Maltrino hat geschrieben:(04 Jan 2019, 15:08)
Ja, bei meinem Gedankenspiel ist das Durchschnittsvermögen bei beiden Gesellschaften gleich, aber der Median ist unterschiedlich. Heißt: Bei einem niedrigen Median (Deutschland) ist die Ungleichheit größer (zumindest tendentiell). Und die Frage war nun, welche Gesellschatft ist näher an einer "sozialen Marktwirtschaft"? Diejenige Gesellschaft bei denen jeder ungefähr das gleiche Vermögen hat oder diejenige bei der sich das Vermögen bei einer Person bündelt und diese Person dann vielleicht eine riesige Fabrik eröffnen kann und jedem Arbeit geben kann oder auch täglich sich am Anblick seines Kontostandes freut aber ansonsten reich aber es nicht wirklich investiert?
Also eine Gesellschaft, in der jeder ungefährt das gleiche Vermögen hätte, hätte sicherlich nichts mehr mit "Marktwirtschaft" zu tun. Man könnte ja für den Median pro Kopf folgende Zahlen betrachten:
1. Vermögen
2. Einkommen
3. Konsum
Was hat hier am meisten Aussagekraft? Aber selbst beim Konsum ist es wie bei allen statistischen Größen so eine Sache. Womöglich muss man eher einen Glücksindex oder den hier nehmen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Index_der ... ntwicklung
Und welche Gesellschaft ist denn besser? Es gibt 10 Personen und eine Fabrik, die alles herstellt und in der auch jeder arbeitet. Jeder hat den gleichen Lohn. Die Fabrik reinvestiert 100% seiner Gewinne.
A. Hier gehört die Fabrik einer Person. Nämlich Rudolf. Da 100% der Gewinne reinvestiert werden, konsumiert er genauso viel wie alle anderen.
B: Hier gehört 10% der Fabrik jedem. Am Konsum ändert das nix, da 100% der Gewinne reinvestiert werden.
Und? Bei A ist das Vermögen extrem ungleich verteilt, bei B sehr gleich. Und?
Klar sollte sein, falls bei B jeder seinen Anteil verkaufen dürfte und Menschen eben unterschiedlich bzgl. Sparen, Konsum, Risikobereitschaft etc. sind, dass nach kurzer Zeit die Fabrik auch wieder wenigen gehören würde.
Nein, es wird sehr schwer für mich nach Belgien, Schweiz, Australien oder Italien auszuwandern. Weil ich eben KEIN Vermögen habe und es auch nicht kriege nur weil ich in dieses Land auswandere. Italien ist gutes Beispiel. Da kann ich zwar lustig hinfliegen, aber wenn ich da wo bin wo ich keinen kenne bei dem ich leben kann, dann bin ich eigentlich ein armer Trottel, der die Pizzerien und Hotels mit meinen wenigen "Ersparnissen" durchfütter und dann wieder abhauen muss. Und dann hab ich da klischeehaft dieses Bild von der italienischen Familie im Kopf die ein heruntergewirtschaftes Hotel hatten, wo kaum Gäste waren, das aber offensichtlich ihnen gehörte und die Familie schonmal etwas hatte wo sie leben konnte und was sie als Existenzgrundlage so gut wie möglich nutzen konnte. Ich will nicht sagen, dass die "reich" waren, ich vergleiche nur: Ein deutscher Hartz4 Empfänger hat nichts. Diese italienische Familie hatte intellektuell und von der Ausbildung her gleich viel zu bieten wie ein deutscher Hartz4 Empfänger, aber sie hatten ihr Hotel. Merkst den Unterschied? Oh ja, die Familie da ist an ihren Ort gebunden und der deutsche Hartzer kann 3 Wochen im Jahr verreisen, Wow...
Hm, wenn man in den Ländern mit hohem Medianeinkommen als Einwanderer ohne Vermögen keine Chance hat, hast du die Frage, ob deren Marktwirtschaft sozialer ist doch schon mit "nein" beantwortet?
Du vergisst in deinen Beispielen: Die deutschen haben nicht deshalb kein Haus weil sie es nicht wollen sondern weil sie es sch nicht kaufen können oder es einfach nicht haben. Die reichen Leute die ich kenne die haben oft auch ein Haus oder Wohnungen gekauft. Warum? Weil sie an einen Ort gebunden sein wollen? Nein, weil sie wissen, dass sich Miete nicht lohnt weil das Geld weg ist aber die Wohnung ihnen nicht gehört. Wenn man die Wohnung kauft kann man sie (vielleicht ohne großen Wertverlust wieder verkaufen oder auch mit ihr Geld verdienen.
Aha. Also haben die Belgier auch ein höheres Einkommen oder niedrigere Immobilienpreise. Oder warum haben die Belgier im Median ein 4mal so hohes Vermögen wie die Deutschen?
Das widespricht aber wieder deiner Aussage oben, dass man als Einwanderer keine Chance hätte, obwohl ein höheres Einkommen oder niederigere Immobilienpreise winken?
PS: Ganz ehrlich, das mit dem "später Vererben" verstehe ich nicht. Willst du sagen die Deutschen haben genauso viel Vermögen wie die Schweizer, auch im Median, aber dadurch dass es hier später vererbt wird sieht es in der Statistik so aus als hätten sie weniger?
Ich will damit sagen, dass es viele Faktoren gibt, die Einfluss auf die Statistik haben. Man kann diese durch einfache, Extrembeispiele veranschaulichen. Konkret Zahlen dafür zu suchen und zu rechnen ist allerdings nicht so einfach.
Ich weiß nicht, ob in dem Forum oder in einem anderen, hab ich mal aufgezeigt, was passiert, wenn man folgenden Extremfall hätte:
Jeder Bürger verdient im gleichen Lebensjahr exakt gleich viel. Zu jedem Lebensjahr gibt es exakt gleich viele Bürger. Jeder 20-Jährige zB. 1000€, jeder 60-Jähriger exakt 5000€ und mit 65 geht jeder in Rente. Jeder konsumiert gleich viel und jeder spart immer genau 20% seines Einkommens weg, auf das es immer genau 3% Rendite gibt.
Also extrem gleich, oder? Sogar im Verlauf eines jeden Lebens hätte jeder exakt das gleiche Vermögen. Jeder 20-Jährige hat das gleiche Vermögen, jeder 60-Jährige das Gleiche.
Jetzt bilde mal einen Median und das Durchschnittsvermögen. Und oh, die oberen 10% haben 50% des Vermögens? Ja so ist das. Und jetzt vergleiche mal früher mit heute. Früher hat man bis 25 zu Hause gewohnt und gearbeitet. Da hat man schön Vermögen ansparen können. Heute startet der 25-Jährige ins Berufsleben, mit 0,0 Vermögen. Welche Auswirkung hat das?
und und und
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.