Kein Bock auf Karriere?!

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frems
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Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von frems »

Abends ewig im Büro sitzen, nur damit man in ein paar Jahren vielleicht bei einer Beförderungsrunde belohnt wird? Immer weniger Studenten in Deutschland sehen darin einen Sinn. Nur noch 41 Prozent messen dem beruflichen Aufstieg eine hohe Bedeutung in ihrem Leben bei, geht aus einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage der Unternehmensberatung EY unter rund 2.000 Studenten in 27 Universitätsstädten hervor. An erster Stelle steht demnach Zeit für die Familie (70 Prozent), gefolgt von Freunden (66 Prozent) sowie Freizeitaktivitäten und Sport (50 Prozent). Im Vergleich zur vorangegangenen Untersuchung vor zwei Jahren hat die Karrierefreude damit rapide abgenommen: Damals hatten noch 57 Prozent der Studenten berufliche Aufstiegsambitionen.
http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance ... 34568.html

Eine Präsentation mit weiteren Ergebnissen der Studie ist hier zu finden: https://www.ey.com/Publication/vwLUAsse ... e-2018.pdf

Zugleich (S. 12) nannten 57% der Befragten "Jobsicherheit" als wichtigen Faktor bei der Wahl ihres künftigen Arbeitgebers. Dies ist dennoch etwas weniger als vor zwei Jahren (63%). Mögliche Gehaltssteigerungen erwähnten "nur" 44% (2016: 37%). Nähe zum Wohnort (25%) und Arbeitsumgebung (18%) landeten im Mittelfeld, während Homeoffice (11%), Möglichkeit eines Sabbatjahres (6%) und der Dienstwagen (5%) am Ende landeten.

Was glaubt Ihr, welche Gründe hier eine Rolle spielen? Fehlen den Befragten einfach die Ambitionen? Sind sie stärker werteorientiert, bspw. hinsichtlich der zunehmenden Bedeutung von Familie und Freunden? Nahm die Zahl der befristeten Stellen für Absolventen ab, sodass ein sicherer Job leicht an Priorität verlor? Und geht man anhand der wirtschaftlichen Situation oder des demographischen Wandels eh davon aus, gute Chancen auf höhere Positionen mit entsprechend angepasstem Gehalt zu kriegen? Oder ist es so wie es drei Leser unter dem Artikel beschrieben und dafür die meisten "Sternchen" bekamen, da sie die Ansicht vertreten, Karriere sei für viele eh nicht möglich aufgrund der Strukturen in vielen Unternehmen?
1) Es ist wohl die sich immer weiter durchsetzende Erkenntnis, dass es eine echte „Karriere“ als Angestellter in den allermeisten Fällen nicht gibt. Ein Hochschulstudium auf sich zu nehmen, nur um mit dem erlernten Wissen und seiner Lebenszeit das Eigentum eines anderen zu vermehren, ist für viele zu Recht kein erstrebenswertes Ziel mehr.
Die Sachbearbeiter Laufbahnen der 70er und 80er, welche jungen Menschen aus einfachen Milieus einen Bildungsaufstieg samt Familie und stattlichem Vermögensaubau ermöglichten, sind heute zumindest in der Nähe von Ballungszentren Geschichte. Ohne Erbe kämpfen heutige Studierende um die Krümel eines Kuchens der längst verteilt wurde.

2) Warum Karriere, wenn's auch ohne geht? War "früher" genau so üblich: Ausbildung in der Firma, vielleicht noch ein Studium, und dann den Job bis zur Rente machen. Aus meinem Ingenieurs-Jahrgang haben vielleicht 10% "Karriere" gemacht, heißt, sie sind in's Management aufgestiegen (wozu sie ja überhaupt nicht ausgebildet waren). Die Anderen sind auch nach mittlerweile 35 Jahren noch Ingenieure. Das haben sie gelernt, das können sie, das machen sie.
Und unfähige Manager gibt es wirklich schon genug - sollte gerade E&Y wissen.

3) Könnte es sein, dass die jungen Menschen durch Beobachtung in ihrem sozialen Umfeld miterleben durften, dass großes Engagement nicht zwangsläufig zu einer Beförderung führt und flache Hierarchienen nicht automatisch mehr Aufstiegschancen eröffnen? Viele konnten vielleicht auch erleben, was z.B. eine Matrixorganisation mit Verantwortungsdelegation ohne ausreichende Entscheidungsbefugnis mit den betroffene Arbeitnehmern macht. Und die Einsicht, dass nicht nur Häuptlinge gebraucht werden, ist ja auch mal gut. Und nicht zuletzt haben diese Jungen gesehen, dass durch Entscheidungen von Investoren die eigene Leistung innerhalb einer Firma schnell obsolet werden kann, wenn ein Firmenteil veräußert wird. Da sind sie eben - betriebswirtschaftlich gesehen - "Mengenanpasser" geworden.
Labskaus!

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3x schwarzer Kater
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

frems hat geschrieben:(15 Aug 2018, 13:10)


Was glaubt Ihr, welche Gründe hier eine Rolle spielen? Fehlen den Befragten einfach die Ambitionen? Sind sie stärker werteorientiert, bspw. hinsichtlich der zunehmenden Bedeutung von Familie und Freunden?
Das ist schwierig zu beurteilen. Da sind wohl zwei Faktoren ausschlaggebend. Der eine ist, dass heute viel mehr Menschen Abitur machen und studieren als noch vor 10 oder 20 Jahren. Intelligenz und Ambition sind aber im wesentlichen Sinne wohl normalverteilt. Schon allein dadurch sinkt der Anteil derjenigen die z.B. mit Abitur tatsächlich eine wesentliche Führungsposition übernehmen wollen. Der zweite Faktor ist derjenige, dass hochqualifizierte und begehrte Arbeitskräfte heute schon eine andere Einstellung zur Arbeit haben. Die lassen sich mehr an Ergebnissen messen, als an der Anwesenheit am Arbeitsort. Und genau hier hinken die meisten Arbeitgeber wohl hinterher.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Milady de Winter
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Milady de Winter »

Ich frag mich in dem Kontext eher, warum man unter diesem Aspekt eigentlich ein Studium aufgenommen hat. Wobei ich natürlich nicht weiß, aus welcher Richtung die befragten Studenten kommen bzw. ob es ein Querschnitt war oder man sich eher an die Klassiker (BWL & Co) gewandt hat.

Die Frage ist auch, was unter einer "Karriere" verstanden wird. Ich möchte behaupten, da sind die Chancen in der Industrie für z.B. BWLer immer noch höher als für Sozialpädagogen.

Ich weiß die Antwort auf die Frage nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich mehr "werteorientiert" ist, oder man einfach weniger "Bock" auf Tretmühle o.ä. hat (wovon man als Studi ggf. ausgeht, wenn man noch keinen wirklich intensiven Einblick in die Geschäftswelt bekommen hat). Über eines bin ich mir jedoch ziemlich sicher: wer glaubt, ein Job mit Auto-Karriere fällt ihm in den Schoß, der dürfte sich stark täuschen. Denn das passiert den wenigsten. Also vermute ich, dass man einfach einen guten Job will, der einem ein geregeltes Einkommen bietet. Aber die sogenannte Work-Life-Balance muss halt stimmen. Und das ist - meiner Erfahrung nach - kein leichtes Unterfangen.
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frems
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von frems »

Milady de Winter hat geschrieben:(15 Aug 2018, 16:11)

Ich frag mich in dem Kontext eher, warum man unter diesem Aspekt eigentlich ein Studium aufgenommen hat. Wobei ich natürlich nicht weiß, aus welcher Richtung die befragten Studenten kommen bzw. ob es ein Querschnitt war oder man sich eher an die Klassiker (BWL & Co) gewandt hat.
Wirtschaftswissenschaften waren 14% der Befragten. Größter Block ist MINT mit 28%, gefolgt von Sozialwissenschaften mit 19%. Kleinere Bereiche sind dann Kulturwissenschaften (6%) und Medizin (4%).
Die Frage ist auch, was unter einer "Karriere" verstanden wird. Ich möchte behaupten, da sind die Chancen in der Industrie für z.B. BWLer immer noch höher als für Sozialpädagogen.
Naja, ein BWLer kann auch ewig eine Kaufmannstätigkeit machen, während manch Sozialpädagoge irgendeine soziale Einrichtung leitet. Ich weiß nicht, ob sich das so viel nimmt und ob es so einen großen Bedarf an reinen Führungskräften gibt. Da müsste das Studium ja ganz anders ausgelegt sein.
Ich weiß die Antwort auf die Frage nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich mehr "werteorientiert" ist, oder man einfach weniger "Bock" auf Tretmühle o.ä. hat (wovon man als Studi ggf. ausgeht, wenn man noch keinen wirklich intensiven Einblick in die Geschäftswelt bekommen hat). Über eines bin ich mir jedoch ziemlich sicher: wer glaubt, ein Job mit Auto-Karriere fällt ihm in den Schoß, der dürfte sich stark täuschen. Denn das passiert den wenigsten. Also vermute ich, dass man einfach einen guten Job will, der einem ein geregeltes Einkommen bietet. Aber die sogenannte Work-Life-Balance muss halt stimmen. Und das ist - meiner Erfahrung nach - kein leichtes Unterfangen.
Seh ich nicht anders. Ich find's aber auch nicht problematisch, wenn ein Medizinstudent einfach mal eine Praxis übernehmen möchte statt auf die Leitung eines großen Krankenhauses zu schielen. Oder wenn ein Ingenieur halt lieber an der Materie bleibt, sprich, tüfteln und entwickeln statt eine große Abteilung zu leiten, wo er mehr mit Personal, Verhandlungen und Kosten statt mit Technik zu tun hat. Für diese Jobs braucht man ja auch diese Leute.
Labskaus!

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Polibu

Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Polibu »

Die Mittelschicht wird geschröpft, wo es geht. Viele sehen keinen Sinn mehr darin sich zu verausgaben und zuzusehen wie die Steuergelder verschwendet werden. Als Leistungsträger der Gesellschaft ist es schwer zuzuschauen wie andere Leute, die von wirtschaftlichem Handeln keine Ahnung haben das Geld zum Fenster raus werfen. Deshalb beschränken sich immer mehr Leistungsträger auf das Noetigste. Gerade noch so viel arbeiten, dass es einem selber gut geht und das Plus an Freizeit mit Familie und Freunde genießen.

Dieser Umstand ist eine Katastrophe für das Land. Die, die das Land nach vorne bringen können, halten sich zurück. Die, die das Sozialsystem am Laufen halten, halten sich zurück. Wie das enden wird kann sich eigentlich jeder denken.
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jorikke
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von jorikke »

Ich empfinde das als ganz normale Entwicklung. Man braucht nur das Einkommen von 1960 mit dem heutigen zu vergleichen. Auch damals kam man über die Runden. Von Fettlebe aber keine Spur. Wollte man sich einige Annehmlichkeiten mehr leisten oder seine Familie gut versorgen, dann musste man ordentlich zulangen. Sozusagen der Not gehorchen, nicht dem eigenen Triebe. War zwar Scheiße, aber man kannte es ja nicht anders.
Heute hingegen kann der Normalo auch ohne großartiges ranklotzen ein angenehmes Leben führen.
Es ist doch direkt eine Frage der Intelligenz, diese Möglichkeiten auch anzunehmen um zu entdecken, das Leben bietet mehr als nur Maloche.
P.S.
...ist aber der direkte Weg zur Dekadenz.
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Bielefeld09
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Bielefeld09 »

Polibu hat geschrieben:(15 Aug 2018, 16:28)

Die Mittelschicht wird geschröpft, wo es geht. Viele sehen keinen Sinn mehr darin sich zu verausgaben und zuzusehen wie die Steuergelder verschwendet werden. Als Leistungsträger der Gesellschaft ist es schwer zuzuschauen wie andere Leute, die von wirtschaftlichem Handeln keine Ahnung haben das Geld zum Fenster raus werfen. Deshalb beschränken sich immer mehr Leistungsträger auf das Noetigste. Gerade noch so viel arbeiten, dass es einem selber gut geht und das Plus an Freizeit mit Familie und Freunde genießen.

Dieser Umstand ist eine Katastrophe für das Land. Die, die das Land nach vorne bringen können, halten sich zurück. Die, die das Sozialsystem am Laufen halten, halten sich zurück. Wie das enden wird kann sich eigentlich jeder denken.
Zwei Fragen:
1. Warum geht die Mittelschicht jeden Tag arbeiten?
2.Warum arbeiten Menschen eigentlich immer zu ihren eigenem Vorteil und Gehalt?
und jetzt noch eine Zusatzfrage:
Wer schon für sein Land arbeitet und alles gibt,
soll noch was mehr für die Karriere geben?
Es waren ja nur Fragen. :s
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Bielefeld09
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Bielefeld09 »

jorikke hat geschrieben:(15 Aug 2018, 16:49)

Ich empfinde das als ganz normale Entwicklung. Man braucht nur das Einkommen von 1960 mit dem heutigen zu vergleichen. Auch damals kam man über die Runden. Von Fettlebe aber keine Spur. Wollte man sich einige Annehmlichkeiten mehr leisten oder seine Familie gut versorgen, dann musste man ordentlich zulangen. Sozusagen der Not gehorchen, nicht dem eigenen Triebe. War zwar Scheiße, aber man kannte es ja nicht anders.
Heute hingegen kann der Normalo auch ohne großartiges ranklotzen ein angenehmes Leben führen.
Es ist doch direkt eine Frage der Intelligenz, diese Möglichkeiten auch anzunehmen um zu entdecken, das Leben bietet mehr als nur Maloche.
P.S.
...ist aber der direkte Weg zur Dekadenz.
So ein Unfug hier zu behaupten!
Wir haben bis zu ca. 75% Karriere bewusste Jugendliche und junge Erwachsene.
Die muss man fördern!
Wann lernt Wirtschaft eigentlich was?
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Tom Bombadil »

frems hat geschrieben:(15 Aug 2018, 13:10)

Zugleich (S. 12) nannten 57% der Befragten "Jobsicherheit" als wichtigen Faktor bei der Wahl ihres künftigen Arbeitgebers.
Das passt zu dem anderen Strang, dass die Autoindustrie als Arbeitgeber uninteressanter wird, viele streben einen gemütlichen Job beim Staat an, möglichst als unkündbarer Beamter.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Boracay »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Aug 2018, 17:25)

Das passt zu dem anderen Strang, dass die Autoindustrie als Arbeitgeber uninteressanter wird, viele streben einen gemütlichen Job beim Staat an, möglichst als unkündbarer Beamter.
Der Anteil derer die einen sicheren Job wollen ist deutlich gesunken. Kann also nicht stimmen die Aussage. Liegt auch an der Vollbeschäftigung. Selbst wenn du nicht mal bis 3 zählen kannst kriegst heute problemlos einen Job. Sogar Werkzeugmechaniker werden heute per Headhunter abgeworben.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Realist2014 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(15 Aug 2018, 17:04)

Z
2.Warum arbeiten Menschen eigentlich immer zu ihren eigenem Vorteil und Gehalt?
um IHR Leben zu finanzieren....
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Bielefeld09
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Bielefeld09 »

Realist2014 hat geschrieben:(15 Aug 2018, 17:29)

um IHR Leben zu finanzieren....
Ich hatte drei Fragen gestellt.
Warum beantwortest du bei Karrierefragen nur eine?
Mal wieder kein Platz für junge Generationen?
Keine Chance für die Karriere für junge Menschen.
Das ist doch eher dein Thema in der freien Wirtschaft.
Hier geht es doch eher um universitäre Ausbildungen und Karrieremöglichkeiten.
Möglicherweise nicht dein Ding.
Und das Menschen während ihrer Karrierebildung ihr Leben finanzieren lassen müssen,
ist doch ein Problem des Systems, oder?
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Alana4 »

Der gesunde Menschenverstand sagt einem doch: die Spitze ist nun einmal spitz! Da passen nur wenige drauf. Auf der Karriereleiter ganz oben stehen können nicht alle! Auch nicht alle Guten! Und sogar nur selten die Besten. Einige Stufen der "Karriereleiter" heißen heute wie anno dunnemals: Glück, zurt richtigen Zeit am richtigen Ort, Beziehungen. ein erstes kleines bescheidenes Stüfchen ist Können und Wissen. Mehr aber nicht.

"Arbeit" hat sich gewandelt, ist komplexer geworden. Gut ausgebildet für diese komplexen Arbeits- und Produktionsabläufe------ja, das heißt in vielen Fällen "Studium"- oft nötig, um die ganz normalen Arbeiten zu erledigen, für die es vor 30 Jahren evtl. eben noch keines Studienabschlusses bedurfte.
Aber dass "Studium" auch "Karriere" bedeutet, war nie so und ist nicht so und wird nie so sein. Geht doch auch gar nicht. wie kann man jungen Menschen sowas nur suggerieren- ein Riesenfehler der letzten Jahrztehnte!
Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung! Aber meine Tastatur hat damit manchmal Probleme.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von KarlRanseier »

Wenigstens halbwegs intelligente Menschen arbeiten, um zu leben, aber sie leben nicht, um zu arbeiten.

Ich selbst hatte das auch noch nicht direkt nach dem Studium erkannt und saß bereits in der Tretmühle. Aber was nützt das Geld der Welt, wenn man gar keine Zeit hat, es auszugeben oder seine Familie zu sehen? Der Wert ist Null, nein, er ist sogar noch geringer, wenn man jeden Tag mit Widerwillen zur Arbeit geht, weil sie einen ankotzt.

Auf Luxus kann man leicht verzichten, auf eine Arbeit, die einem Spaß macht und die man selbst für sinnvoll hält, weniger, denn dort verbringt man einen beachtlichen Teil seines Lebens.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Bielefeld09 »

Alana4 hat geschrieben:(15 Aug 2018, 17:48)

Der gesunde Menschenverstand sagt einem doch: die Spitze ist nun einmal spitz! Da passen nur wenige drauf. Auf der Karriereleiter ganz oben stehen können nicht alle! Auch nicht alle Guten! Und sogar nur selten die Besten. Einige Stufen der "Karriereleiter" heißen heute wie anno dunnemals: Glück, zurt richtigen Zeit am richtigen Ort, Beziehungen. ein erstes kleines bescheidenes Stüfchen ist Können und Wissen. Mehr aber nicht.

"Arbeit" hat sich gewandelt, ist komplexer geworden. Gut ausgebildet für diese komplexen Arbeits- und Produktionsabläufe------ja, das heißt in vielen Fällen "Studium"- oft nötig, um die ganz normalen Arbeiten zu erledigen, für die es vor 30 Jahren evtl. eben noch keines Studienabschlusses bedurfte.
Aber dass "Studium" auch "Karriere" bedeutet, war nie so und ist nicht so und wird nie so sein. Geht doch auch gar nicht. wie kann man jungen Menschen sowas nur suggerieren- ein Riesenfehler der letzten Jahrztehnte!
Na ja, wie geht denn dann deutsche Karriere?
Was empfiehlst du denn Jugendlichen?
Nun mal Klartext. :?:
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Realist2014 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(15 Aug 2018, 17:45)

Ich hatte drei Fragen gestellt.
Warum beantwortest du bei Karrierefragen nur eine?
?
die Antwort passt auf alle drei Fragen
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Realist2014 »

KarlRanseier hat geschrieben:(15 Aug 2018, 18:06)

Wenigstens halbwegs intelligente Menschen arbeiten, um zu leben, aber sie leben nicht, um zu arbeiten.

I s.
sicher

nur darf man auch nicht über die "eingeschränkten" Konsummöglichkeiten "jammern"
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Realist2014 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(15 Aug 2018, 17:45)


Und das Menschen während ihrer Karrierebildung ihr Leben finanzieren lassen müssen,
ist doch ein Problem des Systems, oder?
Die "Karriere" beginnt NACH der Ausbildung/Studium und wird daher SELBER finanziert

da gibt es kein "Problem des Systems"
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Bielefeld09 »

Realist2014 hat geschrieben:(15 Aug 2018, 18:47)

Die "Karriere" beginnt NACH der Ausbildung/Studium und wird daher SELBER finanziert

da gibt es kein "Problem des Systems"
Es tut mir leid!
So einfach sind Wahrheiten deinerseits eben nicht!
Karriere beginnt mit der Ausbildung.
Und die Ausbildung muss auch mal gemacht werden.
Und die machen alle Ausbildung,
aber keine Karriere.
Das ist ein Teil der Gegenwart.
Wollen Sie streiten?
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Gruwe »

Milady de Winter hat geschrieben:(15 Aug 2018, 16:11)

Ich frag mich in dem Kontext eher, warum man unter diesem Aspekt eigentlich ein Studium aufgenommen hat.
Warum nicht?

Wir leben eben in einer Zeit, in der Bildung nicht nur mehr eine Investition ist, sondern eben auch eine Art Konsumgut! Die Leute verwirklichen sich eben selbst. Ich habe auch ein zweites Studium an der FernUni gemacht, meinem Beispiel sind darauf auch viele in meinem Bekanntenkreis gefolgt. Der Mensch versucht eben seine Bedürfnisse zu erfüllen. Woher kommt deine Ansicht, dass die Bedürfnisbefriedigung der Menschen derart einfach und eindimensional gestrickt ist, obwohl sich ja tagtäglich in allen Lebensbereichen das Gegenteil beobachten lässt?

Weiters kommt es ja häufig vor, dass man für bestimmte Tätigkeiten eben eine entsprechende Qualifikation benötigt! Ich, und eben auch viele meine Bekannten (frühere Kommilitonen) haben uns erstmal für einen Job in der Forschung entschieden. Das sind jetzt nicht unbedingt die höchstbezahltesten Jobs mit akademischem Abschluss! Wie gedenkst Du, kann man einen Wissenschaftsjob ergattern, wenn einem der wissenschaftliche Abschluss fehlt?
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Gruwe »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(15 Aug 2018, 13:21)

Das ist schwierig zu beurteilen. Da sind wohl zwei Faktoren ausschlaggebend. Der eine ist, dass heute viel mehr Menschen Abitur machen und studieren als noch vor 10 oder 20 Jahren. Intelligenz und Ambition sind aber im wesentlichen Sinne wohl normalverteilt. Schon allein dadurch sinkt der Anteil derjenigen die z.B. mit Abitur tatsächlich eine wesentliche Führungsposition übernehmen wollen. Der zweite Faktor ist derjenige, dass hochqualifizierte und begehrte Arbeitskräfte heute schon eine andere Einstellung zur Arbeit haben. Die lassen sich mehr an Ergebnissen messen, als an der Anwesenheit am Arbeitsort. Und genau hier hinken die meisten Arbeitgeber wohl hinterher.
Ich würde vielleicht noch Bologna anführen: Die Schüler machen erstmal ihr Abi! Dann bekommt man eingetrichtert, dass man mit Abi unbedingt studieren muss.
Und dann denkt man sich eben: Tja, entweder nun 2,5-3 Jahre Berufsausbildung oder eben 3 Jahre zum Bachelor.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Gruwe »

KarlRanseier hat geschrieben:(15 Aug 2018, 18:06)
Ich selbst hatte das auch noch nicht direkt nach dem Studium erkannt und saß bereits in der Tretmühle. Aber was nützt das Geld der Welt, wenn man gar keine Zeit hat, es auszugeben oder seine Familie zu sehen?
Das ist doch auch schon wieder Nonsens! Es gibt doch nicht nur die beiden Extreme 1) viel Geld, wenig Zeit und 2) wenig Geld, viel Zeit! Dazwischen gibt es eine unendlich große Anzahl an Abstufungen!
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Bielefeld09 »

Gruwe hat geschrieben:(15 Aug 2018, 19:20)

Ich würde vielleicht noch Bologna anführen: Die Schüler machen erstmal ihr Abi! Dann bekommt man eingetrichtert, dass man mit Abi unbedingt studieren muss.
Und dann denkt man sich eben: Tja, entweder nun 2,5-3 Jahre Berufsausbildung oder eben 3 Jahre zum Bachelor.
Versprechen und nicht einhalten.
Das ist die Position von jungen Menschen.
Stimmt ja auch!
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Gruwe »

Bielefeld09 hat geschrieben:(15 Aug 2018, 19:26)

Versprechen und nicht einhalten.
Das ist die Position von jungen Menschen.
Stimmt ja auch!
Bitte was? Was versprechen?
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Realist2014 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(15 Aug 2018, 19:03)


Karriere beginnt mit der Ausbildung.
Und die Ausbildung muss auch mal gemacht werden.
Und die machen alle Ausbildung,
aber keine Karriere.
Das ist ein Teil der Gegenwart.
schön

und was genau ist nun das Problem?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von imp »

Milady de Winter hat geschrieben:(15 Aug 2018, 16:11)

Ich frag mich in dem Kontext eher, warum man unter diesem Aspekt eigentlich ein Studium aufgenommen hat. Wobei ich natürlich nicht weiß, aus welcher Richtung die befragten Studenten kommen bzw. ob es ein Querschnitt war oder man sich eher an die Klassiker (BWL & Co) gewandt hat.

Die Frage ist auch, was unter einer "Karriere" verstanden wird. Ich möchte behaupten, da sind die Chancen in der Industrie für z.B. BWLer immer noch höher als für Sozialpädagogen.

Ich weiß die Antwort auf die Frage nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich mehr "werteorientiert" ist, oder man einfach weniger "Bock" auf Tretmühle o.ä. hat (wovon man als Studi ggf. ausgeht, wenn man noch keinen wirklich intensiven Einblick in die Geschäftswelt bekommen hat). Über eines bin ich mir jedoch ziemlich sicher: wer glaubt, ein Job mit Auto-Karriere fällt ihm in den Schoß, der dürfte sich stark täuschen. Denn das passiert den wenigsten. Also vermute ich, dass man einfach einen guten Job will, der einem ein geregeltes Einkommen bietet. Aber die sogenannte Work-Life-Balance muss halt stimmen. Und das ist - meiner Erfahrung nach - kein leichtes Unterfangen.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob die Ergebnisse nicht in 2 Jahren wieder umgedreht sind, also einfach stark streuen. Abgesehen davon muss/soll man heute für alles mögliche studieren. Bei der Masse sind auch viele dabei, die mit einem allmählichen Aufstieg, der irgendwann endet, vollkommen bedient sind.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Milady de Winter »

Gruwe hat geschrieben:(15 Aug 2018, 19:12)

Warum nicht?

Wir leben eben in einer Zeit, in der Bildung nicht nur mehr eine Investition ist, sondern eben auch eine Art Konsumgut! Die Leute verwirklichen sich eben selbst. Ich habe auch ein zweites Studium an der FernUni gemacht, meinem Beispiel sind darauf auch viele in meinem Bekanntenkreis gefolgt. Der Mensch versucht eben seine Bedürfnisse zu erfüllen. Woher kommt deine Ansicht, dass die Bedürfnisbefriedigung der Menschen derart einfach und eindimensional gestrickt ist, obwohl sich ja tagtäglich in allen Lebensbereichen das Gegenteil beobachten lässt?
Das ist völlig in Ordnung. Selbst, wenn jemand nur aus Spaß an der Freude studiert. Ich vermute dennoch, dass das die Wenigsten sind. Was waren Deine Beweggründe für ein zweites Studium? Und was hat es ultimativ bewirkt?
Weiters kommt es ja häufig vor, dass man für bestimmte Tätigkeiten eben eine entsprechende Qualifikation benötigt! Ich, und eben auch viele meine Bekannten (frühere Kommilitonen) haben uns erstmal für einen Job in der Forschung entschieden. Das sind jetzt nicht unbedingt die höchstbezahltesten Jobs mit akademischem Abschluss! Wie gedenkst Du, kann man einen Wissenschaftsjob ergattern, wenn einem der wissenschaftliche Abschluss fehlt?
Ggf. war meine Aussage nicht verständlich genug formuliert. Ich bezog mich weniger auf Studiengänge, die für diverse Jobs schlicht unerlässlich sind, als mehr darauf, dass man sich ein Studium nicht zwingend für jeden Job antun muss. Es sei denn natürlich, man möchte studieren - egal, ob man das Studium zwingend braucht. Was mich zu meiner Aussage oben zurück bringt.

Fairerweise ist das Wort Karriere aber auch ein dehnbares. Karriere kann man auf viele Arten machen, das setzt nicht zwingend einen Job in der obersten Führungsetage voraus.
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Milady de Winter
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Milady de Winter »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Aug 2018, 20:05)

Ich bin mir gar nicht sicher, ob die Ergebnisse nicht in 2 Jahren wieder umgedreht sind, also einfach stark streuen. Abgesehen davon muss/soll man heute für alles mögliche studieren. Bei der Masse sind auch viele dabei, die mit einem allmählichen Aufstieg, der irgendwann endet, vollkommen bedient sind.
Eben. Und auch das kann "Karriere" beinhalten. Siehe meinen Beitrag von gerade eben.
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Skull
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Skull »

Guten Abend,

zwei Beiträge...entsorgt.

Ergänze...nun vier.
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Gruwe
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Gruwe »

Milady de Winter hat geschrieben:(15 Aug 2018, 20:23)

Das ist völlig in Ordnung. Selbst, wenn jemand nur aus Spaß an der Freude studiert. Ich vermute dennoch, dass das die Wenigsten sind. Was waren Deine Beweggründe für ein zweites Studium? Und was hat es ultimativ bewirkt?
Interesse! Wissensdurst!

Was soll das bedeuten "ultimativ" bewirkt? Kannst du das ein wenig spezifizieren?

Und nein, ich behaupte, dass es heute viel mehr Menschen sind, die auch aus Interesse heraus studieren. Jeder kennt doch irgendwie die Sprüche über die meisten Geisteswissenschaftler von wegen "studieren Taxifahren", usw.

Aber letzten Endes muss sich doch erstmal Jeder entscheiden, welche Ausbildung er machen will. Ok, da gibt es sicherlich die einen, die schauen sich ne Einkommensstatistik an und machen dann das, was die besten Verdienstmöglichkeiten verspricht!

Dann gibt es auch diejenigen, die sich natürlich auch für die Verdienstmöglichkeiten interessieren, aber auch für ihre eigenen Interessen und sich dann das aussuchen mit der für sie besten "Mischung".

Und dann gibt es sicherlich auch die, die nur nach Interessen auswählen.

Ich bin aber ganz weit davon entfernt zu sagen, dass das Ziel den hierarchisch möglichsten Posten zu ergattern, recht weit hinten steht. Ich kann es jetzt aber auch nur aus meinem Umfeld sagen bzw. von meinen damaligen Kommilitonen, denn in 5 Jahren spricht man ja auch miteinander! :D

Aber da wird Karriere eben ganz unterschiedlich definiert: Klar, es gibt die einen, für die ist Karriere möglichst hoch zu kommen, möglichst viel Geld zu verdienen. Aber das ist auch nur ein Anteil an der Gemeinschaft! Für andere wäre es Karriere, wenn sie an interessanten Forschungsprojekten mitarbeiten dürfen, promovieren können oder eben, wenn sie es in Positionen schaffen, in der sie sich verwirklichen können oder eben das machen, was sie individuell/gesellschaftlich als sinnvoll erachten! Natürlich will jeder sich sein Leben finanzieren können, aber lässt eben auch andere Variablen einfließen.

Nur lediglich eine dieser vielen Definitionen von "Karriere machen" als "richtige Definition" anzuerkennen, ist mir ehrlich gesagt viel zu engstirnig! Ich hab erst vor kurzem auf 15-20k im Jahr verzichtet um in meinen derzeitigen Traumjob in der Forschung unterzukommen. Das betrachte ich auch jetzt nach 1-2 Jahren immer noch als absolut richtige Entscheidung.

Ggf. war meine Aussage nicht verständlich genug formuliert. Ich bezog mich weniger auf Studiengänge, die für diverse Jobs schlicht unerlässlich sind, als mehr darauf, dass man sich ein Studium nicht zwingend für jeden Job antun muss. Es sei denn natürlich, man möchte studieren - egal, ob man das Studium zwingend braucht. Was mich zu meiner Aussage oben zurück bringt.

Fairerweise ist das Wort Karriere aber auch ein dehnbares. Karriere kann man auf viele Arten machen, das setzt nicht zwingend einen Job in der obersten Führungsetage voraus.
Nein, zwingend ist das nicht für alle Jobs! Aber wer sagt denn, dass beides sich ausschließen muss? Vielleicht will ich ja einen Job machen, für den ich zwar kein Studium brauch, aber ich dennoch solch ein Studium machen möchte. Eine Ausbildung muss ich ja sowieso machen! Und wenn ich dann wählen muss zwischen 2,5 Jahre Berufsausbildung und 3 Jahren bis zum Bachelor ist die Entscheidung klar. Denn da dürfte auch die heutige gängige Meinung mit reinspielen, dass man mit Studium weniger eingeschränkt ist. Äquivalent könnte man auch fragen, warum Leute mit Abi den Beruf des Frisörs erlernen!

Auch finde ich die Ansicht falsch, dass man sich ein Studium "antut". Ich persönlich habe eine Berufsausbildung gemacht und ein Studium. Beides war nix, wo ich im Nachhinein gesagt hätte, dass ich mir damit was "angetan" habe. Beides waren Abschnitte in meinem Leben, die ich nur ungern missen möchte!
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Milady de Winter
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Milady de Winter »

Gruwe hat geschrieben:(15 Aug 2018, 21:09)

Interesse! Wissensdurst!

Was soll das bedeuten "ultimativ" bewirkt? Kannst du das ein wenig spezifizieren?
Gerne. Wenn Du das Studium rein aus Interesse und Wissensdurst, nicht aber im Hinblick auf eine fachliche oder berufliche Weiterentwicklung gemacht hast, dann ignorier' die Frage. Ansonsten meinte ich damit, ob das Studium komplementär war bzw. es Dir Türen in Bereiche geöffnet hat, zu denen Du mit dem ersten bzw. ohne das zweite Studium schlecht oder gar keinen Zugang gehabt hättest. Also ob es Dich ultimativ auch praktisch weitergebracht hat, und nicht nur Deinen Wissensdurst gestillt hat. Was übrigens auch völlig in Ordnung wäre, falls Du diese Aussage von mir fälschlicherweise als negativ konnotiert empfindest.
Nein, zwingend ist das nicht für alle Jobs! Aber wer sagt denn, dass beides sich ausschließen muss? Vielleicht will ich ja einen Job machen, für den ich zwar kein Studium brauch, aber ich dennoch solch ein Studium machen möchte. Eine Ausbildung muss ich ja sowieso machen! Und wenn ich dann wählen muss zwischen 2,5 Jahre Berufsausbildung und 3 Jahren bis zum Bachelor ist die Entscheidung klar. Denn da dürfte auch die heutige gängige Meinung mit reinspielen, dass man mit Studium weniger eingeschränkt ist.
Kommt m.E. drauf an, was du letztendlich machen willst, aber im allgemeinen stimme ich Dir da zu.
Auch finde ich die Ansicht falsch, dass man sich ein Studium "antut". Ich persönlich habe eine Berufsausbildung gemacht und ein Studium. Beides war nix, wo ich im Nachhinein gesagt hätte, dass ich mir damit was "angetan" habe. Beides waren Abschnitte in meinem Leben, die ich nur ungern missen möchte!
Auch hier: Zustimmung. Ich kenne aber etliche Leute, die der Meinung sind und waren, sie müssten "irgendwas" studieren, weil sie ohne Studium keine Chance hätten. Bei denen war es schon ein Stück weit "antun". Bei Dir und vielen anderen nicht, und das ist positiv.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Misterfritz »

frems hat geschrieben:(15 Aug 2018, 13:10)
Was glaubt Ihr, welche Gründe hier eine Rolle spielen? Fehlen den Befragten einfach die Ambitionen?
Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Generation Erben nicht mehr ganz so viel erarbeiten muss, um z.B. Eigentum zu erwerben.
Und dann kommt noch ein Aspekt hinzu: Viele von denen, die jetzt studieren, sind auch nicht gerade in Armut aufgewachsen, mussten sich nicht unbedingt anstrengen, um konsumieren zu können.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Kiwikopf »

Wiederum konnte man früher mit einer vergleischweise einfachen Ausbildung sehr gut eine Familie gründen und Eigentum erwerben, wenn man hier von "Generationen" spricht. Vielleicht bietet der Aufwand auch einfach nicht ausreichend Belohnung.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von imp »

Kiwikopf hat geschrieben:(15 Aug 2018, 21:43)

Wiederum konnte man früher mit einer vergleischweise einfachen Ausbildung sehr gut eine Familie gründen und Eigentum erwerben, wenn man hier von "Generationen" spricht. Vielleicht bietet der Aufwand auch einfach nicht ausreichend Belohnung.
Als Facharbeiter in der passenden Firma kannst du heute immer noch viel Geld verdienen.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Misterfritz »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Aug 2018, 21:48)

Als Facharbeiter in der passenden Firma kannst du heute immer noch viel Geld verdienen.
Das ist richig,
allerdings sind auch einige Berufe, die verhältnismässig gut verdient haben und viele Vergünstigungen bekamen, sind einfach weggefallen: Sämtliche Berufe im (Steinkohle-)Bergbau.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von imp »

Misterfritz hat geschrieben:(15 Aug 2018, 21:55)

Das ist richig,
allerdings sind auch einige Berufe, die verhältnismässig gut verdient haben und viele Vergünstigungen bekamen, sind einfach weggefallen: Sämtliche Berufe im (Steinkohle-)Bergbau.
Bevor das zu Beschäftigungstherapie aus Erhaltungsgründen wurde, war Bergbau, ob unter Tage oder im Tagebau, eine extrem gesundheitsschädliche Schwerarbeit. Daher gab es auch Zulagen. Ob nun Kohle, Kali, Eisenerze oder Uran.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Kiwikopf hat geschrieben:(15 Aug 2018, 21:43)

Wiederum konnte man früher mit einer vergleischweise einfachen Ausbildung sehr gut eine Familie gründen und Eigentum erwerben, wenn man hier von "Generationen" spricht. .
Kann man heute auch noch, wenn man denn bereit ist, den gleichen Verzicht wie damals zu üben und einen geringeren Lebensstandard in Kauf zu nehmen.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von jorikke »

Misterfritz hat geschrieben:(15 Aug 2018, 21:55)

Das ist richig,
allerdings sind auch einige Berufe, die verhältnismässig gut verdient haben und viele Vergünstigungen bekamen, sind einfach weggefallen: Sämtliche Berufe im (Steinkohle-)Bergbau.
Dafür sind neue entstanden in denen man auch gut verdienen kann. Ich denke da an einige Bekannte, die haben nie einen rechten Abschluss gemacht, max. "Mittlere Reife". Autodidaktisch haben sie sich aber in die verschiedensten Ebenen des IT-Zeitalter eingearbeitet und verdienen heute alle weit über 100k.
Zeugnisse, Abschlüsse, Titel usw. werden weit überschätzt.
Man glaubt sie zu brauchen, was in der Regel auch richtig ist. Letztlich zählt aber der Mensch und wenn der im Job gut ist, wird jeder Chef Diplome hintan stellen.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Misterfritz »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Aug 2018, 22:02)

Bevor das zu Beschäftigungstherapie aus Erhaltungsgründen wurde, war Bergbau, ob unter Tage oder im Tagebau, eine extrem gesundheitsschädliche Schwerarbeit. Daher gab es auch Zulagen. Ob nun Kohle, Kali, Eisenerze oder Uran.
Ich weiss, ich habe lange genug in der Gegend gelebt und kenne sehr viele Leute dort. Einige haben vorher sogar andere Sachen gelernt, um dann doch wegen Verdienst in den Bergbau zu gehen. Es ging aber eben nur um den Verdienst.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Gruwe »

Milady de Winter hat geschrieben:(15 Aug 2018, 21:19)

Gerne. Wenn Du das Studium rein aus Interesse und Wissensdurst, nicht aber im Hinblick auf eine fachliche oder berufliche Weiterentwicklung gemacht hast, dann ignorier' die Frage. Ansonsten meinte ich damit, ob das Studium komplementär war bzw. es Dir Türen in Bereiche geöffnet hat, zu denen Du mit dem ersten bzw. ohne das zweite Studium schlecht oder gar keinen Zugang gehabt hättest. Also ob es Dich ultimativ auch praktisch weitergebracht hat, und nicht nur Deinen Wissensdurst gestillt hat. Was übrigens auch völlig in Ordnung wäre, falls Du diese Aussage von mir fälschlicherweise als negativ konnotiert empfindest.
Naja, lässt sich das denn trennen?

Wenn mich eine Thematik derart interessiert, dass ich mich in Form eines nebenberuflichen Fernstudiums damit beschäftige, wieso sollte man dann ausschließen, dies nicht auch irgendwann mal in beruflicher Hinsicht zu nutzen?

Ob es mir beruflich was gebracht hat? Naja, das war jetzt sicherlich nicht meine Hauptintention. Mein erstes Studium war Elektrotechnik, verdinge mich in diesem Beruf in der energietechnischen anwendungsbezogenen Forschung. Mein Zweitstudium war nun Wirtschaftswissenschaft, im Master jetzt (gerade begonnen) VWL. Ich denke mal, dass wirtschaftliche Kenntnisse für einen Ingenieur sicher immer das Potential haben, dass er es gewinnbringend einbringen kann. Jetzt vielleicht nicht im derzeitigen Forschungsbereich, aber das ist ja auch nur ein Abschnitt im Berufsleben. Wäre dies allerdings mein alleiniges bzw. hauptsächliches Ziel gewesen, so hätte ein passendes Aufbaustudiengang/Weiterbildung "Wirtschaft für Ingenieure" oder sowas sicherlich ein besseres Aufwands-Nutzen-Verhältnis gehabt. Oder ich hätte mich in meinem Zweitstudium vermehrt in Richtung BWL orientieren müssen anstatt VWL.

Auch hier: Zustimmung. Ich kenne aber etliche Leute, die der Meinung sind und waren, sie müssten "irgendwas" studieren, weil sie ohne Studium keine Chance hätten. Bei denen war es schon ein Stück weit "antun". Bei Dir und vielen anderen nicht, und das ist positiv.
Na, das unterstellt aber nochmal teilweise, dass das Groh der Studenten sich förmlich durch das Studium "quält" ;) Das kann ich nun aus meiner persönlichen Erfahrung nicht so bestätigen. Dass sich einige mehr, andere weniger leicht tun, ist aber auch logisch!

Ein Aspekt möchte ich vielleicht noch anbringen, der mir "aufgefallen" ist: Ich finde es macht einen sehr großen Unterschied, aus welchem familiären Hintergrund die Leute stammen. Viele meiner Bekannten/Kommilitonen aus Arbeiterfamilien, die wollten eher einen interessanten Job haben und sich selbst verwirklichen. Klar, man will natürlich auch Geld verdienen, ist doch logisch. Aber bei denen stand das spätere Einkommen, etc. eindeutig weiter hinten an als bei denen, die aus Akademiker-Familien kamen. Genau so war es bei mir auch! Ich kam auch aus einer Arbeiterfamilie bzw. Alleinerziehender-Haushalt, wo es halt immer relativ eng war. Nichts im Gegensatz zu dem Lebensniveau heute. Da ist man dann doch eher geneigt, "weiche" Faktoren höher zu gewichten!
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Skull »

Skull hat geschrieben:(15 Aug 2018, 20:55)

Guten Abend,

zwei Beiträge...entsorgt.

Ergänze...nun vier.
Und nochmals Beiträge...entsorgt.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Gruwe »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Aug 2018, 22:02)

Bevor das zu Beschäftigungstherapie aus Erhaltungsgründen wurde, war Bergbau, ob unter Tage oder im Tagebau, eine extrem gesundheitsschädliche Schwerarbeit. Daher gab es auch Zulagen. Ob nun Kohle, Kali, Eisenerze oder Uran.
Naja, aber wirklich nur ganz früher!

Ich habe meine Berufsausbildung im Steinkohle-Bergbau im Saarland gemacht und war 2003-2004 selbst noch unter Tage. Extrem gesundheitsschädliche Schwerarbeit war das sicher nicht, aber logischerweise auch kein Schreibtisch-Job. Das Klima und die Dunkelheit waren da die Punkte, die die Arbeit "ungewohnt" machten.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Uffzach »

frems hat geschrieben:(15 Aug 2018, 13:10)
Was glaubt Ihr, welche Gründe hier eine Rolle spielen?
Die Ideologie des egozentrischen Individualismus wirkt nicht nachhaltig, wenn es de facto keinen Überlebenskampf mehr gibt.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von imp »

Gruwe hat geschrieben:(15 Aug 2018, 22:23)

Naja, aber wirklich nur ganz früher!
Der Uranbergbau endete 1990.
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Maltrino
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Maltrino »

Mal gucken ob ich es auch bei diesem unspektakulärem Thema, welches ja ein bischen an das Automobilindustriethema erinnert, es auch schaffe, dass jeder schreit dass ich Unrecht habe...

Vieles wurde schon gesagt, natürlich ist es unattraktiv Karriere anzustreben wenn man beobachten konnte wie andere damit auf die Schnauze fallen. Richtig, warum soll ich mein Leben lang damit verbringen jemand anderen berühmt zu machen und ihm Geld einzubringen?
frems hat geschrieben:...
Was glaubt Ihr, welche Gründe hier eine Rolle spielen? Fehlen den Befragten einfach die Ambitionen? Sind sie stärker werteorientiert, bspw. hinsichtlich der zunehmenden Bedeutung von Familie und Freunden? ...
Vergleich dies mit folgendem Zitat aus dem Artikel den du verlinkt hast:

"Ein interessanter Nebenaspekt: Laut der Studie geben nur 27 Prozent der Studenten gesellschaftlichem Engagement in ihrem Leben eine große Bedeutung."

Was ist das? Familie zuerst, Gesellschaft nicht mal zweitrangig, rein fünftrangig... Das ist die klassiche Denke von Kindern aus konservativen Familien. Und zwar so konservativ, dass man nicht mal mehr Führungspositionen anstrebt, denn Führer sind ja immer immer auch zwangsläufig "revolutionär", da sie selber die Richtung angeben müssen. Ein Satz wie Kinder dürfen nicht von der Gesellschaft erzogen werden ist typisch zum Beispiel auch für religiös eingestellte konservative Menschen. Und offenbar ist es so, dass immer mehr junge Menschen in "konservative" bis "spießbürgerliche" Familien hineingeboren wurden und dies dort gelernt haben. Warum? Unbequeme aber einfach Antwort: Durch die Verhütungsmittel (Pillenknick) kriegen nur solche Leute Kinder die es bewusst planen oder die die finanziellen und zeitlichen Ressourcen haben eine "normale" Familie zu gründen, und das sind eben eher (ich nenne es mal so) "spießbürgerliche".

Ich glaube der Schlüssel um das alles zu verstehen ist nicht unbedingt die Sache mit der Karriere und auch nicht unbedingt die Sache mit der Familie, ich glaube der Schüssel ist die mangelnde Bereitschaft zu gesellschaftlichem Engegement. Die Vertreter der 68er, aber auch der Baby-Boomer Generation schafften durch politisches und gesellschaftliches Engegement etwas zu bewirken. Warum sie dies taten weiß ich nicht.

Meine Generation (also die Generation die laut eurer Meinung die dümmste aller Generationen ist, ich denke damit wisst ihr was ich meine) versuchte es auch, und zwar teilweise noch recht aggressiv und hypermotiviert, scheiterte aber aus verschiedenen Gründen, unter anderen weil es eben auch in meiner Generation schon Leute gibt die eben nicht diese Aggressivität zeigen. Kurz gesagt: Die Piratenpolitiker waren zwar noch engagiert aber auch schon zu brav. Aggresivität und Gesellschaftlices Engegement bedingen sich deshalb gegenseitig, weil nur jemand die Gesellschaft verändern (verbessern) will, der ein Sendungsbewusstsein hat, der im Extremfall die Massen "formen" will. Diese Agresivität, dieses Sendungsbewusstsein, dieses "Ich will die Gesellschaft formen" findet sich auch häufig bei Menschn aus zerrütteten oder schwierigen Familien. Dieses typische "Mir gings scheiße, anderen soll es mal besseren gehen, und zwar allen anderen, nicht nur meinen Kindern", das findet sich nicht bei Leuten die 20 Jahre lang keine Schwierigkeiten gehabt haben.

Die Aggresivität, die vor allem gesellschaftliches Engagement (im guten wie im schlechten), aber offenbar auch Karrierewillen, verursacht, wird nicht mehr hervorgebracht. Mangelndes gesellschaftliches Engagement bedeutet nicht nur, dass niemand mehr ehrenamtlich eine Kindergruppe betreut, es bedeutet auch, dass (fast) niemand mehr die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse ändern will. Ich glaube trotzdem noch, dass es einzelne Leute geben wird die das wollen, aber die Gründe dafür werden äußerst seltsam sein. Es wird eher so sein, dass Leute die Gesellschaft ändern wollen weil ihnen die Gesellschaft noch "zu verdorben" erscheint, also Leute aus konservativem Elternhaus, die den Liberalismus der Gesellschaft ablehnen.

Die Gesellschaft wird sich also immer mehr zu etwas entwickeln was wohl am ehesten mit manchen religiösen Gemeinschaften vergleichbar ist. Niemand zweifelt grundsätzlich an der Gesellschaft, man "glaubt" vielmehr an sie und versucht sie nicht mehr zu verbessern sondern nur noch "reiner" zu machen. Man strebt Führungspositionen auch nicht mehr bewusst an (fehlende Aggresivität) sondern wird nur noch von bisherigen Führern "berufen". Heißt, es entwickelt sich (ähnlich wie in einigen Religionsgemeinschaften erkennbar) eine seltsam bürokratisch anmutende Führungselite, zu der theoretisch jedes Mitglied der Gemeinschaft gehören kann, praktisch aber erstaunlicherweise nur Leute die unfassbar glatt, geschmeidig, angepasst, gutaussehend, rhetorisch perfekt sind und gut auswendig lernen können.

Fast niemand strebt also aktiv und aggresiv eine Führungsrolle an, aber es muss zwangsläufig trotzdem Führer geben. Diese Führer werden euch gefallen, weil sie viel glatter und telegener sind als so Typen wie ich, aber es wird, joa, halt etwas langweilig, um es mal so auszudrücken. Wie gesagt, den meisten hier im Forum wird dieses zukünftige Deutschland glaube ich sehr gefallen. Keine Maltrinos, keine Ponaders, keine Christoph Lauers, die mit wirren Augen irgendwelche Forderungen stellen... EInfach nur gutaussehende aalglatte junge Leute, die höchstens noch Sachen sagen wie "Wir müssen unsere Werte verteidigen" oder sowas wie "Wir müssen unsere Werte vor dem Islam verteidigen"...

Wie gesagt, die fehlende Aggresivität die Gesellschaft zu verändern ist glaube ich der Schlüssel. Und wie gesagt, ich glaube das was dann geschehen wird kann man am ehesten in religiösen Gruppen sehen. Die Mehrheit wird nichts groß hinterfragen und im tagtäglichen Geschäft seriös und kontinuierlich mitmachen. Aber ein paar werden zu "Fanatikern", da sie der Meinung sind, dass die Mehrheit der "Bürokraten" nicht aktiv genug die Werte der Gemeinschaft gegen "unreine Elemente" verteidigen. So ein Konstrukt wie "Deutschland" wird also zur Glaubenssache. Die Mehrheit wird einfach dran glauben und normal mitarbeiten, aber ein paar wenige werden der Meinung sein, dass man Deutschland noch mehr verteidigen muss, zum Beispiel gegen den Islam, zum Beispiel gegen linksliberale die mit ihrer Weltoffenheit den Islam reinlassen... usw. usw. Und damit meine ich nicht nur Neurechte, sondern auch extrem linke Islamkritiker.

Und "kein Bock auf Karriere" ist da nur ein Symptom dessen was ich beschrieb. Ob ich Recht hab kann ich nicht beweisen, aber irgendsoeinen Eindruck habe ich da. Und damit will ich nicht über "die jungen Leute" jammern. Schuld daran sind die älteren die es haben "soweit kommen lassen". Und vielelicht ist diese "fehlende Aggresivität" ja auch ganz gut. Es verhindert zwar Leute wie mich in gesellschaftlich relevanten POsitionen aber hoffentlich auch Leute wie "Realist" oder "3 mal schwarzer Kater"... So, fertig.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Brainiac »

Eine Einschätzung zum Strangthema aus dem IT-Business. Führungskräfte in der IT sind heutzutage, soweit ich das in diversen Großkonzernen beobachte, sehr stark mit administrativ / formellen Aufgaben ausgelastet (Budget-/, Ressourcenplanung etc) und kommen kaum noch zu inhaltlich gestalterischer Tätigkeit. Das bekommen die ganzen Praktikanten und Werksstudenten natürlich mit und betrachten somit eine formelle Führungsfunktion als wenig attraktiv. Vielleicht ist das ein Teil der Erklärung des eingangs dargestellten Trends. Die Berufsanfänger wollen coole Systeme designen und bauen und nicht irgendwelche Planungstemplates mit Zahlen füllen.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von H2O »

Brainiac hat geschrieben:(16 Aug 2018, 00:44)

Eine Einschätzung zum Strangthema aus dem IT-Business. Führungskräfte in der IT sind heutzutage, soweit ich das in diversen Großkonzernen beobachte, sehr stark mit administrativ / formellen Aufgaben ausgelastet (Budget-/, Ressourcenplanung etc) und kommen kaum noch zu inhaltlich gestalterischer Tätigkeit. Das bekommen die ganzen Praktikanten und Werksstudenten natürlich mit und betrachten somit eine formelle Führungsfunktion als wenig attraktiv. Vielleicht ist das ein Teil der Erklärung des eingangs dargestellten Trends. Die Berufsanfänger wollen coole Systeme designen und bauen und nicht irgendwelche Planungstemplates mit Zahlen füllen.
Da muß man doch wohl unterscheiden, in welche Art von Unternehmen eine IT-Spitzenkraft tätig ist. Was Sie hier ansprechen, das kann ich mir allenfalls in einem Betrieb vorstellen, der im wesentlichen IT-Projekte und Produkte herstellt, die einen sehr ausgeprägten IT-Anteil haben. Nach meinen Erfahrungen sind begehrte Gehaltsstufen doch Mitarbeitern offen, die sich in ihrem Verantwortungsbereich als belastbar und teamfähig erwiesen haben. Dann wäre es sicher verwunderlich, wenn am Ende nicht auch hochqualifiziertes technisches Personal mit Führungsaufgaben betraut wird. Immerhin kann diese Führungskraft durch Fachkenntnis und Berufserfahrung abschätzen, mit welchen Risiken der Betrieb in neue Produkte/Projekte einsteigen wird. Unmittelbar daran arbeiten, das wird nicht funktionieren. Da müssen doch Menschen geführt werden und Konflikte geglättet werden, und von der Führungskraft wird erwartet, daß unter dem Strich Pläne erfüllt und Mittelvorgaben nicht überschritten werden. Schließlich kommt noch das klärende technische Gespräch mit wichtigen Kunden dazu.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine technische Führungskraft sich im wesentlichen mit Führungswerkzeugen beschäftigt. Das wäre ja in der Tat ein Verrat an ihren Begabungen, aus vielen Ideen der Mitarbeiter etwas Neues und Besseres an zu steuern. Um den Job würde ich mich als Techniker auch nicht bemühen. Das Angebot würde mich eher in Selbstzweifel stürzen. Auf die "Karriere" hätte ich auch keinen Bock!
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Brainiac »

H2O hat geschrieben:(16 Aug 2018, 01:19)

Da muß man doch wohl unterscheiden, in welche Art von Unternehmen eine IT-Spitzenkraft tätig ist. Was Sie hier ansprechen, das kann ich mir allenfalls in einem Betrieb vorstellen, der im wesentlichen IT-Projekte und Produkte herstellt, die einen sehr ausgeprägten IT-Anteil haben. Nach meinen Erfahrungen sind begehrte Gehaltsstufen doch Mitarbeitern offen, die sich in ihrem Verantwortungsbereich als belastbar und teamfähig erwiesen haben. Dann wäre es sicher verwunderlich, wenn am Ende nicht auch hochqualifiziertes technisches Personal mit Führungsaufgaben betraut wird. Immerhin kann diese Führungskraft durch Fachkenntnis und Berufserfahrung abschätzen, mit welchen Risiken der Betrieb in neue Produkte/Projekte einsteigen wird. Unmittelbar daran arbeiten, das wird nicht funktionieren. Da müssen doch Menschen geführt werden und Konflikte geglättet werden, und von der Führungskraft wird erwartet, daß unter dem Strich Pläne erfüllt und Mittelvorgaben nicht überschritten werden. Schließlich kommt noch das klärende technische Gespräch mit wichtigen Kunden dazu.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine technische Führungskraft sich im wesentlichen mit Führungswerkzeugen beschäftigt. Das wäre ja in der Tat ein Verrat an ihren Begabungen, aus vielen Ideen der Mitarbeiter etwas Neues und Besseres an zu steuern. Um den Job würde ich mich als Techniker auch nicht bemühen. Das Angebot würde mich eher in Selbstzweifel stürzen. Auf die "Karriere" hätte ich auch keinen Bock!
So wie Sie es beschreiben, sollte es natürlich eigentlich sein. ;) Wer aufsteigt, tut dies zumeist (auch) aufgrund guter bis sehr guter fachlicher Fähigkeiten, daneben kann man gut kommunizieren, motivieren, führen, und so weiter. DH. so jemandem kann kein Mitarbeiter ein X für ein U vormachen. Für die Kunden ist man der zentrale Ansprechpartner. Und bei den wesentlichen inhaltlichen Weichenstellungen ist man führend dabei. So die Theorie.

So die Theorie, aber meine Feststellung bleibt, dass die Formalitäten und Berichtspflichten für IT-Führungskräfte einen sehr großen Raum einnehmen. Es gibt ja auch immer mehr ausgefeilte Planungs- und Controllingtools, die zu pflegen sind, und selten stellt jemand die Frage, wozu? Da bleibt wenig Zeit für mehr. Meine Beobachtungen stammen vor allem aus dem Innenleben großer deutscher Telekommunikationsunternehmen.
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Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von H2O »

Brainiac hat geschrieben:(16 Aug 2018, 19:00)

So wie Sie es beschreiben, sollte es natürlich eigentlich sein. ;) Wer aufsteigt, tut dies zumeist (auch) aufgrund guter bis sehr guter fachlicher Fähigkeiten, daneben kann man gut kommunizieren, motivieren, führen, und so weiter. DH. so jemandem kann kein Mitarbeiter ein X für ein U vormachen. Für die Kunden ist man der zentrale Ansprechpartner. Und bei den wesentlichen inhaltlichen Weichenstellungen ist man führend dabei. So die Theorie.

So die Theorie, aber meine Feststellung bleibt, dass die Formalitäten und Berichtspflichten für IT-Führungskräfte einen sehr großen Raum einnehmen. Es gibt ja auch immer mehr ausgefeilte Planungs- und Controllingtools, die zu pflegen sind, und selten stellt jemand die Frage, wozu? Da bleibt wenig Zeit für mehr. Meine Beobachtungen stammen vor allem aus dem Innenleben großer deutscher Telekommunikationsunternehmen.
In einem solchen Betrieb hielten mich nur sehr liebgewordene Kollegen und Kolleginnen. Ansonsten recht bald wilde Flucht oder die Bitte um Projektverantwortung unterhalb dieser Art Führungsebene. Dann blüht ein Techniker doch regelrecht auf, und alle sind glücklich.
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Maltrino
Beiträge: 998
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 12:40

Re: Kein Bock auf Karriere?!

Beitrag von Maltrino »

frems hat geschrieben:...

Was glaubt Ihr, welche Gründe hier eine Rolle spielen? ...
Es könnte aber auch sein, dass mein Geschreibsel von gestern nicht die (ganze) Wahrheit ist.

Nachdem ich mich heute eine Stunde lang mit jemandem unterhalten habe der um einige jünger ist als ich, vermute ich dass es auch so sein könnte:

Der Rückzug ins Private, und das ist es wenn Familie wichtiger und soziales Engagement unwichtiger werden, könnte Folge einer tiefen Kränkung und Demütigung dieser jüngeren Generationen durch (logischerweise) vor allem die älteren Generationen sein.

In katastrophalen, existenziellen Extremsituationen hat man nicht mehr die Kraft eine ganze Gesellschaft zu retten. Man schafft es nur noch an die paar Menschen im engsten Umfeld zu denken. Wenn ich so darüber nachdenke: Ich selber kenne diese Gefühle. Die Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich engagiert habe, wo ich hochmotiviert zu Events gefahren bin wo es darum ging anderen zu helfen oder "Gesellschaft zu formen", das waren die Zeiten in denen es mir psychisch und vor allem physisch (körperlich) gut ging. In Zeiten wo dies nicht der Fall war, in Teils absurd katastrophalen Zeiten hatten sich meine Gedanken extremst ins "enge" zurückgezogen. Plötzlich war nur noch wichtig zumindest noch Familie zu gründen und eine gute Zeit in nem "Haus am See" leben. Das waren die einzigen Ziele die ich in solchen existentiellen, extremsten, katastrophalsten Situationen hatte. Alles andere waren vielleicht Tagträume, aber konnten keine wirklichen Ziele mehr sein. Und: Wenn es jemandem in meinem Alter, oder gar in noch jüngerem Alter, so schlecht geht, dann hat das meist Gründe die außen (nicht bei sich selbst) zu suchen sind. Einem jungen oder "nicht altem" Menschen geht es meistens nicht einfach so von alleine schlecht. Das hat meistens Gründe.

Folgender Artikel (der aber auch einiges durcheinanderbringt) bringt es so auf den Punkt:

https://www.focus.de/panorama/welt/arbe ... 25714.html

Die Chefs, die Angehörigen der Babyboomer Generation sind laut Meinung des Verfassers schuld.

Ich sprach von "fehlender Aggresivität" der jungen Leute. Vielleicht habe ich es falsch gedeutet. Vielleicht ist dies eher fehlende Kraft. Die Demütigungen der älteren Generationen haben zu einem Zustand geführt, in dem diese jungen Leute (obwohl sie jung sein) keine Kraft mehr haben, die es braucht wenn man die Gesellschaft formen oder bewusst "Karriere machen" will. Es bleibt nur noch Kraft für das allerwesentlichste was notwendig ist um die Menschheit zu erhalten: Familie zu gründen und nett und hoffentlich gefahrlos vor sich hin zu leben. Das alles ist die "Schuld" der älteren Generationen. Vielleicht verläuft die Reihe ungefähr so: Die Nazigeneration führte zur Demütigung aller. Sofort nach dem Krieg wurde, im Verdrängen dieser Demütigungen (die Opfer der Nazis waren sogar tot), eine heile Welt gesucht und beschworen. Ein lustiger Heinz Erhardt, der die Familie bespaßt, ist wohl Ausdruck dieser "Idylle" die nach der Katastrophe gesucht wurde. Erst aus so einer "Idylle" heraus, wo wenig Kränkungen stattfanden, konnten die 68er und später die Babyboomer selbstbewusst Forderungen stellen, nicht nur an das eigene Umfeld, sondern an die ganze Gesellschaft. Wenn ich daran denke was wir (die Generation der ca. 1978 bis 1980 geborenen) in der Schule und in der Uni für einen ideologischen Balast sowohl der 68er, als auch der Babyboomer aufgeladen bekamen. Es war unmöglich das alles zu erfüllen, schlicht unmöglich. Die Folge: Man hatte ständig etwas an uns zu kritisieren, weil wir logischerweise nicht voll und ganz der Ideologie der 68er, der Babyboomer und der "deutschen Werte" ganz allgemein entsprechen konnten. Und wenn ich mir jetzt vorstelle, dass die heute 20 jährigen immer noch unter der "Herrschaft der Babyboomer" und ihrer aggresiven aber nicht zeitgemäßen Forderungen aufwachsen, gleichzeitig enttäuscht sind dass von den Menschen "meiner Generation" nichts kommt, obwohl viele jüngeren sich ganz offensichtlich darüber freuen würden, dann ist klar: Diese jungen Leute können nicht den völlig unrealistischen und unzeitgemäßen Anforderungen der aggressiven und zahlenmäßig starken und mächtigen Babyboomer (Chefs) entsprechen, ihnen fehlt aber der Zuspruch anderer Generationen ("meiner Generation") die schon zu geschwächt ist. Wir erleben also, dass die mächtigste Generation der letzten Jahrzehnte, die Babyboomer Generation, die in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur fast alle Schlüsselpositionen besetzt, die nachfolgenden Generationen "zu Tode regiert" hat. Die absolute Dominanz der älteren Generationen, jetzt vor allem dieser Babyboomer Generation, wurde von den auch zahlenmäßig schwächeren nachfolgenden Generationen als ständige Demütigung wahrgenommen. Als Katastrophe, als existenzielle Bedrohung. Die Folge: Siehe Anfang dieses Textes.

PS: Sie auch dort https://www.deutschlandfunk.de/rueckzug ... _id=380783 Der "Rückzug ins Private" wird auch dort nicht unbedingt als "Es geht ihnen zu gut" beschrieben, sondern als Folge der Flucht vor größeren, von außen hereinprasselnden, Problemen. Ob das jetzt unbedingt die genannten Probleme sein müssen, die die Nachrichten beherrschen, sei mal dahingestellt.

So, ich hoffe ich erfahre morgen nicht neues schaudererregendes und muss mich nochmal ergänzen.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
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