Türkische Lira Krise

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unity in diversity
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Angeblich schüttelt Trump die Lira durch, um die Freilassung von Andrew Brunson zu erzwingen.
Im Falle von Deniz Yücel wurde keine Lira-Krise gesehen.
Wenn die Türkei in die Staatspleite segelt, wird der Merkel/Erdogan-Deal nicht länger finanzierbar. Jeder weiß, was das bedeutet. Es kann auch ein Fehler gewesen sein, Finanzdienstleistungen im Rahmen einer Dienstleistungsgesellschaft überzubewerten. Deutschland und Europa als Finanzstandort zu profilieren, geht auf Schröder zurück. Wenn alles schief geht, rutscht das Wachstum der gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität europaweit in den negativen Bereich. Das wäre Kapitalvernichtung im Rahmen eines Wirtschaftskrieges.
https://2.bp.blogspot.com/-2CZzqK5Ukq4/ ... chland.jpg
2008-2010...die Türkei als Hebel, um Europa in die Knie zu zwingen.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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Orbiter1
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Quatschki hat geschrieben:(10 Aug 2018, 16:20)

Die Leute weichen naturgemäß auf wertstabile Ersatzwährungen oder Devisen aus.
Angeschmiert sind die, die ihr Gehalt oder Rente in der Landeswährung vom Staat bekommen.
So ist es.
Aber eins dürfte sicher sein: Man wird sich darauf einigen, dass mal wieder die Juden schuld sind.
Nö, Erdogan beschuldigt pauschal den "Westen". Solange der Schwachkopf von Währungskrieg faselt und sich in die Entscheidungen der türkischen Notenbank einmischt wird es auch weiter runtergehen mit der türkischen Lira, incl der entsprechenden Folgen für Wirtschaft und Bürger der Türkei.

Edit:
Erdogan ist noch dümmer als ich dachte. Er eskaliert weiter und stellt jetzt die Partnerschaft mit den USA in Frage, die Türkei könne sich auch andere Partner suchen. Soll er mal machen incl. NATO-Austritt und Putin-Partnerschaft. Damit wird er eine massive Kapitalflucht auslösen. Dann sitzt er auf einem Schuldenberg, Pleitebanken und einer ruinierten Wirtschaft.
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Skull
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Guten Morgen,

eine Menge Beiträge ... verschoben.

Der User Rote_Galaxie wird daran erinnert, die Geduld der Moderation nicht auf die Spitze zu treiben.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Misterfritz »

Skull hat geschrieben:(12 Aug 2018, 08:29)

Guten Morgen,

eine Menge Beiträge ... verschoben.
Aber dieses mal mit einem sehr groben Besen gekehrt ;)
Da sind sachliche Beiträge zur Lira-Krise im RG-Sammelstrang gelandet.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

"Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht sein Land im Zentrum eines Wirtschaftskrieges. "Die türkische Wirtschaft steckt nicht in einer Krise und steht auch nicht vor der Pleite. Der Absturz der Landeswährung Lira sind die Raketen eines Wirtschaftskrieges gegen die Türkei", so Erdogan." Quelle: Guidants News https://news.guidants.com

Erdogan zeigt sich weiter komplett uneinsichtig und sieht die Türkei als Opfer einer ausländischen Verschwörung. Dann wird es auch weiter runtergehen.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Teeernte »

Quatschki hat geschrieben:(10 Aug 2018, 20:44)

Ach komm. Wir Deutschen wissen doch, wie das war. Inflation 1923, Nachkriegszeit 1945-48. DDR.
Da gab es das offizielle Geld, das nix wert war. Daneben gab es Devisen oder Westgeld als Parallelwährung und dann noch andere werthaltige Dinge, die man als Zahlungsmittel nutzen konnte, wie Zigaretten, Nylonstumpfhosen, Trabantersatzteile je nach Zeitalter.


Theoretisch hilft es. Wenn die Geldmenge begrenzt bleibt und alle mitmachen.
Was aber, wenn der eine aufrechte Türke nicht an die Aufrichtigkeit des anderen aufrechten Türken glaubt? Dann sind wir beim klassischen "Gefangenendilemma" der Entscheidungstheorie.
Putin und Erdi werden auf Tauschgesellschaft umstellen... Ein Kilo Äpfel (Landwirtschaft-gegen Energie) gegen einen Liter Erdöl... Damit bleibt die Wirtschaft lebensfähig.

Die Türken kennen das - mit der Abwertung schon..... Rette sich - wer kann. Wird in Urlaubergegenden der Euro schon genommen...? - die EC - Lesegeräte schon in "Fremdwährung" auf Fremdwährungskonten gebucht ? ...wenn nicht - kommt noch.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Teeernte hat geschrieben:(12 Aug 2018, 09:10)

Wird in Urlaubergegenden der Euro schon genommen...?
Das ist schon seit vielen Jahren so. In den Touristenregionen kann man vollkommen problemlos mit Euro bezahlen. Allerdings bekommt man meistens einen ziemlich schlechten Umrechnungskurs.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Teeernte »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Aug 2018, 09:24)

Das ist schon seit vielen Jahren so. In den Touristenregionen kann man vollkommen problemlos mit Euro bezahlen. Allerdings bekommt man meistens einen ziemlich schlechten Umrechnungskurs.
Beim Kleinkrämer - ja ...und in der Restauration...ok - ich meine überall - ohne Diskussion ? (Kurs mal aussen vor gelassen)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Aug 2018, 09:01)

"Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht sein Land im Zentrum eines Wirtschaftskrieges. "Die türkische Wirtschaft steckt nicht in einer Krise und steht auch nicht vor der Pleite. Der Absturz der Landeswährung Lira sind die Raketen eines Wirtschaftskrieges gegen die Türkei", so Erdogan." Quelle: Guidants News https://news.guidants.com

Erdogan zeigt sich weiter komplett uneinsichtig und sieht die Türkei als Opfer einer ausländischen Verschwörung. Dann wird es auch weiter runtergehen.
Erdogan sieht den angeblichen Wirtschaftskrieg sogar als Fortsetzung des Putsches vor 2 Jahren, halt nur mit anderen Mitteln. In beiden Fällen würden die gleichen Bösewichte dahinterstecken.

"Erdogan said those who plotted against Turkey in a failed coup attempt in July 2016 were now trying to target the country through its economy, and pledged to fight back. He did not name any countries. “Those who can’t compete with us on the ground have brought online fictional currency plots that have nothing to with the realities of our country, production and real economy,” Erdogan told a provincial meeting of his AK Party in the Black Sea coastal town of Rize." Quelle: http://www.ekathimerini.com/231663/arti ... dogan-says

Wenn er das tatsächlich ernst meint wird das noch richtig übel. Niemand investiert in ein Land dessen Führung unter vollkommenen Realitätsverlust leidet. Im Gegenteil, da wird man alles versuchen um seine Schäfchen noch irgendwie ins Trockene zu bringen. Auf die Türkei kommen noch richtig harte Zeiten zu.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von ThorsHamar »

Wieder mal ein schönes Beispiel, wie Politik durch die private finanzielle Parallelwelt gesteuert wird .....
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Misterfritz »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Aug 2018, 10:02)

Erdogan sieht den angeblichen Wirtschaftskrieg sogar als Fortsetzung des Putsches vor 2 Jahren, halt nur mit anderen Mitteln. In beiden Fällen würden die gleichen Bösewichte dahinterstecken.

"Erdogan said those who plotted against Turkey in a failed coup attempt in July 2016 were now trying to target the country through its economy, and pledged to fight back. He did not name any countries. “Those who can’t compete with us on the ground have brought online fictional currency plots that have nothing to with the realities of our country, production and real economy,” Erdogan told a provincial meeting of his AK Party in the Black Sea coastal town of Rize." Quelle: http://www.ekathimerini.com/231663/arti ... dogan-says

Wenn er das tatsächlich ernst meint wird das noch richtig übel. Niemand investiert in ein Land dessen Führung unter vollkommenen Realitätsverlust leidet. Im Gegenteil, da wird man alles versuchen um seine Schäfchen noch irgendwie ins Trockene zu bringen. Auf die Türkei kommen noch richtig harte Zeiten zu.
Verfolgungswahn ist halt kein guter Ratgeber ...
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Misterfritz hat geschrieben:(12 Aug 2018, 08:54)

Aber dieses mal mit einem sehr groben Besen gekehrt ;)
Da sind sachliche Beiträge zur Lira-Krise im RG-Sammelstrang gelandet.
Korrekt.

Aber der Sammelstrang ist ja auch ein Bestandteil des WiFo. ;)

mfg
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

ThorsHamar hat geschrieben:(12 Aug 2018, 10:08)

Wieder mal ein schönes Beispiel, wie Politik durch die private finanzielle Parallelwelt gesteuert wird .....
...oder wie wieder mal Verschwörungstheorien befeuert werden. :rolleyes:
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

Misterfritz hat geschrieben:(12 Aug 2018, 10:22)

Verfolgungswahn ist halt kein guter Ratgeber ...
Allah scheint kein guter Ratgeber zu sein.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von ThorsHamar »

zollagent hat geschrieben:(12 Aug 2018, 11:51)

...oder wie wieder mal Verschwörungstheorien befeuert werden. :rolleyes:
Ja, immer mehr Leute werden sich wundern, wie ein Twitter eine ganze Volkswirtschaft beeinflussen kann ... :cool:
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von rain353 »

Orbiter1 hat geschrieben:(28 May 2018, 14:20)

Na sowas. Gewöhnlich wir die lange Hand der Gülen-Bewegung für alles verantwortlich gemacht was in der Türkei schlecht läuft.
Hat bei denen Tradition(siehe Völkermord an den Armeniern)
Man pauschaliert Volksgruppen selber als Mörder, obwohl deren Land diesen Völkermord begangen hat....

Und Hitler sagte sich 1939: "Wer reden denn heute noch von dem Völkermord an den Armeniern"
"Es ist nichts so klein und wenig, woran man sich nicht begeistern könnte." - Friedrich Hölderlin
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Banken aus Spanien, Italien und Frankreich, könnten in den Schneider geraten, daher darf man die Türkei nicht abstürzen lassen:
Soll der IWF eingreifen und wenn ja, wie?
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... m23K6J-ap2
Oder sollte man warten, bis die Krise Erdogan abräumt?
$ und€ sind knapp geworden.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Misterfritz »

unity in diversity hat geschrieben:(13 Aug 2018, 02:18)

Banken aus Spanien, Italien und Frankreich, könnten in den Schneider geraten, daher darf man die Türkei nicht abstürzen lassen:
Soll der IWF eingreifen und wenn ja, wie?
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... m23K6J-ap2
Oder sollte man warten, bis die Krise Erdogan abräumt?
$ und€ sind knapp geworden.
IWF-Hilfe lehnt Erdogan ab:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 22821.html
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

rain353 hat geschrieben:(12 Aug 2018, 20:06)

Hat bei denen Tradition(siehe Völkermord an den Armeniern)
Man pauschaliert Volksgruppen selber als Mörder, obwohl deren Land diesen Völkermord begangen hat....

Und Hitler sagte sich 1939: "Wer reden denn heute noch von dem Völkermord an den Armeniern"
Du merkst offenbar nicht, daß du selber pauschalierst. Gut die Hälfte der Türken hat Erdogan NICHT gewählt. Das nur als kleinen Hinweis.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

ThorsHamar hat geschrieben:(12 Aug 2018, 12:21)

Ja, immer mehr Leute werden sich wundern, wie ein Twitter eine ganze Volkswirtschaft beeinflussen kann ... :cool:
...und es immer noch Narren gibt, die auf so was reinfallen. ;)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von ThorsHamar »

zollagent hat geschrieben:(13 Aug 2018, 08:05)

...und es immer noch Narren gibt, die auf so was reinfallen. ;)
...da würde doch eine Aufklärungsaktion helfen, aus den Narren Wissende zu machen, nicht?
Bislang sind ja die medial kolportierten Kausalketten "Trump twittert - Lira fällt" und "Erdogan haut auf die Kacke - Lira fällt" mit dem tatsächlichen Ergebnis "Lira fällt-Preise steigen" für jeden Türken als persönliche Erfahrung doch irgendwie übermächtig präsent.
Man sollte den Türken doch einfach mal erklären, warum die Lira tatsächlich fällt.
Könntest Du da nicht was ausarbeiten? Ich meine, argumentenmässig läuft es doch bei Dir immer picobello, finde ich ....
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

ThorsHamar hat geschrieben:(13 Aug 2018, 11:18)

...da würde doch eine Aufklärungsaktion helfen, aus den Narren Wissende zu machen, nicht?
Bislang sind ja die medial kolportierten Kausalketten "Trump twittert - Lira fällt" und "Erdogan haut auf die Kacke - Lira fällt" mit dem tatsächlichen Ergebnis "Lira fällt-Preise steigen" für jeden Türken als persönliche Erfahrung doch irgendwie übermächtig präsent.
Man sollte den Türken doch einfach mal erklären, warum die Lira tatsächlich fällt.
Könntest Du da nicht was ausarbeiten? Ich meine, argumentenmässig läuft es doch bei Dir immer picobello, finde ich ....
Nein, so nahe stehe ich den Türken nicht.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich will mich ja nicht verspekulieren und deshalb auch eher als Frage: Die verschiedenen Ansichten zur Bewertung der Ursachen und Folgen dieser Lira-Abwertung ... hat das vielleicht auch damit zu tun, dass (angeblich!) Volkswirtschaftler von Geld erstens wenn überhaupt nur im Zusammenhang mit einer Geldfunktion sprechen und zweitens eigentlich am liebsten gar nicht über Geld sprechen. Oder Geld eben in seinen Geldfunktionen erklären und damit eigentlich nur sozusagen das wissenschaftlich fundieren, was ohnehin praktisch stattfindet. Ich kann, ganz ehrlich, diese Lira-Abwertung weder in Hinsicht auf Ursache noch in Hinsicht auf Folgen wirklich selbstständig denkend einschätzen. Und in der Öffentlichkeit nehme ich immer nur eine Art von "Die einen sagen so, die anderen sagen so"-Hintergrundrauschen wahr.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Aug 2018, 11:50)

Ich will mich ja nicht verspekulieren und deshalb auch eher als Frage: Die verschiedenen Ansichten zur Bewertung der Ursachen und Folgen dieser Lira-Abwertung ... hat das vielleicht auch damit zu tun, dass (angeblich!) Volkswirtschaftler von Geld erstens wenn überhaupt nur im Zusammenhang mit einer Geldfunktion sprechen und zweitens eigentlich am liebsten gar nicht über Geld sprechen. Oder Geld eben in seinen Geldfunktionen erklären und damit eigentlich nur sozusagen das wissenschaftlich fundieren, was ohnehin praktisch stattfindet. Ich kann, ganz ehrlich, diese Lira-Abwertung weder in Hinsicht auf Ursache noch in Hinsicht auf Folgen wirklich selbstständig denkend einschätzen. Und in der Öffentlichkeit nehme ich immer nur eine Art von "Die einen sagen so, die anderen sagen so"-Hintergrundrauschen wahr.
Nur wenige Dinge sind so von Gefühlen und Erwartungen beeinflußt wie es die Währungspolitik und die Börsen sind. Vielleicht sind die Ausschläge meist zu heftig. Aber dafür auch wenig rational.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von BlueMonday »

Die türkische Lira ist halt ein Fiatgeld, entsprechend anfällig für den Verfall.
Zuerst muss man verstehen wie Geld eigentlich mal entstanden ist, siehe Mengers Erklärung ("On the Origins of Money"). Geld war ursprünglich ein Gut, und als absatzfähigstes Gut wurde es zum Geld. Geld ist im Ergebnis ein Fokalpunkt (Schelling)
In diesen spontanen(ungeplanten) evolutionären Entstehungsprozess klinkte sich dann das politische Diktat ein: Das ist jetzt unser Geld und nichts anderes (Fiat, lat. "es werde"). Dadurch rückte der eigentliche "Körper" des Geldes, das ursprüngliche Gut, etwa ein Edelmetall immer mehr in den Hintergrund und das Nominal selbst wurde zum "Geld" - das, was auf der Münze geprägt war. Eigentlich war Lira etc. mal eine Gewichtsangabe. Also man hat mit einer realen, tatsächlich vorhandenen und damit begrenzten Menge oder Masse eines Gutes ein anderes Gut bezahlt. Knappe Dinge wechselten den Besitzer. An der Stelle wird auch klar, dass der Geldwert kein völlig stabiler sein kann, sondern Schwankungen unterworfen sein wird, so wie der Stellenwert aller Güter in Bezug zueinander schwankt.

Durch diesen Erlass, diese Lösung von etwas tatsächlich Vorhandenen wird aber nun eine nahezu kostenlose Geldproduktion möglich. Man muss eben kein Gold oder Silber mehr aus der Erde kratzen. Man produziert praktisch nur noch "tokens", Geldzeichen. Geld bleibt aber nach wie vor "Fokalpunkt", auf den alle schauen, an den alle glauben. Aber so ein Punkt ist nicht in Stein gemeißelt, vor allem wenn er auf diese künstliche Weise gewebt und kommuniziert wurde. Man kann Geld, also seinen Stellenwert nicht beliebig "steuern".

Und dann reichen eben manchmal kleine unvorsichtige Signale eines andere Fokalpunkts, um diese ganze strategische Situation in Bewegung zu bringen. Das Messer fällt plötzlich und immer mehr Menschen werfen es fort, immer weniger wollen zugreifen, der Stellenwert einer Einheit fällt ins Bodenlose, niemand will der Dumme sein. Massenpsychologie. Ich nenne es gern der "Nackte-Kaiser-Effekt". Über lange Zeit war die Situation stabil - obwohl der Kaiser für jeden offensichtlich nackt - war er es in der entscheidenen Handlungssphäre nicht. Niemand wagte die Nacktheit offen zu kommunizieren, und wenn, dann nahm man es ihm wahrscheinlich nicht ab. Man konnte also getrost davon ausgehen, dass der Kaiser nicht nackt war in diesem öffentlichen "Als ob" und entsprechen handelnd. Das ist der Fokalpunkt. Ein Fokalpunkt ist eine Erwartung einer Person "of what the other expects him to expect to be expected to do." (Schelling) Es geht praktisch um eine mehrstufige Spekulation darüber, was die anderen Menschen erwarten/glauben, was wiederum sie erwarten, was man selbst erwartet von ihnen usw. Das ist letztlich der "Kitt" einer Gesellschaft, eines Systems, des Geldes usw - eine komplexe Struktur von Erwartungen, Spekukationen über die anderen, wie sie handeln werden, wie sie reagieren werden.

Bis ein Kind, das keine Angst vor einem Gesichtsverlust hat, das sich praktisch außerhalb der strategischen Situation befand, den Kaiser effektiv entblößte.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Damit die Türken keinen falschen Eindruck vom Verfall ihrer Währung bekommen wird jetzt gegen Social Media User vorgegangen die sich entsprechend äußern.

"Zudem geht die Türkei gegen Nutzer von Sozialen Medien vor, die sich im Internet negativ über die türkische Wirtschaft äußern. Entsprechende rechtliche Maßnahmen gegen solche Mitteilungen würden eingeleitet, teilte das Innenministerium in Ankara mit. Seit dem 7. August seien fast 350 Nutzerkonten auf sozialen Netzwerken ausgemacht worden, in denen der Verfall der Landeswährung Lira auf provozierende Art und Weise kommentiert worden sei." Quelle: https://www.godmode-trader.de/artikel/t ... el,6331092

So gehört sich das auch in einer Autokratie.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(13 Aug 2018, 13:01)

Die türkische Lira ist halt ein Fiatgeld, entsprechend anfällig für den Verfall.
Zuerst muss man verstehen wie Geld eigentlich mal entstanden ist, siehe Mengers Erklärung ("On the Origins of Money"). Geld war ursprünglich ein Gut, und als absatzfähigstes Gut wurde es zum Geld. Geld ist im Ergebnis ein Fokalpunkt (Schelling)
In diesen spontanen(ungeplanten) evolutionären Entstehungsprozess klinkte sich dann das politische Diktat ein: Das ist jetzt unser Geld und nichts anderes (Fiat, lat. "es werde"). Dadurch rückte der eigentliche "Körper" des Geldes, das ursprüngliche Gut, etwa ein Edelmetall immer mehr in den Hintergrund und das Nominal selbst wurde zum "Geld" - das, was auf der Münze geprägt war. Eigentlich war Lira etc. mal eine Gewichtsangabe. Also man hat mit einer realen, tatsächlich vorhandenen und damit begrenzten Menge oder Masse eines Gutes ein anderes Gut bezahlt. Knappe Dinge wechselten den Besitzer. An der Stelle wird auch klar, dass der Geldwert kein völlig stabiler sein kann, sondern Schwankungen unterworfen sein wird, so wie der Stellenwert aller Güter in Bezug zueinander schwankt.

Durch diesen Erlass, diese Lösung von etwas tatsächlich Vorhandenen wird aber nun eine nahezu kostenlose Geldproduktion möglich. Man muss eben kein Gold oder Silber mehr aus der Erde kratzen. Man produziert praktisch nur noch "tokens", Geldzeichen. Geld bleibt aber nach wie vor "Fokalpunkt", auf den alle schauen, an den alle glauben. Aber so ein Punkt ist nicht in Stein gemeißelt, vor allem wenn er auf diese künstliche Weise gewebt und kommuniziert wurde. Man kann Geld, also seinen Stellenwert nicht beliebig "steuern".

Und dann reichen eben manchmal kleine unvorsichtige Signale eines andere Fokalpunkts, um diese ganze strategische Situation in Bewegung zu bringen. Das Messer fällt plötzlich und immer mehr Menschen werfen es fort, immer weniger wollen zugreifen, der Stellenwert einer Einheit fällt ins Bodenlose, niemand will der Dumme sein. Massenpsychologie. Ich nenne es gern der "Nackte-Kaiser-Effekt". Über lange Zeit war die Situation stabil - obwohl der Kaiser für jeden offensichtlich nackt - war er es in der entscheidenen Handlungssphäre nicht. Niemand wagte die Nacktheit offen zu kommunizieren, und wenn, dann nahm man es ihm wahrscheinlich nicht ab. Man konnte also getrost davon ausgehen, dass der Kaiser nicht nackt war in diesem öffentlichen "Als ob" und entsprechen handelnd. Das ist der Fokalpunkt. Ein Fokalpunkt ist eine Erwartung einer Person "of what the other expects him to expect to be expected to do." (Schelling) Es geht praktisch um eine mehrstufige Spekulation darüber, was die anderen Menschen erwarten/glauben, was wiederum sie erwarten, was man selbst erwartet von ihnen usw. Das ist letztlich der "Kitt" einer Gesellschaft, eines Systems, des Geldes usw - eine komplexe Struktur von Erwartungen, Spekukationen über die anderen, wie sie handeln werden, wie sie reagieren werden.

Bis ein Kind, das keine Angst vor einem Gesichtsverlust hat, das sich praktisch außerhalb der strategischen Situation befand, den Kaiser effektiv entblößte.
Allerbesten Dank. Das war eine - für mich jedenfalls - sehr sehr spannende und nachvollziehbare Erklärung. Besser als 100 mal "Börse vor acht" schauen. Ich würde das Problem politisch vielleicht so deuten, dass im Moment zu viele überselbstbewusste Machbarkeitsfanatiker vom Macho-Typ an der Macht sind. Erdogan, Putin, Trump, Orbán etc. Sie bringen die Massen hinter sich und glauben dann, ebenso ein Edge-of-Chaos-System wie das der internationalen Finanzen in den Bereich des direkt (von ihnen) Steuerbaren drücken zu können.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Trutznachtigall »

ThorsHamar hat geschrieben:(13 Aug 2018, 11:18)
Man sollte den Türken doch einfach mal erklären, warum die Lira tatsächlich fällt.
Nicht nur das. Den kauffreudigen, hochverschuldeten privaten türkischen Haushalten sollte man vielleicht auch klar machen, was das finanzielle Desaster für sie konkret bedeuten würde.
☸ڿڰۣ--ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣڿڰۣ--☸☸ڿڰۣڿڰۣ
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Quatschki »

Trutznachtigall hat geschrieben:(13 Aug 2018, 19:04)

Nicht nur das. Den kauffreudigen, hochverschuldeten privaten türkischen Haushalten sollte man vielleicht auch klar machen, was das finanzielle Desaster für sie konkret bedeuten würde.
Kannst du das so pauschal beurteilen?
Wenn man hochverschuldet ist, ist doch Geldentwertung unter Umständen das Beste, was einem passieren kann?
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

Quatschki hat geschrieben:(13 Aug 2018, 19:30)

Kannst du das so pauschal beurteilen?
Wenn man hochverschuldet ist, ist doch Geldentwertung unter Umständen das Beste, was einem passieren kann?
Aber nur, wenn die Schulden in der Landeswährung sind und nicht in Dollar oder Euro.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Quatschki »

zollagent hat geschrieben:(13 Aug 2018, 19:32)

Aber nur, wenn die Schulden in der Landeswährung sind und nicht in Dollar oder Euro.
Ich kenn mich im Orient nicht aus.
Ist es in der Türkei üblich, private Darlehen in Fremdwährung aufzunehmen?
Oder Kauf-, Miet- oder Pachtverträge in einer anderen als der amtlichen Landeswährung abzuschließen?
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unity in diversity
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Quatschki hat geschrieben:(13 Aug 2018, 20:22)

Ich kenn mich im Orient nicht aus.
Ist es in der Türkei üblich, private Darlehen in Fremdwährung aufzunehmen?
Oder Kauf-, Miet- oder Pachtverträge in einer anderen als der amtlichen Landeswährung abzuschließen?
Das kommt nicht nur im Orient vor.
Die ungarischen Häuslebauer haben mal €-Kredite bei österreichische Banken aufgenommen. So etwas ist kein Problem, solange Währungen stabil bleiben.
Bei der Türkei kommt hinzu, daß sie mehr importieren als sie sich leisten können. Davon sind deutsche Exporteure betroffen und einige Energieversorger sind überengagiert.
So fing es in Griechenland auch an. Jetzt müßte die türkische Zentralbank die Zinsen anheben. Geht aber nicht, weil Zinsen laut Erdogan ein Instrument der Ausbeutung sind.
Tja, die Lira-Krise greift derweil auf andere Schwellenländer über und Europa kommt auch nicht unbeschadet davon.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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imp
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

Quatschki hat geschrieben:(13 Aug 2018, 20:22)

Ich kenn mich im Orient nicht aus.
Ist es in der Türkei üblich, private Darlehen in Fremdwährung aufzunehmen?
Oder Kauf-, Miet- oder Pachtverträge in einer anderen als der amtlichen Landeswährung abzuschließen?
Das funktioniert - zumindest in Ungarn - anders. Der Kreditgeber ist oft eine ausländische Bank. Der Kredit wird in Landeswährung ausgezahlt und sofort zweckverwendet, die Schuld aber in Euro notiert. Damit trägt der Kreditnehmer das Kursrisiko. Bei Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen war es auch früher schon üblich, die beispielsweise in DM oder Francs zu führen, wenn Waren aus diesen Ländern im Spiel waren.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Quatschki »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(14 Aug 2018, 08:19)

Das funktioniert - zumindest in Ungarn - anders. Der Kreditgeber ist oft eine ausländische Bank. Der Kredit wird in Landeswährung ausgezahlt und sofort zweckverwendet, die Schuld aber in Euro notiert. Damit trägt der Kreditnehmer das Kursrisiko. Bei Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen war es auch früher schon üblich, die beispielsweise in DM oder Francs zu führen, wenn Waren aus diesen Ländern im Spiel waren.
Aber wenn das Kursrisiko hoch ist, lässt sich das die Bank doch entsprechend besichern?
Und der Kreditnehmer merkt anhand der zu leistenden Sicherheiten, worauf er sich möglicherweise einlässt und dass man das eigentlich nur machen kann, wenn man auch in der Tilgungswährung Einkommen erzielt.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von garfield336 »

BlueMonday hat geschrieben:(13 Aug 2018, 13:01)

Die türkische Lira ist halt ein Fiatgeld, entsprechend anfällig für den Verfall.
.
Wicxhtig ist nur das Vertrauen in Staat und Zentralbank das das Geld auch weiterhin seinen Wert hat.

Dieses Vertrauen geht gerade verloren.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von garfield336 »

Quatschki hat geschrieben:(13 Aug 2018, 20:22)

Ich kenn mich im Orient nicht aus.
Ist es in der Türkei üblich, private Darlehen in Fremdwährung aufzunehmen?
Oder Kauf-, Miet- oder Pachtverträge in einer anderen als der amtlichen Landeswährung abzuschließen?
Das Problem der Türkei ist das grosse Leistungsbilanzdefizit. Sie importieren ständig mehr Waren als sie Exportieren.

Die Importware mus natürlich in harten Devisen Dollar oder Euro bezahlt werden. Da dies aber wegen dem Leistungsbilanzdefizit Mangelware ist, ist man gezwungen das Geld zu leihen.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Quatschki »

garfield336 hat geschrieben:(14 Aug 2018, 08:55)

Das Problem der Türkei ist das grosse Leistungsbilanzdefizit. Sie importieren ständig mehr Waren als sie Exportieren.

Die Importware mus natürlich in harten Devisen Dollar oder Euro bezahlt werden. Da dies aber wegen dem Leistungsbilanzdefizit Mangelware ist, ist man gezwungen das Geld zu leihen.
Das ist mir sowieso ein Rätsel
Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
oder gewaltige Auslandsinvestments in Afrika.
Sondern im Gegenteil: Es wird immer mehr von unserem öffentlichen Eigentum, Land und Immobilien an irgendwelche Kapitalanleger aus eben jenen Handelsbilanzdefizitländern verhökert.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 09:08)

Das ist mir sowieso ein Rätsel
Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
oder gewaltige Auslandsinvestments in Afrika.
Sondern im Gegenteil: Es wird immer mehr von unserem öffentlichen Eigentum, Land und Immobilien an irgendwelche Kapitalanleger aus eben jenen Handelsbilanzdefizitländern verhökert.
Kannst du dafür Beispiele geben?
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 08:49)

Aber wenn das Kursrisiko hoch ist, lässt sich das die Bank doch entsprechend besichern?
Und der Kreditnehmer merkt anhand der zu leistenden Sicherheiten, worauf er sich möglicherweise einlässt und dass man das eigentlich nur machen kann, wenn man auch in der Tilgungswährung Einkommen erzielt.
Das ist ein Teil des Problems. Sicherheiten, die gestern noch als hinreichend galten, werden neu bewertet. Das führt teilweise zu gekündigten Krediten. Andererseits kann ein Tiefflug von Wirtschaft und Währung auch die Eurokredite kurzfristig teurer machen. Das sind nun mal die Arbeitsbedingungen in einer zweitklassigen Wirtschaft an vielen Orten in der Welt. Banken versuchen unter diesen Bedingungen Geschäfte zu machen und finden dabei Modelle, in denen Risiko und Kosten für beide Seiten (meistens) gerade so tragbar sind.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von garfield336 »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 09:08)

Das ist mir sowieso ein Rätsel
Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
oder gewaltige Auslandsinvestments in Afrika.
Sondern im Gegenteil: Es wird immer mehr von unserem öffentlichen Eigentum, Land und Immobilien an irgendwelche Kapitalanleger aus eben jenen Handelsbilanzdefizitländern verhökert.
nun sie sind nicht auf grosse Devisenreserven auslänudischer Währung angewiesen.
Dennoch hat man doch grosse Goldbestände.

Die deutschen verleihen ihre Euros in die Türkei damit die hier einkaufen können. Das wird jetzt auch zu einem kleinen Problem.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 09:08)

Das ist mir sowieso ein Rätsel
Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
oder gewaltige Auslandsinvestments in Afrika.
Sondern im Gegenteil: Es wird immer mehr von unserem öffentlichen Eigentum,
Land und Immobilien an irgendwelche Kapitalanleger aus eben jenen Handelsbilanzdefizitländern verhökert.
Da muss man doch unterscheiden.

Die Export-Überschüsse werden von Firmen erzielt.
Diese tauschen die erhaltenen Mittel i.d.R. dann ja auch in Euros.
Oder bekommen sie per Vertrag in Euros.

Öffentliches Eigentum hat damit ja nichts zu tun.
Hat Null und Nichts mit den Handelsbilanzen, noch deren Defizitländern zu tun.

Solche "Bezüge" herzustellen macht keinen Sinn.

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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 09:08)

Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
.
Warum auch? Die Exporte werden sicherlich größtenteils in EUR bezahlt.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Quatschki hat geschrieben:(14 Aug 2018, 09:08)

Das ist mir sowieso ein Rätsel
Deutschland hat 250 Milliarden Exportüberschüsse pro Jahr,
hat aber nicht wie Rußland und China riesige Devisenreserven
oder gewaltige Auslandsinvestments in Afrika.
Sondern im Gegenteil: Es wird immer mehr von unserem öffentlichen Eigentum, Land und Immobilien an irgendwelche Kapitalanleger aus eben jenen Handelsbilanzdefizitländern verhökert.
Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest. Deutschland ist Teil des Eurosystems mit der EZB als zentraler Notenbank. Die Währungsreserven des Eurosystems beliefen sich Ende Juni auf umgerechnet 690 Mrd €. http://www.ecb.europa.eu/stats/balance_ ... ur.en.html
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Hier mal ein Zitat aus einem Artikel von Welt online vom Februar 2014. Kommt einem irgendwie bekannt vor.

"Der Verfall der türkischen Währung trifft die Bevölkerung gleich doppelt. Während Konsumgüter immer teurer werden, steigen die Kosten für Kredite. Immer mehr Familien geraten in die Schuldenfalle. ... Seit dem letzten Jahr hat die türkische Währung konstant an Wert gegenüber Dollar und Euro verloren. So zahlte man vor einem Jahr noch 1,68 Lira für einen Dollar, heute sind es 2,26. Als vergangene Woche der Dollar die Marke von 2,40 erreichte, traf sich die türkische Zentralbank zum Krisengipfel. Ihre Entscheidung, den Leitzins von 4,5 auf 10 Prozent zu erhöhen, fiel unerwartet entschlossen – und gegen den Widerstand des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayip Erdogan – aus. .... Doch die Schwäche der Lira lässt nicht nur ausländische Investoren abwandern, sondern trifft auch die türkischen Verbraucher hart. Viele von ihnen sind hoch verschuldet. .... Ein weiteres Problem für die türkischen Verbraucher stellt ihre Abhängigkeit von importierten Gütern dar. Die Türkei leidet an einem hohen Leistungsbilanzdefizit, die Türken konsumieren mehr, als sie produzieren. Der teure Dollar treibt die Preise vieler Güter in die Höhe." Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... falle.html

Die aktuelle Situation müssten die Türken eigentlich gewohnt sein.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von schokoschendrezki »

unity in diversity hat geschrieben:(14 Aug 2018, 00:55)

Das kommt nicht nur im Orient vor.
Die ungarischen Häuslebauer haben mal €-Kredite bei österreichische Banken aufgenommen. So etwas ist kein Problem, solange Währungen stabil bleiben.
Frankenkredite vor allem auch. Und sie wurden den Häuslebauern ohne jede Rückversicherung und Bonitätsprüfung in fast beliebiger Höhe gewährt. Natürlich nicht aus Dummheit sondern mit Bedacht. Das ging sehr häufig schief. Und dann kam die Bankenkrise. Und dann 2011 das von Orbán durchgedrückte Fremdwährungskredittilgungsgesetz. Das er populistisch als "Befreiung aus der Schuldensklaverei" verkaufte. Aber EU-Europa machte mit. Man muss das ganze komplexe Interessengemisch versuchen zu verstehen.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Ist das jetzt alles was Erdogan als Antwort auf die Verdoppelung der Stahl- und Aluminiumzölle zu bieten hat?

"Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat als Reaktion auf US-Sanktionen einen "Boykott" elektronischer Geräte aus den USA angekündigt. Die USA hätten iPhones, doch "auf der anderen Seite" gebe es Samsung, sagte er im türkischen Fernsehen."

Das muß man ja schon fast als einen Schritt in Richtung Deeskalation sehen wenn das die einzige Reaktion auf die Zölle ist.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Audi »

Orbiter1 hat geschrieben:(14 Aug 2018, 11:27)

Ist das jetzt alles was Erdogan als Antwort auf die Verdoppelung der Stahl- und Aluminiumzölle zu bieten hat?

"Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat als Reaktion auf US-Sanktionen einen "Boykott" elektronischer Geräte aus den USA angekündigt. Die USA hätten iPhones, doch "auf der anderen Seite" gebe es Samsung, sagte er im türkischen Fernsehen."

Das muß man ja schon fast als einen Schritt in Richtung Deeskalation sehen wenn das die einzige Reaktion auf die Zölle ist.
Was soll Erdogan gegen die USA schon machen? Das schlimmste wäre, man wirft die USA raus und schließt alle US Basen im Land. Dort könnte er höchstens den USA weh tun
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Audi hat geschrieben:(14 Aug 2018, 12:31)

Was soll Erdogan gegen die USA schon machen?

Das schlimmste wäre, man wirft die USA raus und schließt alle US Basen im Land.
Dort könnte er höchstens den USA weh tun
Ich glaube nicht, dass das den USA weh tun wird.

Allenfalls der Türkei.
Weniger Basen, weniger Zuwendungen.
Weniger Zuwendungen...noch weniger Devisen.
Noch weniger Vertrauen...noch schwächere Lira. :D

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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Skull hat geschrieben:(14 Aug 2018, 13:39)

Ich glaube nicht, dass das den USA weh tun wird.

Allenfalls der Türkei.
Weniger Basen, weniger Zuwendungen.
Weniger Zuwendungen...noch weniger Devisen.
Noch weniger Vertrauen...noch schwächere Lira. :D
Naja, heute und morgen ist ja der russische Außenminister Lawrow in der Türkei. Incirlik wäre sicher auch ein guter Standort für eine russische Luftwaffenbasis.
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