Warum der Islamische Staat gewinnt.
Verfasst: Di 3. Nov 2015, 23:21
Als Obama am 10.9.2014 eine programmatische Rede zum Kampf gegen den Islamischen Staat hielt, sprach er davon man wolle den Islamischen Staat, der weder ein Staat noch Islamisch sei, schwächen und schlussendlich zerstören.
Bezüglich der Frage ob der Islamische Staat islamisch sei, würde ich persönlich der hier dargelegten Position zustimmen. Der IS war im Sommer 2014 womöglich noch kein funktionierender Staat im eigentlichen Sinne. Im November 2015 kommt man aber nicht mehr darum herum festzustellen, dass staatliche Institutionen im eigenen Herrschaftsbereich etabliert wurden, auch wenn der Islamische Staat natürlich von niemandem als solcher anerkannt wurde und auch umgekehrt auch das internationale System nicht anerkennt. Trotz allem ist der Islamische Staat immer noch da und er zeigt keinerlei Anzeichen der Schwäche oder Desintegration. Es gab einige militärische Niederlagen gegen die Kurden in Syrien, in Kobane, Tal Abyad und Hasakah und gegen schiitische Milizen in Irak in Tikrit und Baiji. Diese Niederlagen wurden aber vor allem durch die Eroberung von Ramadi im Irak und Palmyra in Syrien ausgeglichen.
(Strang des geehrten Users Platon zum Kampf der Kurden gegen den IS)
Wenn man das ausgegebene Ziel Obamas den Islamischen Staat durch eine Internationale Koalition zu schwächen und schließlich zu zerstören ernst nimmt, dann ist es klar, dass dieses Ziel nicht erreicht wurde. Der IS wurde nicht besiegt, vielmehr hat er sich im eigenen Gebiet etabliert, ist dort ohne echte Konkurrenz und expandiert vielmehr zumindest nominell, indem immer mehr jihadistische Gruppen dem Kalifat die Gefolgschaft leisten.
(Strang des sehr geehrten Users Platon zum globalen Bürgerkrieg IS vs Al Qaida)
Es ist daher durchaus keine Übertreibung zu sagen, dass der Islamische Staat den Krieg gegen sich gewinnt. Warum ist das so?
1. Der Islamische Staat besteht aus einer Koalition von überaus fähigen Leuten, die sehr professionell vorgehen, die der gemeinsamen Sache zu 100% verpflichtet sind und auch schon einiges mitgemacht haben. Das heißt sie haben zumeist einen langfristigen, durchdachten und aus bisherigen positiven wie negativen Erfahrungen hervorgegangenen Plan den sie diszipliniert und schonungslos durchziehen. So ging der Expansion in Syrien und Irak jeweils eine Unterwanderung der jeweiligen Regionen voraus, man bildete Netzwerke schaltete potenzielle Gegner aus und am Ende musste man nur noch einmarschieren und alles übernehmen, hatte aber schon Leute vor Ort, die aus der Region kamen und bestens vernetzt waren. Im Gegensatz dazu sind Leute wie die Zentralregierung in Bagdad und Damaskus oder andere Rebellengruppen ein organisatorischer Hühnerhaufen, die Entscheidungen ad hoc treffen, bzw. ohne nennenswerte Kontakte in den entsprechenden Regionen sind. Die Versuche der USA Rebellen für den Kampf gegen den IS zu organisieren, traut man sich in dem Kontext kaum zu erwähnen.
Die Koalition aus der der IS besteht sind vor allem a) Internationale Jihadisten, die auch schon anderswo in Afghanistan, Bosnien etc. gekämpft haben, aber auch viele neue Rekruten die hoch motiviert und der IS-Führung bedingungslos loyal sind, ja sein müssen, weil sie ja sonst niemand vor Ort kennen b) alte Leute aus dem Baath-Regime die sich in den 1990ern der Religion zuwandten und sich ab 2003 den Jihadisten im Kampf gegen die USA und die schiitisch dominiert Zentralregierung anschlossen, sie organisieren alles und kennen sich in Sachen staatlicher Bürokratie, Propaganda, Geheimdienstarbeit und Kriegsführung bestens aus und c) sunnitische Stämme die von der Zentralregierung in Bagdad enttäuscht dem Islamischen Staat Gefolgschaft geschworen haben und deren Loyalität der Schlüssel für die Aufrechterhaltung der eigenen Herrschaft ist.
(A Case Study of the Islamic State as the Saddam Regime’s Afterlife: The Fedayeen Saddam)
(Isis: the inside story)
(How the Islamic State evolved in an American prison)
2. Der IS ist finanziell unabhängig. Er bezieht seine Einnahmen anders als andere jihadistische Gruppen nicht primär von den berühmten Sponsoren in den Golfstaaten. Sondern man ist in der Lage durch Steuern, den Verkauf von Ressourcen, durch den Verkauf von Kunstgegenständen und so Sachen wie wie Kidnapping gegen Lösegeld hohe Einnahmen zu erzielen. Gerade der Verkauf von Öl und Gas, selbst zu Discountpreisen dürften jährlich Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich erzielen. Geschmuggelt wird über alte Wege über die man schon in den 90ern die Sanktionen der USA gegen Saddam Hussein umgangen hat, die Leute die das damals gemacht haben, arbeiten heute nämlich allesamt für den IS. Hinzu kommen natürlich trotzdem Spenden aus den umliegenden Ländern von Geschäftsleuten die mit der Sache des IS symphatisieren. Ebenso gab es einmalig hohe Einnahmen durch die Plünderung von Banken in den eroberten Gebieten. Man ist auch bemüht einen eigenen Markt zu schaffen, hierzu hat man mit dem Golddinar eine eigene Währung geschaffen, die Transaktionen innerhalb des IS-Territoriums von ausländischen Währungen unabhängig machen soll. Die Einführung einer eigenen Währung war keineswegs eine Lachnummer sondern eine sinnvolle Maßnahme.
(Islamic State Meets the Laws of Economics)
(Islamic State: The economy-based terrorist funding)
(Arte-Doku: IS - Die Wirtschaftsmacht der Gotteskrieger)
3. Dem IS ist es gelungen in seinem Herrschaftsbereich staatliche Strukturen zu etablieren. Dadurch gelingt es ihm einerseits seine Gebiete gut zu verwalten, zu kontrollieren und zu besteuern. Andererseits ist es ihm so auch möglich seinen Untertanen Dienstleistungen anzubieten, wie Schulen, Polizei, die Durchsetzung von Scharia-Rechtsstaatlichkeit, Krankenhäuser, man legt neue Straßen an, sogar eine Krankenversicherung soll es geben. Somit gelingt es dem IS diese Gebiete besser zu regieren als es die Regierungen in Damaskus und Bagdad realistischerweise tun würden. Denn diese sind korrupt, bestehen nicht aus Einheimischen und würden die Gebiete völlig vernachlässigen und müssten ständig gegen einen Aufstand eben des IS kämpfen. Die Messlatte was gute Regierungsführung angeht, ist in der Region, die der IS beherrscht, einfach so niedrig, dass der IS als gar nicht mal die schlechteste Alternative für viele seiner Untertanen erscheinen muss. Und auch die Brutalität mit der der IS gegen Widerstand in den eigenen Gebieten vorgeht ist z.B. unter Assad nicht wirklich anders. Nur das sein Regime diese Sachen nicht im Internet hochlädt.
Um sich mal eine Vorstellung zu machen, welchen Ausmaß der Islamische Staat als Staat mittlerweile haben dürfte: Einer Schätzung zur Folge, die ich für recht plausibel halte, legt die Anzahl der Mitglieder oder besser Mitarbeiter des IS irgendwo in der Größenordnung von 100 000 Menschen fest.
(How Many Fighters Does the Islamic State Really Have?)
(ISIS Transforming Into Functioning State That Uses Terror as Tool)
(A bureaucracy of terror: Life under Islamic State rule)
(Islamic State: Bureacracy and Brutality)
(Zur Verwaltungsstruktur des IS: YouTube: The Islamic State: How Its Leadership Is Organized, Führungsstruktur des "Islamischen Staats": Organigramm des Terrors, Irak und Syrien: So regiert der "Islamische Staat")
4. Der IS ist für die meisten seiner Gegner nicht die Priorität. Das heißt für die meisten Mächte in der Region ist es im Moment überhaupt nicht von oberster Bedeutung den IS zu bekämpfen. Es geht ihnen mehr darum Assad zu bekämpfen bzw. zu unterstützen. Die Türkei, die anderen sunnitischen Rebellen sind vor allem gegen Assad, die Türken sehen dazu die Kurden als das eigentliche Problem und beim IS hofft man das Beste, die pro-iranischen Leute sind für Assad und wenden ihre Kräfte dazu auf ihn an der Macht zu halten. Die Provinz Anbar vom IS zurückzuerobern ist da einfach für keinen wirklich eine Priorität. Ebenso wie für die USA die ganze Region nicht mehr so wichtig ist und man sich auf seine Kerninteressen und ein wenig Krisenmanagement beschränkt. Und solange der IS nicht versucht vitale Interessen, wie die Sicherheit im Golf, die Sicherheit Israels, Jordaniens oder Saudi-Arabiens anzugreifen, ist die Existenz des IS für die USA durchaus verkraftbar. Ähnlich sehen die Russen und Assad im IS im Moment keine Priorität, sondern in den sunnitischen Rebellen, hier darf man eher davon ausgehen, dass ein starker IS sogar im Interesse des Assad-Lagers in Syrien ist, weil ein starker IS das langfristige Überleben Assads sichert. Von daher mag der IS einer gegen alle kämpfen, aber so wirklich weh tut es eigentlich niemanden, dass er Raqqa oder Mossul beherrscht. Solange er sich nicht noch weiter ausbreitet, ist das eigentlich nicht das Problem der USA, Russlands, Irans, der Saudis oder der Türkei. Viele mögen es sogar ganz gerne sehen, dass der IS die pro-iranischen schiitischen Milizen im Irak bekämpft und so den iranischen Einfluss in der Region eindämmt.
(Beitrag des sehr geehrten und verehrten Users Platon zu den schiitischen Milizen im Irak)
5. Es gelingt dem IS die Loyalität der Bevölkerung in den beherrschten Gebieten zu sichern. Das macht er durch die bereits in 3. dargelegten Formen verhältnismäßig guter Regierungsführung, durch die Angst vor der Alternativen, vor allem die pro-iranische schiitischen Milizen, aber auch die Kurden, die doch öfters mal Racheaktionen an pro-IS-Sunniten durchführen. Dazu hat sich der IS sehr stark auf die Bedürfnisse der Stammesgesellschaft eingestellt, d.h. in weiten Teilen Iraks und Syriens agiert der IS primär als Führer einer Stammeskonföderation, der Loyalitätseid wird durch die Stammesführer geleistet und diese sind dann auch für ihre Mitglieder verantwortlich. Das ist am Ende genau das was auch der Islamische Prophet Mohammed gemacht hat, dessen Staat - den der IS gerne wiederbeleben will - war am Ende auch nichts Anderes als eine Stammeskonföderation mit ihm an der Spitze. Im Gegenzug zum Loyalitätseid der Stammesführer garantiert der IS für Sicherheit, Stabilität und Unabhängigkeit vor der Zentralregierung in Bagdad und Damaskus. Und sollte es dennoch mal zu Unzufriedenheit kommen, geht der IS mit äußerster Brutalität vor und massakriert auch schon mal einen ganzen Stamm, wenn er Widerstand leistet. Dazu sollen öffentliche Ermordungen und die Zurschaustellung der eigenen Gräueltaten natürlich die lokale Bevölkerung einschüchtern. Die Leute die unter Saddam Hussein bereits in dessen Geheimdiensten aktiv waren und sich dem IS angeschlossen haben, haben dazu Erfahrung Dissidenten per Geheimdienstarbeit aufzuspüren und auszuschalten. So ist es dem IS bisher gelungen nennenswerte Aufstände zu verhindern und das wird meines Erachtens auch in Zukunft so sein.
6. Der IS ist nach wie vor die attraktivste Gruppe für ausländische Jihadisten. Der Hauptgrund ist hierfür der eigene Erfolg. Neben den Eroberungen vor allem der Coup tatsächlich das Kalifat neu ausgerufen zu haben. Mit Bagdadi als einem Kalifen, der keineswegs eine Witzfigur ist. Er hat immerhin einen PhD in religiösen Wissenschaften an einer echten islamischen Universität in Bagdad, damals noch unter Saddam Hussein. Er soll dazu ein Quraish sein, seine Abstimmung soll also auf den Stamm des Propheten Mohammed zurückgehen. Allein durch diese zwei Sachen hat er schon einmal mehr religiöse Credibility, als alle anderen Jihad-Anführer im syrischen Bürgerkrieg und von al Qaida. Weitere Gründe für den Erfolg bei potenziellen Rekruten sind die professionelle Medienabteilung, d.h. die gut produzierte Propaganda, die auf die unterschiedlichen Erwartungen möglicher Empfänger gezielt eingeht. Man hat auch eine apokalyptisches Element, nach dem der Kampf um die Etablierung des Kalifats die Vorgeschichte zur bald kommenden Endzeit ist. Alle potenziellen Rekruten sollen nun schnell zum Kalifat eilen um noch rechtzeitig auf der richtigen Seite zu stehen und aktiv am Aufbau der wahren islamischen Gemeinschaft mitzuhelfen. Dazu wendet man sehr viele Energien darauf, auf die eigenen Taten als der Scharia gemäß zu rechtfertigen. So hat man das Kalifat nicht einfach in einem youtube-Video ausgerufen, sondern der Sprecher hat es dann noch einmal islamisch begründet. Ebenso hat man auch die Verbrennung des jordanischen Piloten oder die Wiedereinführung der Sklaverei als der Scharia gemäß zu begründen versucht. Es ist für den IS von zentraler Bedeutung, das eigene Handeln als der Religion entsprechend darzustellen.
(The Islamic State Restores the Caliphate)
(ISIS Enshrines a Theology of Rape)
(Inside The Islamic State's Apocalyptic Beliefs) (Starr Forum: The ISIS Apocalypse (entire event))
(The Virtual ‘Caliphate’: Understanding Islamic State’s Propaganda Stratgegy) (YouTube: Islamic State Propaganda: What it aims to achieve)
7. Es gelingt dem IS immer mehr Sympathien bei anderen Jihadisten-Gruppen zu wecken, die vom Erfolg des IS beeindruckt sind, ihm nacheifern und sich von der Leistung des Treueids natürlich auch finanzielle Vorteile erhoffen. Umgekehrt kann der IS durch diese Expansion auch neue Einkommensquellen erschließen und seine Schmuggel- und allgemein kriminellen Netzwerke ausbauen. Durch die Expansion nach Afghanistan z.B. könnte man ins dortige Drogengeschäft einsteigen. Durch die Expansion in weitere Gebiete in der islamischen Welt wird dazu das revolutionäre Momentum des IS aufrecht erhalten, hat man doch in Syrien und vor allem im Irak die maximale Ausbreitung erreicht, indem man praktisch alle mehrheitlich sunnitischen Gebiete erobert hat. In Syrien hat der IS aber durchaus noch Potenzial und durch die heftigen Kämpfe zwischen pro-Assad-Kräften inklusive Russland und den Rebellen ist man da in den letzten Wochen wieder langsam auf dem Vormarsch.
Am Ende muss man festhalten, dass der IS die Loyalität aller relevanten Gruppen gesichert hat und mal abgesehen von den sunnitischen Rebellen in Syrien keine echte Konkurrenz hat, die aber lieber Assad bekämpfen als den IS. Ähnlich wie vergleichbare jihadistische Gruppen, denen es gelungen war im Rahmen einer Aufstandsbewegung weite Territorien zu erobern und mit Brutalität zu halten, ist es unwahrscheinlich, dass man von indigenen Kräften besiegt wird. Vergleichbar wären die Taliban in den 1990ern bis sie 2001 von den USA besiegt wurden oder die Geschichte in Mali, als Tuareg und al Kaida/Ansar Dine weite Teile des Landes eroberten und von einer gemeinsamen Offensive aus afrikanischen und französischen Truppen wieder aus den eroberten Städten vertrieben wurden.
Dennoch sehe ich die langfristige Fähigkeit des IS skeptisch, denn auch wenn man im Jahr vielleicht Einnahmen in der Größenordnung von vielleicht 2-3 Milliarden US-Dollar im Jahr hat, ist das zwar genug um eine Armee und eine überschaubare staatliche Bürokratie zu unterhalten und es ist Lichtjahre von dem entfernt was alle anderen Jihadisten-Gruppen haben. Aber das eigene Territorium ökonomisch wirklich nach vorne bringen kann man damit nicht. Wenn man also davon ausgeht, dass der IS tatsächlich mehr oder weniger in seiner jetzigen Form bestehen bleibt, wird das so eine Art Jihad-Nordkorea werden. Eine stark militarisierte autoritäre Herrschaft mit einer ziemlich abgehobenen Ideologie, aber ohne Chance auf ökonomische und technologische Entwicklung, die vor allem dadurch überlebt, dass niemand den Müllhaufen haben will, den man regiert.
Ist natürlich auch die Frage ob die Regierungen in Damaskus und Bagdad ihrerseits wirklich motiviert wären, in die fraglichen Regionen zu investieren.
Die entscheidende Frage ist also am Ende ob es der IS doch noch schafft irgendwie eine ausländische Intervention gegen sich zu provozieren, die sie von der Macht wieder vertreibt oder ob man sich damit begnügt den IS davon abzuhalten sich in strategisch bedeutendere Gebiete auszubreiten. Und in zweiterem Falle stellt sich dann schon irgendwann die Frage ob der IS sich irgendwann in das staatliche System integriert. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein revolutionäres staatliches Projekt, als Weltrevolution gestartet, sich irgendwann als normaler Nationalstaat wiederfindet. Die Islamische Republik Iran z.B. versteht die eigene Revolution durchaus auch als weltgeschichtliches Ereignis als die Mächte des Bösen erstmals von einem Volk heldenhaft per Revolution besiegt wurden, und man hat lange versucht die eigene Revolution in der gesamten islamischen Welt zu verbreiten. Mit wenig Erfolg wie man weiß. Man hat es auch anfangs abgelehnt sich in das internationale System der Nationalstaaten anzuerkennen und sich darin zu integrieren. Aber irgendwann, nach dem Ende des Iran-Irak-Krieges, hat man doch eingesehen, dass man mit pragmatischem Vorgehen mehr erreicht und jetzt hat man sogar mit dem Erzfeind USA ein Abkommen geschlossen. Es ist vor dem Hintergrund der islamischen Überlieferung durchaus denkbar, dass der IS irgendwann beschließt, dass der revolutionäre Überschwang langsam abebbt und nun die Zeit gekommen ist mit seinen Feinden einen Waffenstillstand zu schließen, um so das Überleben des Kalifats zu sichern.
(What Should We Do if the Islamic State Wins?)
€
Der Beginn einer graduellen Anerkennung der Realitäten, wären Verhandlungen zwischen dem IS und anderen staatlichen und internationalen Akteuren humanitäre Hilfe in die vom IS beherrschten Gebiete zu liefern oder Impfkampagnen durchzuführen. Das ist in geringem Umfang bereits jetzt der Fall und ausbaufähig.
(Siehe hier, Beitrag Platon)
Bezüglich der Frage ob der Islamische Staat islamisch sei, würde ich persönlich der hier dargelegten Position zustimmen. Der IS war im Sommer 2014 womöglich noch kein funktionierender Staat im eigentlichen Sinne. Im November 2015 kommt man aber nicht mehr darum herum festzustellen, dass staatliche Institutionen im eigenen Herrschaftsbereich etabliert wurden, auch wenn der Islamische Staat natürlich von niemandem als solcher anerkannt wurde und auch umgekehrt auch das internationale System nicht anerkennt. Trotz allem ist der Islamische Staat immer noch da und er zeigt keinerlei Anzeichen der Schwäche oder Desintegration. Es gab einige militärische Niederlagen gegen die Kurden in Syrien, in Kobane, Tal Abyad und Hasakah und gegen schiitische Milizen in Irak in Tikrit und Baiji. Diese Niederlagen wurden aber vor allem durch die Eroberung von Ramadi im Irak und Palmyra in Syrien ausgeglichen.
(Strang des geehrten Users Platon zum Kampf der Kurden gegen den IS)
Wenn man das ausgegebene Ziel Obamas den Islamischen Staat durch eine Internationale Koalition zu schwächen und schließlich zu zerstören ernst nimmt, dann ist es klar, dass dieses Ziel nicht erreicht wurde. Der IS wurde nicht besiegt, vielmehr hat er sich im eigenen Gebiet etabliert, ist dort ohne echte Konkurrenz und expandiert vielmehr zumindest nominell, indem immer mehr jihadistische Gruppen dem Kalifat die Gefolgschaft leisten.
(Strang des sehr geehrten Users Platon zum globalen Bürgerkrieg IS vs Al Qaida)
Es ist daher durchaus keine Übertreibung zu sagen, dass der Islamische Staat den Krieg gegen sich gewinnt. Warum ist das so?
1. Der Islamische Staat besteht aus einer Koalition von überaus fähigen Leuten, die sehr professionell vorgehen, die der gemeinsamen Sache zu 100% verpflichtet sind und auch schon einiges mitgemacht haben. Das heißt sie haben zumeist einen langfristigen, durchdachten und aus bisherigen positiven wie negativen Erfahrungen hervorgegangenen Plan den sie diszipliniert und schonungslos durchziehen. So ging der Expansion in Syrien und Irak jeweils eine Unterwanderung der jeweiligen Regionen voraus, man bildete Netzwerke schaltete potenzielle Gegner aus und am Ende musste man nur noch einmarschieren und alles übernehmen, hatte aber schon Leute vor Ort, die aus der Region kamen und bestens vernetzt waren. Im Gegensatz dazu sind Leute wie die Zentralregierung in Bagdad und Damaskus oder andere Rebellengruppen ein organisatorischer Hühnerhaufen, die Entscheidungen ad hoc treffen, bzw. ohne nennenswerte Kontakte in den entsprechenden Regionen sind. Die Versuche der USA Rebellen für den Kampf gegen den IS zu organisieren, traut man sich in dem Kontext kaum zu erwähnen.
Die Koalition aus der der IS besteht sind vor allem a) Internationale Jihadisten, die auch schon anderswo in Afghanistan, Bosnien etc. gekämpft haben, aber auch viele neue Rekruten die hoch motiviert und der IS-Führung bedingungslos loyal sind, ja sein müssen, weil sie ja sonst niemand vor Ort kennen b) alte Leute aus dem Baath-Regime die sich in den 1990ern der Religion zuwandten und sich ab 2003 den Jihadisten im Kampf gegen die USA und die schiitisch dominiert Zentralregierung anschlossen, sie organisieren alles und kennen sich in Sachen staatlicher Bürokratie, Propaganda, Geheimdienstarbeit und Kriegsführung bestens aus und c) sunnitische Stämme die von der Zentralregierung in Bagdad enttäuscht dem Islamischen Staat Gefolgschaft geschworen haben und deren Loyalität der Schlüssel für die Aufrechterhaltung der eigenen Herrschaft ist.
(A Case Study of the Islamic State as the Saddam Regime’s Afterlife: The Fedayeen Saddam)
(Isis: the inside story)
(How the Islamic State evolved in an American prison)
2. Der IS ist finanziell unabhängig. Er bezieht seine Einnahmen anders als andere jihadistische Gruppen nicht primär von den berühmten Sponsoren in den Golfstaaten. Sondern man ist in der Lage durch Steuern, den Verkauf von Ressourcen, durch den Verkauf von Kunstgegenständen und so Sachen wie wie Kidnapping gegen Lösegeld hohe Einnahmen zu erzielen. Gerade der Verkauf von Öl und Gas, selbst zu Discountpreisen dürften jährlich Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich erzielen. Geschmuggelt wird über alte Wege über die man schon in den 90ern die Sanktionen der USA gegen Saddam Hussein umgangen hat, die Leute die das damals gemacht haben, arbeiten heute nämlich allesamt für den IS. Hinzu kommen natürlich trotzdem Spenden aus den umliegenden Ländern von Geschäftsleuten die mit der Sache des IS symphatisieren. Ebenso gab es einmalig hohe Einnahmen durch die Plünderung von Banken in den eroberten Gebieten. Man ist auch bemüht einen eigenen Markt zu schaffen, hierzu hat man mit dem Golddinar eine eigene Währung geschaffen, die Transaktionen innerhalb des IS-Territoriums von ausländischen Währungen unabhängig machen soll. Die Einführung einer eigenen Währung war keineswegs eine Lachnummer sondern eine sinnvolle Maßnahme.
(Islamic State Meets the Laws of Economics)
(Islamic State: The economy-based terrorist funding)
(Arte-Doku: IS - Die Wirtschaftsmacht der Gotteskrieger)
3. Dem IS ist es gelungen in seinem Herrschaftsbereich staatliche Strukturen zu etablieren. Dadurch gelingt es ihm einerseits seine Gebiete gut zu verwalten, zu kontrollieren und zu besteuern. Andererseits ist es ihm so auch möglich seinen Untertanen Dienstleistungen anzubieten, wie Schulen, Polizei, die Durchsetzung von Scharia-Rechtsstaatlichkeit, Krankenhäuser, man legt neue Straßen an, sogar eine Krankenversicherung soll es geben. Somit gelingt es dem IS diese Gebiete besser zu regieren als es die Regierungen in Damaskus und Bagdad realistischerweise tun würden. Denn diese sind korrupt, bestehen nicht aus Einheimischen und würden die Gebiete völlig vernachlässigen und müssten ständig gegen einen Aufstand eben des IS kämpfen. Die Messlatte was gute Regierungsführung angeht, ist in der Region, die der IS beherrscht, einfach so niedrig, dass der IS als gar nicht mal die schlechteste Alternative für viele seiner Untertanen erscheinen muss. Und auch die Brutalität mit der der IS gegen Widerstand in den eigenen Gebieten vorgeht ist z.B. unter Assad nicht wirklich anders. Nur das sein Regime diese Sachen nicht im Internet hochlädt.
Um sich mal eine Vorstellung zu machen, welchen Ausmaß der Islamische Staat als Staat mittlerweile haben dürfte: Einer Schätzung zur Folge, die ich für recht plausibel halte, legt die Anzahl der Mitglieder oder besser Mitarbeiter des IS irgendwo in der Größenordnung von 100 000 Menschen fest.
(How Many Fighters Does the Islamic State Really Have?)
(ISIS Transforming Into Functioning State That Uses Terror as Tool)
(A bureaucracy of terror: Life under Islamic State rule)
(Islamic State: Bureacracy and Brutality)
(Zur Verwaltungsstruktur des IS: YouTube: The Islamic State: How Its Leadership Is Organized, Führungsstruktur des "Islamischen Staats": Organigramm des Terrors, Irak und Syrien: So regiert der "Islamische Staat")
4. Der IS ist für die meisten seiner Gegner nicht die Priorität. Das heißt für die meisten Mächte in der Region ist es im Moment überhaupt nicht von oberster Bedeutung den IS zu bekämpfen. Es geht ihnen mehr darum Assad zu bekämpfen bzw. zu unterstützen. Die Türkei, die anderen sunnitischen Rebellen sind vor allem gegen Assad, die Türken sehen dazu die Kurden als das eigentliche Problem und beim IS hofft man das Beste, die pro-iranischen Leute sind für Assad und wenden ihre Kräfte dazu auf ihn an der Macht zu halten. Die Provinz Anbar vom IS zurückzuerobern ist da einfach für keinen wirklich eine Priorität. Ebenso wie für die USA die ganze Region nicht mehr so wichtig ist und man sich auf seine Kerninteressen und ein wenig Krisenmanagement beschränkt. Und solange der IS nicht versucht vitale Interessen, wie die Sicherheit im Golf, die Sicherheit Israels, Jordaniens oder Saudi-Arabiens anzugreifen, ist die Existenz des IS für die USA durchaus verkraftbar. Ähnlich sehen die Russen und Assad im IS im Moment keine Priorität, sondern in den sunnitischen Rebellen, hier darf man eher davon ausgehen, dass ein starker IS sogar im Interesse des Assad-Lagers in Syrien ist, weil ein starker IS das langfristige Überleben Assads sichert. Von daher mag der IS einer gegen alle kämpfen, aber so wirklich weh tut es eigentlich niemanden, dass er Raqqa oder Mossul beherrscht. Solange er sich nicht noch weiter ausbreitet, ist das eigentlich nicht das Problem der USA, Russlands, Irans, der Saudis oder der Türkei. Viele mögen es sogar ganz gerne sehen, dass der IS die pro-iranischen schiitischen Milizen im Irak bekämpft und so den iranischen Einfluss in der Region eindämmt.
(Beitrag des sehr geehrten und verehrten Users Platon zu den schiitischen Milizen im Irak)
5. Es gelingt dem IS die Loyalität der Bevölkerung in den beherrschten Gebieten zu sichern. Das macht er durch die bereits in 3. dargelegten Formen verhältnismäßig guter Regierungsführung, durch die Angst vor der Alternativen, vor allem die pro-iranische schiitischen Milizen, aber auch die Kurden, die doch öfters mal Racheaktionen an pro-IS-Sunniten durchführen. Dazu hat sich der IS sehr stark auf die Bedürfnisse der Stammesgesellschaft eingestellt, d.h. in weiten Teilen Iraks und Syriens agiert der IS primär als Führer einer Stammeskonföderation, der Loyalitätseid wird durch die Stammesführer geleistet und diese sind dann auch für ihre Mitglieder verantwortlich. Das ist am Ende genau das was auch der Islamische Prophet Mohammed gemacht hat, dessen Staat - den der IS gerne wiederbeleben will - war am Ende auch nichts Anderes als eine Stammeskonföderation mit ihm an der Spitze. Im Gegenzug zum Loyalitätseid der Stammesführer garantiert der IS für Sicherheit, Stabilität und Unabhängigkeit vor der Zentralregierung in Bagdad und Damaskus. Und sollte es dennoch mal zu Unzufriedenheit kommen, geht der IS mit äußerster Brutalität vor und massakriert auch schon mal einen ganzen Stamm, wenn er Widerstand leistet. Dazu sollen öffentliche Ermordungen und die Zurschaustellung der eigenen Gräueltaten natürlich die lokale Bevölkerung einschüchtern. Die Leute die unter Saddam Hussein bereits in dessen Geheimdiensten aktiv waren und sich dem IS angeschlossen haben, haben dazu Erfahrung Dissidenten per Geheimdienstarbeit aufzuspüren und auszuschalten. So ist es dem IS bisher gelungen nennenswerte Aufstände zu verhindern und das wird meines Erachtens auch in Zukunft so sein.
6. Der IS ist nach wie vor die attraktivste Gruppe für ausländische Jihadisten. Der Hauptgrund ist hierfür der eigene Erfolg. Neben den Eroberungen vor allem der Coup tatsächlich das Kalifat neu ausgerufen zu haben. Mit Bagdadi als einem Kalifen, der keineswegs eine Witzfigur ist. Er hat immerhin einen PhD in religiösen Wissenschaften an einer echten islamischen Universität in Bagdad, damals noch unter Saddam Hussein. Er soll dazu ein Quraish sein, seine Abstimmung soll also auf den Stamm des Propheten Mohammed zurückgehen. Allein durch diese zwei Sachen hat er schon einmal mehr religiöse Credibility, als alle anderen Jihad-Anführer im syrischen Bürgerkrieg und von al Qaida. Weitere Gründe für den Erfolg bei potenziellen Rekruten sind die professionelle Medienabteilung, d.h. die gut produzierte Propaganda, die auf die unterschiedlichen Erwartungen möglicher Empfänger gezielt eingeht. Man hat auch eine apokalyptisches Element, nach dem der Kampf um die Etablierung des Kalifats die Vorgeschichte zur bald kommenden Endzeit ist. Alle potenziellen Rekruten sollen nun schnell zum Kalifat eilen um noch rechtzeitig auf der richtigen Seite zu stehen und aktiv am Aufbau der wahren islamischen Gemeinschaft mitzuhelfen. Dazu wendet man sehr viele Energien darauf, auf die eigenen Taten als der Scharia gemäß zu rechtfertigen. So hat man das Kalifat nicht einfach in einem youtube-Video ausgerufen, sondern der Sprecher hat es dann noch einmal islamisch begründet. Ebenso hat man auch die Verbrennung des jordanischen Piloten oder die Wiedereinführung der Sklaverei als der Scharia gemäß zu begründen versucht. Es ist für den IS von zentraler Bedeutung, das eigene Handeln als der Religion entsprechend darzustellen.
(The Islamic State Restores the Caliphate)
(ISIS Enshrines a Theology of Rape)
(Inside The Islamic State's Apocalyptic Beliefs) (Starr Forum: The ISIS Apocalypse (entire event))
(The Virtual ‘Caliphate’: Understanding Islamic State’s Propaganda Stratgegy) (YouTube: Islamic State Propaganda: What it aims to achieve)
7. Es gelingt dem IS immer mehr Sympathien bei anderen Jihadisten-Gruppen zu wecken, die vom Erfolg des IS beeindruckt sind, ihm nacheifern und sich von der Leistung des Treueids natürlich auch finanzielle Vorteile erhoffen. Umgekehrt kann der IS durch diese Expansion auch neue Einkommensquellen erschließen und seine Schmuggel- und allgemein kriminellen Netzwerke ausbauen. Durch die Expansion nach Afghanistan z.B. könnte man ins dortige Drogengeschäft einsteigen. Durch die Expansion in weitere Gebiete in der islamischen Welt wird dazu das revolutionäre Momentum des IS aufrecht erhalten, hat man doch in Syrien und vor allem im Irak die maximale Ausbreitung erreicht, indem man praktisch alle mehrheitlich sunnitischen Gebiete erobert hat. In Syrien hat der IS aber durchaus noch Potenzial und durch die heftigen Kämpfe zwischen pro-Assad-Kräften inklusive Russland und den Rebellen ist man da in den letzten Wochen wieder langsam auf dem Vormarsch.
Am Ende muss man festhalten, dass der IS die Loyalität aller relevanten Gruppen gesichert hat und mal abgesehen von den sunnitischen Rebellen in Syrien keine echte Konkurrenz hat, die aber lieber Assad bekämpfen als den IS. Ähnlich wie vergleichbare jihadistische Gruppen, denen es gelungen war im Rahmen einer Aufstandsbewegung weite Territorien zu erobern und mit Brutalität zu halten, ist es unwahrscheinlich, dass man von indigenen Kräften besiegt wird. Vergleichbar wären die Taliban in den 1990ern bis sie 2001 von den USA besiegt wurden oder die Geschichte in Mali, als Tuareg und al Kaida/Ansar Dine weite Teile des Landes eroberten und von einer gemeinsamen Offensive aus afrikanischen und französischen Truppen wieder aus den eroberten Städten vertrieben wurden.
Dennoch sehe ich die langfristige Fähigkeit des IS skeptisch, denn auch wenn man im Jahr vielleicht Einnahmen in der Größenordnung von vielleicht 2-3 Milliarden US-Dollar im Jahr hat, ist das zwar genug um eine Armee und eine überschaubare staatliche Bürokratie zu unterhalten und es ist Lichtjahre von dem entfernt was alle anderen Jihadisten-Gruppen haben. Aber das eigene Territorium ökonomisch wirklich nach vorne bringen kann man damit nicht. Wenn man also davon ausgeht, dass der IS tatsächlich mehr oder weniger in seiner jetzigen Form bestehen bleibt, wird das so eine Art Jihad-Nordkorea werden. Eine stark militarisierte autoritäre Herrschaft mit einer ziemlich abgehobenen Ideologie, aber ohne Chance auf ökonomische und technologische Entwicklung, die vor allem dadurch überlebt, dass niemand den Müllhaufen haben will, den man regiert.
Ist natürlich auch die Frage ob die Regierungen in Damaskus und Bagdad ihrerseits wirklich motiviert wären, in die fraglichen Regionen zu investieren.
Die entscheidende Frage ist also am Ende ob es der IS doch noch schafft irgendwie eine ausländische Intervention gegen sich zu provozieren, die sie von der Macht wieder vertreibt oder ob man sich damit begnügt den IS davon abzuhalten sich in strategisch bedeutendere Gebiete auszubreiten. Und in zweiterem Falle stellt sich dann schon irgendwann die Frage ob der IS sich irgendwann in das staatliche System integriert. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein revolutionäres staatliches Projekt, als Weltrevolution gestartet, sich irgendwann als normaler Nationalstaat wiederfindet. Die Islamische Republik Iran z.B. versteht die eigene Revolution durchaus auch als weltgeschichtliches Ereignis als die Mächte des Bösen erstmals von einem Volk heldenhaft per Revolution besiegt wurden, und man hat lange versucht die eigene Revolution in der gesamten islamischen Welt zu verbreiten. Mit wenig Erfolg wie man weiß. Man hat es auch anfangs abgelehnt sich in das internationale System der Nationalstaaten anzuerkennen und sich darin zu integrieren. Aber irgendwann, nach dem Ende des Iran-Irak-Krieges, hat man doch eingesehen, dass man mit pragmatischem Vorgehen mehr erreicht und jetzt hat man sogar mit dem Erzfeind USA ein Abkommen geschlossen. Es ist vor dem Hintergrund der islamischen Überlieferung durchaus denkbar, dass der IS irgendwann beschließt, dass der revolutionäre Überschwang langsam abebbt und nun die Zeit gekommen ist mit seinen Feinden einen Waffenstillstand zu schließen, um so das Überleben des Kalifats zu sichern.
(What Should We Do if the Islamic State Wins?)
€
Der Beginn einer graduellen Anerkennung der Realitäten, wären Verhandlungen zwischen dem IS und anderen staatlichen und internationalen Akteuren humanitäre Hilfe in die vom IS beherrschten Gebiete zu liefern oder Impfkampagnen durchzuführen. Das ist in geringem Umfang bereits jetzt der Fall und ausbaufähig.
(Siehe hier, Beitrag Platon)