Türkische Lira Krise

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garfield336
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von garfield336 »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 09:08)

Das ist mir sowieso ein Rätsel
Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
oder gewaltige Auslandsinvestments in Afrika.
Sondern im Gegenteil: Es wird immer mehr von unserem öffentlichen Eigentum, Land und Immobilien an irgendwelche Kapitalanleger aus eben jenen Handelsbilanzdefizitländern verhökert.
nun sie sind nicht auf grosse Devisenreserven auslänudischer Währung angewiesen.
Dennoch hat man doch grosse Goldbestände.

Die deutschen verleihen ihre Euros in die Türkei damit die hier einkaufen können. Das wird jetzt auch zu einem kleinen Problem.
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Skull
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 09:08)

Das ist mir sowieso ein Rätsel
Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
oder gewaltige Auslandsinvestments in Afrika.
Sondern im Gegenteil: Es wird immer mehr von unserem öffentlichen Eigentum,
Land und Immobilien an irgendwelche Kapitalanleger aus eben jenen Handelsbilanzdefizitländern verhökert.
Da muss man doch unterscheiden.

Die Export-Überschüsse werden von Firmen erzielt.
Diese tauschen die erhaltenen Mittel i.d.R. dann ja auch in Euros.
Oder bekommen sie per Vertrag in Euros.

Öffentliches Eigentum hat damit ja nichts zu tun.
Hat Null und Nichts mit den Handelsbilanzen, noch deren Defizitländern zu tun.

Solche "Bezüge" herzustellen macht keinen Sinn.

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3x schwarzer Kater
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 09:08)

Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
.
Warum auch? Die Exporte werden sicherlich größtenteils in EUR bezahlt.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Orbiter1
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 09:08)

Das ist mir sowieso ein Rätsel
Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
oder gewaltige Auslandsinvestments in Afrika.
Sondern im Gegenteil: Es wird immer mehr von unserem öffentlichen Eigentum, Land und Immobilien an irgendwelche Kapitalanleger aus eben jenen Handelsbilanzdefizitländern verhökert.
Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest. Deutschland ist Teil des Eurosystems mit der EZB als zentraler Notenbank. Die Währungsreserven des Eurosystems beliefen sich Ende Juni auf umgerechnet 690 Mrd €. http://www.ecb.europa.eu/stats/balance_ ... ur.en.html
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Orbiter1
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Hier mal ein Zitat aus einem Artikel von Welt online vom Februar 2014. Kommt einem irgendwie bekannt vor.

"Der Verfall der türkischen Währung trifft die Bevölkerung gleich doppelt. Während Konsumgüter immer teurer werden, steigen die Kosten für Kredite. Immer mehr Familien geraten in die Schuldenfalle. ... Seit dem letzten Jahr hat die türkische Währung konstant an Wert gegenüber Dollar und Euro verloren. So zahlte man vor einem Jahr noch 1,68 Lira für einen Dollar, heute sind es 2,26. Als vergangene Woche der Dollar die Marke von 2,40 erreichte, traf sich die türkische Zentralbank zum Krisengipfel. Ihre Entscheidung, den Leitzins von 4,5 auf 10 Prozent zu erhöhen, fiel unerwartet entschlossen – und gegen den Widerstand des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayip Erdogan – aus. .... Doch die Schwäche der Lira lässt nicht nur ausländische Investoren abwandern, sondern trifft auch die türkischen Verbraucher hart. Viele von ihnen sind hoch verschuldet. .... Ein weiteres Problem für die türkischen Verbraucher stellt ihre Abhängigkeit von importierten Gütern dar. Die Türkei leidet an einem hohen Leistungsbilanzdefizit, die Türken konsumieren mehr, als sie produzieren. Der teure Dollar treibt die Preise vieler Güter in die Höhe." Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... falle.html

Die aktuelle Situation müssten die Türken eigentlich gewohnt sein.
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schokoschendrezki
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von schokoschendrezki »

unity in diversity hat geschrieben:(14 Aug 2018, 00:55)

Das kommt nicht nur im Orient vor.
Die ungarischen Häuslebauer haben mal €-Kredite bei österreichische Banken aufgenommen. So etwas ist kein Problem, solange Währungen stabil bleiben.
Frankenkredite vor allem auch. Und sie wurden den Häuslebauern ohne jede Rückversicherung und Bonitätsprüfung in fast beliebiger Höhe gewährt. Natürlich nicht aus Dummheit sondern mit Bedacht. Das ging sehr häufig schief. Und dann kam die Bankenkrise. Und dann 2011 das von Orbán durchgedrückte Fremdwährungskredittilgungsgesetz. Das er populistisch als "Befreiung aus der Schuldensklaverei" verkaufte. Aber EU-Europa machte mit. Man muss das ganze komplexe Interessengemisch versuchen zu verstehen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Orbiter1
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Ist das jetzt alles was Erdogan als Antwort auf die Verdoppelung der Stahl- und Aluminiumzölle zu bieten hat?

"Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat als Reaktion auf US-Sanktionen einen "Boykott" elektronischer Geräte aus den USA angekündigt. Die USA hätten iPhones, doch "auf der anderen Seite" gebe es Samsung, sagte er im türkischen Fernsehen."

Das muß man ja schon fast als einen Schritt in Richtung Deeskalation sehen wenn das die einzige Reaktion auf die Zölle ist.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Audi »

Orbiter1 hat geschrieben:(14 Aug 2018, 11:27)

Ist das jetzt alles was Erdogan als Antwort auf die Verdoppelung der Stahl- und Aluminiumzölle zu bieten hat?

"Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat als Reaktion auf US-Sanktionen einen "Boykott" elektronischer Geräte aus den USA angekündigt. Die USA hätten iPhones, doch "auf der anderen Seite" gebe es Samsung, sagte er im türkischen Fernsehen."

Das muß man ja schon fast als einen Schritt in Richtung Deeskalation sehen wenn das die einzige Reaktion auf die Zölle ist.
Was soll Erdogan gegen die USA schon machen? Das schlimmste wäre, man wirft die USA raus und schließt alle US Basen im Land. Dort könnte er höchstens den USA weh tun
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Audi hat geschrieben:(14 Aug 2018, 12:31)

Was soll Erdogan gegen die USA schon machen?

Das schlimmste wäre, man wirft die USA raus und schließt alle US Basen im Land.
Dort könnte er höchstens den USA weh tun
Ich glaube nicht, dass das den USA weh tun wird.

Allenfalls der Türkei.
Weniger Basen, weniger Zuwendungen.
Weniger Zuwendungen...noch weniger Devisen.
Noch weniger Vertrauen...noch schwächere Lira. :D

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Orbiter1
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Skull hat geschrieben:(14 Aug 2018, 13:39)

Ich glaube nicht, dass das den USA weh tun wird.

Allenfalls der Türkei.
Weniger Basen, weniger Zuwendungen.
Weniger Zuwendungen...noch weniger Devisen.
Noch weniger Vertrauen...noch schwächere Lira. :D
Naja, heute und morgen ist ja der russische Außenminister Lawrow in der Türkei. Incirlik wäre sicher auch ein guter Standort für eine russische Luftwaffenbasis.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Alter Stubentiger »

Orbiter1 hat geschrieben:(14 Aug 2018, 14:19)

Naja, heute und morgen ist ja der russische Außenminister Lawrow in der Türkei. Incirlik wäre sicher auch ein guter Standort für eine russische Luftwaffenbasis.
Russland ist Nachbar. Wozu sollten die Basen brauchen? Und außerdem haben die Russen auch kein Geld. Das Renteneintrittsalter wurde erhöht.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

Orbiter1 hat geschrieben:(14 Aug 2018, 14:19)

Naja, heute und morgen ist ja der russische Außenminister Lawrow in der Türkei. Incirlik wäre sicher auch ein guter Standort für eine russische Luftwaffenbasis.
Ich glaube, da liegen schon irgendwelche Landebahnen rum.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Sorgenking »

Diese Währungskrise war halt so vorhersehbar, ein klassisches Beispiel für das Krisenmodell der 3.Generation.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Trutznachtigall »

Orbiter1 hat geschrieben:(14 Aug 2018, 11:02)

Hier mal ein Zitat aus einem Artikel von Welt online vom Februar 2014. Kommt einem irgendwie bekannt vor.

"... sondern trifft auch die türkischen Verbraucher hart. Viele von ihnen sind hoch verschuldet. "
Ach, die armen Türken. :(

Da kann man nur sagen, selbst schuld. Häufig bin ich in der Türkei gewesen auch schon zu Zeiten, als die Türkei noch kein Touristenland war und man sich hier an die Stirn tippte und meinte, ich wäre wohl plemplem, in das [Mod: editiert] zu reisen. Ich war in allen Regionen - Istanbul, Ankara, Westküste, Südküste, Zentralanatolien, Ostanatolien, Schwarzmeerregion, Kurdengebiete (Diyarbakir). Ich habe sehr wohl mitverfolgen können, wie der Wohlstand in der Türkei wuchs, bis zu dem Zeitpunkt, wo viele Türken offensichtlich den Blick für die finanziellen Realitäten verloren haben. Ich erinnere mich an das Gespräch mit einem türkischen Familienvater - etwa 2012. Er zeigte mir seine Geldbörse und wies ganz stolz auf seine lange Latte von verschiedenen Kreditkarten darin. Er sagte:" Früher haben wir erst gekauft, wenn das Geld dafür da war. Heute kaufen wir immer." Und kam sich dabei super fortschrittlich vor.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Alter Stubentiger »

Trutznachtigall hat geschrieben:(14 Aug 2018, 15:32)

Ach, die armen Türken. :(

Da kann man nur sagen, selbst schuld. Häufig bin ich in der Türkei gewesen auch schon zu Zeiten, als die Türkei noch kein Touristenland war und man sich hier an die Stirn tippte und meinte, ich wäre wohl plemplem, in das [Mod: editiert] zu reisen. Ich war in allen Regionen - Istanbul, Ankara, Westküste, Südküste, Zentralanatolien, Ostanatolien, Schwarzmeerregion, Kurdengebiete (Diyarbakir). Ich habe sehr wohl mitverfolgen können, wie der Wohlstand in der Türkei wuchs, bis zu dem Zeitpunkt, wo viele Türken offensichtlich den Blick für die finanziellen Realitäten verloren haben. Ich erinnere mich an das Gespräch mit einem türkischen Familienvater - etwa 2012. Er zeigte mir seine Geldbörse und wies ganz stolz auf seine lange Latte von verschiedenen Kreditkarten darin. Er sagte:" Früher haben wir erst gekauft, wenn das Geld dafür da war. Heute kaufen wir immer." Und kam sich dabei super fortschrittlich vor.
Ja. Private und staatliche Verschuldung haben ein kritisches Niveau erlangt. Zusätzlich hat man viele Leute die wichtig für die Wirtschaft aber keine AKP-Anhänger waren aus dem Land getrieben oder ins Gefängnis geworfen. Das Ergebnis war vorhersehbar.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Audi »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(14 Aug 2018, 14:31)

Russland ist Nachbar. Wozu sollten die Basen brauchen? Und außerdem haben die Russen auch kein Geld. Das Renteneintrittsalter wurde erhöht.
Russland hat kürzere Wege zum anfliegen in Syrien. Die Infrastruktur ist ausgebaut und man sichert sich Einfluss in der Türkei. Die Basis ist sicher
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Guten Tag,

hier geht es um die Lira-Krise. Nicht um Nato, amerikanische oder potentielle russische Armeestützpunkte.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Orbiter1 hat geschrieben:(14 Aug 2018, 11:27)

Ist das jetzt alles was Erdogan als Antwort auf die Verdoppelung der Stahl- und Aluminiumzölle zu bieten hat?

"Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat als Reaktion auf US-Sanktionen einen "Boykott" elektronischer Geräte aus den USA angekündigt. Die USA hätten iPhones, doch "auf der anderen Seite" gebe es Samsung, sagte er im türkischen Fernsehen."

Das muß man ja schon fast als einen Schritt in Richtung Deeskalation sehen wenn das die einzige Reaktion auf die Zölle ist.
Der Boykott elektronischer Geräte war nicht die einzige Reaktion auf die Zollerhöhungen der USA. Jetzt erhöht die Türkei im Gegenzug die Zölle auf bestimmte US-Waren.

"Die Türkei hat im Streit mit den USA über das Festhalten des US-Pastors Andrew Brunson die Einfuhrzölle auf bestimmte US-Produkte drastisch erhöht. Darunter seien Pkw, Alkoholika und Tabak, berichtete die "Resmi Gazete", das Amtsblatt der Türkei, am Mittwoch. Für Pkw werde nach einem von Präsident Recep Tayyip Erdogan unterzeichneten Dekret der Zoll um 120 Prozent angehoben, bei alkoholischen Getränken seien es 140 und bei Tabak 60 Prozent. Auch für andere Waren gelten demnach künftig höhere Zölle, darunter für Kosmetika, Reis und Kohle." Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/han ... 14180.html

Die Eskalation geht also weiter. Erdogan traue ich es ohne weiteres zu dass er tatsächlich die NATO verlässt und sich mit Russland und/oder China verbündet.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(15 Aug 2018, 11:34)

...

Die Eskalation geht also weiter. Erdogan traue ich es ohne weiteres zu dass er tatsächlich die NATO verlässt und sich mit Russland und/oder China verbündet.
Das wird diese Partner aber freuen. Endlich einmal ein verlässlicher Partner, der dazu auch gar nichts kostet. :p
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

H2O hat geschrieben:(15 Aug 2018, 12:49)

Das wird diese Partner aber freuen. Endlich einmal ein verlässlicher Partner, der dazu auch gar nichts kostet. :p
Neues zum Thema Verläßlichkeit von Trump:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/u ... 23123.html
Aber bevor Erdogan die Seite wechselt, werden die Türken bestimmt in die Demokratie gebombt.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von H2O »

unity in diversity hat geschrieben:(15 Aug 2018, 13:37)

Neues zum Thema Verläßlichkeit von Trump:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/u ... 23123.html
Aber bevor Erdogan die Seite wechselt, werden die Türken bestimmt in die Demokratie gebombt.
Tut mir leid; ich verstehe dieses Embargo völlig. Dazu muß man den Artikel aber ganz lesen. Die Bundesrepublik ist schon früher darauf gekommen, daß sie kein neues Rüstungsmaterial an diesen unzuverlässigen Partner mehr liefen will. Damit wird auch der technische Austausch auf NATO-Ebene entfallen. Die USA werden nun wohl nach Ost-Syrien zu den Kurden verlegen. Dort hatten sie schon einen großen Flugplatz angelegt, als die Türkei schon einmal herum muckte. Daraus kann sich regional mehr entwickeln, wenn man die Feindbilder der USA und Israels betrachtet.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Einige "sensible" Industriestandorte, müssen jedenfalls aus der Türkei abgezogen werden, weil die aktuelle Entwicklung das alternativlos macht.
Damit wird das türkische Handelsbilanzdefizit noch bedenklicher und damit die Währung.
Als Urlauberressort kann die Türkei kaum überleben.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Alter Stubentiger »

unity in diversity hat geschrieben:(15 Aug 2018, 15:01)

Einige "sensible" Industriestandorte, müssen jedenfalls aus der Türkei abgezogen werden, weil die aktuelle Entwicklung das alternativlos macht.
Damit wird das türkische Handelsbilanzdefizit noch bedenklicher und damit die Währung.
Als Urlauberressort kann die Türkei kaum überleben.
Erdogan hat die Türkei in die Sackgasse manövriert. Ein Ausgleich mit den Kurden wäre nötig gewesen um der Wirtschaft neue Märkte im Irak, Iran und Syrien zu erschließen. Stattdessen wird überall geschossen. Das ist teuer und hilft keinem. Aber Erdogan denkt wohl dass er so das osmanische Reich auferstehen lassen kann. Aber das kommt so wenig wieder wie das britische Empire oder Ostpreussen.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(15 Aug 2018, 16:28)

Erdogan hat die Türkei in die Sackgasse manövriert. Ein Ausgleich mit den Kurden wäre nötig gewesen um der Wirtschaft neue Märkte im Irak, Iran und Syrien zu erschließen. Stattdessen wird überall geschossen. Das ist teuer und hilft keinem. Aber Erdogan denkt wohl dass er so das osmanische Reich auferstehen lassen kann. Aber das kommt so wenig wieder wie das britische Empire oder Ostpreussen.
Ich würde da noch weiter gehen...

Erdogan hat Hunderttausende Menschen "willkürlich" entlassen.
Er hat die Konflikte innerhalb der Türkei geschürrt.
Er hat die Türkei staatspolitisch umgebaut.
Er hat Verfassungsänderungen durchführen lassen.
Er hat die Pressefreiheit stark eingeschränkt.
Er ist einigen NATO-Partnern unfreundlich gekommen.
Er ist die EU regelmässig unfreundlich angegangen.
Er "sucht" andere neue Partner, die anderorts kritisch gesehen werden.

Heisst in der Summe...innenpolitisch ist er mächtiger denn je.

Aussenpolitisch geniesst er kaum mehr VERTRAUEN.
Eine VERLÄSSLICHKEIT gibt es nicht.
Und DAS zeigt sich somit auch in der Währung.

LIRA...schwach. :D

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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Skull hat geschrieben:(15 Aug 2018, 18:06)

Ich würde da noch weiter gehen...

Erdogan hat Hunderttausende Menschen "willkürlich" entlassen.
Er hat die Konflikte innerhalb der Türkei geschürrt.
Er hat die Türkei staatspolitisch umgebaut.
Er hat Verfassungsänderungen durchführen lassen.
Er hat die Pressefreiheit stark eingeschränkt.
Er ist einigen NATO-Partnern unfreundlich gekommen.
Er ist die EU regelmässig unfreundlich angegangen.
Er "sucht" andere neue Partner, die anderorts kritisch gesehen werden.

Heisst in der Summe...innenpolitisch ist er mächtiger denn je.

Aussenpolitisch geniesst er kaum mehr VERTRAUEN.
Eine VERLÄSSLICHKEIT gibt es nicht.
Und DAS zeigt sich somit auch in der Währung.

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Korrekt, genau der richtige Mann, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.
So was kann man gebrauchen, wenn man im Sinne von "Amerika first" zur Standortbereinigung schreiten will.
Zum Beispiel F35-Komponenten, was hatte diese Produktion aus Trumps Sicht in der Türkei zu suchen?
Warum soll man sich von den Türken Stahl und Aluminium liefern lassen, kann man das nicht selber?
So tickt Trump.
Der komische Brunson ist nur der Aufhänger, aber als tatsächlicher Grund für die Krise absolut lächerlich.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Alter Stubentiger »

Skull hat geschrieben:(15 Aug 2018, 18:06)

Ich würde da noch weiter gehen...

Erdogan hat Hunderttausende Menschen "willkürlich" entlassen.
Er hat die Konflikte innerhalb der Türkei geschürrt.
Er hat die Türkei staatspolitisch umgebaut.
Er hat Verfassungsänderungen durchführen lassen.
Er hat die Pressefreiheit stark eingeschränkt.
Er ist einigen NATO-Partnern unfreundlich gekommen.
Er ist die EU regelmässig unfreundlich angegangen.
Er "sucht" andere neue Partner, die anderorts kritisch gesehen werden.

Heisst in der Summe...innenpolitisch ist er mächtiger denn je.

Aussenpolitisch geniesst er kaum mehr VERTRAUEN.
Eine VERLÄSSLICHKEIT gibt es nicht.
Und DAS zeigt sich somit auch in der Währung.

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Ja. Und durch die Kontrolle der meisten Medien kann er überall verbreiten dass das Ausland schuld ist. Ist wohl der Trend bei den großen Führern. Schuld ist das Ausland, die Lügenpresse, Verräter, NGO`s. Die Diktatoren lieben ihre Opferrolle. Denn dass sie selber Schuld an der miesen Lage sein könnten ist nun ja........allein diese Frage zu stellen würde mir in der Türkei wohl als Beleidigung des Türkentums ausgelegt werden.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von H2O »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(15 Aug 2018, 18:29)

Ja. Und durch die Kontrolle der meisten Medien kann er überall verbreiten dass das Ausland schuld ist. Ist wohl der Trend bei den großen Führern. Schuld ist das Ausland, die Lügenpresse, Verräter, NGO`s. Die Diktatoren lieben ihre Opferrolle. Denn dass sie selber Schuld an der miesen Lage sein könnten ist nun ja........allein diese Frage zu stellen würde mir in der Türkei wohl als Beleidigung des Türkentums ausgelegt werden.
Eine Landeswährung entsteht und wächst doch mit dem wirtschaftlichem und politischem Handeln der Menschen, die in einem Land leben. Von nix kommt nix. Da kann Präsident Erdogan nun seinen ihm noch zugeneigten Landsleuten erzählen, was immer er möchte. Die Landeswährung schöpft daraus bestimmt keine Kraft. Es gab Zeiten, da war die Türkei die Kleiderkammer Europas: Eine riesige Textilindustrie. Was haben die Leute daraus gemacht? Türkische Mode, türkischer Stil?

Fast vermute ich, daß diese Fertigungsstätte ein paar Häuser weiter gezogen ist.

Die Türkei hatte einen wachsenden Anteil am europäischen Reiseverkehr... nicht nur Pauschalurlauber, auch Bildungsreisen in die Provinzen des Landes. Das brachte Beschäftigung und Konsum landestypischer Erzeugnisse. Aber die Türkei mußte dringend zündeln in Syrien und dann noch mit den Kurden im Osten und sie ist zerstritten mit allen Nachbarn ringsum. Da werden nur hartgesottene Abenteurer eine Bildungsreise nach Anatolien wagen.

Eine enge türkisch-deutsche Zusammenarbeit hatte sich auf allen möglichen Gebieten entwickelt; die Türkei als Zulieferer und Montageplatz nach Blaupausen. So etwas geht nicht kurz 'mal eben zu Bruch. Aber in einem Klima der rechtlichen und politischen Ungewißheit wird die Lust sinken, große Summen für Projekte in der Türkei an zu legen. Als Folge dvon schrumpft auch die technische Zusammenarbeit, die zwar türkisches Geld kostet, aber auch türkische Risiken dämpft. Mit dem Verzicht der USA auf F35-Lieferung und Teilefertigung in der Türkei ist eine solche Zusammenarbeit zu Bruch gegangen. Fehlendes Vertrauen als Begründung. Eben einmal umschwenken auf europäische Hersteller... derzeit völlig unvorstellbar. Auf russische Hersteller? Tja, mit dem Verbündeten Assads nun eng zusammenarbeiten. Dann können die Streithähne im Fall eines Konflikts die erbeuteten gegnerischen Waffensysteme ausschlachten für Ersatzteile. Wenig wahrscheinlich!

Selbst machen? Tja, die Risken sind dann aber auch vorhanden... man denke an unser Abenteuer mit A400M. Und das dann auf vielen entscheidenden Gebieten... da hat sich der Präsident wohl doch arg verhoben. Auferstehung des Osmanischen Reichs gegen alle Nachbarn und mit Bürgerkrieg im Inneren... na, das wird aber etwas!

So gesehen wird die Landeswährung aller Voraussicht nach einen anhaltenden Sturzflug hinlegen. Und ich sehe niemanden, der vertrauensvoll Hilfe zur Selbsthilfe leisten wird.

Präsident Erdogan hat das Kunststück vollbracht, durch unsinniges Gepoltere ringsum und lauthals geäußerten Größenwahn ("osmanische Ohrfeigen", "bereit, Krieg zu führen") jahrzehntelang und länger gewachsenes Vertrauen in Bündnissen und Anwartschaften auf EU-Mitgliedschaft in wenigen Jahren aus zu löschen. Erstaunlich und zugleich erschütternd, daß tatsächlich eine Hälfte der Bewohner der Türkei ihm dabei folgt. Die müßten doch bemerken, daß stetig bis dahin hoch angesehene Leute in Gefängnisse geraten oder das Land verlassen... daß da eine grundlegend falsche Politik im Lande verfolgt wird.

Das türkische Abenteuer wird nicht gut enden können. Die Währung Lira wird aus dem internationalen Devisenhandel verschwinden... oder zu Phantasiepreisen gehandelt, wie das zum politischen Ende Jugoslawiens zu erleben war.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Merkel bleibt nichts weiter übrig, als mit Diktator Erdogan gut zu können:
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 23358.html
Sonst wird Erdogan, nach Obama, der Nächste, der die Migrationswaffe gegen Europa einsetzt:
https://www.sueddeutsche.de/politik/aus ... -1.2890196
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von rain353 »

unity in diversity hat geschrieben:(16 Aug 2018, 03:51)

Merkel bleibt nichts weiter übrig, als mit Diktator Erdogan gut zu können:
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 23358.html
Sonst wird Erdogan, nach Obama, der Nächste, der die Migrationswaffe gegen Europa einsetzt:
https://www.sueddeutsche.de/politik/aus ... -1.2890196
Kriegt er jetzt Kredite in Aussicht gestellt?
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Orbiter1
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

unity in diversity hat geschrieben:(16 Aug 2018, 03:51)

Merkel bleibt nichts weiter übrig, als mit Diktator Erdogan gut zu können:
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 23358.html
Nö, Merkel und die EU könnten sich die Chance auch entgehen lassen einen Erdogan, der auf Hilfe von außen angewiesen ist, Zugeständnisse abzutrotzen. Sie könnten den wirtschaftlichen Niedergang der Türkei auch beschleunigen und ihren Beitrag dazu leisten dass die Türkei aus der NATO austritt und in Zukunft mit Russland gemeinsame Sache macht. Was ist dadurch gewonnen? Ein paar hunderttausend oder Mio Türken die dann nach Europa fliehen wollen? Ist es das was du willst?
Sonst wird Erdogan, nach Obama, der Nächste, der die Migrationswaffe gegen Europa einsetzt:
https://www.sueddeutsche.de/politik/aus ... -1.2890196
Erdogan hat sich beim Türkei-Deal bisher absolut vertragstreu gehalten. Wenn er ihn als Migrationswaffe nutzen wollte hätte er es längst getan.
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imp
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

unity in diversity hat geschrieben:(16 Aug 2018, 03:51)

Merkel bleibt nichts weiter übrig, als mit Diktator Erdogan gut zu können:
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 23358.html
Sonst wird Erdogan, nach Obama, der Nächste, der die Migrationswaffe gegen Europa einsetzt:
https://www.sueddeutsche.de/politik/aus ... -1.2890196
Migrationswaffe - was für ein wirrer Gedanke.
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Alter Stubentiger
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Alter Stubentiger »

H2O hat geschrieben:(15 Aug 2018, 21:30)

Eine Landeswährung entsteht und wächst doch mit dem wirtschaftlichem und politischem Handeln der Menschen, die in einem Land leben. Von nix kommt nix. Da kann Präsident Erdogan nun seinen ihm noch zugeneigten Landsleuten erzählen, was immer er möchte. Die Landeswährung schöpft daraus bestimmt keine Kraft. Es gab Zeiten, da war die Türkei die Kleiderkammer Europas: Eine riesige Textilindustrie. Was haben die Leute daraus gemacht? Türkische Mode, türkischer Stil?

Fast vermute ich, daß diese Fertigungsstätte ein paar Häuser weiter gezogen ist.

Die Türkei hatte einen wachsenden Anteil am europäischen Reiseverkehr... nicht nur Pauschalurlauber, auch Bildungsreisen in die Provinzen des Landes. Das brachte Beschäftigung und Konsum landestypischer Erzeugnisse. Aber die Türkei mußte dringend zündeln in Syrien und dann noch mit den Kurden im Osten und sie ist zerstritten mit allen Nachbarn ringsum. Da werden nur hartgesottene Abenteurer eine Bildungsreise nach Anatolien wagen.

Eine enge türkisch-deutsche Zusammenarbeit hatte sich auf allen möglichen Gebieten entwickelt; die Türkei als Zulieferer und Montageplatz nach Blaupausen. So etwas geht nicht kurz 'mal eben zu Bruch. Aber in einem Klima der rechtlichen und politischen Ungewißheit wird die Lust sinken, große Summen für Projekte in der Türkei an zu legen. Als Folge dvon schrumpft auch die technische Zusammenarbeit, die zwar türkisches Geld kostet, aber auch türkische Risiken dämpft. Mit dem Verzicht der USA auf F35-Lieferung und Teilefertigung in der Türkei ist eine solche Zusammenarbeit zu Bruch gegangen. Fehlendes Vertrauen als Begründung. Eben einmal umschwenken auf europäische Hersteller... derzeit völlig unvorstellbar. Auf russische Hersteller? Tja, mit dem Verbündeten Assads nun eng zusammenarbeiten. Dann können die Streithähne im Fall eines Konflikts die erbeuteten gegnerischen Waffensysteme ausschlachten für Ersatzteile. Wenig wahrscheinlich!

Selbst machen? Tja, die Risken sind dann aber auch vorhanden... man denke an unser Abenteuer mit A400M. Und das dann auf vielen entscheidenden Gebieten... da hat sich der Präsident wohl doch arg verhoben. Auferstehung des Osmanischen Reichs gegen alle Nachbarn und mit Bürgerkrieg im Inneren... na, das wird aber etwas!

So gesehen wird die Landeswährung aller Voraussicht nach einen anhaltenden Sturzflug hinlegen. Und ich sehe niemanden, der vertrauensvoll Hilfe zur Selbsthilfe leisten wird.

Präsident Erdogan hat das Kunststück vollbracht, durch unsinniges Gepoltere ringsum und lauthals geäußerten Größenwahn ("osmanische Ohrfeigen", "bereit, Krieg zu führen") jahrzehntelang und länger gewachsenes Vertrauen in Bündnissen und Anwartschaften auf EU-Mitgliedschaft in wenigen Jahren aus zu löschen. Erstaunlich und zugleich erschütternd, daß tatsächlich eine Hälfte der Bewohner der Türkei ihm dabei folgt. Die müßten doch bemerken, daß stetig bis dahin hoch angesehene Leute in Gefängnisse geraten oder das Land verlassen... daß da eine grundlegend falsche Politik im Lande verfolgt wird.

Das türkische Abenteuer wird nicht gut enden können. Die Währung Lira wird aus dem internationalen Devisenhandel verschwinden... oder zu Phantasiepreisen gehandelt, wie das zum politischen Ende Jugoslawiens zu erleben war.
Die Leute folgen ihm bis heute weil er über viele Jahre alles richtig gemacht hat und auch keiner realisiert hat dass viele Modernisierungsprojekte mit Schulden finanziert wurden. Ich denke Erdogan wußte ganz genau dass der Tag nah ist wo die Rechnung zu bezahlen ist. Darum hat er alles daran gesetzt die alleinige Macht zu erringen. Aber dass wird nicht genügen. Es gibt nichts mehr zu verteilen. Mal sehen wie es weiter geht. Wie bei Maduro in Venezuela? Das wird dann auch für uns ein Riesenproblem. Dann haben wir die nächste Flüchtlingswelle.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(15 Aug 2018, 21:30)
So gesehen wird die Landeswährung aller Voraussicht nach einen anhaltenden Sturzflug hinlegen. Und ich sehe niemanden, der vertrauensvoll Hilfe zur Selbsthilfe leisten wird.
Quator und Kina stehen bereit.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Europa2050 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(16 Aug 2018, 16:23)

Quator und Kina stehen bereit.
Die Lira ist angezählt, die Türken selbst glauben nicht mehr dran, jeder halbherzige Rettungsversuch wird die Taschen der Währungsspekulanten füllen. Mit dem Erkennen solcher finanzwirtschaftlichen Harakiri-Rettungsaktionen und deren Konterkarrierung ist schon Soros reich geworden.

Aber die Politiker werden ja nicht schlauer. Bevor man Fehler korrigiert, ruiniert man das Staatsvermögen.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

Europa2050 hat geschrieben:(16 Aug 2018, 16:35)

Die Lira ist angezählt, die Türken selbst glauben nicht mehr dran, jeder halbherzige Rettungsversuch wird die Taschen der Währungsspekulanten füllen. Mit dem Erkennen solcher finanzwirtschaftlichen Harakiri-Rettungsaktionen und deren Konterkarrierung ist schon Soros reich geworden.
Die werden schon sinnvoll vorgehen. Ziel der Aktion ist die Wirtschaft, nicht die Währung - die folgt als abhängige Größe.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(16 Aug 2018, 16:23)

Quator und Kina stehen bereit.
Wer ist Quator, wer ist Kina? :?:
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von H2O »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(16 Aug 2018, 16:23)

Quator und Kina stehen bereit.
Ja, wenn uns mit diesen Helfern in der Not keine besonders herzlichen Gefühle verbinden, dann wäre dieser Wechsel doch sehr zu begrüßen. So wie derzeit macht eine Gemeinschaft mit diesen Politikern keine Freude.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von H2O »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(16 Aug 2018, 15:49)

Die Leute folgen ihm bis heute weil er über viele Jahre alles richtig gemacht hat und auch keiner realisiert hat dass viele Modernisierungsprojekte mit Schulden finanziert wurden. Ich denke Erdogan wußte ganz genau dass der Tag nah ist wo die Rechnung zu bezahlen ist. Darum hat er alles daran gesetzt die alleinige Macht zu erringen. Aber dass wird nicht genügen. Es gibt nichts mehr zu verteilen. Mal sehen wie es weiter geht. Wie bei Maduro in Venezuela? Das wird dann auch für uns ein Riesenproblem. Dann haben wir die nächste Flüchtlingswelle.
Wenn bei der Gelegenheit die Türken zu uns kämen, die ich kennen gelernt habe... dann herzlich willkommen! Denn Präsident Erdogan hat sich mit den geistigen Eliten angelegt, die immer alles besser wissen als er. So dumm kann nur ein Mensch sein, der diesen Leuten das Wasser nicht reichen kann.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(16 Aug 2018, 19:34)

Ja, wenn uns mit diesen Helfern in der Not keine besonders herzlichen Gefühle verbinden, dann wäre dieser Wechsel doch sehr zu begrüßen. So wie derzeit macht eine Gemeinschaft mit diesen Politikern keine Freude.
Mit Kina wollens alle.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von H2O »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(16 Aug 2018, 22:34)

Mit Kina wollens alle.
Besonders gern die Uiguren im Westen des Landes. Da liegt Zoff schon vor einer Zusammenarbeit in der Luft. Als Kinese fände ich die EU netter als diesen wetterwendischen Ballerkopp am Bosporus!
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(17 Aug 2018, 06:19)

Besonders gern die Uiguren im Westen des Landes. Da liegt Zoff schon vor einer Zusammenarbeit in der Luft. Als Kinese fände ich die EU netter als diesen wetterwendischen Ballerkopp am Bosporus!
Kina kann beide haben. Die EU will sich keinen Zollstreit mit Kina leisten.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(17 Aug 2018, 07:19)

Kina kann beide haben. Die EU will sich keinen Zollstreit mit Kina leisten.
Gibt es denn einen Solchen? Übrigens heißt es im allgemeinen Sprachgebrauch China, nicht Kina.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von sünnerklaas »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(17 Aug 2018, 07:19)

Kina kann beide haben. Die EU will sich keinen Zollstreit mit Kina leisten.
Der Landweg von China zur EU unter Umgehung Russlands führt über die Türkei.
Und in die Projekte "Neue Seidenstraße", also die Nutzung des Landwegs im Güterverkehr zwischen Fernost und Europa werden inzwischen Milliarden investiert.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

sünnerklaas hat geschrieben:(17 Aug 2018, 08:59)

Der Landweg von China zur EU unter Umgehung Russlands führt über die Türkei.
Und in die Projekte "Neue Seidenstraße", also die Nutzung des Landwegs im Güterverkehr zwischen Fernost und Europa werden inzwischen Milliarden investiert.
Das ist korrekt. Desweiteren ist es für Kina zwar wichtig, Russland umgehen zu können, also eine Option zu haben - jedoch für viele Waren ist die tatsächliche Umgehung derzeit kein Thema. Einerseits "boomt" der Überlandtransport durch Russland nach Deutschland mit der Bahn auf bescheidenem Ausgangsniveau, andererseits wird die Nordumfahrung Russlands mit dem Schiff immer praktikabler.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von H2O »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(17 Aug 2018, 07:19)

Kina kann beide haben. Die EU will sich keinen Zollstreit mit Kina leisten.
Meinetwegen gern; nur möchte ich noch anregen, daß meine türkischen Freunde und Bekannten mit ihren Familien vorher nach Deutschland übersiedeln dürfen. Vielleicht versetzt Präsident Erdogan die ja schon bald in Reisestimmung... Könnte man die dann nicht eintauschen gegen Freunde dieses großen Führers, die sich hier so gern zu ihm bekennen?
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(17 Aug 2018, 09:48)

Meinetwegen gern; nur möchte ich noch anregen, daß meine türkischen Freunde und Bekannten mit ihren Familien vorher nach Deutschland übersiedeln dürfen. Vielleicht versetzt Präsident Erdogan die ja schon bald in Reisestimmung... Könnte man die dann nicht eintauschen gegen Freunde dieses großen Führers, die sich hier so gern zu ihm bekennen?
Ich denke, Ein- und Ausreise zwischen Türkei und EU sollten jeweils einerseits von Freiwilligkeit geprägt sein, andererseits so bürgerfreundlich-flexibel wie möglich rechtlich erlaubt werden. Der Begriff des Eintauschens erscheint da fremd.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von H2O »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(17 Aug 2018, 10:12)

Ich denke, Ein- und Ausreise zwischen Türkei und EU sollten jeweils einerseits von Freiwilligkeit geprägt sein, andererseits so bürgerfreundlich-flexibel wie möglich rechtlich erlaubt werden. Der Begriff des Eintauschens erscheint da fremd.
Hirnverbrannte Fanatiker habe ich hier nicht so gern; freiwillig raus ist ok; für Einreisen ist die Voraussetzung "Visum erteilt" ganz in Ordnung. Die Kinesen könnten das ja abschaffen in ihrem Reiseverkehr mit der Türkei... auf Gegenseitigkeit. Wie ißt man Döner mit Stäbchen?
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(17 Aug 2018, 11:03)

Hirnverbrannte Fanatiker habe ich hier nicht so gern; freiwillig raus ist ok; für Einreisen ist die Voraussetzung "Visum erteilt" ganz in Ordnung. Die Kinesen könnten das ja abschaffen in ihrem Reiseverkehr mit der Türkei... auf Gegenseitigkeit. Wie ißt man Döner mit Stäbchen?
Aufspießen, möglichst oben dran. Die Abqualifikation der Türken allgemein als "Hirnverbrannte Fanatiker" wäre schlimmster Rassismus. Wenn du Einzelpersonen meinst, lässt sich das per namentlichem Einreiseverbot regulieren. Derzeit ist es die EU und nicht die Türkei, die einreisewilligen Türken und anderen Türkeibewohnern Steine in den Weg legt.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Misterfritz »

H2O hat geschrieben:(17 Aug 2018, 09:48)

Meinetwegen gern; nur möchte ich noch anregen, daß meine türkischen Freunde und Bekannten mit ihren Familien vorher nach Deutschland übersiedeln dürfen. Vielleicht versetzt Präsident Erdogan die ja schon bald in Reisestimmung... Könnte man die dann nicht eintauschen gegen Freunde dieses großen Führers, die sich hier so gern zu ihm bekennen?
Ich befürchte, diese in Deutschland lebenden Erdogan-Fans würden gar nicht so gerne in der Türkei leben ;)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(17 Aug 2018, 11:12)

Derzeit ist es die EU und nicht die Türkei, die einreisewilligen Türken und anderen Türkeibewohnern Steine in den Weg legt.
Inwiefern? Zumindest in Deutschland liegt die Türkei in diesem Jahr bei den Asylanträgen auf Platz 5, noch vor so Ländern wie dem Iran, Eritrea oder Somalia.

Mit der Zwischenerholung des Lira-Kurses ist es offenbar bereits wieder vorbei. Heute kommt wieder Druck von dieser Seite.
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