Es kam laut meinen Informationen bisher nur einmal wirklich zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen der YPG und der syrischen Armee, nämlich in der Region rund um Heseke und auch Qamishlo. Ansonsten gehen sich beide eher aus dem Weg. Aber von einer wirklichen Kooperation kann ja nicht die Rede sein, eher ist es der Fall das die YPG in Zusammenarbeit mit der FSA (also Assad- Gegnern) den IS bekämpfen, andere Jihadisten wie die Nusra- Front hingegen nicht. Der Konflikt könnte kaum komplizierter sein. Das einfache Freund- Feind- Schema ist in Syrien absolut nicht gegeben.
Das Verhältnis zwischen dem Assad- Clan und den syrischen Kurden ist sehr kontrovers. Hafez Assad und seine Baath- Partei waren verantwortlich für die intensive Arabisierungspolitik in Nordsyrien. Die Kurden in Syrien waren und sind größtenteils Staatenlose und wurden wie Menschen zweiter Klasse behandelt.
Auf der anderen Seite war die syrische Baath- Partei ein großer Rivale der irakischen Baath- Partei und war bereit seine Brüder im Irak zu schwächen indem man die irakischen Kurden unterstützte und ihnen ein Standbein in Syrien gewährte, natürlich unter der Bedingung das die Kurden in Syrien ruhig bleiben (und das blieben sie). Syrien hatte besonders gute Beziehungen zum ehemaligen irakischen Präsidenten Jalal Talabani, der ab Mitte der 70er Jahre die kurdische Partei PUK anführte.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Syrien waren auch niemals wirklich gut, aufgrund der territorialen Streitigkeiten zwischen beiden Staaten die schon seit den 30er Jahren existierten. Nachdem in der Türkei die anti-imperialistische und sozialistische PKK entstand war klar das der syrische Staat diese Bewegung instrumentalisieren würde. Und das taten sie auch. Dementsprechend haben die Beziehungen zwischen der PKK und dem Assad- Clan schon eine lange Geschichte. Die PKK durfte bis in die 90er Jahre in Syrien frei agieren, dafür aber musste Abdullah Öcalan die Existenz der Kurden in Syrien leugnen und auch dafür garantieren das diese nicht revoltieren. Realpolitik auf Kosten der dortigen Kurden. Später wurde die PKK von Syrien fallen gelassen, als die Türkei mit Massnahmen drohte. Von da an emanzipierten sich die syrischen Kurden und gründeten viele Parteien (natürlich im Untergrund oder im Exil). Bashar Assad folgte dem harten Kurs seines Vaters und wollte diesen sogar noch übertrumpfen.
Was oftmals vergessen wird ist nämlich das die Unruhen in Syrien schon seit 2004 begannen, jedoch nur in den Kurdengebieten, welche jedoch nicht von der PKK organisiert wurden. Als der Konflikt in Syrien immer stärker eskalierte und die syrische Armee die Kontrolle über Homs und Hama verlor sahen die Kurden ihre Chance. Die kurdische PDK und PKK versuchten das Machtvakuum zu füllen - Letztere konnte sich dann in Nordsyrien durchsetzen und seinen Ableger die PYD und dann später den militärischen Arm die YPG etablieren. Der Hauptgrund für den Aufstieg der PKK in dieser Region ist die Tatsache das viele Kurden in Syrien ursprünglich aus der Türkei stammen, denselben Dialekt sprechen, und den Kurden in der Türkei ideologisch und kulturell näher stehen.
Die PKK hatte darauf eine Art "Nichtangriffspakt" mit dem Assad- Regime ausgemacht - dafür durften syrische Soldaten und Geheimdienstler in den YPG- Gebieten verweilen. Man vertritt aber trotzdem nicht dieselbe Meinung für die Gestaltung einer neuen Levante - es ist wohl eher eine Zweckfreundschaft. Der Iran konnte sich ebenfalls mit der PKK und seinem Ableger der PJAK vorzeitig einigen (ja, da blickt niemand mehr durch) und zählt zu den Unterstützern der PKK aber auch der PUK und Gorran im Nordirak. Die PDK im Nordirak hingegen zählt zu den Gegnern dieser Koalition und unterhalten engere Kontakte zum Westen aber auch zur Türkei - aber genau dieses Verhältnis wurde letztes Jahr empfindlich angekratzt, nachdem die Türkei bereit war Jihadisten gegen die PDK auszutauschen. Die USA hatten jedoch was dagegen. Erbil wurde nicht von den Islamisten erobert.
Derzeit gibt es einen Machtkampf (wird nicht mit Waffen ausgetragen) innerhalb der Kurden, eben zwischen dem Pro- Assad, Iran, Russland- Lager und dem Pro- Westlichen- Lager. Die PDK vesuchte zeitweise auch sich in Nordsyrien zu etablieren mithilfe der ENKS, die PKK unterbindet diese Entwicklung hingegen.
Im gleichen Atemzug möchte sich die PKK im Nordirak ein Standbein aufbauen und sich in Shingal einnisten. Auch das wurde unterbunden.
Aus meiner Sicht ist es legitim das die Kurden derzeit nicht gegen Assad vorgehen, dazu hat man nicht die Mittel, aber das könnte sich auch irgendwann einmal ändern.