Gutmensch1 hat geschrieben:(18 Mar 2019, 15:52)
Alles richtig, was du schreibst. Für die Raumfahrt, für die Metallurgie, für die Chemie, für die Informatik usw. bedarf es aber einer freiheitlichen Gesellschaft mit freien Wissenschaften. Wenn der Iran aber seit nunmehr 40 Jahren von religiösen Fanatikern geführt wird, die jede freie Meinungsäußerung unterbinden, Todesaufrufe ausgeben, die Frauen unterdrücken, die Kinder als lebende Waffen missbrauchen, Homosexuelle öffentlich erhängen, dann ist die Einforderung der Iran wolle mal gerne "forschen" bestenfalls unglaubwürdig. Eine verantwortungsvolle Regierung würde erst einmal schauen, wie es den Hunger und die Armut bekämpft, den das Volk seit Machtergreifung der Mullahs erleiden muss. Dazu gehört erstmal damit aufzuhören das eigene Volk mit Sittenpolizei und Revolutionsgarden zu terrorisieren, zu foltern und zu quälen, es gehört dazu den Menschen das Lesen bei zu bringen, ihnen das freie Denken beizubringen und es zu fördern, ihnen zu erlauben in freien Wahlen eine Regierung zu wähle und es gehört dazu in Kooperation mit der internationalen Gemeinschaft zu treten u.v.m.
Der Iran ist für niemanden auf absehbarer Zeit ein wirtschaftlicher Konkurrent im Bereich von Hochtechnologien. Wie schon oben geschrieben, um Hochtechnologien zu entwickeln, bedarf es einer freien Gesellschaft mit offenen Diskursen und einer lebendigen, demokratischen Kultur. Davon ist der Iran seit 1979 Lichtjahre entfernt. Sollte die Mullah-Diktatur eines Tages beendet werden, dann besteht Hoffnung, dass sich der Iran zur ernsthaften Konkurrenz auf vielerlei Ebenen entwickelt.
Nein, das meine ich nicht. Die Mullahs sind wie alle Diktatoren in der Welt paranoid veranlagt. Sie sind -wie alle religiöse Fundamentalisten- im bedenklichem Maße irrational veranlagt. Es ist nicht vernünftig solchen irrationalen Diktaturen, die der Ideologie der Märtyrertod-Glorifizierung anhängen, die Entwicklung von Kernspaltungstechnologien unbeaufsichtigt zu überlassen.
Der Iran ist nicht gleichzusetzen mit den Mullahs. Die Mullahs haben Teile der iranischen Bevölkerung aufgehetzt, sie haben darüber hinaus den Iran mit ihren kruden Mordaufrufen, ihrer agressiven Rethorik sowie der Unterstützung des internationalen Terrorismus in die internationale Isolation getrieben. Da gibt es keine Verschwörung.
Das Leben im Iran, als Gesellschaft, mit jeweiligen Regierungen und Führungen, geht unentwegt weiter.
Um einmal bevor es wieder zum Iran geht z.B. China zu nehmen (man könnte auch Russland nehmen o.a.). Nehmen wir an, wir würden einen Durchschnittschinesen fragen.
Sind Sie der Meinung die VR China ist ein Rechtsstaat nach westl. Muster?
Sind Sie der Meinung, es gibt politische Verfolgung in der VR China?
Sind Sie der Meinung, es gibt ausreichend Pressefreiheit in der VR China?
Sind Sie der Meinung, es wird immer an der richtigen Stelle Geld ausgegeben?
Sind Sie der Meinung, es gibt in vielen Bereichen notwendige Verbesserungen?
Usw.
Vermutlich wird der Durchschnittschinese das mit Nein, Ja, Nein, Nein und Ja beantworten.
Wenn man dann daraus folgende Fragen entwickelt...
Sind Sie der Meinung, die VR China und damit Sie selbst sollten sanktioniert werden?
Sind Sie der Meinung, die VC China sollte auf Technologie (die auch militärisch genutzt werden könnte) verzichten? (Auch als Abschreckung gegen Angreifer)
Sind Sie der Meinung Studiengänge, Industrie, Arbeitsplätze sollten nach "speziellen" Vorgaben (z.B. der USA) gestaltet werden. Diesbezüglich?
Sind Sie der Meinung die VR China sollte anders als andere Staaten sich "Knebelverträge" unterwerfen?
Usw.
...dann wird der Durchschnittschinese wohl eher große Augen machen. Und dasselbe hier in Rot und Gelb wäre in Grün im Iran. Wenn man einen Durchschnittsiraner fragen würde. Oder in Russland. Oder in den USA. Oder in der Türkei oder Israel. Oder in Saudi-Arabien, Indien oder Pakistan.
Der Iran egal unter welche Führung mit seiner Bevölkerung hat da Ziele, Potential und Bedürfnisse. Und man kann - mutmaßlich - die meisten im Iran nicht für sich gewinnen, wenn man das als Ausgrenzungsmerkmal nimmt. Das ist selbst Mullah-Hassern NICHT vermittelbar. Und auch nicht zumutbar. Das hat auch keinen praktischen Nutzen für irgendjemanden im Iran.
Dual-Use Technologie ist praktisch immer da. Man müßte den Iran quasi de-industrialisieren. Vor Jahren habe ich schon geschrieben, falls man sich einmal atomar (bei einer Gegnerschaft zur USA) einigen würde, dann fände man etwas anderes. Z.B. Luft- und Raumfahrt. Gefährlich! Ist jetzt geschehen. Danach würde man noch mehr finden. Selbst, wenn der Iran sagt, ok, lassen wir. Dann ist es die Pharma- und Chemieindustrie. Oder Biotechnologie. Cybertechnologie. Oder Metallurgie. Damit kann man ohne Zweifel militärisch arbeiten. Es geht weiter und weiter... Das würde nicht stoppen. Das sah man jetzt an dem Atomabkommen, an den sich der Iran hält. Dann sind es jetzt eben Atomraketen. Danach was anderes. DAS wird so nicht von der iranischen Durchschnittsbevölkerung mitgetragen. Damit gewinnt man auch keinen. Ganz im Gegenteil.
Als der US-Außenminister Kerry und der iranische Außenminister Zarif lachend in den Pausen der Verhandlungen zu sehen waren, haben sich viele im Iran - gerade die Jungen und "modernen" - unheimlich gefreut. Das ist jetzt weg. Und wenn man sich immer mehr Themen aussucht, um einen geostrategischen Gegner damit diplomatisch drangsalieren zu können, darum geht es, dann hat das keine Überzeugungskraft im Iran. Gerade mit den vielen Atommächten um den Iran herum. Mit der Erfahrung angegriffen zu werden, mit Massenvernichtungswaffen und keine Hilfe zu bekommen. Das zieht nicht. Würde auch bei einem Chinesen, Russen, Türken, Israeli oder Inder nicht wirklich funktionieren.
Die Gipfel-Pleite von Hanoi wurde auch in Iran aufmerksam verfolgt. Politikprofessor Foad Izadi spricht über Trumps Kurs, Enttäuschung über die Europäer - und Außenminister Zarifs Rücktritt vom Rücktritt.
ONLINE: Was bedeutet das für die Zukunft der iranisch-westlichen Beziehungen?
Izadi: Die Lage wird den Radikalen in die Hände spielen bei der nächsten Wahl. Viele sagen, als Präsident Mahmud Ahmadinedschad antrat, hatte er ein paar Hundert Zentrifugen, am Ende waren es 19.000. Viele schlussfolgern, es braucht offenbar eine hochentwickeltes Nuklearprogramm, um vom Westen mit Respekt behandelt zu werden. Der nächste Kandidat, der in Iran dafür wirbt, er werde ein Abkommen mit dem Westen verhandeln, wird jedenfalls von allen ausgelacht werden.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 56121.html