Nachrichten aus dem Iran.

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King Kong 2006
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:Das was der Iran durch den Vertrag erreicht hat, ist die Erlaubnis der USA die Kernenergie friedlich unter Aufsicht der IAEA zu nutzen.
Das ist meiner Meinung nach der Präzedenzfall, wenn es einen geben sollte. Die USA haben klar gemacht, daß jeder Staat, der nicht in der Gang der USA ist Probleme bekommt. Jenseits irgendeiner Frage von "gut" oder "böse". Der Iran hat die "Erlaubnis" der USA bekommen. Sehr großzügig. Aber so ähnlich verhält es sich. Alles hat seinen Preis. Den mußte der Iran bezahlen und den bezahlt auch die USA.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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JJazzGold
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

Platon hat geschrieben:(26 Jan 2016, 13:10)

Das was der Iran durch den Vertrag erreicht hat, ist die Erlaubnis der USA die Kernenergie friedlich unter Aufsicht der IAEA zu nutzen. Jedes andere Land kann und darf das auch, die Iraner haben nichts gewonnen, was ihnen nicht ohnehin vertraglich zugesichert ist. Es ging lediglich darum Bedenken auszuräumen, dass sie gegen vertragliche Bestimmungen zu verstoßen und die USA haben durch die Sanktionen erzwungen, dass dieser Nachweis ausführlich geführt wird. Es gibt kein iranisches Sonderrecht, sondern es ging immer nur darum den sicheren Nachweis zu führen, dass die Kernkraft im Iran auch wirklich nur zivil genutzt wird. Das es dem Iran aber prinzipiell zusteht ein Atomprogramm zu betreiben ist Bestandteil des Vertrages zur Nichtverbreitung von Atomwaffen, da gibt es nichts zu diskutieren.

Und es sollen ja in den nächsten Jahrzehnten zahlreiche Kernkraftwerke in der Region entstehen, in Ägypten, Jordanien, Saudi Arabien und in der Türkei, wo die Kernkraft bereits seit Jahrzehnten genutzt wird. Pakistan natürlich auch. Die zivile Nutzung der Kernkraft im Iran ist eigentlich überhaupt nicht ungewöhnlich, die zivile Nutzung der Kernkraft wird im Nahen und Mittleren Osten mittelfristig zur Normalität werden. Es ging immer nur um die Frage der Transparenz des Programms, die es herzustellen galt und das ist ja passiert. Der Iran hat auf Bedenken reagiert, für die es gut Gründe gab, indem er sein Programm eingeschränkt und uneingeschränkt unabhängige Kontrollen zuließ. Da wo er sich selbst kontrollieren darf, betrifft übrigens so weit ich weiß lediglich eine militärische Anlage, in der in der Vergangenheit Tests durchgeführt wurden, die auf eine militärische Nutzung hindeuten, es geht da nicht um das laufende Atomprogramm. Dort wird jeder Schritt unabhängig überwacht. Damit ist die Transparenz hergestellt und die Bedenken ausgeräumt.

Wenn Saudi Arabien öffentlich verkündet nicht nur Kernkraftwerke betreiben zu wollen, was sie schon länger angekündigt haben sondern auch Atomwaffen zu bauen, dann verkünden sie damit de facto den Austritt aus dem Vertrag zur Ausbreitung von Nuklearwaffen und würden sich in die Runde von Israel, Südsudan, Indien und Pakistan gesellen die den Vertrag ebenfalls nicht unterschrieben haben. Damit hat sich das Thema Kontrollen der IAEA ohnehin erledigt, das ist ein Schritt den die Iraner nie gegangen sind und wohl auch nie gegangen wären.

Der Iran hatte im Zuge seiner Unterschrift unter den Atomwaffensperrvertrag jederzeit die Möglichkeit Kernenergie friedlich zu nutzen. Dazu hätte es keines gesonderten Vertrags benötigt. Als notwendig sah man, in diesem Fall nicht nur die USA, einen erneuten Vertrag, weil der Iran in Form seines religiös-politischen Führungspersonals glaubhaft vermittelte, Nuklearwaffen zu bauen. De facto hatte sich der Iran damit aus dem Atomwaffensperrvertrag verabschiedet. Weshalb man ihn dann nicht aufforderte, diesen wieder zu unterschreiben und entsprechend der dort niedergeschriebenen Regelung Kontrollen zuzulassen, erschließt sich mir nicht. Ebenso wenig Verständnis bringe ich der gestatteten Eigenkontrolle entgegen, entweder ganz oder gar nicht.

Insofern steht jedem Staat, der einst den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnete, bei Bedarf eine ähnliche Strategie zu, die, wie man sieht, Milliarden zum Wiederaufbau generiert, man muss ja nicht so lange zucken, wie der Iran. Milliarden, die Saudi Arabien nicht benötigt, wohl aber der eine oder andere Staat, der einst ebenfalls den Atomwaffensperrvertrag unterschrieb. Der muss öffentlich nur glaubhaft genug darstellen können, unter anderen mittels Aussperrung der IAEA Inspektoren, in der Lage und willens zu sein, Nuklearwaffen zu produzieren, wie es dem Iran gelang, siehe IAEA Bericht 2011.

Was sollte ergo andere Staaten daran hindern, sich einer ähnlichen Strategie zu bedienen?

Was Saudi-Arabien betrifft, das spielte angesichts der Machtverhältnisse arabische Staaten versus Perser, schon länger mit dem Kauf, oder der Produktion von Nuklearwaffen, angeheizt u.a. durch das iranische Gebahren.
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King Kong 2006
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(26 Jan 2016, 15:13)

Der Iran hatte im Zuge seiner Unterschrift unter den Atomwaffensperrvertrag jederzeit die Möglichkeit Kernenergie friedlich zu nutzen. Dazu hätte es keines gesonderten Vertrags benötigt. Als notwendig sah man, in diesem Fall nicht nur die USA, einen erneuten Vertrag, weil der Iran in Form seines religiös-politischen Führungspersonals glaubhaft vermittelte, Nuklearwaffen zu bauen. De facto hatte sich der Iran damit aus dem Atomwaffensperrvertrag verabschiedet. Weshalb man ihn dann nicht aufforderte, diesen wieder zu unterschreiben und entsprechend der dort niedergeschriebenen Regelung Kontrollen zuzulassen, erschließt sich mir nicht. Ebenso wenig Verständnis bringe ich der gestatteten Eigenkontrolle entgegen, entweder ganz oder gar nicht.

Insofern steht jedem Staat, der einst den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnete, bei Bedarf eine ähnliche Strategie zu, die, wie man sieht, Milliarden zum Wiederaufbau generiert, man muss ja nicht so lange zucken, wie der Iran. Milliarden, die Saudi Arabien nicht benötigt, wohl aber der eine oder andere Staat, der einst ebenfalls den Atomwaffensperrvertrag unterschrieb. Der muss öffentlich nur glaubhaft genug darstellen können, unter anderen mittels Aussperrung der IAEA Inspektoren, in der Lage und willens zu sein, Nuklearwaffen zu produzieren, wie es dem Iran gelang, siehe IAEA Bericht 2011.

Was sollte ergo andere Staaten daran hindern, sich einer ähnlichen Strategie zu bedienen?

Was Saudi-Arabien betrifft, das spielte angesichts der Machtverhältnisse arabische Staaten versus Perser, schon länger mit dem Kauf, oder der Produktion von Nuklearwaffen, angeheizt u.a. durch das iranische Gebahren.
Platon hat es eigentlich gut zusammengefasst. Es gibt keinen Präzedenzfall Iran. Es gibt auch keine Extrawurst für den Iran. Höchstens in dem Falle, daß die USA im Falle Iran ein riesiges Spektakel gemacht haben. Und im Falle anderer - befreundeter - Staaten nicht.

Der Iran ist umgeben von Atommächten.

Indien, China, Russland, US-Kernwaffen auf dem Wasser, in der Türkei, saudisch-pakistanisches Atomwaffenarsenal. Laut Washington, Internationaler Atomenergiebehörde und Teheran gibt es kein iranisches Atomwaffenprogramm und keine iranische Atomwaffen. "Nur" haufenweise davon in seiner Nachbarschaft. Massenvernichtungswaffen. Im übrigen ist der Iran das einzige Land der Region, das mit diesen massiv angegriffen wurde. Es versteht sich, daß dies seinerzeit weiterhin unterstützt wurde (Saddam) und dem Iran in keinster Weise beigesprungen wurde. Auch wird weder Pakistan, Israel, Saudi-Arabien oder Indien massiver Druck gemacht irgendwelchen Vertragswerken beizutreten. Nicht mal sanktioniert, im Gegenteil, es gibt sogar gute Geschäfte und Unterstützung. Das sind Präzedenzfälle. Was soll uns das sagen? Und anderen Staaten?

Wer soll sich denn bemüßigt fühlen nachzurüsten? Afghanistan? Der IS? Wie soll das gehen. Und weshalb? Du darfst nicht immer nur den Iran sehen. Der Iran ist das einzige große Land dort, das weder eine nukleare Teilhabe, noch eigene Atomwaffen besitzt. Der einzige. Und das mit der Geschichte hinsichtlich dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen sich.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Jan 2016, 15:29)

Platon hat es eigentlich gut zusammengefasst. Es gibt keinen Präzedenzfall Iran. Es gibt auch keine Extrawurst für den Iran. Höchstens in dem Falle, daß die USA im Falle Iran ein riesiges Spektakel gemacht haben. Und im Falle anderer - befreundeter - Staaten nicht.

Der Iran ist umgeben von Atommächten.

Indien, China, Russland, US-Kernwaffen auf dem Wasser, in der Türkei, saudisch-pakistanisches Atomwaffenarsenal. Laut Washington, Internationaler Atomenergiebehörde und Teheran gibt es kein iranisches Atomwaffenprogramm und keine iranische Atomwaffen. "Nur" haufenweise davon in seiner Nachbarschaft. Massenvernichtungswaffen. Im übrigen ist der Iran das einzige Land der Region, das mit diesen massiv angegriffen wurde. Es versteht sich, daß dies seinerzeit weiterhin unterstützt wurde (Saddam) und dem Iran in keinster Weise beigesprungen wurde. Auch wird weder Pakistan, Israel, Saudi-Arabien oder Indien massiver Druck gemacht irgendwelchen Vertragswerken beizutreten. Nicht mal sanktioniert, im Gegenteil, es gibt sogar gute Geschäfte und Unterstützung. Das sind Präzedenzfälle. Was soll uns das sagen? Und anderen Staaten?

Wer soll sich denn bemüßigt fühlen nachzurüsten? Afghanistan? Der IS? Wie soll das gehen. Und weshalb? Du darfst nicht immer nur den Iran sehen. Der Iran ist das einzige große Land dort, das weder eine nukleare Teilhabe, noch eigene Atomwaffen besitzt. Der einzige. Und das mit der Geschichte hinsichtlich dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen sich.
Ich formuliere in einfachen Fragen, in welchem Artikel hat der Atomwaffensperrvertrag dem Iran, seinem Unterzeichner, die friedliche Nutzung von Kernenergie untersagt?
Weshalb war ergo neben dem Atomwaffensperrvertrag ein Zusatzvertrag, oder meinetwegen auch ein Neuvertrag notwendig?

Weshalb deutete der Iran in Form seines religiös-politischen Führungspersonals über Jahre regelmäßig öffentlich an, in der Lage zu sein Nuklearwaffen produzieren zu können und katapultierte sich damit aus dem Atomwaffensperrvertrag?

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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(26 Jan 2016, 15:43)

Ich formuliere in einfachen Fragen, in welchem Artikel hat der Atomwaffensperrvertrag dem Iran, seinem Unterzeichner, die friedliche Nutzung von Kernenergie untersagt?
Weshalb war ergo neben dem Atomwaffensperrvertrag ein Zusatzvertrag, oder meinetwegen auch ein Neuvertrag notwendig?

Weshalb deutete der Iran in Form seines religiös-politischen Führungspersonals über Jahre regelmäßig öffentlich an, in der Lage zu sein Nuklearwaffen produzieren zu können und katapultierte sich damit aus dem Atomwaffensperrvertrag?

Die Frage stellt man sich im Iran wohl auch. Da mußt du die USA fragen, weshalb die Instrumentalisierung des alten Atomvertrages solche Bahnen nehmen muß. Im übrigen fand man auch vertragliche Werke und Umgangsmodi im Falle Brasiliens. Sie wollten überhaupt nicht, daß man ihre Zentrifugen zu Gesicht bekommt. Man hat es in Sonderverhandlungen geregelt. Das ist Gang und Gäbe. Aus propagandistischen Gründen wird das im Falle Irans hochgejubelt. Das wird sich aber legen.

Wieso katapultiert man sich aus einem Atomwaffensperrvertrag, wenn man technisch in der Lage ist waffenfähiges Uran produzieren zu können? Das kann auch die Niederlande. Es ist eher andersherum. Die Aussage, daß man Atomwaffen bauen könne, es aber nicht tat, sollte eher aus Sicht Teherans darlegen, wie verrückt die Situation ist. Man hätte längst Waffen bauen und einsetzen können. Wenn man gewollte hätte. Tut man aber nicht.

Im übrigen kann der Iran weiterhin Atomwaffen bei bedarf bauen. Nur eben nicht in binnen 1-2 Monaten wie bisher. Das wird der Iran auch nicht verlieren. Genausowenig wie Japan, Brasilien, Deutschland, die Niederlande, Südkorea, Argentinien...
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(26 Jan 2016, 15:54)

Die Frage stellt man sich im Iran wohl auch. Da mußt du die USA fragen, weshalb die Instrumentalisierung des alten Atomvertrages solche Bahnen nehmen muß. Im übrigen fand man auch vertragliche Werke und Umgangsmodi im Falle Brasiliens. Sie wollten überhaupt nicht, daß man ihre Zentrifugen zu Gesicht bekommt. Man hat es in Sonderverhandlungen geregelt. Das ist Gang und Gäbe. Aus propagandistischen Gründen wird das im Falle Irans hochgejubelt. Das wird sich aber legen.

Wieso katapultiert man sich aus einem Atomwaffensperrvertrag, wenn man technisch in der Lage ist waffenfähiges Uran produzieren zu können? Das kann auch die Niederlande. Es ist eher andersherum. Die Aussage, daß man Atomwaffen bauen könne, es aber nicht tat, sollte eher aus Sicht Teherans darlegen, wie verrückt die Situation ist. Man hätte längst Waffen bauen und einsetzen können. Wenn man gewollte hätte. Tut man aber nicht.

Im übrigen kann der Iran weiterhin Atomwaffen bei bedarf bauen. Nur eben nicht in binnen 1-2 Monaten wie bisher. Das wird der Iran auch nicht verlieren. Genausowenig wie Japan, Brasilien, Deutschland, die Niederlande, Südkorea, Argentinien...
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich das der Iran auch fragt. Nicht nach den vorhergehenden Andeutungen, Aussagen und Aktionen der iranischen Führung.
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Da nächste Woche in den USA Super Tuesday ist, ist heute im Iran Super Friday. Es werden Parlament und Expertenrat gewählt.

Es gibt aktuell in der iranischen Politik zwei "Lager", die überaus Konservativen zusammen mit den pro-Revolutionsgarden gegen eine Koalition aus gemäßigt Konservativen, Moderaten und Reformern. Wobei beide Lager nicht scharf zu trennen sind, weil Entscheidungsprozesse im Iran häufig eher informell stattfinden und es auch Leute gibt die gute Beziehungen zu den führenden Köpfen beider Lager haben.
Die Wahlen heute sind von Bedeutung, weil das Parlament ein Blockade-Instrument gegen den Moderat-konservativen Präsidenten Rohani sein kann, ebenso wird erwartet, dass der heute zu wählende Expertenrat irgendwann den Nachfolger des Revolutionsführers Khamenei bestimmt. Dabei ist vor allem ausschlaggebend, dass bestimmte Personen in den Expertenrat kommen könnten, während andere es möglicherweise nicht werden. Denn eine solche Wahl würde wieder eher informell ablaufen und wenn Führungsfiguren der Moderaten wie Rafsanjani dann vor Ort sind und solche der Ultra-Konservativen wie Mesbah-Yazdi nicht, dann kann das Einfluss auf die am Ende zu treffende Wahl haben. Sofern es überhaupt eine echte Wahl gibt und nicht Khamenei seinen Nachfolger vor seinem Tod bestimmt hat.

Heute werden also die Machtverhältnisse von Netzwerken und Persönlichkeiten innerhalb des Systems der islamischen Republik neu austariert und es ist eine sehr hohe Wahlbeteilligung zu erwarten, da selbst viele oppositionelle Gruppen nicht zum Wahlboykott aufgerufen haben, wohl um den Unterstützern von Präsident Rohani ein starkes Ergebnis zu ermöglichen.
Von daher darf man eigentlich davon ausgehen, dass die gemäßigten Kandidaten - wo sie denn antreten dürfen - im Normalfall auch gewählt werden.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Es sieht nach einer hohen Wahlbeteiligung aus. Nun muss man die Ergebnisse abwarten.
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King Kong 2006
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

Aufgrund der hohen Wahlbeteiligung wurde die Zeit für die Stimmabgabe verlängert.
Parlamentswahlen: Iranische Regierung meldet hohe Wahlbeteiligung

Die Parlamentswahl im Iran ist wegen großen Andrangs um sechs Stunden verlängert worden. Nach dem Ende der Wahl sprach das Innenministerium von einer hohen Beteiligung ohne Zwischenfälle.

Wahlberechtigt sind fast 55 Millionen Bürger landesweit, darunter 8,5 Millionen in der Hauptstadt Teheran. Das Ministerium rechnet für Samstag mit ersten belastbaren Ergebnissen. Allerdings könne es wegen der Doppelwahl auch Verzögerungen geben.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 79632.html
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

AP berichtet, dass Reformer und Moderaten ein gutes Ergebnis haben und "in Führung" sind, auf FarsNews steht, dass die Prinzipialisten/Nicht-Reformer 60% und die Refomer 30% bei den Parlamentswahlen erhalten haben. Die restlichen gelten als "Unabhängige", welche allerdings eher den Prinzipialisten zuzurechnen sind. Die Frage ist am Ende also wer alles bei den Prinzipialisten als gemäßigt zu gelten hat und wer nicht. Denn "Reformer/Islahtalab" ist eine Bezeichnung die auf Rohani z.B. nicht zutrifft. Es sind dazu nur vorläufige Ergebnisse.
Englisch, Reformer haben gewonnen:
http://www.nytimes.com/aponline/2016/02 ... share&_r=0
Persisch, Prinzipialisten haben gewonnen:
http://www.farsnews.com/newstext.php?nn=13941208000191
http://www.mehrnews.com/news/3567071/%D ... 9%87%D8%A7
http://www.farsnews.com/newstext.php?nn=13941207001732 (Reformer: blau, Prinzipialisten: gelb, Rohani-Moderate lila)
Die Auszählung soll 3 Tage dauern.
http://www.mehrnews.com/news/3567635/%D ... 9%86%D8%AF
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Man muss dazu sagen, dass bei einigen Wahlkreisen noch nicht fertig ausgezählt ist und es in manchen auch eine zweite Runde geben wird, weil keiner der Kandidaten die erforderlichen Stimmen erhalten hat, es kann also durchaus noch Veränderungen geben.
http://www.mehrnews.com/news/3566764/%D ... 8%B3%DB%8C (rot=Prinzipialisten, blau=Reformer, grün=unabhängige, die Spalte ganz links zeigt an, dass es eine zweite Runde gibt)
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Beim Expertenrat zeichnet sich ab, dass es keine Überraschungen geben wird. Sowohl die Köpfe der Moderaten wie Rafsanjani und Rohani, beide führen die Liste an, als auch der Konservativen und Ultra-Konservativen wie Jannati und Mesbah Yazdi (der aber bisher am letzten Platz) haben es "geschafft". Sie alle sind im Wahlkreis Teheran angetreten. Wichtig ist aber erstmal, dass offenbar keine Wahlfälschung stattfindet um Rohani und Rafsanjani doch noch aus dem Gremium zu entfernen.
http://www.farsnews.com/newstext.php?nn=13941208000143
http://www.farsnews.com/newstext.php?nn=13941207001773
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Das ist der Stand, wie er auch aus den persisch-sprachigen Artikeln der IRI-Medien hervorgeht.
Iranians are awaiting the results of Friday elections for parliament and a body which is tasked with appointing the Leader and monitoring his performance as vote counting began.

Interior Ministry said on Saturday around 60 percent of voters cast ballots in the elections after voting hours were extended five times for a total of six extra hours to allow millions of latecomers to participate.

At least 33 million out of 55 million eligible voters took part in polls for the parliament and the Assembly of Experts, ministry spokesman Hossein-Ali Amiri said.

The numbers will increase as not all ballots have been counted, he added.

President Hassan Rouhani hailed the voter turnout as he held talks with Swiss President Johann Schneider-Ammann in Tehran about developing new relations.

“People’s participation was enthusiastic, lively and exceptionally glorious. The congestion of the crowd was so high that the elections lasted until midnight,” he said during a joint news conference in Tehran.

Three million first-time voters were among the 55 million people aged 18 and over who are eligible to cast ballots in the country of 80 million.

Members of parliament generally break into two main blocs, those who support a reformist agenda and those who call themselves principlists.

Early results showed reformists faring better than expected while principlists prevailed in some constituencies. In the central Isfahan province, principlists won almost all the seats as they did in the southern Khuzestan province.

The Fars news agency, citing unofficial results, said about 60 percent of "definite entrants" into the 290-seat Majlis so far were priniciplists.

“Also, about 30 percent of the elected are reformists and moderates, while the rest are independents most of whom are inclined to the principlists,” it added.

The results in Tehran, the bellwether of Iran's political scene, were not known yet.

In the capital, reformists are vying for seats under the leadership of Mohammed Reza Aref, a former vice president, while the main principlist faction in the elections is headed by Gholamali Hadad Adel, a former parliament speaker.

A second round will be held in a number of cities for seats where no candidate received more than 25 percent of votes.

On Friday, voters also cast their ballots for those running for the 88-member Assembly of Experts.

Fars said former president Akbar Hashemi Rafsanjani and President Hassan Rouhani were leading the polls in Tehran, but the candidates supported by the principlist camp were ahead in general.

Rouhani is seeking re-election in the Assembly of Experts where 161 others are running for seats.

Members of the assembly serve eight-year terms while MPs are elected every four years.
http://presstv.ir/Detail/2016/02/27/452 ... ry-turnout
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Die Doppelte Berichterstattung geht weiter. Auf Deutsch:
Schlappe für Hardliner in Teheran
Irans Hardliner werden abgestraft

Iran:
Principlists lead votes countrywide, reformists win Tehran

Es sieht danach aus, als wenn die Reformer ein starkes Ergebnis erreichen, vor allem in Teheran. Das hatte sich dort bereits angedeutet, weil man auf Twitter von langen Schlangen in Wahlkabinen im Norden aber leeren Wahlkabinen im Süden hören durfte. Aber sieht danach aus, als wenn die Konservativen Gegner von Rohani weiterhin eine Mehrheit im Parlament haben werden. Im Expertenrat sowieso, dort wurden ja kaum Reformer und Gemäßigte zur Wahl zugelassen.

Aber das kann sich durchaus noch verschieben, je nachdem wer alles in der zweiten Runde gewählt wird. Alles in allem kann man aber schon sagen, dass es diesmal keine offensichtliche Wahlfälschung gegeben hat und daher auch keine Proteste oder Ähnliches zu erwarten sind.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Es bleibt abzuwarten wie diese Achtungserfolge der Unterstützer von Rohani auf die Innenpolitik der folgenden Jahre auswirken, denn das hier glaube ich kaum:
[...] Gewählt wurde neben dem Parlament auch der Expertenrat, der im Falle des Todes des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei dessen Nachfolger wählen würde. Auch hier liegen die beiden Spitzenkandidaten der Reformer klar vor den Hardlinern. Nach Mitteilung des Innenministeriums führen der ehemalige Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani und Präsident Rohani in der Liste für die Hauptstadt Teheran.

Das Top-Trio der Hardliner mit den Ajatollahs Ahmad Dschannati, Mohammed Jasdi und Mesbah Jasdi liege abgeschlagen auf den Plätzen 10, 12 und 16. Diese kommen zwar mit ihrer jetziger Platzierung in den Rat, hätten aber nur noch wenig Einfluss. In Teheran werden 16 Kleriker für den Expertenrat gewählt, der für die Ernennung des obersten Führers des Staates zuständig ist. Der Rat mit 88 Mitgliedern befasst sich zwar nicht mit aktuellen politischen Themen, aber ein Sieg von Rafsandschani und Rohani würde den Einfluss des erzkonservativen Klerus im Lande deutlich schmälern. Die Mandate im Parlament werden für vier Jahre vergeben, die Mandate im Expertenrat für acht Jahre.[...]
http://www.dw.com/de/pleite-f%C3%BCr-ha ... a-19079995

Es geht bei diesen Entscheidungsprozessen nicht um Wählerstimmen sondern um informellen Einfluss und Charisma innerhalb der regierenden Elite und da sind Rafsanjani und Rohani natürlich nicht schlecht, aber auch nicht derart überragend wie einen das Wahlergebnis glauben lassen könnte.
Ich vermute eher, dass es eine Machtteilung zwischen Konservativen und Reformern/Gemäßigten auf Augenhöhe geben wird und das eine Lager ohne das Andere nichts zustande bringt. Ein solcher neuer IRI-Mainstream, welcher "radikale" Reformer, die im Endeffekt Säkularisten sind, ebenso an den Rand drängt wie radikale Konservative, die am Ende einen Führerstaat ohne Demokratie wollen, dürfte im Sinne Rohanis sein und könnte für die politische Stabilität sorgen die von ausländischen Investoren gewünscht und im Falle eines Machtübergangs von Khamenei zu einem Nachfolger oder einem Nachfolgergremium (bestehend aus 3 Revolutionsführern) im Sinne des Systems wäre.

Die spannendsten Auseinandersetzungen dürften sich demnächst an symbolträchtigen aber eigentlich unbedeutenden Sachen entzünden, wie die Freilassung der Führer der grünen Bewegung 2009 Mussawi und Karroubi. Für die Anhänger der Reformer eine wichtige Forderung, weil sie die Schmach von 2009 nicht vergessen haben, für die Konservativen eigentlich ein rotes Tuch, da sie beide für Konterrevolutionäre halten.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

Welch' "wundervolle, hoffnungsspende, den Nahen Osten mit Sicherheit stabilisierende" Nachrichten aus dem Iran. Zynismus off.



Das iranische Militär hat zwei ballistische Langstreckenraketen offenbar erfolgreich getestet. Das Programm soll sich dabei gegen den "Feind, das zionistische Regime" richten, wie ein Sprecher des Militärs bekanntgab. Es seien Ziele in rund 1400 Kilometern Entfernung getroffen und zerstört worden.
Im Rahmen eines Manövers hat das iranische Militär erneut zwei ballistische Raketen abgefeuert. Es habe sich um Langstreckengeschosse gehandelt, berichteten amtliche Medien am Mittwoch unter Berufung auf den stellvertretenden Kommandeur der Revolutionsgarden, General Hossein Salami.
"Abschreckungspotenzial"
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, soll sich das Raketenprogramm gegen Israel richten: "Wir haben unsere Raketen mit einer Reichweite von 2000 Kilometern gebaut, um unseren Feind, das zionistische Regime, aus einer sicheren Entfernung treffen zu können", wie die Agentur Isna Brigadegeneral Amir Ali Hadschisadeh zitiert. Bei den Raketentests hätte man Ziele in rund 1400 Kilometern Entfernung getroffen und zerstört.

http://www.focus.de/politik/ausland/dro ... 45213.html
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Werbefilmchen über Iran mit Drohnenaufnahmen in HD.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Mar 2016, 11:33)

Welch' "wundervolle, hoffnungsspende, den Nahen Osten mit Sicherheit stabilisierende" Nachrichten aus dem Iran. Zynismus off.



Das iranische Militär hat zwei ballistische Langstreckenraketen offenbar erfolgreich getestet. Das Programm soll sich dabei gegen den "Feind, das zionistische Regime" richten, wie ein Sprecher des Militärs bekanntgab. Es seien Ziele in rund 1400 Kilometern Entfernung getroffen und zerstört worden.
Im Rahmen eines Manövers hat das iranische Militär erneut zwei ballistische Raketen abgefeuert. Es habe sich um Langstreckengeschosse gehandelt, berichteten amtliche Medien am Mittwoch unter Berufung auf den stellvertretenden Kommandeur der Revolutionsgarden, General Hossein Salami.
"Abschreckungspotenzial"
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, soll sich das Raketenprogramm gegen Israel richten: "Wir haben unsere Raketen mit einer Reichweite von 2000 Kilometern gebaut, um unseren Feind, das zionistische Regime, aus einer sicheren Entfernung treffen zu können", wie die Agentur Isna Brigadegeneral Amir Ali Hadschisadeh zitiert. Bei den Raketentests hätte man Ziele in rund 1400 Kilometern Entfernung getroffen und zerstört.

http://www.focus.de/politik/ausland/dro ... 45213.html
Was bleibt anderes übrig, als daß friedliche Staaten
eine Zweitschlagskapazität ausbauen, die nach einem
Erstschlag auf das eigene Gebiet einen vernichtenden
Gegenschlag ermöglichen? Vielleicht lässt sich so die
Wahrscheinlichkeit eines Erstschlags auf nahezu Null
vermindern.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben:(29 Mar 2016, 08:37)

Was bleibt anderes übrig, als daß friedliche Staaten
eine Zweitschlagskapazität ausbauen, die nach einem
Erstschlag auf das eigene Gebiet einen vernichtenden
Gegenschlag ermöglichen? Vielleicht lässt sich so die
Wahrscheinlichkeit eines Erstschlags auf nahezu Null
vermindern.
Das Kontra-Bedrohungspotential in Israel wurde und wird ausgebaut werden. D.h., dass nach dem Iran Deal Gelder und Technologie in beträchtlicher Menge von den USA nach Israel fließen werden, oder wahrscheinlich schon geflossen sind. Den USA ist ebenso wie den anderen Bauleitern des Iran Deals bewusst, dass der Deal nicht das Papier wert ist, auf dem geschrieben wurde. Man mag kurzfristig den Iranern innenpolitisch etwas Luft verschafft haben, außenpolitisch wurde wieder einmal im Nahen Osten gezündelt. Jetzt muss Israel maximal hoch gerüstet werden und über die Aufrüstung Saudi Arabiens als Gegenpol zum Iran im Nahen Osten sollte sich auch niemand mehr echauffieren.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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King Kong 2006
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(29 Mar 2016, 09:19)

Das Kontra-Bedrohungspotential in Israel wurde und wird ausgebaut werden. D.h., dass nach dem Iran Deal Gelder und Technologie in beträchtlicher Menge von den USA nach Israel fließen werden, oder wahrscheinlich schon geflossen sind. Den USA ist ebenso wie den anderen Bauleitern des Iran Deals bewusst, dass der Deal nicht das Papier wert ist, auf dem geschrieben wurde. Man mag kurzfristig den Iranern innenpolitisch etwas Luft verschafft haben, außenpolitisch wurde wieder einmal im Nahen Osten gezündelt. Jetzt muss Israel maximal hoch gerüstet werden und über die Aufrüstung Saudi Arabiens als Gegenpol zum Iran im Nahen Osten sollte sich auch niemand mehr echauffieren.
Was erst jetzt? Was darf man denn jetzt noch außer den weit und breit modernsten Waffensystemen der Region und hunderten Atomwaffen noch erwarten? Flugzeugträger und railguns?

Das Schrecksgespenst Iran hat sehr gut funktioniert, um von den USA u.a. teuerste Waffensysteme zu erhalten. ;)
We are in no danger at all of having an Iranian nuclear weapon dropped on us.... thanks to the Iranian threat, we are getting weapons from the U.S. and Germany.[12]

https://en.wikipedia.org/wiki/Martin_van_Creveld
Es gibt kaum ein Land in der Region, das für seine Größe und strategische Lage derart "untergerüstet" ist, schlecht gerüstet ist, wie der Iran.

Man suche Israel (meinetwegen auch Saudi-Arabien oder die Türkei) und den Iran. Manchmal schafft es der Iran nicht mal unter die ersten 20 in Fragen der Rüstungsausgaben und Militärisierung der Gesellschaft. Israel und Saudi-Arabien sind Spitzenreiter.
List of countries by Global Militarization Index
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_c ... tion_Index
Israel: Platz 1
Saudi-Arabien: Platz 17
Iran: Platz: 27
List of countries by military expenditure per capita
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_c ... per_capita
Saudi-Arabien: Platz 1
Israel: Platz 3
Iran: Schafft es nicht auf die dortige Liste
List of countries by military expenditures
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_c ... penditures
Saudi-Arabien: Platz 3
Israel: Platz 15
Iran: Schafft es nicht auf die dortige Liste

Es gibt einen massiven Unterschied zwischen der gefühlten Situation und den reinen Fakten. Israel und Saudi-Arabien bekommen seit Jahrzehnten teuerste Waffensysteme verkauft, finanziert und zu "Freundschaftspreisen". Der Iran nicht. Israel besitzt teuerste und modernste Waffensysteme. Der Iran nicht. Israel besitzt hunderte Atomsprengköpfe, die in keinster Weise kontrolliert werden. Der Iran nicht. Wir haben ein Land, das modernste westl. Waffensysteme und hunderten Kernwaffen besitzt und ein Land, das das alles nicht hat. Die USA betonen stets an der Seite Israels zu sein, eine Supermacht. Nicht an der Seite Irans. Und trotz allem fühlt sich Israel ständig bedroht? Wie soll sich denn dann erst der Iran dort fühlen? Wer ist denn in der Region von ABC-Waffen nicht nur bedroht, sondern auch angegriffen worden?
Pappé: Es ist wichtig, in diesem Kontext zwischen der israelischen Regierung und den Durchschnittsbürgern zu unterscheiden. Die meisten Israelis können nachts ruhig schlafen und haben keine Angst vor dem Iran. Die Schreckkampagne der Regierung hat in diesem Fall ausnahmsweise nicht funktioniert. Der Grund hierfür ist womöglich die Tatsache, dass der Chef des Mossad sowie andere hochrangige Persönlichkeiten aus dem Sicherheitsapparat betonten, dass der Iran keine Gefahr darstelle. Die militärische Elite hat somit der politischen nicht zugestimmt.

Die Netanjahu-Regierung ist mit dem Deal nicht glücklich, da in der Zeit zuvor der Iran ein nützliches Schreckgespenst darstellte, welches eine gute Ablenkung von den Zuständen in Palästina gewesen ist. Der Rest der israelischen Gesellschaft scheint relativ glücklich mit dem Deal zu sein.

https://de.qantara.de/inhalt/interview- ... en-loesung
Das iranische Militär ist völlig untermotorisiert. Das wird jetzt nachgeholt. Vergleichbare Staaten wie Israel, Saudi-Arabien, die Türkei und Pakistan stehen ganz anders da. Der Iran ist da eher ein Schlußlicht. Nicht umgekehrt. Das aus israelischer Sicht, das im Gegensatz zum Iran über haufenweise modernes Kriegsgerät und Atomwaffen verfügt, stets anderes propagiert wird, hat einfach politische Gründe. Man braucht Gründe um weiterhin an Waffentechnik zu kommen, auch günstig und von wichtigeren Themen ablenken zu können.

Natürlich sind Israel und Iran Gegner. Das ist Fakt. Aber nicht die "gefühlte" Situation, wenn es um Waffen, Atomwaffen und Krieg geht. Da geht doch einiges drunter und drüber. Jetzt, wo sich die Verhältnisse zwischen dem Westen und Iran wirtschaftlich (nicht militärisch!) normalisieren, wieder von Rüstung (für Israel und Co.) zu sprechen ist bizarr. Darf der Iran nicht mal Wirtschaftskontakte mit Italien, oder Holland haben, ohne, daß die Atommacht Israel wieder noch mehr Waffen bekommen muß?

Wie der jetzt im Gefängnis sitzende ehemalige israelische Premier Olmert sagte, bei dem Thema ist in Israel die Verhältnismässigkeit völlig flöten gegangen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Tom Bombadil »

Platon hat geschrieben:(28 Mar 2016, 22:33)

Werbefilmchen über Iran mit Drohnenaufnahmen in HD.
Der Iran ist ein sehr schönes, vielfältiges Land, Isfahan würde ich auch gerne mal besuchen. Aber nicht, solange dort dieses Regime herrscht und wenn es bis zum nächsten Leben dauert.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Mar 2016, 10:39)

Was erst jetzt? Was darf man denn jetzt noch außer den weit und breit modernsten Waffensystemen der Region und hunderten Atomwaffen noch erwarten? Flugzeugträger und railguns?

Das Schrecksgespenst Iran hat sehr gut funktioniert, um von den USA u.a. teuerste Waffensysteme zu erhalten. ;)



Es gibt kaum ein Land in der Region, das für seine Größe und strategische Lage derart "untergerüstet" ist, schlecht gerüstet ist, wie der Iran.

Man suche Israel (meinetwegen auch Saudi-Arabien oder die Türkei) und den Iran. Manchmal schafft es der Iran nicht mal unter die ersten 20 in Fragen der Rüstungsausgaben und Militärisierung der Gesellschaft. Israel und Saudi-Arabien sind Spitzenreiter.


Israel: Platz 1
Saudi-Arabien: Platz 17
Iran: Platz: 27

Saudi-Arabien: Platz 1
Israel: Platz 3
Iran: Schafft es nicht auf die dortige Liste

Saudi-Arabien: Platz 3
Israel: Platz 15
Iran: Schafft es nicht auf die dortige Liste

Es gibt einen massiven Unterschied zwischen der gefühlten Situation und den reinen Fakten. Israel und Saudi-Arabien bekommen seit Jahrzehnten teuerste Waffensysteme verkauft, finanziert und zu "Freundschaftspreisen". Der Iran nicht. Israel besitzt teuerste und modernste Waffensysteme. Der Iran nicht. Israel besitzt hunderte Atomsprengköpfe, die in keinster Weise kontrolliert werden. Der Iran nicht. Wir haben ein Land, das modernste westl. Waffensysteme und hunderten Kernwaffen besitzt und ein Land, das das alles nicht hat. Die USA betonen stets an der Seite Israels zu sein, eine Supermacht. Nicht an der Seite Irans. Und trotz allem fühlt sich Israel ständig bedroht? Wie soll sich denn dann erst der Iran dort fühlen? Wer ist denn in der Region von ABC-Waffen nicht nur bedroht, sondern auch angegriffen worden?



Das iranische Militär ist völlig untermotorisiert. Das wird jetzt nachgeholt. Vergleichbare Staaten wie Israel, Saudi-Arabien, die Türkei und Pakistan stehen ganz anders da. Der Iran ist da eher ein Schlußlicht. Nicht umgekehrt. Das aus israelischer Sicht, das im Gegensatz zum Iran über haufenweise modernes Kriegsgerät und Atomwaffen verfügt, stets anderes propagiert wird, hat einfach politische Gründe. Man braucht Gründe um weiterhin an Waffentechnik zu kommen, auch günstig und von wichtigeren Themen ablenken zu können.

Natürlich sind Israel und Iran Gegner. Das ist Fakt. Aber nicht die "gefühlte" Situation, wenn es um Waffen, Atomwaffen und Krieg geht. Da geht doch einiges drunter und drüber. Jetzt, wo sich die Verhältnisse zwischen dem Westen und Iran wirtschaftlich (nicht militärisch!) normalisieren, wieder von Rüstung (für Israel und Co.) zu sprechen ist bizarr. Darf der Iran nicht mal Wirtschaftskontakte mit Italien, oder Holland haben, ohne, daß die Atommacht Israel wieder noch mehr Waffen bekommen muß?

Wie der jetzt im Gefängnis sitzende ehemalige israelische Premier Olmert sagte, bei dem Thema ist in Israel die Verhältnismässigkeit völlig flöten gegangen.
Nicht "erst jetzt", sondern jetzt erst recht.

Im Prinzip spielt die iranische Israel in die Hände und die USA runzeln irritiert die Stirn, wenn so kurz nach dem völlig sinnlosen Deal seitens des Iran Langstreckenraketen mit dem verkündeten Ziel das zionistische Regime zu vernichten getestet werden.

Wer jetzt darüber Tränen vergießt, dass der arme Iran wirtschaftlich so lange vernachlässigt wurde, der mag sich in Erinnerung rufen, dass das Mullahregime im Iran dies selbst inszeniert hat, indem es suggerierte Nuklearwaffen produzieren und anwenden zu können, entgegen der Unterschrift auf dem Atomwaffensperrvertrags. Es sind nicht die Israelis, die einen Atomwaffensperrvertrag unterschrieben haben und danach verkündeten in nicht IAEO auditierten Anlagen fähig zu sein Nuklearwaffen produzieren zu können.

Wer gibt eine Garantie dafür, dass der Iran keine Nuklearwaffen produziert und an Terrorgruppen weiter gibt, wenn sich der Iran selbst auditieren darf? Das Stück Papier, das letzthin unterschrieben wurde, damit der Korruption im Iran durch wirtschaftlichem Aufschwung weiterer Vorschub geleistet werden kann?

Zudem lässt sich der Konflikt nicht auf den Iran und Israel beschränken, auch Saudi Arabien und weitere Nahoststaaten sind irritiert über die Verschiebung der Kräfte im Nahen Osten dank dieses Deals.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(29 Mar 2016, 11:10)

Wer gibt eine Garantie dafür, dass der Iran keine Nuklearwaffen produziert und an Terrorgruppen weiter gibt, wenn sich der Iran selbst auditieren darf? Das Stück Papier, das letzthin unterschrieben wurde, damit der Korruption im Iran durch wirtschaftlichem Aufschwung weiterer Vorschub geleistet werden kann?

Zudem lässt sich der Konflikt nicht auf den Iran und Israel beschränken, auch Saudi Arabien und weitere Nahoststaaten sind irritiert über die Verschiebung der Kräfte im Nahen Osten dank dieses Deals.
Es gibt keine "Garantie" das der Iran niemals Atomwaffen haben wird. Es gibt sie weder jetzt, vielleicht sind sie schon in Nordkorea, noch gibt es diese Garantie in der Zukunft. Darüber sind sich alle im klarem. Damit müssen alle leben.

Es gibt auch keine Garantie, daß Israel sie abrüsten wird. Damit müssen alle leben. Es gibt auch keine Garantie, daß Russland, Pakistan, Indien oder China das machen werden. Um in der Region zu bleiben und andere großartige Demokratien zu benennen. Damit müssen alle anderen leben.

Es gibt auch keine Garantie, daß Saudi-Arabien seine Kernwaffen in Pakistan nicht aktiviert. Oder Ägypten sie haben möchte. Damit müssen alle leben. Auch Israel und der Iran.

Natürlich sind die anderen Demokratien, wie Saudi-Arabien und Co. darüber irritiert, daß sie Macht verlieren. Damit müssen sie umgehen. Andersherum ist der Iran darüber irrtiert, was manche Staaten dort machen. Damit muß Teheran leben. Eine Menge Staaten sind alleine über die Existenz Israels irritiert, über die Politik zu schweigen oder deren Atomwaffen. Damit haben die anderen aber zu leben.

Sollen Israel oder Iran Dinge tun, um den anderen Demokratien und Herrschern dort zu gefallen? Nein, müssen sie nicht. Was würden sie dafür bekommen? Glaubst du ernsthaft Israel und dem Iran würden man danken, wenn sie sich künstlich klein machen würden? Auf Rechte verzichten würden?

Der Iran will das, was alle anderen "Demokratien" dort wollen. Nicht mehr und nicht weniger. Selbst bei der Aufhebung der Sanktionen bekommt der Iran nicht mal denselben Status wie Saudi-Arabien, Pakistan oder gar Israel. Wir sprechen über völlig falsche Verhältnismäßigkeiten.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Mar 2016, 13:54)

Es gibt keine "Garantie" das der Iran niemals Atomwaffen haben wird. Es gibt sie weder jetzt, vielleicht sind sie schon in Nordkorea, noch gibt es diese Garantie in der Zukunft. Darüber sind sich alle im klarem. Damit müssen alle leben.

Es gibt auch keine Garantie, daß Israel sie abrüsten wird. Damit müssen alle leben. Es gibt auch keine Garantie, daß Russland, Pakistan, Indien oder China das machen werden. Um in der Region zu bleiben und andere großartige Demokratien zu benennen. Damit müssen alle anderen leben.

Es gibt auch keine Garantie, daß Saudi-Arabien seine Kernwaffen in Pakistan nicht aktiviert. Oder Ägypten sie haben möchte. Damit müssen alle leben. Auch Israel und der Iran.

Natürlich sind die anderen Demokratien, wie Saudi-Arabien und Co. darüber irritiert, daß sie Macht verlieren. Damit müssen sie umgehen. Andersherum ist der Iran darüber irrtiert, was manche Staaten dort machen. Damit muß Teheran leben. Eine Menge Staaten sind alleine über die Existenz Israels irritiert, über die Politik zu schweigen oder deren Atomwaffen. Damit haben die anderen aber zu leben.

Sollen Israel oder Iran Dinge tun, um den anderen Demokratien und Herrschern dort zu gefallen? Nein, müssen sie nicht. Was würden sie dafür bekommen? Glaubst du ernsthaft Israel und dem Iran würden man danken, wenn sie sich künstlich klein machen würden? Auf Rechte verzichten würden?

Der Iran will das, was alle anderen "Demokratien" dort wollen. Nicht mehr und nicht weniger. Selbst bei der Aufhebung der Sanktionen bekommt der Iran nicht mal denselben Status wie Saudi-Arabien, Pakistan oder gar Israel. Wir sprechen über völlig falsche Verhältnismäßigkeiten.
Das ist schon im Ansatz falsch, weil es den jahrzehntelangen religiösen und politischen Kampf um die Vorherrschaft im Nahen Osten zwischen Persern und Arabern negiert, sowie den Kampf gegen das Feindbild Israel, der von den Persern bisher indirekt geführt wird.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

JJazzGold hat geschrieben:(29 Mar 2016, 14:00)

Das ist schon im Ansatz falsch, weil es den jahrzehntelangen religiösen und politischen Kampf um die Vorherrschaft im Nahen Osten zwischen Persern und Arabern negiert, sowie den Kampf gegen das Feindbild Israel, der von den Persern bisher indirekt geführt wird.
Get ready for Iran’s reconnection with the world.
http://www.economist.com/news/middle-ea ... t-spanning
Einige nehmen das eher als "get ready for the iranian nuclear war" wahr (wie immer in spätestens einem halben Jahr...).

Der Iran wird für niemanden zuliebe, schon gar nicht für die Herrscher in der Region, auf das reconnecten verzichten. Das will auch niemand in der iranischen Bevölkerung für diese tun. Nebenbei gesagt.

Wenn das als iranische Atombombe wahrgenommen wird, oder verklausuliert, um einen wirtschaftlichen Konkurrenten zu behindern, bitte.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben:(29 Mar 2016, 09:19)

Das Kontra-Bedrohungspotential in Israel wurde und wird ausgebaut werden. D.h., dass nach dem Iran Deal Gelder und Technologie in beträchtlicher Menge von den USA nach Israel fließen werden, oder wahrscheinlich schon geflossen sind. Den USA ist ebenso wie den anderen Bauleitern des Iran Deals bewusst, dass der Deal nicht das Papier wert ist, auf dem geschrieben wurde. Man mag kurzfristig den Iranern innenpolitisch etwas Luft verschafft haben, außenpolitisch wurde wieder einmal im Nahen Osten gezündelt. Jetzt muss Israel maximal hoch gerüstet werden und über die Aufrüstung Saudi Arabiens als Gegenpol zum Iran im Nahen Osten sollte sich auch niemand mehr echauffieren.
Vielleicht aber wäre es sinnvoll, neben dem Ausbau der
Zweitschlagsfähigkeit auch an der Verminderung der
Wahrscheinlichkeit eines iranischen Erstschlags zu ar-
beiten, etwa durch diplomatische Bemühungen. Immer
nur hart dagegen halten, das stärkt Kräfte, die wütend
auf ihrer Gegnerschaft bestehen.

Bezogen auf unsere europäische Bedrohungslage nach
wiederholten Drohungen Rußlands und Irans würde ich
eine solche zweigleisige Politik gut heißen: Freundliches
Angebot zur Zusammenarbeit, wo immer sich dazu Mög-
lichkeiten ergeben, aber auch unmißverständlich der Auf-
bau einer vernichtenden Zweitschlagsfähigkeit, um mit
beiden Ansätzen den Erstschlag als völligen Wahnsinn
deutlich zu machen.

Schlimm, daß man sich mit solchen "Endzeitgedanken"
überhaupt befassen muß!
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben:(29 Mar 2016, 15:36)

Vielleicht aber wäre es sinnvoll, neben dem Ausbau der
Zweitschlagsfähigkeit auch an der Verminderung der
Wahrscheinlichkeit eines iranischen Erstschlags zu ar-
beiten, etwa durch diplomatische Bemühungen. Immer
nur hart dagegen halten, das stärkt Kräfte, die wütend
auf ihrer Gegnerschaft bestehen.

Bezogen auf unsere europäische Bedrohungslage nach
wiederholten Drohungen Rußlands und Irans würde ich
eine solche zweigleisige Politik gut heißen: Freundliches
Angebot zur Zusammenarbeit, wo immer sich dazu Mög-
lichkeiten ergeben, aber auch unmißverständlich der Auf-
bau einer vernichtenden Zweitschlagsfähigkeit, um mit
beiden Ansätzen den Erstschlag als völligen Wahnsinn
deutlich zu machen.

Schlimm, daß man sich mit solchen "Endzeitgedanken"
überhaupt befassen muß!
Was Sie schildern halte ich auch für die einzig realistische Vorgehensweise.
Ich frage mich allerdings, ob es jemals wieder eine Beziehung und Zusammenarbeit zwischen dem Iran und Israel wie zu Zeiten Pahlavis geben wird.
Mir erscheint es wahrscheinlicher, dass eines Tages das iranische Mullahregime nicht nur mit Worten daran gehindert werden muss, Israel selbst zu vernichten, oder durch Dritte vernichten zu lassen. Interessanter Weise habe ich bei keinem meiner Aufenthalte auch nur einen einzigen Iraner, Kollegen und Privatpersonen, kennengelernt, der Israel hasst und es seiner Existenz berauben will. Darunter befanden sich aber auch keine religiösen Fanatiker. Denen wiederum traue ich alles zu, auch den Erstschlag.

In der Tat schlimm, dass man wieder gezwungen ist, über Nuklearwaffenanschläge zu diskutieren.
Ich hatte gehofft, die Welt wäre im 21. Jahrhundert längst klüger geworden.

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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

Das Vorgehen könnte man kurz zusammenfassen:
Sich auf das Schlimmste vorbereiten, aber an der
bestmöglichen Lösung arbeiten. Hilft ja alles nicht!

Manchmal geschieht ja das Wunder, daß einsichtige
Leute die guten Absichten aufgreifen und sie mit
guten Absichten erwidern. Diese Hoffnung darf man
einfach nie aufgeben.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

@ KingKong 2006

Wie kommt denn diese betonte Feindschaft Irans gegen
Israel nur zustande? Als Israeli fände ich es auch bedrückend,
wenn ein Land Langstreckenraketen erprobt mit dem öffent-
lich ausgesprochenen Ziel, damit den zionistischen Todfeind
vernichten zu wollen. Da spielt doch der Rüstungsstand
Israels erst einmal die geringste Rolle. Das muß man sich
ausmalen: 2.000 km entfernte Todfeinde vernichten!

Was hat die Hisbollah davon, daß sie zeitweise Israel be-
kämpft? Ist doch aus der Ferne überhaupt nicht zu verstehen!
Haben Sie dafür eine eingängige Erklärung?

Was man sofort verstehen kann, das ist der geschichtliche
Gegensatz zur Türkei; da gab es wohl immer wieder einen
Wettbewerb um die Führung im Nahen Osten. Die üblichen
Hahnenkämpfe vermutlich darum, wer denn nun der Größte
ist.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

H2O hat geschrieben:(29 Mar 2016, 20:06)

@ KingKong 2006

Wie kommt denn diese betonte Feindschaft Irans gegen
Israel nur zustande? Als Israeli fände ich es auch bedrückend,
wenn ein Land Langstreckenraketen erprobt mit dem öffent-
lich ausgesprochenen Ziel, damit den zionistischen Todfeind
vernichten zu wollen. Da spielt doch der Rüstungsstand
Israels erst einmal die geringste Rolle. Das muß man sich
ausmalen: 2.000 km entfernte Todfeinde vernichten!

Was hat die Hisbollah davon, daß sie zeitweise Israel be-
kämpft? Ist doch aus der Ferne überhaupt nicht zu verstehen!
Haben Sie dafür eine eingängige Erklärung?

Was man sofort verstehen kann, das ist der geschichtliche
Gegensatz zur Türkei; da gab es wohl immer wieder einen
Wettbewerb um die Führung im Nahen Osten. Die üblichen
Hahnenkämpfe vermutlich darum, wer denn nun der Größte
ist.
Die Feindschaft der IRI hat ideologische Gründe, die Hisbollah ist anti-israelisch weil sie die Ideologie der IRI teilweise übernommen haben und weil sie ja nur gegründet wurden um die Besatzung des Südlibanons durch Israel zu beenden. Der primäre Existenzgrund der Hisbollah ist den Libanon vor Israel zu schützen. Es geht hier nicht wirklich um strategische Überlegungen als um Ideologie und das eigene Selbstverständnis.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

Platon hat geschrieben:(29 Mar 2016, 22:40)

Die Feindschaft der IRI hat ideologische Gründe, die Hisbollah ist anti-israelisch weil sie die Ideologie der IRI teilweise übernommen haben und weil sie ja nur gegründet wurden um die Besatzung des Südlibanons durch Israel zu beenden. Der primäre Existenzgrund der Hisbollah ist den Libanon vor Israel zu schützen. Es geht hier nicht wirklich um strategische Überlegungen als um Ideologie und das eigene Selbstverständnis.
Ja, den Auftritt der Hisbollah kann ich mir
jetzt vorstellen; aber was um Himmelswillen
sind denn ideologische Vorspannungen, die
Iran gegen Israel bewegen?
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

H2O hat geschrieben:(29 Mar 2016, 22:51)

Ja, den Auftritt der Hisbollah kann ich mir
jetzt vorstellen; aber was um Himmelswillen
sind denn ideologische Vorspannungen, die
Iran gegen Israel bewegen?
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhollah_Chomeini#Israel
http://www.politik-forum.eu/viewtopic.php?f=12&t=29004

:)
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Ammianus »

Das Mullah-Regime ruht auf 2 ideologischen Säulen: Frauen müssen gewickelt werden und Israel muss putt. Wie die Hardliner dort denken, kann man ganz gut auf der Seite des Muslim-Marktes studieren. Die Özoguz-Familie, welche die Seite betreibt hat Chamenei als Marja. Nach ihrem Glauben muss jeder Shiite einen Marja haben, einen religiösen Führer, dem man in allem nachahmt – bedingungslos. Sie bezeichnen diesen Mann in ihren Propagandapamphleten als die „Heiligkeit unserer Zeit”. Es ist sehr informativ, sich da ein bisschen einzulesen. So sehen sie z.B. eine Zweistaatenlösung als Verbrechen an.
Mir scheint, auf dieser Seite kann man ziemlich gut und 1 zu 1 das Denken der Hardcorefraktion im Iran studieren.

Manches von dem, was da steht erinnert mich an die DDR. Auch da gab es ideologische Säulen, die nicht angetastet werden durften. Und als es dann geschah, war es auch sehr schnell vorbei – was irgendwie zu Hoffnung berechtigt. Nur ist es eben die Frage für den Einzelnen, wie lange es dauert. Ein Menschenleben währt nicht ewig.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Keoma »

Ammianus hat geschrieben:(29 Mar 2016, 23:12)

Das Mullah-Regime ruht auf 2 ideologischen Säulen: Frauen müssen gewickelt werden und Israel muss putt. Wie die Hardliner dort denken, kann man ganz gut auf der Seite des Muslim-Marktes studieren. Die Özoguz-Familie, welche die Seite betreibt hat Chamenei als Marja. Nach ihrem Glauben muss jeder Shiite einen Marja haben, einen religiösen Führer, dem man in allem nachahmt – bedingungslos. Sie bezeichnen diesen Mann in ihren Propagandapamphleten als die „Heiligkeit unserer Zeit”. Es ist sehr informativ, sich da ein bisschen einzulesen. So sehen sie z.B. eine Zweistaatenlösung als Verbrechen an.
Mir scheint, auf dieser Seite kann man ziemlich gut und 1 zu 1 das Denken der Hardcorefraktion im Iran studieren.

Manches von dem, was da steht erinnert mich an die DDR. Auch da gab es ideologische Säulen, die nicht angetastet werden durften. Und als es dann geschah, war es auch sehr schnell vorbei – was irgendwie zu Hoffnung berechtigt. Nur ist es eben die Frage für den Einzelnen, wie lange es dauert. Ein Menschenleben währt nicht ewig.
Nicht umsonst kommen als Gäste ins Forum gerne auch Alstalinisten und Antisemiten.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

Danke für die Quelle; der Zorn des offiziellen Irans richtet
sich also gegen den Staat Israel; das Judentum an sich
steht nicht in der iranischen Kritik. Offenbar will Iran als
Führer aller Moslems gelten. Die Leute plagt der Ehrgeiz!
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Ammianus »

Keoma hat geschrieben:(30 Mar 2016, 08:18)

Nicht umsonst kommen als Gäste ins Forum gerne auch Alstalinisten und Antisemiten.
Von jeder Sorte genau ein Stück. Angeblich tritt dort jeder Teilnehmer mit seinem Klarnamen auf. „Dr. Josef Haas” hat aber schon was von Realsatire. Dann haben sie noch Cengiz Tuna. Der verbreitet schon seit Jahren die Auffassung, dass die Juden beide Weltkriege angezettelt hätten.
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Libanesin Anfang August 2020
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Ammianus »

H2O hat geschrieben:(30 Mar 2016, 09:37)

Danke für die Quelle; der Zorn des offiziellen Irans richtet
sich also gegen den Staat Israel; das Judentum an sich
steht nicht in der iranischen Kritik. Offenbar will Iran als
Führer aller Moslems gelten. Die Leute plagt der Ehrgeiz!
Sie sind der Meinung, dass der jeweiligen „Heiligkeit der Zeit” nicht nur die Führung über die gesamte Umma sondern eigentlich der ganzen Menschheit zustände. Die meisten Moslems und der Rest von Homo sapiens sapiens auf dieser Welt ist leider durch das „Imperium” (USrael, der imperialistische Kapitalismus, die radikalzionistischen Medien) noch zu verblendet um das zu sehen.

Ähnlich wie bei den Zeugen Jehovas glauben sie an etwas wie eine Endzeit in welcher der bis jetzt verborgenen Imam Mahdi erscheint und zusammen mit Jesus den nach ihrer Auffassung prophezeiten Endkampf liefert und die Menschheit befreit. Gern wird darüber spekuliert, ob die Nahostpolitik der USA (die wird natürlich von den Zionisten kontrolliert) in den letzten Jahrzehnten damit im Zusammenhang steht. Die Zionisten wollen auf diese Weise Terrain gewinnen auf dem sie dann der gewaltigen Armee Imam Mahdis entgegen treten können.

Nein, dass ist alles keine Witz ...
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UncleSams_Berater
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von UncleSams_Berater »

H2O hat geschrieben:(30 Mar 2016, 09:37)

Danke für die Quelle; der Zorn des offiziellen Irans richtet
sich also gegen den Staat Israel; das Judentum an sich
steht nicht in der iranischen Kritik. Offenbar will Iran als
Führer aller Moslems gelten. Die Leute plagt der Ehrgeiz!
Das werden sie aber niemals sein, die Sunniten werden fast überall extremer.
Niemals wird der Iran Führer aller Moslems.
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H2O
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von H2O »

Ammianus hat geschrieben:(30 Mar 2016, 12:20)

Sie sind der Meinung, dass der jeweiligen „Heiligkeit der Zeit” nicht nur die Führung über die gesamte Umma sondern eigentlich der ganzen Menschheit zustände. Die meisten Moslems und der Rest von Homo sapiens sapiens auf dieser Welt ist leider durch das „Imperium” (USrael, der imperialistische Kapitalismus, die radikalzionistischen Medien) noch zu verblendet um das zu sehen.

Ähnlich wie bei den Zeugen Jehovas glauben sie an etwas wie eine Endzeit in welcher der bis jetzt verborgenen Imam Mahdi erscheint und zusammen mit Jesus den nach ihrer Auffassung prophezeiten Endkampf liefert und die Menschheit befreit. Gern wird darüber spekuliert, ob die Nahostpolitik der USA (die wird natürlich von den Zionisten kontrolliert) in den letzten Jahrzehnten damit im Zusammenhang steht. Die Zionisten wollen auf diese Weise Terrain gewinnen auf dem sie dann der gewaltigen Armee Imam Mahdis entgegen treten können.

Nein, dass ist alles keine Witz ...
Daß erwachsene Leute im 21. Jahrhundert
solchen Phantasien folgen, das ist schlicht
nicht zu fassen. Da geben Leute ihren Ver-
stand am Eingang der Moschee ab! Rette
sich wer kann!
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Der Ministerpräsident von NS war im Iran und hat sich mit Rafsanjani getroffen. Dort hat Rafsanjani dann gemeint über den Holocaust und Israel zu sprechen und entsprechend kam es zum Eklat.
[...]
Rafsanjani sprach nun nämlich ein Thema an, das man durchaus als Affront gegenüber einem Gast aus Deutschland verstehen konnte: Israel. Dabei verlor sich der Ex-Präsident in eben jenen antisemitischen Klischees, die dem Iran in der Welt so schwer geschadet haben.

Nach seiner Lesart hätten vor dem Zweiten Weltkrieg „die Zionisten Europa mit Geld und Medien unsicher gemacht“. Deutschland habe sich rächen wollen und „diese Leute nach Palästina geschickt“, wo dann der Staat Israel entstand. Auf die Intervention Weils, Deutschland bekenne sich zu seiner Schuld an der Vernichtung der europäischen Juden und sehe sich hier in einer ganz besonderen Verantwortung, legte Rafsanjani noch einmal nach. Vielleicht seien ja sechs Millionen Juden umgekommen, das sei jedoch nichts im Vergleich zu den 20 Millionen Toten und acht Millionen Vertriebenen nach der Gründung Israels.

Diese durch nichts fundierten, offenkundig erlogenen Zahlen ließ der niedersächsische Ministerpräsident nicht unwidersprochen. Er empfinde als Deutscher tiefe Scham wegen des Holocaust und sehe im Übrigen eine Zweistaaten-Lösung als einzige Chance für die Lösung des Konfliktes zwischen Israelis und Palästinensern. Israel müsse man als Realität anerkennen. Was so warmherzig begann, endete daraufhin abrupt. Rafsanjani beendete das Gespräch mit starrem Gesicht unmittelbar, wenn auch unter Beachtung der gebotenen Höflichkeit.

Angesichts solcher radikalen politischen Grundüberzeugungen in Kreisen iranischer Eliten, die als „gemäßigt“ wahrgenommen werden, muss sich die Idee eines Wandels durch wirtschaftliche Annäherung erst noch beweisen.
http://www.nwzonline.de/politik/nieders ... 75300.html

Rafsanjani sollte als Politiker erfahren genug sein um so etwas zu vermeiden. Die Reaktion des Ministerpräsidenten war natürlich absehbar und die einzig richtige. Es zeigt aber auch, dass die IRI immer noch die IRI ist.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Liegestuhl »

Die Eier hätte ich dem Weil gar nicht zugetraut. Hut ab!
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Liegestuhl »

99 Peitschenhiebe für feiernde Studenten im Iran

Nachdem sie gemeinsam ihren Hochschulabschluss gefeiert hatten, sind mehr als 30 Studenten im Iran zu je 99 Peitschenhieben verurteilt worden.

Die jungen Frauen und Männer hätten gemeinsam in einem Haus bei Kaswin gefeiert, obwohl sie einander nicht kannten, sagte der Generalstaatsanwalt der Stadt dem Onlinedienst Mizanonline. Sie seien festgenommen und binnen 24 Stunden verurteilt worden, die Strafe sei noch am selben Tag vollstreckt worden.

Generalstaatsanwalt Esmail Sadeghi Nijaraki sagte, die Studenten seien „halbnackt“ gewesen, hätten Alkohol konsumiert und sich „unzüchtig verhalten“. Damit hätten sie „gegen die öffentliche Meinung verstoßen“.
http://orf.at/stories/2341648/

Da hat die öffentliche Meinung dem faulen Pack endlich mal gezeigt, wo der Barthel den Most holt.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von King Kong 2006 »

Hund zu Tode gequält - Täter zu 74 Peitschenhieben verurteilt

Tierquälerei wird auch in muslimischen Ländern nicht geduldet. Im Iran wurde ein Tierquäler nun zu 74 Peitschenhieben verurteilt. Grund: Er hat seinen Hund brutal zu Tode geprügelt. Ein Schock-Video hat den Täter überführt.

Im Iran hat ein Mann seinen Hund brutal zu Tode gequält. Nun wurde er verurteilt. Die Strafe: 74 Peitschenhiebe. In Deutschland wäre die Strafe vermutlich glimpflicher ausgegangen.

Hund im Iran zu Tode gequält

Ein Video, das die grausame Tat festhielt und im Internet viral wurde, überführte den Täter und brachte ihn vor Gericht. Die Szenen sind schockierend. Der Tierquäler schleudert das Tier gegen sein Auto, prügelt immer wieder mit einer Schaufel auf dessen Kopf, schreibt die "Daily Mail". Der Hund hat keine Chance und stirbt qualvoll.

Harte Strafe für Tierquäler

Anfang des Jahres wurde der brutale Mann von der Polizei festgenommen. Grund: Er stelle eine Gefahr für seine Mitmenschen dar. Jetzt erwarten ihn 74 Peitschenhiebe und ein Kurs, in dem er lernen soll, wie man richtig mit Tieren umgeht. Ob die Strafe den Tierquäler zur Vernunft bringt bleibt abzuwarten.

http://www.news.de/panorama/855639074/t ... -strafe/1/
Hunde sind in muslimischen Ländern traditionell nicht so verbreitet. Sie haben zwar nicht so einen schlechten Ruf wie Schweine, aber das geht in die Richtung. Das jetzt bei einer Tierquälerei eines Hundes so bestraft wurde...?
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Hatikva »

Iran droht, Israel mit "100.000 Raketen" zu vernichten

http://www.israelheute.com/Nachrichten/ ... fault.aspx
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Hatikva hat geschrieben:(12 Jul 2016, 19:08)

Iran droht, Israel mit "100.000 Raketen" zu vernichten

http://www.israelheute.com/Nachrichten/ ... fault.aspx
Es war mal wieder al Quds-Tag. :D

Aber was er da gesagt hat war, dass der Iran Vergeltung gegen Israel üben würde, sollte Israel etwas falsches tun (ich vermute damit ist gemeint den Süden Libanons zu besetzen) und es den eigenen Interessen dient. Das würde man über Raketen tun, welche im Libanon und in der gesamten Region aufgestellt sind. Dazu fantasiert er etwas über einen Bodenangriff.

Am Ende ist es mal wieder ein großes Aufplustern der Iraner, die es ja nichtmal gebacken kriegen ein paar Tausend Jihadisten in Syrien zu besiegen.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von JJazzGold »

Acht Minuten - das reicht, um auf den Knopf zu drücken und dann bye,bye Iran.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Achmadinejad hat versucht eine Kandidatur für die nächste Wahl zum Präsidenten im Iran zu forcieren. Es gab ein geheimes Treffen mit Khamenei, welcher erklärt hat er wünscht keine Kandidatur von ihm. Als Achmadinejad das dann ignoriert hat und versucht hat sich weiterhin in Stellung zu bringen hat Khamenei ihn öffentlich bloß gestellt, indem er erklärt hat, seine Kandidatur wäre nicht im eigenen und dem Interesse des Landes wäre bei der Wahl anzutreten. Damit wird klar, dass Achmadinejad (mal wieder) versucht hat sich dem Willen des Revolutionsführers zu widersetzen, womit er ab sofort bei jeder zukünftigen Wahl aussortiert werden wird.
http://www.al-monitor.com/pulse/origina ... -term.html
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Fadamo
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Fadamo »

Liegestuhl hat geschrieben:(28 May 2016, 05:57)

http://orf.at/stories/2341648/

Da hat die öffentliche Meinung dem faulen Pack endlich mal gezeigt, wo der Barthel den Most holt.
Bei dem alkohol den unsere deutschen studenten konsumieren,da wären sie jeden tag ausgepeitscht wurden. :D
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Waggons stehen in Flammen und sind entgleist: Bei einem Zugunglück im Iran sind mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen. Rund hundert weitere sind verletzt. Laut Medienberichten fuhr ein Passagierzug auf einen auf freier Strecke stehenden Schnellzug auf.

Bei der Kollision von zwei Zügen im Norden des Iran sind mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen. Rund 100 weitere wurden laut der Nachrichtenagentur IRNA verletzt. Bei sieben Verletzten wird der Zustand als kritisch beschrieben.

Medienberichten zufolge raste ein Passagierzug in einen Schnellzug, der offenbar wegen einer Panne auf freier Strecke gestoppt hatte. Zunächst hatte es geheißen, der Schnellzug habe in einem Bahnhof gestanden. Das Unglück ereignete sich demnach zwischen den Städten Damghan und Semnan. Der Schnellzug war auf dem Weg in die Hauptstadt Teheran.[...]
http://www.tagesschau.de/ausland/iran-z ... k-101.html

Normalerweise fallen im Iran ja nur die Flugzeuge vom Himmel, dass jetzt auch noch die Züge ineinander krachen ist neu...
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