Quo Vadis Ägypten?

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Enigma
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Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Enigma »

Wöchentlich häufen sich immer mehr die Meldungen über gewalttätige Auseinandersetzungen in Ägypten. Ebenfalls lässt sich durch die Bewegung im Israel-Palästina-Konflikt feststellen, dass die Ägyptische Übergangsregierung eher dem Islamismus nahe steht. Wo also geht Ägypten hin? Wie wird sich das Land entwickeln ?
[url=http://www.youtube.com/watch?v=LTQqFGLDdJ0]Do you think that money is the root of all evil?[/url]
[url=http://studentsforliberty.org/wp-conten ... sm-PDF.pdf]The Morality of Capitalism[/url]
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Doppelagent »

Enigma » So 15. Mai 2011, 12:03 hat geschrieben:Wöchentlich häufen sich immer mehr die Meldungen über gewalttätige Auseinandersetzungen in Ägypten. Ebenfalls lässt sich durch die Bewegung im Israel-Palästina-Konflikt feststellen, dass die Ägyptische Übergangsregierung eher dem Islamismus nahe steht. Wo also geht Ägypten hin? Wie wird sich das Land entwickeln ?
nun, das sich das land erst einmal selbst finden muss, das ist klar. und dass extremisten versuchen, in dieses vakuum zu stossen um unruhe zu schaffen ebenfalls.
was die ausschreitungen am wochenende gegen die israelische botschaft in kairo betrifft, so hat die staatsgewalt mehr als deutlich gemacht, dass der aufgestachelte mob keine chance hat.
WildKATz

Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von WildKATz »

Mubarak will Ägypter um Gnade bitten.
Ach Gottchen.
http://www.fr-online.de/politik/spezial ... index.html

Wo bleibt eigentlich Navy Seals? Lassen die USA ihren alten Freund Hossni Mobarak im Stich?
WildKATz

Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von WildKATz »

Mobarak wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 23,48 Millionen Euro verurteilt.
Der Arme Kerl, der sein ganzes Leben lang geschuftet hat, muss nun 0,000001% seiner
Ersparnisse für eine sinnlose Geldstrafe ausgeben. :mad: :mad: :mad: :mad:
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Platon
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Platon »

das ist doch nur die Strafe für das Abschalten des Internets während der Revolution


Grundsätzlich finde ich, geht man mit Mubarak noch recht zivilisiert sind. Da sind anderen Diktatoren schon ganz andere Sachen passiert. Diese Praxis den Akteuren des vorherigen Regimes vor Gericht zu stellen und abzuurteilen ist sicherlich ein sehr guter Weg. Nicht zuletzt weil die Armee, die Sicherheitskräfte und die Mubarak-Partei weiterhin eine wichtige Rolle im Land spielen werden, spielen müssen.
Zuletzt geändert von Platon am Sa 28. Mai 2011, 22:55, insgesamt 1-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
WildKATz

Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von WildKATz »

Platon » Sa 28. Mai 2011, 22:53 hat geschrieben:das ist doch nur die Strafe für das Abschalten des Internets während der Revolution


Grundsätzlich finde ich, geht man mit Mubarak noch recht zivilisiert sind. Da sind anderen Diktatoren schon ganz andere Sachen passiert. Diese Praxis den Akteuren des vorherigen Regimes vor Gericht zu stellen und abzuurteilen ist sicherlich ein sehr guter Weg. Nicht zuletzt weil die Armee, die Sicherheitskräfte und die Mubarak-Partei weiterhin eine wichtige Rolle im Land spielen werden, spielen müssen.
Mobarak war ein Lakai der USA und ein guter Freund der lupenreinen Demokraten Merkel und Sarkozy.
Auch die Militärdikdatur besteht aus den Generälen Mobaraks. Ein Wechsel hat in Kairo also noch gar nicht stattgefunden,
schon gar nicht zum Besseren. Erst im September werden die Wahlen zeigen, wohin die Reise Ägyptens gehen soll. Wenn ich beim Wettbürö eine Wette abgeben würde, würde ich eher auf den Sieg der Muslimbrüderschaften wetten. Demokratie löst bei islamischen Arabern keine besondere Euphorie aus. 300 Millionen Araber kennen Demokratie höchstens vom Hörensagen.
Zuletzt geändert von WildKATz am So 29. Mai 2011, 13:56, insgesamt 4-mal geändert.
Wasteland
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

Bauchtänzerin entblößt islamistische Doppelmoral

Sie tanzt den Islamisten auf der Nase herum: Die ägyptische Bauchtänzerin Sama al-Masri spottet in ihren Musikvideos über die Muslimbruderschaft. Dafür droht ihr ein Gerichtsverfahren. Aus Kairo informiert Markus Symank.


http://de.qantara.de/Bauchtaenzerin-ent ... index.html

Gut so. Je mehr Dissenz, umso besser.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

Mal etwas neues aus Ägypten.

Kairoer Grossscheich geisselt TV-Hassprediger

London/Dubai, 15.5.13 (Kipa) Der Grossscheich der Kairoer al-Azhar-Universität, Ahmed Al-Tayyeb, beklagt den Einfluss islamistischer Fernsehsender. Viele Kanäle heizten mit ihren Botschaften religiösen Hass an, sagte der Geistliche zur Eröffnung des "Arab Media Forum" am Dienstag in Dubai. Seine grösste Sorge seien die teils "lächerlichen und absurden Urteile", die islamische Hardliner unter dem Mantel der Religion als Fatwas verbreiteten.


http://kipa-apic.ch/index.php?pw&na=0%2 ... &ki=243153
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Platon
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Platon »

Die Azhar gilt ja ohnehin als eine vergleichsweise liberale Institution, die bei Streitigkeit im Ruf steht immer die menschenfreundlichste Option zu wählen.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

Platon » Mi 15. Mai 2013, 18:25 hat geschrieben:Die Azhar gilt ja ohnehin als eine vergleichsweise liberale Institution, die bei Streitigkeit im Ruf steht immer die menschenfreundlichste Option zu wählen.
Ich finde es verdeutlicht aber ganz gut wie sich die Religion im politischen Sektierertum verselbständigt hat und alle möglichen Splittergruppen versuchen ihre Agenda durch teilweise hahnebüchene Fatwas, meist auch noch ohne Berechtigung überhaupt welche verfassen zu dürfen, durchzusetzen.
Und derweil sitzen viele etablierte Ulamas da und können nichts tun ausser die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil es eben keine Kirche oder Hierarchie gibt.

Es wird viel Schindluder innerhalb des Islams mit dem Islam betrieben.
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Liegestuhl
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Liegestuhl »

Islamkritik: Offener Mordaufruf gegen Publizisten Abdel-Samad

Wegen eines islamkritischen Vortrags ist der Publizist Hamed Abdel-Samad Ziel einer Hetzkampagne geworden. Im ägyptischen TV hat ein Salafist und Verbündeter von Präsident Mursi nun zum Mord an dem Deutsch-Ägypter aufgerufen. Im Interview erklärt Abdel-Samad die Hintergründe.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/m ... 04619.html

Das ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

Liegestuhl » So 9. Jun 2013, 19:03 hat geschrieben:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/m ... 04619.html

Das ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.
Salafisten. Was erwartet man.

Dazu fand ich das Video hier erhellend und irgendwie auch witzig:

Belsazar

Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Belsazar »

Enigma » So 15. Mai 2011, 11:03 hat geschrieben:Wöchentlich häufen sich immer mehr die Meldungen über gewalttätige Auseinandersetzungen in Ägypten. Ebenfalls lässt sich durch die Bewegung im Israel-Palästina-Konflikt feststellen, dass die Ägyptische Übergangsregierung eher dem Islamismus nahe steht. Wo also geht Ägypten hin? Wie wird sich das Land entwickeln ?
Ich kann nur sagen, dass es der Gott Israels war, der das Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat.
Und es wird derselbe sein, der es noch einmal tun wird. Denn dieser allein behält sich das Recht vor, so etwas erwirken zu können, auch heute noch. Keine guten Aussichten also auch für unser "modernes Ägypten".
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von El Gitarro »

Mursi ernennt Abd al-Khayat zum Gouverneur von Luxor

http://www.dailymail.co.uk/news/article ... ident.html

Al-Khayat war ein Führer der Terrororganisation, die für den Anschlag in Luxor verantwortlich ist, bei dem 1997 62 Menschen getötet wurden.
There are 1000000000000000000000000000 particles in the universe that we can observe
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Kopernikus
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Kopernikus »

El Gitarro » So 23. Jun 2013, 18:39 hat geschrieben:Mursi ernennt Abd al-Khayat zum Gouverneur von Luxor

http://www.dailymail.co.uk/news/article ... ident.html

Al-Khayat war ein Führer der Terrororganisation, die für den Anschlag in Luxor verantwortlich ist, bei dem 1997 62 Menschen getötet wurden.
Die Ernennung blieb nicht folgenlos:
Der ägyptische Islamist Adel Mohamed al-Khayat reagiert auf die Proteste gegen seine Ernennung. Er bezeichnet sich als Opfer einer Medienkampagne.

Der radikale Islamist Adel Mohamed al-Khayat hat sein Amt als Gouverneur der ägyptischen Provinz Luxor niedergelegt. Damit reagiert er auf Proteste aus der Bevölkerung und von Tourismusunternehmern. Khayat ist Gründungsmitglied der ehemaligen Terrorgruppe Gamaa Islamiya, die 1997 bei einem Anschlag in Luxor 58 Touristen tötete.

Khayat sagte am Sonntag vor der Presse in Kairo, er habe sich zum Rücktritt entschlossen, um Gewalt auf den Straßen zu verhindern. Er bezeichnete sich als Opfer einer "Kampagne der Medien".

Gamaa Islamiya schwor erst im Jahr 2000 offiziell der Gewalt ab. Khayat streitet eine Beteiligung an den Anschlägen 1997 ab. Er hatte als Student der Bewegung angehört und arbeitete zum Zeitpunkt der Attacken als Beamter.

Präsident Mohammed Musi ernannte vor einer Woche zehn neue Gouverneure, darunter waren neben Khayat auch sieben Mitglieder der Muslimbruderschaft.
http://diepresse.com/text/home/politik/ ... ik/1421895
http://kartoffeln-im-netz.tumblr.com/
"Das Volk ist immer da, wo das große Maul, die heftigste Phrase ist." Alfred Döblin
http://www.youtube.com/watch?v=xwsOi0ypuSI
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lobozen
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von lobozen »

Mehrere tausend Menschen haben in einem ägyptischen Dorf Jagd auf Schiiten gemacht. Angestachelt von salafistischen Predigern zündeten sie Häuser an, stachen auf ihre Nachbarn ein und schleiften ihre Körper durch die Straßen. Die Polizei schaute tatenlos zu.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/l ... 07463.html
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Rüstiger Rentner »

Die Tötung von Schiiten ist in vielen islamischen Ländern leider eine Art Volkssport, in Afghanistan, Pakistan, Irak, Saudi Arabien, Syrien, Ägypten etc..... werden jeden Tag Schiiten ermordet. Nach Überzeugung der meisten Sunniten sind die Schiiten schlimmer als die Juden, was angesichts des enormen Antisemitismus bei den sunnitischen Extremisten was heissen will.
Zuletzt geändert von Rüstiger Rentner am Mo 24. Jun 2013, 14:55, insgesamt 1-mal geändert.
Wasteland
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

Der Prediger um den es dort ging, war ein zur Schia übergetretener Scheich, der ziemlich viel Radau gemacht hat und der Spionage für den Iran verdächtigt wurde.

Er wurde vorher schonmal von den Behörden verhaftet.
One of those arrested was Sheikh Hassan Shehata, a Sunni scholar who adopted Shiism more than ten years earlier and was fired from his position as imam of the Mosque of Shohada’ El-Gama’a (the University’s Martyrs), a mosque located blocks away from the Israeli Embassy in Cairo. Shehata was known as a Shiite hardliner whose fiery sermons attack the Prophet’s Companions and wife Aisha. Shehata was first detained in 1995 after he was heavily criticized by Sunni scholars, as well as the general public, who called for considering him an infidel (kafir) and expelling him from the country. Shehata was detained again in June 2009 under the charges of plotting against national security and disgust of religion. The investigations showed that Shehata had visited Iran twice, around the same time that Egyptian authorities captured an alleged Hizbullah cell in 2009.
Mohammad el Dereiny, the official head of the Shiite community, said that the arrests were motivated by political considerations—specifically, the looming threat of Hizbullah. The Lebanese Shiite militia and political party scorned the Egyptian government for refusing to open its border with Gaza during Israel’s siege of the Palestinian enclave in late December 2008 and January 2009.
http://www.thecuttingedgenews.com/index ... icle=76197

Da braut sich etwas zusammen zwischen Sunniten und Schiiten....
Zuletzt geändert von Wasteland am Mo 24. Jun 2013, 15:33, insgesamt 1-mal geändert.
Wasteland
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

Ein ägyptischer Fussballstar beschimpft die Salafisten/Muslimbrüder wegen des oben genannten Mordes an 4 Schiiten.

[youtube][/youtube]
Praia61
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Praia61 »

Das Militär sollte dem ganzen mit harter Hand ein Ende setzen und die Rädelsführer zur Verantwortung ziehen.
Ignorierte Person/en : Schnitter
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

Praia61 » Do 27. Jun 2013, 10:22 hat geschrieben:Das Militär sollte dem ganzen mit harter Hand ein Ende setzen und die Rädelsführer zur Verantwortung ziehen.
Das sollte die Regierung tun. Leider ist die in Ägypten völlig ohnmächtig oder nicht willens gegenüber den religionsbesoffenen Idioten.
So ein Lynchmob stellt nichts weiter als schäbige Mörder dar und die sollten lange im Gefängnis schmoren.
Puschel

Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Puschel »

Wasteland » Do 27. Jun 2013, 22:52 hat geschrieben:
Das sollte die Regierung tun. Leider ist die in Ägypten völlig ohnmächtig oder nicht willens gegenüber den religionsbesoffenen Idioten.
So ein Lynchmob stellt nichts weiter als schäbige Mörder dar und die sollten lange im Gefängnis schmoren.
Ich war bis gestern in Ägypten, dort kocht es gewaltig unter der Bevölkerung.

Ab dem 30.06. geht es wieder rund auf dem Tahir Platz! :thumbup: :thumbup: :thumbup:
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JJazzGold
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von JJazzGold »

Wasteland » Do 27. Jun 2013, 23:52 hat geschrieben:
Das sollte die Regierung tun. Leider ist die in Ägypten völlig ohnmächtig oder nicht willens gegenüber den religionsbesoffenen Idioten.
So ein Lynchmob stellt nichts weiter als schäbige Mörder dar und die sollten lange im Gefängnis schmoren.

Damit würde Mursi dem soeben von ihm entmachteten Militär wieder Machtzuwachs einräumen, der ihm auf keinen Fall geafllen kann. Die Carnegie Studie ist Ihnen bekannt? Solche Delikte gehören in die Hände der Polizei, aber die ist seit dem fatalen Dekret von Talaat Abdullah im März jeder Bürger. Dass mit einem solchen debilen Dekret der Willkür der Bürger, versehen mit polizeilicher Gewalt Tür und Tor geöffnet wurde, war zu erwarten. Ägypten destabilisiert sich unter Mursi&co noch schneller als Libyen und das ist bereits ein Katastrophenfall.

Vor dem arabischen Frühling waren die betroffenen Staaten im ersten Kreis der Hölle, heute sind sie alle einen Schritt weiter.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

JJazzGold » Fr 28. Jun 2013, 01:20 hat geschrieben:

Damit würde Mursi dem soeben von ihm entmachteten Militär wieder Machtzuwachs einräumen, der ihm auf keinen Fall geafllen kann. Die Carnegie Studie ist Ihnen bekannt? Solche Delikte gehören in die Hände der Polizei, aber die ist seit dem fatalen Dekret von Talaat Abdullah im März jeder Bürger. Dass mit einem solchen debilen Dekret der Willkür der Bürger, versehen mit polizeilicher Gewalt Tür und Tor geöffnet wurde, war zu erwarten. Ägypten destabilisiert sich unter Mursi&co noch schneller als Libyen und das ist bereits ein Katastrophenfall.

Vor dem arabischen Frühling waren die betroffenen Staaten im ersten Kreis der Hölle, heute sind sie alle einen Schritt weiter.
Da müssen sie durch. Das kennen wir aus eigener Anschauung.

Ich bin nach wie vor ein Befürworter des Frühlings.

Ohne Öffnung des totalitären Deckels könnte nie Bewegung in die Gesellschaft kommen. Natürlich kommen jetzt haarsträubende Auswüchse zu Tage. Die gärten vorher im Untergrund und stauten sich an. Jetzt platzt das Geschwür auf.
Und das wird noch ne Weile so weiter gehen. Wir sollten da nicht zu hart urteilen. Bei uns lief es nicht besser.

Aber es gibt eine Menge Unmut und Dissenz:

[youtube][/youtube]
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JJazzGold
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von JJazzGold »

Wasteland » Fr 28. Jun 2013, 01:44 hat geschrieben:
Da müssen sie durch. Das kennen wir aus eigener Anschauung.


Die Situationen sind nicht vergleichbar. Wie lange das "Da müssen Sie durch" dauern kann und welche fatalen, auch internationalen Folgen es hat, demonstriert seit Jahrzehnten der Iran.


Ich bin nach wie vor ein Befürworter des Frühlings.

Ich nicht, eine bessere Steilvorlage für radikale Islamisierung und Gottestaaterrichtung hätte der arabische Frühling, der die Ungebildeten und Unbedarften zum willigen Spielball der Islamisten macht, nicht bekommen können. Von un an geht es steil bergab. Das vermeintlich darauffolgende Bergauf wird noch nicht einmal annähernd einer Situation gleichen, wie es sich die intellektuelle Elite der betroffenen Staaten wünscht.

Ohne Öffnung des totalitären Deckels könnte nie Bewegung in die Gesellschaft kommen. Natürlich kommen jetzt haarsträubende Auswüchse zu Tage. Die gärten vorher im Untergrund und stauten sich an. Jetzt platzt das Geschwür auf.
Und das wird noch ne Weile so weiter gehen. Wir sollten da nicht zu hart urteilen. Bei uns lief es nicht besser.

Der totalitäre Deckel wird in Ägypten von Mursi und seinen Salafistenfreunden gerade zementiert. Ägypten wird der nächste Iran.

An welchen beispielhaften Staaten wir uns in grauer Vergangenheit bezüglich der Reformen im orientieren können?
Ich bin nicht gewillt, solche wilkürlich konstruierten Vergleiche in denen Zeitschienen zu Spiralen verbogen werden, um zu passen, zu akzeptieren. Die Länder des arabischen Frühlings steht heutzutage eine Fülle von langjährig bewährten Reformen und Modellen als Anschauungsunterricht und zur Umsetzung zur Verfügung, die "wir" damals nicht nicht einmal ansatzweise hatten.


Man muß es nur wollen, aber sie wollen es nicht, die neuen Machthaber, die nicht besser, meist sogar noch schlechter als die alten sind.




Aber es gibt eine Menge Unmut und Dissenz:

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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

JJazzGold » Fr 28. Jun 2013, 09:05 hat geschrieben:
Die Situationen sind nicht vergleichbar. Wie lange das "Da müssen Sie durch" dauern kann und welche fatalen, auch internationalen Folgen es hat, demonstriert seit Jahrzehnten der Iran.
Das glaube ich nicht. Es gibt kein sunnitisches Modell für einen Gottesstaat, allerhöchstens das Kalifat, was aber auch nicht dasselbe ist und selbst in Ägypten kaum einer will. Auch sind die Bevölkerungsverhältnisse in Ägypten völlig anders.
Es gibt bis zu 10 Millionen Christen. Die werden so oder so mit am Tisch sitzen, eine solche Zahl ist nicht unter den Teppich zu kehren.
Es gibt noch weitere Unterschiede.

JJazzGold » Fr 28. Jun 2013, 09:05 hat geschrieben:
Ich nicht, eine bessere Steilvorlage für radikale Islamisierung und Gottestaaterrichtung hätte der arabische Frühling, der die Ungebildeten und Unbedarften zum willigen Spielball der Islamisten macht, nicht bekommen können. Von un an geht es steil bergab. Das vermeintlich darauffolgende Bergauf wird noch nicht einmal annähernd einer Situation gleichen, wie es sich die intellektuelle Elite der betroffenen Staaten wünscht.
Nun, die Islamisierung erfolgte bereits unter Mubarak. Die Zustände die jetzt hervortreten hat er zu einem massgeblichen Teil mitzuverantworten.
Er hat die mitunter herbeigeführt.
Wir sehen jetzt gerade das wahre Ägypten das unter Mubarak existiert hat.
Die Schulen sind unter seiner Ägide verrottet, die Menschen können oft nicht lesen. Totalitärer Unterdrükungsstaat hat die Leute ja schaarenweise in die Arme der Religiösen getrieben. Unter Mubarak.
Die Muslimbrüder sind heute noch so beliebt, weil sie die einzigen waren die sich nicht kaufen oder mundtot machen liessen.
Und hat das nicht interessiert, solange die Fassade gestimmt hat und Ägypten unsere Interessen bedient hat.
Darauf hatten die Ägypter aber keine Lust. Zurecht.
JJazzGold » Fr 28. Jun 2013, 09:05 hat geschrieben:
Der totalitäre Deckel wird in Ägypten von Mursi und seinen Salafistenfreunden gerade zementiert. Ägypten wird der nächste Iran.


Wie gesagt, das bezweifle ich. Es ist auch noch viel zu früh um solche Prognosen zu treffen. Die erste Probe wird es bei den nächsten Wahlen geben.
Dann wird man wirklich sehen wo man steht.
Wenn die Muslimbrüder wegen ihrer religiösen Agenda gewählt wurden, dann ist dis erstmal ein Ausdruck von Demokratie, ob uns das schmeckt oder nicht.
JJazzGold » Fr 28. Jun 2013, 09:05 hat geschrieben:

Man muß es nur wollen, aber sie wollen es nicht, die neuen Machthaber, die nicht besser, meist sogar noch schlechter als die alten sind.


Woran machst du das fest? Unter den alten Machthabern ist das Land vergammelt und die Gesellschaft hat sich stark polarisiert, religiöse haben sich radikalisiert.
Es gab keine Meinungsfreihet, Menschen wurden ermordet, zu Tode gefoltert und ohne Grund weggesperrt.
Das Land war bereits wie der Iran.
Im schlimmsten Fall bleibt alles so wie es war. Viel schlimmer kann es nicht werden.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von JJazzGold »

Wasteland » Fr 28. Jun 2013, 15:30 hat geschrieben:
Das glaube ich nicht. Es gibt kein sunnitisches Modell für einen Gottesstaat, allerhöchstens das Kalifat, was aber auch nicht dasselbe ist und selbst in Ägypten kaum einer will. Auch sind die Bevölkerungsverhältnisse in Ägypten völlig anders.
Es gibt bis zu 10 Millionen Christen. Die werden so oder so mit am Tisch sitzen, eine solche Zahl ist nicht unter den Teppich zu kehren.
Es gibt noch weitere Unterschiede.




Nun, die Islamisierung erfolgte bereits unter Mubarak. Die Zustände die jetzt hervortreten hat er zu einem massgeblichen Teil mitzuverantworten.
Er hat die mitunter herbeigeführt.
Wir sehen jetzt gerade das wahre Ägypten das unter Mubarak existiert hat.
Die Schulen sind unter seiner Ägide verrottet, die Menschen können oft nicht lesen. Totalitärer Unterdrükungsstaat hat die Leute ja schaarenweise in die Arme der Religiösen getrieben. Unter Mubarak.
Die Muslimbrüder sind heute noch so beliebt, weil sie die einzigen waren die sich nicht kaufen oder mundtot machen liessen.
Und hat das nicht interessiert, solange die Fassade gestimmt hat und Ägypten unsere Interessen bedient hat.
Darauf hatten die Ägypter aber keine Lust. Zurecht.



Wie gesagt, das bezweifle ich. Es ist auch noch viel zu früh um solche Prognosen zu treffen. Die erste Probe wird es bei den nächsten Wahlen geben.
Dann wird man wirklich sehen wo man steht.
Wenn die Muslimbrüder wegen ihrer religiösen Agenda gewählt wurden, dann ist dis erstmal ein Ausdruck von Demokratie, ob uns das schmeckt oder nicht.


Woran machst du das fest? Unter den alten Machthabern ist das Land vergammelt und die Gesellschaft hat sich stark polarisiert, religiöse haben sich radikalisiert.
Es gab keine Meinungsfreihet, Menschen wurden ermordet, zu Tode gefoltert und ohne Grund weggesperrt.
Das Land war bereits wie der Iran.
Im schlimmsten Fall bleibt alles so wie es war. Viel schlimmer kann es nicht werden.

Es kann noch sehr viel schlimmer werden, als es momentan ist. Die Lebensmittelpreise explodieren, die einzige verlässliche Einnahmequelle, der Tourismus, versiegt und die Gesetzlage erlaubt jedem Bürger Selbstjustiz.

Haben Sie einen Blick nach Ägypten geworfen? Heute, oder besser noch morgen, denn dann wird Ägypten im Chaos versinken. Dann existiert kein gschlossener Protest, wie gegen Mubaracks Regime, dann schlagen sich Anti-Mursi und Pro-Mursi Ägypter. Und was daraus resultiert, dass kann ich mir lebhaft vorstellen, aber "da müssen sie durch", nicht wahr? Weil Mursi und seine Salafistenfreunde, die von einer demokratischen Regierung soviel Ahnung haben, wie vom erfolgreichen Durchfliegen eines schwarzen Loches, die nichts Anderes beherrschen, als die religiöse Diktatur, müssen wieder Menschen sterben, zusammengeschlagen werden, etc.pp.

Mursis Geblubber irgendwann ein Parlament etablieren zu wollen und Reformen anstoßen zu wollen,lässt doch nur noch Fragen offen, in welchem Jahrhundert und wieviele müssen bis dahin sterben und wer ist der siegreiche Diktator?
Zuletzt geändert von JJazzGold am So 30. Jun 2013, 00:22, insgesamt 1-mal geändert.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Joker »

Das Headquarters of Muslim wurde gestürmt und brennt.
http://www.tagesschau.de/ausland/aegypt ... te118.html
jabarin

Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von jabarin »

JJazzGold » Sa 29. Jun 2013, 23:20 hat geschrieben:
Es kann noch sehr viel schlimmer werden, als es momentan ist. Die Lebensmittelpreise explodieren, die einzige verlässliche Einnahmequelle, der Tourismus, versiegt und die Gesetzlage erlaubt jedem Bürger Selbstjustiz.
der tourismus ist schon seit jahrzehnten keine verlässliche einnahmequelle mehr. der überwiegende teil des tourismus nach ägypten ist billigtourismus, damit das für hotelbetreiber und sonstige nutznießer überhaupt rentabel ist, sind selbige auf jahre im voraus überwiegend steuerbefreit und zum teil zusätzlich subventioniert. mittelägypten war jahrelang aufgrund der problematischen sicherheitslage überhaupt kein ziel für touristen, das alles sind keine probleme, die erst seit gestern aufgetreten sind, das ist seit jahren, wenn nicht jahrzehnten so. die einzige verlässliche einnahmequelle des ägyptischen staates ist der suezkanal.

wasteland hat recht, wenn er schreibt, dass das größte problem ägyptens die mangelnde bildung ist, die man nicht mursi negativ ankreiden kann, sondern die ein resultat der desaströsen politik mubaraks und seiner vorgänger ist. sie ist sowohl für die stagnierende wirtschaft als auch das enorme bevölkerungswachstum verantwortlich, ergo auch für radikalisierungs- und extremisierungstendenzen in der bevölkerung. sie ist der dreh- und angelpunkt nahezu aller probleme in ägypten und muss daher so schnell wie möglich angegangen werden, wird aber erst in jahrzehnten wirklich zu ergebnissen führen. darum wird es in ägypten so schnell nicht bergauf gehen, selbst wenn sich irgendwann endlich jemand darum kümmert. ich fürchte, bis dahin ist ägypten endgültig ein vasallenstaat saudi-arabiens.

das ägyptische militär bereitet im übrigen gegenwärtig offenbar einen coup vor. vielleicht freust du dich darüber; ich halte das für katastrophal, angesichts der dilettantischen politik, die von den militärs mubarak, sadat und nasser zuvor jahrzehntelang betrieben wurde.
Zuletzt geändert von jabarin am Mo 1. Jul 2013, 20:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

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Das Militär kündigt an in zwei Tagen, sollten die Forderungen der Demonstranten nicht erfüllt werden, selbst wieder das Ruder in die Hand zu nehmen. Es ist natürlich noch fraglich was das genau heißt, aber ähnlich wie man am Ende Mubarak zum Rücktritt gezwungen hat, macht man nun dasselbe mit Morsi.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 08880.html
http://www.n-tv.de/politik/Armee-auf-de ... 16326.html
Istanbul/Kairo (dpa) - Bei den Massenprotesten in Ägypten setzt nun auch das mächtige Militär Präsident Mohammed Mursi und seine Muslimbruderschaft mit einem Ultimatum unter Druck.

Innerhalb von 48 Stunden müsse der Konflikt zwischen Muslimbruderschaft und Opposition gelöst werden, erklärte der Verteidigungsminister und Armeechef, General Abdel Fattah al-Sisi, am Montagnachmittag.

Al-Sisi sprach von einer «letzten Chance». «Wenn die Forderungen der Menschen in Ägypten nicht innerhalb der Frist erfüllt werden, wird das Militär - gemäß seiner nationalen und historischen Verantwortung - einen Plan für die Zukunft verkünden und eine Reihe von Maßnahmen einleiten, die unter Beteiligung aller politischen Fraktionen umgesetzt werden.» Die Armee hatte bereits zuvor gedroht, einzugreifen, sollte der Machtkampf außer Kontrolle geraten.

Mursi traf am Abend nach lokalen Medienberichten mit al-Sisi und Premierminister Hescham Kandil zusammen. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.[...]
http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1467718
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Wasteland
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Re: Quo Vadis Ägypten?

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jabarin » Mo 1. Jul 2013, 20:04 hat geschrieben: das ägyptische militär bereitet im übrigen gegenwärtig offenbar einen coup vor. vielleicht freust du dich darüber; ich halte das für katastrophal, angesichts der dilettantischen politik, die von den militärs mubarak, sadat und nasser zuvor jahrzehntelang betrieben wurde.
Jup. Die Militärdiktaturen waren auch nicht besser als jeder Gottesstaat für Ägypten.

Dort hatten die Menschen ähnlich wenig Rechte und es wurde ebenso gefoltert und hingerichtet. Kein Unterschied.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Platon »

jabarin » Mo 1. Jul 2013, 20:04 hat geschrieben:das ägyptische militär bereitet im übrigen gegenwärtig offenbar einen coup vor. vielleicht freust du dich darüber; ich halte das für katastrophal, angesichts der dilettantischen politik, die von den militärs mubarak, sadat und nasser zuvor jahrzehntelang betrieben wurde.
Ich bezweifle, dass man nun anstrebt die Macht komplett selbst zu übernehmen. Dabei kann man langfristig nur verlieren, weil das eigene Ansehen in der Tagespolitik gravierenden Schaden nehmen könnte. Wie es ja nach der Revolution unter Tantawi der Fall war und wie es die Muslimbrüder nun erlebten.
Im Moment hat das Militär die Chance zum Nationalen Retter aufzusteigen, welches Ägypten aus dem Chaos und der Unfähigkeit seiner politischen Klassen errettet.

Möglicherweise ist das Militär in der Lage das politische System Ägyptens zu verbessern, indem es alle politischen Kräfte zu einer Regierung der Nationalen Einheit zwingt, welches die Verfassung verbessert bzw. legitimiert und die radikale Polarisierung der politischen Lager aufweicht.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von freigeist »

Platon » Mon 1. Jul 2013, 20:20 hat geschrieben: Ich bezweifle, dass man nun anstrebt die Macht komplett selbst zu übernehmen. Dabei kann man langfristig nur verlieren, weil das eigene Ansehen in der Tagespolitik gravierenden Schaden nehmen könnte. Wie es ja nach der Revolution unter Tantawi der Fall war und wie es die Muslimbrüder nun erlebten.
Im Moment hat das Militär die Chance zum Nationalen Retter aufzusteigen, welches Ägypten aus dem Chaos und der Unfähigkeit seiner politischen Klassen errettet.

Möglicherweise ist das Militär in der Lage das politische System Ägyptens zu verbessern, indem es alle politischen Kräfte zu einer Regierung der Nationalen Einheit zwingt, welches die Verfassung verbessert bzw. legitimiert und die radikale Polarisierung der politischen Lager aufweicht.
Ja ich denke auch, dass das Militär die Fäden in die Hand nehmen muss, den Mursi ist eine lächerliche Witzfigur. Das Militär verfügt über mehr Macht und sollte über Mursi hinweg das Leben der Ägypter in geordnete Bahnen lenken.
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freigeist » Mo 1. Jul 2013, 21:45 hat geschrieben: Ja ich denke auch, dass das Militär die Fäden in die Hand nehmen muss, den Mursi ist eine lächerliche Witzfigur. Das Militär verfügt über mehr Macht und sollte über Mursi hinweg das Leben der Ägypter in geordnete Bahnen lenken.
mit genau welcher qualifikation und legitimation? panzer und raketen?
Zuletzt geändert von jabarin am Mo 1. Jul 2013, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von freigeist »

jabarin » Mon 1. Jul 2013, 21:51 hat geschrieben: mit genau welcher qualifikation und legitimation? panzer und raketen?
Mursi richtet nur Chaos an und gefährdet Ägypten. Das Militär übernimmt, um die innere Ordnung wiederherzustellen. Mursi verliert seine Macht und das Militär übernimmt die Amtsgeschäfte, und schafft eine neue Strafrechts- und Zivilrechtsordnung nach englischem Vorbild.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

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freigeist » Mo 1. Jul 2013, 23:04 hat geschrieben:
Mursi richtet nur Chaos an und gefährdet Ägypten. Das Militär übernimmt, um die innere Ordnung wiederherzustellen. Mursi verliert seine Macht und das Militär übernimmt die Amtsgeschäfte, und schafft eine neue Strafrechts- und Zivilrechtsordnung nach englischem Vorbild.
Das Militär hat für solche umfangreichen Reformen keine Legitimation, sie sind auch nicht notwendig und aus Sicht der Opposition auch nicht wünschenswert. Sind es doch vor allem alte Mubarak-Loyalisten, die sich der anti-Mursi-Opposition angeschlossen haben, diejenigen die nach wie vor in der Judikative den Ton angeben.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

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Das Militär würde -wie zuvor- eine Ordnung nach eigenem Gusto herstellen.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

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freigeist » Mo 1. Jul 2013, 22:04 hat geschrieben: Mursi richtet nur Chaos an und gefährdet Ägypten. Das Militär übernimmt, um die innere Ordnung wiederherzustellen. Mursi verliert seine Macht und das Militär übernimmt die Amtsgeschäfte, und schafft eine neue Strafrechts- und Zivilrechtsordnung nach englischem Vorbild.
du hast meine frage nicht beantwortet, sondern spulst nur phrasen ab.

daher noch einmal: welche legitimation und welche qualifikation hat das militär, die amtsgeschäfte zu übernehmen?
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Re: Quo Vadis Ägypten?

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jabarin » Mo 1. Jul 2013, 23:15 hat geschrieben: welche legitimation und welche qualifikation hat das militär, die amtsgeschäfte zu übernehmen?
Keine
...und keine.

Und es darf auch bezweifelt werden, daß das Militär irgendeine Verfassung, nach welchem Vorbild auch immer, anstrebt.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von freigeist »

Platon » Mon 1. Jul 2013, 22:12 hat geschrieben: Das Militär hat für solche umfangreichen Reformen keine Legitimation, sie sind auch nicht notwendig und aus Sicht der Opposition auch nicht wünschenswert. Sind es doch vor allem alte Mubarak-Loyalisten, die sich der anti-Mursi-Opposition angeschlossen haben, diejenigen die nach wie vor in der Judikative den Ton angeben.
Mursi hat die Macht an sich gerissen und holt das Hackebeil und die Steine wieder raus. Schariagesetze nach rückständiger Art. Ihm geht es nicht um Kooperation, sondern um Repression.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von freigeist »

jabarin » Mon 1. Jul 2013, 22:15 hat geschrieben: du hast meine frage nicht beantwortet, sondern spulst nur phrasen ab.

daher noch einmal: welche legitimation und welche qualifikation hat das militär, die amtsgeschäfte zu übernehmen?
Legitimation dadurch, dass Chaos im Land herrscht und das Militär zur Sicherstellung der Ordnung eingreifen muss.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Shoogar »

Mursi wurde gewählt.

Das solltest Du erstmal als Faktum hinnehmen.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Platon »

freigeist » Mo 1. Jul 2013, 23:20 hat geschrieben:Mursi hat die Macht an sich gerissen
Nein, er wurde demokratisch gewählt.
und holt das Hackebeil und die Steine wieder raus. Schariagesetze nach rückständiger Art.
Nach meinen Informationen wurden in Ägypten keine Hadd-Strafen eingeführt. Die Scharia wurde 1980 unter Sadat teilweise wieder eingeführt und in der neuesten Verfassung wurde die Formulierung die das ermöglichte auf Druck der Salafisten etwas "verschärft". Diese ganze Geschichte ist meines Erachtens aber nicht so gravierend wie es immer dargestellt wird. Zumindest fürs Erste.
Ihm geht es nicht um Kooperation, sondern um Repression.
Nunja, ich sehe weniger böse Absicht als persönliche Schwäche und fehlendes Charisma als Hauptgrund für sein Versagen einen gesellschaftsweiten Konsens für die eigene Politik zu finden.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von freigeist »

Shoogar » Mon 1. Jul 2013, 22:22 hat geschrieben:Mursi wurde gewählt.

Das solltest Du erstmal als Faktum hinnehmen.
Der Typ steht nur im Weg und treibt das Land vor sich her. Stillstand, Armut und Hinrichtungen nach saudischer Machart. Damit hat er keinen Rückhalt beim Volk und schon gar nicht beim Militär.
Die Ägypter verlangen nach Freiheit, nach vernünftigen Gesetzen und Ordnung, und nicht nach einem Islamisten, der sich wie ein Sultan gibt.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von freigeist »

Platon » Mon 1. Jul 2013, 22:25 hat geschrieben: Nein, er wurde demokratisch gewählt.

Nach meinen Informationen wurden in Ägypten keine Hadd-Strafen eingeführt. Die Scharia wurde 1980 unter Sadat teilweise wieder eingeführt und in der neuesten Verfassung wurde die Formulierung die das ermöglichte auf Druck der Salafisten etwas "verschärft". Diese ganze Geschichte ist meines Erachtens aber nicht so gravierend wie es immer dargestellt wird. Zumindest fürs Erste.

Nunja, ich sehe weniger böse Absicht als persönliche Schwäche und fehlendes Charisma als Hauptgrund für sein Versagen einen gesellschaftsweiten Konsens für die eigene Politik zu finden.
Stcihwort Hadd-Strafen, also Körperstrafen. Den Salafisten schweben eventuell Schariaverhältnisse vor, nach denen Menschen durch die erwähnten Strafen unterdrückt werden und verfolgt werden.
Ich lehne das strikt ab, genauso wie die Todesstrafe. Daher halte ich Mursi für eine Gefähr für Leib und Leben der Bevölkerung.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Shoogar »

freigeist » Mo 1. Jul 2013, 23:26 hat geschrieben:
Der Typ steht nur im Weg und treibt das Land vor sich her. Stillstand, Armut und Hinrichtungen nach saudischer Machart. Damit hat er keinen Rückhalt beim Volk und schon gar nicht beim Militär.
Die Ägypter verlangen nach Freiheit, nach vernünftigen Gesetzen und Ordnung, und nicht nach einem Islamisten, der sich wie ein Sultan gibt.
Findest Du es nicht auch beeindruckend, daß sich ausgerechnet das Militär zu passender Stund hinter "die Ägypter" und deren Verlangen "nach Freiheit" stellt?
:cool:
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Platon »

freigeist » Mo 1. Jul 2013, 23:29 hat geschrieben:Stcihwort Hadd-Strafen, also Körperstrafen. Den Salafisten schweben eventuell Schariaverhältnisse vor, nach denen Menschen durch die erwähnten Strafen unterdrückt werden und verfolgt werden.
Ich lehne das strikt ab, genauso wie die Todesstrafe. Daher halte ich Mursi für eine Gefähr für Leib und Leben der Bevölkerung.
Dir sollte nicht entgangen sein, dass Mursi kein Salafist ist. Eine Abschaffung der Todesstrafe meines Wissens auch von der Opposition nicht angestrebt wird.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

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freigeist » Mo 1. Jul 2013, 23:20 hat geschrieben:
Mursi hat die Macht an sich gerissen und holt das Hackebeil und die Steine wieder raus. Schariagesetze nach rückständiger Art. Ihm geht es nicht um Kooperation, sondern um Repression.
Unter dem Militär wäre es ja nicht anders. Nur keine Scharia, sondern irgendwelche anderen Notstandsgesetze nach denen gefoltert und unterdrückt wird.
Ist auch nicht Sinn der Sache und das Volk würde sie wieder aus dem Amt jagen.
Der Geist ist aus der Flasche.
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Rüstiger Rentner »

Morsy hat die Juden bereits vor seiner Wahl als Affen und Schweine beleidigt. Stimmt, er ist irgendwie moderater als die Salafisten. Übrigens, wie bleidigen eigentlich die Salafisten die Juden? Hat jemand eine Idee?
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Re: Quo Vadis Ägypten?

Beitrag von Wasteland »

Auf jeden Fall haben die Salafisten Mursi schon vor längerer Zeit zum Ungläubigen erklärt.
Die Salafisten sind die Speerspitze Saudi-Arabiens.
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