Gruwe hat geschrieben:Oder bei welcher Kraftwerksart genau werden die externen bzw. sozialen Kosten VOR der staatlichen Intervention im Marktpreis berücksichtigt? Da wäre mir keine bekannt!
Genau da liegt der Knackpunkt
Keine wie immer geartete Fairness - ganz im Gegenteil -
eine Steilvorlage für jeden kurzsichtigen Gegner jeglicher EE. Muss doch bei den Stromkosten der Anteil aller einzelnen Anteile für nur eine Stromart in allen Details aufgelistet, als Erklärung für den Gesamtstrompreis herhalten.
Weder die externen Kosten, noch die sozialen Kosten die durch "konventionelle" Stromerzeugung erwachsen, sind direkt im Preis für den privaten Abnehmer enthalten. Für industrielle Abnehmer gelten andere Regeln, die hier unerheblich sein müssen, weil es hier ausschließlich um den private Endnutzer geht.
Es gibt sehr detaillierte Untersuchungen verschiedener Institutionen, welche das Szenario der Gesamtkosten die man Strom aus AKW oder bei der Kohleverstromung ansetzen müsste, sehr genau beziffern. Das würde schon sehr lange und vollkommen klar beweisen, wo wir alle - Unternehmen und Privat - die größten Kosten tatsächlich haben.
Da sich die Steuer für den Endverbraucher allerdings "nur" auf die bekannten und "sichtbaren" Kosten beziehen, ist diese deutlich zu niedrig um den tatsächlichen externen bzw. sozialen Kosten auch nur nahe zu kommen.
Bezahlt werden diese Kosten höchst indirekt über eine ganze Reihe von Steuern und Abgaben - darunter, wie auch für andere versteckte Subventionen für Kosten, der ganze Bereich Gesundheit bzw. Folgekosten, welche z.B. aus Luftverschmutzung entstehen. Andere Bereiche, wie die Haftung für atomrechtliche Risiken (die im Prinzip weil für die Betreiber unbezahlbar hoch und wie man inzwischen weiß, auch unversicherbar) "großzügig" der Staat übernimmt. Selbst die spätere Entsorgung solcher Anlagen ist längst ein Kostenfaktor, der vom Staat aka "Steuerzahler" übernommen wird.
Würde man penibel all diese Kosten nach dem Verursacherprinzip auf den Strompreis anrechnen, würde der praktisch unbezahlbar sein. Der "Kompromiss", Kosten "anderweitig" zu verrechnen dürfte so alt sein wie jegliche menschliche Verwaltung.
Worauf es Menschen wie User Ebiker ankommt (selbstverständlich nicht nur ihm allein), ist der wunderbare Nutzen von einer Teilehrlichkeit wie sie die heutige Strompreisgestaltung anbietet. Ich bin mir dabei sicher, die hier genannten Argumente sind ihm durchaus zugänglich. Nur würde das seine sonstige Argumentationskette dauerhaft sprengen.
Ein ganz anderer Aspekt, etwas so wertvolles wie elektrischer Strom, ist doch Grundlage unserer heutigen Existenz. Wieso soll sich das nicht auch am Preis widerspiegeln ? Welcher private Haushalt (von der Industrie ganz zu schweigen) könnte in der heutigen Form überhaupt noch existieren ? Ein Blick über den "Tellerrand" z.B. nach Afrika zeigt, wie wichtig die dauerhafte Versorgung mit Elektrizität tatsächlich ist.
Auch wenn einige hiesige "Eintagsfliegen" die Zukunft gerne ausblenden möchten, wie kann es denn sein, dass man sich sichtlich keinerlei Gedanken über die Situation in 20 ... 30 ... 50 Jahren machen will ? Die fossilen "Betriebsstoffe" sind definitiv "endlich". Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bevor diese von unbezahlbar bis schlicht in ungenügender Menge vorhanden sein werden. In die üblich Falle, "wann davon" nichts mehr da sein wird gehe ich nicht - es reicht schon, wenn " unbezahlbar bis schlicht in ungenügender Menge" droht.
Wo werden spätestens dann die Strompreise für unsere Enkel wohl landen ? Schon heute stammt ein beträchtlicher Anteil der jährlichen Strommenge aus EE. Auch wenn dieser idiotischen Verweis auf das "Speiseeis" einfachere Gemüter in die "richtige Richtung" - gegen EE lenkt. Wer noch bei vollem Verstand ist und nicht der letzte egoistische Vertreter seiner Familie ist, wird von ganz alleine den Unterschied zwischen Investitionen in geeignete Anlagen und den laufenden Kosten für den Betrieb erkennen müssen.
Da wir Heute bestimmen, wie unsere Nachfahren Morgen leben werden, ist es nur fair, wenn wir Heute einen Teil der dafür notwendigen Kosten übernehmen. Wenn ich mir die jährlichen direkten Kosten für "fossile Brennstoffe" unseres bundesrepublikanischen Bruttoprimärenergiebedarfs ansehe - dann noch die schon erwähnten "diskreten Kosten" in deren Umfeld dazudenke, fehlt mir jedes Verständnis für so manches der kleinkarierten "Argumente" die sich hier immer wiederholen ohne je ihre Dummheit zu verlieren.
Was mich angeht, ich nutze die Idee der "Kupferplatte Deutschland" und beziehen meinen Strom über den Provider "Naturstrom" zu garantierten 100% aus EE. Zahle im kWh-Preis enthalten jeweils 1 Cent für den weiteren Ausbau EE durch Projekte meines Providers. Mit diesem gezielten Einkauf tue ich genau das, was jeder tun könnte, ich "benachteilige" alle Provider, die in ihrem "Strommix" weiterhin Kohle- und Atomstrom vermarkten. Das ist nicht unerheblich teuer - allein, dass ich NICHT von meinem örtliches EVU versorgt werde, kostet mich monatlich 6.- €uro um die meine DSL-Verbindung billiger sein könnte, wenn ich in beiden Fällen Strom und DSL über das lokale EVU beziehen würde. Immerhin +72€/a plus MwSt.
Sicher die "Lenkungswirkung" ist rudimentär, aber da ich jährlich so um die 12 MWh beziehe, auch nicht eben sehr klein. Jemand der so bei 4MWh/a liegt, ist der Kosteneffekt durchaus zu verschmerzen - wobei HT = 22,14 €-Cent und NT = 20,29 €-Cent (plus Umsatzsteuer) durchaus - zumindest mir als "erträglich" erscheinen. Neben den üblichen Strommengen, verwende ich ausschließlich el. Strom für Heizung. Zieht man die "sonst üblichen Verbräuche" ab und berücksichtigt dabei auch die Warmwasserbereitung, liege ich nicht übel im Kostenmix. Weder Kaminfegergebühren, noch sonstige Wartungskosten fallen nun schon seit mehreren Jahrzehnten an. Entsprechende kostenintensive Dämmmaßnahmen zahlen sich zunehmend aus.
Das ich außerdem über PV noch knapp 11MWh/a produziere (die selbstverständlich hier in meiner nächsten Umgebung verbraucht werden), ist das Wenige, was ich zur Verbesserung der Situation beitragen kann. Warum das über die ~1,6 Millionen Betreiber von PV hinaus nicht noch mehr tun wollen, ist mir mit Verlaub eher unverständlich. Jammern, stets die Schuld bei anderen suchen ist eben um vieles einfacher...
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)