Wie weiter mit Syrien ?

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EinePerson
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von EinePerson »

Hallo der General,

Saudi-Arabien und der Syrienkrieg

ich bin einer deiner Quellen nachgegangen, dem Ex-General Major Anwar Al-Eshki. Ein Video, in welchem er sagt, dass Organisationen aus Saudi-Arabien einen gewalttätigen Aufstand in Syrien unterstützten (mit Waffenlieferungen z.B.):



Die Rolle Saudi-Arabiens in Syrien und ihre Unterstützung für dortige Terroristen wie ISIS habe ich bereits vorher schon angesprochen:

[quote="EinePerson"](06 May 2018, 20:53)


Al-Eshki scheint gut vernetzt zu sein oder zumindest gewesen zu sein, hier spricht er bei dem Council on foreign relations. Das ist eines der einflussreichsten und mächtigsten Elitenetzwerke, die meisten US Verteidigungsminister, Außenminister, Chiefs of staff, auch manche Präsidenten, neben vielen Größen aus der Wirtschaft waren und sind dort Mitglieder.




Ich bin sehr überrascht, dass Al-Eshki diese Aussagen gemacht hat, sie entsprechen weder den Interessen Saudi-Arabiens noch denen der USA – ich sehe bisher auch kein anderes Motiv, wieso er in dieser Hinsicht gelogen haben sollte. Das alles beweist natürlich nicht, dass er die Wahrheit gesagt hat, aber ich bin vorerst dazu geneigt zu glauben, was er sagt, bzw. zu glauben, dass er glaubt die Wahrheit zu sagen.




Türkei und der Syrienkrieg

Unterstützung von syrischen „Rebellen“, false flag Operation

Al-Eshki hebt die Mithilfe der Türkei hervor, welche ich auch schon angesprochen habe:

[quote="EinePerson"](06 May 2018, 20:53)

deshalb habe ich noch ein wenig nachgeforscht und bin auf Interessantes gestoßen.

In dem folgenden Video ist ein Gespräch zu hören, dass zwischen dem türkischen Außenminister (Feridun Sinirlioglu), dem Staatssekretär des Außenministeriums (Ahmet Davutoglu), dem Chef des Geheimdienstes (Hakan Fidan) und dem Chef des Generalstabes Yasar Güler:



Hintergrund: Erdogan hat sich öffentlich darüber empört, dass die geheimen Gespräche von Staatsdienern abgehört und geleakt würden, das wäre unehrlich und eine Bedrohung für den türkischen Staat. Er hat daraufhin veranlasst, dass der Zugang zu YouTube aus der Türkei heraus blockiert wird und angekündigt alle, die an dem leak beteiligt sind als Verräter zu bestrafen. Das lässt vermuten, dass es sich um ein authentisches leak handelt. Erdogan hat jedoch auch gesagt, dass Teile davon manipuliert seien. Ob das stimmt, weiß ich nicht, Erdogan ist nicht gerade dafür bekannt, dass er der Wahrheit verpflichtet ist.

In diesem Video werden unter anderem folgende Aussagen gemacht (Kommentare von mir in Klammern. Was ich wiedergebe sind Ausschnitte, nicht der komplette Gesprächsverlauf, deshalb sind Sprünge vorhanden. Der komplette Gesprächsverlauf kann in dem Video nachvollzogen werden):

(Wie kann ein Einmarsch mit Panzern in syrisches Staatsgebiet legitimiert werden? Es geht unter anderem um den Süleyman Schah Schrein, die Türkei beansprucht das Gebiet darum für sich und beruft sich auf ein Abkommen zwischen der Türkei und Frankreich aus dem Jahre 1921):
Güler: Wir können behaupten, dass ISIS mit dem syrischen Regime zusammen arbeitet
Güler: Wir müssen unbedingt Fidan (Chef des türkischen Geheimdienstes zu der Zeit) dabei unterstützen Waffen und Munition an die (syrischen) Rebellen zu liefern. Der Innenminister und Verteidigungsminister muss das vorantreiben.
Güler: Untersteht MKE (türkisches Rüstungsunternehmen) nicht dem Innenministerium? Quatar will Waffen kaufen, sie sind bereit sofort dafür zu zahlen, lass sie die Waffen kaufen und liefern (aus dem Kontext heraus liest es sich für mich so als geht es darum, dass Quatar Waffen kaufen und an die syrischen Rebellen liefern will, es könnte allerdings auch sein, dass Quatar die Waffen selbst behalten möchte, aber dann wäre das eine Aussage, die gar nicht in den bisherigen Gesprächsverlauf passen würde, sie hätte quasi nichts damit zutun).
Güler: Wir müssen Waffen und Munition, vor allem Munition dorthin schicken, weil wir dort eine Armee von 1000 Männern aufstellen wollen (wo genau wird nicht gesagt, aus dem Gesprächsverlauf heraus sollte jedoch Syrien gemeint sein. Prinzipiell könnte auch Süleyman Schah tomb gemeint sein, eine 10 000 m² Enklave in Syrien, nahe der türkischen Grenze, auf welche die Türkei Anspruch erhebt.)


Güler: Was wir 2011 dort (Syrien) brauchten waren Waffen und Munition, in 2012, 2013 und heute ist es dasselbe, vor allem mehr Munition wird dort gebraucht
Fidan: Wir haben über 2000 Trucks mit Material dorthin geschickt (Syrien, Rebellen dort. Es könnte auch Süleyman Schah tomb gemeint sein allerdings ist das gerade mal eine 100 m x 100 m (wenn sie quadratisch wäre) Fläche mit 38 Mann Besatzung:
https://www.aljazeera.com/indepth/opini ... 49727.html
dort über 2000 Trucks mit Kriegsmaterial hinzuschicken scheint extrem übertrieben zu sein, deshalb glaube ich, es sind die syrischen Terroristen und Rebellen gemeint, denen das Kriegsmaterial geschickt wurde).
Davutoglu: Was passiert, wenn wir Panzer dorthin schicken (gemeint ist vermutlich Süleyman tomb)?
Hakan: Bedingt durch das Kräfteverhältnis dort ist das nicht ratsam (eine etwas freie Übersetzung von mir).
Güler: Das wäre ein casus belli
Sinirlioglu: Das wäre kein casus belli bezüglich Syrien, aber mit ISIS...

Davutoglu: Der Ministerpräsident hat mir in einem Telefongespräch mitgeteilt, dass der Angriff auf Süleyman Schah tomb (durch ISIS) als nützliche Gelegenheit verstanden werden kann.
Fidan: Hör zu, hör zu, Kommandeur, wenn ihr einen Vorwand/eine Legitimation braucht (für einen Einmarsch in Syrien), dann geben wir euch einen: Ich schicke 4 Männer rüber (nach Syrien), die schießen von dort aus 8 Raketen auf ein leeres Gebiet (in der Türkei). Das ist nicht das Problem, ein Vorwand kann erzeugt werden.
Sinirlioglu: Diese 2.5 „acres“ (etwa 10 000 m²) Land (gemeint ist Süleyman Schah tomb) sind ein sehr solider Vorwand, das sollte auch durch internationales Recht so zu vermitteln sein und bezüglich der Legitimität, da wir das ganze gegen ISIS richten, sollten wir auch die Weltgemeinschaft hinter uns haben.
Sinirlioglu: Wir brauchen einen soliden Vorwand.
Fidan: Wir können einen fabrizieren, kein Problem.
Sinirlioglu: Nein, einen Vorwand zu erzeugen ist was anderes, es gibt bereits einen soliden.
Fidan: Wenn es sein muss, greifen wir Süleyman Schah tomb an (unter falscher Flagge, um einen Vorwand zu fabrizieren).
Sinirlioglu: Das ist eine Möglichkeit und wenn es nötig sein wird, werden wir das auch so tun.
Davutoglu: Wir können dem US Außenminister nicht mehr erzählen, dass wir zu extremeren Methoden greifen werden.
Davutoglu: Während eines Treffens hat mich Kerry (damaliger US Außenminister) gefragt, ob wir uns nun endlich dazu entschieden hätten Syrien anzugreifen.




Man sollte meinen, dass die Inhalte so eines Gespräches für ordentlich Zündstoff sorgen, über den die Medien berichten sollten, aber Fehlanzeige….und wenn, dann wurde nicht das wirkliche Ausmaß dieses leaks wiedergegeben, hier wird von dem Blogger Moon of Alabama darüber berichtet:

http://www.moonofalabama.org/2014/03/me ... tions.html

Das ist ein Blog, der zu vielen Themen interessante und gründliche Analysen liefert – also auch unabhängig von diesem Thema lesenswert.






Beschaffen Al-Nusra und andere Terroristen chemische Waffen in der Türkei und werden sie von hohen Beamten gedeckt?

In folgendem Video klagt ein türkischer Parlamentarier (Eren Erdem) die türkische Regierung an



Er hält dabei mehrere Schreiben in Richtung Kamera (leider kann man nicht lesen, was drauf steht) und macht dabei folgende Aussagen:

Der Chef-Staatsanwalt von Adana hätte in einer Anklageschrift (Fall-Nummer wird genannt) geschrieben, dass Ausgangsstoffe für Saringas von Al-Quaeda (ISIS) Leuten in der Türkei gekauft wurden, die dann versuchten das Zeug nach Syrien zu transportieren. Ihre Telefone wurden abgehört und sie wurden inhaftiert.

Obwohl all diese Beweise (abgehörte Telefonate) existierten, wurde der Fall geschlossen und die Inhaftierten frei gelassen. Es gäbe, so Erdem, hier ein Muster im Verhalten der türkischen Regierung, das darauf hindeutet, dass diese Al-Quaeda/den ISIS unterstützt. Er verweist dabei auf Waffentransporte aus der Türkei zu diesen Gruppen nach Syrien, bei denen hochrangige Politiker (z.B. der Gouverneur von Antalya) diese Transporte vor Strafverfolgung schützten – mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Der damalige Chef-Staatsanwalt Fidan (nicht derselbe Fidan, der im nächsten Abschnitt erwähnt wird) hat selbst zugegeben, so Erdem, dass der Chefredakteur Dündar nicht deshalb verhaftet wurde, weil er Lügen verbreitet hätte, sondern weil er Staatsgeheimnisse ausgeplaudert hat. Dündar hat über die oben erwähnten Waffenexporte berichtet – mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Für diese Aussagen wird Eren Erdem wegen Hochverrats angeklagt:
https://www.belfasttelegraph.co.uk/news ... 93333.html

Der Gouverneur von Adana, Cos, sagte, dass bei der Festnahme auch unbekannte Chemikalien beschlagnahmt wurden, die zur Identifizierung in ein Labor geschickt wurden, es würde sich dabei aber nicht um Sarin handeln:

https://www.reuters.com/article/us-syri ... YO20130530

Als Anmerkung dazu: Erdem hat nicht behauptet, dass diese Terroristen versuchten Sarin über die Grenze zu schmuggeln, sondern Ausgangsstoffe, die dazu gebraucht werden, um Sarin herzustellen. Cos Aussage steht also nur scheinbar im Widerspruch zu dem, was Erdem sagt. Des weiteren stellt sich mir die Frage, wenn er von unbekannten Chemikalien spricht, wie kann er dann ausschließen, dass es Chemikalie x (z.B. Sarin) ist?

In folgendem Bericht wird darauf hingewiesen, dass viele der Inhaftierten wieder entlassen wurden, weil es sich bei den Chemikalien in ihrem Besitz nicht um Sarin handelte. Ein Syrer namens Qassab wurde jedoch in Haft gehalten, weil abgehörte Telefonate zeigten, dass er versuchte große Mengen von Ausgangsstoffen für Sarin zu kaufen mit der Absicht Sarin herzustellen. Es wird auch eine Liste von den Chemikalien gegeben, die er zu beschaffen versuchte. All diese Informationen sind aus einem Bericht einer Istanbuler Tageszeitung, welche sich auf eine 132 Seitige Anklageschrift eines Adaner Staatsanwaltes beruft – leider wird wieder nicht das Originaldokument zur Verfügung gestellt.

http://www.informationclearinghouse.inf ... e36228.htm
http://www.radikal.com.tr/dunya/el-kaid ... e-1150500/

Hier ist eine maschinelle Übersetzung des Berichtes der türkischen Zeitung, diese Übersetzung ist leider nur stellenweise brauchbar, vielen Absätzen ist nur schwer der Sinn zu entnehmen:

http://www.volusia.com/turkish-prosecut ... uce-sarin/


Ich habe bisher leider noch nicht die Originaldokumente gefunden, also z.B. die Anklageschriften, oder die Mitschnitte der Telefonate, etc. Deshalb wäre ich sehr daran interessiert, falls jemand auf diese gestoßen ist oder auf Beweise, die zeigen, dass das alles unwahr ist.




2014 MIT (türkischer Geheimdienst) Skandal:

https://www.turkishminute.com/2017/11/1 ... -in-syria/

https://en.wikipedia.org/wiki/2014_M%C4 ... ks_scandal

Die türkische Polizei hielt einen Lastwagen und ein Begleitfahrzeug an und wollte das nach Absprache mit dem Polizeichef des Distrikts Kırıkhan durchsuchen. Die beteiligten Personen verweigerten das und sagten sie seien vom MIT, verweigerten allerdings die Auskunft über Namen usw. Nach kurzer Zeit traf nicht nur der Polizeichef vor Ort ein, sondern auch weitere Personen des MIT, die drohten damit, dass sie auf die Polizei schießen würden, falls diese sie nicht passieren ließe. Der Gouverneur von Antalya brach das Gesetz, indem er Verboten hat den Durchsuchungsbefehl auszuführen und die Fahrzeuge weiter festzuhalten (Das behauptet auch Eren Erdem vor dem Parlament und verweist dabei auf entsprechende Unterlagen, die er allen Abgeordneten zum durchlesen anbietet: Der Truck mit seinem Fahrer zusammen mit den MIT Leuten entkamen.

Kurz darauf sendete ein Unbekannter eine Email an den Chef-Staatsanwalt von Antana gab die korrekten Nummernschilder der Fahrzeuge an, sowie eine korrekte Personenbeschreibung der MIT Leute und sagte, dass er beim Verladen der Waren anwesend war und dass diese Kriegsgüter als Hilfsgüter getarnt wurden und zu Al-Quaeda Leuten in Syrien geschickt wurden. Der Chef-Anti-Terrorismus Staatsanwalt Takçı, der diesem Fall nachging wurde von Erdogan versetzt, der neue Mann auf seinem Posten stellte den Fall kurze Zeit später ein.

Die Erdogan Regierung lies sich vom Gericht Knebel-Verordnungen/Schweigeverordnungen („gag orders“ ausstellen, um jeder Person unter Strafe zu untersagen über diesen Vorfall zu berichten. Darüber hinaus wurden Gesetze erlassen, die dem MIT weitgehende Immunitäten einräumen und eine Verfolgung von MIT Leuten nur mit ausdrücklicher Genehmigung Erdogans erlaubte.

Alle Polizisten und Staatsanwälte, die den Fall ins Rollen brachten und Aussagen gegen die MIT Leute machten wurden angeklagt und in Gefangenschaft genommen.

Hier Kurzberichte in türkischen Tageszeitungen (ich habe die mit google translator übersetzt, liefert mäßige Übersetzungen):
http://www.sozcu.com.tr/2015/gundem/cum ... si-844985/
https://www.sozcu.com.tr/2015/gundem/er ... su-845274/
http://www.sozcu.com.tr/2015/gundem/huk ... li-845164/

Chefredakteur Dündar der größten türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, der über diesen Vorfall berichtete wurde zu mehr als 5 Jahren Haft verurteilt, weil er Geheimnisse des Staates verraten hat (er hat über den MIT Skandal berichtet):

https://www.theguardian.com/world/2016/ ... side-court





Was die andere Quelle anging, die du, Der General, erwähnt hast: Imad Karim – auf den ersten Blick sieht es für mich so aus, als ob ich bei dieser Person erst mal einige Zeit investieren müsste, um abschätzen zu können, was ich von ihm als Person und seinen Aussagen halten soll. Da ich zur Zeit meine Doktorarbeit schreibe, ist meine freie Zeit spärlich, vielleicht werde ich dem aber noch nachgehen, mal schauen.
EinePerson
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von EinePerson »

Seymour Hersh schrieb einen interessanten Artikel „The red line and the rat line“, in welchem er sich mit dem Saringasangriff in Ghouta in 2013 befasst. Hersh wurde weltweit dadurch bekannt, dass er das My Lai Massaker in Vietnam aufdeckte, dass US Soldaten verübten und das Pentagon versuchte zu vertuschen, er gewann dafür auch den Pulitzer Preis. Er deckte ebenso die Folterpraktiken des US Militärs in Abu Ghraib (Irak) auf und gewann mehrere weitere Auszeichnungen (National Magazine Award, mehrere George Polk Awards, etc). Das heißt es gibt Beispiele, anhand derer Hershs Aussagen als wahr nachgewiesen werden konnten (My Lai, Abu Ghraib).
Hersh verweist in vielen seiner Artikel auf namentlich nicht genannte Quellen – das bedeutet nicht, dass es sie nicht gibt aber eben auch nicht, dass es sie gibt. Als Leser solcher Artikel stehe ich nun vor dem Problem entscheiden zu müssen, ob ich dem glaube oder nicht, bzw. ich muss selbst suchen, um Beweise zu finden. Ich kann verstehen, dass Hersh seine Quellen nicht preis geben will, sonst würden die ihm ja nichts mehr erzählen, bzw. er würde sie gefährden. Viele dieser Quellen berichten ja von klassifizierten Informationen. Ich habe deshalb versucht möglichst viele Quellen zu finden, um die Aussagen Hershs entweder zu widerlegen oder zu untermauern. Jeder kann sich selbst ein Bild von dem Artikel machen, lest am besten auch das Original in seiner Gesamtheit und dann könnt ihr selbst entscheiden, ob ihr das glaubwürdig findet oder nicht, bzw. idealerweise selbst auf die Suche nach Beweisen gehen und eure Erkenntnisse hier mitteilen.


Hier ist der Artikel:

https://www.lrb.co.uk/v36/n08/seymour-m ... e-rat-line

Im folgenden gebe ich eine verkürzte Fassung seines Berichtes wieder. (In runden Klammern stehen meine Kommentare), [in eckigen Klammern stehen Resultate von anderen Quellen, nicht dem Hersh Artikel]:

Nach dem Saringasangriff auf Ghouta hatte Obama seine Entscheidung getroffen, Syrien zu bombardieren. Die Vorbereitungen waren getroffen, die Schiffe vor Ort, zwei Tage vor dem Angriff änderte Obama seine Meinung, weil ihm hochrangige Militärs, die auf Geheimdienstberichte verwiesen, davon abgeraten haben. Sie verwiesen auf Berichte des britischen Chemiewaffenlabors in Porton Down (dasselbe dass auch die Untersuchungen im Skripal Fall durchgeführt hat und sagte, dass es nicht feststellen könne, woher das Nervengift stamme, noch von wem es sei), die hatten Proben des Sarins, das in Ghouta eingesetzt wurde, erhalten und verglichen die mit bekannten Proben aus dem Arsenal Assads und stellten fest, dass es nicht dasselbe Sarin sei.

[Dieser Befund wird auch dadurch erhärtet, dass in den Proben aus Ghouta keine Sarin-Satbilisatoren gefunden wurden, diese Stabilisatoren sind wichtig, um das Sarin haltbarer zu machen. Das Saringas in Assads Arsenal weist diese Stabilisatoren auf, hier weiter führende Infos:
https://whoghouta.blogspot.de/2013/09/c ... lysis.html
und hier der UN Bericht mit Verweis auf Laboruntersuchungen der Sarinproben, dort werden diese Stabilisatoren nicht nachgewiesen:
https://info.publicintelligence.net/UN- ... Attack.pdf]

Hersh verweist auf ein 5-seitiges paper der US Defense Intelligence Agency (DIA), in welchem der Geheimdienst schreibt, dass Al-Nusra eine Zelle habe, welche Saringas produzieren könne und zwar in einer für Terroristen noch nicht zuvor gesehenen Qualität. Es wird auch erwähnt, dass das Verteidigungsministerium schon länger darüber bescheid wüsste, dass Al-Quaeda mit Giftgas experimentiere und hätte eines ihrer Experimente an Hunden auf Video. Sie verweisen auch darauf, dass türkische und saudische Vertreiber die Ausgangsmaterialien von Saringas in großen Mengen nachfragen würden und vermuten, dass dies dazu diene die Produktion in Syrien zu ermöglichen. Das Verteidigungsministerium streitet ab, dass es dieses paper, auf das Hersh verweist, gibt.

Hersh verweist auf die Festnahmen in der Türkei in Verbindung mit dem Ankauf von Ausgangsmaterialien für Saringas (auf die ich im vorherigen Beitrag bereits eingegangen bin, in einer Rede macht der türkische Abgeordnete Eren Erdem genau darauf aufmerksam und zwar mehr als 1 Jahr nach dem Erscheinen von Hershs Artikel:

Das DIA paper nimmt ebenso Bezug auf diese Festnahmen in der Türkei und schreibt, dass Qassab, das ist der Ringführer dieser Gruppe, versuchte die Ausgangsstoffe für Sarin zu beschaffen, sich selbst als Mitglied der Al-Nusra identifizierte (darüber wird auch hier berichtet: http://www.latimes.com/world/worldnow/l ... story.html). Weiter sei in diesem DIA paper zu lesen, dass Qassab und sein Kollege Khalid mit einem Halit Unalkaya zusammen arbeiten würden, welcher ein Angestellter des türkischen Unternehmens Zirve Export sei, welches ‘price quotes for bulk quantities of sarin precursors’ erstellt. Qassabs Plan wäre es gewesen, der Produktionsprozess für Saringas zu meistern und danach in Syrien andere zu schulen, es herzustellen. Ausgangsstoffe wären auch schon durch den ‘Baghdad chemical market’ (siehe Quelle im Anhang #1) bezogen worden, welcher seit 2004 bereits für die Vorbereitung von vielen Angriffen durch chemische Waffen genutzt worden wäre.

Hersh schreibt, dass Quellen in der UN im berichtet hätten, dass die Giftgasattacken 2013 in Khan-Al-Assal höchst wahrscheinlich von den Rebellen verübt wurden, nach Interviews mit Ärzten und Anwohnern wäre man zu diesem Schluss gekommen. Aber die UN hätte damals kein Mandat gehabt den Schuldigen festzustellen und niemand wollte ihre Schlüsse hören.
[Hier ist ein Bericht, in welchem auf Aussagen von UN Inspektorin Carla del Ponte verwiesen wird, die genau das behauptet: https://www.belfasttelegraph.co.uk/news ... 46963.html. Die UN-Kommission distanzierte sich später von diesen Behauptungen und sagte, man konnte nicht feststellen, wer In Ghouta den Saringasangriff durchführte. Die US-Regierung behauptete, man hätte keine Beweise, aber es wäre sicher Assad gewesen]

Obama beauftragte das Pentagon eine Liste mit Zielen für Raketen- und Bombenangriffe anzufertigen, er wollte die militärischen Möglichkeiten Assads komplett eliminieren, auf der Liste standen nicht nur Militärbasen, Flughäfen, etc, sondern auch Kraftwerke, Öl- und Gas Speicher, Logistikzentren, Geheimdienstzentren, alle bekannten militärischen und geheimdienstlichen Einrichtungen. Frankreich und Großbritannien waren auch involviert und bereiteten sich vor. Spätestens am 2. September 2013 sollte der Angriff statt finden. Am 31 August gab Obama eine Rede in welcher er zur Überraschung vieler den Angriff erst mal zurückstellte.

Britische Geheimdienstmitarbeiter, welche dem US Geheimdienst die Information zukommen ließen, dass es sich bei den Sarinproben nicht um das Sarin in Assads Arsenal handelt, kommentierten das mit „we are being set up“ - also „jemand will uns austricksen/ dazu manipulieren etwas zutun“.

Die US Generäle wären von Anfang an skeptisch gewesen, dass Assad hinter den Giftgasanschlägen stecken würde, ihre Meinung war , Assad wird den Krieg gewinnen, niemals würde er das dadurch gefährden, dass er Saringas einsetzt und damit einen Grund liefert, dass die USA ihn angreifen würden.

An dem Punkt wollte Obama den Angriff nicht mehr ohne Zustimmung des Kongresses durchziehen, was er ursprünglich vorhatte. Das diente unter anderem dazu, dass, falls sich heraustellen würde, dass Assad wirklich nicht hinter den angriffen steckt, er die Schuld für den ungerechtfertigten Angriff mit dem Kongress teilen kann. Der Kongress machte klar, dass er nicht wie beim Irakkrieg einfach so einen Blanko-Check ausstellen würde, sondern dass es ausführliche Anhörungen geben würde – an dem Punkt blies Obama den Angriff ab und willigte in Plan B ein, Assad würde einen Vertrag zur Vernichtung seiner Chemiwaffenbestände unterschreiben.




Die USA zusammen mit Quatar, der Türkei und Saudi-Arabien schufen etwas, was die CIA die „rat line“ nennt – eine Route, über die Waffen von Lybien nach Syrien geschmuggelt werden, um Rebellen wie Terroristen – eben alle die bereit sind gegen Assad zu kämpfen auszurüsten. Aus einem streng geheimen Bericht über den Angriff von Jihadisten auf einen CIA Stützpunkt in Benghazi geht hervor, dass Obama und Clinton mit Erdogan ein Pakt hatten, Erdogan, Quatar und Saudi-Arabien würden die Waffen finanzieren und die CIA zusammen mit dem MI6 (quasi die CIA der Briten) wären dafür verantwortlich die Waffen über die Türkei nach Syrien zu schmuggeln. Der MI6 wurde deshalb ins Boot geholt, damit US Gesetze umgangen werden können, die vorschreiben, dass solche Operationen dem Kongress Geheimdienstausschuss mitgeteilt werden müssen. Falls jedoch ein ausländischer Geheimdienst involviert ist, ist die Berichtserstattungpflicht stark abgeschwächt.

Nach den Benghazi Attacken stoppten die USA ihre Hilfe bei diesem Schmuggel, aber zu dem Zeitpunkt hatte diese Schmuggelroute schon eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Die USA verlor die Kontrolle darüber was wer, zb die Türkei über die Grenze nach Syrien schmuggelte.

Ende 2012 waren die US Geheimdienste der Ansicht, dass Assad früher oder später den Krieg gewinnen würde. Die Türkei war darüber verärgert, vor allem darüber, dass die USA sich zurückzogen nach Benghazi. Aus US Geheimdienstkreisen wurde Hersh informiert, dass die Türkei über ihren Geheimdienst MIT Kontakt zu Al-Nusra hätte und diese mit Waffen ausrüsten würden, sogar mit chemischen Waffen wie Saringas, weil sie wussten, wenn sie das nicht machen, ist der Krieg gegen Assad bald verloren und die Türkei hatte bereits viel Geld und auch politisches Kapital investiert, zb indem sie Assad zum Feind machten. Erdogans Ziel wäre es gewesen, die USA wieder in den Krieg hinein zu ziehen und das wollte Erdogan durch eine false flag operation schaffen, also durch einen Giftgasangriff, den Al-Nusra verüben würde und den man Assad in die Schuhe schieben würde, um damit Obamas „red line“ zu überschreiten, die er gesetzt hat, als er sagte, wenn Giftgas in Syrien eingesetzt würde, dann würde die USA militärisch eingreifen.

Hersh wurde von einer Quelle informiert, dass es ein Dinner gab, an dem von US-Seite Obama, Tom Donilon und John Kerry (damaliger US Außenminister) teil nahm, am selben Tisch saßen Erdogan, Ahmet Davutoğlu (damaliger türkischer Außenminister, derselbe aus meinem letzten Beitrag) und der Chef des türkischen Geheimdienstes Harkan Fidan (derselbe aus meinem vorherigen Beitrag). Die Türken bestanden wieder und wieder darauf, dass Assad hinter den Giftgasangriffen stünde und dass er Obamas rote Linie überschritten hätte und dass Obama nun handeln müsse. Erdogan wollte dann auch Fidan in das Gespräch einbringen, um seiner Forderung nachdruck zu verleihen, als Fidan anfing zu sprechen hätte Obama ihn unterbrochen und gesagt „Wir wissen was ihr mit den Teroristen (Originalwort „radicals“) in Syrian macht (gemeint ist, Obama wusste, dass die Türken die Terroristen in Syrien mit Waffen und Giftgas beliefern und vermutlich etwas mit dem Giftgasangriff zutun haben). (Hier ist ein Photo des Treffens zu sehen:
http://www.hurriyetdailynews.com/syria- ... ouse-47126
Hers gibt an, dass ihm die Ereignisse dieses Treffens von einer weiteren Quelle bestätigt wurde, welche ihrerseits ihr Wissen aus türkischen Geheimdienstkreisen hätte.).

Ende August 2013 waren die US Geheimdienste sich dann sicher, dass Erdogan hinter dem Giftgasanschlag stand (mit Al-Nusra als ausführendem Organ), um Obama dazu zu drängen in den Krieg einzusteigen. Es gäbe nicht nur abgehörte Kommunikationen, die bewiesen, dass die Türkei die Terroristen mit Sarin versorgte, sondern auch dass sie diese in der Handhabung trainierte sowie Freude nach dem Anschlag darüber, dass alles zu ihrer Zufriedenheit verlief.







Weitere Quellen:

Hier sind weitere Quellen, welche direkt oder indirekt die Aussagen Hersh stützen, aber nicht in den Text integriert wurden, um den Fluss des eigentlichen Hersh-Artikels nicht zu stark zu unterbrechen.

#1: Konnten Al-Quaeda, ISIS, etc an chemische Waffen gelangen?

Hier ist ein Artikel der New York Times (NYT), in welchem darüber berichtet wird, dass mehrere US Soldaten während der Besatzung Iraks auf alte Bestände chemischer Waffen in Form von vergrabenen Artilleriegranaten stießen, welche noch aus den 90er Jahren während des Irak-Iran Kriegs stammen. Das Pentagon vertuschte diese Befunde, verbot allen Beteiligten darüber zu reden, weil diese Bestände aus einer engen Kooperation zwischen den USA, Europa und dem Irak stammen. Die USA und Europa lieferten damals nicht nur das Wissen, sondern auch die Ausgangsstoffe für viele Chemiewaffen und westliche Unternehmen übernahmen auch große Teile der Fertigung dieser chemischen Waffen im Irak – das sollte nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

https://www.nytimes.com/interactive/201 ... timesworld

Und hier ist das original Dokument, ein interner Pentagonbericht, auf welchen sich die NYT beruft, welcher durch einen freedom of information act deklassifiziert und veröffentlicht werden musste.

https://assets.documentcloud.org/docume ... equest.pdf

Aus diesem Bericht sowie dem NYT Bericht geht hervor, dass die US Soldaten in einigen Gebieten auf vergrabene Altbestände (Artilleriegranaten) solcher chemischen Waffen stießen. Es geht also nicht um das aktive Arsenal von Saddam Hussein, das war im Rahmen von UN Inspektionen vernichtet worden, es geht um Altbestände, die noch während des Irak-Iran-Krieges an diversen stellen vergraben wurden. Dieser Bericht widerspricht somit nicht den aussagen der UN-Inspektoren, dass Saddam 1998 (das letzte mal, als sie Untersuchungen durchführten, bevor Clinton sie aus dem Land abberief und behauptete, Saddam hätte sie des Landes verwiesen, was nicht stimmte) weder ein stehendes Arsenal an Massenvernichtungswaffen hätte, noch die Anlagen um solche in absehbarer Zeit herzustellen.
Des weiteren geht aus dem Bericht hervor, dass viele der Gebiete, in welchen diese Altbestände gefunden wurden später von Al-Quaeda/ISIS kontrolliert wurden.
Der Bericht erwähnt auch, dass es unter den Funden Artilleriegranaten gab, welche mit binärem Sarin gefüllt waren – binär bedeutet, dass zwei Ausgangsstoffe getrennt in der Granate aufbewahrt werden und durch die Explosion gemischt werden – es werden dabei keine Stabilisatoren verwendet. Genau dieser Befund wurde allerdings auch durch zwei von der UN beauftragte Labore festgestellt, welche Proben untersuchten aus Ghouta 2013 nach dem Giftgasanschlag, sie fanden in den Proben keine Stabilisatoren für Sarin, wie aus Appendix 7 des UN-Berichtes hervorgeht:

https://info.publicintelligence.net/UN- ... Attack.pdf.

Das Saringas aus Assads Arsenal (bevor es zerstört wurde) enthält allerdings solche Stabilisatoren, um es länger lagern zu können.

Diese Quelle stützt die Aussage Hershs, dass die Terroristen/Rebellen neben der Türkei womöglich auch aus dem Irak chemische Waffen, bzw. Ausgangsstoffe dafür besorgen könnten.





#2: Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS)

https://en.wikipedia.org/wiki/Veteran_I ... for_Sanity

Das ist eine Gruppe bestehend aus ehemaligen Mitgliedern der US Geheimdienst-Community, eines der Bekanntesten Mitglieder ist Ray McGovern, er war viele Jahrzehnte lang ein CIA Analyst und auch dafür zuständig, den US Präsidenten täglich über die Ereignisse des vergangenen Tages zu informieren – man kann leicht erahnen, dass eine Person in so einer Position weitreichenden Zugang zu Informationen der Geheimdienst-Community haben muss.

VIPS wurde 2003 gegründet als Reaktion auf die Kriegspropaganda der USA und UK, die sagten, ihre Geheimdienste hätten unwiderlegbare Beweise, dass Saddam Massenvernichtungswaffen hätte. Aus dem wachsenden Widerstand gegenüber dieser Kriegspropaganda und dem Missbrauch der Geheimdienste für dessen Legitimation entstand dann als Protestbewegung von (ehemaligen) Mitgliedern der Geheimdienste VIPS. VIPS schrieb 2003 ein Memorandum an den US Präsidenten und veröffentlichten das auch, in welchem sie sagten, dass die eigentlichen Erkenntnisse der US Geheimdienste missbraucht würden, um einen widersinnigen Krieg mit dem Irak zu starten. Sie prognostizierten auch, was sich dann später tatsächlich ereignete, dass ein solcher Krieg mit dem Irak dazu führen würde, dass Terroristen einen explosionsartigen Zulauf verzeichnen würden. Wir wissen heute, dass aus den Folgen des Irakkrieges, der Auflösung der Baath Partei und des Militäts sowie der irakischen Geheimdienste ISIS hervorgegangen ist, auch der starke Zulauf zu Al-Quaeda und seinen Splitterorganisationen (z.B. Al-Nusra) kann zum Teil darauf zurück geführt werden.

2013 veröffentlichte VIPS ein weiteres Memorandum, dieses mal zu dem Giftgasanschlag in Ghouta. In diesem Memorandum verweist VIPS auf Quellen innerhalb der Geheimdienste, die ihnen bestätigen, dass die vorherrschende Meinung sei, dass Assad nicht für den Anschlag verantwortlich sei sondern Terroristen/Rebellen.

VIPS verweist darauf, dass der Bericht, auf den sich die US Regierung 2013 bezog, um darzulegen, dass Assad hinter dem Anschlag stünde, kein Geheimdienstbericht (intelligence assessment) war, sondern ein Regierungsbericht (government assessment) – das ist eine völlig unübliche Praxis. McGovern sagte darüber, dass dieses „government assessment“ ein „completely new animal“ sei, also etwas völlig Unbekanntes. Hier ist es:

https://obamawhitehouse.archives.gov/th ... -august-21

Und es zeige, dass sich die Geheimdienste nicht dafür einspannen ließen, etwas zu behaupten, woran sie nicht glaubten – die US Regierung konnte also keinen Geheimdienstbericht bekommen, der das behauptet, was sie der Öffentlichkeit glaubhaft machen wollten, also haben sie ganz einfach selbst einen Bericht geschrieben, wie sie ihn wollten – das ist ganz einfach Regierungspropaganda.

Hier ist ein Abdruck des Schreibens

https://consortiumnews.com/2013/09/06/o ... ian-intel/




#3: WhoGhouta
Dieser Blog befasst sich unter anderem mit dem Giftgasangriff in Ghouta 2013, es findet eine sehr detaillierte Analyse statt anhand von diversen Indizien und Beweisen, Berichten, Video und Bildmaterial.

https://whoghouta.blogspot.de/2013/11/t ... usion.html

Es wird unter anderem der Befund der beiden Labore, die in dem UN Bericht erwähnt werden, analysiert, des weiteren auch die Bauform der verwendeten Rakete, ihre Reichweite, ihre Flugbahn anhand ihres Einschlagwinkels, welche Parteien welche Gebiete um Ghouta zu dieser Zeit kontrollierten usw. Die Ergebnisse, die dort zusammengetragen werden lassen ebenfalls auf Terroristen/Rebellen als Täter schließen, nicht auf Assad.
Es ist mir zu viel Arbeit, all diese Ergebnisse hier zusammen zu fassen, lest euch selbst den Blog durch, auf mich macht er einen sehr professionellen Eindruck.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von zollagent »

Willst du mit deinen ellenlangen Artikeln, noch dazu zusammenkopiert, Diskutanten abschrecken? Deine Vielschreiberei überdeckt die Motivlage nicht. Und die deutet auf das Assad-Regime hin. Nach wie vor.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von EinePerson »

Alles was ich in den beiden Beiträgen gepostet habe, habe ich entweder selbst geschrieben oder wie im Falle des geleakten Gesprächs zwischen türkischen Politikern und Geheimdienstmitarbeitern aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, oder wie im Falle des Hersh Artikels aus dem Englischen übersetzt und zusammengefasst in jedem Fall gab ich die Quelle an und habe auch Kenntlich gemacht, dass es sich um eine Zusammenfassung handelt oder eine Übersetzung - nichts von alle dem ist demnach kopiert (im Sinne von copy & paste). Leider bleibst du deiner Linie ganz treu: Unwahre Unterstellungen, unhaltbare Behauptungen, Wiederholung von Parolen.

Meine Beiträge richten sich an all diejenigen, die gerne etwas mehr Hintergrundinformationen zu dem Syrienkrieg erhalten möchten und das auch selbst anhand von Quellen nachprüfen wollen. Deiner Reaktion entnehme ich, dass du nicht dazu gehörst. Wenn es dir zu lang ist - ignoriere es einfach - wo liegt das Problem?
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zollagent
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von zollagent »

EinePerson hat geschrieben:(25 May 2018, 18:50)

Alles was ich in den beiden Beiträgen gepostet habe, habe ich entweder selbst geschrieben oder wie im Falle des geleakten Gesprächs zwischen türkischen Politikern und Geheimdienstmitarbeitern aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, oder wie im Falle des Hersh Artikels aus dem Englischen übersetzt und zusammengefasst in jedem Fall gab ich die Quelle an und habe auch Kenntlich gemacht, dass es sich um eine Zusammenfassung handelt oder eine Übersetzung - nichts von alle dem ist demnach kopiert (im Sinne von copy & paste). Leider bleibst du deiner Linie ganz treu: Unwahre Unterstellungen, unhaltbare Behauptungen, Wiederholung von Parolen.

Meine Beiträge richten sich an all diejenigen, die gerne etwas mehr Hintergrundinformationen zu dem Syrienkrieg erhalten möchten und das auch selbst anhand von Quellen nachprüfen wollen. Deiner Reaktion entnehme ich, dass du nicht dazu gehörst. Wenn es dir zu lang ist - ignoriere es einfach - wo liegt das Problem?
"Hintergrundinformationen", die den Despoten entlasten sollen. Klar doch. Admiral Canaris hätte seine wahre Freude an dir.
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Cobra9
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Cobra9 »

Seitenlage Beiträge frisch aus der russischen Propaganda. Wird das bei pro Satz bezahlt ?
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von EinePerson »

Cobra9 wenn du der Meinung bist, dass Teile oder das Ganze meines Beitrages sachlich falsch sei, dann mache doch bitte das, wofür ein politisches Forum da ist: Führe eine sachliche Diskussion, in welcher du Argumente untersuchst, analysierst und gegebenenfalls widerlegst, Gegenargumente einbringst, eigene Quellen einfügst. Du gehörst zum Vorstand dieses Forums und hast somit gewollt oder ungewollt auch eine Vorbildfunktion - ist das die Art und Weise wie sich Leute deiner Meinung nach in diesem Forum verhalten sollen? Anstatt Argumente und Quellen auszutauschen machst du unfundierte Unterstellungen und greifst mich persönlich an. Diese Form der Gesprächsführung wird üblicherweise dann angewendet, wenn man selbst weiss/erahnt, dass man argumentativ die Position des Gegenübers nicht widerlegen kann, aber trotzdem dieser Position keinen Raum zugestehen will - dann wird man persönlich und versucht das Gegenüber zu diskreditieren - eine sehr unehrliche, unsachliche und für eine politische Diskussion sehr schädliche Form der Gesprächsführung.

Es ist wirklich bedauerlich zu sehen, wie viele Menschen in diesem Forum genau so verfahren - unsachlich, nicht bereit auf Argumente und Quellen einzugehen, anstatt dessen werden immer wieder einzeilige Parolen wiederholt, bzw. persönliche Angriffe und Unterstellungen gestartet.

Wenn ich merke, dass ich die Position eines Gegenübers nicht widerlegen kann und sich gleichzeitig Widerwille gegen seine Position regt, dann ist das für mich immer der Zeitpunkt, an dem ich mir erst mal Zeit nehme, um gründlich drüber nachzudenken, ob ich wirklich mit meiner Position richtig liege und woher dieser Widerstand eigentlich kommt und ob er wirklich angebracht ist.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von SirToby »

EinePerson hat geschrieben:(25 May 2018, 18:50)

Alles was ich in den beiden Beiträgen gepostet habe, habe ich entweder selbst geschrieben oder wie im Falle des geleakten Gesprächs zwischen türkischen Politikern und Geheimdienstmitarbeitern aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, oder wie im Falle des Hersh Artikels aus dem Englischen übersetzt und zusammengefasst in jedem Fall gab ich die Quelle an und habe auch Kenntlich gemacht, dass es sich um eine Zusammenfassung handelt oder eine Übersetzung - nichts von alle dem ist demnach kopiert (im Sinne von copy & paste). Leider bleibst du deiner Linie ganz treu: Unwahre Unterstellungen, unhaltbare Behauptungen, Wiederholung von Parolen.

Meine Beiträge richten sich an all diejenigen, die gerne etwas mehr Hintergrundinformationen zu dem Syrienkrieg erhalten möchten und das auch selbst anhand von Quellen nachprüfen wollen. Deiner Reaktion entnehme ich, dass du nicht dazu gehörst. Wenn es dir zu lang ist - ignoriere es einfach - wo liegt das Problem?
Dann doch mal eine kleine Hintergrundinformation zum One-Hit-Wonder Seymour Hersh:

Hersh ist ein typischer Sensationsjournalist, der mit möglichst spektakulären Meldungen möglichst viel Aufmerksamkeit erzeugen will. Gerne beruft er sich dabei auf anonyme Quellen innerhalb der jeweiligen Regierung, die ausser ihm leider niemand kennen darf und deshalb auch nicht überprüfen kann.

Hersh hat in den Jahren 2004-2007 regelmäßig in ca. 6-Monatsabständen von der kurz bevorstehenden Bombardierung Irans berichtet, belegt durch seine anonymen Quellen. Wer halt so oft daneben liegt, muss sich nicht wundern, wenn man seine Glaubwürdigkeit in Frage stellt.
Daniel Patrick Moynihan: "Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung! Sie haben kein Recht auf ihre eigenen Fakten!"
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zollagent
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von zollagent »

Das schon vom berühmten Jürgen Meyer bekannte Tarnen von Quellen durch selbsterzeugte Quellen, die eigentlich nur verschleiern sollen, daß man keine wirkliche Quelle hat.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von EinePerson »

Hallo SirToby,

„Dann doch mal eine kleine Hintergrundinformation zum One-Hit-Wonder Seymour Hersh:

Hersh ist ein typischer Sensationsjournalist, der mit möglichst spektakulären Meldungen möglichst viel Aufmerksamkeit erzeugen will. Gerne beruft er sich dabei auf anonyme Quellen innerhalb der jeweiligen Regierung, die ausser ihm leider niemand kennen darf und deshalb auch nicht überprüfen kann. “

Zuerst einmal zu deiner Behauptung, Hersh sei ein One-Hit-Wonder, das möchte ich gerne untersuchen und werde dazu einige von Hershs Leistungen und Auszeichnungen, die er dafür bekommen hat auflisten. Das hier ist nur eine kleine Auswahl von den Artikeln und Büchern, die Hersh geschrieben hat.


Ist Seymour Hersh ein glaubwürdiger Journalist? Ein paar Leistungen und Auszeichnungen von Seymour Hersh


1969: Hersh wird der George Polk Awards verliehen für seine Berichterstattung über das My Lai Massaker in Vietnam, verübt durch das US Militär
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_G ... rd_winners

1970: Hersh wird der Pulitzer Preis verliehen für sein Buch „My Lai“
https://www.britannica.com/biography/Seymour-Hersh

1973: Hersh wird wieder ein George Polk Awards für investigativen Journalismus verliehen als er noch bei der New York Times gearbeitet hat, er hat herausgefunden und veröffentlicht, dass Nixon den national security council gesetzeswidrig abgehört hat:
https://www.nytimes.com/1973/05/16/arch ... =15&st=cse

1974: Und schon wieder bekommt Hersh einen George Polk Award, dieses mal dafür, dass er aufgedeckt hat, dass die CIA ein riesiges Program laufen hatte, welches gegen Anti-Kriegs-Gruppen gerichtet war.
https://ia801609.us.archive.org/4/items ... gainst.pdf

Diese Enthüllung führte zur Gründung der Rockeffeller Kommission und einem Untersuchungsausschuss des US-Senats, welches die gesetzeswidrige Überwachung von Amerikanern durch die US Geheimdienste untersuchte – diese Kommission wurde auch bekannt als „Church committee“, weil sie von Senator Church geleitet wurde. Dazu mehr weiter unten unter *1


Im selben Jahr gelang ihm unter anderem noch eine weiterer große Enthüllung: Die CIA war an dem gewalttätigen Umsturz in Chile beteiligt, bei der Präsident Allende weggeputscht wurde und in Folge dann der brutale Diktator Pinochet an die Macht kam, welcher von den USA unterstützt wurde, trotz der großen Anzahl an Verbrechen, die er begang.
https://www.nytimes.com/1974/09/20/arch ... gence.html


1975: Hersh deckt auf, dass die US Regierung versuchte an die Atomraketen und die Codes für die Atomraketen von der UDSSR zu kommen, indem sie ein gesunkenes UDSSR Atom-Uboot bergen.
https://www.nytimes.com/1975/03/19/arch ... ed-to.html

1983: Hersh bekommt den National Books critics circle award und denLos Angeles Times Books Prize für sein Buch „The Price of Power: Kissinger in the Nixon White House“.

1992: Hersh veröffentlicht ein Buch „The Samson Option: Israel's Nuclear Arsenal & American Foreign Policy“.
https://archive.org/details/Sampson_Option

Hier wird behauptet, dass er dafür einen reporters&editors prize gewonnen hätte:
http://nationalpress.org/award-winner/seymour-hersh/

2003: Hersh bekommt den National Magazine Award für die Artikel "Lunch with the Chairman", "Selective Intelligence" und "The Stovepipe".

2004: Für seinen Artikel „Chain of Command: The Road from 9/11 to Abu Ghraib.“ bekommt Hersh den National Magazine Award for Public Interest, den Overseas Press Club Award, den National Press Foundation's Kiplinger Distinguished Contributions to Journalism Award und nach Angaben von Wikipedia seinen fünften George Polk award.

2006: Hersh berichtet über die NSA und ihr Überwachungsprogramm – 7 Jahre bevor Snowden durch seine Enthüllung das und noch viel mehr bekannt machen wird.
https://www.newyorker.com/magazine/2006 ... ening-in-2

2017: Hersh wird der Sam Adams Award verliehen für Integrität, wahrheitsgetreue Berichterstattung und ethisches Verhalten:
https://consortiumnews.com/2017/09/01/s ... integrity/



Informationen zu einigen der Awards:

George Polk Award: Wird durch die Universität von Long Island verliehen, ein sehr prestigeträchtiger Award, mit dem Exzellenz unter Journalisten ausgezeichnet wird.
Hersh hat mindestens 4, laut dem Wikipedia-Artikel zu Hersh sogar 5 gewonnen – damit wäre er der Journalist, der bisher die meisten dieser Awards gewonnen hätte.

National Book critics circle: Eine non-profit Organisation, welche eine Vereinigung von über 600 professionellen Literaturkritikern ist.

Ich glaube zum Pulitzer Preis muss ich nichts schreiben, einer, wenn nicht der prestigeträchstige Preis für Journalismus.

Sam Adams award: Ehemalige CIA Offiziere haben diesen Award etabliert, um Integrität, wahrheitsgetreue Berichterstattung und ethisches Verhalten für „intelligence professionals“ auszuzeichnen. Edward Snowden hat diesen Preis z.B. auch gewonnen.


Anhand dieser Liste sollte offensichtlich klar werden, dass Hersh alles andere als ein One-Hit-Wonder ist. Hersh hat über Jahrzehnte hinweg gezeigt, dass er immer wieder erstaunliche journalistische Leistungen erbracht hat und dafür auch regelmäßig hohe journalistische Auszeichnungen erhält. Alleine schon die Folgen seiner Berichterstattung über die CIA und ihre Abhöraktivitäten (Rockeffeler Committee, Church Committee) zeigen was für weitreichende Wirkungen Hersh schon gehabt hat.

Auch die Aussage, Hershs Aussagen wären nicht überprüfbar ist offensichtlich falsch – viele seiner Behauptung wurden inzwischen als wahr anerkannt.

Dass Hersh Motive „Sensationsjournalismus“ sei, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen müsstest du etwas weiter ausführen, was meinst du damit genau? Willst du sagen, dass Hersh viel Aufmerksamkeit erregen will, damit viele die Wahrheit kennen lernen über diverse Zusammenhänge? Oder willst du sagen, dass er es aus egoistischen Gründen tut, um seinem Ego zu schmeicheln? Bitte bringe Belege dafür, woher willst du wissen, was Hersh Motive sind?

Nichts desto trotz stimme ich dir insoweit zu, dass auch ich das Verweisen auf namentlich nicht genannte Quellen als problematisch ansehe – das habe ich auch selbst in meinem Ausgangsbeitrag, auf den du Bezug nimmst so geschrieben. Ich habe deshalb auch einige Nicht-Hersh-Quellen beigefügt, die zeigen, dass manche seiner Aussagen auch durch externe Quellen bestätigt werden.

Die Aussage, niemand würde Hersh glauben ist ebenso unhaltbar – siehe all die Auszeichnungen, die er gewonnen hat. Darunter auch eine Auszeichnung von ehemaligen CIA Offizieren! , welche Hersh für Integrität, wahrheitsgemäße Berichtserstattung und ethisches Verhalten auszeichnen. Mich würde es sehr wundern, wenn diese ehemaligen CIA Offiziere nicht zumindest manche von Hersh Quellen, auf die er sich bezieht persönlich kennen – aber das ist wie gesagt nur meine Vermutung.


Wenn du die Artikel von Hersh verlinkst, in welchen er das schreibt, was du behauptest – eine kurz bevorstehende Bombardierung Irans- dann können wir darüber reden.



*1: Weiterführende Informationen

Hier ist der „Rockefeller report“, in welchem die Ergebnisse zusamengetragen wurden:
https://www.fordlibrarymuseum.gov/libra ... 561495.pdf

Ein paar der Ergebnisse:

Operation Chaos:

1. Die CIA führte eine großangelegte Überwachung weiter Teile der Bevölkerung durch
2. Fertige Dossiers an von vielen Amerikanern
3. Ging gezielt gegen Menschen vor, die öffentlich äußerten, dass sie nicht zufrieden sind mit bestimmten politischen Praktiken der US-Regierung – die CIA wurde also als Waffe gegen Oppositionelle eingesetzt
4. Die CIA öffnete die Post von vielen Amerikanern und überwachte sie
5. Die CIA infiltrierte oppositionelle Gruppen und sähte Misstrauen und Zwietracht unter ihnen (z.B. indem sie Briefe an die Frauen von männliche Führern dieser oppositionellen Gruppen schickte und sich dabei als die Liebhaberinnen dieser Männer ausgaben).
6. Illegale Durchsuchungen und Abhörung wurde massenweise durchgeführt
7. Illegale Kooperation mit anderen staatlichen Organen



Operation Shamrock:

https://en.wikipedia.org/wiki/OPERATION_SHAMROCK
Die großen Telekommunikationsunternehmen arbeiteten mit der NSA zusammen und lieferten alle Gespräche an die NSA - eine großangelegte Überwachung.



Operation Mockingbird:

Großangelegte Überwachung von Journalisten. CIA unterhielt enge Beziehungen zu vielen Journalisten, Besitzern von Zeitungen, Fernsehsendern, etc. Viele dieser Journalisten arbeiteten als Informanten für die CIA und manche davon veröffentlichten auch Berichte, welche die CIA in Umlauf bringen wollte, um die öffentliche Meinung nach ihrem Willen zu manipulieren – sie verbreiteten also Propaganda.
https://archive.org/details/finalreportofsel01unit


Wir haben es unter anderem Hersh zu verdanken, dass der Stein ins Rollen gebracht wurde, welche all diese Informationen ans Tageslicht brachte und einen Einblick gibt, wie weit der Staat mit seinen Geheimdiensten in das Privatleben seiner Bürger eindringt, massenhafte Überwachung anstellt und sogar durch die Medien Propaganda verbreitet.




In den vorhergegangenen zwei posts habe ich viele verschiedene Quellen genannt, einige davon stützen die Aussagen Hershs. Aus reinem Interesse:
1. Warum hast du dich ausschließlich zu Hersh geäußerst
2. Hast du die beiden posts ganz gelesen?
3. Wie beurteilst du die Aussagen dieser posts, z.B. die Rolle der Türkei im Syrienkrieg, das leak, welches eine false flag operation durch die Türkei beinhaltet, der MIT Skandal, welcher Waffenschmuggel, durch türkische Politiker gedeckt, zu den Terroristen in Syrien beinhaltet, usw?
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zollagent
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von zollagent »

Und der ganze Aufwand, um die Giftgasattacken eines nahöstlichen Despoten anderen zuschreiben zu können. :rolleyes:
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Cobra9
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Cobra9 »

zollagent hat geschrieben:(26 May 2018, 10:05)

Das schon vom berühmten Jürgen Meyer bekannte Tarnen von Quellen durch selbsterzeugte Quellen, die eigentlich nur verschleiern sollen, daß man keine wirkliche Quelle hat.
Komm lass Ihn. Pro Satz bezahlt zu werden muss schwere Arbeit sein :D

Schwafeln kann man viel. Es gibt Beweise das Assad mehrfach C Waffen eingesetzt hat. Ich glaube eher der UN und Ocpw als solcher Propaganda ala dunkler Zeit. Aber jeder hat seine eigene Meinung.

Ich schließe auch gar nicht aus das nicht der Assasd Block nicht an an allen Giftgas schuld ist. Aber mehr als ein Dutzend kann man Syrien zuordnen. Ist ja ne Hausnummer
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Teeernte
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Teeernte »

EinePerson hat geschrieben:(26 May 2018, 10:11)

„Dann doch mal eine kleine Hintergrundinformation zum One-Hit-Wonder Seymour Hersh:
Zusammenfassend:

....Kein Fakt stimmt....aber machmal die Story....

Aus einem kleinen Knochen - den "Golem" im Eigenbau erschaffen.

...Nicht mal die Russen selbst nutzen die "Ausrede"...
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von EinePerson »

Hallo Teeernte,

"....Kein Fakt stimmt....aber machmal die Story...."

Das genaue Gegenteil ist der Fall, My Lai Massaker, Nixons Abhörskandal, die Überwachung durch die CIA, die Ergebnisse der Rockeffeller Kommission, der Umsturz in Chile und der Beitrag der CIA, etc - das alles sind heute etablierte Fakten - Hersh hat nicht nur "Storys" geschrieben, er hat tatsächlich existierende Begebenheiten aufgedeckt. Damit ist deine "Zusammenfassung" auch keine "Zusammenfassung", denn die würde zusammen-fassen was bereits in meinem Beitrag vorhanden wäre, sondern was du gemacht hast ist eine Zusammen-Reimung - du hast dir etwas zusammen-gereimt, was nicht vorhanden war, sondern wie du es gerne dargestellt sehen möchtest. Hat nur leider alles keinen Bezug zu meinem Beitrag, noch der Geschichte, wie sie sich ereignet hat. Aber das hat ja bekanntlich noch nie jemanden davon abgehalten es trotzdem zu behaupten.
SirToby
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von SirToby »

EinePerson hat geschrieben:(26 May 2018, 10:11)

Hallo SirToby,

„Dann doch mal eine kleine Hintergrundinformation zum One-Hit-Wonder Seymour Hersh:

Hersh ist ein typischer Sensationsjournalist, der mit möglichst spektakulären Meldungen möglichst viel Aufmerksamkeit erzeugen will. Gerne beruft er sich dabei auf anonyme Quellen innerhalb der jeweiligen Regierung, die ausser ihm leider niemand kennen darf und deshalb auch nicht überprüfen kann. “

Zuerst einmal zu deiner Behauptung, Hersh sei ein One-Hit-Wonder, das möchte ich gerne untersuchen und werde dazu einige von Hershs Leistungen und Auszeichnungen, die er dafür bekommen hat auflisten. Das hier ist nur eine kleine Auswahl von den Artikeln und Büchern, die Hersh geschrieben hat.
Aber gerne doch: Hershs Ruf beruht im Grunde auf 2 Aufklärungsarbeiten, das eine ist die Aufdeckung des My-Lai-Massakers, das andere Abu-Grab.

Kommen wir mal zu den ganzen Aussagen und Mutmassungen, wo er daneben gelegen hat, um im Bereich des Iran sind das nun mal sehr viele:

Januar 2005 berichtet Hersh von einer kurz bevorstehenden Krieg der USA gegen den Iran. Wie wir heute wissen, ist der halt nicht erfolgt
https://www.newyorker.com/magazine/2005 ... oming-wars

Im Jahr 2006 dann dasselbe Bild, der bevorstehende Krieg gegen den Iran
https://www.newyorker.com/magazine/2006 ... iran-plans

Im Jahr 2007 dann mal wieder Dinner-for-one

Zuerst im Februar
https://www.democracynow.org/2007/2/28/ ... indirectly
http://edition.cnn.com/2007/WORLD/meast ... index.html

und dann wurde nochmal nachgelegt im Oktober...
https://www.newyorker.com/magazine/2007 ... ng-targets



Ist Seymour Hersh ein glaubwürdiger Journalist? Ein paar Leistungen und Auszeichnungen von Seymour Hersh


1969: Hersh wird der George Polk Awards verliehen für seine Berichterstattung über das My Lai Massaker in Vietnam, verübt durch das US Militär
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_G ... rd_winners

1970: Hersh wird der Pulitzer Preis verliehen für sein Buch „My Lai“
https://www.britannica.com/biography/Seymour-Hersh

1973: Hersh wird wieder ein George Polk Awards für investigativen Journalismus verliehen als er noch bei der New York Times gearbeitet hat, er hat herausgefunden und veröffentlicht, dass Nixon den national security council gesetzeswidrig abgehört hat:
https://www.nytimes.com/1973/05/16/arch ... =15&st=cse

1974: Und schon wieder bekommt Hersh einen George Polk Award, dieses mal dafür, dass er aufgedeckt hat, dass die CIA ein riesiges Program laufen hatte, welches gegen Anti-Kriegs-Gruppen gerichtet war.
https://ia801609.us.archive.org/4/items ... gainst.pdf

Von den beiden letztgenannten Aufklärungen höre ich zum ersten Mal, na gut war er halt ein 4Hit-Wonder. Obwohl ich nicht so wirklich genau weiss, warum es Aufklärung sein soll, herausgefunden zu haben, dass Geheimdienste die öffentliche Meinung zu Gunsten der Regierung beeinflussen suchen. Anscheinend muss man den George Polk Award wohl in Frage stellen, wenn er so was als Verdienst um eine grosse Aufklärung bezeichnet.




Im selben Jahr gelang ihm unter anderem noch eine weiterer große Enthüllung: Die CIA war an dem gewalttätigen Umsturz in Chile beteiligt, bei der Präsident Allende weggeputscht wurde und in Folge dann der brutale Diktator Pinochet an die Macht kam, welcher von den USA unterstützt wurde, trotz der großen Anzahl an Verbrechen, die er begang.
https://www.nytimes.com/1974/09/20/arch ... gence.html
Ihm ist überhaupt keine Enthüllung geglückt, er hat nur mal wieder Gerüchte in die Welt gesetzt, die Beteiligung der USA am Putsch ist heute übrigens unbewiesen...
1975: Hersh deckt auf, dass die US Regierung versuchte an die Atomraketen und die Codes für die Atomraketen von der UDSSR zu kommen, indem sie ein gesunkenes UDSSR Atom-Uboot bergen.
https://www.nytimes.com/1975/03/19/arch ... ed-to.html
Hersh deckt also auf, dass die Geheimdienste ihre Arbeit machen, ein Skandal.


1983: Hersh bekommt den National Books critics circle award und denLos Angeles Times Books Prize für sein Buch „The Price of Power: Kissinger in the Nixon White House“.

1992: Hersh veröffentlicht ein Buch „The Samson Option: Israel's Nuclear Arsenal & American Foreign Policy“.
https://archive.org/details/Sampson_Option

Hier wird behauptet, dass er dafür einen reporters&editors prize gewonnen hätte:
http://nationalpress.org/award-winner/seymour-hersh/

2003: Hersh bekommt den National Magazine Award für die Artikel "Lunch with the Chairman", "Selective Intelligence" und "The Stovepipe".

2004: Für seinen Artikel „Chain of Command: The Road from 9/11 to Abu Ghraib.“ bekommt Hersh den National Magazine Award for Public Interest, den Overseas Press Club Award, den National Press Foundation's Kiplinger Distinguished Contributions to Journalism Award und nach Angaben von Wikipedia seinen fünften George Polk award.

2006: Hersh berichtet über die NSA und ihr Überwachungsprogramm – 7 Jahre bevor Snowden durch seine Enthüllung das und noch viel mehr bekannt machen wird.
https://www.newyorker.com/magazine/2006 ... ening-in-2

2017: Hersh wird der Sam Adams Award verliehen für Integrität, wahrheitsgetreue Berichterstattung und ethisches Verhalten:
https://consortiumnews.com/2017/09/01/s ... integrity/
Eine ganze Menge Behauptungen, die allesamt durch was gedeckt sind, anonyme Informanten... die letzte Auszeichnung ist angesichts Hershs Iranberichterstattung geradezu grotesk...


Informationen zu einigen der Awards:

George Polk Award: Wird durch die Universität von Long Island verliehen, ein sehr prestigeträchtiger Award, mit dem Exzellenz unter Journalisten ausgezeichnet wird.
Hersh hat mindestens 4, laut dem Wikipedia-Artikel zu Hersh sogar 5 gewonnen – damit wäre er der Journalist, der bisher die meisten dieser Awards gewonnen hätte.
Meine Meinung zum Polk Award habe ich oben bereits kund getan...
Sam Adams award: Ehemalige CIA Offiziere haben diesen Award etabliert, um Integrität, wahrheitsgetreue Berichterstattung und ethisches Verhalten für „intelligence professionals“ auszuzeichnen. Edward Snowden hat diesen Preis z.B. auch gewonnen.
Muss ich dazu dann wirklich noch etwas sagen?

Anhand dieser Liste sollte offensichtlich klar werden, dass Hersh alles andere als ein One-Hit-Wonder ist. Hersh hat über Jahrzehnte hinweg gezeigt, dass er immer wieder erstaunliche journalistische Leistungen erbracht hat und dafür auch regelmäßig hohe journalistische Auszeichnungen erhält. Alleine schon die Folgen seiner Berichterstattung über die CIA und ihre Abhöraktivitäten (Rockeffeler Committee, Church Committee) zeigen was für weitreichende Wirkungen Hersh schon gehabt hat.

Auch die Aussage, Hershs Aussagen wären nicht überprüfbar ist offensichtlich falsch – viele seiner Behauptung wurden inzwischen als wahr anerkannt.
Und viele halt eben auch nicht. Er liegt halt eben auch oft daneben...
Dass Hersh Motive „Sensationsjournalismus“ sei, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen müsstest du etwas weiter ausführen, was meinst du damit genau? Willst du sagen, dass Hersh viel Aufmerksamkeit erregen will, damit viele die Wahrheit kennen lernen über diverse Zusammenhänge? Oder willst du sagen, dass er es aus egoistischen Gründen tut, um seinem Ego zu schmeicheln? Bitte bringe Belege dafür, woher willst du wissen, was Hersh Motive sind?
Ich würde schon sagen, dass er es macht um seinem Ego zu schmeicheln, so etwas lässt sich aber natürlich nicht belegen, es liegt in der Sichtweise begründet.
Nichts desto trotz stimme ich dir insoweit zu, dass auch ich das Verweisen auf namentlich nicht genannte Quellen als problematisch ansehe – das habe ich auch selbst in meinem Ausgangsbeitrag, auf den du Bezug nimmst so geschrieben. Ich habe deshalb auch einige Nicht-Hersh-Quellen beigefügt, die zeigen, dass manche seiner Aussagen auch durch externe Quellen bestätigt werden.

Die Aussage, niemand würde Hersh glauben ist ebenso unhaltbar – siehe all die Auszeichnungen, die er gewonnen hat. Darunter auch eine Auszeichnung von ehemaligen CIA Offizieren! , welche Hersh für Integrität, wahrheitsgemäße Berichtserstattung und ethisches Verhalten auszeichnen. Mich würde es sehr wundern, wenn diese ehemaligen CIA Offiziere nicht zumindest manche von Hersh Quellen, auf die er sich bezieht persönlich kennen – aber das ist wie gesagt nur meine Vermutung.



Wenn du die Artikel von Hersh verlinkst, in welchen er das schreibt, was du behauptest – eine kurz bevorstehende Bombardierung Irans- dann können wir darüber reden.
Schon gemacht...


*1: Weiterführende Informationen

Hier ist der „Rockefeller report“, in welchem die Ergebnisse zusamengetragen wurden:
https://www.fordlibrarymuseum.gov/libra ... 561495.pdf

Ein paar der Ergebnisse:

Operation Chaos:

1. Die CIA führte eine großangelegte Überwachung weiter Teile der Bevölkerung durch
2. Fertige Dossiers an von vielen Amerikanern
3. Ging gezielt gegen Menschen vor, die öffentlich äußerten, dass sie nicht zufrieden sind mit bestimmten politischen Praktiken der US-Regierung – die CIA wurde also als Waffe gegen Oppositionelle eingesetzt
4. Die CIA öffnete die Post von vielen Amerikanern und überwachte sie
5. Die CIA infiltrierte oppositionelle Gruppen und sähte Misstrauen und Zwietracht unter ihnen (z.B. indem sie Briefe an die Frauen von männliche Führern dieser oppositionellen Gruppen schickte und sich dabei als die Liebhaberinnen dieser Männer ausgaben).
6. Illegale Durchsuchungen und Abhörung wurde massenweise durchgeführt
7. Illegale Kooperation mit anderen staatlichen Organen



Operation Shamrock:

https://en.wikipedia.org/wiki/OPERATION_SHAMROCK
Die großen Telekommunikationsunternehmen arbeiteten mit der NSA zusammen und lieferten alle Gespräche an die NSA - eine großangelegte Überwachung.



Operation Mockingbird:

Großangelegte Überwachung von Journalisten. CIA unterhielt enge Beziehungen zu vielen Journalisten, Besitzern von Zeitungen, Fernsehsendern, etc. Viele dieser Journalisten arbeiteten als Informanten für die CIA und manche davon veröffentlichten auch Berichte, welche die CIA in Umlauf bringen wollte, um die öffentliche Meinung nach ihrem Willen zu manipulieren – sie verbreiteten also Propaganda.
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Wir haben es unter anderem Hersh zu verdanken, dass der Stein ins Rollen gebracht wurde, welche all diese Informationen ans Tageslicht brachte und einen Einblick gibt, wie weit der Staat mit seinen Geheimdiensten in das Privatleben seiner Bürger eindringt, massenhafte Überwachung anstellt und sogar durch die Medien Propaganda verbreitet.




In den vorhergegangenen zwei posts habe ich viele verschiedene Quellen genannt, einige davon stützen die Aussagen Hershs. Aus reinem Interesse:
1. Warum hast du dich ausschließlich zu Hersh geäußerst
2. Hast du die beiden posts ganz gelesen?
3. Wie beurteilst du die Aussagen dieser posts, z.B. die Rolle der Türkei im Syrienkrieg, das leak, welches eine false flag operation durch die Türkei beinhaltet, der MIT Skandal, welcher Waffenschmuggel, durch türkische Politiker gedeckt, zu den Terroristen in Syrien beinhaltet, usw?
Damit lasse ich es für heute sein, das Wetter ist schön und ich will raus...
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Cobra9 »

Ein Kommentar von einem Opfer des Regimes:

Es gibt drei Arten von Folter, ich weiß das, ich saß in einem Foltergefängnis. Das Assad-Regime betreibt die genozidale Folter: kontinuierlich und organisiert


https://causa.tagesspiegel.de/politik/z ... staat.html
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Diese Art von Folter ist Teil einer Auslöschungsindustrie, und das ist es, was wir als Genozid bezeichnen. Wenn das
„alles möglich ist“, was mit den Häftlingen in den Konzentrationslagern passiert ist, wie Hannah Arendt argumentiert,
dann steckt hinter den Lagern die absolute Freiheit des genozidalen Staates, seine unbegrenzte Freiheit, zu foltern und
zu morden. Die Verletzung der persönlichen Grenzen der Häftlinge setzt voraus, dass die Täter keine Grenzen kennen.
https://causa.tagesspiegel.de/politik/z ... staat.html

Das Blutregime der Familie Assad betreibt diesen Folterstaat seit einem halben Jahrhundert und die Tatenlosigkeit
der internationalen Gemeinschaft drückt das Versagen der Zivilisation aus.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Orbiter1
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Orbiter1 »

Da hat man ja richtige Fachleute mit der Präsidentschaft der internationalen Abrüstungskonferenz beauftragt.

"Trotz heftiger Proteste hat Syrien am Montag die Präsidentschaft der internationalen Abrüstungskonferenz übernommen. Ein Vertreter von Präsident Baschar al-Assad wird das einzige permanente Forum zum Abbau von Kriegswaffen vier Wochen leiten, wie aus der Internetseite der Vereinten Nationen in Genf hervorgeht." Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/un- ... 10532.html
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Kardux »

Nachdem die PKK unnötige kurdische Menschenleben verschwendet hat, um Städte wie Menbic und Raqqa vom IS zu "befreien", dürfen sie nun das Feld räumen und zunächst Menbic den pro-türkischen Jihadisten übergeben - auf Befehl der USA. Beide Städte sind nicht Kurdisch dominiert.

Wenn die PKK einen Funken Verstand besitzt, sollte sie unverzüglich alle ihre Gebiete den Russen/Assad übergeben (was auch nicht optimal ist). Der Syrien-Konflikt hat nämlich bewiesen, dass Regionen in denen Assad regiert, Minderheiten nicht abgeschlachtet und systematisch vertrieben werden, allein wegen ihrer ethnischen bzw. konfessionellen Zugehörigkeit. Das kann man von den pro-türkischen Halsabschneidern bzw. den "moderaten Rebellen" die von der Nato gestützt werden nicht behaupten.

Die Politik der USA im Nahen Osten ist ein Witz...
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Jetzt sind die Iraner das Problem in Syrien, IS ist out.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Troh.Klaus »

DarkLightbringer hat geschrieben:(05 Jun 2018, 22:17)
Jetzt sind die Iraner das Problem in Syrien, IS ist out.
Genau. Dann ist es ja höchste Zeit, sich bisheriger Verbündeter zu entledigen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, jetzt darf er massakriert werden.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Troh.Klaus hat geschrieben:(05 Jun 2018, 23:56)

Genau. Dann ist es ja höchste Zeit, sich bisheriger Verbündeter zu entledigen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, jetzt darf er massakriert werden.
Man ist besorgt. Die Amis halten Stellung, ein Angriff auf den NATO-Partner ist jedoch nicht vorgesehen.

Die Kurden sind im übrigen nicht die einzigen, die entpriorisiert sind, die Palästinenser ja auch.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Troh.Klaus »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Jun 2018, 00:02)
Man ist besorgt. Die Amis halten Stellung, ein Angriff auf den NATO-Partner ist jedoch nicht vorgesehen.
Die Kurden sind im übrigen nicht die einzigen, die entpriorisiert sind, die Palästinenser ja auch.
Wer ist besorgt? Die Türkei ist der einzige NATO-Partner in dieser Ecke und die befürchtet einen Angriff des NATO-Partners USA?
Im Übrigen sind nicht nur die Kurden und die Palästinenser "entpriorisiert", sondern z.B. auch die Europäer. Eigentlich alle, außer Trump.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Troh.Klaus hat geschrieben:(06 Jun 2018, 00:13)

Wer ist besorgt? Die Türkei ist der einzige NATO-Partner in dieser Ecke und die befürchtet einen Angriff des NATO-Partners USA?
Im Übrigen sind nicht nur die Kurden und die Palästinenser "entpriorisiert", sondern z.B. auch die Europäer. Eigentlich alle, außer Trump.
Die deutsche Bundesregierung ist besorgt, was Washington sagt, ist mir jetzt nicht bekannt. Wahrscheinlich sind die aber auch besorgt.
Die USA ist auch NATO-Partner und nein, sie erwartet natürlich keinen Angriff auf die Türkei.

Priorisiert ist der Iran und der Terrorismus im Nahen Osten.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Troh.Klaus »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Jun 2018, 00:22)
Die deutsche Bundesregierung ist besorgt, was Washington sagt, ist mir jetzt nicht bekannt. Wahrscheinlich sind die aber auch besorgt.
Die USA ist auch NATO-Partner und nein, sie erwartet natürlich keinen Angriff auf die Türkei.

Priorisiert ist der Iran und der Terrorismus im Nahen Osten.
Oh ja, alle sind besorgt. Und die Kurden sind entpriorisiert. Dann ist ja alles gut.
Verbündete? Hach, das war gestern. Selbst schuld, wenn sie darauf rein gefallen sind, nicht wahr. Jetzt gibt es andere Prioritäten, da sind die Verbündeten von gestern nur lästig.
Das macht doch so richtig Laune, in Washington mal nach zu fragen, ob die Europäer, insbesondere Deutschland, noch als Verbündete zählen, oder vielleicht auch schon entpriorisiert wurden wie die Kurden.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Troh.Klaus hat geschrieben:(06 Jun 2018, 00:32)

Oh ja, alle sind besorgt. Und die Kurden sind entpriorisiert. Dann ist ja alles gut.
Verbündete? Hach, das war gestern. Selbst schuld, wenn sie darauf rein gefallen sind, nicht wahr. Jetzt gibt es andere Prioritäten, da sind die Verbündeten von gestern nur lästig.
Das macht doch so richtig Laune, in Washington mal nach zu fragen, ob die Europäer, insbesondere Deutschland, noch als Verbündete zählen, oder vielleicht auch schon entpriorisiert wurden wie die Kurden.
Das ist doch die kategorische europäische Linie - besorgt zu sein.

Die YPG hat in der Vergangenheit selbst hin und her priorisiert.

Die Europäer sind aus amerikanischer Sicht selbstverständlich wichtige und enge Verbündete, die in manchen Dingen auch ihren Beitrag leisten.
Im Nahen Osten sind die Europäer nicht sehr einflußreich, aber gewissermaßen eine moralische Instanz.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Troh.Klaus hat geschrieben:(06 Jun 2018, 00:32)

(…)Das macht doch so richtig Laune, in Washington mal nach zu fragen, ob die Europäer, insbesondere Deutschland, noch als Verbündete zählen, oder vielleicht auch schon entpriorisiert wurden wie die Kurden.
Pompeo betont die gleichen Ansichten der Freunde und ruft Verbündete zur Mitverantwortung auf.
Aus meinen Gesprächen mit europäischen Freunden weiß ich, dass es dort weitgehend die gleichen Ansichten zu dem gibt, was das iranische Regime tun muss, um in der internationalen Gemeinschaft akzeptiert zu werden. Ich ersuche die Verbündeten der Vereinigten Staaten darum, die iranische Regierung gemeinsam mit uns zu verantwortungsvollerem Handeln aufzurufen.
https://de.usembassy.gov/de/nach-dem-ab ... =hootsuite
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von King Kong 2006 »

Deshalb baut man in der Region nicht auf die USA. Wichtig sind nicht die Menschen. Sondern die Interessen von einer Industriemacht. Die einzigen die - vermeintlich - auf die USA bauen sind die Herrscher in den arabischen Ölstaaten. Weil ihre Herrschaft, auch vor der lästigen Bevölkerung, von den USA geschützt wird. Deal.
House of Bush, House of Saud: The Secret Relationship Between the World's Two Most Powerful Dynasties is a 2004 book by Craig Unger that explores the relationship between the Saudi Royal Family and the Bush extended political family. Unger asserts that the groundwork for today's terrorist movements and the modern wars that have sprung up about them was unintentionally laid more than 30 years ago with a series of business deals between the ruling Saudis and the powerful Bush family. The Saudis received investments and military protection in exchange for cooperation on lucrative oil deals. The author claims that the result has been a shady alliance between "the world's two most powerful dynasties." Unger writes, "Never before has an American president been so closely tied to a foreign power that harbors and supports our country's mortal enemies."

https://en.wikipedia.org/wiki/House_of_ ... se_of_Saud
Wie ich einmal schrieb, die USA sind weit weg. Und wankelmütig bei dem Aussuchen der Schutzbefohlenen. Das kann von Saddam über Prinz Salman, kurdischen Führern, Erdogan ja und nein usw. hin und herwanken. Was der Kurs, nicht die Menschen, gerade hergibt. Die Kurden werden sich immer mit den Türken, Iranern und Arabern arrangieren müssen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Kardux »

DarkLightbringer hat geschrieben:Die YPG hat in der Vergangenheit selbst hin und her priorisiert.
Die YPG/PKK hat mitnichten "hin und her priorisiert" - genau das kritisiere ich schon seit sehr langer Zeit. Hätte die PKK/YPG das notwendige Verständnis priorisieren zu können, müssten heute Kurden aus Efrîn ihre Heimat nicht verlassen! In Efrîn würden heute keine Halsabschneider patroullieren und es würden keine Araber aus Ghouta, Homs, usw. den Besitz von Kurden übernehmen.

Die YPG/PKK hat zu Beginn des Konflikts jedoch "priorisiert". Damals (2011-2014) als man sich im Westen noch zurücklehnte und die Priorität darin lag Assad unter ALLEN Umständen zu stürzen, hatten die Kurden als ausgemachtes Zielobjekt von moderaten und weniger moderaten Halsabschneidern nunmal keine andere Wahl als zu "priorisieren". Um ihre Existenz zu sichern waren die Kurden von Anfang an gezwungen sich gegen die Feinde Assads zu richten. Es gab zwar einige Zeit lang viele Kurden innerhalb der FSA, aber das änderte sich abrupt nachdem sich diese Bewegung den Interessen Ankaras und Dohas unterordnen musste.

Als sich die USA dann vor dem Fall Kobanês entschlossen die Kurden zu unterstützen, veränderte sich die Ausgangslage der Kurden. Nun mussten sie zwischen Moskau und Washington lavieren. Sie entschieden sich aber recht früh dazu östlich des Euphrates aber auch in Menbic mit den USA zu kooperieren. Von einer Priorisierung kann gar keine Rede sein! Die Kurden (sowohl in Syrien als auch im Irak) haben IMMER die USA, Russland vorgezogen - eine Feindschaft zu den Russen will man jedoch nicht, verständlich wie ich finde. Die Russen drängten jedoch seit Jahren darauf hin, dass sich die YPG/PKK vom Westen abwenden - mit dem ultimativen Ziel, das Assad die Kontrolle über ganz Syrien erlangt (speziell den Erdölgebieten). Die Kurden haben ihren Kurs nicht verändert und durften dank dieser dummen Politik der PKK die Konsequenzen in Efrîn tragen. Russland ließ, nachdem sie die PKK lange Zeit warnten, die Leine an der Erdogan hing und noch immer hängt los.

Die Reaktion der USA? Efrîn war niemals unser Aufgabenbereich. Ok, das ist noch verständlich gewesen - auch wenn es im Hinblick auf die Entvölkerung Efrîns einen faden Beigeschmack hinterlässt. Aber nun soll die PKK auch Menbic für pro-türkische Jihadisten räumen - ein Gebiet das sehr wohl unter ihrem Aufgabenbereich stand. Morgen heißt es dann, räumt Raqqa. Und übermorgen müssen wohl kurdische Städte geräumt werden.

Dann sollte man doch schon jetzt so konsequent sein und die Russen/Assad herein bitten. Erhalten die Kurden dann Autonomie? Gewiss nicht. Aber wenigstens muss man nicht mit den weitaus schlimmeren Konsequenzen leben, denen die USA ja aus welchen Interessen auch immer zustimmen...

Auch wenn man sich die Politik der USA im Irak betrachtet erkennt man keine wirkliche Linie. Und da spricht nicht nur der verbitterte und enttäuschte Kurde aus mir.

Vielleicht wird man aber in naher Zukunft in Washington einsehen, dass man mit Verbündeten anders umgehen muss...
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Die Kurden werden sich immer mit den Türken, Iranern und Arabern arrangieren müssen.
Nette Rhetorik. Wieso kommen Sie aber nicht auf den Punkt?

Ich kann Ihnen aber versichern, dass sich die Kurden niemals mit Faschismus, Apartheid, Genozid, Assimilierung und Leugnung arrangieren werden und erst rest nicht müssen. Niemals. Das sollte mittlerweile der dümmste Türke, Perser oder Araber begriffen haben. Versuchen tun sie es noch immer, weil man im Nahen Osten auch sonst nicht an Ko-Existenz und Vernunft Interesse zeigt - derzeit zumindest.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Europa2050 »

Kardux hat geschrieben:(06 Jun 2018, 14:00)

Die YPG/PKK hat mitnichten "hin und her priorisiert" - genau das kritisiere ich schon seit sehr langer Zeit. Hätte die PKK/YPG das notwendige Verständnis priorisieren zu können, müssten heute Kurden aus Efrîn ihre Heimat nicht verlassen! In Efrîn würden heute keine Halsabschneider patroullieren und es würden keine Araber aus Ghouta, Homs, usw. den Besitz von Kurden übernehmen.

Die YPG/PKK hat zu Beginn des Konflikts jedoch "priorisiert". Damals (2011-2014) als man sich im Westen noch zurücklehnte und die Priorität darin lag Assad unter ALLEN Umständen zu stürzen, hatten die Kurden als ausgemachtes Zielobjekt von moderaten und weniger moderaten Halsabschneidern nunmal keine andere Wahl als zu "priorisieren". Um ihre Existenz zu sichern waren die Kurden von Anfang an gezwungen sich gegen die Feinde Assads zu richten. Es gab zwar einige Zeit lang viele Kurden innerhalb der FSA, aber das änderte sich abrupt nachdem sich diese Bewegung den Interessen Ankaras und Dohas unterordnen musste.

Als sich die USA dann vor dem Fall Kobanês entschlossen die Kurden zu unterstützen, veränderte sich die Ausgangslage der Kurden. Nun mussten sie zwischen Moskau und Washington lavieren. Sie entschieden sich aber recht früh dazu östlich des Euphrates aber auch in Menbic mit den USA zu kooperieren. Von einer Priorisierung kann gar keine Rede sein! Die Kurden (sowohl in Syrien als auch im Irak) haben IMMER die USA, Russland vorgezogen - eine Feindschaft zu den Russen will man jedoch nicht, verständlich wie ich finde. Die Russen drängten jedoch seit Jahren darauf hin, dass sich die YPG/PKK vom Westen abwenden - mit dem ultimativen Ziel, das Assad die Kontrolle über ganz Syrien erlangt (speziell den Erdölgebieten). Die Kurden haben ihren Kurs nicht verändert und durften dank dieser dummen Politik der PKK die Konsequenzen in Efrîn tragen. Russland ließ, nachdem sie die PKK lange Zeit warnten, die Leine an der Erdogan hing und noch immer hängt los.

Die Reaktion der USA? Efrîn war niemals unser Aufgabenbereich. Ok, das ist noch verständlich gewesen - auch wenn es im Hinblick auf die Entvölkerung Efrîns einen faden Beigeschmack hinterlässt. Aber nun soll die PKK auch Menbic für pro-türkische Jihadisten räumen - ein Gebiet das sehr wohl unter ihrem Aufgabenbereich stand. Morgen heißt es dann, räumt Raqqa. Und übermorgen müssen wohl kurdische Städte geräumt werden.

Dann sollte man doch schon jetzt so konsequent sein und die Russen/Assad herein bitten. Erhalten die Kurden dann Autonomie? Gewiss nicht. Aber wenigstens muss man nicht mit den weitaus schlimmeren Konsequenzen leben, denen die USA ja aus welchen Interessen auch immer zustimmen...

Auch wenn man sich die Politik der USA im Irak betrachtet erkennt man keine wirkliche Linie. Und da spricht nicht nur der verbitterte und enttäuschte Kurde aus mir.

Vielleicht wird man aber in naher Zukunft in Washington einsehen, dass man mit Verbündeten anders umgehen muss...
Nicht bei diesem U.S.-Präsidenten, der für einen vermeintlichen kurzfristigen Vorteil immer Verrat begehen wird - an Schutzbefohlenen, Freunden, Verbündeten aber auch an Verträgen, Vertrauen und letztlich auch dem Ansehen der USA :mad2:
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Kardux »

Europa2050 hat geschrieben:(06 Jun 2018, 15:19)

Nicht bei diesem U.S.-Präsidenten, der für einen vermeintlichen kurzfristigen Vorteil immer Verrat begehen wird - an Schutzbefohlenen, Freunden, Verbündeten aber auch an Verträgen, Vertrauen und letztlich auch dem Ansehen der USA :mad2:
Ohne Trump verteidigen zu wollen (das ist wirklich nicht meine Intention) muss ich jedoch auch auf die inkonsistente Nahost-Politik seines Vorgängers verweisen. Ich bin der Meinung das Trump - dieser völlig irrationale Präsident - sogar die gesamte Außenpolitik (wenn nicht sogar Innenpolitik) der USA sinnbildlich verkörpert.

Verrat haben die USA schon oft an Verbündeten begangen (u.a. den Kurden). Und das lag gewiss nicht an der Inkompetenz der amerikanischen Verantwortlichen (Kissinger beispielsweise). Aber die Richtung, welche die USA seit 2000 geht, widerspricht jeder Logik.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Europa2050 »

Kardux hat geschrieben:(06 Jun 2018, 16:01)

Ohne Trump verteidigen zu wollen (das ist wirklich nicht meine Intention) muss ich jedoch auch auf die inkonsistente Nahost-Politik seines Vorgängers verweisen. Ich bin der Meinung das Trump - dieser völlig irrationale Präsident - sogar die gesamte Außenpolitik (wenn nicht sogar Innenpolitik) der USA sinnbildlich verkörpert.

Verrat haben die USA schon oft an Verbündeten begangen (u.a. den Kurden). Und das lag gewiss nicht an der Inkompetenz der amerikanischen Verantwortlichen (Kissinger beispielsweise). Aber die Richtung, welche die USA seit 2000 geht, widerspricht jeder Logik.
Bin jetzt nicht so tief in den Details wie Du, aber siehst Du Obama bezüglich der Kurden auch so?
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(06 Jun 2018, 14:16)

Nette Rhetorik. Wieso kommen Sie aber nicht auf den Punkt?

Ich kann Ihnen aber versichern, dass sich die Kurden niemals mit Faschismus, Apartheid, Genozid, Assimilierung und Leugnung arrangieren werden und erst rest nicht müssen. Niemals. Das sollte mittlerweile der dümmste Türke, Perser oder Araber begriffen haben. Versuchen tun sie es noch immer, weil man im Nahen Osten auch sonst nicht an Ko-Existenz und Vernunft Interesse zeigt - derzeit zumindest.
Das heißt ja nicht, das man das gut finden muß. Aber die USA sind da kein verläßlicher Partner. Ankara konnte die Trump-Truppe überzeugen die PKK/YPG/PJAK zum Rückzug zu bewegen. Aus Gebieten, die sie erobern konnten. Die USA bevorzugen die Türkei vor der PKK/YPG/PJAK. Ehemalige Waffengefährten. Die Waffen müssen auch abgegeben werden. Weitere Städte, die die Kurden halten sollen folgen.
Kurden ziehen aus syrischem Manbij ab, Russen von Libanon-Grenze

Çavuşoğlu überzeugte Pompeo in Washington

In der Stadt sind zur Unterstützung der YPG US-Spezialkräfte stationiert. Ein türkischer Angriff auf die Stadt drohte daher zu einer Konfrontation mit dem Nato-Partner USA zu führen. Seit einigen Monaten liefen Verhandlungen zwischen den Verbündeten, um den Konflikt zu entschärfen. Am Montag reiste der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu daher zu Gesprächen mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo nach Washington.

Nach seiner Rückkehr am Dienstag verkündete Çavuşoğlu, es sei ein Fahrplan vereinbart worden, wonach die YPG-Einheiten vor ihrem Abzug aus Manbij die Waffen abgeben, die sie von den USA für den Kampf gegen den IS erhalten hätten. Sobald der Plan umgesetzt sei, werde ein ähnlicher Plan für andere Städte unter YPG-Kontrolle umgesetzt, sagte der Außenminister laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu.


Das wird im Interesse der Araber (Syrien, Irak), Iraner und eben Türken sein.

Interessant ist auch ein Manöver der Russen.
Zugleich hat sich Russland nach Meldungen der israelischen Zeitung "Haaretz" wieder von einem Grenzstreifen zwischen Syrien und dem Libanon zurückgezogen, den es zuletzt besetzte hatte. Grund waren damals Sorgen Israels, dass der Iran über die mit ihm verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah in dem Gebiet Waffen in den Libanon schmuggeln könnte. Nun soll dort die syrische Armee stationiert werden.

derstandard.at/2000081015318/Syrische-Kurdenmiliz-zieht-aus-Manbidsch-ab
Russland ist für Israel und dem Iran ein Vorteil und Nachteil. Zum einen ist eine Veto-Macht an der Seite Irans in Syrien von Vorteil, auf der anderen Seite für Israel, da sie als Puffer zum Iran dienen können. Jetzt zieht sich Russland zurück.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Kardux »

Europa2050 hat geschrieben:(06 Jun 2018, 16:12)

Bin jetzt nicht so tief in den Details wie Du, aber siehst Du Obama bezüglich der Kurden auch so?
Der erstmalige Einmarsch der Türken in Nordsyrien erfolgte nunmal während der Obama-Administration. Sein einflussreicher Vize, Joe Biden, hat seine ambivalente Haltung zu den Kurden schon damals sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

https://www.nbcnews.com/news/world/kerr ... ls-n637661
http://www.dw.com/en/biden-says-kurdish ... a-19000607

Allgemein betrachtet war der pro-iranische Kurs der Obama-Regierung auch nicht wirklich förderlich - zumindest nicht für Israel, sunnitische Araber und natürlich die Kurden. Der Iran sah sich in seinem Vormarsch den Nahen Osten zu beherrschen eigentlich nur bestärkt. Was man auch nicht vergessen sollte ist die Tatsache, das mit Brett McGurk, Trump weiterhin auf einen Obama-Schützling im Nahen Osten setzt. Seine Nähe zu den Schiiten ist allseits bekannt.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Das wird im Interesse der Araber (Syrien, Irak), Iraner und eben Türken sein.
Natürlich wird es im Interesse der oben genannten Völker sein, wenn die Kurden wieder marginalisiert werden. Waffen und Land abgeben. Sprache, Identität und Würde aufgeben. Das kennen wir schon.
King Kong 2006 hat geschrieben:Das heißt ja nicht, das man das gut finden muß. Aber die USA sind da kein verläßlicher Partner.
Weder die Kurden noch sonst eine Nation können erwarten das eine Weltmacht wie die USA zu 100 % verlässlich ist. Kein realistischer Mensch erwartet dies. Die USA haben ihre eigenen Interessen welche sie durchbringen möchten - das ist klar. Aber einen gewissen Realismus darf man auch von den USA erwarten. Die USA sind, auch wenn es Leute wie Sie nicht wahrhaben wollen, sehr interessiert daran im Nahen Osten zu verweilen (die Gründe kennen wir). Aber auf Dauer wird es ihren "natürlichen" Verbündeten auch zu blöd. Wie soll man sich denn auch auf einen stetigen Zick­zack­kurs einstellen?

Was nochmal das genaue Schicksal der Kurden betrifft:

Man wird sich nicht ewig mit solch inkompetenten politischen Führern (kurdischen Führern meine ich) wie jetzt herumschlagen müssen. Es werden auch irgendwann vernünftige Menschen kommen. Und bis dahin wird die kurdische Zivilbevölkerung den Faschisten in Teheran, Ankara, Baghdad und Damaskus das Leben weiterhin schwer machen. Man wird seine nationale Identität nicht aufgeben.

Es mag zwar sein, dass die jetzige Lage der Kurden wieder sehr schlecht aussieht (Autonomie im Nordirak ist mehr als nur geschwächt, Kurden im Iran und in der Türkei werden wie seit langem nicht mehr unterdrückt, von einer Autonomie kann in beiden Staaten keine Rede sein und die Kurden in Syrien müssen wohl damit rechnen das ihre gesamte Autonomieregion in naher Zukunft entweder von Assad bzw. von den pro-türkischen Jihadisten zerschlagen wird), aber im Nahen Osten ergeben sich immer Möglichkeiten. Niemand kann heute abschätzen was morgen in der Türkei und dem Iran geschieht - von Regimechange, Militärputschen, Bürgerkrieg bis hin zur sanften Demokratisierung ist fast alles möglich. Eine viel größerere Wundertüte sind die beiden failed states Syrien und Irak. Und in allen vier Fällen, werden die Kurden immer in den Startlöchern stehen und versuchen sich vom Joch dieser faschistischen Staaten zu befreien.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Kardux hat geschrieben:(06 Jun 2018, 14:00)

Die YPG/PKK hat mitnichten "hin und her priorisiert" - genau das kritisiere ich schon seit sehr langer Zeit. Hätte die PKK/YPG das notwendige Verständnis priorisieren zu können, müssten heute Kurden aus Efrîn ihre Heimat nicht verlassen! In Efrîn würden heute keine Halsabschneider patroullieren und es würden keine Araber aus Ghouta, Homs, usw. den Besitz von Kurden übernehmen.

Die YPG/PKK hat zu Beginn des Konflikts jedoch "priorisiert". Damals (2011-2014) als man sich im Westen noch zurücklehnte und die Priorität darin lag Assad unter ALLEN Umständen zu stürzen, hatten die Kurden als ausgemachtes Zielobjekt von moderaten und weniger moderaten Halsabschneidern nunmal keine andere Wahl als zu "priorisieren". Um ihre Existenz zu sichern waren die Kurden von Anfang an gezwungen sich gegen die Feinde Assads zu richten. Es gab zwar einige Zeit lang viele Kurden innerhalb der FSA, aber das änderte sich abrupt nachdem sich diese Bewegung den Interessen Ankaras und Dohas unterordnen musste.

Als sich die USA dann vor dem Fall Kobanês entschlossen die Kurden zu unterstützen, veränderte sich die Ausgangslage der Kurden. Nun mussten sie zwischen Moskau und Washington lavieren. Sie entschieden sich aber recht früh dazu östlich des Euphrates aber auch in Menbic mit den USA zu kooperieren. Von einer Priorisierung kann gar keine Rede sein! Die Kurden (sowohl in Syrien als auch im Irak) haben IMMER die USA, Russland vorgezogen - eine Feindschaft zu den Russen will man jedoch nicht, verständlich wie ich finde. Die Russen drängten jedoch seit Jahren darauf hin, dass sich die YPG/PKK vom Westen abwenden - mit dem ultimativen Ziel, das Assad die Kontrolle über ganz Syrien erlangt (speziell den Erdölgebieten). Die Kurden haben ihren Kurs nicht verändert und durften dank dieser dummen Politik der PKK die Konsequenzen in Efrîn tragen. Russland ließ, nachdem sie die PKK lange Zeit warnten, die Leine an der Erdogan hing und noch immer hängt los.

Die Reaktion der USA? Efrîn war niemals unser Aufgabenbereich. Ok, das ist noch verständlich gewesen - auch wenn es im Hinblick auf die Entvölkerung Efrîns einen faden Beigeschmack hinterlässt. Aber nun soll die PKK auch Menbic für pro-türkische Jihadisten räumen - ein Gebiet das sehr wohl unter ihrem Aufgabenbereich stand. Morgen heißt es dann, räumt Raqqa. Und übermorgen müssen wohl kurdische Städte geräumt werden.

Dann sollte man doch schon jetzt so konsequent sein und die Russen/Assad herein bitten. Erhalten die Kurden dann Autonomie? Gewiss nicht. Aber wenigstens muss man nicht mit den weitaus schlimmeren Konsequenzen leben, denen die USA ja aus welchen Interessen auch immer zustimmen...

Auch wenn man sich die Politik der USA im Irak betrachtet erkennt man keine wirkliche Linie. Und da spricht nicht nur der verbitterte und enttäuschte Kurde aus mir.

Vielleicht wird man aber in naher Zukunft in Washington einsehen, dass man mit Verbündeten anders umgehen muss...
Die PYD hat es verpasst, sich im Rahmen des Arabischen Frühlings zu reformieren oder zu erneuern und gemeinsam mit der anderen Kurdenvertretung sich der nationalen Erhebung anzuschließen. Das war der eine Fehler. Der andere Fehler war, ein unsicherer Kantonist zu sein.
Das Zaudern der Westmächte war auch ein Fehlprozess und so kam es, wie es kommen musste. Man hätte sich primär um Assad kümmern und den Plan einer Übergangsregierung verfolgen müssen, sodann um terroristische Sekten.
Aber das ist Vergangenheit.

Nun versucht natürlich jede Partei, sich seine Einflußsphäre zu sichern, ein Stück vom Kuchen abzuschneiden und die jeweiligen Partikularinteressen zu verfolgen. Syrien ist ein Failed State, aufgeteilt in diverse Kontrollabschnitte.
Und eines dieser Kontrollabschnitte fußt eben auf der türkisch-russisch-iranischen Absprache.
Nun haben Amerikaner, Araber und Israelis die iranische Krake als Hauptmotor des chaotischen Getriebes erkannt und stellen sich zur Eindämmung auf. Das ist jetzt priorisiert. IS war gestern, IR ist heute.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(07 Jun 2018, 12:09)

Natürlich wird es im Interesse der oben genannten Völker sein, wenn die Kurden wieder marginalisiert werden. Waffen und Land abgeben. Sprache, Identität und Würde aufgeben. Das kennen wir schon.



Weder die Kurden noch sonst eine Nation können erwarten das eine Weltmacht wie die USA zu 100 % verlässlich ist. Kein realistischer Mensch erwartet dies. Die USA haben ihre eigenen Interessen welche sie durchbringen möchten - das ist klar. Aber einen gewissen Realismus darf man auch von den USA erwarten. Die USA sind, auch wenn es Leute wie Sie nicht wahrhaben wollen, sehr interessiert daran im Nahen Osten zu verweilen (die Gründe kennen wir). Aber auf Dauer wird es ihren "natürlichen" Verbündeten auch zu blöd. Wie soll man sich denn auch auf einen stetigen Zick­zack­kurs einstellen?

Was nochmal das genaue Schicksal der Kurden betrifft:

Man wird sich nicht ewig mit solch inkompetenten politischen Führern (kurdischen Führern meine ich) wie jetzt herumschlagen müssen. Es werden auch irgendwann vernünftige Menschen kommen. Und bis dahin wird die kurdische Zivilbevölkerung den Faschisten in Teheran, Ankara, Baghdad und Damaskus das Leben weiterhin schwer machen. Man wird seine nationale Identität nicht aufgeben.

Es mag zwar sein, dass die jetzige Lage der Kurden wieder sehr schlecht aussieht (Autonomie im Nordirak ist mehr als nur geschwächt, Kurden im Iran und in der Türkei werden wie seit langem nicht mehr unterdrückt, von einer Autonomie kann in beiden Staaten keine Rede sein und die Kurden in Syrien müssen wohl damit rechnen das ihre gesamte Autonomieregion in naher Zukunft entweder von Assad bzw. von den pro-türkischen Jihadisten zerschlagen wird), aber im Nahen Osten ergeben sich immer Möglichkeiten. Niemand kann heute abschätzen was morgen in der Türkei und dem Iran geschieht - von Regimechange, Militärputschen, Bürgerkrieg bis hin zur sanften Demokratisierung ist fast alles möglich. Eine viel größerere Wundertüte sind die beiden failed states Syrien und Irak. Und in allen vier Fällen, werden die Kurden immer in den Startlöchern stehen und versuchen sich vom Joch dieser faschistischen Staaten zu befreien.
Die Kurden haben erneut ihre Schuldigkeit für die USA getan. Nicht mehr wichtig. Die beiden grossen Führer Trump und Erdogan sind natürliche Buddies. Mit dem Iran wird man sich nach Trump wieder arrangieren.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Alter Stubentiger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(07 Jun 2018, 12:51)

Die PYD hat es verpasst, sich im Rahmen des Arabischen Frühlings zu reformieren oder zu erneuern und gemeinsam mit der anderen Kurdenvertretung sich der nationalen Erhebung anzuschließen. Das war der eine Fehler. Der andere Fehler war, ein unsicherer Kantonist zu sein.
Das Zaudern der Westmächte war auch ein Fehlprozess und so kam es, wie es kommen musste. Man hätte sich primär um Assad kümmern und den Plan einer Übergangsregierung verfolgen müssen, sodann um terroristische Sekten.
Aber das ist Vergangenheit.

Nun versucht natürlich jede Partei, sich seine Einflußsphäre zu sichern, ein Stück vom Kuchen abzuschneiden und die jeweiligen Partikularinteressen zu verfolgen. Syrien ist ein Failed State, aufgeteilt in diverse Kontrollabschnitte.
Und eines dieser Kontrollabschnitte fußt eben auf der türkisch-russisch-iranischen Absprache.
Nun haben Amerikaner, Araber und Israelis die iranische Krake als Hauptmotor des chaotischen Getriebes erkannt und stellen sich zur Eindämmung auf. Das ist jetzt priorisiert. IS war gestern, IR ist heute.
Erdogan ist nicht weniger präsent als die Iraner oder die Russen.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(07 Jun 2018, 14:34)

Erdogan ist nicht weniger präsent als die Iraner oder die Russen.
Wo ist er denn, im Jemen, im Irak, im Libanon, auf den Golanhöhen ?
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Kardux »

DarkLightbringer hat geschrieben:Die PYD hat es verpasst, sich im Rahmen des Arabischen Frühlings zu reformieren oder zu erneuern
Die PYD ist ein verlängerter Arm der PKK in Syrien. Diese Tatsache sollte man niemals vergessen, wenn man das Thema aufgreift.

Die PKK hatte, wie Sie es richtig angedeutet haben, zu Beginn des Syrien-Konflikts die Möglichkeit, dass sich die PYD von ihr emanzipiert. Man hätte auch einer oberflächlichen Emanzipation/Reformation zustimmen können. Die PKK hat sich, wie erwartet, dagegen entschieden (die drei großen kurdischen Parteien treffen in entscheidenden Momenten eigentlich immer die schlechteste Wahl). Sie wollten auf den Personenkult um Öcalan und ihrem Symbolkult nicht verzichten - auf Kosten der längerfristigen nationalen Interessen.
DarkLightbringer hat geschrieben:gemeinsam mit der anderen Kurdenvertretung sich der nationalen Erhebung anzuschließen
Das die PYD schlechte Beziehungen zur ENKS pflegt ist bestimmt oberflächlich gesehen ein schwerer Fehler, aber Erstere knüpften gleich zu Beginn auch zu enge Kontakte zur Türkei - und dieser Schritt kollidierte nunmal mit Autonomiebestrebungen und selbst mit der Forderung nach einem verbesserten Minderheitenstatus. Nur der PYD die Schuld zuzuweisen wäre zu einfach. Und trotzdem ist das Ergebnis (ein Bruch zwischen den beiden westkurdischen Vertretern) ein großes Problem. Es war auch nicht die Aufgabe der Kurden sich einer "nationalen Erhebung" anzuschließen, die sich neben der Absetzung Assads (die ja legitim war und ist) vordergründig die Marginalisierung der konfessionellen und ethnischen Midnerheiten zum Ziel setzte. Und das habe ich ja wohl noch harmlos ausgedrückt. Man könnte auch davon sprechen, dass ein Sieg der syrischen Opposition eine massive Unterdrückung (Vertreibungen, Massaker?) der Minderheiten nach sich gezogen hätte. Erklären Sie mir einmal bitte, weshalb die Kurden, als größte ethnische Minderheit (bei den Yeziden kam auch noch das Religiöse hinzu) sich einer von Doha und Ankara geleiteten Mördergruppe hätten anschliessen sollen?
DarkLightbringer hat geschrieben: Der andere Fehler war, ein unsicherer Kantonist zu sein.
Ja, man war ein unsicherer Kantonist weil man nicht abgeschlachtet werden wollte. Schöne Logik...

Bis heute sind Sie nicht imstande, sich in die Lage der Kurden oder anderer Minderheiten in Syrien zu versetzen.
DarkLightbringer hat geschrieben:Das Zaudern der Westmächte war auch ein Fehlprozess und so kam es, wie es kommen musste. Man hätte sich primär um Assad kümmern und den Plan einer Übergangsregierung verfolgen müssen, sodann um terroristische Sekten.
Aber das ist Vergangenheit.
Interessant.

1. Wer den IS als eine Sekte bezeichnet, auch wenn das adjektiv terroristisch davorsteht, der verharmlost diese Mörderbande aus meiner Sicht. Hinzu kommt, das der Begriff Sekte eine Art Akzeptanz ausdrückt. Gewiss handelt der IS nicht von Grund auf gegen die Werte des Islams, aber dennoch wehrt sich die absolute Mehrheit der Muslime dagegen, den IS als Teil des Islams zu akzeptieren. Sie anscheinend nicht (unabhängig davon, ob Sie Muslim sind oder nicht).

2. Entgegen Ihrer Behauptung hat der Westen lange Zeit sehr wohl nur die Entmachtung Assads als oberste Priorität hingestellt. Lange Zeit wurden Jihadisten als moderate Rebellen bezeichnet, oftmals gingen Gruppen wie die Nusra-Front unter der Sammelbezeichnung Oppositionsgruppen unter.

3. Laut Ihrer Sicht war es also ein Fehler das die Westmächte erst im Jahr 2014 gegen das systematische Morden des IS eingeschritten sind. Viel kann man dem eigentlich nicht hinzufügen.

Entgegen Ihrer Meinung mangelte es dem Westen nicht wirklich am Willen Assad zu stürzen. Viel eher war man in Washington und in Europa vom Nachdruck Moskaus überrascht. Die Russen waren nicht bereit ihre Marionette fallen zu lassen und waren bereit dafür den Preis zu zahlen. Der Westen hatte der Macht am Boden (Russen und Iraner) nicht viel entgegenzusetzen. Von Beginn an hätten sunnitische Araber, Türken, aber auch Kurden an einem Strang ziehen müssen - dann wäre es möglich gewesen Assad zu stürzen. Aber solch eine lokale Front konnte zu keiner Zeit aufgebaut werden. Wieso nicht? Weil die Türkei ganz eigene, um nicht zu sagen realitätsfremde Interessen verfolgt.
DarkLightbringer hat geschrieben:Nun haben Amerikaner, Araber und Israelis die iranische Krake als Hauptmotor des chaotischen Getriebes erkannt und stellen sich zur Eindämmung auf. Das ist jetzt priorisiert. IS war gestern, IR ist heute.
Und genau das stimmt nicht. Die USA knüpfen derzeit wieder mehr Kontakte zur Türkei - einem Land, das unberechenbarer kaum sein könnte. Ist die Türkei am Sturz Assads interessiert? Ich denke nicht. Wie ist ihr Verhältnis zu Russland? Wie zum Iran? Wie stellt sich die USA eine Eindämmung des Irans vor? Mit welchen Akteuren? Derzeit setzen sie ja u.a. auf Schiiten im Irak. Klingt für mich nicht nach Eindämmung.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Alter Stubentiger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(07 Jun 2018, 14:38)

Wo ist er denn, im Jemen, im Irak, im Libanon, auf den Golanhöhen ?
In Syrien. Darüber hast du doch gerade geschrieben. Erdogan führt dort einen "Präventivkrieg" gegen die Kurden. Auch mit Hilfe islamistischer Hilfstruppen. Interessant nicht? Vor allem wenn man weiß dass der Nachschub des IS ziemlich lange über die Türkei lief. So jedenfalls meldete es die Cum Hürriyet. Woraufhin Journalisten dieser Zeitung von Erdogan persönlich angezeigt wurden. Wegen "Terrorunterstützung".....

Muß man mehr sagen? In Sachen Terrorfinanzierung kann die Regierung Erdogan durchaus mit dem Iran und Saudi-Arabien mithalten.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Kardux »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(07 Jun 2018, 16:13)

In Syrien. Darüber hast du doch gerade geschrieben. Erdogan führt dort einen "Präventivkrieg" gegen die Kurden. Auch mit Hilfe islamistischer Hilfstruppen. Interessant nicht? Vor allem wenn man weiß dass der Nachschub des IS ziemlich lange über die Türkei lief. So jedenfalls meldete es die Cum Hürriyet. Woraufhin Journalisten dieser Zeitung von Erdogan persönlich angezeigt wurden. Wegen "Terrorunterstützung".....

Muß man mehr sagen? In Sachen Terrorfinanzierung kann die Regierung Erdogan durchaus mit dem Iran und Saudi-Arabien mithalten.
An diesem Präventivkrieg gegen die Kurden sind übrigens ehemalige IS-Jihadisten beteiligt. Die Beziehung zwischen der Türkei und dem IS und anderen jihadistischen Gruppen geht weit über logistische Unterstützung hinaus.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von King Kong 2006 »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(07 Jun 2018, 16:13)

In Syrien. Darüber hast du doch gerade geschrieben. Erdogan führt dort einen "Präventivkrieg" gegen die Kurden. Auch mit Hilfe islamistischer Hilfstruppen. Interessant nicht? Vor allem wenn man weiß dass der Nachschub des IS ziemlich lange über die Türkei lief. So jedenfalls meldete es die Cum Hürriyet. Woraufhin Journalisten dieser Zeitung von Erdogan persönlich angezeigt wurden. Wegen "Terrorunterstützung".....

Muß man mehr sagen? In Sachen Terrorfinanzierung kann die Regierung Erdogan durchaus mit dem Iran und Saudi-Arabien mithalten.
Die Türkei ist jedoch in der NATO, den 100 Prozent Guten und Vernünftigen, deshalb verbietet es die politische Agenda dies zu thematisieren. ;)
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Kardux hat geschrieben:(07 Jun 2018, 15:04)

Die PYD ist ein verlängerter Arm der PKK in Syrien. Diese Tatsache sollte man niemals vergessen, wenn man das Thema aufgreift.
Die PKK hatte, wie Sie es richtig angedeutet haben, zu Beginn des Syrien-Konflikts die Möglichkeit, dass sich die PYD von ihr emanzipiert. Man hätte auch einer oberflächlichen Emanzipation/Reformation zustimmen können. Die PKK hat sich, wie erwartet, dagegen entschieden (die drei großen kurdischen Parteien treffen in entscheidenden Momenten eigentlich immer die schlechteste Wahl). Sie wollten auf den Personenkult um Öcalan und ihrem Symbolkult nicht verzichten - auf Kosten der längerfristigen nationalen Interessen.
Das ist praktisch der Vorhalt des Terrorismus.
Das die PYD schlechte Beziehungen zur ENKS pflegt ist bestimmt oberflächlich gesehen ein schwerer Fehler, aber Erstere knüpften gleich zu Beginn auch zu enge Kontakte zur Türkei - und dieser Schritt kollidierte nunmal mit Autonomiebestrebungen und selbst mit der Forderung nach einem verbesserten Minderheitenstatus. Nur der PYD die Schuld zuzuweisen wäre zu einfach. Und trotzdem ist das Ergebnis (ein Bruch zwischen den beiden westkurdischen Vertretern) ein großes Problem. Es war auch nicht die Aufgabe der Kurden sich einer "nationalen Erhebung" anzuschließen, die sich neben der Absetzung Assads (die ja legitim war und ist) vordergründig die Marginalisierung der konfessionellen und ethnischen Midnerheiten zum Ziel setzte. Und das habe ich ja wohl noch harmlos ausgedrückt. Man könnte auch davon sprechen, dass ein Sieg der syrischen Opposition eine massive Unterdrückung (Vertreibungen, Massaker?) der Minderheiten nach sich gezogen hätte. Erklären Sie mir einmal bitte, weshalb die Kurden, als größte ethnische Minderheit (bei den Yeziden kam auch noch das Religiöse hinzu) sich einer von Doha und Ankara geleiteten Mördergruppe hätten anschliessen sollen?
Die Nationalkoalition hatte sich auf das Ziel einer demokratischen Transformation festgelegt, aber eben unter Wahrung der Einheit des Landes. Das entspricht auch ganz dem, was man gemeinhin unter dem Begriff der "Arabischen Revolution" erwartete. Die PKK-nahe Kurdenvertretung hatte da wohl andere Vorstellungen, eine eigene Agenda.
Ja, man war ein unsicherer Kantonist weil man nicht abgeschlachtet werden wollte. Schöne Logik...
Der Kanton fällt jetzt eben etwas kleiner aus wie gewünscht.
Bis heute sind Sie nicht imstande, sich in die Lage der Kurden oder anderer Minderheiten in Syrien zu versetzen.
Auch "Mehrheiten" werden abgeschlachtet. Für das Assad-Regime war es natürlich günstig, wenn sich Partikularinteressen gegeneinander ausspielen lassen.
Interessant.
1. Wer den IS als eine Sekte bezeichnet, auch wenn das adjektiv terroristisch davorsteht, der verharmlost diese Mörderbande aus meiner Sicht. Hinzu kommt, das der Begriff Sekte eine Art Akzeptanz ausdrückt. Gewiss handelt der IS nicht von Grund auf gegen die Werte des Islams, aber dennoch wehrt sich die absolute Mehrheit der Muslime dagegen, den IS als Teil des Islams zu akzeptieren. Sie anscheinend nicht (unabhängig davon, ob Sie Muslim sind oder nicht).
2. Entgegen Ihrer Behauptung hat der Westen lange Zeit sehr wohl nur die Entmachtung Assads als oberste Priorität hingestellt. Lange Zeit wurden Jihadisten als moderate Rebellen bezeichnet, oftmals gingen Gruppen wie die Nusra-Front unter der Sammelbezeichnung Oppositionsgruppen unter.
3. Laut Ihrer Sicht war es also ein Fehler das die Westmächte erst im Jahr 2014 gegen das systematische Morden des IS eingeschritten sind. Viel kann man dem eigentlich nicht hinzufügen.
Wie schon angedeutet, der IS ist weitgehendst besiegt, jetzt hat man das IR-Problem immer noch und ist gefährlicher denn je. Nicht nur in Syrien.
Entgegen Ihrer Meinung mangelte es dem Westen nicht wirklich am Willen Assad zu stürzen. Viel eher war man in Washington und in Europa vom Nachdruck Moskaus überrascht. Die Russen waren nicht bereit ihre Marionette fallen zu lassen und waren bereit dafür den Preis zu zahlen. Der Westen hatte der Macht am Boden (Russen und Iraner) nicht viel entgegenzusetzen. Von Beginn an hätten sunnitische Araber, Türken, aber auch Kurden an einem Strang ziehen müssen - dann wäre es möglich gewesen Assad zu stürzen. Aber solch eine lokale Front konnte zu keiner Zeit aufgebaut werden. Wieso nicht? Weil die Türkei ganz eigene, um nicht zu sagen realitätsfremde Interessen verfolgt.
Das Zaudern war ein Fehlprozess. Jetzt geht es darum, die IR einzudämmen - was ja auch wiederum die Möglichkeit eines Masterplans eröffnet, unter Einbeziehung Israels und der arabischen Staaten, westlich begleitet. Türkei und PYD werden andere Interessen haben, wie gewohnt.
Und genau das stimmt nicht. Die USA knüpfen derzeit wieder mehr Kontakte zur Türkei - einem Land, das unberechenbarer kaum sein könnte. Ist die Türkei am Sturz Assads interessiert? Ich denke nicht. Wie ist ihr Verhältnis zu Russland? Wie zum Iran? Wie stellt sich die USA eine Eindämmung des Irans vor? Mit welchen Akteuren? Derzeit setzen sie ja u.a. auf Schiiten im Irak. Klingt für mich nicht nach Eindämmung.
Assad hängt am Tropf und die Russen haben eigentlich auch keine unbegrenzten Möglichkeiten ohne die iranische Gewährsmacht.
Die Eindämmung wird durch Sanktionen erreicht und man wird sich mühen, möglichst viele Verbündete und Partner zu gewinnen.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(07 Jun 2018, 16:13)

In Syrien. Darüber hast du doch gerade geschrieben. Erdogan führt dort einen "Präventivkrieg" gegen die Kurden. Auch mit Hilfe islamistischer Hilfstruppen. Interessant nicht? Vor allem wenn man weiß dass der Nachschub des IS ziemlich lange über die Türkei lief. So jedenfalls meldete es die Cum Hürriyet. Woraufhin Journalisten dieser Zeitung von Erdogan persönlich angezeigt wurden. Wegen "Terrorunterstützung".....

Muß man mehr sagen? In Sachen Terrorfinanzierung kann die Regierung Erdogan durchaus mit dem Iran und Saudi-Arabien mithalten.
Wärst du denn in dem Fall für eine Aufkündigung des NATO-Deals mit der Türkei?

Der IS ist weitgehendst besiegt, die IR noch nicht. Man wird also Verbündete und Partner brauchen, die das Ziel der Terrorismusbekämpfung und der Nichtverbreitung von ABC-Waffen teilen. Viele arabische Staaten entwickeln sich, weil sie sich über die aggressiven Absichten des Irans Sorgen machen. So gibt es Veränderungen in der Region, die in eine vielversprechende Zukunft weisen könnten.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von Kardux »

DarkLightbringer hat geschrieben:Die Nationalkoalition hatte sich auf das Ziel einer demokratischen Transformation festgelegt, aber eben unter Wahrung der Einheit des Landes. Das entspricht auch ganz dem, was man gemeinhin unter dem Begriff der "Arabischen Revolution" erwartete. Die PKK-nahe Kurdenvertretung hatte da wohl andere Vorstellungen, eine eigene Agenda.
1. Die Nationalkoalition hat niemals eine demokratische Transformation vorgestellt. Es sollte lediglich ein Machtwechsel erfolgen. Die Sunniten sollten Damaskus übernehmen - nicht mehr, nicht weniger.
2. Weder die PYD noch sonst eine kurdische Partei in Syrien haben sich gegen die Einheit des Landes ausgesprochen. Das ist eine unwahre Behauptung Ihrerseits, die Sie zwar oft wiederholen, aber nie belegen konnten. Den Kurden in Syrien (allen voran der PYD) ging es stets um eine Föderalisierung Syriens. Sie wollten Autonomie und eine Dezentralisierung Syriens. Dies hat die "Nationalkoalition" stets abgewiesen. Das zeigt ja auch in welche Richtung diese "demokratische Transformation" gehen soll.
3. Die PYD warf der Nationalkoalition stets vor zu sehr den Interessen ausländischer Mächte zu folgen. Dementsprechend agierten die "moderaten Rebellen" dann auch.
4. Die Türkei war niemals daran interessiert, die Kurden in Syrien mit ins Boot zu holen. Dies hätte nur geschehen können, wenn sich Kurden untergeordnet hätten und keine Veränderungen ihres Minderheitenstatutes gefordert hätten. Dies war nicht der Fall. Von daher braucht man im Nachhinein auch nicht erwarten, dass sich die PYD an solch einer "demokratischen Transformation" beteiligen.
DarkLightbringer hat geschrieben:Der Kanton fällt jetzt eben etwas kleiner aus wie gewünscht.
Ja, dann kommt das Gebiet eben in die Hände von pro-türkischen Jihadisten - die werden schon für die "demokratische Transformation" sorgen. Nicht wahr?
DarkLightbringer hat geschrieben:Auch "Mehrheiten" werden abgeschlachtet. Für das Assad-Regime war es natürlich günstig, wenn sich Partikularinteressen gegeneinander ausspielen lassen.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Die Kurden sind nicht für das Abschlachten der "Mehrheit", also der Sunniten, verantwortlich. Und trotzdem wollen Sie sich nicht in die Lage der Kurden versetzen.

Und die anderen Minderheiten (Christen, Alawiten, Zwölfer-Schiiten) wissen eben was ihnen blüht wenn die "demokratische Transformation" erst einmal vollzogen wird. Bis dahin ist es ein Kampf ums Überleben. Genau das möchten Sie nicht verstehen. Ihre Wunschvorstellung ist ein einheitlicher und zentralisierter Staat unter der Führung der Mehrheit - der Sunniten. Diese Art von "Demokratie" funktioniert jedoch nicht. Wieso? Sie hatten die Antwort ja bereits in einem vorigen Beitrag selbst parat:
DarkLightbringer hat geschrieben:Syrien ist ein Failed State, aufgeteilt in diverse Kontrollabschnitte.
Dieser failed state wurde künstlich gegründet - die ethnische und religiöse Zusammensetzung war vollkommen egal. Egal ob eine Minderheit oder eine Mehrheit an der Macht ist, die Gegenseite wird immer benachteiligt. Die einzige Lösung für Syrien und den gesamten Nahen Osten ist eine Neuordnung. Auch dann wird es nicht sofort eine demokratische Transformation geben, weil Nepotismus und Korruption wieder eine andere Geschichte sind. Aber die Region hätte wenigstens ein Problem weniger - institutionelle Benachteiligung wegen der Volkszugehörigkeit.
DarkLightbringer hat geschrieben:Wie schon angedeutet, der IS ist weitgehendst besiegt, jetzt hat man das IR-Problem immer noch und ist gefährlicher denn je. Nicht nur in Syrien.
Haben Sie denn noch einen Überblick was Sie hier so schreiben? Anscheinend nicht.

Sie schrieben im vorigen Beitrag:
DarkLightbringer hat geschrieben:Das Zaudern der Westmächte war auch ein Fehlprozess und so kam es, wie es kommen musste. Man hätte sich primär um Assad kümmern und den Plan einer Übergangsregierung verfolgen müssen, sodann um terroristische Sekten.
Aber das ist Vergangenheit.
Für Sie war der IS schon von Anfang an zweitrangig (wenn überhaupt von Belangen). Sie werfen den Westmächten hier klar und deutlich vor, sich zu sehr auf den IS konzentriert zu haben - zu einer Zeit wo der IS eben NICHT "weitgehendst besiegt" war, ganz im Gegenteil. Der IS war auf dem Vormarsch. Zeitweise sogar knapp vor Damaskus. Wollen Sie mir erzählen das Sie dem IS damals nicht die Daumen gedrückt hätten? Das kaufe ich Ihnen nunmal nicht ab. Ihre Beiträge widersprechen dem.

Laut Ihrer Sicht war Assad und der Iran von Anfang an gefährlicher. Was der IS tat, war uninteressant.
DarkLightbringer hat geschrieben:Das Zaudern war ein Fehlprozess. Jetzt geht es darum, die IR einzudämmen - was ja auch wiederum die Möglichkeit eines Masterplans eröffnet, unter Einbeziehung Israels und der arabischen Staaten, westlich begleitet. Türkei und PYD werden andere Interessen haben, wie gewohnt.


Es wurde nicht gezaudert. Der Westen hat seine Bevölkerung lange genug die Legende von den "moderaten Rebellen" vorgegaukelt. Blöd nur das die vielen Videos über den sozialen Medien ein anderes Bild wiedergaben. Irgendwann war es überall angekommen, dass Assad zwar ein Diktator ist, aber die "moderaten Rebellen" um keinen Deut besser sind und darüberhinaus auch noch die Sharia einführen wollen. Das kommt halt im Westen nicht gut an.
DarkLightbringer hat geschrieben:Assad hängt am Tropf und die Russen haben eigentlich auch keine unbegrenzten Möglichkeiten ohne die iranische Gewährsmacht.
Die Eindämmung wird durch Sanktionen erreicht und man wird sich mühen, möglichst viele Verbündete und Partner zu gewinnen.
Putin geht als der große Sieger aus diesem Konflikt heraus - wer das anders sieht hat keinen Bezug zur Realität. Seine Marionette sitzt fester im Sattel denn je und die Türkei, also der Pate derer die Assad stürzen wollen, ist mittlerweile auch hörig geworden.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Kardux hat geschrieben:(08 Jun 2018, 14:15)

1. Die Nationalkoalition hat niemals eine demokratische Transformation vorgestellt. Es sollte lediglich ein Machtwechsel erfolgen. Die Sunniten sollten Damaskus übernehmen - nicht mehr, nicht weniger.
2. Weder die PYD noch sonst eine kurdische Partei in Syrien haben sich gegen die Einheit des Landes ausgesprochen. Das ist eine unwahre Behauptung Ihrerseits, die Sie zwar oft wiederholen, aber nie belegen konnten. Den Kurden in Syrien (allen voran der PYD) ging es stets um eine Föderalisierung Syriens. Sie wollten Autonomie und eine Dezentralisierung Syriens. Dies hat die "Nationalkoalition" stets abgewiesen. Das zeigt ja auch in welche Richtung diese "demokratische Transformation" gehen soll.
3. Die PYD warf der Nationalkoalition stets vor zu sehr den Interessen ausländischer Mächte zu folgen. Dementsprechend agierten die "moderaten Rebellen" dann auch.
4. Die Türkei war niemals daran interessiert, die Kurden in Syrien mit ins Boot zu holen. Dies hätte nur geschehen können, wenn sich Kurden untergeordnet hätten und keine Veränderungen ihres Minderheitenstatutes gefordert hätten. Dies war nicht der Fall. Von daher braucht man im Nachhinein auch nicht erwarten, dass sich die PYD an solch einer "demokratischen Transformation" beteiligen.

Die erklärten Ziele der Syrischen Nationalen Koalition sind hier im Themenfaden schon öfters benannt und erörtert worden, aber sie seien nochmals erwähnt:

1. Erhaltung der syrischen nationalen Souveränität und Unabhängigkeit der syrischen nationalen Entscheidung.
2. Erhaltung der territorialen Integrität Syriens.
3. Die Einheit des syrischen Volkes zu bewahren.
4. Demontage des Assad-Apparates und Aufarbeitung der Verbrechen gegen das syrische Volk.
5. Aufbau eines demokratischen und pluralistischen Syriens.

http://en.etilaf.org/about-us/principles.html

Worüber sich die kurdischen Vertretungen nicht einigen konnten, hatte wohl mit der Frage der Einheit des Landes zu tun.
Und ob sich PKK-nahe "Arme" mit einem demokratischen und pluralistischen System anfreunden könnten, wäre ja nochmal eine ganz andere Frage.
Ja, dann kommt das Gebiet eben in die Hände von pro-türkischen Jihadisten - die werden schon für die "demokratische Transformation" sorgen. Nicht wahr?
Die verschiedenen Akteure - Russen, Iraner, Türken, Israelis - wollen Verschiedenes. Da denkt jeder mindestens "kantonal", wie die PYD auch.

Ich sag ja, man hätte zur rechten Zeit über den Tellerrand blicken müssen, dann hätte man heute eine völlig andere Situation.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Die Kurden sind nicht für das Abschlachten der "Mehrheit", also der Sunniten, verantwortlich. Und trotzdem wollen Sie sich nicht in die Lage der Kurden versetzen.
Ich muss nicht Kurde oder Sunnite sein, um das zu sehen, was aus westlicher Sicht wünschenswert wäre:
1. Bekämpfung des Terrorismus jedweder Form
2. Eindämmung des Irans
3. Nichtverbreitung von ABC-Waffen
4. Humanitär akzeptable Bedingungen
5. Ein politischer Prozess zur Teilhabe der jeweiligen Bevölkerung.
Und die anderen Minderheiten (Christen, Alawiten, Zwölfer-Schiiten) wissen eben was ihnen blüht wenn die "demokratische Transformation" erst einmal vollzogen wird. Bis dahin ist es ein Kampf ums Überleben. Genau das möchten Sie nicht verstehen. Ihre Wunschvorstellung ist ein einheitlicher und zentralisierter Staat unter der Führung der Mehrheit - der Sunniten. Diese Art von "Demokratie" funktioniert jedoch nicht. Wieso? Sie hatten die Antwort ja bereits in einem vorigen Beitrag selbst parat:
Ihr Kalkül schätze ich so ein, dass aus einem Failed State das Optimale für einen bestimmten Kanton heraus zu ziehen wäre, wobei das Optimum nicht Demokratie ist, sondern Landgewinn und Unabhängigkeit.
Ein solches - ich nenne es mal "kantonales" - Kalkül ist sehr begrenzt.
Dieser failed state wurde künstlich gegründet - die ethnische und religiöse Zusammensetzung war vollkommen egal. Egal ob eine Minderheit oder eine Mehrheit an der Macht ist, die Gegenseite wird immer benachteiligt. Die einzige Lösung für Syrien und den gesamten Nahen Osten ist eine Neuordnung. Auch dann wird es nicht sofort eine demokratische Transformation geben, weil Nepotismus und Korruption wieder eine andere Geschichte sind. Aber die Region hätte wenigstens ein Problem weniger - institutionelle Benachteiligung wegen der Volkszugehörigkeit.
Eine "Neuordnung" ist ja im Fluße, wenn auch nicht immer im günstigen Sinne.
Haben Sie denn noch einen Überblick was Sie hier so schreiben? Anscheinend nicht.
Sie schrieben im vorigen Beitrag:
Für Sie war der IS schon von Anfang an zweitrangig (wenn überhaupt von Belangen). Sie werfen den Westmächten hier klar und deutlich vor, sich zu sehr auf den IS konzentriert zu haben - zu einer Zeit wo der IS eben NICHT "weitgehendst besiegt" war, ganz im Gegenteil. Der IS war auf dem Vormarsch. Zeitweise sogar knapp vor Damaskus. Wollen Sie mir erzählen das Sie dem IS damals nicht die Daumen gedrückt hätten? Das kaufe ich Ihnen nunmal nicht ab. Ihre Beiträge widersprechen dem.
Laut Ihrer Sicht war Assad und der Iran von Anfang an gefährlicher. Was der IS tat, war uninteressant.
Wenn man sich frühzeitig um Assad gekümmert hätte, gäbe es verschiedene Probleme nicht. Um den IS hätte man sich ohnehin kümmern müssen. Das gefährlichste aber ist die iranische Variante des "IS". Der Iran hat einfach ganz andere Möglichkeiten, den kompletten Nahen Osten zu destabilisieren oder z. B. Atomwaffen zu produzieren.
Für "Kantonisten" mag das unwichtig sein, für den regionalen Frieden und den Weltfrieden ist das aber von enormer Bedeutung.
Es wurde nicht gezaudert. Der Westen hat seine Bevölkerung lange genug die Legende von den "moderaten Rebellen" vorgegaukelt. Blöd nur das die vielen Videos über den sozialen Medien ein anderes Bild wiedergaben. Irgendwann war es überall angekommen, dass Assad zwar ein Diktator ist, aber die "moderaten Rebellen" um keinen Deut besser sind und darüberhinaus auch noch die Sharia einführen wollen. Das kommt halt im Westen nicht gut an.
Bislang hat sich auch das Blutregime als nicht moderat erwiesen.
Nichts dagegen, wenn moderate Kräfte da sind, noch besser Verbündete im Sinne der o. g. Ziele, aber IR und IS sind sicher nicht moderat, sowie weitere, ähnlich gelagerte Milizen. Das muss man so zur Kenntnis nehmen.

Der Westen wollte eigentlich eine gemäßigte Übergangsregierung, möglichst auf dem Verhandlungswege, und eine Transformation zur Stabilität. Das wäre dann moderat, gemäßigt, zukunftsorientiert.
Putin geht als der große Sieger aus diesem Konflikt heraus - wer das anders sieht hat keinen Bezug zur Realität. Seine Marionette sitzt fester im Sattel denn je und die Türkei, also der Pate derer die Assad stürzen wollen, ist mittlerweile auch hörig geworden.
Die Russen wollen Einfluß haben, die Türken ihren "Kanton" im grenznahen Bereich usw.
Und die Iraner wollen am liebsten den ganzen Nahen Osten.
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

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DarkLightbringer hat geschrieben:(08 Jun 2018, 09:55)

Wärst du denn in dem Fall für eine Aufkündigung des NATO-Deals mit der Türkei?

Der IS ist weitgehendst besiegt, die IR noch nicht. Man wird also Verbündete und Partner brauchen, die das Ziel der Terrorismusbekämpfung und der Nichtverbreitung von ABC-Waffen teilen. Viele arabische Staaten entwickeln sich, weil sie sich über die aggressiven Absichten des Irans Sorgen machen. So gibt es Veränderungen in der Region, die in eine vielversprechende Zukunft weisen könnten.
Welche vielversprechenden Veränderungen gibt es denn? Ich sehe keine. Und falls du die Saudis meinst dann kann ich dir sagen dass der Kronprinz gerade einen Deal mit der jungen Generation macht. Die hat aber für die neuen wirtschaflichen und gesellschaftlichen Freiheiten einen Preis zu bezahlen: Unbedingte Gefolgschaft und keine Kritik am Königshaus. Und ob die Geistlichkeit da auf Dauer mitspielt ist noch offen. Saudi-Arabien ist sehr instabil. Es ist durchaus möglich dass die Konservativen den Prinzen stürzen.
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DarkLightbringer
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Re: Wie weiter mit Syrien ?

Beitrag von DarkLightbringer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(08 Jun 2018, 15:12)

Welche vielversprechenden Veränderungen gibt es denn? Ich sehe keine. Und falls du die Saudis meinst dann kann ich dir sagen dass der Kronprinz gerade einen Deal mit der jungen Generation macht. Die hat aber für die neuen wirtschaflichen und gesellschaftlichen Freiheiten einen Preis zu bezahlen: Unbedingte Gefolgschaft und keine Kritik am Königshaus. Und ob die Geistlichkeit da auf Dauer mitspielt ist noch offen. Saudi-Arabien ist sehr instabil. Es ist durchaus möglich dass die Konservativen den Prinzen stürzen.
Nicht nur die Saudis, viele erkennen, dass der Terrorismus ein Problem ist und sie sehen die iranische Aggression. Daneben steigt auch das Bewußtsein dafür, dass die Bevölkerungen besser versorgt sein sollten, die Korruption nicht gut ist und ähnliches.
Da ist etwas in Gange, was eine große Chance zum Frieden offeriert.

Vergleichen wir es mit tradierten Ansichten: Wenn der palästinensisch-israelische Konflikt gelöst wird, ist alles gut. Oder wenn Israel von der Landkarte verschwindet und stattdessen eine riesige Moschee gebaut wird, dann ist alles gut. Oder wenn ein arabischer Führer alle Gläubigen vereint, wird alles gut.
Nebenbei bemerkt mag es auch im Westen unter den folkloristisch angehauchten Radikalen ähnlich tradierte Ansichten geben, etwa: Tod Amerika, dann wird alles gut. ;)

Der saudische Reformprinz hat vor allem die Jugend auf seiner Seite. Der Klerus ist sicherlich nicht begeistert, aber offene Kritik am Königshaus ist bislang nicht üblich - außerdem gab es gleich zu Anfang schon einige Festnahmen. Ein förmlicher Aufstand der Kleriker ist daher eher nicht zu erwarten.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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