sich daraufhin auch weitere Beteiligte wie der Iran und später Russland "genötigt" ihre Interessen in den Entwicklungen wahrzunehmen und durchzusetzen.

Trump setzt in der Region die Politk Obamas weiter fort, sich dort zurückzuziehen. Er verhält sich noch "schlapper" als Obama, dem das ja angekreidet wurde. Da hilft auch keine US-Bombe auf eine Kantine eines Flugplatzes in Syrien, das vorher durch Ansage netter weise evakuiert werden konnte. Obama selbst konnte nach dem ungeheuren Desaster der Bush-Kriege in der Region auch nichts mehr machen, als abzuziehen. Das ist wohl weniger einer weniger bellizistischen Haltung der USA zu schulden, denn den Umständen, daß die USA das in dieser Form nicht mehr leisten können. Die Zeiten haben sich geändert.
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Neue Interventionisten - TQILA

Beitrag von King Kong 2006 »

Eine neue Formation mit einer bestimmten Ideologie ist in Syrien aufgetaucht.
'These faggots kill fascists': Army of international volunteers form first LGBT fighting unit to 'smash the ISIS caliphate' as photos show them raising rainbow flag in Raqqa

Read more: http://www.dailymail.co.uk/news/article ... z4nrpxPRlL
Follow us: @MailOnline on Twitter | DailyMail on Facebook
Das muß schwer sein. Auf der einen Seite die Frauentruppe der YPG, auf der anderen Seite Gottlose (alles außer IS-Ideologie, also Schiiten, Christen, Alawiten, Yeziden usw.) und jetzt noch die Queer-Fraktion. Ein wahrer Endkampf gegen alles Schlechte. :cool:

Die bunte NWO smashed die wahre Religon in der syrischen Wüste.
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Türkische Armee verlegt mehr Truppen an syrischer Grenze

Beitrag von King Kong 2006 »

Türkei verlegt Artillerie an syrische Grenze

Konfrontation mit Kurdenmilizen befürchtet

Ankara – Die Türkei hat einem Agenturbericht zufolge ihre Militärpräsenz an der südlichen Grenze zu Syrien verstärkt. In der Nacht zum Samstag seien sechs Haubitzen, Panzer und Militärfahrzeuge in die Provinz Kilis verlegt worden, meldete die Nachrichtenagentur Dogan.

http://derstandard.at/2000062302321/Tue ... her-Grenze
Die Möglichkeiten der Kurden sind immens gewachsen. Interessant wird die Haltung der USA zu dieser Entwicklung sein. Zur Zeit scheint sich ein Rennen auf Deir es Zor anzubahnen. Das ist eine Enklave inmitten von IS-kontrolliertem Gebiet, die von der syrischen Armee gehalten wird. Es ist von großer Bedeutung, wer den Weg dahin schafft.
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Adam Smith
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Re: Türkische Armee verlegt mehr Truppen an syrischer Grenze

Beitrag von Adam Smith »

King Kong 2006 hat geschrieben:(05 Aug 2017, 22:23)

Die Möglichkeiten der Kurden sind immens gewachsen. Interessant wird die Haltung der USA zu dieser Entwicklung sein. Zur Zeit scheint sich ein Rennen auf Deir es Zor anzubahnen. Das ist eine Enklave inmitten von IS-kontrolliertem Gebiet, die von der syrischen Armee gehalten wird. Es ist von großer Bedeutung, wer den Weg dahin schafft.
Regierungstruppen und ihre Verbündeten eroberten nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstrelle für Menschenrechte mit Al-Suchna die letzte große Stadt in der Provinz Homs, die noch von den Extremisten gehalten wurde. Die Truppen von Präsident Assad werden vom russischen Militär und der libanesischen Hisbollah-Miliz unterstützt. - Im Norden Syriens rücken kurdische Einheiten gegen Stellungen des IS vor und versuchen die Stadt Rakka zurückzuerobern.
http://www.deutschlandfunk.de/syrien-sy ... _id=777003

Im Moment sieht es danach aus, dass die syrische Armee zuerst Deir es Zor erreichen wird.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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King Kong 2006
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USA & Iran Kooperation im Schatten?

Beitrag von King Kong 2006 »

Neben dem Irak gibt es scheinbar auch abgesprochene Aktionen vom Libanon gegen Stellungen der IS und Al-Qaid-Derivate in Syrien. Die Hezbollah vorneweg.
U.S. AND IRAN WORK TOGETHER AGAINST ISIS, THIS TIME IN LEBANON

The U.S. and Iran, rival powers in Middle Eastern affairs, are once again working together to combat the Islamic State militant group (ISIS) via local allies, this time in the barrens of the Lebanese-Syrian border. Their cooperation follows a previous, reluctant understanding in Iraq.

In the latest grouping, the U.S.-backed Lebanese army is set to storm ISIS outposts tucked in the mountains of Ras Baalbek that separate Lebanon from Syria, where a civil war between the government and rebels has allowed jihadists and other militants to threaten regional security. Iran has been a major supporter of Syrian President Bashar al-Assad and his armed forces, bolstering their ranks with its Lebanese ally, Shiite Muslim militant movement Hezbollah. While considered a terrorist organization by the U.S., Hezbollah has proven an effective force against fighters with both ISIS and Al-Qaeda, and appears poised to join the fight. As a final showdown looms, Lebanon has prepared for a deadly confrontation.
Im Irak fliegen die US-geführten Flugzeuge Missionen, am Boden operieren die vom Iran geführten Streitkräfte.
The alignment of U.S. and Iranian tactical interests in Lebanon mimics that in Iraq, where both countries devoted extensive resources to battling ISIS despite significant political differences. After evolving out of Al-Qaeda in Iraq's insurgency against the U.S. military and local Shiite Muslims, ISIS managed to take nearly half the country before spreading into neighboring Syria. The U.S. responded by forming an international coalition to launch airstrikes against the jihadists while at the same time supporting the Iraqi military and Kurdish forces on the ground. Iran stepped in by backing a number of majority-Shiite Muslim militias known collectively as the Popular Mobilization Forces.

http://www.newsweek.com/us-iran-work-to ... non-648272
U.S. Special Forces in Lebanon Prepare to Fight ISIS – Alongside Hezbollah?

The Americans are training with the Lebanese army, while Hezbollah is gearing up to fight ISIS.

read more: http://www.haaretz.com/us-news/1.805446
ANALYSIS: U.S. Special Forces In Lebanon Helping Iran By Assisting Lebanese Army In Operation Against Sunni Islamists

U.S. Special Forces are now reportedly helping Iran carve out its long-sought land corridor from the Iranian border in the Nineveh Province in Iraq to the Mediterranean Sea in Lebanon.
In a televised speech, Nasrallah said that the Lebanese army is Hezbollah’s “partner” and part of the axis which he dubbed “the Army-People Resistance”, meaning the loose coalition of terror groups and armies fighting Israel.

The Hezbollah leader also confirmed that the offensive against-Sunni Islamist groups in the border region with Syria is a coordinated action between the Russian-Iranian-backed pro-Assad coalition and the Lebanese army, and has been planned since the beginning of 2017.

http://www.westernjournalism.com/analys ... islamists/
Noch engere Kooperationen gab es beim Sturz der Taliban in Afghanistan (die jetzt wieder die heimlichen Herrscher dort sind). Seinerzeit kämpften die iranischen Quds zusammen mit der US-Delta Force. Angeblich war US-Personal sogar in Teheran. Damals hoffte man auf Tauwetter unter dem als Reformer bezeichneten Khatami. G.W.Bush, der Clinton ablöste entschied sich aber im Rahmen des Project for the New American Century die Region us-freundlicher umzugestalten. So wurde die Kooperation mit dem Iran gekündigt.
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USA für Verschiebung des kurdischen Unabhängigkeitsreferendums

Beitrag von King Kong 2006 »

USA für Verschiebung von Unabhängigkeitsreferendum irakischer Kurden

Barzani verlangt im Gegenzug "Garantien" und "Alternativen"

Bagdad/Washington – Washington hat den irakischen Kurdenführer Massoud Barzani aufgefordert, das für September geplante Unabhängigkeitsreferendum für die autonome Region im Nordirak zu verschieben. In einer von Barzanis Büro am Samstag verbreiteten Erklärung heißt es, der Kurdenführer habe für den Fall einer Aussetzung des Volksentscheids von der US-Regierung "Garantien und Alternativen für die Zukunft der Kurden" verlangt.

US-Außenminister Rex Tillerson habe in einem Telefonat am Freitag den Wunsch der US-Regierung geäußert, die für den 25. September angesetzte Volksabstimmung zu verschieben. Nach seinen Worten sollten demnach die Probleme zwischen der autonomen Region Kurdistan und der Zentralregierung in Bagdad auf dem Weg des Dialogs gelöst werden.

derstandard.at/2000062598865/USA-fuer-Verschiebung-von-Unabhaengigkeitsreferendum-irakischer-Kurden
Langfristig wird daran festgehalten. Auf kürzerer Sicht soll die Verschiebung dazu dienen Alternativ in einer günstigere Verhandlungsposition in anderen Fragen mit Bagdad zu kommen.
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Aristide
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Aristide »

Was sagen eigentlich die türken dazu!? Denn barzani hat im gegensatz zu den pkk-terroristen in syren den ruf, ein lakai der türken zu sein.
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Saudi-Arabien - Iran = Annäherung?

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Iran und Saudi-Arabien sind zwei große Interventionisten in der Region. Auf verschiedenen Seiten. Riad soll Bagdad gebeten haben zwischen Saudi-Arabien und dem Iran die Rolle eines Mediatoren einzunehmen.
Saudi Arabia Rushes To Mend Relations with Iran

The Iraqi TV channel Alghadeer reported that Mohammed bin Salman (MBS), the impulsive crown prince who once said that he would take the fight to Iran, reached out to Haider al-Abadi, the Iraqi prime minister, requesting that al-Abadi lead a mediation effort with Iran.

http://www.huffingtonpost.com/entry/sau ... 5e472cee5d
Ohne dem massiven Rückhalt der USA, den es offenbar in dieser Form nicht mehr gibt, sieht sich Saudi-Arabien in Zeiten des Ölpreisverfalls im Kontext seines Wohlfahrtstaates, dem nicht zu deckelnden Krieg mit dem Jemen und die massive Konfrontation mit dem Iran im Libanon, Syrien und Irak und mit der Akte Qatar überfordert.

Zudem könnte es heikel mit den saudischen Schiiten werden. Die leben ausgerechnet in den saudischen Erdölgebieten.
Awamiya: Eine "Kriegszone" in einer Stadt in Saudi-Arabien

Riad/Wien – Die saudi-arabischen Behörden versuchten noch, die Notbremse zu ziehen, und luden eine Gruppe von Journalisten auf eine gut gesicherte Tour durch Awamiya beziehungsweise durch das zerstörte Viertel al-Musawara ein. Es ist dennoch ein PR-Desaster. Es sehe aus wie in einer Kriegszone, berichteten Reporter vergangenen Mittwoch aus der 30.000-Einwohner-Stadt im Verwaltungsbezirk Qatif in der östlichen Provinz Sharqiya.

Die verstörenden Bilder werden von Saudi-freundlichen und Saudi-feindlichen Medien gleichermaßen verbreitet. Bei Letzteren fehlt meist der Hinweis auf Aleppo nicht: Wie in Syrien habe hier ein Regime seine eigene Bevölkerung belagert und angegriffen. Das saudische Narrativ lautet naturgemäß anders: Riad wolle das heruntergekommene Stadtviertel al-Musawara erneuern und entwickeln, eine Gruppe von schiitischen Terroristen habe sich jedoch dort verschanzt und wurde besiegt, nachdem im Juli die Armee eingeschritten war.
Die Stadt Awamiya gilt von jeher als Hochburg einer schiitischen Opposition, die durch den sogenannten Arabischen Frühling 2011 ermutigt wurde, sich gegen Marginalisierung und – von saudischen salafistischen Predigern legitimierte – Diskriminierung zur Wehr zu setzen. Auch Nimr stammte aus Awamiya.
Tatsächlich versucht Riad (um vielleicht nicht der nächste failed state zu werden) die Hetze gegen Schiiten (im eigenen Land) zu bekämpfen.
Es geht aber nicht nur einfach um Politik: Trotz gegenteiliger Bemühungen des Königshauses ist der religiöse Hass auf die Schiiten im saudischen Klerus nicht auszurotten. der Antagonismus zur Schia ist für den Wahhabismus identitätsstiftend.

Eine Episode, die zeigt, dass die saudischen Behörden neuerdings tatsächlich auf Hetze gegen Schiiten reagieren, ereignete sich am Wochenende. Am Freitag war der in der gesamten arabischen Welt beliebte kuwaitische Schauspieler Abdulhussein Abdulredha verstorben. Ein radikaler saudi-arabischer Prediger reagierte auf die Trauerbekundungen mit einem Tweet: Es sei nicht erlaubt, für Abbdulredha zu beten, er sei "ein iranischer Schiit, der im Irrglauben gestorben ist. Allah hat es Muslimen verboten, einem Polytheisten Gnade und Erbarmen zu wünschen". Das saudische Kultur- und Informationsministerium zeigte Ali al-Rabieei sofort an, der für seine Hetze gegen Schiiten bekannt ist – und inzwischen von einem "Missverständnis" spricht.

derstandard.at/2000062616682/AwamiyaEine-Kriegszone-in-einer-Stadt-in-Saudi-Arabien
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Türkischer Einmarsch?

Beitrag von King Kong 2006 »

Es mehren sich Berichte, wonach die türkische Armee größere Operationen in Nordsyrien plant. Vor kurzem war der iranische Generalstabschef in Ankara. Dabei soll es auch um die von den Rebellen und Kurden gehaltenen Gebiete gegangen sein. Die kurdische YPG hat bereits angekündigt militärischen Widerstand zu leisten. Pikant könnte es für das türkisch-amerikanische Verhältnis werden. Die USA setzen auf die Kurden als einzige Kraft, die für sie ansprechbar sind.
Erdogan riskiert einen Flächenbrand

Präsident Erdogan will einen Kurdenstaat verhindern, dafür bereitet er offenbar einen weiteren Einmarsch in Syrien vor. Er riskiert damit den Bruch mit den USA - und die Ausweitung des Bürgerkriegs auf die gesamte Region.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 63195.html
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Assad und YPG gegen die Türkei einig?

Beitrag von King Kong 2006 »

Turkey cannot be trusted, soldiers in Syria are invaders: Assad

https://www.almasdarnews.com/article/tu ... ers-assad/
Derweil stellen die Kurden extra eine Truppe für den möglichen Kampf gegen die TSK in Nordsyrien auf.
New force formed to fight Turkey in northern Syria

ERBIL, Kurdistan Region – A new armed force has been formed to fight Turkey and its allies in northern Syria.

The new force, called Rebel Forces, has been formed in al-Shahba province, located in Afrin canton north of Aleppo.

Consisting of Arabs, Kurds, and Turkmen, the Rebel Forces “pledge our people that we will fight terrorism in our country and expel the agendas of the Turkish army,” read a statement from the force as published by the US-backed Syrian Democratic Forces (SDF) on Wednesday.

The statement said the force will fight against “invaders” and “those who destroy our country and kill our people, so that the aspiring occupiers can occupy our land” and accused Turkish forces of attacking villages in al-Shahba province.

http://www.rudaw.net/english/middleeast/syria/16082017
Eine äußerst wichtige Frage wird sein, wie ein anderer großer Interventionist, die USA, die Sache sieht und begleitet. Bei einer Auseinandersetzung mit der kurdischen YPG kollidieren die Interessen der USA und der Türkei. Der Iran scheint die Sache mit Ankara beim letzten Treffen abgesprochen zu haben. Auch Moskau scheint involviert.
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Gemeinsames militärisches Vorgehen der Türkei und Irans?

Beitrag von King Kong 2006 »

Erdogan says Turkey and Iran discussing joint action against Kurdish militants

ANKARA (Reuters) - Turkey and Iran have discussed possible joint military action against Kurdish militant groups, after talks in Ankara last week between the chief of staff of Iran's armed forces and Turkish leaders, President Tayyip Erdogan said on Monday.

https://www.reuters.com/article/us-turk ... SKCN1B10TB
The possibilities of an Ankara-Tehran joint operation against the PKK terror group, and its branch in Iran, the Kurdistan Free Life Party (PJAK), has increased with officials from both neighboring countries making positive remarks about a cross-border offensive.

https://www.dailysabah.com/war-on-terro ... terrorists
Wie wird sich die USA verhalten? Die PKK/PJAK werden als Terrororganisationen geführt.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Türkischer Provinzgouverneur in Nordsyrien

Beitrag von King Kong 2006 »

Ankara kritisiert die US-Waffenlieferungen an die Kurden. Und setzt für ein kl. im Norden besetztes Gebiet schon einmal einen türkischen Satrapen ein.
Türkei macht Pentagonchef Vorhaltungen

US-Verteidigungsminister Mattis in Ankara

Waffenlieferungen der USA an Kurden in Syrien weiter Topthema Ankara/Wien – Mohammad Bagheri war gerade da, Waleri Gerassimow kommt demnächst wieder, dazwischen ist Platz für James Mattis. In Ankara geben sich dieser Tage die Armeechefs des Iran und Russlands und der amerikanische Verteidigungsminister die Klinke in die Hand.
Die Medienmaschine der Regierung, die den überwiegenden Teil der Presse und die Nachrichtensender steuert, porträtiert die Amerikaner in immer schrilleren Tönen als Verschwörer, die mit den Putschisten vom Vorjahr unter einer Decke stecken. Kein Tag vergeht auch, an dem türkische Regierungspolitiker die Waffenlieferungen der USA an die Kurden in Syrien nicht als Verrat geißeln würden.

Mehr als 1000 Lastwagen mit Waffen haben die USA bereits über die Grenze vom Irak zu den Kurden nach Syrien gebracht, sagte Erdogan am Dienstag in einer Rede im Präsidentenpalast. "Selbst wenn wir zahlten, würdet ihr uns nicht solche Waffen geben", klagte er. Doch die Kurdenmiliz YPG erhalte sie gar umsonst.
Türkischer Provinzgouverneur im Norden Syriens

Eine kurze Passage in Erdogans Rede vor einer Versammlung von Ortsvorstehern aus dem ganzen Land ging allerdings unter. Der türkische Staatschef gab die Ernennung eines "vali", eines Provinzgouverneurs, im Norden Syriens bekannt. Dieser soll das 2000 Quadratkilometer große Gebiet verwalten, das "unter unserer Kontrolle" stehe, sagte Erdogan.

derstandard.at/2000063057893/Tuerkei-macht-Pentagonchef-Vorhaltungen
Es scheint - im Moment - das die Türkei mit Russland und dem Iran besser harmoniert, denn mit dem NATO-Partner USA (oder Deutschland...).
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US-Allierte vs Türkei-Allierte

Beitrag von King Kong 2006 »

Die USA und die Türkei sind NATO-Partner, aber ihre Allierten schiessen aufeinander.
US-Koalition und von der Türkei unterstützte Rebellen beschießen sich

Beide sind in der Nato, doch im Syrien-Krieg verfolgen die USA und die Türkei unterschiedliche Interessen. Jetzt ist es zu einem Schusswechsel gekommen, in den beide Seiten verwickelt waren.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 65204.html
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Israel & Russland im Kontext Irans

Beitrag von King Kong 2006 »

Das Verhältnis zwischen Israel und Russland in Syrien und Irak ist geheimnisvoll. Auf der einen Seite sieht Israel dies wohl grundsätzlich positiv, weil es bedeutet, daß z.B. der Iran da nicht alleine steht. Auf der anderen Seite ist die Gegenwart Russlands aber auch für Israel problematisch, weil auf diese Rücksicht genommen werden muß. Und Russlands Allierte sind nunmal auch Syrien und der Iran. D.h. auch Rücksichtnahme auf diese.

Auf der anderen Seite ergibt sich daraus aber auch Potenial für Störmanöver. Moskau und Teheran sollen hinter den Kulissen durchaus in der Triangel mit Israel aneinandergeraten sein. Bekanntestes Beispiel, von dem berichtet wurde (natürlich ohne Gewähr), daß die syrische Luftabwehr nie in der Lage war die Angriffe auf die Hezbollah und auf Ziele der syrischen Armee abzuwehren. Genauergesagt, sie bekamen sie nicht einmal mit. Das führte dazu, daß Teheran Russland verdächtigte bei israelischen Interventionen auch mal wegzuschauen oder gar Israel dies ermöglichte. Daraufhin sollen Angehörige der iranischen Luftabwehr die russischen Systeme Syriens gehackt und neu programmiert haben. Es geht also darum, daß in Syrien die Allianz Russlands mit Irans durch Israel auf die Probe gestellt werden kann. Aber es gibt auch jenseits des Kontextes mit Israel zwischen Russland und dem Iran Richtungsstreitigkeiten.

Der Iran bekommt nach 1300 Jahren wieder einen Korridor und Zugang zum Mittelmeer. Israel sieht dies als Bedrohung. Deshalb war Netanjahu jetzt in Moskau. Druck auf Russland ausüben. Ob mit Erfolg, ist zu bezweifeln. Thema Assad:
Israels Versuche, die USA und Russland zu einer klaren Haltung gegen den wachsenden iranischen Einfluss in Syrien zu bewegen, sind offenbar fehlgeschlagen. Auf die Drohung Tel Avivs, notfalls den Amtssitz des syrischen Präsidenten zu bombardieren, soll Putin lediglich erwidert haben: „Viel Glück!“

https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/5 ... el-glueck/
Thema Iran:
"We don’t have any information about anyone preparing an attack on Israel," the Russian top diplomat said commenting on media reports stating that Iran plans to deploy high-precision missiles, capable of hitting Israel, to Syria and Lebanon.

More:
http://tass.com/politics/962699
Ein Vertrauter Bibis meldet sich zu Worte, das es nicht stimmen würde, was Pravda darüber schreibt, nämlich, daß Netanjahu bei diesem Thema nahe einer Panikattacke gewesen wäre.
Ze'ev Elkin says Pravda article reporting premier was 'close to panic' during meeting with Russian leader on Iranian military expansion is 'fake news'

https://www.timesofisrael.com/netanyahu ... ckle-iran/
Egal, was passiert ist, ich nehme an, daß Pravda und Co. nichts schreiben, was nicht im Sinne Putins wäre.

Iranisches Militär ist 8 km von der israelischen Grenze entfernt.
Despite Netanyahu's warning, US and Russia agree to Iranian military presence in Syria

http://www.jerusalemonline.com/news/mid ... rder-30801
Russia warns Israel not to attack Iran in Syria

http://www.washingtonexaminer.com/russi ... le/2632953
Auf der einen Seite mag das dramatisch wirken, auf der anderen Seite das zum Thema, man würde sofort sich gegenseitig an die Gurgel gehen, wenn es möglich wäre. Also noch näher geht praktisch nicht. Und wirklich neu ist das auch nicht. Iranisches Militär ist seit den Achtzigern an der israelischen Grenze. Und man hat sich auch schon bereits beschossen und getötet. Ohne, daß gleich Atomraketen geflogen sind.
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Wiederaufbau in Syrien

Beitrag von King Kong 2006 »

Wenig überraschend haben Syrien und Iran mehrere Abkommen im Rahmen des Wiederaufbaus unterzeichnet.
Iran reportedly intends to construct a 450 MW power plant in Syria's Latakia. The energy officials of both countries have signed a corresponding deal in Tehran.

https://sputniknews.com/middleeast/2017 ... ower-memo/
Syria signs Aleppo power plant contract with Iran

Syria's government signed a contract with an Iranian company on Tuesday to import five gas-fired power plants to the war-battered city of Aleppo, in an early sign of the major role Tehran is expected to play in Syria's reconstruction.

Read more here: http://www.newsobserver.com/news/busine ... rylink=cpy
Iran Signs Deals To Repair Syria's Power Grid, Infrastructure

They include restoring the main control center for the electricity grid in the capital, Damascus, and helping to restore full power to the northern city of Aleppo.

The accords could lead to Iran playing a major role in rebuilding the country's infrastructure, Kharboutli said during the signing ceremony.
Russland und China werden natürlich auch nicht fehlen.
Thousands of troops from Iran's Islamic Revolutionary Guards Corps have fought alongside Syrian government troops and suffered heavy casualties in the war against rebels and IS militants.

Damascus is also likely to turn to Russian and Chinese firms to help rebuild the country's infrastructure, although the future of Assad's government is not assured, with Western powers pushing for his eventual removal.
Mahmoudi, on the Energy Ministry website, said, "We will stand by the Syrian people to rebuild this country.... We will bring light to houses of the Syrian people.

Iran has made inroads in other areas of Syria's economy, signing agreements to operate a new cell-phone system and gaining concessions on farming land, oil and gas, and phosphate mining.

https://www.rferl.org/a/syria-iran-sign ... 31919.html
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Kurdistan - Israel

Beitrag von King Kong 2006 »

Das von dem Iran, der Türkei, Syrien, auch der UN und USA besorgt entgegengesehene Referendum in der KRG zur Unabhängigkeit eines Kurdistans führt in Bagdad zu drastischen Worten.
Unabhängigkeitsreferendum der Kurden

Irakischer Vizepräsident will kein "zweites Israel" dulden

Die Kurden im Irak träumen von der Unabhängigkeit, die Regierung will das mit allen Mitteln verhindern. Nun hat der Vizepräsident der Minderheit gedroht.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 68381.html
Diese Ansage beeinhaltet eine Haltung, die man diplomatisch als robust bezeichnen könnte.
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Pro&Contra

Re: Kurdistan - Israel

Beitrag von Pro&Contra »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Sep 2017, 23:55)

Das von dem Iran, der Türkei, Syrien, auch der UN und USA besorgt entgegengesehene Referendum in der KRG zur Unabhängigkeit eines Kurdistans führt in Bagdad zu drastischen Worten.



Diese Ansage beeinhaltet eine Haltung, die man diplomatisch als robust bezeichnen könnte.
Nur dass der Typ den Mund ziemlich voll nimmt. Die Chance auf einen eigenen Staat war für die Kurden nie so günstig wie heute. Notfalls halt mit Gewalt. Das kann niemand wollen. Die Kurden verfügen über gute und viele Waffen, die sie natürlich auch einsetzen werden. Besonders, wenn man ihnen krumm kommt. Die Kurden haben einen eigenen Staat verdient. So wie die gegen den IS gekämpft haben können sich andere mal eine Scheibe von abschneiden.
Adam Smith
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Re: Kurdistan - Israel

Beitrag von Adam Smith »

Pro&Contra hat geschrieben:(18 Sep 2017, 00:00)

Nur dass der Typ den Mund ziemlich voll nimmt. Die Chance auf einen eigenen Staat war für die Kurden nie so günstig wie heute. Notfalls halt mit Gewalt. Das kann niemand wollen. Die Kurden verfügen über gute und viele Waffen, die sie natürlich auch einsetzen werden. Besonders, wenn man ihnen krumm kommt. Die Kurden haben einen eigenen Staat verdient. So wie die gegen den IS gekämpft haben können sich andere mal eine Scheibe von abschneiden.
Stimmt. Der Iran lehnt eine (militärische) Zusammenarbeit mit einem Kurdenstaat ab und erkennt ihn auf diese Weise indirekt an.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Treffpunkt zum Landkorridor

Beitrag von King Kong 2006 »

Einheiten der Hezbollah und der syrischen Armee haben den Euphrat überschritten. Vom Irak aus kommen Einheiten der PMF.
From Sept.15-17, Syrian and Hizballah forces crossed the Euphrates to the eastern bank on pontoon bridges provided by Russia.

Last Saturday, Sept. 16, Russian jets bombed the US-backed Syrian Defense Forces (SDF) in the Deir ez-Zour region, as a warning against their obstructing the eastward impetus of those Syrian and Hizballah units.

On Monday, Sept. 18, US Marines began blowing up buildings at the Zaqaf military base in eastern Syria and then retreating to the Jordanian border. The US set up Zaqaf early this year in the Syrian Desert as a barrier against this very Syrian/Hizballah crossing to impede their advance to the Syrian-Iraqi border.
The following day, on the heels of the US withdrawal, Hizballah troops took charge of the Zaqaf base.

On Wednesday, Sept. 19, the Iraqi Hashd Al-Sha’abi (Popular Mobilization Units – PMU) crossed into Syria and linked up with the Syrian-Hizballah force. The PMU is under the direct command of Gen. Qassam Soleimani, head of Iranian military operations in Syria and Iraq.

Iran, through its Iraqi, Lebanese and other foreign Shiite pawns, is now in control of 230km of the Syrian border, from Abu Kamal (still held by ISIS) in the north, to Al Tanf in the Syrian-Iraqi-Jordanian border triangle in the south – where, too, US and coalition special forces have begun packing up ready to exit.

Iran in recent years imported some 20,000 Afghan and Pakistani Shiite fighters to reinforce the Syrian army and Hizballah in their battles for Bashar Assad. The new Iraq arrivals boost that figure by tens of thousands and more are coming in all the time.

https://www.debka.com/moscow-us-backed- ... ses-syria/
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Generalmajor Qassem Soleimani, Chef der Auslandsabteilung der iranischen IRGC meint, daß in zwei Monaten der IS im wesentlichen auf dem Schlachtfeld geschlagen wäre.
We’ll celebrate fall of Daesh in 2 months: General Soleimani

A senior general with Iran’s Islamic Revolution Guards Corps (IRGC) says the Takfiri Daesh terror group will be uprooted in two months.

The countries fighting Daesh will in two months celebrate its collapse, said Major General Qassem Soleimani, who commands the IRGC’s Quds Force, the IRIB reported on Thursday.

“Iran, Russia, Syria, and Iraq should hold this celebration,” said the general at a ceremony held in memory of an Iranian military adviser martyred in Syria.

http://www.presstv.ir/Detail/2017/09/22 ... q-Syria-US
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Berlin setzt militärische Zusammenarbeit mit kurdischen Peschmerga aus.

Beitrag von King Kong 2006 »

Während Bagdad wieder versucht die Hoheitsgewalt - aktuell in der Provinz Kirkuk - zu erlangen, reagiert Berlin. Die Zusammenarbeit mit den kurdischen Kämpfern wird ausgesetzt.
Kurdenkonflikt im Nordirak

Bundeswehr setzt Peschmerga-Training aus
Die aktuelle Entscheidung, das Training auszusetzen, fiel nach den Meldungen aus Kirkuk der vorigen Tage. Offenbar versucht die Zentralregierung, die Kontrolle über die Öl-Stadt im Nordirak zurückzugewinnen. Die Kurden hatten die Stadt vor Monaten eingenommen und auch die Ölquellen übernommen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 73199.html
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Iranische Deals und die Neutralität vom Team Trump?

Beitrag von King Kong 2006 »

Bei der Kontrollerlangung von Kirkuk und Teilen der Provinz durch irakische Truppen (Armee und Milizen) gab es kaum Gefechte und militärische Zusammenstöße. Iranische Kommandeure waren und sind offenbar vor Ort und es wurde zwischen den irakischen PMF und den Peschmerga Deals erreicht. So, daß dann die glorreiche irakischen Armee (nicht zu verwechseln mit der mächtigen PMF) in Kirkuk die Flagge hiessen konnte.
Kurdish MP says Iran-backed deal reached to avoid clash in Kirkuk

Kirkuk (IraqiNews.com) An Iranian-backed deal has been reached between Iraqi paramilitary leaderships and Kurdish Peshmerga troops to avoid clash and share power in Kirkuk province, a Kurdish parliamentarian said Tuesday.

Masoud Haider, a member of the Iraqi parliament’s finance committee, said on Facebook that a deal was reached between Kurdish Peshmerga forces and the Popular Mobilization Forces to end the military tensions in the oil-rich province of Kirkuk.

Iraqi government forces, backed by PMF, have been taking over major government facilities, military bases and oil fields in Kirkuk as part of a plan to recapture Kurdish-held areas adopted after Kurdistan Region’s September vote for independence from Iraq. The government forces’ movements were largely unresisted as Peshmerga troops left their positions, according to reports.

According to Haider, the deal was reached between Pavel Talabani, Peshmerga commander in Kirkuk, and PMF senior leader Hadi al-Ameri. It was achieved under the auspices of Prime Minister Haider al-Abadi, and the head of the َQuds Corps at the elite Iranian Revolutionary Guard, Qassem Suleimani.

Based on the deal, Kirkuk could see a split into two regions, with the Iraqi and Kurdish governments sharing administration of its precincts, but with vital facilities, such as the K1 military base, oil fields and the airport, under the federal government’s command.

https://www.iraqinews.com/iraq-war/kurd ... sh-kirkuk/
How Iran helped Baghdad seize back Kirkuk

Around 8 p.m. on Oct. 15, an Iranian general from the powerful Islamic Revolutionary Guard Corps (IRGC) accompanied by Iraqi Commanders Abu Mahdi al-Muhandis and Hadi al-Ameri sat down with the Kurdish commanders in Kirkuk. The IRGC commander, known only by his surname, Eqbalpour, who works closely with Quds Force chief Qasem Soleimani, told the Kurds to give up the city peacefully. “If you resist, we will crush you and you will lose everything,” the general warned the peshmerga commanders, a source with intimate knowledge of the meeting told Al-Monitor.
The Iranian commander took out a map of the area and spread it out in front of his Kurdish counterparts. “This is our military plan. We will hit you tonight from three points — here, here and here,” the Quds Force officer stated, and then left the meeting with his entourage.
Just after midnight, in the early hours of Oct. 16, the Iraqis attacked from the points that the Iranian general had identified, and by 8 p.m. — despite fierce resistance by some of the peshmerga — the Iraqis were taking over the city as Kurdish officials and commanders fled. Three peshmerga sources, including two majors, were adamant that they had seen Persian-speaking soldiers wearing the uniforms of the Popular Mobilization Units (PMU) alongside the Iraqis.
There is no doubt that the Kurdish leadership is guilty of monumental miscalculations by pushing ahead with an ill-timed referendum. But given the reactions to their policies, both Washington and Tehran are likely to come to regret humiliating the Kurdish public in years to come.

Read more: http://www.al-monitor.com/pulse/origina ... z4vnFtke9e
Was für eine Magie entfaltet das Team Trump in dieser Sache? TV-Star Trump will "neutral" bleiben.
Team Trump is about to let Iraq fall into Irans´s hands

http://nypost.com/2017/10/16/team-trump ... ans-hands/
Der iranische Generalstabschef war vor kurzem in Ankara. Daraufhin Erdogan in Teheran. Man wird dort natürlich über Dinge gesprochen haben, die weit über die Frage der KRG, des Iraks hinausgehen. Aber sicher wird auch das Unabhängigkeitsreferendum eine Rolle gespielt haben. Bagdad hat kein Interesse an den Entwicklungen. Mit dem Iran an der Seite und mit ähnlichen Interessen der Türkei war zu erwarten, daß gehandelt wird. Team Trump, eine Hilfe für die Kurden?
Trump: Bleiben im Irak-Konflikt neutral

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 50062.html
Bei der Ansage weiß man in Bagdad, Teheran und Ankara was man zu tun hat. Wird Trump etwa doch zum Politiker oder gar zu einem von ihm gescholtenen Obama in der Region? Es sah ja manchmal so aus, als ob Washington und Teheran einen modus vivendi finden könnten. Bisher dröhnt Trump zwar, aber handeln tut er nicht.
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Powerprojektion - Übergeordneter Rahmen USA/Iran am Beispiel Kirkuk

Beitrag von King Kong 2006 »

Manche Entwicklungen haben viele Väter. So wohl auch die Operationen im Kontext der Wiedererlangung der Kontrolle über die Provinz Kirkuk.

Auf der einen Seite eine natürliche Entwicklung, daß ein Staat versucht die Hoheit über sein Staatsgebiet zu erlangen. Im Falle Kirkuk sind die Operationen dahinsichtlich nicht zu beanstanden. Nicht mal Washington sagt etwas anderes. Kirkuk und andere Gebiete, die bis dato unter kurdischer Kontrolle stehen gehören nicht zur KRG. Auf der anderen Seite kann die schnelle Wiedererlangung der Kontrolle über dieses Staatsgebiet auch Powerplay gewesen sein.

Trump hatte vor die iranischen IRGC, die Revolutionsgarden auf eine Terrorliste zu setzen. Sie sind federführend im Kampf gegen den IS, für die Stabilität Assads, für Bagdad, ja sogar seinerzeit für Erbil. Sie sind ein mächtiger Faktor in dem Raum Libanon, Syrien, Irak und im Iran und darüberhinaus. Manche Beobachter meinen, daß die Akte Kirkuk auch dahinsichtlich zu bewerten ist. Ein Beispiel dafür, daß es die IRGC sind, die Tatsachen schaffen können. Mit soft power, aber auch robust. Nicht nur gegenüber dem IS, Al-Qaida, FSA oder der PKK, Peschmerga oder KRG, nicht nur gegenüber US-Verbündeten, sondern notfalls auch gegen die US-Truppen selbst. So der Wink mit dem Zaunpfahl. Auch die USA zeigten in den Achtzigern, daß der Iran gegen US-Powerplay wenig machen kann. Als Saddam den Tankerkrieg eröffnete und Schiffe angriff, auch US-Kriegsschiffe (aus Versehen natürlich...), schossen die USA zurück. Natürlich nicht auf Saddam, sondern auf iranische Bohrinseln oder einem Airbus. Dagegen konnte der Iran wenig machen. Weder politisch, noch militärisch. Damals. Er hatte dagegen keine Kapazitäten. Die Zeichen waren klar, wir (die USA) können das und ihr könnt dagegen nichts tun. Das hat sich geändert.
Irak ist fast Iran: Teheran hilft Bagdad, das Land wieder unter Kontrolle zu nehmen

Der Verlust Kirkuks, der die Positionen des Anhängers des unabhängigen kurdischen Staates und vor allem des Anführers der irakischen Kurden und US-Verbündeten, Masud Barzani, untergrub, erfolgte unter Teilnahme Irans. Die Hauptrolle beim Verdrängen der Kurden aus Kirkuk spielte die Tatsache, dass die Operation von einem der Leiter der Iranischen Revolutionsgarde, Qassem Soleimani, geführt wurde. Der Blitzkrieg im Irak, der ein sensibler Schlag gegen die Positionen der USA in der Region wurde, war die Antwort Teherans auf den zunehmenden US-Druck und die Versuche, das Atomabkommen von 2015 zu revidieren.

https://de.sputniknews.com/zeitungen/20 ... ekaempfen/
Wie gesagt, es gab wohl mehrere Gründe. Der Irak hat stets gesagt, alle Gebiete wieder unter hoheitlicher Kontrolle zu bekommen. Auch war es sicher im Interesse der Türkei, Iraks, Syriens und Irans, daß die KRG nicht die Kontrolle auf das wirtschaftlich bedeutende Kirkuk behält. Oft spielt aber auch eine zeitliche Terminierung eine Rolle. Das jetzt im Rahmen der soft power (diplomatisches Ränkespiel mit den kurdischen Fraktionen) wie auch die hard power ("Blitzkrieg") Kirkuk so schnell der KRG abgenommen wurde, unter Mitwirkung, wenn nicht gar Federführung der IRGC, ist sicher kein Zufall. Im Kontext der gegenseitigen Drohungen zwischen den USA und dem Iran. Teheran wollte zeigen, wozu man in der Lage ist.
Iranian commander issued stark warning to Iraqi Kurds over Kirkuk

Major-General Qassem Soleimani, commander of foreign operations for Iran’s elite Revolutionary Guards, traveled to Iraq’s Kurdistan region to meet Kurdish leaders at least three times this month before the Baghdad government’s lightning campaign to recapture territory across the north.

The presence of Soleimani on the frontlines highlights Tehran’s heavy sway over policy in Iraq, and comes as Shi‘ite Iran seeks to win a proxy war in the Middle East with its regional rival and U.S. ally, Sunni Saudi Arabia.
His message was clear: withdraw or risk losing Tehran as a strategic ally.

“Abadi has all the regional powers and the West behind him and nothing will stop him from forcing you to return back to the mountains if he decides so,” the lawmaker quoted Soleimani as telling the PUK leadership.

https://www.reuters.com/article/us-mide ... SKBN1CP2CW
Der iranische Generalstabschef Bagheri ist derweil in Syrien zu Gesprächen, vor kurzem war er in Ankara.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Kirkuk und andere Gebiete, die bis dato unter kurdischer Kontrolle stehen gehören nicht zur KRG.
Haben Sie die irakische Verfassung gelesen um solch eine Behauptung aufzustellen? Nein?

Das habe ich mir gedacht.
King Kong 2006 hat geschrieben:So wohl auch die Operationen im Kontext der Wiedererlangung der Kontrolle über die Provinz Kirkuk.

Auf der einen Seite eine natürliche Entwicklung, daß ein Staat versucht die Hoheit über sein Staatsgebiet zu erlangen.
Seit wann ist es eine natürliche Entwicklung wenn ein Staat versucht die Hoheit über Gebiete zu erlangen, die er drei Jahre zuvor sich selbst überlassen hat - als der IS vorpreschte? Die irakische Armee hat die Stadt aufgegeben, obwohl man Waffen und Ressourcen ohne Ende zur Verfügung hatte. Die Kurden haben unter großem Blutzoll ihre Stadt verteidigt - und dann soll man die Hoheit darüber einer sektiererischen Zentralregierung übergeben? Es waren die Taten dieser Regierung, die diesen Konflikt erst ermöglichten. Es waren nicht die Kurden, die sunnitische Städte unterdrückten und nach Belieben Zivilisten umbrachten! Das geschah unter der Führung des ehemaligen irakischen PM Maliki - der bis heute noch mehr Einfluss als Abadi besitzt. Und hat die Sektiererei etwa mit Abadi aufgehört? Nein.

Der schiitische Irak bedient sich einer Ansammlung von Paramilitärs die unter dem Oberkommando eines Iraners stehen. Was bitteschön hat das noch mit Rechtstaatlichkeit bzw. "Hoheit" zu tun? Baghdad ist nichts weiter als eine Marionette des Irans und mitnichten ein unabhängig agierender Staat. Das ganze Ausmaß des iranischen Einfluss wird durch ein spezielles Detail sehr ersichtlich. Die Terrormilizen der Hashd sind offiziell Teil der irakischen Armee und sind demnach irakische Schiiten. Wieso aber hängen sie bei jeder Gelegenheit die Bilder der iranischen Marja Khomeini und Khamnei auf? Weshalb sieht man nie die Bilder von Ayatollah Sistani - dem Marja der Schiiten im Irak (wobei auch er Iraner ist)? Wie können überhaupt diese Terrormilizen ein Teil der irakischen Armee sein, jedoch ausschliesslich Befehle eines iranischen Generals ausführen? Das soll also die territoriale Integrität des Iraks sein? Verstehe.
King Kong 2006 hat geschrieben:Manche Beobachter meinen, daß die Akte Kirkuk auch dahinsichtlich zu bewerten ist. Ein Beispiel dafür, daß es die IRGC sind, die Tatsachen schaffen können. Mit soft power, aber auch robust. Nicht nur gegenüber dem IS, Al-Qaida, FSA oder der PKK, Peschmerga oder KRG, nicht nur gegenüber US-Verbündeten, sondern notfalls auch gegen die US-Truppen selbst.
Halten Sie doch bitte den Ball flach. Die USA haben Stand heute, Abadi grünes Licht zu dieser Operation gegeben - weshalb auch immer. Sie haben damals auch Saddam grünes Licht gegeben in Kuwait einzumarschieren. Wenn die USA gewollt hätte, wären die Schiiten keinen cm voran gekommen. Ich weiß zwar das Sie ein IRI-Anhänger sind, aber Sie sollten den Sinn zur Realität nicht so schnell verlieren. Ohne das Einverständnis der USA hätte man Kerkûk niemals eingenommen. Oder mit welchen Waffen kämpft die "glorreiche irakische Armee" (Ihre Worte) derzeit?
King Kong 2006 hat geschrieben:Dagegen konnte der Iran wenig machen. Weder politisch, noch militärisch. Damals. Er hatte dagegen keine Kapazitäten. Die Zeichen waren klar, wir (die USA) können das und ihr könnt dagegen nichts tun. Das hat sich geändert.
Was hat sich denn geändert? Hat der Iran die Kapazitäten die USA empfindlich zu treffen?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(21 Oct 2017, 00:08)

Haben Sie die irakische Verfassung gelesen um solch eine Behauptung aufzustellen? Nein?

Das habe ich mir gedacht.
Laut den verfügbaren Landkarten gehört Kirkuk, wie auch weitere Gebiete, die die Kurden erobern konnten (vom IS) nicht zur KRG. Z.B. https://9lowbranches.files.wordpress.co ... .gif?w=490 oder http://1.bp.blogspot.com/-Xfs98BUCc6E/U ... an+map.png

Sind diese Karten nicht korrekt? Wo gibt es eine Karte, auf der Kirkuk zur KRG gehört? Was steht in der Verfassung Iraks?
Seit wann ist es eine natürliche Entwicklung wenn ein Staat versucht die Hoheit über Gebiete zu erlangen, die er drei Jahre zuvor sich selbst überlassen hat - als der IS vorpreschte? Die irakische Armee hat die Stadt aufgegeben, obwohl man Waffen und Ressourcen ohne Ende zur Verfügung hatte. Die Kurden haben unter großem Blutzoll ihre Stadt verteidigt - und dann soll man die Hoheit darüber einer sektiererischen Zentralregierung übergeben? Es waren die Taten dieser Regierung, die diesen Konflikt erst ermöglichten. Es waren nicht die Kurden, die sunnitische Städte unterdrückten und nach Belieben Zivilisten umbrachten! Das geschah unter der Führung des ehemaligen irakischen PM Maliki - der bis heute noch mehr Einfluss als Abadi besitzt. Und hat die Sektiererei etwa mit Abadi aufgehört? Nein.
Die Kurden müssen sich das Land offenbar mit Gewalt holen. Wie die Palästinenser offenbar und seinerzeit die Juden. Geschenkt wird einem nichts. Auch die Gegenseite wendet Gewalt an. Auch die USA sind dort nicht aus altruistischen Gründen.
Der schiitische Irak bedient sich einer Ansammlung von Paramilitärs die unter dem Oberkommando eines Iraners stehen. Was bitteschön hat das noch mit Rechtstaatlichkeit bzw. "Hoheit" zu tun? Baghdad ist nichts weiter als eine Marionette des Irans und mitnichten ein unabhängig agierender Staat. Das ganze Ausmaß des iranischen Einfluss wird durch ein spezielles Detail sehr ersichtlich. Die Terrormilizen der Hashd sind offiziell Teil der irakischen Armee und sind demnach irakische Schiiten. Wieso aber hängen sie bei jeder Gelegenheit die Bilder der iranischen Marja Khomeini und Khamnei auf? Weshalb sieht man nie die Bilder von Ayatollah Sistani - dem Marja der Schiiten im Irak (wobei auch er Iraner ist)? Wie können überhaupt diese Terrormilizen ein Teil der irakischen Armee sein, jedoch ausschliesslich Befehle eines iranischen Generals ausführen? Das soll also die territoriale Integrität des Iraks sein? Verstehe.
Bush ist gewarnt worden. Aber da haben wohl die US-Interessen, bzw. was man annahm dort gewinnen zu können, den Blick auf potentielle andere, wahrscheinlichere Entwicklungen mehr als getrübt.
Halten Sie doch bitte den Ball flach. Die USA haben Stand heute, Abadi grünes Licht zu dieser Operation gegeben - weshalb auch immer. Sie haben damals auch Saddam grünes Licht gegeben in Kuwait einzumarschieren. Wenn die USA gewollt hätte, wären die Schiiten keinen cm voran gekommen. Ich weiß zwar das Sie ein IRI-Anhänger sind, aber Sie sollten den Sinn zur Realität nicht so schnell verlieren. Ohne das Einverständnis der USA hätte man Kerkûk niemals eingenommen. Oder mit welchen Waffen kämpft die "glorreiche irakische Armee" (Ihre Worte) derzeit?
Die USA sind nicht mehr Willens oder in der Lage dort mit massiven Kräften zu wirken. Trump spricht zwar nicht explizit von Isolationismus, aber die Zeiten sind vorbei. Es wird gerade demonstriert, daß die USA dort nicht wirklich etwas aufhalten können. Wer weiß, um nicht komplett abgehängt zu werden, muß man das Spiel mitmachen. Sonst könnte dort alles verloren sein. Schon Bush ordnete die Rückzug an, Obama konnte nicht mehr richtig signifikant dort agieren. Bei Trump nimmt man einen Stillstand wahr. Was sollen denn die USA machen?
America stands back

Mr Trump’s preference for bluster over complex diplomacy or, worse, “nation-building”, adds to the perils. On October 13th he pledged to confront “the rogue regime in Iran”, blaming Barack Obama’s nuclear deal for strengthening it. In fact, Iran derives its power mostly from the region’s chaos. Granted, confronting Iran on the ground is risky; it knows how to use proxy militias to bleed American troops. But Mr Trump’s blowhard talk risks provoking Iranian hardliners anyway. Right now, having done much to crush the jihadists in Iraq and Syria, America is letting Iran reshape the Arab world to its liking.

https://www.economist.com/news/leaders/ ... out-defeat
Was hat sich denn geändert? Hat der Iran die Kapazitäten die USA empfindlich zu treffen?
Die USA sind froh dort mit ihren großen Truppenkontingenten raus zu sein. Das könnte für die USA zu einem Spießrutenlaufen werden. Wie seinerzeit im Irak. Sie sind raus, weil es einfach unerträglich wurde. Das kann man ökonomisch und an der Heimatfront nicht mehr verkaufen. Und wie gesagt, wegen dem guten Wetter und Kulturbesichtigungen sind die nicht da. Zumal, wo sollte man denn eine massive US-Präsenz logistisch verankern? Seinerzeit ging das von den großen Basen in Kuwait aus. Nach dem verjagen von Saddam aus Kuwait. Wichtige Arterien der Versorgung gingen dann vom Südirak bis in die sunnitischen Gebiete. Im großen und ganzen gab es vermutlich eine Absprache mit dem Iran, diese in Ruhe zu lassen. Ohne Logistik kann keine, schon recht keine moderne Armee funktionieren. Die Türkei ist dafür auch kein guter Kandidat mehr. Dafür ist keine Basis mehr da. Die USA können nur noch Kommandos dort aus der Luft einsetzen. Mit diesen geringen Kräften können sie dort nichts mehr bewegen. Auf dem Boden bewegen sich in großer Zahl dagegen kombinierte Kräfte Syriens, Iraks, Irans u.a. und auch russischer Anteile (in Syrien).
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KRG : 2 = ?

Beitrag von King Kong 2006 »

Ein gibt wohl zwei wesentliche Ergebnisse durch das Referendum von Barzani. Zum einen hat die KRG praktisch das gesamte Gebiet, das sie von dem IS erobern konnte an die Zentralregierung in Bagdad verloren. Praktisch fast die Hälfte des Gebietes das von den Kurden kontrolliert wurde, ca. 40 %. Binnen kürzester Zeit. Das andere Ergebnis könnte sein, daß von den zwei großen kurdischen Parteien, die praktisch die politische Führung der KRG bilden die KDP an Bedeutung verliert (Barzani gehört dieser an) und die PUK durch Absprachen mit Bagdad und Teheran an Bedeutung gewonnen hat.
Peschmerga bedeutet so viel wie "zum Tode bereit": Doch nun verloren die kurdischen Kämpfer binnen Tagen fast die Hälfte ihres Gebiets im Irak - ohne viel Widerstand. Politisch ist dieses Fiasko hochbrisant.

In den 14 Jahren seit dem Sturz von Diktator Saddam Hussein hatte sich die kurdische Autonomieregierung im Irak viel aufgebaut - und nun innerhalb einer Woche einen großen Teil wieder verloren. Da sind zum einen die Gebietsverluste: Praktisch das gesamte Areal, das die Peschmerga - die kurdischen Sicherheitskräfte - 2014 im Nordirak eingenommen hatten, ist in den vergangenen Tagen von irakischen Regierungstruppen und schiitischen Milizen zurückerobert worden.
Von diesem Ruf ist nach dieser Woche nicht mehr viel übriggeblieben, in der die kurdischen Kämpfer rund 40 Prozent des von ihnen gehaltenen Territoriums verloren. Am Freitag nahmen Kräfte von irakischer Armee, Polizei und Volksverteidigungseinheiten Altin Köprü ein, den letzten Ort in der Provinz Kirkuk, den die Peschmerga noch kontrollierten. Damit stehen Bagdads Truppen nun an der Grenze zur Autonomen Region Kurdistan - gerade einmal 50 Kilometer von der kurdischen Hauptstadt Arbil entfernt.
Dass es überhaupt soweit gekommen ist, liegt an einer schweren politischen Fehleinschätzung des Präsidenten der kurdischen Autonomieregion, Masoud Barzani. Er hatte am 25. September ein Referendum über die Unabhängigkeit von Irakisch-Kurdistan durchführen lassen. Mit diesem Schritt wollte er aber nicht nur das Autonomiegebiet aus dem Irak lösen, sondern auch jene Gebiete um Kirkuk, die seine Truppen im Sommer 2014 im Schatten des Kampfes gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) eingenommen hatten.

Uno, USA, EU, Türkei, Iran - mit Ausnahme Israels war die gesamte internationale Gemeinschaft gegen das Referendum. Trotzdem zog Barzani die Abstimmung durch. Die Konsequenzen zeigten sich in dieser Woche. Mit schweigender Billigung der Vereinigten Staaten und Europas hat Premier Abadi den Kurdenführer nun in die Schranken gewiesen. Damit positioniert sich der Regierungschef rechtzeitig zu den Parlamentswahlen im kommenden Jahr als durchsetzungsstarker Politiker und erhöht seine Siegchancen deutlich.
Gibt es bald zwei kurdische Regionen im Irak?

Auch der tiefe Riss, der sich durch Kurdistans Gesellschaft und Politik zieht, ist nun offensichtlich geworden. Denn während Barzanis KDP den Konflikt mit Bagdad suchte und verlor, hat die zweite große kurdische Partei PUK offenbar einen Deal mit der irakischen Regierung geschlossen. Es waren nämlich in erster Linie PUK-treue Kämpfer, die Kirkuk widerstandslos geräumt hatten.

KDP und PUK sind seit 40 Jahren Konkurrenten. Mitte der Neunzigerjahre schlug die Rivalität in offene Feindschaft um und beide Seiten lieferten sich einen innerkurdischen Bürgerkrieg. In der Folge entstanden zwei parallel existierende kurdische Herrschaftsgebiete - die Gegend um Arbil kontrollierte Barzanis KDP, rund um das weiter südlich gelegene Sulaimanija herrschte die PUK unter Führung des kürzlich verstorbenen Dschalal Talabani. Nach 2003 wurde der innerkurdische Machtkampf in einem Kompromiss beigelegt. Doch diese Einigung ist nun Geschichte.

Möglich ist daher, dass sich die territoriale Spaltung nun wiederholt. Anstelle eines unabhängigen Staates Kurdistan gäbe es dann zwei rivalisierende kurdische Regionen im Irak.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/k ... 73939.html
Ich bin wirklich überrascht, wie schnell sich über Jahre entwickelte Zustände in der KRG verändern lassen. Ich ging davon aus, daß die Verhältnisse substantieller gewachsen wären.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Laut den verfügbaren Landkarten gehört Kirkuk, wie auch weitere Gebiete, die die Kurden erobern konnten (vom IS) nicht zur KRG. Z.B. https://9lowbranches.files.wordpress.co ... .gif?w=490 oder http://1.bp.blogspot.com/-Xfs98BUCc6E/U ... an+map.png

Sind diese Karten nicht korrekt? Wo gibt es eine Karte, auf der Kirkuk zur KRG gehört?
1. Ich habe von keinen Karten gesprochen - Kerkûk war/ist "offiziell" (also vonseiten Baghdads) kein Teil der Autonomieregion. Ich habe das auch nirgendwo behauptet. Sie haben Ihren Satz jedoch so formuliert als ob es das selbstverständlichste auf der Welt wäre, dass Kerkûk kein Teil Kurdistans ist. Und genau das stimmt nicht - sofern man die irakische Verfassung gelesen hat.

2. Die Kurden haben Kerkûk nicht vom IS erobert. Die irakische Armee hat ihre Posten verlassen, infolgedessen sind die Kurden nachgerückt um die Stadt zu verteidigen.

3. Unabhängig von unserer Diskussion ob Kerkûk zur Autonomen Region Kurdistan gehört oder auch nicht, gibt es etliche Karten die belegen, dass Kerkûk vor der Existenz des Iraks über Jahrhunderte stets Teil eines kurdischen Emirats war. Die Stadt war historisch gesehen immer Teil kurdischer Selbstverwaltung unter den Osmanen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Was steht in der Verfassung Iraks?
In der Verfassung steht:
Article 140

First
The executive authority shall undertake the necessary steps to complete the implementation of the requirements of all subparagraphs of Article 58 of the Transitional Administrative Law.

Second
The responsibility placed upon the executive branch of the Iraqi Transitional Government stipulated in Article 58 of the Transitional Administrative Law shall extend and continue to the executive authority elected in accordance with this Constitution, provided that it accomplishes completely (normalization and census and concludes with a referendum in Kirkuk and other disputed territories to determine the will of their citizens), by a date not to exceed the 31st of December 2007.
https://www.constituteproject.org/const ... df?lang=en

Und was besagt der Artikel 58 der Übergangsverfassung?
Article 58 of the Transitional Administrative Law for Iraq states:

(A) The Iraqi Transitional Government, and especially the Iraqi Property Claims Commission and other relevant bodies, shall act expeditiously to take measures to remedy the injustice caused by the previous regime’s practices in altering the demographic character of certain regions, including Kerkuk, by deporting and expelling individuals from their places of residence, forcing migration in and out of the region, settling individuals alien to the region, depriving the inhabitants of work, and correcting nationality. To remedy this injustice, the Iraqi Transitional Government shall take the following steps:

(1) With regard to residents who were deported, expelled, or who emigrated; it shall, in accordance with the statute of the Iraqi Property Claims Commission and other measures within the law, within a reasonable period of time, restore the residents to their homes and property, or, where this is unfeasible, shall provide just compensation.

(2) With regard to the individuals newly introduced to specific regions and territories, it shall act in accordance with Article 10 of the Iraqi Property Claims Commission statute to ensure that such individuals may be resettled, may receive compensation from the state, may receive new land from the state near their residence in the governorate from which they came, or may receive compensation for the cost of moving to such areas.

(3) With regard to persons deprived of employment or other means of support in order to force migration out of their regions and territories, it shall promote new employment opportunities in the regions and territories.

(4) With regard to nationality correction, it shall repeal all relevant decrees and shall permit affected persons the right to determine their own national identity and ethnic affiliation free from coercion and duress.

(B) The previous regime also manipulated and changed administrative boundaries for political ends. The Presidency Council of the Iraqi Transitional Government shall make recommendations to the National Assembly on remedying these unjust changes in the permanent constitution. In the event the Presidency Council is unable to agree unanimously on a set of recommendations, it shall unanimously appoint a neutral arbitrator to examine the issue and make recommendations. In the event the Presidency Council is unable to agree on an arbitrator, it shall request the Secretary General of the United Nations to appoint a distinguished international person to be the arbitrator.

(C) The permanent resolution of disputed territories, including Kerkuk, shall be deferred until after these measures are completed, a fair and transparent census has been conducted and the permanent constitution has been ratified This resolution shall be consistent with the principle of justice, taking into account the will of the people of those territories.
http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/ ... ora-en.pdf

Das haben die Araber unterzeichnet! Das ist die irakische Verfassung.

Das State Department betonte hierzu:
The reassertion of federal authority over disputed areas in no way changes their status – they remain disputed until their status is resolved in accordance with the Iraqi constitution. Until parties reach a resolution, we urge them to fully coordinate security and administration of these areas.
https://www.state.gov/r/pa/prs/ps/2017/10/274980.htm

Mich hat es zumindest nicht überrascht, dass in dieser Woche an die 100 000 Menschen aus Kerkûk und Umgebung geflohen sind. Die schiitischen Milizen begehen seit letzten Montag Verbrechen gegen die sunnitische Bevölkerung, also nicht nur an Kurden.

Abgesehen vom Status Kerkûks verstossen die Schiiten gegen weitere etliche Artikel der Verfassung. Einige Verstösse geschahen lange vor dem Erstarken des IS und der Konflikte mit den Kurden um das Budget:
Article 9

A.
The Iraqi armed forces and security services will be composed of the components of the Iraqi people with due consideration given to their balance and representation without discrimination or exclusion. They shall
be subject to the control of the civilian authority, shall defend Iraq, shall not be used as an instrument to oppress the Iraqi people, shall not interfere in the political affairs, and shall have no role in the transfer of authority.
Genau das hat die irakische Armee aber seit 2011 mit den Sunniten getan!

Der Artikel 9 besagt weiters:
B.
The formation of military militias outside the framework of the armed forces is prohibited.
Angesichts dessen, dass Abadi in der Praxis nicht den Oberbefehl über die schiitischen Milizen hat, kann man auch hier wieder von einem Bruch mit der Verfassung sprechen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die Kurden müssen sich das Land offenbar mit Gewalt holen. Wie die Palästinenser offenbar und seinerzeit die Juden. Geschenkt wird einem nichts. Auch die Gegenseite wendet Gewalt an. Auch die USA sind dort nicht aus altruistischen Gründen.
Natürlich sind die USA nicht umsonst dort, das habe ich niemals bestritten.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die USA sind nicht mehr Willens oder in der Lage dort mit massiven Kräften zu wirken. Trump spricht zwar nicht explizit von Isolationismus, aber die Zeiten sind vorbei. Es wird gerade demonstriert, daß die USA dort nicht wirklich etwas aufhalten können. Wer weiß, um nicht komplett abgehängt zu werden, muß man das Spiel mitmachen. Sonst könnte dort alles verloren sein. Schon Bush ordnete die Rückzug an, Obama konnte nicht mehr richtig signifikant dort agieren. Bei Trump nimmt man einen Stillstand wahr. Was sollen denn die USA machen?
Die USA haben zumindest offiziell Maliki abgesetzt und Abadi installiert. Des Weiteren haben sie Ernennung von Hadi Amiri als Innenminister abgelehnt. Was gibt es also, was sie nicht schon getan hätten - die USA? Derzeit ist die Haltung der USA völlig unklar, das bedeutet aber nicht das sie der Macht des Irans ohnmächtig gegenüber stehen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die USA sind froh dort mit ihren großen Truppenkontingenten raus zu sein. Das könnte für die USA zu einem Spießrutenlaufen werden. Wie seinerzeit im Irak. Sie sind raus, weil es einfach unerträglich wurde. Das kann man ökonomisch und an der Heimatfront nicht mehr verkaufen. Und wie gesagt, wegen dem guten Wetter und Kulturbesichtigungen sind die nicht da. Zumal, wo sollte man denn eine massive US-Präsenz logistisch verankern? Seinerzeit ging das von den großen Basen in Kuwait aus. Nach dem verjagen von Saddam aus Kuwait. Wichtige Arterien der Versorgung gingen dann vom Südirak bis in die sunnitischen Gebiete. Im großen und ganzen gab es vermutlich eine Absprache mit dem Iran, diese in Ruhe zu lassen. Ohne Logistik kann keine, schon recht keine moderne Armee funktionieren. Die Türkei ist dafür auch kein guter Kandidat mehr. Dafür ist keine Basis mehr da. Die USA können nur noch Kommandos dort aus der Luft einsetzen. Mit diesen geringen Kräften können sie dort nichts mehr bewegen. Auf dem Boden bewegen sich in großer Zahl dagegen kombinierte Kräfte Syriens, Iraks, Irans u.a. und auch russischer Anteile (in Syrien).
Sie scheinen in der Ekstase vergessen zu haben, wie leicht die USA Verhältnisse auf den Kopf stellt. Wie gesagt, der Iran hat den USA - wenn es hart auf hart kommt nichts entgegenzusetzen. Darum geht es nicht. Die USA haben jedoch weiterhin wirtschaftliche Interessen im Irak. Und da muss man sich irgendwie mit den schiitischen Irakern arrangieren - weil sie im erdölreichen Süden die absolute Mehrheit stellen. Die Frage ist nur wie weit Baghdad von den USA wegdriftet.

Bleiben Sie realistisch...
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(22 Oct 2017, 00:58)

Bleiben Sie realistisch...
Ich versuche schon realistisch zu bleiben.

Aus einem anderen Thread von mir vom September:
Solange es einen Bewegungskrieg in der Region gibt, ist es aus Sicht der KRG mit einem Risiko verbunden das Ergebnis des Referendums umzusetzen. Da Truppen eh bereits vorhanden und in Bewegung sind. Z.B. irakische Truppen bei Hawijah nahe Kirkuk oder die Türkei im Norden.. Schnelle Truppenbewegungen sind möglich. Massive Vorstöße in die KRG sind unrealistisch, aber in der Peripherie durchaus denkbar.
Ich habe das schon als risikoreich betrachtet, was Barzani getan hat. Und das ist passiert. Wobei ich zugegeben muß, daß ich mich getäuscht habe, wie schnell es geht. Dahinter steckt ausgeklügelte soft power (siehe Ränkespiele mit KDP und PUK).
Soft Power is Key to Iran’s Success

https://www.huffingtonpost.com/sam-sasa ... 65208.html
Iranian General Reportedly Played Key Role In Swift Takeover Of Iraq's Kirkuk

Reuters reported that Soleimani told the Kurdish leaders that their Peshmerga forces would not be able to beat Abadi's troops, which had backing from the West and regional powers Iran and Turkey. He also warned them to withdraw from Kirkuk or risk losing Tehran's support, Reuters said.

The Iranian general reminded the lawmakers about late Iraqi President Saddam Hussein’s harsh putdown of a Kurdish rebellion in 1991, Reuters quoted the Kurdish political leaders as saying.

"Soleimani's visit...was to give a last-minute chance for the decision makers not to commit a fatal mistake," Reuters quoted one PUK lawmaker as saying.

Ala Talabani, a leading PUK official, said the Iranian general only provided what she described as "wise" counsel in his meetings with Kurdish leaders.

"Soleimani advised us ... that Kirkuk should return to the law and the constitution, so let us come to an understanding," she said on the Arabic language TV station al-Hadath.
Iranian officials have denied the accusation.

https://www.rferl.org/a/iranian-general ... 07424.html
Kirkuk ist von den Peschmerga dem IS abgenommen worden. Es gehört nicht zur KRG. Jetzt wurde es, z.T. auch im Schatten der Aktionen Barzanis, wieder unter Kontrolle der Zentralregierung gestellt. Die Türkei wünscht sogar eine demografische Umwälzung. Turkmenen hätten vor 50 Jahren die Mehrheit gestellt und in den letzten Jahren unter kurdischer Kontrolle hätten sich vermehrt Kurden dort angesiedelt und anderen Ethnien hätten die Stadt verlassen. Das soll rückgängig gemacht werden. Wir kennen diese Konflikte vom Nahostkonflikt zur Genüge.
Turkey urges Iraqi gov’t over Kirkuk’s demographic status

http://www.hurriyetdailynews.com/turkey ... tus-120981
Die einzigen, die Barzanis KDP helfen könnten, wären die USA und Israel. Sicher nicht, weil sie die Kurden lieber haben als Turkvölker, Perser oder Araber. Natürlich zur Instrumentalisierung gegen deren - momentanen - Gegner. Allen voran dem Iran. Aber auch als Druckmittel z.B. der Türkei gegenüber. Oder bestimmten arabischen Positionen. Also, das ist schon realistisch. Wie sollten sich die USA verhalten? Und wie Israel?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Ich habe das schon als risikoreich betrachtet, was Barzani getan hat. Und das ist passiert. Wobei ich zugegeben muß, daß ich mich getäuscht habe, wie schnell es geht. Dahinter steckt ausgeklügelte soft power (siehe Ränkespiele mit KDP und PUK).
Natürlich war sein Vorhaben riskant - bei all der Euphorie für das Referendum, hatte ich auch meine Vorbehalte (die man im Forum nachlesen kann). Für mich war der einzig wichtige Punkt, ob man die Rückendeckung von Washington und/oder Moskau hat. Nur das war entscheidend. Das es eine Katastrophe geben würde, bei fehlender Unterstützung war absehbar. Und das die militärische Niederlage so deutlich ausgehen würde, war, wenn man die Umstände berücksichtigt auch nicht überraschend. Die Südkurden waren eingekesselt und hatten auch die Türkei im Nacken. Sie standen einem Feind gegenüber der über modernste Waffen verfügt und über unendlichen Nachschub verfügt. Darüberhinaus dirigierte die derzeit stärkste Regionalmacht vorort den Kampf. Und als ob das alles nicht gereicht hätte, warb Qasim Sulaimani auch noch Talabanis Sohn und Neffen als trojanische Pferde an - mit Erfolg. Die Peshmerga-Einheiten der PDK und von Kosret Resul (Teil der Anti-Talabani-Fraktion innerhalb der PUK) standen vor der Wahl tausende Männer zu opfern, oder sich strategisch zurück zu ziehen. Entscheidend war die Haltung der USA, die signalisiert haben, dass man sich zurückziehen soll. Der Verlust unserer Gebiete war sehr schmerzhaft, aber das war nur eine Schlacht - der Krieg ist noch lange nicht verloren. Und wenn es wieder 100 Jahre dauern wird - unser Jerusalem geben wir nicht auf.
King Kong 2006 hat geschrieben:Kirkuk ist von den Peschmerga dem IS abgenommen worden.
Falsch. Die irakische Armee hat Kerkûk seinem Schicksal überlassen - die Peshmerge sind lediglich nachgerückt und haben Kerkûk vor der sunnitischen Terrormiliz geschützt. Also lassen Sie diese Halbwahrheiten.

Hier aus einer antikurdischen Quelle:
On the ground in Iraq, government forces appeared to be in retreat Thursday.

Peshmerga fighters, the security forces of Iraq's autonomous Kurdish north, swept into Kirkuk after the army abandoned its posts there, a spokesman said.

"The whole of Kirkuk has fallen into the hands of peshmerga," said Jabbar Yawar, a Kurdish military spokesman, according to Reuters.
http://america.aljazeera.com/articles/2 ... -isil.html
King Kong 2006 hat geschrieben:Es gehört nicht zur KRG. Jetzt wurde es, z.T. auch im Schatten der Aktionen Barzanis, wieder unter Kontrolle der Zentralregierung gestellt.
Ich habe Ihnen im vorigen Beitrag detailiert den konstitutionellen Status von Kerkûk und den anderen umstrittenen Gebieten dargelegt. Sie beziehen zu diesen Tatsachen keine Stellung. Stattdessen beharren Sie weiterhin auf ihren Standpunkt Kerkûk gehört nicht zur KRG) und offenbaren Ihre Ignoranz. Woher die rührt ist mir bewusst. Sie sind ein IRI-Propagandist. Was mich so sehr an Ihrer Propaganda stört ist der rechtsstaatliche Rahmen den Sie wiederholt betonen. Der ist aber nicht gegeben. Denn selbst wenn man die Tatsache ignoriert das laut der irakischen Verfassung schon vor 10 Jahren eine Volksabstimmung in Kerkûk hätte durchgeführt werden müssen - so haben Iraner mitnichten ein Anspruchsrecht auf diese Stadt. Und derzeit ist das Gebiet nunmal unter der Kontrolle von Milizen die einem Iraner unterstehen. Da können Sie noch so sehr von der "Kontrolle der Zentralregierung" reden...

Als Kurde kann ich nur sagen, dass es keinen Zweifel daran gibt, das Kerkûk ein Teil Kurdistans ist. Natürlich hört sich das subjektiv an. Aber dies hätte demokratisch festgesetzt werden können - so wie es die irakische Verfassung bestimmt hat. Aber wenn die sektiererische und faschistische Zentralregierung dies vor sich hinschiebt und den Artikel seiner Verfassung für nichtig erklärt (weil der Termin für die Volksabstimmung immer wieder verschoben wurde und demnach abgelaufen sei) braucht man doch nicht von Gesetzen usw. reden. Baghdad agiert willkürlich und hat mit seiner Politik überhaupt erst den IS erschaffen bzw. ihm die Möglichkeit gegeben Fuß zu fassen - von einer rechtschaffenden Zentralregierung kann keine Rede sein. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass das irakische Parlament quasi über Nacht eine Terrormiliz (Hashd) legalisierte und in die reguläre Armee integrierte. Eine Terrormiliz die in seiner Methodik und Intention dem IS ähnelt...
King Kong 2006 hat geschrieben:Die Türkei wünscht sogar eine demografische Umwälzung. Turkmenen hätten vor 50 Jahren die Mehrheit gestellt und in den letzten Jahren unter kurdischer Kontrolle hätten sich vermehrt Kurden dort angesiedelt und anderen Ethnien hätten die Stadt verlassen. Das soll rückgängig gemacht werden. Wir kennen diese Konflikte vom Nahostkonflikt zur Genüge.
Die Türkei schwafelt viel, wenn der Tag lang ist. Bis heute noch erhebt man Anspruch auf den gesamten Nordirak. Die Kurden waren die größten Leidtragenden der ethnischen Säuberungen im Irak, aber auch die Turkmenen. Fakt ist jedoch das diese Demographieveränderungen unter arabischer Hoheit erfolgten. Über die sich die Türkei damals nicht wirklich beschwerte.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die einzigen, die Barzanis KDP helfen könnten, wären die USA und Israel. Sicher nicht, weil sie die Kurden lieber haben als Turkvölker, Perser oder Araber. Natürlich zur Instrumentalisierung gegen deren - momentanen - Gegner. Allen voran dem Iran. Aber auch als Druckmittel z.B. der Türkei gegenüber. Oder bestimmten arabischen Positionen. Also, das ist schon realistisch. Wie sollten sich die USA verhalten? Und wie Israel?
Die USA versucht mittels seiner soft-power den iranischen Einfluss in Baghdad zu dämmen. Schon seit 2003 wird dieser Versuch unternommen. Aber es klappt nicht. Der neueste Versuch der USA ist es die Beziehungen zwischen Saudi Arabien und den Irak aufzubessern. Das ist jedoch eine Illusion. Die irakischen Schiiten sehen den Iran als Schutzmacht. Das die USA nach 1991 die Schiiten ihrem Schicksal überlassen haben, hat man ihnen nicht verziehen.

Wozu die USA imstande ist brauch ich nicht wirklich aufführen. So wie man die Luftwaffe gegen den IS eingesetzt hat, hätte man es auch bei den anrückenden schiitischen Terrormilizen tun können.Viel interessanter wäre es doch, wenn Sie erklären würden, was sich militärisch im Verhältnis zwischen der Supermacht USA und dem Iran grundlegend verändert hätte. Was hätte der Iran in solch einem Szenario getan?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(22 Oct 2017, 22:51)
Der Verlust unserer Gebiete war sehr schmerzhaft, aber das war nur eine Schlacht - der Krieg ist noch lange nicht verloren. Und wenn es wieder 100 Jahre dauern wird - unser Jerusalem geben wir nicht auf.
Das bezweifele ich nicht. So, wie die Palästinenser, Kroaten und Bosnier im Jugoslawienkrieg oder andere werden auch die Kurden weiterkämpfen. Jerusalem ist aber natürlich ein ideologisch stark aufgeladenes Wort.
Falsch. Die irakische Armee hat Kerkûk seinem Schicksal überlassen - die Peshmerge sind lediglich nachgerückt und haben Kerkûk vor der sunnitischen Terrormiliz geschützt. Also lassen Sie diese Halbwahrheiten.
Was ist daran eine Halbwahrheit? Die irakische Armee hat sich zurückgezogen. Das ist nicht mit einer Aufgabe und Verzicht gleichzusetzen. Es ging militärisch/politisch nicht anders. Sonst könnte man ja behaupten, daß jetzt die Kurden Kirkuk aufgegeben hätten. Schließlich haben sie sich ja zurückgezogen. Wie einst die irakische Staatsorgane. Wenn sich Truppen aus Gebieten im Krieg zurückziehen, ist das keine staatsrechtlich anerkannte Aufgabe und Verzicht von Staatsgebiet.
Ich habe Ihnen im vorigen Beitrag detailiert den konstitutionellen Status von Kerkûk und den anderen umstrittenen Gebieten dargelegt. Sie beziehen zu diesen Tatsachen keine Stellung. Stattdessen beharren Sie weiterhin auf ihren Standpunkt Kerkûk gehört nicht zur KRG) und offenbaren Ihre Ignoranz. Woher die rührt ist mir bewusst. Sie sind ein IRI-Propagandist. Was mich so sehr an Ihrer Propaganda stört ist der rechtsstaatliche Rahmen den Sie wiederholt betonen. Der ist aber nicht gegeben. Denn selbst wenn man die Tatsache ignoriert das laut der irakischen Verfassung schon vor 10 Jahren eine Volksabstimmung in Kerkûk hätte durchgeführt werden müssen - so haben Iraner mitnichten ein Anspruchsrecht auf diese Stadt. Und derzeit ist das Gebiet nunmal unter der Kontrolle von Milizen die einem Iraner unterstehen. Da können Sie noch so sehr von der "Kontrolle der Zentralregierung" reden...
Also, ich bin kein Staatsrechtler, aber offenbar hat niemand in Washington oder Berlin damit ein Problem. Es ist offenbar rechtens, daß der Irak dieses Gebiet solange kontrolliert und verwaltet, bis alles geregelt ist. Wer sonst? Außer dem Souverän? Dem Staat? Es ist nicht der UN unterstellt worden. Kirkuk ist weiterhin daneben nicht auf dem Gebiet der KRG. Dazu ganz interessant:

Offizielle Vertreter der KRG in Teheran loben die Intervention Soleimanis und sein Hinweis auf die hier vielbeschworene Verfassung Iraks.
KRG Official Lauds General Soleimani for "Sincere" Behavior towards Iraqi Kurds

Representative of the Iraqi Kurdistan Regional Government (KRG) in Tehran Nazim Dabagh announced that the Kurdish leaders are now ready to resolve the problems created after the independence referendum through talks, lauding efforts made by Commander of the Quds Force of the Islamic Revolution Guards Corps (IRGC) Major General Qassem Soleimani to this end.
"Mr. Soleimani is the one who has really treated the Iraqi Kurds honestly and he had issued warnings about (consequences of) holding the referendum in the Iraqi Kurdistan region before it was held," Dabbagh said.

"It seems that the Islamic Republic of Iran seeks to resolve the problems between the Kurdistan region and the central government in Iraq based on the Iraqi constitution and we assess Iran's measures in this regard as positive," he said.

http://en.farsnews.com/newstext.aspx?nn=13960730000311
The niece of the late Kurdish leader Jalal Talabani, Alaa Talabani, told the al Hadath TV channel that Soleimani met with members of her family on Saturday. He had come to pay respects to Jalal, a former Iraqi president and founder of the Patriotic Union of Kurdistan (PUK) party who died this month.

Other Iraqi and Kurdish officials told Reuters Soleimani held meetings with Kurdish leaders to persuade them to retreat from Kirkuk ahead of the Iraqi army push into the city.

“I don’t deny that Mr. Qassem Soleimani gave us the advice to find a solution to Kirkuk,” she said. “He said Kirkuk should return to the (Iraqi) law and constitution and to have an agreement about Kirkuk and give up the intransigence about the referendum which was a decision not thought out.”

https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN1CP1R5
Die kurdische Partei KDP mit Barzani, wie auch die PKK/PjAk wird offenbar als troublemaker wahrgenommen. Nicht die KRG als Ganzes. Interessant in der Zukunft könnte die Person Bafel Talabani der kurdischen PUK werden. Ich könnte mir vorstellen, daß er als eine Alternative zum Barzani-Clan vom Iran, von der Türkei und vom Irak (vielleicht auch von der USA) gesehen werden kann. Nach dem Vorpreschen Barzanis könnte dieser, wenn nicht politisch verbrannt, dennoch für eine "tragende" Rolle in den Beziehungen zu den Nachbarn vielleicht nicht mehr tragbar sein?
Wozu die USA imstande ist brauch ich nicht wirklich aufführen. So wie man die Luftwaffe gegen den IS eingesetzt hat, hätte man es auch bei den anrückenden schiitischen Terrormilizen tun können.Viel interessanter wäre es doch, wenn Sie erklären würden, was sich militärisch im Verhältnis zwischen der Supermacht USA und dem Iran grundlegend verändert hätte. Was hätte der Iran in solch einem Szenario getan?
Dieses Szenario ist bereits in der Bush-Ära diskutiert worden. Da ging es auch um "Luftschläge" gegen iranische Ziele. Führende Militärs und Politiker haben Bush und seinen Neconfreunden davon dringend abgeraten. Das ist bis zum Exzess diskutiert worden. Auch in der Öffentlichkeit von Think Tanks und Militärs, wie Diplomaten. Der Grundtenor war praktisch überall gleich. Wie Ex-Centcom Chef US-General Abizaid derzeit sagte, wenn man (mit dem Iran) in die robuste Konfrontation geht, dann heißt das in letzter Konsequenz "boots on the ground" mit dem Iran. Und zwar nicht mit den paar peoples wie mit einem Gegner wie dem Irak. Und das will und das kann in den USA keiner. Schon unter Bush nicht. Unter Obama noch weniger. Und jetzt ist die USA auch nicht "fitter" geworden. Sogar Ex Centcom Chef US-Admiral Fallon sagte direkt, daß es mit ihm keinen Krieg mit dem Iran gibt. Das sind alles keine iranophile Liebhaber, die aus zärtlicher Zuneigung so reden. Sondern Realisten. Für die KDP Barzanis und seinem Clan einen Regional-Krieg mit dem Iran? Gute Nacht... Wenn man von "gut" dann noch sprechen kann.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Jerusalem ist aber natürlich ein ideologisch stark aufgeladenes Wort.
Es ist eine Message an all jene, die glauben, dass sich die Kurden abgefunden hätten.
King Kong 2006 hat geschrieben:Was ist daran eine Halbwahrheit? Die irakische Armee hat sich zurückgezogen. Das ist nicht mit einer Aufgabe und Verzicht gleichzusetzen. Es ging militärisch/politisch nicht anders. Sonst könnte man ja behaupten, daß jetzt die Kurden Kirkuk aufgegeben hätten. Schließlich haben sie sich ja zurückgezogen. Wie einst die irakische Staatsorgane. Wenn sich Truppen aus Gebieten im Krieg zurückziehen, ist das keine staatsrechtlich anerkannte Aufgabe und Verzicht von Staatsgebiet.
Sie hatten behauptet, dass die Kurden Kerkûk erobert hätten - sich sozusagen unter den Nagel gerissen haben. Das ist, weshalb auch immer, der allgemein verbreitete Tenor der Massenmedien. Aber das stimmt nunmal nicht.

Abgesehen davon habe ich nicht behauptet, dass der Rückzug der irakischen Armee, rechtsstaatlich gesehen, ein Verzicht dieses Gebiets war. Aber das Dasein der Kurden ist in diesem Kontext nunmal legitim, nachdem die irakische Armee Prioritäten setzte und sich in seine schiitische Gebiete zurückzog. Viel eher geht es mir aber darum, dass der Status dieser Stadt geklärt werden musste/muss. Das haben die Araber aber konsequent sabotiert.
King Kong 2006 hat geschrieben:Also, ich bin kein Staatsrechtler, aber offenbar hat niemand in Washington oder Berlin damit ein Problem. Es ist offenbar rechtens, daß der Irak dieses Gebiet solange kontrolliert und verwaltet, bis alles geregelt ist. Wer sonst? Außer dem Souverän? Dem Staat? Es ist nicht der UN unterstellt worden. Kirkuk ist weiterhin daneben nicht auf dem Gebiet der KRG.
Ich bin auch kein "Staatsrechtler" - aber so kompliziert ist der von mir beigefügte Artikel nicht. Oder habe ich Sie damit überfordert? Anscheinend schon, wenn Sie weiterhin ignorant behaupten, das Kerkûk nicht auf dem Gebiet der KRG ist. Denn genau das hätte abgestimmt werden sollen! Die Zentralregierung hat kein Recht dieses Gebiet solange zu kontrollieren und zu verwalten "bis alles geregelt ist". Die Faschisten in Baghdad berufen sich doch immer auf ihre Verfassung - diese hat klar und deutlich festgelegt, dass bis 2007 alles geregelt werden musste. Das hat man jedoch bewusst nicht getan, um dieses Gebiet solange wie nur möglich zu verwalten - somit begeht man einen, im Bezug auf die Kurden, elementaren Bruch mit der Verfassung. Ergo ist der rechtsstaatliche Rahmen, auf den sich die Schiiten beziehen, aber auch IRI-Propagandisten wie Sie, nicht gegeben. Und nein, es ist nicht rechtens wenn schiitische Terrormilizen unter der Führung eines iranischen Eroberungsgenerals Kerkûk terrorisieren.

Abgesehen davon hat Washington sehr wohl ein Problem. Zumindest erinnerte das State Department die Araber daran, dass der Status weiterhin offen ist:
The reassertion of federal authority over disputed areas in no way changes their status – they remain disputed until their status is resolved in accordance with the Iraqi constitution. Until parties reach a resolution, we urge them to fully coordinate security and administration of these areas.
https://www.state.gov/r/pa/prs/ps/2017/10/274980.htm
King Kong 2006 hat geschrieben:Dazu ganz interessant:

Offizielle Vertreter der KRG in Teheran loben die Intervention Soleimanis und sein Hinweis auf die hier vielbeschworene Verfassung Iraks.
Ich weiß, dass Sie Ihre Freude mit solchen Gestalten haben, aber auch Sie wissen das diese offiziellen "Vertreter" Hochverrat an ihr Volk begangen haben. Wenn man darüber hinweg sieht, erkennt man auch wie nichtssagend die Aussagen dieser offiziellen Vertreter sind. Denn wo genau steht in der irakischen Verfassung geschrieben, dass ein iranischer General das Oberkommando innerhalb der irakischen Grenzen haben darf? Was derzeit in Südkurdistan geschieht ist eine Wiederholung. Die Schiiten wollen ihre Feldzüge gegen die sunnitischen Araber bei uns wiederholen. Baghdad ist nichts weiter als eine Marionette des Irans und betreibt gezielt eine sektiererische Politik. Von einer Verfassung kann gar keine Rede sein - Rechtsstaatlichkeit existiert in diesen Breitengraden nunmal nicht, auch nicht bei den Kurden.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die kurdische Partei KDP mit Barzani, wie auch die PKK/PjAk wird offenbar als troublemaker wahrgenommen. Nicht die KRG als Ganzes. Interessant in der Zukunft könnte die Person Bafel Talabani der kurdischen PUK werden. Ich könnte mir vorstellen, daß er als eine Alternative zum Barzani-Clan vom Iran, von der Türkei und vom Irak (vielleicht auch von der USA) gesehen werden kann. Nach dem Vorpreschen Barzanis könnte dieser, wenn nicht politisch verbrannt, dennoch für eine "tragende" Rolle in den Beziehungen zu den Nachbarn vielleicht nicht mehr tragbar sein?
Bafel Talabani hat nach diesem Verrat keinen Rückhalt in der Bevölkerung - die Schiiten müssten schon ganz Südkurdistan erobern und dann treue Gestalten wie ihn oder Ala Talabani als Marionetten installieren. Solche Entscheidungen wird man nur militärisch durchbringen und nicht politisch. Wie fähig Bafel ist, zeigt die Tatsache, dass sein Vater seinerseits nicht ihn (obwohl er der ältere Bruder ist) sondern seinen jüngeren Sohn Qubad Talabani in die Politik integrierte.

Die Beziehungen zu den Nachbarn sind nicht von Personen abhängig. Unsere Nachbarn sind allesamt Faschisten - sie möchten die Kurden stets so klein halten wie es nur möglich ist. Das wird über kurz oder lang nicht möglich sein. Nicht Barzani ist das Problem! Die kurdische Frage ist viel größer als Barzani. Selbst wenn wir unseren Staat samt Kerkûk ausgerufen hätten - hätte es weiterhin eine kurdische Frage im Iran, der Türkei und Syrien gegeben. Das ist der springende Punkt - deshalb setzt sich die angebliche sunnitische Führungsmacht Türkei auch mit den Vertretern des schiitischen Halbmonds zusammen. Das wäre unter anderen Umständen undenkbar!
King Kong 2006 hat geschrieben:Dieses Szenario ist bereits in der Bush-Ära diskutiert worden. Da ging es auch um "Luftschläge" gegen iranische Ziele. Führende Militärs und Politiker haben Bush und seinen Neconfreunden davon dringend abgeraten. Das ist bis zum Exzess diskutiert worden. Auch in der Öffentlichkeit von Think Tanks und Militärs, wie Diplomaten. Der Grundtenor war praktisch überall gleich. Wie Ex-Centcom Chef US-General Abizaid derzeit sagte, wenn man (mit dem Iran) in die robuste Konfrontation geht, dann heißt das in letzter Konsequenz "boots on the ground" mit dem Iran. Und zwar nicht mit den paar peoples wie mit einem Gegner wie dem Irak. Und das will und das kann in den USA keiner. Schon unter Bush nicht. Unter Obama noch weniger. Und jetzt ist die USA auch nicht "fitter" geworden. Sogar Ex Centcom Chef US-Admiral Fallon sagte direkt, daß es mit ihm keinen Krieg mit dem Iran gibt. Das sind alles keine iranophile Liebhaber, die aus zärtlicher Zuneigung so reden. Sondern Realisten. Für die KDP Barzanis und seinem Clan einen Regional-Krieg mit dem Iran? Gute Nacht... Wenn man von "gut" dann noch sprechen kann.
Wenn die USA beschließen zu agieren, werden sie es nicht wegen "Barzani und seinem Clan" tun, sondern um eine expandierende Regionalmacht in die Schranken zu weisen. Dies wird früher oder später geschehen. Das kann ich Ihnen versichern.

Nein, es geht nicht nur um Barzani und seinen Clan - der Iran kontrolliert jetzt auch weite Teile der Gebiete der Sunniten im Irak und in Syrien. Die leben nunmal nicht gerne unter der Herrschaft von schiitischen Terrormilizen. So viel zu den "boots on the ground". Und wenn es einmal wirklich so weit ist, wird man selbst boots on the ground innerhalb des Irans haben. Es gibt nämlich viele Iraner die nichts von der IRI-Politik halten - da werden Sie bestimmt staunen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Also, ich bin kein Staatsrechtler, aber offenbar hat niemand in Washington oder Berlin damit ein Problem. Es ist offenbar rechtens, daß der Irak dieses Gebiet solange kontrolliert und verwaltet, bis alles geregelt ist. Wer sonst? Außer dem Souverän? Dem Staat? Es ist nicht der UN unterstellt worden. Kirkuk ist weiterhin daneben nicht auf dem Gebiet der KRG.
Das Argument, dass diese und diese Stadt offiziell nicht Teil der KRG ist, kann mal als irrelevant bezeichnen. Immerhin versuchten die schiitischen Terrormilizen heute früh die Grenzgebiete zu Syrien und der Türkei zu erobern - welche sehr wohl Teil der KRG sind. Die Angriffe der Schiiten wurden bis jetzt alle abgewehrt - aber Baghdad wird keine Ruhe geben. Sie wollen der KRG die strategisch letzten wichtigen Gebiete abnehmen und danach erst in "Verhandlungen" treten.

Unterm Strich geht es darum die Autonomieregion der Kurden langsam zu zerschlagen und eine Situation wie in den Sunnitengebieten zu erzeugen. Das ist das eigentliche Ziel. Und dasselbe wird der Iran auch noch in Syrien unternehmen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(24 Oct 2017, 08:52)

Es ist eine Message an all jene, die glauben, dass sich die Kurden abgefunden hätten.
Wie gesagt, machen andere ja auch, wie die Palästinenser. Ob das hilft bleibt abzuwarten.
Sie hatten behauptet, dass die Kurden Kerkûk erobert hätten - sich sozusagen unter den Nagel gerissen haben. Das ist, weshalb auch immer, der allgemein verbreitete Tenor der Massenmedien. Aber das stimmt nunmal nicht.
Das ist doch rethorisches Klimbim. Niemand hat Kirkuk den Peschmerga übergeben. Es gab doch Kämpfe um die Stadt? Oder war Kirkuk die Ruhezone im Kriegsgebiet zwischen IS und seinen Gegnern? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du damit bezwecken willst? Die Städte waren alle umkämpft. Vorstösse, wie auch Rückzüge.
Abgesehen davon habe ich nicht behauptet, dass der Rückzug der irakischen Armee, rechtsstaatlich gesehen, ein Verzicht dieses Gebiets war. Aber das Dasein der Kurden ist in diesem Kontext nunmal legitim, nachdem die irakische Armee Prioritäten setzte und sich in seine schiitische Gebiete zurückzog. Viel eher geht es mir aber darum, dass der Status dieser Stadt geklärt werden musste/muss. Das haben die Araber aber konsequent sabotiert.
Meine Frage erneut, wie sollten sich jetzt die - mutmaßlichen - Verbündeten die USA und Israel dazu verhalten? Die KRG besteht nicht nur aus Barzanis-Clan und der KDP. Die PUK sieht das offenbar nicht genauso wie Barzani.
Ich bin auch kein "Staatsrechtler" - aber so kompliziert ist der von mir beigefügte Artikel nicht. Oder habe ich Sie damit überfordert? Anscheinend schon, wenn Sie weiterhin ignorant behaupten, das Kerkûk nicht auf dem Gebiet der KRG ist.
Kirkuk liegt nicht auf dem Gebiet der KRG... :rolleyes:
Ich weiß, dass Sie Ihre Freude mit solchen Gestalten haben, aber auch Sie wissen das diese offiziellen "Vertreter" Hochverrat an ihr Volk begangen haben. Wenn man darüber hinweg sieht, erkennt man auch wie nichtssagend die Aussagen dieser offiziellen Vertreter sind. Denn wo genau steht in der irakischen Verfassung geschrieben, dass ein iranischer General das Oberkommando innerhalb der irakischen Grenzen haben darf? Was derzeit in Südkurdistan geschieht ist eine Wiederholung. Die Schiiten wollen ihre Feldzüge gegen die sunnitischen Araber bei uns wiederholen. Baghdad ist nichts weiter als eine Marionette des Irans und betreibt gezielt eine sektiererische Politik. Von einer Verfassung kann gar keine Rede sein - Rechtsstaatlichkeit existiert in diesen Breitengraden nunmal nicht, auch nicht bei den Kurden.
Sicher werden alle benutzt. Der Iran im Kontext Russlands, Chinas und der USA. Die Kurden. Auch Israel und die USA werden ihre Überlegungen haben, wie sie die Kurden einzusetzen haben. Und Russland auch. Und der Iran und und und...
Bafel Talabani hat nach diesem Verrat keinen Rückhalt in der Bevölkerung - die Schiiten müssten schon ganz Südkurdistan erobern und dann treue Gestalten wie ihn oder Ala Talabani als Marionetten installieren. Solche Entscheidungen wird man nur militärisch durchbringen und nicht politisch. Wie fähig Bafel ist, zeigt die Tatsache, dass sein Vater seinerseits nicht ihn (obwohl er der ältere Bruder ist) sondern seinen jüngeren Sohn Qubad Talabani in die Politik integrierte.

Die Beziehungen zu den Nachbarn sind nicht von Personen abhängig. Unsere Nachbarn sind allesamt Faschisten - sie möchten die Kurden stets so klein halten wie es nur möglich ist. Das wird über kurz oder lang nicht möglich sein. Nicht Barzani ist das Problem! Die kurdische Frage ist viel größer als Barzani. Selbst wenn wir unseren Staat samt Kerkûk ausgerufen hätten - hätte es weiterhin eine kurdische Frage im Iran, der Türkei und Syrien gegeben. Das ist der springende Punkt - deshalb setzt sich die angebliche sunnitische Führungsmacht Türkei auch mit den Vertretern des schiitischen Halbmonds zusammen. Das wäre unter anderen Umständen undenkbar!
Die KRG würde ich nicht als Demokratie innerhalb eines Meeres von "faschistischen Staaten" sehen. Auch nicht die PKK/PJAk, die offenbar dort operieren. Das ist natürlich DAS gewichtige Pfund, mit der die KRG wuchern kann. Als Angebot an "den Westen". Als die Alternative. Wir sind "besser" als die anderen. Ob das auf der einen Seite überhaupt so ist und zweitens, ob z.B. die USA DAS überhaupt maßgeblich interessiert (wie gesagt, die haben auch Saddam unterstützt oder sind Partner der großen Demokratie Saudi-Arabien) ist eine andere Frage.
Wenn die USA beschließen zu agieren, werden sie es nicht wegen "Barzani und seinem Clan" tun, sondern um eine expandierende Regionalmacht in die Schranken zu weisen. Dies wird früher oder später geschehen. Das kann ich Ihnen versichern.
Die USA machen das seit 1979. Inklusive Unterstützung z.B. von Saddam in seinem Krieg gegen den Iran. Das ist nichts neues. Wovon du sprichst ist ein robustes Eingreifen der USA gegen den Iran. Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Das war es vielleicht in den Achtzigern, als die USA noch mehr Kraft hatten und der Iran herumeierte. Heute praktisch nicht möglich. Die Chancen dafür sind immer geringer. Nicht größer. Die Türkei, der Iran, Irak und Syrien, aber auch andere Staaten, die mit separatistischen Bewegungen zu tun haben in der Region werden das nicht tolerieren. Ein Kurdistan. Kriegerische Auseinandersetzungen dahinsichtlich sind viel wahrscheinlicher. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ein Krieg USA/Iran dort nicht favorisiert wird. Das könnte eher noch mehr "freisetzen". Schon in Europa ist man von Sezession nicht begeistert. Die USA werden und können sich nicht mit einer ganzen Reihe von Staaten dort anlegen. Weder politisch, noch militärisch. Auch wären die Entwicklung ergebnisoffen. Wer sind dann die nächsten? Das gäbe viel Krieg und Massenflucht. Daran hat auch Europa kein Interesse.
Nein, es geht nicht nur um Barzani und seinen Clan - der Iran kontrolliert jetzt auch weite Teile der Gebiete der Sunniten im Irak und in Syrien. Die leben nunmal nicht gerne unter der Herrschaft von schiitischen Terrormilizen. So viel zu den "boots on the ground". Und wenn es einmal wirklich so weit ist, wird man selbst boots on the ground innerhalb des Irans haben. Es gibt nämlich viele Iraner die nichts von der IRI-Politik halten - da werden Sie bestimmt staunen.
Sicher gibt es viele Iraner, die nichts von der IRI-Politik halten. Von Gegner der IRI bis hin zu Befürwortern. Aber die Wahl zwischen Syrien, Irak, Afghanistan usw. und dem stabilsten Land der Region fällt praktisch fast niemanden schwer im Iran. Übers Knie gebrochen will das im Iran keiner haben.
Iran’s involvement in Syria is costly. Here’s why most Iranians still support it

Strategic concerns

The government has also rationalized Iran’s involvement in Syria with security concerns, saying that if Iran did not fight the Islamic State in Syria, it would have to fight the group on Tehran’s streets. This resonated with an Iranian public scared about the Islamic State’s territorial advances in neighboring Iraq. Supreme Leader Ayatollah Ali Khamenei furthered this narrative, saying, “If they [IS] were not stopped, we would have to fight them in Kermanshah and Hamadan [provinces in western Iran].” According to recent polls, 87 percent of Iranians support Iran in its fight against the Islamic State in Syria.

https://www.washingtonpost.com/news/mon ... e43b77d2be
Natürlich kann so eine Umfrage auch kippen. Die Heimatfront in den USA kippte im Vietnamkrieg auch weg. Heute hat keiner in den USA mehr Lust sich (auch für Barzani) in Nahost zusammenschiessen zu lassen. Es gibt aber einen Unterschied, der dazu gravierend ist. Die USA sind weit weg vom kommunistischen Nordvietnam gewesen. Der Iran ist in direkter Nachbarschaft zum IS, Al-Qaida, PKK/PJAk, Taliban, zu Bürgerkriegsgebieten. Da die Hände in den Schoß zu legen und abzwarten wird auch von der iranischen Bevölkerung nicht so gesehen. Auch wenn keiner unbedingt grenzenlos von der eigenen Regierung und deren Politik oder gar Auslandseinsätzen begeistert ist. Sowas wie die Angriffe mit Massenvernichtungswaffen will man auch nicht mehr haben. Man sieht natürlich lieber eine Pufferzone um sich herum mit Allierten. Also in Bagdad, Damaskus, Erbil usw. Da wird es schwer sein den Menschen im Iran begreiflich zu machen nicht zu intervenieren, wie auch die USA, die Türkei, Saudi-Arabien usw. es machen. Das zum Threadtitel.
Unterm Strich geht es darum die Autonomieregion der Kurden langsam zu zerschlagen und eine Situation wie in den Sunnitengebieten zu erzeugen. Das ist das eigentliche Ziel. Und dasselbe wird der Iran auch noch in Syrien unternehmen.
Jedes Land in der Region (oder weltweit) wird versuchen separatistische Bewegungen zu vereiteln. Iran, die Türkei, Israel, Syrien, Irak, Saudi-Arabien. Und sollte es mal ein Kurdistan geben und sich ein Teil davon verabschieden, dann wird Erbil auch nicht nur "Gute Reise" wünschen. Das macht nicht mal Madrid bei den Katalanen.

Jetzt ist ein Punkt in Sachen Kurdistan erreicht, wo alle Farbe bekennen müssen. Auch die USA. Sonst haben die es nicht nur wie seinerzeit mit den Schiiten, später mit den Sunniten, dann auch mit den Kurden verscherzt. Aber das ist wohl Realpolitik. Man wird halt höheren Prioritäten untergeordnet. Und sicher kann man nicht einfach von diesen Blöcken an sich so sprechen. Die gibts auch nicht.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Wie gesagt, machen andere ja auch, wie die Palästinenser. Ob das hilft bleibt abzuwarten.
Breite Massen der Palästinenser streben die komplette Vernichtung Israels an. Wir Kurden haben stets nur unsere Rechte eingefordert und niemals eine friedliche Koexistenz auf Augenhöhe mit unseren faschistischen Nachbarn abgelehnt. Deshalb verbitte ich mir den Vergleich mit den Palästinensern! Die Analogie zu Jerusalem ist auf die Juden bezogen und nicht die Araber.
King Kong 2006 hat geschrieben:Das ist doch rethorisches Klimbim. Niemand hat Kirkuk den Peschmerga übergeben. Es gab doch Kämpfe um die Stadt? Oder war Kirkuk die Ruhezone im Kriegsgebiet zwischen IS und seinen Gegnern? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du damit bezwecken willst? Die Städte waren alle umkämpft. Vorstösse, wie auch Rückzüge.
Demnach war es aus Ihrer Sicht nicht legitim, dass kurdische Peshmerga in Kerkûk nachgerückt sind? Man hätte die Stadt seinem Schicksal überlassen sollen.

Wie gesagt, die Kurden haben Kerkûk nicht "erobert" - natürlich ist dieses rhetorische "Klimbim" wichtig. Denn Aussenstehende, die sich nicht detailiert mit dem Thema befasst haben, könnten bei solch einer Rhetorik glauben, dass die Kurden unrechtmäßig Kerkûk erobert hätten - egal von wem auch immer. Aber dies war nicht Fall. Punkt.

Wir werden die Stadt, früher oder später aber erobern. Und das ist legitim. Die ethnischen Säuberungen in Kerkûk, die gegenwärtig von den schiitischen Terrormilizen begangen werden, unterscheiden sich nicht grundlegend von den Taten des IS.
King Kong 2006 hat geschrieben:Meine Frage erneut, wie sollten sich jetzt die - mutmaßlichen - Verbündeten die USA und Israel dazu verhalten? Die KRG besteht nicht nur aus Barzanis-Clan und der KDP. Die PUK sieht das offenbar nicht genauso wie Barzani.
Zu Ihrer Information - die PUK besteht nicht nur aus den Verrätern Bafel Talabanî, Hêro Ibrahim, Ala Talabanî und Shêx Lahur. Mächtige Personen innerhalb der PUK (Kosret Resul, Mala Bexytiyar) lehnen die faschistische Politik Baghdads genauso ab wie die PDK. Wie sich die USA und Israel verhalten werden, wird sich noch zeigen. Das der Iran als so klarer Sieger aus dem Konflikt herausgeht ist jedoch ausgeschlossen. Und das hat nicht nur mit den Kurden zu tun. Wir reden hier immerhin auch noch von ca. 6-8 Millionen sunnitischen Arabern im Irak und über 10 Millionen in Syrien. Speziell die Sunniten im Irak gelten als gesellschaftlich hoch militarisiert. Der nächste Konflikt ist vorprogrammiert. Mit der Zerschlagung des IS oder der Dezimierung der Kurden (KRG und Rojava) wird der Bürgerkrieg in beiden Staaten nicht enden - nur weiter befeuert werden. Das Glück der irakischen Schiiten ist die Tatsache, das die USA noch am Zusammenhalt des Iraks interessiert sind - weshalb auch immer. Wenn sie erkennen das ein iranisch geleiteter Irak vom Süden bis in den Norden den wirtschaftlichen Interessen nicht entgegen kommt wird man handeln. Und das wird unausweichlich sein - denn der IRI wird der gegenwärtige Machtzuwachs zu Kopf steigen. Wie sich Israel dann verhalten wird ist aus meiner Sicht klar. Sie glauben doch nicht im ernst, dass man dem Iran längerfristig das Shingalgebirge einfach so überlässt. Da geht es nicht um Barzanî, sondern um die Sicherheit Israels.
King Kong 2006 hat geschrieben:Kirkuk liegt nicht auf dem Gebiet der KRG...
Ja, und die irakische Verfassung sah es vor, dass man darüber abstimmen lässt, ob Kerkûk Teil der KRG sein soll, oder nicht. Wer also die eigene Verfassung bricht, braucht sich nicht auf selbige berufen. Und schon gar nicht sollten sich IRI-Propagandisten darauf berufen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die KRG würde ich nicht als Demokratie innerhalb eines Meeres von "faschistischen Staaten" sehen. Auch nicht die PKK/PJAk, die offenbar dort operieren. Das ist natürlich DAS gewichtige Pfund, mit der die KRG wuchern kann. Als Angebot an "den Westen". Als die Alternative. Wir sind "besser" als die anderen. Ob das auf der einen Seite überhaupt so ist und zweitens, ob z.B. die USA DAS überhaupt maßgeblich interessiert (wie gesagt, die haben auch Saddam unterstützt oder sind Partner der großen Demokratie Saudi-Arabien) ist eine andere Frage.
Die Kurden sind nicht "besser" als ihre Nachbarn, aber man stellt sich nicht über andere Völker und hat keine Weltmachtsansprüche bzw. Ansprüche die ganze Region zu kontrollieren. Das unterscheidet uns von unseren faschistischen Nachbarn - welche mitnichten an einer friedlichen Koexistenz der Völker im Nahen Osten interessiert sind! Das unterscheidet uns. Natürlich interessiert die USA nicht ob wir demokratisch sind oder nicht, aber was sowohl die USA als auch Russland interessiert sind die Ambitionen der verschiedenen Völker. Ich behaupte nunmal das weder die USA noch Russland daran interessiert sind, dass Staaten wie der Iran oder die Türkei zu viel Macht besitzen - denn beide Staaten geben sich nicht als einfache Proxies ab.
King Kong 2006 hat geschrieben:Wovon du sprichst ist ein robustes Eingreifen der USA gegen den Iran. Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Das war es vielleicht in den Achtzigern, als die USA noch mehr Kraft hatten und der Iran herumeierte. Heute praktisch nicht möglich. Die Chancen dafür sind immer geringer. Nicht größer. Die Türkei, der Iran, Irak und Syrien, aber auch andere Staaten, die mit separatistischen Bewegungen zu tun haben in der Region werden das nicht tolerieren. Ein Kurdistan. Kriegerische Auseinandersetzungen dahinsichtlich sind viel wahrscheinlicher. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ein Krieg USA/Iran dort nicht favorisiert wird. Das könnte eher noch mehr "freisetzen". Schon in Europa ist man von Sezession nicht begeistert. Die USA werden und können sich nicht mit einer ganzen Reihe von Staaten dort anlegen. Weder politisch, noch militärisch. Auch wären die Entwicklung ergebnisoffen. Wer sind dann die nächsten? Das gäbe viel Krieg und Massenflucht. Daran hat auch Europa kein Interesse.
Das werden wir noch sehen. Abwarten.
King Kong 2006 hat geschrieben:Natürlich kann so eine Umfrage auch kippen. Die Heimatfront in den USA kippte im Vietnamkrieg auch weg. Heute hat keiner in den USA mehr Lust sich (auch für Barzani) in Nahost zusammenschiessen zu lassen. Es gibt aber einen Unterschied, der dazu gravierend ist. Die USA sind weit weg vom kommunistischen Nordvietnam gewesen. Der Iran ist in direkter Nachbarschaft zum IS, Al-Qaida, PKK/PJAk, Taliban, zu Bürgerkriegsgebieten. Da die Hände in den Schoß zu legen und abzwarten wird auch von der iranischen Bevölkerung nicht so gesehen. Auch wenn keiner unbedingt grenzenlos von der eigenen Regierung und deren Politik oder gar Auslandseinsätzen begeistert ist. Sowas wie die Angriffe mit Massenvernichtungswaffen will man auch nicht mehr haben. Man sieht natürlich lieber eine Pufferzone um sich herum mit Allierten. Also in Bagdad, Damaskus, Erbil usw. Da wird es schwer sein den Menschen im Iran begreiflich zu machen nicht zu intervenieren, wie auch die USA, die Türkei, Saudi-Arabien usw. es machen. Das zum Threadtitel.
In Tehran sind 2009 3 Millionen Menschen auf die Straßen gegangen um gegen die Klerikalfaschisten zu demonstrieren - auf Umfragen dieser Islamisten gebe ich, im Gegensatz zu Ihnen, nicht viel.
King Kong 2006 hat geschrieben:Sicher gibt es viele Iraner, die nichts von der IRI-Politik halten. Von Gegner der IRI bis hin zu Befürwortern. Aber die Wahl zwischen Syrien, Irak, Afghanistan usw. und dem stabilsten Land der Region fällt praktisch fast niemanden schwer im Iran. Übers Knie gebrochen will das im Iran keiner haben.
Im Iran baumeln im Monat mehrere Menschen mitten in den Innenstädten auf Baukränen. Sie haben schon eine sehr merkwürdige Definition von stabil. Für mich ist der Iran mitnichten stabil. Ein Land, das statistisch gesehen ganz weit vorne liegt bei den Drogenabhängigen, Homosexuelle und Angehörige von speziellen Religionen verfolgt aber auch Jugendliche die sich nicht an Vorschriften aus dem Mittelalter halten ist kein stabiles Land.
King Kong 2006 hat geschrieben:Jetzt ist ein Punkt in Sachen Kurdistan erreicht, wo alle Farbe bekennen müssen. Auch die USA. Sonst haben die es nicht nur wie seinerzeit mit den Schiiten, später mit den Sunniten, dann auch mit den Kurden verscherzt. Aber das ist wohl Realpolitik. Man wird halt höheren Prioritäten untergeordnet. Und sicher kann man nicht einfach von diesen Blöcken an sich so sprechen. Die gibts auch nicht.
Realpolitik kann sich schnell ändern. Immerhin haben die USA auch Anfang der 90er Jahre Saddam vermittelt kein Problem mit der Einnahme Kuwaits zu haben. Was danach kam, wissen wir alle. Ja, Realpolitik.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(24 Oct 2017, 12:55)

Breite Massen der Palästinenser streben die komplette Vernichtung Israels an. Wir Kurden haben stets nur unsere Rechte eingefordert und niemals eine friedliche Koexistenz auf Augenhöhe mit unseren faschistischen Nachbarn abgelehnt. Deshalb verbitte ich mir den Vergleich mit den Palästinensern! Die Analogie zu Jerusalem ist auf die Juden bezogen und nicht die Araber.
Naja, nicht ich habe Kirkuk als das Jerusalem für Kurden bezeichnet. Im übrigen sind die Kurden in diesem Drama eher mit den Palästinensern zu vergleichen. Und der Irak, Syrien, Türkei und der Iran mit Israel. Die Palästinenser wollen einen Staat. Die Kurden wollen es. Die anderen wollen es nicht.
Demnach war es aus Ihrer Sicht nicht legitim, dass kurdische Peshmerga in Kerkûk nachgerückt sind? Man hätte die Stadt seinem Schicksal überlassen sollen.
Natürlich ist es verständlich, wenn die Peschmerga die Chance sehen so eine wirtschaftlich bedeutende Region unter ihre Kontrolle zu bringen. Fakt ist aber, daß Kirkuk nicht zur KRG gehört. Sondern eher unter den Souverän. Das ist unbestritten Bagdad. Egal wie demokratisch oder nicht. Das spielt weder für Washington, noch für Berlin oder Ankara oder Teheran eine Rolle. Oder der UN. Die USA pochen auch auf die Integrität Iraks. Wenn Barzanis KPD dann auch noch ein Referendum durchführt, das nicht einmal von allen Kurden getragen wird, PUK oder der oppositionellen Gorran Partei, die USA dagegen sind, dann wird der Souverän diese Region unter seiner Kontrolle bringen. Was war denn zu erwarten?
Wir werden die Stadt, früher oder später aber erobern. Und das ist legitim. Die ethnischen Säuberungen in Kerkûk, die gegenwärtig von den schiitischen Terrormilizen begangen werden, unterscheiden sich nicht grundlegend von den Taten des IS.
Kampf ist eine Möglichkeit zur Landgewinnung. Wird nicht nur in Nahost so gesehen.
Zu Ihrer Information - die PUK besteht nicht nur aus den Verrätern Bafel Talabanî, Hêro Ibrahim, Ala Talabanî und Shêx Lahur. Mächtige Personen innerhalb der PUK (Kosret Resul, Mala Bexytiyar) lehnen die faschistische Politik Baghdads genauso ab wie die PDK. Wie sich die USA und Israel verhalten werden, wird sich noch zeigen. Das der Iran als so klarer Sieger aus dem Konflikt herausgeht ist jedoch ausgeschlossen. Und das hat nicht nur mit den Kurden zu tun. Wir reden hier immerhin auch noch von ca. 6-8 Millionen sunnitischen Arabern im Irak und über 10 Millionen in Syrien. Speziell die Sunniten im Irak gelten als gesellschaftlich hoch militarisiert. Der nächste Konflikt ist vorprogrammiert. Mit der Zerschlagung des IS oder der Dezimierung der Kurden (KRG und Rojava) wird der Bürgerkrieg in beiden Staaten nicht enden - nur weiter befeuert werden. Das Glück der irakischen Schiiten ist die Tatsache, das die USA noch am Zusammenhalt des Iraks interessiert sind - weshalb auch immer. Wenn sie erkennen das ein iranisch geleiteter Irak vom Süden bis in den Norden den wirtschaftlichen Interessen nicht entgegen kommt wird man handeln. Und das wird unausweichlich sein - denn der IRI wird der gegenwärtige Machtzuwachs zu Kopf steigen. Wie sich Israel dann verhalten wird ist aus meiner Sicht klar. Sie glauben doch nicht im ernst, dass man dem Iran längerfristig das Shingalgebirge einfach so überlässt. Da geht es nicht um Barzanî, sondern um die Sicherheit Israels.
In der Tat gibt es nicht den Block KRG! Barzanis Clan ist federführend bei der KDP. Das sind nicht DIE KURDEN oder KURDISTAN oder DIE KRG. Neben der KDP und PUK gibt es z.B. auch Gorran oder Die Liste durch Wandel. Die sind in der Opposition zu beiden. Die sahen das Referendum auch als sehr unglücklich an. Sie sollen ja recht beliebt sein. Weil sie nicht so eine Verfilzung haben wie die großen Parteien.
Iraqi Kurdish opposition party Gorran calls on Barzani to step down

Gorran, a main opposition party to Iraqi Kurdish leader Masoud Barzani, called on Sunday for his resignation, and for a “national salvation government” to be formed to deal with crisis pitting the Kurds and the central Iraqi authorities.

https://www.reuters.com/article/us-mide ... SKBN1CR0SI
Die Kurden sind nicht "besser" als ihre Nachbarn, aber man stellt sich nicht über andere Völker und hat keine Weltmachtsansprüche bzw. Ansprüche die ganze Region zu kontrollieren. Das unterscheidet uns von unseren faschistischen Nachbarn - welche mitnichten an einer friedlichen Koexistenz der Völker im Nahen Osten interessiert sind! Das unterscheidet uns. Natürlich interessiert die USA nicht ob wir demokratisch sind oder nicht, aber was sowohl die USA als auch Russland interessiert sind die Ambitionen der verschiedenen Völker. Ich behaupte nunmal das weder die USA noch Russland daran interessiert sind, dass Staaten wie der Iran oder die Türkei zu viel Macht besitzen - denn beide Staaten geben sich nicht als einfache Proxies ab.
Die Region kommt ja nicht umsonst dort nicht zur Ruhe. Neben hausgemachten Problemen ist das eine Region die seit langer Zeit massivsten Interventionen ausgesetzt ist. Dafür gibt es Gründe.
In Tehran sind 2009 3 Millionen Menschen auf die Straßen gegangen um gegen die Klerikalfaschisten zu demonstrieren - auf Umfragen dieser Islamisten gebe ich, im Gegensatz zu Ihnen, nicht viel.
Die Quelle auf die sich diese Umfrage bezog verweist auf The Center for International and Security Studies at Maryland (CISSM). Und wie gesagt, es ist kein Widerspruch kritisch mit Barzani und der KDP zu sein und trotzdem Kurde zu sein. Und es ist kein Widerspruch gegen die Politik in Teheran zu sein und kein aktiver Gegner des Kampfes gegen den IS zu sein, in Kooperation mit Allierten, egal ob Araber oder Kurde.

Das lustige ist ja, wenn man (hier die kurdische Seite) für Gespräche, nicht für Konfrontation ist, ist man ein Verräter. Für einige Kurden. Man müsse sich das Land eben notfalls mit Gewalt holen. Nicht mit Gequatsche bei dem der "Besetzer" den Status Quo halten kann. Wenn man als Palästinenser für Gespräche ist, wird man z.B. von Israel gelobt. Man ist "umsichtig", geht den richtigen Weg. Andere Palästinenser sehen einen als Verräter. Erfüllungsgehilfen Israels. Als Esel und Trottel, der sich als "Hausneger" für Almosen für dumm verkaufen lässt. Du siehst, wie unterschiedlich man das wahrnimmt. Was ist falsch, wenn man wie die PUK und Gorran nicht der Meinung ist wie Barzani? Das ist das Dilemma.
Im Iran baumeln im Monat mehrere Menschen mitten in den Innenstädten auf Baukränen. Sie haben schon eine sehr merkwürdige Definition von stabil. Für mich ist der Iran mitnichten stabil. Ein Land, das statistisch gesehen ganz weit vorne liegt bei den Drogenabhängigen, Homosexuelle und Angehörige von speziellen Religionen verfolgt aber auch Jugendliche die sich nicht an Vorschriften aus dem Mittelalter halten ist kein stabiles Land.
Das der Iran dort das stabilste Land ist steht nicht im Kontrast dazu. Man will nicht Verhältnisse wie in Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan oder anderen Nachbarnstaaten. Viele Iraner wollen ein anderes Leben. Das ist richtig. Aber nicht auf die Tour eines Frühlings wie in der zerschrotteten Staaten um sich herum. Dagegen hat der Iran eine so hohe Lebensqualität die gar nicht mehr meßbar ist. Wenn der Iran Mittelalter ist, dann ist die Nachbarschaft Steinzeit. Und davor hat man Sorge auf der Straße im Iran. "Der Iran ist nur von Brei umgeben" (Für Thomas L. Friedman, Korrespondent und Kommentator der „New York Times“, ist die Flüchtlingskrise erst der Anfang einer der größten Umwälzungen seit dem Zweiten Weltkrieg https://www.welt.de/print/die_welt/poli ... rauer.html)
Realpolitik kann sich schnell ändern. Immerhin haben die USA auch Anfang der 90er Jahre Saddam vermittelt kein Problem mit der Einnahme Kuwaits zu haben. Was danach kam, wissen wir alle. Ja, Realpolitik
Du meinst, daß Trump den Iran nach Kurdistan lockt um dasselbe zu machen? Selbst wenn, die USA werden in keinen großen Krieg mehr dort ziehen. Jedenfalls nicht in überblickbarer Zeit. Die USA werden sich nicht gegen die Türkei, den Iran, Irak und Syrien massiv wenden. Für Barzani und Co. Und keiner will dort eine massive Auseinandersetzung.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Naja, nicht ich habe Kirkuk als das Jerusalem für Kurden bezeichnet. Im übrigen sind die Kurden in diesem Drama eher mit den Palästinensern zu vergleichen. Und der Irak, Syrien, Türkei und der Iran mit Israel. Die Palästinenser wollen einen Staat. Die Kurden wollen es. Die anderen wollen es nicht.
Nein, wir haben mit den Palästinensern keinen gemeinsamen Nenner. Wir streben nicht nach der Vernichtung der Araber, Türken oder Perser. Wie bereits gesagt, richtet sich der Vergleich an die Juden.
King Kong 2006 hat geschrieben:Fakt ist aber, daß Kirkuk nicht zur KRG gehört. Sondern eher unter den Souverän. Das ist unbestritten Bagdad. Egal wie demokratisch oder nicht. Das spielt weder für Washington, noch für Berlin oder Ankara oder Teheran eine Rolle. Oder der UN. Die USA pochen auch auf die Integrität Iraks.
Hier geht es nicht um demokratisch oder nicht. Eine der Hauptforderungen der Kurden war es nach 2003, dass man die Arabisierungspolitik der letzten Jahrzehnte revidiert und eine Volksabstimmung in den umstrittenen Gebieten durchführt. Deshalb werden sie bis heute noch als umstrittene Gebiete bezeichnet und sind nicht, wie Sie behaupten, per se ein Teil der Zentralregierung. Der juristische Status ist klar - der spricht mitnichten für Baghdad! Die Schiiten haben schlichtweg Glück, dass die USA weiterhin von einem geeinten Irak träumt in dem es großen Einfluß hat. Eine Illusion...
King Kong 2006 hat geschrieben:Wenn Barzanis KPD dann auch noch ein Referendum durchführt, das nicht einmal von allen Kurden getragen wird, PUK oder der oppositionellen Gorran Partei, die USA dagegen sind, dann wird der Souverän diese Region unter seiner Kontrolle bringen. Was war denn zu erwarten?
Der Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Kurden, wäre auch ohne das Referendum eingetreten. Malikis Truppen wätzten schon Ende 2011 die Messer in Xanaqîn. Rückblickend muss man aber sagen, dass das Referendum die Position Baghdads gestärkt hat. Vielleicht hätte die USA - wenn es kein Referendum gegeben hätte - kein grünes Licht gegeben für den Angriff auf Kurdistan. Denn eines ist klar - die USA haben das grüne Licht gegeben.
King Kong 2006 hat geschrieben:In der Tat gibt es nicht den Block KRG! Barzanis Clan ist federführend bei der KDP. Das sind nicht DIE KURDEN oder KURDISTAN oder DIE KRG. Neben der KDP und PUK gibt es z.B. auch Gorran oder Die Liste durch Wandel. Die sind in der Opposition zu beiden. Die sahen das Referendum auch als sehr unglücklich an. Sie sollen ja recht beliebt sein. Weil sie nicht so eine Verfilzung haben wie die großen Parteien.


Ja, es gibt keinen Block - wo bitteschön soll es auch sowas geben. Selbst innerhalb der PDK, ja des eigenen Barzani-Clans gibt es Risse. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Teile der PUK Hochverrat begangen haben - das sagt auch die Opposition.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die Quelle auf die sich diese Umfrage bezog verweist auf The Center for International and Security Studies at Maryland (CISSM).
Und worauf bezieht sich diese Quelle? Nicht etwa auf die Zahlen der IRI?
King Kong 2006 hat geschrieben:Und wie gesagt, es ist kein Widerspruch kritisch mit Barzani und der KDP zu sein und trotzdem Kurde zu sein.
Richtig. Ich bin ebenfalls kritisch gegenüber der KDP und bin trotzdem Kurde. Ja, ich bin kritisch gegenüber der KDP, weiß aber auch ganz genau das wir als Kurden keine Zukunft unter diesen faschistischen Zentralregierungen haben. Unser Wille nach Selbstbestimmung hat mit dem "Barzani-Clan" nichts zu tun. Dieser Clan hat jedoch seit Beginn des 20. Jahrhunderts gegen viele Feinde der Kurden gekämpft.
King Kong 2006 hat geschrieben:Das lustige ist ja, wenn man (hier die kurdische Seite) für Gespräche, nicht für Konfrontation ist, ist man ein Verräter. Für einige Kurden. Man müsse sich das Land eben notfalls mit Gewalt holen. Nicht mit Gequatsche bei dem der "Besetzer" den Status Quo halten kann. Wenn man als Palästinenser für Gespräche ist, wird man z.B. von Israel gelobt. Man ist "umsichtig", geht den richtigen Weg. Andere Palästinenser sehen einen als Verräter. Erfüllungsgehilfen Israels. Als Esel und Trottel, der sich als "Hausneger" für Almosen für dumm verkaufen lässt. Du siehst, wie unterschiedlich man das wahrnimmt. Was ist falsch, wenn man wie die PUK und Gorran nicht der Meinung ist wie Barzani? Das ist das Dilemma.
Welche Gespräche? Teile der PUK haben der schiitischen Terrormiliz einen Korridor verschafft. Zwischen einem trojanischen Pferd in einer Schlacht und einer Partei die am Verhandlungstisch Gespräche sucht gibt es einen kleinen aber feinen Unterschied. Wie gesagt, unsere Situation ist nicht dieselbe wie die der Palis. Die Forderungen der Hamas sind allseits bekannt. Es geht nicht darum, dass man derselben Meinung Barzanis ist. Kerkûk war sowieso unter der Kontrolle der PUK. Aber das man einen Eroberer einlädt, der kurdische Flaggen beschmutzt und sogar Bilder von Jalal Talabani (dem Vater von Bafel) sagt alles aus. Das Kurden aus Kerkûk fliehen mussten, sagt alles aus. Natürlich sind all jene die mit Soleimani paktierten "Hausneger". Was sollen sie sonst sein? Die Ironie der Geschichte ist, dass die Schiiten sich nicht einmal an den Vereinbarungen mit diesen Verrätern halten. Kurden lernen nunmal nicht aus ihrer Geschichte.
King Kong 2006 hat geschrieben:Das der Iran dort das stabilste Land ist steht nicht im Kontrast dazu. Man will nicht Verhältnisse wie in Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan oder anderen Nachbarnstaaten. Viele Iraner wollen ein anderes Leben. Das ist richtig. Aber nicht auf die Tour eines Frühlings wie in der zerschrotteten Staaten um sich herum. Dagegen hat der Iran eine so hohe Lebensqualität die gar nicht mehr meßbar ist. Wenn der Iran Mittelalter ist, dann ist die Nachbarschaft Steinzeit.
Wie gesagt, Sie haben ein sehr merkwürdiges Bild von Stabilität. Der Iran ist eine Diktatur, der nicht nur Minderheiten verfolgt sondern auch 50 % seiner gesamten Bevölkerung unterdrückt. Aber vielleicht haben Sie auch Recht, irgendwie ist es wohl richtig wenn man den Iran an seinen Nachbar Afghanistan misst. Da legen Sie die Messlatte ziemlich hoch.
King Kong 2006 hat geschrieben:Du meinst, daß Trump den Iran nach Kurdistan lockt um dasselbe zu machen?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(24 Oct 2017, 12:55)

Nein, wir haben mit den Palästinensern keinen gemeinsamen Nenner. Wir streben nicht nach der Vernichtung der Araber, Türken oder Perser. Wie bereits gesagt, richtet sich der Vergleich an die Juden.
Deine Eingaben sind kein Faktor für die UN o.a. für die Frage einer Zweistaatenlösung. Solche Diskussionen sind zudem propagandistisch aufgeladen. Nehmen wir mal in dieser Form die Kurden. Ehrenmorde, wenn Mädchen und Frauen nicht die, am besten innerhalb der Familie, heiraten, die sie heiraten sollen. PKK und Co. finanziert durch Drogengeschäfte. Mafia, Kriminalität. Wie oft hört und liest man das in den Gazetten und Diskussionen. Und nicht alles ist erfunden! Soll das auch noch verstaatlicht werden? Für wen ist das ein Gewinn? Eine inzestiöse, kriminelle Steinzeitgesellschaft? Jetzt wird man sagen, ja, gibts denn nicht den palästinensischen Islamic Jihad? Doch, ja. Es gibt auch kurdische Ehrenmorde und die PKK. Deshalb staatsrechtlich prinzipiell unmöglich, daß es ein Palästina und Kurdistan gäben sollte? Du siehst an dem Beispiel, wenn man von "breiten Massen der Palästinenser", "kompletter Vernichtung" und hier von mir in ähnlicher Form formuliert in Punkto Kurden, daß es schwierig ist davon Fragen der Internationalen Politik prinzipiell abhängig zu machen. Das sollte man nicht machen. Das kann man auch problemlos über jeden anderen formulieren. Über Juden, Perser, Türken, Han-Chinesen, die WASPs der USA, die auf den toten Indianern und Sklaven die USA aufgebaut haben usw. Letztendlich kriegt der Land, "der es schafft sich das zu besorgen". Verdient? Wer hat das verdient? Und wer nicht? Das sind doch keine Kategorien.

Natürlich ist das Streben der Palästinenser und der Kurden nach einem Staat dasselbe Problem. Für die, die Land dafür hergeben müssen. Und der Irak und Israel, um zwei hier zu nennen, machen das aus Sicherheitsgründen nicht. Sagen sie. Und weil es dafür keine rechtliche Grundlage gäbe. Sagen sie. Und sogar im Falle Iraks haben die USA da keine andere Meinung. Sie stellen die Integrität Iraks heraus. Daneben gibts sicherlich noch andere Gründe.
Everything is possible ;-)
Mag sein. Aber Trump hat sich als jemand herausgestellt, der gerne redet, aber nicht robust handelt. Zumal die iranische Armee ja nicht direkt in Kirkuk einmarschiert ist. Die sind ja nicht blöd. Das war die irakische Armee, was anderes sieht die USA nicht (siehe unten). Die kann man dann haftbar machen, wenn es dafür überhaupt rechtliche Grundlagen gibt. Wenn man als USA will... Die Peschmerga sind ja auch abgezogen. Wie einst die irakische Armee. Offenbar ist es wie mit einigen Fundstücken, wer Kirkuk findet, kann es behalten. Und Bagdad gilt bis auf weiteres als Eigentümer.
How America sided with Iran over Iraq's Kurds

"We had so much trust in America," a top Kurdish officer told me last week. "We never thought America would accept Iranian proxies using American weapons against their allies." One of his colleagues put it even more plangently than that: "It might be better if we just join Iran's axis."
Washington konnte und kann erstaunlicherweise nichts ungewöhnliches bei den Geschehnissen vor, während und nach Kirkuk erkennen.
First, the Pentagon denied any untoward military buildup south of Kirkuk by Iraqi government forces in preparation for the city's takeover. On October 12, Major General Robert White, the commanding general of US ground troops in Iraq, told reporters that Iraqi forces, including Shia militias, were in positions to the south of Kirkuk but only in order to protect the city of Hawija, which had just been freed of ISIS, from a jihadist resurgence. "And they haven't moved since they occupied," White said.

Nonsense, said a senior Kurdish intelligence officer. "We were feeding solid intelligence to coalition members, including the US, about Iraqi deployments. Detailed information on locations, numbers, groups and types of weapons in the field — including American weapons — days in advance of the operation."

I asked the US Army Public Affairs office if General White still stood by his assessment that Iraqi deployments were only in Hawija on an anti-ISIS mission. A spokesperson for the office didn't respond in time for publication.

I was shown an email sent by a Kurdish intelligence officer to various US lawmakers on October 12. "We are facing an unprecedented military threat by Iraq and its Shiite militias," the email read, "[a]nd possibly an imminent attack. "Thousands have been deployed near Kurdish front lines. These areas have zero ISIS presence. They are armed with heavy weapons, some American in fact, including tanks, armored vehicles, mortars and artillery."

The office of one US senator who received the email confirmed its authenticity but stressed that information delivered by foreign intelligence service takes time to vet and corroborate.
Next, Central Command called the exchange of artillery and gunfire between some PUK commanders who resisted orders to evacuate and Iraqi forces a "misunderstanding" and professed not to take a "side" between Baghdad and Erbil, a position President Trump, who once famously mistook the Quds Force as a Kurdish entity, reiterated on Tuesday on the White House lawn.

Trump's actions are beginning to have global consequences

Finally, the Pentagon denied that any Shia militias were in Kirkuk. This, in spite of the demonstrable fact that Hadi al-Ameri and Abu Mahdi al-Muhandes, whom the US Treasury Department sanctioned in 2009 and described as an "advisor" to Soleimani, were present for the lowering of the Kurdistan flag at the city's provincial council building, and the raising of the Iraqi one. (Al-Muhandes was convicted in absentia in Kuwait and sentenced to death for planning lethal terrorist attacks against the US and French embassies there in 1983.)

The head of one notorious Shia militia, the League of the Righteous, which in 2007 killed five US servicemen in the Iraqi city of Karbala, even publicly thanked the PUK for its cooperation in the Kirkuk handover. "We salute and appreciate the courageous position of the peshmerga fighters who refused to fight their brothers in the Iraqi forces," he tweeted.

The US has also, bizarrely, downplayed Soleimani's role in the Kirkuk affair. One State Department official told reporters last Thursday, "I'm not aware of any Iranian involvement in that, per se" — an assessment the Kurds find risible at best and iniquitous at worst.
Wenn die USA den Iran dort nicht per se sehen, wie ist das zu deuten?

Für Syrien:

According to Lieutenant Colonel Rick Francona, the former military attache at the US embassy in Damascus and a CNN contributor, Washington's wishy-washiness on the Kirkuk question has sent a stark message to its other Kurdish allies in the Syrian Democratic Forces, as the US-backed forces are called: "We may not be there to protect you, either."

http://edition.cnn.com/2017/10/24/opini ... index.html


Was macht Israel? Soll es nicht Verbindungen zwischen der KRG und Israel geben?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von imp »

Israel kommt es sehr gelegen, wenn die Kurden die verschiedenen Staaten beschäftigt und bei Laune halten. Dann haben sie keine Zeit für anderes. Deshalb ist Israel an renitenten Kurdrn gelegen, weniger daran, dass die einfach friedlich ihren Staat machen, Grenzvertrag und happy ever after. Davon hat Israel wenig, außer die anderen Staaten haben auch Lust auf Frieden. Aber solange die Kurden mit Eroberungsträumen für dies und das ins Rennen gehen, kriegen sie gar nichts. Nicht mal in Syrien, wenn sie weiter zocken.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Deine Eingaben sind kein Faktor für die UN o.a. für die Frage einer Zweistaatenlösung.
Aha. Aber Ihre Aussagen bezüglich der kurdischen Gesellschaft (Ehrenmorde und Inzest) sind für die UN sehr relevante Faktoren für eine Zweistaatenlösung.
King Kong 2006 hat geschrieben:Solche Diskussionen sind zudem propagandistisch aufgeladen.
Nein, bei mir ist nichts "aufgeladen". Denn ich habe die Palis nicht als "Steinzeitmenschen" bezeichnet - im Gegensatz zu Ihnen. Ich habe lediglich erwähnt, dass breite Massen der Palis eine friedliche Koexistenz mit Zweistaatenlösung gar nicht anstreben. Und genau das unterscheidet sie von den Kurden. Wir hegen keine Vernichtungsphantasien. Ist der Sachverhalt wirklich so schwer zu verstehen? Wie kann ich Ihnen das noch einfacher erklären?
King Kong 2006 hat geschrieben:Nehmen wir mal in dieser Form die Kurden. Ehrenmorde, wenn Mädchen und Frauen nicht die, am besten innerhalb der Familie, heiraten, die sie heiraten sollen. PKK und Co. finanziert durch Drogengeschäfte. Mafia, Kriminalität. Wie oft hört und liest man das in den Gazetten und Diskussionen. Und nicht alles ist erfunden! Soll das auch noch verstaatlicht werden? Für wen ist das ein Gewinn?
1. Ehrenmorde sind kein rein kurdisches Phänomen. Wenn man Ihrer Logik folgen würde, dürfte es Pakistan und Afghanistan schon mal gar nicht geben. Ehrenmorde sind ein gesellschaftliches Problem. Die südkurdische Administration kämpft seit 1991 dagegen. Solche Gesellschaftsprobleme sind im Bezug auf eine Zweistaatenlösung null und nichtig. Weite Teile des Nahen Ostens und Zentralasiens schlagen sich mit diesem Problem herum. Die Palis auch! Und auch in Ihrem Iran existiert dieses Problem.

2. Die PKK finanziert sich mit denselben Mitteln wie sein Gegner - der türkische Geheimdienst, MIT. Ja, in der Türkei sind Drogengeschäfte, Mafia und Kriminalität "verstaatlicht". Schon einmal was vom Tiefen Staat gehört?
King Kong 2006 hat geschrieben:Eine inzestiöse, kriminelle Steinzeitgesellschaft?
1. Bezogen auf Statistiken und dem Wissen über spezielle Sitten und Traditionen innerhalb der Mehrheit einer Gesellschaft kann man sehr wohl Kritik ausüben, ich tue es auch oft genug. Man kann behaupten, dass gewisse Gesellschaften bedingt durch ihre Geschichte einen Hang zum Militarismus haben oder ihre großen Ambitionen oftmals auf Kosten kleinerer Völker sind. Aber man kann kein Volk als kriminell abstempeln. Keine Mehrheitsgesellschaft der Welt hat einen Hang zur Kriminalität. Das ist purer Rassismus, den Sie hier austragen. Wundert mich kaum.

2. Bevor Sie Begriffe wie "inzestiös" verwenden wäre es ratsam, wenn Sie sich ein wenig informieren würden. Unter den Kurden war/ist (hat stark abgenommen) die Verwandtenheirat zwischen Cousins und Cousinen eine verbreitete Art der Eheschließung. Genauso wie bei allen Völkern im islamischen Kulturraum. Würde man Ihrer ignoranten Logik folgen, wäre der ganze islamische Kulturraum inzestiös. Wie schwachsinnig Ihre Aussage ist, zeigt alleine schon die Tatsache das nicht einmal in Mitteleuropa die Verwandtenheirat unter Cousins und Cousinen juristisch als inzestiös gilt oder als Ehehindernis vermerkt ist. Ihren kurdophoben Unsinn können Sie sich getrost sparen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Jetzt wird man sagen, ja, gibts denn nicht den palästinensischen Islamic Jihad? Doch, ja. Es gibt auch kurdische Ehrenmorde und die PKK. Deshalb staatsrechtlich prinzipiell unmöglich, daß es ein Palästina und Kurdistan gäben sollte?
Ehrenmorde sind ein Gesellschaftsproblem,das unsere Nachbarn nicht betrifft. Zudem sie selber alle damit zu kämpfen haben - die einen mehr, die anderen weniger. Aber wenn breite Massen der Palis die Vernichtung Israels anstreben betrifft das sehr wohl die Nachbarn - in dem Fall die Israelis.

Und was soll überhaupt das "Argument" mit der PKK? Es gibt Bewegungen wie die Hizbollah, Hashd al-Shaabi oder Basiji die nicht weniger terroristisch als die PKK sind. Und welch Zufall, alle genannten Gruppen sind verstaatlicht worden.

Nicht einmal in der schlimmsten Zeit der PKK hat man die Vernichtung der Türkei bzw. der Türken als Ziel angegeben. Ganz im Gegensatz zur Hamas. Wie gesagt, ich verbitte mir den Vergleich zu den Palis! Unser Befreiungskampf ist in keinster weise mit den Forderungen der Palis vergleichbar. Auch die Rahmenbedingungen könnten kaum unterschiedlicher sein. Rückblickend auf die Genozide an den Kurden (seitens der Türken, Perser und Araber) und den Versuchen sie psychologisch zu vernichten, wären wir Kurden vergleichsweise glücklich mit den Repressionen der Israelis.
King Kong 2006 hat geschrieben:Du siehst an dem Beispiel, wenn man von "breiten Massen der Palästinenser", "kompletter Vernichtung" und hier von mir in ähnlicher Form formuliert in Punkto Kurden, daß es schwierig ist davon Fragen der Internationalen Politik prinzipiell abhängig zu machen. Das sollte man nicht machen. Das kann man auch problemlos über jeden anderen formulieren.


Nein, nichts ist daran schwierig. Es existiert und existierte niemals eine Partei geschweigedenn eine Massenbewegung unter den Kurden die eine Vernichtungspolitik gegenüber seinen Peinigern forderte. Und bei den Palis ist dies sehr wohl der Fall. Ob Sie das nun einsehen, oder auch nicht ist Ihnen überlassen. Gegenargumente haben Sie zumindest keine. Denn Ehrenmorde haben mit einer politischen Haltung herzlich wenig zu tun. Sehr wohl aber Vernichtungsphantasien.
King Kong 2006 hat geschrieben:Mag sein. Aber Trump hat sich als jemand herausgestellt, der gerne redet, aber nicht robust handelt. Zumal die iranische Armee ja nicht direkt in Kirkuk einmarschiert ist. Die sind ja nicht blöd. Das war die irakische Armee, was anderes sieht die USA nicht (siehe unten). Die kann man dann haftbar machen, wenn es dafür überhaupt rechtliche Grundlagen gibt. Wenn man als USA will... Die Peschmerga sind ja auch abgezogen. Wie einst die irakische Armee. Offenbar ist es wie mit einigen Fundstücken, wer Kirkuk findet, kann es behalten. Und Bagdad gilt bis auf weiteres als Eigentümer.
Seit wann ist Qasim Sulaimani Teil der irakischen Armee? Haben die Schiiten bereits ihre Armeen fusioniert? Habe ich was verpasst?

Interessant finde ich es, wie Sie den Abzug der Kurden mit dem Abzug der irakischen Armee gleichsetzen. Damit setzen Sie zumindest indirekt die irakischen Armee also die schiitischen Milizen mit dem IS gleich. Na endlich einmal sind wir einer Meinung, oder treffen uns knapp. Denn ich würde die schiitischen Terrormilizen sehr wohl mit dem IS vergleichen aber komplett gleichsetzen NOCH nicht. Wie gesagt, als die irakische Armee, die über tausendfach mehr Kapazitäten wie die Kurden verfügt, Kerkûk seinem Schicksal überliess, stellte man sich schon die Frage weshalb man eine kleine schiitische Stadt wie Amerli nicht so verließ oder sonst ein schiitisches Dorf im Irak...

Komisch, oder?
King Kong 2006 hat geschrieben:Washington konnte und kann erstaunlicherweise nichts ungewöhnliches bei den Geschehnissen vor, während und nach Kirkuk erkennen.
Seien Sie nicht so ungeduldig. Manchmal dauert die Suche ein wenig.
King Kong 2006 hat geschrieben:Was macht Israel? Soll es nicht Verbindungen zwischen der KRG und Israel geben?
Natürlich gibt es die. Kurdistan und Israel sind zwei strategische Partner - in einem Pool voller Nationen - die weder Juden noch Kurden einen eigenen Staat gönnen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von apartofme »

King Kong 2006 hat geschrieben:(25 Oct 2017, 08:57)
Deine Eingaben sind kein Faktor für die UN o.a. für die Frage einer Zweistaatenlösung. Solche Diskussionen sind zudem propagandistisch aufgeladen. Nehmen wir mal in dieser Form die Kurden. Ehrenmorde, wenn Mädchen und Frauen nicht die, am besten innerhalb der Familie, heiraten, die sie heiraten sollen. PKK und Co. finanziert durch Drogengeschäfte. Mafia, Kriminalität. Wie oft hört und liest man das in den Gazetten und Diskussionen. Und nicht alles ist erfunden! Soll das auch noch verstaatlicht werden? Für wen ist das ein Gewinn? Eine inzestiöse, kriminelle Steinzeitgesellschaft? Jetzt wird man sagen, ja, gibts denn nicht den palästinensischen Islamic Jihad? Doch, ja. Es gibt auch kurdische Ehrenmorde und die PKK. Deshalb staatsrechtlich prinzipiell unmöglich, daß es ein Palästina und Kurdistan gäben sollte?
Genau genommen ist die Autonome Region Kurdistan doch schon ein Staat. Die Unabhängigkeitserklärung ist nun doch eher eine Formalie. Sie soll primär sicherstellen, dass andere Länder das Gebiet nicht einfach in Koordination mit der irakischen Regierung angreifen können, und das Land außerdem für Investitionen attraktiver machen.

Gesellschaftlich würde sich dadurch nun in der Region wirklich nicht viel ändern.

Richtig ist, dass natürlich auf kurz oder lang sowohl Palästina als auch Kurdistan irgendwann einmal Staaten werden müssen. In Palästina ist die Situation jedoch sicherheitspolitisch schwieriger, da der Antisemitismus noch ein sehr großes Problem in der gesamten Region ist. Im Gegensatz zur palästinensischen politischen Landschaft sind radikale Parteien in der Autonomen Region Kurdistan auch eher marginalisiert. Ist ja nun nicht so, dass dort die PKK am Ruder wäre. Die PKK lässt sich in diesem Kontext auch nicht mit dem PIJ vergleichen, sondern eher mit der PLO bzw. Fatah. Die Organisationen standen sich auch in der Vergangenheit durchaus nahe.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von imp »

Die Kurden haben keinen Staat, nicht mal etwas ähnliches. Sie haben ohnr Not das Ansehen ihrer Autonomieregion geschädigt und eine wichtige quasi-legale Einnahmequelle verloren, die sie dringend brauchten.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(25 Oct 2017, 18:42)

Die Kurden haben keinen Staat, nicht mal etwas ähnliches. Sie haben ohnr Not das Ansehen ihrer Autonomieregion geschädigt und eine wichtige quasi-legale Einnahmequelle verloren, die sie dringend brauchten.
Ja, wir sind Menschen zweiter Klasse. Und solche "Untermenschen" dürfen auch keinen Staat haben - oder sowas ähnliches...

Wir werden unsere Forderung nach Selbstbestimmung niemals aufgeben. Denn wir sind keine Untermenschen und mitnichten den Menschen unterlegen die seit einer Woche Südkurdistan angreifen.

Beleidigung entfernt.
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Israel und Irak/KRG

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(25 Oct 2017, 17:21)

Aha. Aber Ihre Aussagen bezüglich der kurdischen Gesellschaft (Ehrenmorde und Inzest) sind für die UN sehr relevante Faktoren für eine Zweistaatenlösung.
Nein. Ich wollte mit dieser aufgegriffenen Art von Rethorik nur darstellen, daß - ich zitiere - "breiten Massen von Palästinensern" und "kompletter Vernichtung", wie auch Homosexuelle, die im Iran an Kränen baumeln nicht wirklich in Fragen dort politisch gearbeitet wird. Genausowenig zielführend ist, wie die Argumentation, ob es sinnig ist, ein Kurdistan das Wort zu reden, mit gesellschaftlich "bedenklichen" Faktoren. Mit dieser Rethorik bin nicht ich losgezogen.
Seit wann ist Qasim Sulaimani Teil der irakischen Armee? Haben die Schiiten bereits ihre Armeen fusioniert? Habe ich was verpasst?
Wie sind die Aussagen der USA zu werten? Die haben praktisch keine Iraner dort gesehen? Ich glaube nicht, daß es damit zu tun hat, daß sie dort keine gefunden haben.

Der Iran hat die Grenzen zur KRG wieder aufgemacht.
Iran Reopens Border Crossing With Iraq's Kurdish Region

https://www.rferl.org/a/iran-reopens-bo ... 16540.html
Der irakische Premier ist zu Sicherheitsgesprächen in Teheran eingetroffen.

Iraq's Abadi heads to Iran for regional security talks
Iraqi Prime Minister Haider al-Abadi is set to meet Iran's leaders for talks on regional security, including the future of Iraq's Kurdistan and the role of the Tehran-backed Shia militias in his country.

http://www.aljazeera.com/news/2017/10/i ... 41045.html
Neben dem Iran, Russland, Saudi-Arabien, der Türkei, den USA usw. ist auch Israel an der Region interessiert.

Israel hält sich in der Kommentierung relativ zurück. Angeblich erhielt Israel 70 % (77 %) seines Öls aus diesen vormals unter kurdischer Kontrolle stehenden Erdölgebieten. Das ist schon für Israel relevant. Das Öl.
'The Kurds are calling us - but we're ignoring them.'

N. Iraq Kurds disappointed with Trump, Israel abandoning their cry for help: 'We raised Israeli flag in Europe, now we're punished for it.'
"The city of Kirkuk has fallen," observes Dr. Cohen anxiously, noting that "the city is rich in oil, and according to various publications Israel purchases seventy percent of its oil from there."
Israel braucht die kurdische Kontrolle in der Region nicht nur als wirtschaftlichen Faktor, sonder auch als eine sozusagen Bodenschwelle zum Abbremsen Irans Fahrt zum Mittelmeer.
"The Iranians are expanding into Syria and Lebanon. If the Kurds lose the war, the Iranians will reach Mount Sinjar near the Syrian border, which is a serious blow to Israel's security. The public does not know what Mount Sinjar is, but this is the mountain from which Saddam Hussein fired 39 missiles at us.
The Kurdish attitude toward Israel can be summed up in one word: disappointment. "They are very disappointed with us; they tell me that they raised our flag in Europe and apparently because of that they are hated in Europe ... The Turkish president said this explicitly, and he said that Israel would help them."
Cohen asks the Israeli public not to idly sit by, but to participate in the planned demonstration tomorrow (Thursday) at 5:00 in front of the American embassy in Tel Aviv, "and protest against the thunderous silence and American betrayal of the noble Kurdish people."

http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/237174
Aber wieso keine Demo von Dr. Cohen präferiert gegenüber israelischen Verantwortlichen? Die machen ja praktisch auch nicht viel.
Netanyahu very upset with Iraqi forces capturing Kirkuk, takes action to reclaim oil

Whilst it is highly unlikely that Baghdad will cease sending oil to Israel, the price for its purchase will undoubtedly go up to levels that Israel is traditionally uncomfortable with.

https://www.globalresearch.ca/netanyahu ... il/5614669
Bei Geld hört bekanntermassen der Spaß und die Freundschaft auf. Dafür ist man in der Region mutmaßlich nicht nur einmal in den Krieg gezogen. Kirkuk berührt mehrere relevante Punkte, die zur Intervention einladen. Neben politischen und kulturellen, auch knallharte wirtschaftliche Gründe. Natürlich kann auch das hehre Streben für einen weiteren Staat in der Region ein Beweggrund Israels sein. Mit diesen störrischen Palästinensern lässt sich ja kein Staat machen. Selbst wenn man wollte... Dieses Ziel erreichen. Dann kann man eben diese Leidenschaft für nation building im Irak versuchen. ;)

@apartofme

Ich gehe davon aus, daß es früher oder später zu einem Palästina und Kurdistan kommt. Die Tendenz ist ja da. Die KRG ist ja praktisch schon akzeptiert. Wenn man natürlich zaubern könnte, würden einige Hauptstädte das wegzaubern. Was nicht gleichzusetzen ist mit Genozid. Das wird ja immer gerne sofort aufgeführt. In der Region. Wobei Saddam da schon ein brutales Beispiel war. Das politische Gebilde. Die Kontrolle, darum geht es. Aber die KRG ist ja schon ein Faktor. Kein Staat. Aber eine autonome Region im Irak. Man wird, wie auch Israel in seiner Nachbarschaft, solange es geht solche Entwicklungen unterdrücken. Meine Bedenken im Falle Israels ist eben, daß es dafür keinen Airbag, aufgrund der Geografie und Demografie gibt. Wenn einmal dem Iran, dem Irak, der Türkei oder Syrien alles um die Ohren fliegt, weil der Deckel des Dampfdruckkochers hochgeht, dann bleibt da noch was. Im Falle Israels wird das kritisch. Selbst solche Kunststaaten wie Syrien und Irak stehen interessanterweise noch (wie auch immer...) nachdem sie "zerbrochen" und durch den Fleischwolf gedreht wurden. Aber die sind viel größer und bevölkerungsreicher als Israel. Wenn irgendwann einmal in der Türkei und dem Iran Ethnien sich losreissen, dann tut das sicher weh und viel Blut wird aus der Wunde fliessen. Aber diese Staaten haben eine geografische und demografische Größe, die noch eine funktionierende Türkei und Iran übriglassen.

Deshalb halte ich - persönlich - den Umgang Israels mit der Frage eines Palästinas anders, als die Frage eines Kurdistans für die Nachbarn dort. Weniger staatsrechtlich oder wie auch immer geartet moralisch, sondern eher sicherheitspolitisch. Die Türkei, der Irak, der Iran und Syrien können vermutlich es sich leisten herumzulaborieren. Das sehe ich in der Form bei Israel nicht.

Israel ist natürlich an ein Kurdistan interessiert. Das hat strategische Vorteile.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Israel und Irak/KRG

Beitrag von apartofme »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Oct 2017, 10:02)

Ich gehe davon aus, daß es früher oder später zu einem Palästina und Kurdistan kommt. Die Tendenz ist ja da. Die KRG ist ja praktisch schon akzeptiert. Wenn man natürlich zaubern könnte, würden einige Hauptstädte das wegzaubern. Was nicht gleichzusetzen ist mit Genozid. Das wird ja immer gerne sofort aufgeführt. In der Region. Wobei Saddam da schon ein brutales Beispiel war.
Die Begrifflichkeiten sind für mich nicht so interessant. Wie die ganze Sache irgendwann historisch beurteilt wird ist zunächst keine Frage, die ich mir stelle. Es gibt verschiedene Menschen, die solche Staatsgründungen aus verschiedenen Gründen ablehnen - und mir persönlich ist es wichtig, dass dieser Diskurs sich in eine rationale Richtung entwickelt, die sowohl der unterschiedlichen Interessenlagen der Machtblöcke als auch dem Gesamtinteresse der dort lebenden Bevölkerung gerecht wird. Deshalb kritisiere ich auch das Argument, die Staatsgründung Kurdistans könnte gleichbedeutend mit der Verstaatlichung bzw. Vergesellschaftung von archaischen Vorstellungen, Drogenkriminalität, Inzest oder Ähnlichem sein, denn gerade für diese Bereiche macht es keinen Unterschied, ob es sich nun um eine autonome Region oder um einen Staat handelt.
Man wird, wie auch Israel in seiner Nachbarschaft, solange es geht solche Entwicklungen unterdrücken. Meine Bedenken im Falle Israels ist eben, daß es dafür keinen Airbag, aufgrund der Geografie und Demografie gibt. Wenn einmal dem Iran, dem Irak, der Türkei oder Syrien alles um die Ohren fliegt, weil der Deckel des Dampfdruckkochers hochgeht, dann bleibt da noch was. Im Falle Israels wird das kritisch. Selbst solche Kunststaaten wie Syrien und Irak stehen interessanterweise noch (wie auch immer...) nachdem sie "zerbrochen" und durch den Fleischwolf gedreht wurden. Aber die sind viel größer und bevölkerungsreicher als Israel. Wenn irgendwann einmal in der Türkei und dem Iran Ethnien sich losreissen, dann tut das sicher weh und viel Blut wird aus der Wunde fliessen. Aber diese Staaten haben eine geografische und demografische Größe, die noch eine funktionierende Türkei und Iran übriglassen.
Der Libanon - geografisch und demografisch mit Israel durchaus vergleichbar - ist trotz jahrzentelangem Bürgerkrieg auch noch übrig.

Was du mit der Analogie des "Dampfkessels" sagen möchtest, der einem irgendwann "um die Ohren fliegt" verstehe ich in diesem Kontext nicht ganz. Eine Staatsgründung ist das Gegenteil von einem Bürgerkrieg und soll dieses Szenario ja gerade verhindern. Den Machtblöcken geht es hierbei nicht um Sicherheit - denn die ist überhaupt nicht gefährdet - sondern um Machterhalt. Für den Iran und die Türkei ist es natürlich viel einfacher, sich nur mit dem Irak auseinanderzusetzen, als mit zwei verschiedenen Staaten.

Aus meiner Sicht befinden sich insbesondere die arabischen Staaten in einem Entwicklungsstadium, in dem Kleinstaaterei durchaus Sinn macht, weil es (1) die Konkurrenz um die beste Lebensqualität zwischen den Staaten erhöht und (2) die Machtkonzentration der Blöcke verringert. Die Machtkonzentrationen in der Region sind es doch, die zu einer ganz enormen Verschwendung von Ressourcen führen.
Deshalb halte ich - persönlich - den Umgang Israels mit der Frage eines Palästinas anders, als die Frage eines Kurdistans für die Nachbarn dort. Weniger staatsrechtlich oder wie auch immer geartet moralisch, sondern eher sicherheitspolitisch. Die Türkei, der Irak, der Iran und Syrien können vermutlich es sich leisten herumzulaborieren. Das sehe ich in der Form bei Israel nicht.
Das macht Israel doch längst, in kleinen Teilen des Westjordanlandes, aber eben insbesondere in Gaza. Gaza ist doch de-facto ein Staat - sogar noch mehr als die Autonome Region Kurdistan. Könnte sich Gaza von innen heraus entradikalisieren, dann sollte es auch möglich sein, die Blockade aufzuheben, die ja letztendlich ein sehr großes Entwicklungshemmnis ist.

Das größte Problem, das ich in der arabischen Welt sehe, ist der Antisemitismus, denn es handelt sich gewissermaßen um eine "Politik verhindernde" Ideologie. In der Weltsicht des Antisemiten ist demokratische Politik unsinnig, da sie die Agenda der geheimen Weltverschwörer nicht berücksichtigt, die mächtiger ist, als die (gewaltlose) Politik und die die Politik bestimmt. Dieselbe Ideologie kann sich strukturell auch gegen andere Völker richten, die somit zu Trägern irgendwelcher "geheimer Pläne" werden. Wann immer das geschieht, verhindert es, dass wir die die ganz gewöhnlichen Interessen anderer Menschen wahrnehmen - und letztendlich eben, dass sich Menschen gemeinsam um die Dinge kümmern können, die sie insgesamt voranbringen würden, d.h. "Politik" im positiven Sinne des rationalen Interessensausgleichs machen.
Wie gesagt ist es wichtig, sich die unterschiedlichen Menschen in der Region als Menschen vorzustellen, die eigene, rationale Interessen verfolgen. Dahin muss der Trend gehen - und ich denke, wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt, dann wird es in der Region einen ähnlichen zivilisatorischen Aufbruch geben, wie es ihn auf dem Europäischen Kontinent nach dem zweiten Weltkrieg gegeben hat.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Nein. Ich wollte mit dieser aufgegriffenen Art von Rethorik nur darstellen, daß - ich zitiere - "breiten Massen von Palästinensern" und "kompletter Vernichtung", wie auch Homosexuelle, die im Iran an Kränen baumeln nicht wirklich in Fragen dort politisch gearbeitet wird. Genausowenig zielführend ist, wie die Argumentation, ob es sinnig ist, ein Kurdistan das Wort zu reden, mit gesellschaftlich "bedenklichen" Faktoren. Mit dieser Rethorik bin nicht ich losgezogen.
Sie sprachen von Ehrenmorden und angeblicher Inzest (Verwandtenheirat zwischen Cousins und Cousinen gilt nicht einmal in Mitteleuropa als Ehehindernis!) - das hat nunmal nichts mit dem Thema "Zweistaatenlösung" zu tun. Abgesehen davon könnte man solche gesellschaftlichen Defizite auf JEDES Volk im Nahen Osten beziehen. Wie sieht es eigentlich mit dem schiitischen Iran aus, der sich als streng konservatives Land gibt aber die Prostitution legalisiert und zudem noch fördert - die Rede ist von Sighe, der Zeitehe. Ja, das sind irrelevante Themen, wenn es um das Recht einer Nation geht selbst über sich zu bestimmen. Aber mit solch einer diffamierenden Rhetorik bin in der Tat nicht ich losgezogen. Ich habe lediglich betont, dass breite Massen der Palästinenser den Kurs der Hardliner, also der Hamas, begrüßen. Die Fatah hat auch im Westjordanland keinen Zuspruch - wenn sie keine Unterstützung von außen erhalten würde, hätte die Hamas auch dort schon längst die Zügel in der Hand. Und die offizielle Haltung der Hamas ist nunmal allseits bekannt. Solch eine Partei mit solch irrwitzigen Forderungen existiert bei den Kurden nicht! Daher ist der Vergleich zu den Palis nicht passend - auch wenn es bei beiden Völkern um das Streben nach Selbstbestimmung geht. Bei uns Kurden läuft das nicht auf den Kosten unserer Besatzer.

Und bezüglich des Irans, hatten Sie ja vom "stabilsten" Land der Region gesprochen. Dann rede ich natürlich von den vielen Menschen die vom Polizeistaat verfolgt und öffentlich hingerichtet werden. Das ist keine "Rhetorik", sondern eine Tatsache, die ich ausspreche! Damit zeige ich Ihnen auf, welch merkwürdige Definition von stabil Sie haben. Denn eines hat uns die Geschichte gelehrt - Hinrichtungen von speziellen Gruppen führen über kurz oder lang immer zu Chaos.
King Kong 2006 hat geschrieben:Wie sind die Aussagen der USA zu werten? Die haben praktisch keine Iraner dort gesehen? Ich glaube nicht, daß es damit zu tun hat, daß sie dort keine gefunden haben.
Die USA behauptet auch, dass die YPG nichts mit der PKK zu tun hätte. ;-) Das haben wir ja in Raqqa gesehen.

Ich sage doch, seien Sie nicht so ungeduldig. Bei gegebener Zeit werden auch die USA "erkennen", dass Leute wie al-Muhandis (die auf der Terrorliste der USA stehen) die Angiffe gegen die Kurden leiten und führen.
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Re: Israel und Irak/KRG

Beitrag von King Kong 2006 »

apartofme hat geschrieben:(26 Oct 2017, 23:29)

Die Begrifflichkeiten sind für mich nicht so interessant. Wie die ganze Sache irgendwann historisch beurteilt wird ist zunächst keine Frage, die ich mir stelle. Es gibt verschiedene Menschen, die solche Staatsgründungen aus verschiedenen Gründen ablehnen - und mir persönlich ist es wichtig, dass dieser Diskurs sich in eine rationale Richtung entwickelt, die sowohl der unterschiedlichen Interessenlagen der Machtblöcke als auch dem Gesamtinteresse der dort lebenden Bevölkerung gerecht wird. Deshalb kritisiere ich auch das Argument, die Staatsgründung Kurdistans könnte gleichbedeutend mit der Verstaatlichung bzw. Vergesellschaftung von archaischen Vorstellungen, Drogenkriminalität, Inzest oder Ähnlichem sein, denn gerade für diese Bereiche macht es keinen Unterschied, ob es sich nun um eine autonome Region oder um einen Staat handelt.
Sehr gut, deshalb habe ich stets Argumente, wie z.B. die Palästinenser hätten ja schließlich nie etwas aus "dem Land gemacht" wären ja eh "in der breiten Masse" auf "Vernichtung" aus usw. und hätten deshalb irgendwie auch keinen Anspruch auf Land stets als nicht brauchbare Argumentation bezeichnet. Das spielt keinerlei Rolle. Das habe ich noch einmal am Beispiel der kurdischen Frage damit herausgestrichen.
Der Libanon - geografisch und demografisch mit Israel durchaus vergleichbar - ist trotz jahrzentelangem Bürgerkrieg auch noch übrig.

Was du mit der Analogie des "Dampfkessels" sagen möchtest, der einem irgendwann "um die Ohren fliegt" verstehe ich in diesem Kontext nicht ganz. Eine Staatsgründung ist das Gegenteil von einem Bürgerkrieg und soll dieses Szenario ja gerade verhindern.
Das sehen Israel, Irak, Iran, Syrien, die Türkei, aber auch China, Russland und viele anderen Vielvölkerstaaten aber ganz anders. Offenbar auch die USA. Die Bestrebungen der Völker, auch in Europa, siehe Jugoslawienkrieg, Ukraine waren und sind blutig. Madrid und die EU sieht auch nicht ein, daß die Katalanen zur Konfliktvermeidung gehen sollten. Im Regelfall war das Bestreben von Völkern auszusteigen der Signalschuß für Krieg. Ganz egal, ob gerechtfertigt oder nicht.
Aus meiner Sicht befinden sich insbesondere die arabischen Staaten in einem Entwicklungsstadium, in dem Kleinstaaterei durchaus Sinn macht, weil es (1) die Konkurrenz um die beste Lebensqualität zwischen den Staaten erhöht und (2) die Machtkonzentration der Blöcke verringert. Die Machtkonzentrationen in der Region sind es doch, die zu einer ganz enormen Verschwendung von Ressourcen führen.
Die arabischen Staaten sind tribalistische Gesellschaften. Das sind quasi eigentlich Staaten mit Kleinstaaterei. Mit Stämmen und Familienclans. Deshalb tun sie sich mit Entwicklungen hin zu Standards vergleichbar mit Teilen Europas oder Nordamerika auch so schwer. Wie auch schwarzafrikanische Staaten. Die Identität besteht oft aus dem Zusammengehörigkeitsgefühl der Region, des Stammes oder der Konfession/Religiösität. Das trägt keine Hochleistungsgesellschaft im Sinne der sogenannten 1.Welt.
Das größte Problem, das ich in der arabischen Welt sehe, ist der Antisemitismus, denn es handelt sich gewissermaßen um eine "Politik verhindernde" Ideologie. In der Weltsicht des Antisemiten ist demokratische Politik unsinnig, da sie die Agenda der geheimen Weltverschwörer nicht berücksichtigt, die mächtiger ist, als die (gewaltlose) Politik und die die Politik bestimmt. Dieselbe Ideologie kann sich strukturell auch gegen andere Völker richten, die somit zu Trägern irgendwelcher "geheimer Pläne" werden. Wann immer das geschieht, verhindert es, dass wir die die ganz gewöhnlichen Interessen anderer Menschen wahrnehmen - und letztendlich eben, dass sich Menschen gemeinsam um die Dinge kümmern können, die sie insgesamt voranbringen würden, d.h. "Politik" im positiven Sinne des rationalen Interessensausgleichs machen.

Wie gesagt ist es wichtig, sich die unterschiedlichen Menschen in der Region als Menschen vorzustellen, die eigene, rationale Interessen verfolgen. Dahin muss der Trend gehen - und ich denke, wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt, dann wird es in der Region einen ähnlichen zivilisatorischen Aufbruch geben, wie es ihn auf dem Europäischen Kontinent nach dem zweiten Weltkrieg gegeben hat
Ich halte die sozioöknomischen Verhältnisse eher für Gründe, wenn man es um die Frage eines "zivilisatorischen Aufbruchs" vergleichbar mit Europa drehen lässt. Ohne emanzipatorischem Bürgertum, die auch politisch ihr Recht einforderten (Richtung demokratischen Verhältnissen) wird es keine vergleichbaren Entwicklungen geben. Wie in Schwarzafrika. Die Gesellschaftsform gibt es nicht her. Die Stammesstrukturen. Erst, wenn eine Identität mit einer Nation sich stärker entwickelt. Wenn der Staat eine größere Rolle übernimmt und der Einzelne, nicht mehr der Stammesführer oder der Clan, wird es Vorrausetzungen geben, die denen Europas ähneln. Ich glaube nicht, daß bei solchen großen Fragen irgendeine Form des Antisemitismus eine Rolle spielt. Die gibts und gabs auch in Europa. Das hat die sozioökonomischen Entwicklungen dort auch nicht aufgehalten. Das hat andere massivere Gründe als eine Haltung zu Israel oder zum Judentum.
Zuletzt geändert von King Kong 2006 am Fr 27. Okt 2017, 10:18, insgesamt 2-mal geändert.
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