Betrachter hat geschrieben:(04 Sep 2018, 11:55)
Viele Konsumenten brauchen gesunde Lebensmittel, können sich die aber nicht leisten. Sie greifen zum Billgfrass mit jeder Menge Gift drin. Haben sie sich das bestellt?
Dass von Lebensmitteln Risiken ausgehen können steht außer Frage. Dabei liegt die Betonung aber auf „können“.
Du verlinkst hier jetzt einen sieben Jahre alten Artikel der FAZ, wonach in Lebensmitteln immer wieder krankheitserregende Keime und Bakterien festgestellt werden wie z.B. Ehec, Listerien und Campylobakter .
Lt. Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten 2016 des Robert Koch Instituts wurden im Jahr 2016 in Deutschland insgesamt 42 EHEC-Ausbrüche mit insgesamt 96 Erkrankungen registriert. Die Ursachen für diese Ausbrüche konnten nur in sehr wenigen Fällen ermittelt werden. Klar nachgewiesen wurde als Infektionsquelle in einigen registrierten Fällen frischer Salat und Milch, hier vor allem Rohmilch.
Listeriose wird ebenfalls über Lebensmittel übertragen, hauptsächlich Fleisch. Als Ursache wird u.a. verdorbene Futtermittel vermutet, teils auch nachgewiesen. Im Jahr 2016 gab es in Deutschland rund 700 Erkrankungen.
Ursachen sind auch hier Lebensmittel tierischen Ursprungs. vornehmlich Geflügel und Rohmilch. Anzahl der Infektionen im Jahr 2016: Ca. 70.000.
Ich habe mich hier jetzt lediglich auf drei Infektionsarten bezogen, von denen der FAZ-Artikel berichtet. Es gibt natürlich noch wesentlich mehr Infektionskrankheiten, die von kontaminierten Lebensmitteln ausgehen können, z.B. Salmonellose.
Worauf will ich jetzt hinaus? Bis auf sehr wenige Einzelfälle können diese Erkrankungen nicht mit der Qualität, der Herkunft, dem Preis, der Anbaumethode bei Gemüse oder der Art der Viehhaltung in Verbindung gebracht werden. Hier jetzt als Ursache „Billigfraß“ zu nennen der jede Menge Gift enthält ist schlicht falsch. Hauptursache für derartige Infektionen sind falsche Lagerung und Behandlung von Lebensmitteln. Ein Beispiel: Bei allen drei vorgenannten Infektionskrankheiten ist als verursachendes Lebensmittel Rohmilch identifiziert worden. Tendenz steigend.
Warum ist das so? Die Nachfrage nach Bioerzeugnissen wird immer größer, auch bei der Frischmilch. Findige Landwirte haben da eine Marktlücke wiederentdeckt und haben auf ihrem Hof eine „Milchtankstelle“ errichtet, wo der Kunde frische, d.h. völlig unbehandelte Rohmilch, so wie sie aus dem Kuheuter kommt in seine mitgebrachte Milchkanne zapfen kann.
Hiergegen ist im Grunde auch nichts einzuwenden. Nur ist es gerade unter echten „Öko-Junkies“ üblich, diese Milch zwar im Kühlschrank zu lagern, nicht aber kurz aufzukochen, um evtl. Keime und Bakterien zu vernichten. Im Klartext: Wer sich bei teurer Bio-Rohmilch infiziert ist selber Schuld.
Unsere Eltern kauften früher beim Lebensmittelhändler die Milch stets als lose Ware. Ich kann mich noch sehr gut an Zeiten erinnern, wo ich mit der Milchkanne zum Krämer laufen musste um zwei Liter Milch zu kaufen. Bevor wir Kinder die aber trinken durften oder in die morgendlichen Haferflocken gerührt wurde musste die stets abgekocht werden.
Ja, unsere Mütter wussten schon warum… Und das vor mehr als 50 Jahren!
Eier: Wer gern Eier roh verarbeitet ist vielleicht besser bedient, nicht auf Bio-Eier aus Freilandhaltung zurück zu greifen. Bei diesen Eiern wurden bzw. werden vermehrt Salmonellen nachgewiesen. Da sind dann Eier aus der Legebatterie doch sicherer. Allerdings mit der Gefahr, sich mit dem Frühstücksei gleich eine Antibiotika-Gabe zu verabreichen.
Ergo: Ich bin bestimmt ein recht kritischer Verbraucher, was Lebensmittel betrifft. Ich trete allerdings energisch unbelegten Behauptungen wie:
„…Viele Konsumenten brauchen gesunde Lebensmittel, können sich die aber nicht leisten. Sie greifen zum Billgfrass mit jeder Menge Gift drin.“
entgegen. Diese Aussage impliziert die Behauptung, dass billige Lebensmittel grundsätzlich giftig sind.
Und das ist barer Unsinn. Klar, es gibt derartige Fälle. Aber die waren nie auf „billige“ Lebensmittel bezogen. Wenn ich z. B. an die Futtermittelskandale in der Vergangenheit denke, da waren preisgünstige und hochwertige = teure Lebensmittel betroffen.