DarkLightbringer hat geschrieben:Also, wenn der Medienbericht die Reihenfolge korrekt wieder gibt, dann hat die US-Botschafterin tatsächlich zuerst die Absetzung Assads genannt, dann den IS und am Schluß die Verringerung des iranischen Einflusses. Mir schien die Anfügung des Irans unmittelbar nach Assad logisch zu sein.
Die USA hat mehr als nur einmal verkündet das die Zerschlagung des IS oberste Priorität hat.
Mattis: Priority remains the defeat of ISIS
https://www.usatoday.com/videos/news/na ... 100345396/
Wenn die Reihenfolge so aussieht das man Assad absetzt und Irans Einfluss eindämmt ist die Zerschlagung des IS unmöglich. Wer möchte dann den IS noch vorort bekämpfen? Die Kurden reichen dafür gewiss nicht aus. Es sei denn der IS ist, wie es viele Verschwörungstheoretiker immer behaupten, ein Konstrukt der USA.
Und wieso fehlen in Ihrer Liste jihadistische Gruppen wie Ahrar al Sham oder AL Qaida?
DarkLightbringer hat geschrieben:Assad ist fraglos der größte Schlächter vor Ort, vor allem aber ist das Regime das Kernproblem in Syrien.
Assad ist quantitativ der größte Schlächter vor Ort, weil er die Mittel dazu hat. Qualitativ ist der IS der größte Schlächter vor Ort. Und die gemäßigten Halsabschneider unterscheiden sich qualitativ nicht vom Assad-Regime wenn es darum geht Menschen abzuschlachten oder zu opfern - nur haben sie, wie bereits erwähnt nicht die nötige Ausstattung und den Support wie ihn Assad besitzt. Wenn die gemäßigten Halsabschneider über eine Luftwaffe verfügen würden, dürften sich die Menschen an der syrischen Westküste, in Damaskus, aber auch in den Kurdengebieten warm anziehen. Zum Glück ist dies nicht der Fall.
Abgesehen davon messe ich Assad nicht diese Wichtigkeit zu, um ihn als das Kernproblem zu bezeichnen. Würden sich etwa alle Probleme in Luft auflösen wenn Assad morgen nicht mehr Präsident wäre? Würde ein alawitischer Nachfolger besser sein? Oder würde ein Regimechange zugunsten der Sunniten die ganz offen die Sharia fordern das Problem lösen? Assad ist nur eine Marionette, er vertritt bestimmte Volksgruppen, die von regionalen und überregionalen Mächten ausgenutzt werden um ihre geostrategischen Interessen zu verfolgen. Das Kernproblem in Syrien war und ist der totale Machtanspruch einer Gruppe über die andere. Das gilt es zu lösen.
DarkLightbringer hat geschrieben:Im Irak haben Sie dieses Problem nicht, weshalb man sich zur Gänze auf den IS konzentriert.
Das schiitische Regime in Baghdad unterscheidet sich nicht von Assads-Regime. Es ist nicht weniger blutrünstig. Der IS ist auch nicht in Syrien entstanden, sondern im Irak. Die Erstarkung des IS erfolgte im Irak, als Reaktion auf Malikis Feldzug gegen die sunnitischen Iraker. Maliki durfte im Zentral- und Nordirak wüten wie er wollte, westliche Medien hatten dieses Thema fast komplett ignoriert. Dabei kam es zu extralegalen Hinrichtungen auf offener Straße seitens schiitischer Milizen oder der irakisch-schiitischen Armee. Die Schiiten im Irak begnügten sich bei ihrem Rachefeldzug gegen die Sunniten nicht darauf Letztere politisch ausgegrenzt zu haben bzw. Saddam und seine Gefolgschaft hingerichtet zu haben. Auch im Irak hat die Zerschlagung des IS oberste Priorität, aber der IS ist auch nicht das Kernproblem. Der IS kann in den Untergrund gehen, oder sich neu strukturieren, sich auch umbenennen. Andere Jihadistengruppen, die heute noch vom Westen zähneknirschend als Rebellen umfasst werden, könnten schon morgen in die Fußstapfen des IS treten. Es gilt eine Lösung für die Sunniten im Irak und in Syrien zu finden, aber nicht auf Kosten anderer Volksgruppen!
DarkLightbringer hat geschrieben:Ich würde die Dinge also nicht so völlig losgelöst voneinander sehen. Und Terrorismus "jedweder Form" ein Ende zu setzen, heißt einfach jedweder Form.
Aha. Also sollte man gleichzeitig Assad, die schiitischen Milizen und den IS zerschlagen? Und wer bitteschön soll das tun? Das syrische Volk? Syrische Zivilisten?
DarkLightbringer hat geschrieben:Wenn es Syrien gibt, gibt es auch ein Volk dazu. Gemeint ist das Staatsvolk innerhalb der international anerkannten Grenzen, also die Bürger jeder Coleur und Sippe. Die Syrische Nationalkoalition fordert ein demokratisches Syrien mit gleichen Rechten für alle.
Fordern kann man viel, wenn der Tag lang ist. In Baghdad hält sich die schiitische Regierung nicht einmal an die Verfassung. Weshalb sollten die sunnitische Mehrheit in Syrien demokratischer sein? Im Gegenteil. Die Syrische Nationalkoalition möchte nicht einmal den Schein wahren - schon heute lehnen sie den Föderalismus ab, also wie soll das dann bitte weiter gehen wenn sie in Damaskus sitzen? Und wie gesagt, es gibt kein syrisches Volk. Diese international anerkannten Grenzen wurden von westlichen Imperialisten gezogen. Eine natürliche Verbundenheit existiert nicht - daher kann man auch nicht von einem Volk sprechen.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die Menschen brauchen Sicherheit, Schutz vor Bomben und Terroristen. Und wenn Sie eine Neuordnung wollen, müssen Sie Wahlen gewinnen und Politik machen.
Ja, natürlich brauchen das die Menschen. Und wer soll diese Sicherheit
langfristig gewähren? Eine syrische Zentralregierung die von Sunniten geführt wird, welche die Sharia einführen wollen und einen Groll gegen Nicht-Sunniten und Nicht-Araber hegen?
Die Schutzzonen wären ein guter Anfang, aber auch keine langfristige Lösung. Am Ende muss man wohl schauen wer die Menschen in diesen Schutzzonen wirklich bedroht und dementsprechend dann Grenzen ziehen.
DarkLightbringer hat geschrieben:Die weit überwiegende Mehrheit in Syrien besteht aus Zivilisten.
Zivilisten entscheiden keine Kriege und sind kein Machtfaktor. Sie berufen sich immer wieder auf die syrische Opposition. Sind das etwa Zivilisten? Nein. Und auf wen beruft sich die syrische Opposition? Nicht etwa auf ihre Kämpfer vor Ort? Und wer genau ist das derzeit in Syrien? Zivilisten sind das bestimmt keine.
DarkLightbringer hat geschrieben:Jedes Ereignis hat seine eigene Zeit. Zu Trojas Zeiten waren gewaltsame Grenzveränderungen allgemeiner Usus, heute nicht mehr.
Dann war wohl die Zerstückelung Jugoslawiens auch zu Trojas Zeiten? Die Krim-Annexion war, wenn ich mich nicht irre vor 3 Jahren. Grenzveränderungen waren und sind etwas Natürliches seit es Menschen gibt. Rhetorische Zusätze wie "gewaltsam" sind im historischen Kontext irrelevant. Denn fast immer wurden diese Grenzen gewaltsam festgelegt und im Anschluss daran wurden diese Grenzen gewaltsam zusammen gehalten.
DarkLightbringer hat geschrieben:Mit "Minderheiten" meinen Sie das Regime? Der SNC fordert schon lange gleiche Rechte für alle. Das Regime bringt Babys um und erklärt diese zu Terroristen.
Natürlich ist das alawitische Regime von Assad eine numerische Minderheit im Land. Und ja, dieses Regime bringt Babys um und erklärt diese zu Terroristen. Und wie wird eine sunnitische Regierung in Damaskus agieren die all dieses Leid ertragen musste mit diesen "Babymördern" umgehen? Oder wollen Sie behaupten das für die Sunniten mit der Zerschlagung des Assad-Regimes alles bereinigt wäre? Assad und sein Kabinett haben diese Baby immerhin nicht eigenhändig getötet.
Um ehrlich zu sein, finde ich diese Babymörder-Rhetorik auch sehr tendenziös. Ihr ständiger Versuch eine binäre Unterscheidung zwischen dem bösen Assad-Regime und der guten und unschuldigen Gegenseite aufzustellen ist realitätsfremd. Aber Sie tun es ganz bewusst. Auch Sie wissen das diese Gegenseite Babys umbringt, Menschen foltert, Frauen vergewaltigt, und Menschen systematisch enthauptet. Schon fast alle seriösen westlichen Medien haben sich von dieser binären Unterscheidung verabschiedet. Ahrar al Sham, Al Qaida sind nicht die Guten! Sie sind genauso blutrünstig wie Assad.
DarkLightbringer hat geschrieben:Ein Waffenstillstand ist das wichtigste, danach kann man Politik machen.
Ja, das auf jedenfall. Aber dann muss das auch ein wirklicher Waffenstillstand sein und keine Verschnaufpause für extremistische Jihadisten.
DarkLightbringer hat geschrieben:Es gab auch mal den Dreißigjährigen Krieg, sicher. Aber den will niemand mehr.
Ja, Europa hat seine Erfahrungen gesammelt. Das gilt nicht für den Nahen Osten. Ähnlich wie die Europäer enthusiastisch zum 1.WK voran schritten, sind die verschiedenen Volksgruppen im Nahen Osten bereit ihr Leben zu opfern und die Gegenseite ohne jede Rücksicht abzuschlachten. Ich erkenne keine Kriegsmüdigkeit und keinen Respekt für die Gegenseite. Nehmen wir beispielsweise den Irak. Wussten die Schiiten in Baghdad etwa nicht was der Feldzug gegen die Sunniten bewirken wird? Und haben sie ihn trotzdem in Kauf genommen? Sogar jetzt, nachdem man den IS besiegt hat wüten wieder schiitische Milize durch sunnitische Dörfer und Städte.
Mir geht es nicht darum die Menschen im Nahen Osten als Barbaren zu klassifizieren, aber die Kriegsgeilheit ist gegeben. Genauso wie das auch in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts noch in Europa der Fall war. Man sucht im Nahen Osten ständig nach militärischen Lösungen. Die Araber glauben das sie Israel von der Landkarte tilgen könnten, Türken glauben sie könnten Kurden bis in alle Ewigkeiten knechten, die schiitischen Iraner glauben das sie als Minderheit die Führung des Nahen Ostens übernehmen könnten, die sunnitischen Araber glauben sie könnten Schiiten wie Sklaven halten, usw.
Die Liste ist sehr lang.
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