Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

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King Kong 2006
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(04 Sep 2016, 10:41)

Ja, sie stecken jetzt schon in derselben Situation, aber der Krieg gegen die Jihadisten ist der Grund weshalb die einfachen Menschen noch immer still halten.

Ich persönlich halte auch nicht viel von den Autokraten am Arabischen/Persischen Golf, aber man muss schon zugeben das diese im Vergleich zu den Autokraten in Südkurdistan ihre Staaten besser organisieren. Alleine die Infrastruktur spricht Bände.
Dabei muß man aber auch sagen, daß die Golfaraber des Persischen Golfes jahrzehntelange enge Wirtschaftsbeziehungen, sowie ausgezeichnete diplomatische Beziehungen mit ihren Milliarden Petro-Dollars mit dem Westen haben. Wäre ein kurdischer Staat mit ähnlichem Vermögen ausgestattet und man 50 Jahre investieren würde, dann würde das sicher auch anders aussehen. Allerdings ist vieles auch Show auf der arabischen Halbinsel.

Die Korruption in den Verwaltungsstrukturen auf der arabischen Halbinsel ist eine Katastrophe. Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum von Dubai muß persönlich Stipvisiten machen, ob überhaupt gearbeitet wird. Er kam in leere Amtstuben. Kündigungen folgten.
Dubais Scheich allein in der Beamtenstube

Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum kontrollierte überraschend seine Beamten. Die waren jedoch nicht bei der Arbeit und wurden entlassen

Der vergangene Sonntagmorgen dürfte ein eher frustrierender Tagesbeginn für Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Herrscher über das Golfemirat Dubai, gewesen sein.

Der umtriebige Wüstensohn stattete mehreren Behörden der Stadt frühmorgendliche Überraschungsbesuche ab. Eine Angewohnheit, für die der 67-Jährige bekannt und mitunter gefürchtet ist. Einige der Mitarbeiter und Behördenleiter rechneten offenbar nicht mit der Ankunft seiner Hoheit, offiziell war nämlich ein Besuch von Dubais Schulen geplant.

Aufnahmen, die vom Dubai Media Center veröffentlicht wurden, zeigen den Scheich recht verdutzt blickend in leeren Büros.
Die mutmaßlich leeren Büros offenbaren eine Haltung gegenüber Staatsposten, die im Nahen Osten nicht unüblich ist. Eine hohe Anstellung im Staatsapparat wird oft als lebenslange finanzielle Absicherung ohne wirkliche Anforderungen auf harte Arbeit angesehen. Dass Dubais Scheich persönlich Büros kontrollieren muss, um sicherzustellen, dass seine Spitzenbeamten auch arbeiten, mag aus PR-Sicht geschickt sein, offenbart aber auch eine Schwäche im Staatsapparat von Dubai.

derstandard.at/2000043584680/Dubais-Scheich-allein-in-der-Beamtenstube
Selbstverständlich sind diese Posten mit Staatsbürgern besetzt. Die Legionen von Pakistanis, Ägyptern, Bangladeschis, Indern, Südostasiaten, Türken, Iranern, Europäern und US-Amerikanern malochen dort. Sei es für einen Hungerlohn oder Spitzenverdienst. Das sind Kunststaaten, die mit Erdölgeld gesegnet sind. Und sie funktionieren nur auf diesem Niveau, weil Ausländer es möglich machen. Auf sich alleine zurückgeworfen würde es wie in den Amtsstuben aussehen. Wüst und leer.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Alter Stubentiger »

Kardux hat geschrieben:(04 Sep 2016, 10:41)

Ja, sie stecken jetzt schon in derselben Situation, aber der Krieg gegen die Jihadisten ist der Grund weshalb die einfachen Menschen noch immer still halten.

Ich persönlich halte auch nicht viel von den Autokraten am Arabischen/Persischen Golf, aber man muss schon zugeben das diese im Vergleich zu den Autokraten in Südkurdistan ihre Staaten besser organisieren. Alleine die Infrastruktur spricht Bände.
Nur da wo die reichen Araber und vermögenden Ausländer wohnen. In den ärmeren Vororten von Riad gibts nicht mal ne funktionierende Müllabfuhr.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Alter Stubentiger »

Kardux hat geschrieben:(04 Sep 2016, 07:12)

Meiner Meinung nach ist die ganze Diskussion über die Unabhängigkeit Kurdistans seitens der PDK (die Quelle die Sie verlinkt haben ist ein PDK- Medium) lediglich eine Ablenkung von den inneren Problemen. Beamte in Kurdistan haben im Jahr 2014 vier Monatsgehälter bis zum heutigen Tag nicht erhalten, ab dem Jahr 2015 wurden die Gehälter dann drastisch gesenkt (oftmals bis zu 50%) aber selbst diese Gehälter werden nicht zeitgerecht ausgezahlt. Das letzte Monatsgehalt das Beamte erhalten haben ist für den Juni 2016. Alle Projekte in Kurdistan wurden auf Eis gelegt, die Wirtschaft liegt am Boden und gleichzeitig wurden keine Massnahmen gegen die omnipräsente Korruption getätigt. Das Leben in Kurd ist wie gelähmt, hinzu kommt der Krieg gegen die Jihadisten der viele Tote und Verletzte mit sich bringt. Von einer Unabhängigkeit kann keine Rede sein, die USA haben schon vor dem Einmarsch des IS eine Absage erteilt und haben das jetzt nochmal unterstrichen, deshalb waren Vertreter der KRG auch gezwungen nach Baghdad zu gehen um die Wogen zu glätten. Die Haltung der beiden kurdophoben Staaten Iran und Türkei hat sich diesbezüglich auch nicht verändert. Kurz gesagt, das Thema der Unabhängigkeit verschafft den unfähigen und korrupten Herrschern in Kurdistan eine Atempause - nicht mehr, und nicht weniger.
Wer ist denn in dem Gebiet nicht korrupt? Realistisch gesehen funktioniert der kurdische Norden im Irak im Vergleich zum Irak selber sehr gut. Eine Unabhängigkeit ist freilich nicht durchsetzbar. Man hält mit aller Gewalt an den sinnlosen Grenzen fest die die Briten und Franzosen mit dem Lineal gezogen haben. Sinnvoll ist das nicht. Weißt du. Als die Norweger sich Anfang des vorigen Jahrhunderts vom schwedischen Staat trennen wollten haben die Schweden sie ziehen lassen. Auch da köchelte fast 100 Jahre lang ein leiser Unabhängigkeitskrieg auf kleiner Flamme. Und diese Entscheidung die Norweger ziehen zu lassen war eine Gute. Keinem ging es hinterher schlechter. Da stellt sich Frage was die Syrer, Iraker, Iraner und Türken eigentlich verlieren wenn sie die Kurden einfach gehen lassen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(04 Sep 2016, 14:24)

Wer ist denn in dem Gebiet nicht korrupt? Realistisch gesehen funktioniert der kurdische Norden im Irak im Vergleich zum Irak selber sehr gut. Eine Unabhängigkeit ist freilich nicht durchsetzbar. Man hält mit aller Gewalt an den sinnlosen Grenzen fest die die Briten und Franzosen mit dem Lineal gezogen haben. Sinnvoll ist das nicht. Weißt du. Als die Norweger sich Anfang des vorigen Jahrhunderts vom schwedischen Staat trennen wollten haben die Schweden sie ziehen lassen. Auch da köchelte fast 100 Jahre lang ein leiser Unabhängigkeitskrieg auf kleiner Flamme. Und diese Entscheidung die Norweger ziehen zu lassen war eine Gute. Keinem ging es hinterher schlechter. Da stellt sich Frage was die Syrer, Iraker, Iraner und Türken eigentlich verlieren wenn sie die Kurden einfach gehen lassen.
Ich denke das Sie mich missverstehen. Ich teile auch Ihre Meinung das die Korruption ein allgemeines Problem ist im Nahen Osten und sich die jeweiligen Völker nicht viel nehmen in der Hinsicht. Und die Korruption innerhalb der kurdischen Gesellschaft ist natürlich kein Grund um das Selbstbestimmungsrecht der Kurden zu negieren, auch nicht die Unfähigkeit der kurdischen Eliten geordnete Staatsstrukturen aufzubauen. Wenn man dieser Logik folgen würde dürfte es weltweit nur sehr wenige Staaten geben.

Nichtsdestotrotz würde ich mir in die eigene Tasche lügen wenn ich die enormen Defizite nicht ansprechen würde. Was die Eliten in Südkurdistan derzeit abziehen ist Hochverrat. Sie spielen nach Belieben mit den Reichtümern der Region während die Menschen stetig zu Grunde gehen. Dabei wird gebetsmühlenartig der heroische Kampf gegen den IS und die Revolution in den 60er, 70er, und 80er Jahren hervor gehoben um Kritiker mundtot zu machen.

Aber wie schon zuvor gesagt, rechtfertigt dies noch immer keinen Kolonialismus.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Werden die Gesellschaften - z.B. die Syriens und Iraks - durch die Art der Kriegsführung automatisiert "zerstückelt"? Sprich durch die vielen Milizen? Und die Unterstützung derer. Syrien und Irak sind Vielvölkerstaaten, mit mehreren Religionen, Konfessionen und Ethnien. Gut, das sind die Türkei und der Iran auch. Allerdings sind erstgenannte viel stärker tribalistisch organisiert. Oder in Familienclans.

Das sorgt u.a. auch dafür, daß eine unübersehbare Anzahl von Milizen in diesen Staaten agieren. Sie haben tatsächlich oft die wirkliche Macht.

Syrien-Konflikt: "Wir erleben die Milizionierung ganzer Nationalstaaten"
STANDARD: Mit dem IS gibt es einen gemeinsamen Feind. Aber selbst in dieser Situation geraten arabische Rebellen, kurdische Rebellen und die Türkei aneinander. Selbst wenn der IS eines Tages besiegt sein sollte: Gibt es dann überhaupt ein Rezept für ein friedliches Zusammenleben?

Stein: Das ist die Millionen-Dollar-Frage. Wenn man den IS "besiegt", überlässt man das Gebiet letztlich Leuten, die im Grunde nichts anderes als Warlords sind. Und all diese Warlords sind erbitterte Rivalen. Die Frage ist dann: Werden all diese Warlords gegeneinander Krieg führen? Wir erleben letztlich die Milizionierung ganzer Nationalstaaten. Ich beschuldige die USA nicht, aber wenn man sich entscheidet, in einem ausländischen Konflikt einzugreifen, ohne eigene Soldaten hinzuschicken – das ist übrigens die intelligente Variante –, trägt man zu einer solchen Entwicklung bei. In Syrien sind mittlerweile so viele internationale Akteure involviert, und das Land wurde mit so unglaublich vielen Waffen überschwemmt, dass Milizen das Sagen haben werden – egal was passiert.

derstandard.at/2000043835342/Syrien-Konflikt-Wir-erleben-letztlich-die-Milizionierung-ganzer-Nationalstaaten
Wie soll sich da, nicht nur der Form nach, ein Nationalstaat halten bzw. etablieren? (Bis dato z.B. durch totalitäre Führer) Eigentlich betonen die beteiligte Mächte drumherum die Integrität nur aus dem Grund, weil sie sonst fürchten noch viel mehr Krisen, Konflikte und Probleme zu bekommen. Nüchtern betrachtet ist das stoische Festhalten nicht unbedingt logisch.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Nicht wirklich überraschend.
CIA-Chef hat Zweifel, ob Irak und Syrien je wieder funktionieren

Ich weiß nicht, ob man Syrien und den Irak wieder zusammenfügen kann", sagte der CIA-Chef John Brennan zum Militär-Blatt "CTC Sentinel"

Bagdad/Damaskus/Washington – Die staatlichen Strukturen in den arabischen Krisenländern Irak und Syrien könnten nach Einschätzung von US-Geheimdienstchef John Brennan irreparabel zerstört sein. "Ich weiß nicht, ob man Syrien und den Irak wieder zusammenfügen kann", sagte Brennan, der dem US-Auslandsgeheimdienst CIA vorsteht, in einem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Interview.

"Ich habe Zweifel, ob wir zu meinen Lebzeiten noch die Etablierung von Zentralregierungen, die in diesen beiden Ländern einigermaßen ordentlich regieren können, sehen werden." In dem Gespräch mit der Fachpublikation "CTC Sentinel", die von der Militärakademie West Point herausgegeben wird, verwies der CIA-Direktor auf "all das Blutvergießen, all die Zerstörung, die vielen anhaltenden brodelnden Spannungen und religiösen Verwerfungen".

Vorstellen könne er sich, dass sich in diesen Ländern autonome Regionen etablierten, wie es bereits in den syrischen und irakischen Kurdengebieten geschehen sei, sagte Brennan. Der CIA-Chef berichtete in dem Interview auch von der zunehmenden Expansion der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ins südarabische Bürgerkriegsland Jemen. Dort sei eine zunehmende Zusammenarbeit des IS mit etablierten Verbänden des Terrornetzwerks Al Kaida zu beobachten. "Wir sehen das nun im Jemen: Es gibt Anzeichen, dass sie in der Tat zusammenarbeiten", sagte Brennan. Kerngebiet des IS sind der Irak und Syrien.

derstandard.at/2000044106129/CIA-Chef-hat-Zweifel-ob-Irak-und-Syrien-je-wieder
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Audi »

ach vorher konnte man sich da keine Gedanken machen? lol
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Fuerst_48 »

Wenn es einen solchen Zerfall geben sollte, wären die KURDEN die ersten, die ein Staatsgebiet bitter nötig hätten.
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King Kong 2006
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

"Rojava" - "Westkurdistan" eine realistische Möglichkeit?

Die USA sind in einem Dilemma.
Seit zwei Jahren kämpfen die Milizionäre der kurdischen Kaderpartei PKK, die mit einer verwirrenden Zahl von Ablegern wie der YPG, YPJ und SDF (mit einer kleinen Zahl arabischer Kämpfer) in Syrien Vielfalt suggeriert, mit Verve gegen den IS. Die Sympathien der Welt waren ihnen sicher, als sie gegen die 2014 noch übermächtigen Dschihadisten die Kurdenstadt Kobane verteidigten. Unter den Augen der türkischen Armee auf der anderen Seite der Grenze, die keinen Finger rührte. Ankara ließ stattdessen jahrelang den IS fast unbehelligt in der Türkei und an ihrer Grenze gewähren.

Die USA entdeckten in den Kurden Verbündete nach ihrem Geschmack: keine Islamisten, sondern brennende Nationalisten, in deren Reihen auch Frauen Waffen tragen und die gar nicht gegen die Assad-Diktatur, sondern nur gegen den IS zu Felde ziehen wollten. Das ging gut, solange sie ihre eigenen, kurdischen Ortschaften freikämpften. Doch in Nordsyrien siedeln die Kurden seit Ewigkeiten vor allem in den drei weit auseinanderliegenden Bezirken Afrin, Kobane, Qamischli, zwischen denen arabische Städte und Dörfer liegen.

Aus drei räumlich isolierten "Kantonen" aber ließe sich nur schwerlich der Staat "Rojava", West-Kurdistan, formen, den die PKK/YPG aus Nordsyrien herauslösen will. Also müssen die Gebiete dazwischen eingenommen werden.

In Tall Rifaat vertrieben die Kurden nicht den IS, sondern die Bewohner

Und damit begannen die Probleme: Schon im Februar 2016 eroberten die kurdischen Truppen die Kleinstadt Tall Rifaat nördlich von Aleppo. Allerdings vertrieben sie hier nicht den IS, der gar nicht da war, sondern die Bewohner, die seit Anfang 2014 alle Attacken des IS zurückgeschlagen hatten.
Aber so, wie die USA die Kurdenpartei benutzen wollten, benutzte diese die USA. Und tat exakt das Gegenteil, marschierte gen Norden auf Jarablus zu, die nächste arabische Stadt, die vom IS besetzt war. Was folgte, waren der Einmarsch der türkischen Armee in Syrien, die Flucht des IS aus Jarablus und Verwirrung in Washington: Vizepräsident Joe Biden versicherte der Türkei amerikanische Unterstützung. Brett McGurk, US-Sonderbeauftragter für die internationale Anti-IS-Allianz, pries die Kurden.
Internetcafés geschlossen, neue Lehrer eingestellt

Doch dem ist nicht so. Mehrere Zeugen in der Stadt geben an, dass ortsfremde kurdische Einheiten ihre Stellungen ausbauen, ebenso hat der berüchtigte Partei-Geheimdienst "Assaish" sich dort eingerichtet. Auf einer Pressekonferenz versicherte YPG-Sprecher Redur Khalil am Dienstag, seine Partei habe nach der Befreiung von Manbidsch die Macht an den "Militärrat" der Stadt übergeben. Allerdings verschwieg er, dass die YPG diesen Rat aus handverlesenen Mitgliedern selbst mitgebracht hatte, während sie den gewählten Vertretern der Stadt die Rückkehr verweigert. "Sie besetzen einfach die Häuser von Rebellen oder Ratsleuten", so ein Bewohner, der aus Angst seinen Namen nicht nennen mag, "oder sie schmeißen die Bewohner raus, um dort ihre Kämpfer unterzubringen."

Drei Internetcafés, die nach der Vertreibung des IS aufgemacht hatten, seien bereits wieder geschlossen worden. An den Schulen sollen in den kommenden Wochen vor allem neue kurdische Lehrer anfangen. Junge Männer und Frauen aus der kleinen kurdischen Minderheit von Manbidsch, die sich nicht der Kurden-Miliz anschlössen, würden bedroht, ihre Familien müssten sonst 1000 Dollar zahlen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 11703.html
Macht man nicht so einen neuen Staat?
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(11 Sep 2016, 09:55)

"Rojava" - "Westkurdistan" eine realistische Möglichkeit?

Die USA sind in einem Dilemma.







Macht man nicht so einen neuen Staat?
Der ganze Artikel verschweigt die Tatsache das weite Teile Nordsyriens arabisiert wurden, und zu Zeiten der Osmanen siedelte man turkophile Völker an. Hinzu kommen natürlich die vielen Christen die den Völkermord überlebt haben und im heutigen Syrien eine neue Heimat gefunden haben. Auch viele yezidische Kurden fanden damals Zuflucht im heutigen Syrien. Von einem homogenen Gebiet kann gar keine Rede sein, aber Fakt ist das orientalische Christen und Kurden in den letzten zwei Jahrhunderten demographisch verdrängt wurden. Das gilt nicht nur für Syrien.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(11 Sep 2016, 17:24)

Der ganze Artikel verschweigt die Tatsache das weite Teile Nordsyriens arabisiert wurden, und zu Zeiten der Osmanen siedelte man turkophile Völker an. Hinzu kommen natürlich die vielen Christen die den Völkermord überlebt haben und im heutigen Syrien eine neue Heimat gefunden haben. Auch viele yezidische Kurden fanden damals Zuflucht im heutigen Syrien. Von einem homogenen Gebiet kann gar keine Rede sein, aber Fakt ist das orientalische Christen und Kurden in den letzten zwei Jahrhunderten demographisch verdrängt wurden. Das gilt nicht nur für Syrien.
Das mag stimmen. Nur das Problem heutzutage ist, daß eine "Korrektur" für die Betroffenen oft genauso schwer hinzunehmen ist, wie seinerzeit. So gesehen, um den Zeitraum von 200 Jahren zu nehmen, müsste man so einige Grenzen überschlagen. Israels, der Türkei, Irans, Russlands, um in der Ecke zu bleiben.

Das die Kurden versuchen jetzt soviel zu schaffen, wie möglich erscheint logisch. Aber das geht dann auch mit ähnlich rechten Dingen zu, wie damals.

Die Türkei und vermutlich auch Syrien versuchen die Schließung des kurdischen Territoriums zu verhindern. Die USA scheint mitzumachen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von bennyh »

Fuerst_48 hat geschrieben:(09 Sep 2016, 11:32)
Wenn es einen solchen Zerfall geben sollte, wären die KURDEN die ersten, die ein Staatsgebiet bitter nötig hätten.
Das Problem ist, dass die Kurden ebenfalls in der Türkei, im Irak und Iran siedeln und diese Staaten werden es mit aller Macht zu verhindern versuchen, dass ein Kurdenstaat in Syrien entsteht, da dieser dazu führen würde, dass kurdische Rufe nach Unabhängigkeit in besagten Staaten deutlich lauter würden.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von bennyh »

King Kong 2006 hat geschrieben:(09 Sep 2016, 07:53)

Nicht wirklich überraschend.

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CIA-Chef hat Zweifel, ob Irak und Syrien je wieder funktionieren

Ich weiß nicht, ob man Syrien und den Irak wieder zusammenfügen kann", sagte der CIA-Chef John Brennan zum Militär-Blatt "CTC Sentinel"

Bagdad/Damaskus/Washington – Die staatlichen Strukturen in den arabischen Krisenländern Irak und Syrien könnten nach Einschätzung von US-Geheimdienstchef John Brennan irreparabel zerstört sein. "Ich weiß nicht, ob man Syrien und den Irak wieder zusammenfügen kann", sagte Brennan, der dem US-Auslandsgeheimdienst CIA vorsteht, in einem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Interview.
Wie hat man eigentlich gemeinläufig die Situation während des Bürgerkriegs im Libanon eingeschätzt? Es hat zwar 15 Jahre gedauert, aber das Land hat ja auch wieder zusammengefunden. War man damals in Washington und co. der Meinung, das Land würde zerbrechen oder hat daran damals kaum jemand geglaubt?
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

bennyh hat geschrieben:(13 Sep 2016, 11:18)

Wie hat man eigentlich gemeinläufig die Situation während des Bürgerkriegs im Libanon eingeschätzt? Es hat zwar 15 Jahre gedauert, aber das Land hat ja auch wieder zusammengefunden. War man damals in Washington und co. der Meinung, das Land würde zerbrechen oder hat daran damals kaum jemand geglaubt?
Kann ich so nicht beantworten.

In Jordanien finden Wahlen statt. Dabei die Muslimbrüder.
Jordanische Wahl dreht sich um die Muslimbrüder

Amman/Wien – Dass eine islamistische Partei vor Wahlen nicht mit "Islam" wirbt, sondern mit "Reform", ist an sich nicht so außergewöhnlich: Aber bei der jordanischen Muslimbruderschaft, die sich am nächsten Dienstag den Parlamentswahlen im haschemitischen Königreich stellt, hat sich in den vergangenen Jahren tatsächlich einiges verändert. Die Frage, wie die Muslimbrüder abschneiden werden – ob und mit wie vielen Mandaten sie die stärkste Gruppe im Parlament werden -, scheint Jordanien-Analysten rund um die Wahlen am meisten zu beschäftigen.

Dabei gibt es diese Muslimbruderschaft genau genommen gar nicht mehr. Vergangenen April schlossen die Behörden deren Büros, beschlagnahmten ihr Vermögen und erkannten eine Muslimbrüder-Abspaltung als die legale Muslimbruderschaft an (unter dem Namen Muslimbruderschaft-Gesellschaft). Legal ist jedoch auch weiterhin der politische Arm der "alten" Muslimbrüder, die Islamische Aktionsfront (IAF), ein starker Spieler in der jordanischen Politik, der jedoch die Wahlen 2010 und 2013 boykottierte.

Nach einer einschneidenden Wahlrechtsreform nimmt die IAF nun wieder an den Wahlen teil, aber, was viele überraschte, mit einer erweiterten Plattform als "Nationale Allianz für Reform" (NAR). Für fast alle Wahlbezirke hat die NAR Listen aufgestellt, auf denen sich auch Unabhängige, Frauen und Christen finden.

derstandard.at/2000044445996/Jordanische-Wahl-dreht-sich-um-die-Muslimbrueder
Jordanien scheint trotz vieler in der Grundstruktur des Staates verankerten Probleme und in der Nachbarschaft noch recht stabil.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

In Jordanien sind drei US-Soldaten auf einer Basis getötet worden.
Army identifies three Special Forces soldiers killed in Jordan

The three service members killed Friday in Jordan were Green Berets from 5th Special Forces Group, the Army announced Sunday.

https://www.armytimes.com/articles/army ... -in-jordan
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Wird der Staat Syrien bereits neu strukturiert?
Russia, Turkey, and Iran are reportedly discussing splitting Syria into three autonomous sub-states in a final deal to end the ongoing Syrian civil war, Reuters reports.

The three sub-states would be regionally autonomous and nominally remain under the power of a federal administrative system. This federal system would retain Syrian President Bashar Al-Assad in the beginning, before a less divisive figure took the helm. Assad’s religious sect, Shiite Alawites, would remain in charge of the federal system and have their own zone of influence under the terms of the deal.
Turkey wants to deny Syria’s Kurdish minority a de-facto state on its border, whom they regard as an existential threat on the same level with the Islamic State. Iran wants to retain a friendly Shiite ally along its border, and remains invested in Assad’s leadership. Russia conversely backs Assad but ultimately wants to retain its basing rights in Syria, and broker a successful deal to signal leadership role in world affairs.

Read more: http://dailycaller.com/2016/12/28/russi ... z4UErS9Acv
Spannend wird die kurdische Frage werden.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Audi »

Dann müsste sich Erdogan mit den USA direkt anlegen. Ob er das wagt? Die IS Beweise gegen die USA von Erdogan kommen ja nicht aus heiterem Himmel
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Audi hat geschrieben:(29 Dec 2016, 15:52)

Dann müsste sich Erdogan mit den USA direkt anlegen. Ob er das wagt? Die IS Beweise gegen die USA von Erdogan kommen ja nicht aus heiterem Himmel
Wichtig werden vor allen Dingen Arrangements mit Moskau sein. Ob, wie und wo dort ein kurdischer "substate" entsteht ist nicht unwesentlich von Russland abhängig. Und vom Iran, der auch kein Interesse hat. Weil sie die beiden sind, die dort vor Ort gestalten können. Der Iran wird politisch kein Problem sein. Russland wird sicher irgendwie und irgendwo ein Entgegenkommen der Türkei wünschen, wenn man sich nicht zu sehr für einen kurdischen Teil stark machen soll.

Im wesentlichen geht es wie so oft nicht um die vordergründigen Geschehnisse. Sondern was nützt es mir? Umsonst ist in Syrien da keiner. ;)

Natürlich ist es im Interesse der USA und Israels das es dort ein kurdisch verwaltetes Gebiet gibt. Ich denke, daß das auch kaum zu verhindern ist.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Audi »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Dec 2016, 15:58)

Wichtig werden vor allen Dingen Arrangements mit Moskau sein. Ob, wie und wo dort ein kurdischer "substate" entsteht ist nicht unwesentlich von Russland abhängig. Und vom Iran, der auch kein Interesse hat. Weil sie die beiden sind, die dort vor Ort gestalten können. Der Iran wird politisch kein Problem sein. Russland wird sicher irgendwie und irgendwo ein Entgegenkommen der Türkei wünschen, wenn man sich nicht zu sehr für einen kurdischen Teil stark machen soll.

Im wesentlichen geht es wie so oft nicht um die vordergründigen Geschehnisse. Sondern was nützt es mir? Umsonst ist in Syrien da keiner. ;)

Natürlich ist es im Interesse der USA und Israels das es dort ein kurdisch verwaltetes Gebiet gibt. Ich denke, daß das auch kaum zu verhindern ist.
doch es ist zu verhindern. Wenn SAA ihre Regionen zurück erobern und Moskau und Iran UND die Türkei hinter sich haben, kann man nicht mehr viel tun. Wer soll denn da was tun? Mit was
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Adam Smith »

Audi hat geschrieben:(29 Dec 2016, 16:15)

doch es ist zu verhindern. Wenn SAA ihre Regionen zurück erobern und Moskau und Iran UND die Türkei hinter sich haben, kann man nicht mehr viel tun. Wer soll denn da was tun? Mit was
Die USA sind mit Waffen und Soldaten in Syrien. Aus dem Grund tobt doch Erdogan. Die Türkei ist ja erst dann in Syrien einmaschiert als der IS geschwächelt hat. Und nun treffen die dort auf US-Soldaten und können dann nicht alles tun lassen was sie so gerne möchten.
Zuletzt geändert von Adam Smith am Do 29. Dez 2016, 16:53, insgesamt 1-mal geändert.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Audi »

Adam Smith hat geschrieben:(29 Dec 2016, 16:51)

Die USA sind mit Waffen und Soldaten in Syrien. Aus dem Grund tobt doch Erdogan.
und wenn sich alle verbünden kann die USA auch nicht mehr viel machen. Ob überhaupt trump will
Adam Smith
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Adam Smith »

Audi hat geschrieben:(29 Dec 2016, 16:52)

und wenn sich alle verbünden kann die USA auch nicht mehr viel machen. Ob überhaupt trump will
Die Chinesen, Russen, Iraner, Iraker und Syrier mögen Erdogan nicht.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Audi »

Was meinst du wie schnell die ihn mögen wenn er was richtig gutes zu bieten hat. Es gibt keine Freunde nur Interessen
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Audi hat geschrieben:(29 Dec 2016, 16:15)

doch es ist zu verhindern. Wenn SAA ihre Regionen zurück erobern und Moskau und Iran UND die Türkei hinter sich haben, kann man nicht mehr viel tun. Wer soll denn da was tun? Mit was
Faktisch ist es bereits im Irak und Syrien so.
Rojava

Hauptstadt Qamischli

Regierungsform Demokratischer Konföderalismus

Einwohnerzahl 4,6 Millionen (Schätzung 2014)[1]

Als Rojava (Aussprache: j = [ʒ]; kurdisch رۆژاڤایا کوردستانێ, Rojavaya Kurdistanê; arabisch كردستان السورية, DMG Kurdistān as-sūriyya), auf Deutsch Rodschawa[3] oder Westkurdistan, werden von kurdischen Organisationen die de facto autonomen kurdischen Siedlungsgebiete in Syrien bezeichnet. Am 17. März 2016 rief eine Versammlung von kurdischen, assyrischen, arabischen und turkmenischen Delegierten die autonome Föderation Nordsyrien – Rojava aus, bestehend aus den drei Kantonen Rojavas. Rojava ist völkerrechtlich nicht anerkannt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rojava
Ein kurdischer Staat ist natürlich etwas anderes. Aber ich glaube nicht, daß die syrische Staatsgewalt faktisch irgendetwas in Rojava zu sagen hat. Ich glaube auch kaum, daß Russen oder Iraner aktiv dort kämpfen würden. Somit ist dieser "substate" im Grunde genommen schon "weg". Wie die KRG im Irak. Solange die beteiligten Mächte Syrien und Irak noch als Staaten erhalten wollen, ist eine völkerrechtlich anerkannter Staat Kurdistan schwer zu verwirklichen. Falls sich die kurdischen Fraktionen überhaupt untereinander einigen können. Aber sie sind jetzt schon praktisch selbstverwaltend. Sollte sie ernsthaft in Bedrängnis geraten, wird wohl die USA aktiv werden. Falls unrealistischerweise Russland dagegen marschiert, wird die USA nur an anderen Schrauben drehen, damit Russland das merkt. Das muß nicht in der Region sein. Moskau wird sich dann fragen, ob sich das für die Landstriche lohnt... Zumal Russland ein Kurdistan gar nicht so unsympathisch ist. Damit kann man die Türkei ärgern. Und sich wieder als wichtiger Macher und Beschützer aufstellen und demonstrieren. Der Iran verhält sich auch ambivalent. Ein Kurdistan wird abgelehnt. Die Integrität Syriens und Iraks beschworen. Was logisch ist, daß der Iran selbst eine kurdische Minderheit hat und natürlich mehr Einfluß, wenn die Staaten erhalten bleiben. Da man in Damaskus und Bagdad quasi mittlerweile fast wie zuhause ist. Teheran war eines der ersten, wenn nicht der erste, der der irakischen KRG beigesprungen ist, als der IS marschierte.

Wenn die Türkei gekonnt hätte, dann gäbe es kein KRG und kein Rojava. Das maximale mit großer Kraftanstrengung ist das Gebiet, daß sie mit verbündeten Milizen schnell noch besetzen konnten, um einen weiteren Zusammenschluß der kurdischen Gebiete zu verhindern.

Aufgrund dieser Vorraussetzungen gehe ich davon aus, daß eine Entwicklung der kurdischen Gebiete nicht wirklich aufzuhalten ist. Zuerst gabs nichts. Dann die KRG, dann Rojava. Alle die damit ein Problem haben, konnten dies nicht verhindern. Vielleicht abbremsen, wer weiß, vielleicht gäbe es dann schon ein Kurdistan.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Audi »

Türkei wird dennoch nicht einfach nur zu schauen. Interessanteste hier ist nunmal nicht UISA und Russland sondern Türkei und USA. Beide NATO Mitglieder und massiv Interesse dort
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Umwälzungen und neue Entwicklungen?

Für Saudi-Arabien brechen Umwälzungen an. Der riesige Sozialstaat (gilt natürlich nicht für die Gastarbeiter dort) kann so nicht mehr funktionieren. Außenpolitisch gab es zudem in Syrien und im Jemen Niederlagen. Man könnte meinen, das wäre nicht so schlimm. Aber ein ins Rollen kommender Staat Saudi-Arabien auf der Arabischen Halbinsel ist regional und darüberhinaus wirkmächtig. Andererseits könnte es Zeit werden, daß sich etwas ändert. Welcher Staat hat schon den Namen der herrschenden Sippe heutzutage? Vereinigte Staaten von Trump oder Merkelland wären doch auch komisch.
Saudi-Arabien stellt die Weichen zwischen Wandel und Untergang

Finanzielle Schwierigkeiten, ein politisches Fiasko in Syrien und ein militärisches im Jemen: Das Königreich durchlebt eine Krise

Riad/Wien – Nicht das Kriegsland Syrien, nicht die Zukunft des Palästinenserstaats, nicht, was das neue Jahr und ein US-Präsident Donald Trump für den Atomdeal mit dem Iran bringen werden, war der häufigste Gegenstand der Betrachtungen von Nahostexperten zur Jahreswende. Nein, es war Saudi-Arabien, und in den allermeisten Fällen hatten die Analysen einen klaren negativen Drall: "2017, eine saudische existenzielle Krise" titelt etwa Madawi Al-Rasheed von der Londoner School of Econonics ihren Artikel. "Ein Jahr, das Saudi-Arabien vergessen möchte" überschreibt der ehemalige US-Regierungsberater Bruce Riedel einen Jahresrückblick, und der Nahostblogger James M. Dorsey kombiniert beides: "Sie glauben, dass 2016 ein hartes Jahr für Saudi-Arabien war? Warten Sie auf 2017!"

Was ist geschehen? Wie kommt es, dass sich Saudi-Arabien plötzlich aus der politischen Komfortzone hinausbewegt, in der es trotz aller lauter werdenden Systemkritik von außen noch immer verortet wurde?

derstandard.at/2000050323108/Saudi-Arabien-stellt-die-Weichen-zwischen-Wandel-und-Untergang
In diesem Zusammenhang könnte man sich dies nochmal zur Gemüte führen.
Plans for Redrawing the Middle East: The Project for a “New Middle East”

http://www.globalresearch.ca/plans-for- ... -east/3882
Saudi-Arabien ist auch nicht gerade ein alt gewachsener Staat, mit besonderer Identität. Kurdistan, der sogenannte schiitische Halbmond. Zumindest den Ideen sind keine Grenzen gesetzt.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Staat Irak.
Barzani stellt staatliche Einheit Iraks infrage

Präsident der Autonomen Region Kurdistan für Referendum

Der irakische Kurdenführer Massud Barzani will mit einem Referendum die Loslösung der Kurden-Gebiete aus dem Irak befördern. Im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Paywall) wies Barzani Einwände aus Teheran und Ankara zurück: "Das ist eine interne Angelegenheit zwischen uns und Bagdad, die nichts mit Iran und der Türkei zu tun hat." Ein Referendum abzuhalten sei "ein natürliches, gottgegebenes Recht des Volkes in Kurdistan". Die Tage des Irak als Staat mit einer starken Zentralregierung seien vorbei. "Es geht um Selbstbestimmung", sagte Barzani. (APA, dpa, 24.2.2017)

derstandard.at/2000053161808/Barzani-stellt-staatliche-Einheit-Iraks-infrage
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Ich greife den Beitrag mal hier auf.
Kardux hat geschrieben:(25 Feb 2017, 22:02)

Der Iran darf sich über kurz oder lang auf einen heftigen Partisanenkrieg mit den Kurden gefasst machen. Die Belutschen werden dann gewiss mitziehen.
Das ist im Iran ja nicht unbekannt. Natürlich gab und gibt es im Iran auch militärische Auseinandersetzungen mit kurdischen Gruppen wie der PKK/PJAK. Das gibt es ja nicht nur in der Türkei. Die Situation mit den Belutschen ist bekannt. Allerdings ist ein wesentliches Element bei den Belutschen Kriminialität. Im Rahmen des Goldenen Halbmonds. Das Problem hat auch Pakistan auf der anderen Seite. Die Mauer die der Iran errichtet hat, soll dazu dienen, wie die geplante von Trump gegen Mexiko, "Probleme" draussen zu halten. Die Bewegungen der Belutschen sind mafiöser Art und im sunnitischen Extremismus zu finden. Sie sind weitaus weniger in nationaler Bewegung basierend als bei den Kurden.
Die Frage ist wer bereit ist die Kurden im Iran tatkräftig zu unterstützen. Und je mehr der Iran seinen schiitischen Halbmond ausbaut und festigt desto verzweifelter könnten die Verlierer dieser Politik (sunnitischen Araber) werden.
Die kurdische KDP und PKK/PJAK soll ja angeblich - laut Teheran - u.a. von Saudi-Arabien unterstützt werden. Ankara meint auch von den USA und Israel. Die israelischen Kontakte zu Terrorgruppen bei den Belutschen soll sogar die USA verärgert haben.
Wenn der Stein erst einmal zum Rollen gebracht wird kann sich der Iran auf syrische Verhältnisse gefasst machen. Bei einer eventuellen Schwächung der iranischen Streitkräfte würden sogar die Turkvölker im Iran (auch wenn sie derzeit Macht besitzen) in den Startlöchern sitzen. Ich möchte da nur an das Jahr 1946 erinnern, als die Azeris sich für knapp ein Jahr vom Iran loslösten.


Der Iran hat natürlich Potential zu einem Bürgerkrieg. Kurioserweise hat es noch keinen in dieser Form, daß der Iran zersprengt wird gegeben. Selbst unter widrigsten Umständen. Wie im Irak-Iran Krieg. Sogar die iranischen Araber hielten zum Iran und kooperierten nicht mit dem Araber Saddam. Die Kurden Iraks waren Verbündete Irans. Die Gefahr besteht trotzdem. Die Grenzen Irans haben sich seit Jahrtausenden verändert. Warum sollte damit Schluß sein? Allerdings, auch wenn es kurios klingt, diese Gefahr wird sogar von den USA sehr ernst genommen. Eine Kriegszone Iran ist sicher das letzte was "man" dort will. Auch die USA. Vom Nachbar Russland zu schweigen. Auch die anderen Nachbarn wollen das nicht wirklich. Der Kosten/Nutzen Faktor stimmt da überhaupt nicht. Deshalb haben die USA es auch nicht gewagt, als einer der maßgeblichen Gründe, den Iran durch Krieg ins Rotieren zu bringen.

Als in der Türkei quasi ein Bürgerkrieg tobte, vor kurzer Zeit, in den kurdischen Städten, ist niemand den Kurden zur Hilfe gekommen. Weder politisch, noch militärisch. Die TSK konnte dort wüten. Alles andere hätte wohl keinen Sinn gemacht. Eine kaputte Türkei? Wer hat etwas davon? Außer den kurdischen Gruppen. Auch da, seien wir ehrlich, gibt es keine einheitliche Meinung. Lieber in einer Türkei oder Iran wohnen, trotz Einschränkungen, oder in einer Bürgerkriegszone? Nicht jeder Kurde favorisiert die harte Tour.
Die Kurden zumindest sind geduldig.
Die Iraner als Ganzes sind gewohnt in langen Zeiträumen zu denken. Rückwärts- wie Vorwärts. ;)

Kurzum, natürlich ist Potential für separatistische Bewegungen im Vielvölkerstaat Iran. Ob, wann oder wie wird sich zeigen. Im übrigen, auch ein möglicher kurdischer Staat kann in sich bis zum Bürgerkrieg zerstreitten. Siehe z.B. die kurdische Autonomiebehörde im Irak.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Das ist im Iran ja nicht unbekannt. Natürlich gab und gibt es im Iran auch militärische Auseinandersetzungen mit kurdischen Gruppen wie der PKK/PJAK. Das gibt es ja nicht nur in der Türkei. Die Situation mit den Belutschen ist bekannt. Allerdings ist ein wesentliches Element bei den Belutschen Kriminialität. Im Rahmen des Goldenen Halbmonds. Das Problem hat auch Pakistan auf der anderen Seite. Die Mauer die der Iran errichtet hat, soll dazu dienen, wie die geplante von Trump gegen Mexiko, "Probleme" draussen zu halten. Die Bewegungen der Belutschen sind mafiöser Art und im sunnitischen Extremismus zu finden. Sie sind weitaus weniger in nationaler Bewegung basierend als bei den Kurden.
Die PJAK ist, wie Sie bereits angedeutet haben, ein Ableger der PKK und hat in Ostkurdistan (kurdischen Siedlungsgebiete im Iran) nicht die nötige Basis um einen großangelegten Partisanenkrieg gegen die iranische Armee zu führen. Seitdem die PKK und ihre Ableger im Irak und in Syrien vom Iran unterstützt werden, hat sich der Widerstand der PJAK (=PKK-Ableger in Ostkurdistan) sowieso erübrigt - zumindest vorerst. Nein, ich sprach nicht von einem Widerstand der von der PKK geführt wird, sondern von den alteingesessenen Parteien in Ostkurdistan (PDK-I und Komala). Aber auch die Ostkurden wissen, dass erst einmal der IS in Syrien und im Irak besiegt werden muss.

Zu den Belutschen:

Der Hang zum sunnitischen Extremismus ist gewiss gegeben, aber die Belutschen im Iran so konsequent zu kriminalisieren ist mehr als nur tendenziös und sehr IRI-lastig. Die iranische Regierung wirft ja auch den Ostkurden eine Tendenz zur Kriminalität vor, weil viele Menschen in Ostkurdistan vom Schmuggelhandel leben. Was sollen die Menschen vorort denn sonst tun? Dasselbe gilt doch auch für die Belutschen. Ihre Siedlungsgebiete werden ausgebeutet und Investitionen in diese Regionen konsequent abgelehnt.
Gewiss sind die Belutschen im Iran nicht mit den Kurden zu vergleichen, weil es an der Masse fehlt. Nichtsdestotrotz wäre es auch für den Iran sehr schwer gleichzeitig im Westen und im Osten Revolten niederzuschlagen, sofern diese groß angelegt sind.

Interessant bei den Belutschen ist, dass ihre Befreiungsbewegungen in Pakisten alles andere als islamistisch eingestellt sind. Im Iran wo Sunniten eingeschränkt sind ist die Konstellation eben eine andere.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die kurdische KDP und PKK/PJAK soll ja angeblich - laut Teheran - u.a. von Saudi-Arabien unterstützt werden. Ankara meint auch von den USA und Israel. Die israelischen Kontakte zu Terrorgruppen bei den Belutschen soll sogar die USA verärgert haben.
PJAK wurde vor einigen Jahren (als sie noch aktiv gegen Tehran vorgingen) von den USA und Israel unterstützt, aber nicht wirklich nennenswert. Das Saudi Arabien PJAK unterstützt haben soll ist mir nicht bekannt. Wie gesagt, das Thema ist vorerst sowieso vom Tisch. Derzeit ist die PKK mit seinen Ablegern in Syrien und im Irak im "iranisch-schiitischen Lager". Die KDP pflegt gute Beziehungen zu den Golfarabern aber auch zur Türkei. Von einer wirklichen Unterstützung Saudi Arabiens kann jedoch keine Rede sein, zumindest nicht militärisch. Aber genau dies könnte sich noch ändern. Das saudische Konsulat in Erbil, dass erst 2016 eröffnet wurde, ist in dem Zusammenhang erwähnenswert. Gleichzeitig haben ostkurdische Rebellenführer und ihre Anhänger in der KRG Zuflucht gefunden. Dort organisieren sie sich derzeit.

Ein ehemaliger jordanischer Minister meint hierzu:
Jordan's Ex-Minister Urges Arabs to Support Kurdish Statehood

Saleh al-Qallab believes a Kurdish state will end Iran's encroachments in the regionArab nations should not look at the Kurdistan Region's demand for independence with suspicion as the time for the Kurdish nation to achieve their right has approached, said the former media minister of Jordan.

In an article published on Thursday in the London-based Arabic Sharq al-Awsat newspaper, Saleh al-Qallab wrote that considering the recent developments in the region, the Arabs "as a nation brother to the Kurdish nation" should support the Kurds for achieving statehood.

Qallab explained why the Arab nations have no option but to do so in order to end the Iranian regime's ambitions to expand its authority over the countries in the region through Iraq and Syria.

Qallab described the current Iraqi VP and former prime minister Nouri al-Maliki "the deputy" for the Iranian regime who resorts to any means to return to power as PM.

According to Qallab, to reach his aim, Maliki depends on tens of sectarian organizations, some of which embedded in the Shi'ite Popular Mobilization Forces which are "under the command of Iranian commander Qasem Suleimani."

As Iranians fear the creation of a Kurdish state in Iraq may incite the Kurdish people within Iran's territories, they oppose Kurdistan Region President Masoud Barzani who heads the campaign for a Kurdish state, Qallab wrote.

He continued by saying that Barzani has vowed to declare independence if Maliki returns to power and should this happen "Arabs must not stand still about this move as Mahabad Republic will repeat itself and this time in a more serious way."

"Then the Iranians will get busy sorting out their own issues and their encroachment in the region will end."

On August 16,1945 Republic of Mahabad was declared in the city of Mahabad. The Kurdish state was dismantled 11 months later after the Iranian army suppressed the revolutionaries.
http://www.basnews.com/index.php/en/new ... ast/329311

Viele Alternativen haben die sunnitischen Araber derzeit wahrlich nicht. Fest steht, dass man sich in Erbil auf kommende Auseinandersetzungen mit schiitischen Milizen gefasst macht - das wird der nächste Konflikt werden.
King Kong 2006 hat geschrieben:Der Iran hat natürlich Potential zu einem Bürgerkrieg. Kurioserweise hat es noch keinen in dieser Form, daß der Iran zersprengt wird gegeben. Selbst unter widrigsten Umständen.
Der Iran wurde 1946 "zersprengt". Und das kann wieder geschehen, weil das Potential, wie Sie bereits sagten, gegeben ist.
King Kong 2006 hat geschrieben:Wie im Irak-Iran Krieg. Sogar die iranischen Araber hielten zum Iran und kooperierten nicht mit dem Araber Saddam.
Natürlich hielten die Araber im Iran nicht zu Saddam. Immerhin sind die Araber im Iran größtenteils Schiiten, speziell in Ahwaz. Genau dieses Gebiet war Saddams Hauptaugenmerk. Unter den schiitischen Araber ist der ethnisch-motivierte Nationalismus nicht erkennbar, das gilt natürlich nicht nur für die Araber im Iran. Die Schiiten in Baghdad sind hier ein gutes Beispiel. Ohne lange zu überlegen übergaben sie Iraks Souveränität an Tehran.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die Kurden Iraks waren Verbündete Irans.
Teile der Kurden im Irak sind auch heute noch Verbündete Irans. Ab Erbil und nordwärts werden sie jedoch keine Freunde Tehrans finden. Der 1. Golfkrieg war eine ganz andere Konstellation. Die Kurden im Irak waren mit sich selber beschäftigt um Saddam loszuwerden.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die Grenzen Irans haben sich seit Jahrtausenden verändert. Warum sollte damit Schluß sein? Allerdings, auch wenn es kurios klingt, diese Gefahr wird sogar von den USA sehr ernst genommen. Eine Kriegszone Iran ist sicher das letzte was "man" dort will. Auch die USA. Vom Nachbar Russland zu schweigen. Auch die anderen Nachbarn wollen das nicht wirklich. Der Kosten/Nutzen Faktor stimmt da überhaupt nicht. Deshalb haben die USA es auch nicht gewagt, als einer der maßgeblichen Gründe, den Iran durch Krieg ins Rotieren zu bringen.
Das mag schon stimmen, aber je mehr sich die Hegemonie des Irans festigt und ausbreitet, desto weniger begeistert werden alle Akteure sein - natürlich auch miteingeschlossen die Russen und Amerikaner. Abgesehen davon vertrete ich die Meinung das weder Russland noch die USA an "Sicherheitszonen" im Nahen Osten interessiert sind. Welches Interesse hätte man an einem stabilen Nahen Osten? Und welches Interesse hätten beide Weltmächte wenn der Iran den gesamten Nahen Osten mehr oder weniger kontrolliert bzw. beeinflusst? Wollen wir nicht vergessen das Russland und der Iran über Jahrhunderte hinweg Feinde waren. Was die USA betrifft, so könnte es bei einem Szenario zum Knall kommen. Je mächtiger der schiitische Iran wird, desto unruhiger könnten die Schiiten im Osten Saudi Arabiens (wo sich die großen Ölfelder befinden) werden. Dann wären Kuwait und die kleinen Staaten am Golf keine Hürde mehr, auch wenn diese mehrheitlich sunnitisch sind. Dann möchte ich sehen wie wichtig den USA eine Sicherheitszone ist. Analog zu dieser Entwicklung sind ja Irans atomare Bestrebungen. Ein Traumszenario für Russen und Amerikaner.
King Kong 2006 hat geschrieben:Als in der Türkei quasi ein Bürgerkrieg tobte, vor kurzer Zeit, in den kurdischen Städten, ist niemand den Kurden zur Hilfe gekommen. Weder politisch, noch militärisch. Die TSK konnte dort wüten. Alles andere hätte wohl keinen Sinn gemacht. Eine kaputte Türkei? Wer hat etwas davon? Außer den kurdischen Gruppen. Auch da, seien wir ehrlich, gibt es keine einheitliche Meinung. Lieber in einer Türkei oder Iran wohnen, trotz Einschränkungen, oder in einer Bürgerkriegszone? Nicht jeder Kurde favorisiert die harte Tour.
Natürlich ist den Nordkurden niemand zur Hilfe gekommen. Die Türkei ist weiterhin ein Teil der Nato und dem sunnitischen Block im Nahen Osten. Da bleiben den Nordkurden nur der Iran und Russland als potentielle Unterstützer. Dem Iran war und ist bewusst wie gefährlich die Konsequenzen für sie selber wären, wenn man die Nordkurden unterstützt. Die Türkei würde heute auch nicht die Ostkurden unterstützen wenn diese im Iran Strukturen aufgebaut hätten. Russland galt hingegen speziell nach dem Flugzeugabschuss-Vorfall als geeigneter Unterstützer. Und das wusste auch Erdogan. Dementsprechend hat er seine Russlandpolitik im weiteren Verlauf auch angepasst. Putin konnte den Egomanen Erdogan ohne drastische wirtschaftliche Massnahmen zum Kniefall zwingen. Wer, wenn nicht die Kurden sollten der Grund für diesen Kniefall gewesen sein?
Syrian Kurds open diplomatic mission in Moscow
First Syrian Kurdish overseas mission aims to secure support for autonomy as Russia seeks to demonstrate it has allies other than Bashar al-Assad
http://www.telegraph.co.uk/news/worldne ... oscow.html

Der Ableger der PKK eröffnete im Februar 2016 ein Verbindungsbüro in Moskau. Zufall? Nur zur Erinnerung: Ende November 2015 schießen die Türken das russische Flugzeug ab, danach intensivieren sich die Besuche von russischen Vertretern und syrischen Kurden was am Ende zur Eröffnung eines de-facto Konsulats in Moskau führt. Die eröffnung kommt also knapp 2 Monate nach dem Absturz. Im Juni 2016 kommt dann der Kniefall Erdogans.

So führen Weltmächte Politik. Irgendwas braucht man immer in der Hinterhand um aufstrebende Regionalmächte zu schwächen. Die Kurden sind in der Hinsicht sowohl für Amerikaner als auch Russen sehr interessant. Geeignete Bauernfiguren die man nach Belieben gegen aufmüpfige Regierungen verwenden kann, aber immer nur so weit, bis die Gegenseite einlenkt. Trotzdem bin ich der Meinung das auch die Kurden in der Türkei noch Tatsachen schaffen werden, aber das benötigt wie auch im Iran viel Geduld. Die Errungenschaften der Kurden in Syrien und im Irak sind eben auch der Tatsache geschuldet das beide arabische Staaten niemals in ihrer kurzen Geschichte gefestigt waren.

Zur harten Tour:
Weder die Kurden in der Türkei noch im Iran haben eine wirkliche Wahl. Es ist ja nicht so, dass Tehran oder Ankara den Kurden vernünftige Alternativen bieten. Im Iran sind die Kurden politisch total ausgeschlossen. In der Türkei kippte die Lage als die Kurden zum ersten mal politische Erfolge (bei den Wahlen) erzielten. Die "weiche Tour" bedeutet auf lange Sicht Assimilation und Knechtschaft.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die Iraner als Ganzes sind gewohnt in langen Zeiträumen zu denken. Rückwärts- wie Vorwärts. ;)

Kurzum, natürlich ist Potential für separatistische Bewegungen im Vielvölkerstaat Iran. Ob, wann oder wie wird sich zeigen. Im übrigen, auch ein möglicher kurdischer Staat kann in sich bis zum Bürgerkrieg zerstreitten. Siehe z.B. die kurdische Autonomiebehörde im Irak.
Wenn die Iraner in langen Zeiträumen denken würden, hätten sie wohl kaum so viele blutige Putsche hinter sich und müssten sich im Inneren des Landes auch nicht mit einer klerikalfaschistischen Regierung herumschlagen. Natürlich hat man mit seiner Geschichte viel Erfahrung im Staatswesen, aber der Nahe Osten ist viel zu umkämpft und komplex, dass man sich auf Entwicklungen gut einstellen könnte. Hinzu kommt auch, dass der Iran einen Sturz von "Innen", also den Persern selber fürchten muss. Proteste wie 2009 können sich wiederholen. Die "Ausflüge" von Soleimani kosten immerhin auch Geld und so gut die derzeitige Stellung des Irans im Nahen Osten auch aussieht kann man das nicht von der wirtschaftlichen Lage der einfachen Iraner sagen.

Und ja, auch ein kurdischer Staat kann sich bis zum Bürgerkrieg zerstreiten, keine Frage. Das ist aber eine andere Geschichte. Ich spreche hier von Kolonialismus der bis heute noch nicht überwunden wurde in weiten Teilen der Welt, speziell im Nahen Osten. Sogar in Europa, wo nach dem 1. und 2. Weltkrieg konsequenterweise Kleinstaaterei betrieben wurde ist ein Trend zur "erweiterten Kleinstaaterei" erkennbar. Sollten das nicht die Menschen für sich selber entscheiden dürfen?
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:Der Iran wurde 1946 "zersprengt". Und das kann wieder geschehen, weil das Potential, wie Sie bereits sagten, gegeben ist.
Wenn der Iran zersprengt wurde, dann wäre er kaputt. Es gab kurzfristig Kontrollverlust über einen kleinen Teil des Territoriums. Das ist nicht unüblich ist Kriegszeiten. Gerade bei titanenhaften Auseinandersetzungen wie den WWII.
Wenn die Iraner in langen Zeiträumen denken würden, hätten sie wohl kaum so viele blutige Putsche hinter sich und müssten sich im Inneren des Landes auch nicht mit einer klerikalfaschistischen Regierung herumschlagen. Natürlich hat man mit seiner Geschichte viel Erfahrung im Staatswesen, aber der Nahe Osten ist viel zu umkämpft und komplex, dass man sich auf Entwicklungen gut einstellen könnte. Hinzu kommt auch, dass der Iran einen Sturz von "Innen", also den Persern selber fürchten muss. Proteste wie 2009 können sich wiederholen. Die "Ausflüge" von Soleimani kosten immerhin auch Geld und so gut die derzeitige Stellung des Irans im Nahen Osten auch aussieht kann man das nicht von der wirtschaftlichen Lage der einfachen Iraner sagen.
Der Iran hatte seine ups and downs. Allerdings gibts ihn heute noch mit einem kulturellen und geschichtlichen Bewußtsein und Identität. Über einen sehr langen Zeitraum. Andere findet man nur noch in den Geschichtsbüchern. Geostrategisch wird im Iran in langfristigen Perspektiven geplant. Was durchaus von seinen Gegnern als ärgerlich befunden wird. Das gilt für viele Bereiche, für die Außenpolitik oder z.B. beim Atomprogramm. Das mag kurz- und mittelfristig nicht die Dividende bringen. Sondern Kosten. Aber wie so oft zählt der long run. Proteste, Putsche usw. kommen und gehen. Noch ist der Iran nicht nur ausschließlich in den Geschichtsbüchern zu finden. Viele prognostizieren wieder den Aufschwung Irans oder sie fürchten es. Je nach Perspektive. Und ja, besser gehts immer. Im Iran gibt es viel zu kritisieren.
Und ja, auch ein kurdischer Staat kann sich bis zum Bürgerkrieg zerstreiten, keine Frage. Das ist aber eine andere Geschichte. Ich spreche hier von Kolonialismus der bis heute noch nicht überwunden wurde in weiten Teilen der Welt, speziell im Nahen Osten. Sogar in Europa, wo nach dem 1. und 2. Weltkrieg konsequenterweise Kleinstaaterei betrieben wurde ist ein Trend zur "erweiterten Kleinstaaterei" erkennbar. Sollten das nicht die Menschen für sich selber entscheiden dürfen?
Wie soll ich das beantworten? Moralisch? Philosophisch? Realpolitisch? Aus Sicht von Regierungen? "So von selbst" hat man selten jemanden gehen lassen. Das gilt nicht nur für Nahost (inklusive Israel und der Türkei). Sogar für das zivilisierte Europa oder Nordamerika. Siehe Jugoslawien oder US-Civil War.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Eine Folge von Bürgerkriegen.
Evakuierung mehrerer Dörfer: Syrien zerfällt in Herrschaftsbereiche

Was für die leidende Zivilbevölkerung eine Befreiung ist, führt zu einem systematischen demografischen Wandel

Damaskus/Kairo – Am Montag beginnt die Evakuierung von vier syrischen Kleinstädten, die seit mehr als zwei Jahren belagert sind. Die Einwohner von Zabadani und Madaya in der Provinz Damaskus, die von den Truppen des syrischen Regimes und ihren Verbündeten eingekesselt werden, verlassen ihre Heimat Richtung Idlib. Im Gegenzug werden die zwei schiitischen Dörfer Foua und Kefraya in der Provinz Idlib evakuiert, die von Rebellen eingekreist sind.

Was für die leidende Zivilbevölkerung eine Befreiung ist, führt zu einem systematischen demografischen Wandel, der vor allem vom Regime ganz gezielt betrieben wird. In den vergangenen zwei Jahren wurden mehrere solcher lokaler Verständigungen nach langer Belagerung geschlossen – die syrische Opposition spricht von ethnischen Säuberungen. Die Lücken werden mit Loyalisten des Regimes und verbündeten Milizen gefüllt. Für die Opposition ist klar, dass damit die Basis für eine Spaltung des Landes nach ethnischen und religiösen Kriterien geschaffen wird.

Diese verschiedenen Einflusssphären, die auf eine politische Lösung auf Basis einer Föderation hindeuten, kristallisieren sich immer deutlicher heraus. Die mächtigsten Player auf dem Kriegsschauplatz – Russland, die USA, aber auch der Iran und die Türkei – haben in ihren Einflussbereichen Militärbasen eingerichtet, um dann am Verhandlungstisch entsprechend Gewicht zu haben.

derstandard.at/2000055271795/Evakuierung-mehrerer-Doerfer-Syrien-zerfaellt-in-Herrschaftsbereiche
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Raum für Veränderungen? Kurdistan und Qatar

Beitrag von King Kong 2006 »

Neben einem schon länger angekündigten Referendum über die Selbstständigkeit der KRG im Norden Iraks, könnte sich neben dem Jemen noch ein weiteres Fenster - für bündnispolitische Veränderungen - ergeben. Qatar und die Türkei.
Turkey: Qatar military base for the security of Gulf

Remarks attributed to Erdogan follow ratification of treaties on deployment of troops and training of Qatari forces.

http://www.aljazeera.com/news/2017/06/t ... 00657.html
Nachdem das schon immer fragile Bündnis der arabischen Staaten des Persischen Golfes zerstört wurde, siehe Golfkooperationsrat, springt auch die Türkei bei. Qatar und die Türkei haben gemeinsame Interessen in Nahost und gegenüber Saudi-Arabien. Bricht Qatar aus der klassischen Bündnishaltung heraus, im Kontext der USA? Die USA werden alles versuchen, um das zu verhindern. Wegen dem Iran, wegen der Türkei, wegen Saudi-Arabien und ihren eigenen Interessen. Auch wenn es an Trump vorbei gemacht werden muß. Der tanzte ja famos mit den saudischen Prinzen den Tanz des Schwertes und findet es toll, wie Riad gegen Doha vor geht. US-Außeminister Tillerson muß da einen Spagat zwischen den US-Interessen und denen des TV-Stars und König des Twitterns Donald S. machen.
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Das Kalifat schrumpft

Beitrag von King Kong 2006 »

Die räumliche Ausdehnung des IS wird kleiner. Auch die der anderen syrischen Opposition. Die Kontrolle über die Gebiete der syrischen und irakischen Armee wachsen. Auch die der kurdischen YPG.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... encies.png
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Alpha Centauri
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Alpha Centauri »

Ja und genazu jene Kolonialmächte ( Großbritannien, Frankreich) tragen.eine schwerwiegende Mitschuld an dem politischen Zerfall im Nahen Osten und Afrika. Einfach mal.per Federstrich Grenzen ziehen Territorien abstecken und denen dann ein Konstrukt von Nationalstaat geben, Syrien Irak Libanon und so weiter. Dabei völlig die ethnologischen wie Stammes Grenzen. außer acht lassen und hatte mann Dinge unter einem geschaffenen künstlichen Dach Irak, Libanon, Syrien und so weiter zusammen gedrängt die eigentlich nicht zusammen gehören. Das Ergebnis kann man heute nach dem Wegfall etlicher Diktaturen bestaunen.
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Bagdad erklärt das Kalifat des IS für beendet

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie gewonnen, so zerronnen.
Schlacht um Mossul

Iraks Armee erklärt IS-Kalifat für beendet

Das irakische Militär hat die symbolträchtige zerstörte Moschee in Mossul von der Terrormiliz IS zurückerobert. Ein Sprecher bejubelt den Sieg in der Schlacht: "Ihr erfundener Staat ist zusammengebrochen."

http://www.spiegel.de/politik/ausland/m ... 55121.html
Mosul ist ähnlich zerschrottet wie Aleppo.
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Zahltag? Was kostet wem Kurdistan?

Beitrag von King Kong 2006 »

Irak holt sich bei dieser Spiel erstmal zwei weitere Asse dazu. Russland und Iran. Wird die Karte "USA" weggelegt?
Iraq seeks ‘substantial’ Russian military, political presence: Maliki

http://www.presstv.ir/Detail/2017/07/25 ... gei-Lavrov
U.S. ALLY IRAQ TURNS TO RUSSIA FOR MILITARY SUPPORT, OIL DEALS AND NATION BUILDING

http://www.newsweek.com/us-ally-russia- ... ing-641846
Iran, Iraq Sign Deal Boosting Military Cooperation

https://www.rferl.org/a/iran-iraq-sign- ... 33520.html
Expert: Iran-Iraq Defense Deal Bad News for US

The recent agreement signed by Iraq and Iran on military cooperation should serve as a lesson to the US that its hostile policy on Iran does not pay, said Foad Izadi, assistant professor with the Faculty of World Studies at the University of Tehran.

https://financialtribune.com/articles/n ... ews-for-us
Der Irak hat sicher Sorgen vor der weiteren Entwicklung in Sachen KRG, der kurdischen Autonomiebehörde. Mit den USA hat man da wohl den falschen Ansprechpartner. Bei der ganzen Sache beißt sich die Katze ständig in den eigenen Schwanz. Weil keiner mit den USA kooperieren will, bzw. die USA mit bestimmten Faktoren nicht kooperieren will, kooperieren die USA mit denen, die keine andere Wahl haben. Den Kurden. Weil das so ist, kooperiert in diesem Fall der Irak dann mit dem Iran und Russland. Sehr verzwickt.

Zur Erinnerung, 2015 soll der Chef der Quds (Auslandssektion der IRGC, der iranischen Revolutionsgarden), General Qassem Soleimani zu dieser Organisationsform gedrängt haben.
The Russia–Syria–Iran–Iraq coalition (RSII coalition), also referred to as 4+1 (in which the "plus one" refers to Hezbollah of Lebanon),[1] is a joint intelligence-sharing cooperation between opponents of the Islamic State of Iraq and the Levant (ISIL)[2] with operation rooms in Syria's Damascus and Iraq's Green Zone in Baghdad.[3][4] It was formed as a consequence of an agreement reached at the end of September 2015 between Russia, Iran, Iraq and Syria to "help and cooperate in collecting information about the terrorist Daesh group" (ISIL) with a view to combatting the advances of the group, according to the statement issued by the Iraqi Joint Operations Command.[5][6][7] The statement also cited "the increasing concern from Russia about thousands of Russian terrorists committing criminal acts within ISIS."[5]

In October 2015, it was suggested that the Russia–Syria–Iran–Iraq coalition may have been devised during the visit by Qasem Soleimani, commander of the Iranian Quds Force, to Moscow in July 2015.[8][9][10][11]

https://en.wikipedia.org/wiki/Russia–Sy ... _coalition
Die Kurden stellen Bodentruppen, die der Westen nicht einsetzen wollte. Den Dreck fressen dort die Armeen Iraks, Syriens, die Hezbollah und diverse Milizen. Z.T. auch Iraner und Russen. Und die Kurden.
Nun naht der Zahltag. Bisher waren die künstlich gezogenen Staatsgrenzen in der Region das Haupthindernis für einen Kurdenstaat. Sie zerschnitten die Siedlungsgebiete der schätzungsweise 25 Millionen Kurden, die sich über den Irak, Syrien, die Türkei und einen kleinen Teil des Iran verteilen.
Die Phase, in der sich die künftige Landkarte in Syrien und im Irak entscheidet, rückt näher.

Die Phase, in der sich die künftige Landkarte in Syrien und im Irak entscheidet, rückt näher. Das lässt sich an den eskalierenden Machtdemonstrationen vor allem Erdogans ablesen. Vor wenigen Tagen veröffentlichten türkische Staatsmedien Karten, auf denen die US-Stützpunkte in Nordsyrien zur Unterstützung der Kurden präzise eingezeichnet waren, samt Informationen über Personalstärke und Bewaffnung – alles, was einem Feind zur Vorbereitung eines Angriffs hilft. Wer mag glauben, dass der Geheimnisverrat nicht von ganz oben gedeckt war? Immer wieder schießt türkisches Militär auf kurdische Milizen im Nordirak, die mit den USA verbündet sind. Besetzt die Türkei Kurdengebiete in Nordsyrien, führt ein Nato-Land offen Krieg gegen die Verbündeten eines anderen.

Auf diese brachiale, blutige Art des Interessenkampfs ist die Bundesregierung nicht vorbereitet. Kann sie die Kurden fallen lassen? Soll sie ausgerechnet die aufgeben, die im Irak noch am ehesten staatliche Organisation geschaffen und sich als verlässliche Partner erwiesen haben? Die sie zum Teil ausbilden und ausrüsten ließ?

Will sich der Westen auf die Seite des Nato-Partners Erdogan stellen? Oder auf die Seite der Kurden?

Andererseits: Will sie sich in der Eskalation im Verhältnis zu Erdogan auch im Kurdenkonflikt auf die Gegenseite stellen? Und riskieren, die Türkei in ein Bündnis mit Putin zu treiben?

http://www.tagesspiegel.de/politik/erdo ... 95030.html
Der Irak riecht natürlich den Braten. Mit dem Iran und Russland und Syrien und auch der Türkei hat Bagdad Verbündete in Sachen gegen einen Kurdenstaat. Die USA sind da ein unsicherer Allierter. Aber auch Washington hat da ein Problem. Ärger mit Iran, ätzend genug. Ärger mit Syrien, naja. Aber dann auch noch mit dem NATO-Staat Türkei? Auch für die Kurden sind die USA alles andere als ein sicherer Verbündeter.
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Türkisch-Iranische Allianz gegen Kurdistan?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Türkei und der Iran scheinen ein Zweckbündnis zu schmieden. Gegen die kurdischen Autonomiebestrebungen. Wie weit dies geht, ist schwer zu sagen.

Der ISIS als Gegner ist zwar nicht gänzlich abgehakt, aber soweit geschwächt und auf dem absteigenden Ast, daß Ankara und Teheran sich jetzt der nächsten großen Herausforderung annehmen. Diesmal auf einer Seite stehend. Man kann davon ausgehen, daß die arabischen Staaten Irak und Syrien dem positiv gegenüberstehen.

Die USA sind dabei für Ankara kein Partner mehr. Washington braucht die Kurden, weil sie die einzigen Ansprechpartner sind, die notfalls auf die USA hören (müssen). Ein weiterer Grund für Ankara wird sein, daß man auf die Golfaraber und Ägypter nicht wirklich zählen kann. Sie verfolgen klassische Verbündete, wie die Muslimbrüder, der AKP. Das Verhältnis zu den arabischen Golfstaaten ist zwar nicht so angespannt wie der Iran zu den Golfarabern, aber nicht umsonst finden sich die Türkei und der Iran in der Akte Katar auf derselben Seite gegen Saudi-Arabien, den Emiraten und Kuwait.
ANALYSIS: Turkey seeks Iran 'alliance' against Kurds as US pull wanes

Turkey announces alliance with Iran to counter Kurd ambitions. Still, cooperation is short term and may change, analysts say

ISTANBUL, Turkey – The symbolism was huge, as was the message that followed: the highest level talks in almost 40 years between Turkish and Iranian military commanders, then an announcement by Turkey's president of a new "alliance".

After Hulusi Akar and Mohammad Hossein Bagheri met last week, Turkey's President Recep Tayyip Erdogan, who has traded barbs with the Iranian leadership over "sectarian" meddling abroad, suggested the time was right for military cooperation.

It was yet another swift about-face by big players in the Middle East, and one that may have huge implications for the region.

So why now, and how far can such an alliance go?

At the moment we have an agreement to cooperate against the PKK and its offshoots. This is perfectly in line with developments

"At the moment, we have an agreement to cooperate against the PKK and its offshoots. This is perfectly in line with developments, especially in Syria and Iraq. It is difficult to say where it will lead to in the future," he said.

Hakki Uygur, deputy director of the IRAM think-tank, which focuses on Iran studies, concurred, saying there is now a growing synergy between the two country's foreign policies. "What we have now is a very short-term and very specific alliance to combat the PKK, YPG and to an extent the issue of the referendum in northern Iraq," he said. "The potential for expanding this alliance is strong though, when regional developments, including the Gulf crisis, are considered."
Sollte die USA die Kurden fallenlassen, wird Ankara wohl wieder Abstand vom Iran nehmen.
Washington still holds the trump card. Ending its military support for the YPG would have a grateful Turkey fully back in its camp, irrespective of other issues affecting the relationship.

"An alliance with Iran is Turkey's plan B and plan C," Uygur said. "Ankara only resorted to that option after the US started supporting the YPG.

"If that were to change, Turkey would go back to its alignment with NATO policies in both Iraq and Syria.

"Ankara has a long and meaningful relationship with NATO and is not looking for an excuse to end it."

http://www.middleeasteye.net/news/analy ... 2095294035
Andererseits können die Kurden hoffen, daß über kurz oder lang für die Türkei und dem Iran nicht genügend Platz auf einer Seite/Stelle ist. Allerdings ist das Thema Kurdistan für beide Seiten (und Syrien und Irak) ein ernstes Thema.
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Kurdistan?

Beitrag von King Kong 2006 »

Kurden wollen die Scheidung von Bagdad einreichen

Am 25. September stimmt der kurdische Teil des Irak über die Unabhängigkeit ab. Damit soll die Abspaltung von Bagdad beginnen

Erbil/Wien – Das Referendum werde wie geplant stattfinden: Das ist der Tenor der Stellungnahmen von Massud Barzani, Präsident der Kurdischen Regionalregierung (KRG) in Erbil, der die Kurden und Kurdinnen im Nordirak am 25. September über die Unabhängigkeit abstimmen lassen will. In Erbil gaben sich in den vergangenen Wochen internationale Besucher die Klinke in die Hand, um Barzani zu einer Verschiebung des Referendums zu bewegen.

Bisher vergeblich, wenngleich Barzani auch hin und wieder die Möglichkeit dazu anklingen lässt: Wenn die internationale Gemeinschaft (USA, EU, Uno-Sicherheitsrat) garantieren würde, dass das Referendum und sein Ausgang anerkannt würden, dann könnte man es auch ein Jahr später abhalten. Eine Garantie aus Bagdad würde aber nicht reichen, wird Barzani von Rudaw zitiert.

derstandard.at/2000063429489/Kurden-wollen-die-Scheidung-von-Bagdad-einreichen
Nicht zuletzt wegen dieser Entwicklung haben Ankara und Teheran eine engere Kooperation begonnen.

Die USA sind auch besorgt, denn ein Wegfall Kurdistans würde den schiitischen und pro-iranischen Block im Irak dann absolut dominant werden lassen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

UN-Sicherheitsrat spricht sich gegen Kurden-Referendum im Irak aus

derstandard.at/2000064557196/UNO-Sicherheitsrat-sprach-sich-gegen-Kurden-Referendum-im-Irak-aus
Abwarten.
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USA erkennen Kurdenreferendum nicht an

Beitrag von King Kong 2006 »

USA erkennen Kurdenreferendum nicht an und fordern Gespräche

Internationale Flüge von und nach Erbil ab Freitag gestoppt

Zentralregierung will Kontrolle über Grenzen Bagdad/Erbil/Washington

Vier Tage nach dem Votum der nordirakischen Kurden für die Unabhängigkeit von Bagdad hat die US-Regierung erklärt, dass sie das Referendum nicht anerkennt. Bei der Abstimmung handle es sich um eine "einseitige" Maßnahme, weshalb es dem Ergebnis an "Legitimität" fehle, erklärte am Freitag US-Außenminister Rex Tillerson.

Die Vereinigten Staaten unterstützten weiterhin einen "vereinten, föderalen, demokratischen und gedeihenden Irak". Tillerson rief alle Seiten inklusive er Nachbarstaaten des Irak zum "Dialog" und zur Zurückhaltung auf.

derstandard.at/2000065007107/USA-wollen-Gespraeche-zwischen-Kurden-und-Bagdad-foerdern
Bagdad fordert die Hohheitsrechte des Staates Irak über die Grenzkontrollen zur Türkei, Iran und Syrien zurück.
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Ankara und Teheran für Staatserhalt in der Region

Beitrag von King Kong 2006 »

Bei einem Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan in Teheran lassen beide Seiten verlautbaren, daß man gegen die Desintegration von Staaten in der Region zusammenarbeiten will.
Iran and Turkey will work together to confront the disintegration of Iraq and Syria to ease tension in the crisis-hit region, Iranian President Hassan Rouhani said on Wednesday after meeting with his Turkish counterpart in Tehran.

https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN1C91PJ
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Re: Kurdistan?

Beitrag von imp »

King Kong 2006 hat geschrieben:(01 Sep 2017, 16:48)

Nicht zuletzt wegen dieser Entwicklung haben Ankara und Teheran eine engere Kooperation begonnen.

Die USA sind auch besorgt, denn ein Wegfall Kurdistans würde den schiitischen und pro-iranischen Block im Irak dann absolut dominant werden lassen.
Hätten sie halt damals die Baathisten nicht wegbomben dürfen. Es gab durchaus Leute, die bei all dem Schrecken, den sie über die Jahrzehnte verbreitet haben, auch über die praktischen Folgen ihrer gewaltsamen Entmachtung nachdachten.
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Irak setzt Souveränität durch?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die erdölreiche irakische Provinz Kirkuk ist von großer Bedeutung. Für den Irak, wie für die Kurden, die die Kontrolle 2014 dort erlangten. Der Irak verlor sie einst an den IS, danach zogen kurdische Peschmerga ein. Nun haben irakischen Truppen offenbar die Kontrolle über die Stadt wiedererlangt.
A dozen Humvees from the U.S.-trained Counter Terrorism Service (CTS) arrived at the governorate building and took position in the vicinity alongside the local city police, they said. They drove to the centre of the city from airport which they had captured earlier in the day from Kurdish forces.

Read more: http://www.dailymail.co.uk/wires/reuter ... z4vg84Lt2p
Follow us: @MailOnline on Twitter | DailyMail on Facebook
Iraqi forces retake airport, military base, oil field from Kurds in Kirkuk

http://www.france24.com/en/20171016-ira ... hmerga-pkk
Bagdad spricht bei der Präsenz der PKK in Kirkuk von Kriegserklärung.
Bagdad nennt Präsenz von PKK-Kämpfern in Provinz Kirkuk "Kriegserklärung"

http://www.zeit.de/news/2017-10/15/irak ... g-15200008
Sicher sind diese Operationen im Kontext der kurdischen Unabhängigkeitsbestrebungen zu sehen.
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Mission accomplished - Öl gesichert & Iraks Integrität

Beitrag von King Kong 2006 »

Bagdad erklärt die Sicherung der Provinz Kirkuk für erreicht. Dabei wähnt man sich im staatsrechtlichen Rahmen. Bis dato ist auch nichts anderes aus Washington oder Berlin zu hören. Wenn man denn Teheran oder Ankara da mißtraut.
Iraq's military declares mission accomplished in Kirkuk

Iraq's military says it achieved its objectives in a lightning-quick operation that saw troops sweep through disputed Kurdish-held territory in a punishing riposte to an independence vote last month.

Iraqi troops and allied militia retook the northern province of Kirkuk and its lucrative oil fields on Monday and Tuesday, as well as formerly Kurdish-held areas of Nineveh and Diyala provinces - all outside the autonomous Kurdish region.
Die Abspaltung der KRG hält man zumindest in Bagdad für beendet. Selbst TV-Star Trump beschwört die Integrität des Irak. Nach dem abzusehenden Ende des IS will man jetzt auch gegenüber den Kurden Gebiete unter staatlicher Hoheit zurückbekommen.
Prime Minister Haider al-Abadi said Kurdish hopes for an independent state were now "a thing of the past".

"Security has been restored in sectors of Kirkuk, including Dibis, Al-Multaqa, and the Khabbaz and Bai Hassan North and South oil fields," Iraq's Joint Operations Command said on Wednesday.

http://www.aljazeera.com/news/2017/10/i ... 53447.html
BP soll jetzt schnell bei der Ausbeutung der großen Erdölfelder bei Kirkuk aktiv werden.
Iraq calls on BP to 'quickly' develop disputed oilfields after seizing areas of Kirkuk

https://www.cnbc.com/2017/10/18/kirkuk- ... ields.html
Dort gibt es guten Stoff.
Bagdad verfügt über Rohöl aller Qualitäten - vom schweren, sauren "Basra Heavy" aus dem südlichen Rumeila-Feld bis zum hochwertigen, eher schwefelarmen "Kirkuk Light" im Norden, dem "besten Öl der Welt", wie Chaschab beteuert.
Dieser Artikel stammt von 2002. ;)
Das beste Öl der Welt

Bagdad hat große Pläne mit seinen Energiereserven, Europäer und Russen schließen bereits Verträge ab. Sie haben ihre Rechnung ohne die Amerikaner gemacht.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25498994.html
Dann kamen die USA angeritten. Natürlich in bester Absicht. Alles andere kann man nachlesen.

Der Verlust dieser Einnahmequelle für Erbil und die Zurückgewinnung für Bagdad ist strategisch zu nennen. Für die KRG und dem Bestreben nach Unabhängigkeit (was offenbar nicht mal im Interesse "des Westens" war und ist) ist das eine folgenschwere Entwicklung.
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KRG im Irak - Zurück zur blauen Linie? Barzani geht

Beitrag von King Kong 2006 »

Damit wird die KRG wieder innerhalb der Grenzen von 2003 verlaufen. Alle anderen Gebiete, die im Laufe der Kämpfe an die KRG gingen sollen wieder unter die Souveränität Iraks gestellt werden. Die gemeinsame Landverbindung zu den kurdisch gehaltenen Gebiete in Syrien wird damit unterbrochen. Die USA fordern dazu Verhandlungen.
Irakische und kurdische Militärs verhandeln über Peschmerga-Rückzug

Bagdad will Ausweitung der Kurdengebiete rückgängig machen

Bagdad/Erbil – Ranghohe irakische und kurdische Militärs haben während einer eintägigen Waffenruhe über den Rückzug kurdischer Peschmerga-Kämpfer aus umstrittenen Gebieten im Nordirak verhandelt. Ein Sprecher des irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi sagte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, Ziel sei die Stationierung von Regierungstruppen entlang der Grenzen ohne die Anwendung von Gewalt.

Am Freitagabend hatte Abadi angeordnet, die Truppenbewegungen der Armee im Konflikt mit den Peschmerga für 24 Stunden auszusetzen. Das galt unter anderem für die Region um den türkisch-irakischen Grenzübergang Fischchabur. In dem Gebiet, in dem mehrere Ölfelder liegen und durch das eine wichtige Pipeline verläuft, hatten sich Regierungstruppen und kurdische Peschmerga am Donnerstag heftige Artilleriegefechte geliefert.

Rückkehr zur "blauen Linie"

Abadis Sprecher Saad al-Hadithi sagte, beabsichtigt sei die Rückkehr zur "blauen Linie " von 2003. Diese begrenzte die autonome Region Irakisch-Kurdistan auf die drei nördlichen Provinzen Erbil, Dohuk und Suleimanijah. Nach Angaben eines kurdischen Vertreters ging der Druck zu Verhandlungen von den USA aus.

derstandard.at/2000066822872/Irakische-und-kurdische-Militaers-verhandeln-ueber-Peschmerga-Rueckzug
Die PMF (PMU) fordert die Aufgabe des letzten Grenzübergangs vom Irak zur Türkei bei Fishkhabur, das noch unter kurdischer Kontrolle steht. Danach droht die gewaltsame Übernahme.

Präsident Barzani kündigt übrigens seinen Rückzug nach dem 1.November 2017 an. Er hatte ja erst vor kurzem das "Unabhängigkeitsreferendum" gegen die Kritik der UN, der USA und Bagdads in Gang gebracht. Wieso geht er jetzt? Was soll das? Ist das ein gutes Manöver nach all dem jetzt einfach die Jacke anzuziehen und nach Hause zu gehen? Das hat der KRG die von ihr kontrollierten irakischen Gebiete gekostet. Praktisch soviel Territorium, wie die KRG selbst. Hat ihm jemand nahegelegt zu gehen? Was ist mit der KDP?
Iraks Kurdenpräsident Barzani kündigt Rückzug an

derstandard.at/2000066829051/Irakischer-Kurdenfuehrer-Barzani-wird-Praesidentenamt-am-1-11-abgeben
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Quo vadis KRG?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Manöver eines offenbar abhgehobenen Barzanis haben dazu geführt, daß eine KRG, die bis vor kurzem so "gut" wie noch nie dastand nun vor einem Trümmerhaufen steht.
Kurden-Präsident Barzani hinterlässt einen Trümmerhaufen

Nach dem Sieg in Mossul waren die Kurden stark wie nie, aber ihr Präsident hat alles verspielt
Historische Rolle

Der 71-Jährige hat hoch gepokert und verloren. Was ihn zum riskanten Schritt verleitete, gegen den Rat auch aller seiner internationalen Freunde das Referendum durchzuziehen, ist schwer zu ergründen. Vielleicht war sein Wunsch, die Unabhängigkeit Irakisch-Kurdistans als persönliches Vermächtnis zu hinterlassen, so stark, dass er seine politische Klugheit ausschaltete.

Manche Beobachter sprechen aber auch von einem Mann, der, umgeben von Jasagern, zunehmend in eine autoritäre Abgehobenheit glitt. Vielleicht meinte er, mit diesem Befreiungsschlag, der die zerstrittenen Kurden wieder zum Träumen brachte, die politische Hegemonie wiederzuerlangen, die durch das Aufkommen einer starken Opposition gefährdet schien.

Korruptionsvorwürfe

Das historische Konkurrenzverhältnis zu Jalal Talabani, der Anfang Oktober nach langer Krankheit starb und dem so diese erneute Demütigung Kurdistans erspart blieb, hatte er zwar für sich entschieden – Talabani war irakischer Staatspräsident geworden -, aber Barzani blieb in Kurdistan und baute dort seine Macht – und die seiner Familie – kontinuierlich aus. Die Klagen über Korruption, Nepotismus und Stillstand des demokratischen Prozesses wurden jedoch immer lauter.
Chance nach Mossul

Nach dem Sieg über den IS in Mossul, bei dem die Peschmerga eine unverzichtbare Rolle gespielt hatten, waren die Kurden im Irak so stark wie noch nie – und wären in einer einmaligen Position gewesen, ihr Verhältnis mit Bagdad neu zu verhandeln. Das ist nun verspielt: Heute haben sie nicht nur das seit 2014 kontrollierte Territorium verloren, auch ihre in der irakischen Verfassung von 2005 festgeschriebenen Errungenschaften stehen unter Beschuss.

derstandard.at/2000066849335-1895/Kurdenpraesident-Barzani-hinterlaesst-einen-Truemmerhaufen
Der nächste größere Konflikt könnte sich in Syrien abspielen. Damaskus, Teheran, Ankara und Bagdad werden die Präsenz der Kurden in den von ihnen eroberten Gebieten in der Form kaum tolerieren. Spannend wird die Haltung Moskaus. Sie werden den Kurden - aus Sicht eigener Interessen - wohl am wohlwollendsten gegenüberstehen. Wenn sie auch kaum Einflußmöglichkeiten im Irak haben, dann sicher in Syrien. Moskau nutzt die Kurden als Druckmittel gegen die Türkei, als Karte gegenüber den USA. Deshalb wird wohl Russland die kurdischen Gruppen in Syrien nicht komplett fallenlassen. Das könnte zu Interessenkonflikten mit den anderen Mitgliedern der Russia–Syria–Iran–Iraq coalition (RSII coalition), also referred to as 4+1 (in which the "plus one" refers to Hezbollah of Lebanon) führen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von imp »

Diese Koalition darf man sich nicht eindimensional oder als homogenen Block denken.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(30 Oct 2017, 13:13)

Diese Koalition darf man sich nicht eindimensional oder als homogenen Block denken.
Sicher nicht. Russland benutzt den Iran, den Irak und Syrien. Der Iran benutzt den Irak, Syrien und nutzt Russland. Und Damaskus und Bagdad wissen, wie abhängig sie von ersteren sind. Natürlich beteuern sie alle gegenseitig, wie gut befreundet sie sind.
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Re: KRG im Irak - Zurück zur blauen Linie? Barzani geht

Beitrag von King Kong 2006 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Oct 2017, 00:49)

Die PMF (PMU) fordert die Aufgabe des letzten Grenzübergangs vom Irak zur Türkei bei Fishkhabur, das noch unter kurdischer Kontrolle steht. Danach droht die gewaltsame Übernahme.
In Bezugnahme dazu, nach dem Ultimatum der PMF kann die irakische Armee offenbar die Kontrolle über seine Grenzübergänge zur Türkei und Syrien übernehmen.
The Iraqi military has said it is preparing to take control of the autonomous Kurdistan Region's only border crossings with Turkey and Syria.
A statement said a delegation had visited the Ibrahim al-Khalil and Fish Khabur posts to determine requirements.

http://www.bbc.com/news/world-middle-east-41816138
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Kardux
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Re: KRG im Irak - Zurück zur blauen Linie? Barzani geht

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(31 Oct 2017, 19:31)

In Bezugnahme dazu, nach dem Ultimatum der PMF kann die irakische Armee offenbar die Kontrolle über seine Grenzübergänge zur Türkei und Syrien übernehmen.
Das Ultimatum ist längst abgelaufen und beide Grenzübergänge sind weiterhin in kurdischer Hand. Die USA bestimmen vorort ALLES - wann fangen Sie an das zu begreifen. Ohne die USA wäre kein einziger Schiit in Kerkûk eingedrungen. Nachdem der IS besiegt ist, benötigen die USA nunmal einen weiteren Grund um zu bleiben - um zwischen Kurden und Schiiten zu "vermitteln". Die Grenzübergänge werden unter die Aufsicht der USA gestellt. Die Peshmerga bleiben dort weiterhin stationiert und es dürfen sich schiitische Beamte hinzugesellen. Wie weit deren Befugnisse gehen werden, dass ist derzeit der Streitpunkt in den Verhandlungen mit den USA.

Wir Kurden dürfen uns bei unseren politischen Führern bedanken, dass wir um exakt 14 Jahre zurückgeworfen wurden. Im Grunde standen wir aber während "Operation Iraqi Freedom" besser da als heute...

Geduldig sind wir trotzdem, es kommen irgendwann bessere "Führer". Wirklich hoch wurde die Messlatte nicht gelegt.
Make Kurdistan Free Again...
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