Mal gucken ob ich es auch bei diesem unspektakulärem Thema, welches ja ein bischen an das Automobilindustriethema erinnert, es auch schaffe, dass jeder schreit dass ich Unrecht habe...
Vieles wurde schon gesagt, natürlich ist es unattraktiv Karriere anzustreben wenn man beobachten konnte wie andere damit auf die Schnauze fallen. Richtig, warum soll ich mein Leben lang damit verbringen jemand anderen berühmt zu machen und ihm Geld einzubringen?
frems hat geschrieben:...
Was glaubt Ihr, welche Gründe hier eine Rolle spielen? Fehlen den Befragten einfach die Ambitionen? Sind sie stärker werteorientiert, bspw. hinsichtlich der zunehmenden Bedeutung von Familie und Freunden? ...
Vergleich dies mit folgendem Zitat aus dem Artikel den du verlinkt hast:
"Ein interessanter Nebenaspekt: Laut der Studie geben nur 27 Prozent der Studenten gesellschaftlichem Engagement in ihrem Leben eine große Bedeutung."
Was ist das? Familie zuerst, Gesellschaft nicht mal zweitrangig, rein fünftrangig... Das ist die klassiche Denke von Kindern aus konservativen Familien. Und zwar so konservativ, dass man nicht mal mehr Führungspositionen anstrebt, denn Führer sind ja immer immer auch zwangsläufig "revolutionär", da sie selber die Richtung angeben müssen. Ein Satz wie
Kinder dürfen nicht von der Gesellschaft erzogen werden ist typisch zum Beispiel auch für religiös eingestellte konservative Menschen. Und offenbar ist es so, dass immer mehr junge Menschen in "konservative" bis "spießbürgerliche" Familien hineingeboren wurden und dies dort gelernt haben. Warum? Unbequeme aber einfach Antwort: Durch die Verhütungsmittel (Pillenknick) kriegen nur solche Leute Kinder die es bewusst planen oder die die finanziellen und zeitlichen Ressourcen haben eine "normale" Familie zu gründen, und das sind eben eher (ich nenne es mal so) "spießbürgerliche".
Ich glaube der Schlüssel um das alles zu verstehen ist nicht unbedingt die Sache mit der Karriere und auch nicht unbedingt die Sache mit der Familie, ich glaube der Schüssel ist die mangelnde Bereitschaft zu gesellschaftlichem Engegement. Die Vertreter der 68er, aber auch der Baby-Boomer Generation schafften durch politisches und gesellschaftliches Engegement etwas zu bewirken. Warum sie dies taten weiß ich nicht.
Meine Generation (also die Generation die laut eurer Meinung die dümmste aller Generationen ist, ich denke damit wisst ihr was ich meine) versuchte es auch, und zwar teilweise noch recht aggressiv und hypermotiviert, scheiterte aber aus verschiedenen Gründen, unter anderen weil es eben auch in meiner Generation schon Leute gibt die eben nicht diese Aggressivität zeigen. Kurz gesagt: Die Piratenpolitiker waren zwar noch engagiert aber auch schon zu brav. Aggresivität und Gesellschaftlices Engegement bedingen sich deshalb gegenseitig, weil nur jemand die Gesellschaft verändern (verbessern) will, der ein Sendungsbewusstsein hat, der im Extremfall die Massen "formen" will. Diese Agresivität, dieses Sendungsbewusstsein, dieses "Ich will die Gesellschaft formen" findet sich auch häufig bei Menschn aus zerrütteten oder schwierigen Familien. Dieses typische "Mir gings scheiße, anderen soll es mal besseren gehen, und zwar allen anderen, nicht nur meinen Kindern", das findet sich nicht bei Leuten die 20 Jahre lang keine Schwierigkeiten gehabt haben.
Die Aggresivität, die vor allem gesellschaftliches Engagement (im guten wie im schlechten), aber offenbar auch Karrierewillen, verursacht, wird nicht mehr hervorgebracht. Mangelndes gesellschaftliches Engagement bedeutet nicht nur, dass niemand mehr ehrenamtlich eine Kindergruppe betreut, es bedeutet auch, dass (fast) niemand mehr die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse ändern will. Ich glaube trotzdem noch, dass es einzelne Leute geben wird die das wollen, aber die Gründe dafür werden äußerst seltsam sein. Es wird eher so sein, dass Leute die Gesellschaft ändern wollen weil ihnen die Gesellschaft noch "zu verdorben" erscheint, also Leute aus konservativem Elternhaus, die den Liberalismus der Gesellschaft ablehnen.
Die Gesellschaft wird sich also immer mehr zu etwas entwickeln was wohl am ehesten mit manchen religiösen Gemeinschaften vergleichbar ist. Niemand zweifelt grundsätzlich an der Gesellschaft, man "glaubt" vielmehr an sie und versucht sie nicht mehr zu verbessern sondern nur noch "reiner" zu machen. Man strebt Führungspositionen auch nicht mehr bewusst an (fehlende Aggresivität) sondern wird nur noch von bisherigen Führern "berufen". Heißt, es entwickelt sich (ähnlich wie in einigen Religionsgemeinschaften erkennbar) eine seltsam bürokratisch anmutende Führungselite, zu der theoretisch jedes Mitglied der Gemeinschaft gehören kann, praktisch aber erstaunlicherweise nur Leute die unfassbar glatt, geschmeidig, angepasst, gutaussehend, rhetorisch perfekt sind und gut auswendig lernen können.
Fast niemand strebt also aktiv und aggresiv eine Führungsrolle an, aber es muss zwangsläufig trotzdem Führer geben. Diese Führer werden euch gefallen, weil sie viel glatter und telegener sind als so Typen wie ich, aber es wird, joa, halt etwas langweilig, um es mal so auszudrücken. Wie gesagt, den meisten hier im Forum wird dieses zukünftige Deutschland glaube ich sehr gefallen. Keine Maltrinos, keine Ponaders, keine Christoph Lauers, die mit wirren Augen irgendwelche Forderungen stellen... EInfach nur gutaussehende aalglatte junge Leute, die höchstens noch Sachen sagen wie "Wir müssen unsere Werte verteidigen" oder sowas wie "Wir müssen unsere Werte vor dem Islam verteidigen"...
Wie gesagt, die fehlende Aggresivität die Gesellschaft zu verändern ist glaube ich der Schlüssel. Und wie gesagt, ich glaube das was dann geschehen wird kann man am ehesten in religiösen Gruppen sehen. Die Mehrheit wird nichts groß hinterfragen und im tagtäglichen Geschäft seriös und kontinuierlich mitmachen. Aber ein paar werden zu "Fanatikern", da sie der Meinung sind, dass die Mehrheit der "Bürokraten" nicht aktiv genug die Werte der Gemeinschaft gegen "unreine Elemente" verteidigen. So ein Konstrukt wie "Deutschland" wird also zur Glaubenssache. Die Mehrheit wird einfach dran glauben und normal mitarbeiten, aber ein paar wenige werden der Meinung sein, dass man Deutschland noch mehr verteidigen muss, zum Beispiel gegen den Islam, zum Beispiel gegen linksliberale die mit ihrer Weltoffenheit den Islam reinlassen... usw. usw. Und damit meine ich nicht nur Neurechte, sondern auch extrem linke Islamkritiker.
Und "kein Bock auf Karriere" ist da nur ein Symptom dessen was ich beschrieb. Ob ich Recht hab kann ich nicht beweisen, aber irgendsoeinen Eindruck habe ich da. Und damit will ich nicht über "die jungen Leute" jammern. Schuld daran sind die älteren die es haben "soweit kommen lassen". Und vielelicht ist diese "fehlende Aggresivität" ja auch ganz gut. Es verhindert zwar Leute wie mich in gesellschaftlich relevanten POsitionen aber hoffentlich auch Leute wie "Realist" oder "3 mal schwarzer Kater"... So, fertig.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.