Türkische Lira Krise

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Skull
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Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Erdoğan ruft Landsleute zur Stützung der Lira auf

Die türkische Lira hat deutlich an Wert verloren. Recep Tayyip Erdoğan hat die Türken dazu aufgerufen,
Bargeldbestände in Euro und US-Dollar in Lira zu tauschen.

Angesichts des dramatischen Wertverfalls der Lira hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan seine Landsleute dazu aufgerufen, ihre Dollar- und Euroersparnisse in die heimische Währung umzutauschen. "Meine Brüder, die Dollar oder Euro unter ihren Kopfkissen haben, geht und legt euer Geld in Lira an. Wir werden zusammen diesen Komplott vereiteln", sagte Erdoğan auf einer Wahlkundgebung in der osttürkischen Stadt Erzurum. Im Vergleich zum Dollar und zum Euro hat die Lira seit Jahresbeginn mehr als 20 Prozent an Wert verloren.

Innerhalb der vergangenen vier Wochen verlor die Lira 16 Prozent ihres Wertes im Vergleich zum US-Dollar. Nach einem neuerlichen Abrutschen des Wechselkurses am Mittwoch griff die türkische Nationalbank mit einer Leitzinserhöhung ein. Die Schwäche der Währung ist für den Staatschef ein Problem im Wahlkampf, weil viele Wählerinnen und Wähler sie als Zeichen für die Schwäche der türkischen Wirtschaft interpretieren.

Erdoğan hat bereits angekündigt, dass er nach den Parlaments- und Präsidentenwahlen am 24. Juni eine größere Kontrolle über die Geldpolitik ausüben will. Der Präsident, der sich erneut um sein dann mit weitaus größeren Machtbefugnissen ausgestattetes Amt bewirbt, hat sich selbst zum "Gegner von Zinsen" erklärt.

Die türkische Regierung sieht hinter dem Verfall der Lira keine ökonomischen Gründe, sondern eine Verschwörung heimischer und ausländischer Finanzkräfte, die die türkische Wirtschaft destabilisieren wollen und die Abwahl Erdoğans befürworten.

https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-05/ ... fall-krise


Was halten die User von den Plänen und Aussagen des türkischen Präsidenten ?

Wirtschaftlicher Sachverstand oder deren fehlender ?

Oder berechtigte Vorwürfe an inländische und ausländische Finanzkräfte ?

mfg
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Uffzach »

Der weiß schon warum er die Wahl vorgezogen hat. Werden jetzt die Wähler zunehmend skeptisch, so würde ihm der Zorn der Wähler im nächsten Jahr entgegenschlagen und er hätte nicht die geringste Chance. :cool:
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Orbiter1
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Skull hat geschrieben:(28 May 2018, 11:24)

Die türkische Regierung sieht hinter dem Verfall der Lira keine ökonomischen Gründe, sondern eine Verschwörung heimischer und ausländischer Finanzkräfte, die die türkische Wirtschaft destabilisieren wollen und die Abwahl Erdoğans befürworten.
Na sowas. Gewöhnlich wir die lange Hand der Gülen-Bewegung für alles verantwortlich gemacht was in der Türkei schlecht läuft.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von watisdatdenn? »

Wir machen demnächst Urlaub.. In Zypern.
Natürlich im griechischen Teil obwohl deutlich teuerer.

Nachdem was ich hier und anderswo über den faschistischen Erdogan erzählt habe, ist das die sicherere Variante.
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Fliege
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Fliege »

Skull hat geschrieben:(28 May 2018, 11:24)

"Die türkische Regierung sieht hinter dem Verfall der Lira keine ökonomischen Gründe, sondern eine Verschwörung heimischer und ausländischer Finanzkräfte, die die türkische Wirtschaft destabilisieren wollen und die Abwahl Erdoğans befürworten."
https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-05/ ... fall-krise
Ich möchte hoffen, dass es sich so verhält, wie Erdogan mutmaßt. *lol*
(Seine beiden Erdogan-Jünger haben ihre Euro-Bestände längst in Lira gewechselt?)
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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unity in diversity
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Die türkische Lira hat sich erholt, aber ob das anhält?
Einmaleffekte verändern keine strukturellen Probleme in der Wirtschaft.
Bricht der Kurs wieder ein, kann Erdo seine Wahl vergessen.
Patriotismus kann sich nicht jeder Türke leisten und einen Erdogan auch nicht.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Orbiter1
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Heute waren der türkische Vizeregierungschef und der Notenbankpräsident in London um Ängste zu zerschlagen die türkische Notenbank würde ihre Unabhängigkeit verlieren. Erdogan hat sich bei seinem London-Besuch vor 2 Wochen in diese Richting geäußert. Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/l ... 15125.html Ob der Beauch ausreicht um verlorengegangenes Vertrauen wieder aufzubauen wird man schon bald sehen.
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Orbiter1
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Interessanter Artikel in der NZZ zu diesem Thema.

"Die schwache Lira ist stärker als Erdogan
Die einzige in der Türkei verbliebene Opposition, so ein Bonmot unter Istanbuls Ökonomen, sei die Lira. Staatspräsident Erdogan wäre gut beraten, diese Opposition ernst zu nehmen und sich nicht länger in die Geldpolitik einzumischen." Quelle: https://www.nzz.ch/meinung/die-schwache ... ld.1390634
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Und weiter geht es...

Türkische Lira fällt ins Bodenlose: Europas Aktienmärkte fallen mit.

https://www.focus.de/finanzen/boerse/wi ... 95128.html

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imp
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

Skull hat geschrieben:(10 Aug 2018, 13:20)

Und weiter geht es...

Türkische Lira fällt ins Bodenlose: Europas Aktienmärkte fallen mit.

https://www.focus.de/finanzen/boerse/wi ... 95128.html

mfg
Seit Jahren dieselbe Catch Phrase
2016 https://de.blastingnews.com/politik/201 ... 04893.html
2013 http://www.fr.de/politik/krise-in-der-t ... f-a-637248

Man kann das kaum noch ernst nehmen. Die Daten geben der Nachricht recht, die Bewertung erscheint aber immer übertriebener.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

Man befürchtet, daß die Türkei auch einige der europäischen Wackelkandidaten mit nach unten reißen könnte.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(10 Aug 2018, 13:31)

Seit Jahren dieselbe Catch Phrase
2016 https://de.blastingnews.com/politik/201 ... 04893.html
2013 http://www.fr.de/politik/krise-in-der-t ... f-a-637248

Man kann das kaum noch ernst nehmen. Die Daten geben der Nachricht recht, die Bewertung erscheint aber immer übertriebener.
Seit Jahren sinkt die Lira... :D

Was Übertrieben war, sieht man erst hinterher.

Der Verfall der türkischen Währung geht seit Jahren,
somit waren die Übertreibungen der Vergangenheit...
...keine Übertreibungen.

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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von imp »

Skull hat geschrieben:(10 Aug 2018, 15:27)

Seit Jahren sinkt die Lira... :D

Was Übertrieben war, sieht man erst hinterher.

Der Verfall der türkischen Währung geht seit Jahren,
somit waren die Übertreibungen der Vergangenheit...
...keine Übertreibungen.

mfg
Klar. Immer ist der aktuelle Verfall der Untergang. Der dann nicht eintritt, trotz weiterem Währungstief.
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Quatschki
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Quatschki »

Die Leute weichen naturgemäß auf wertstabile Ersatzwährungen oder Devisen aus.
Angeschmiert sind die, die ihr Gehalt oder Rente in der Landeswährung vom Staat bekommen.
Aber eins dürfte sicher sein: Man wird sich darauf einigen, dass mal wieder die Juden schuld sind.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Welfenprinz »

Wann ist denn der Zeitpunkt gekommen zu kaufen?
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von DieBananeGrillt »

Welfenprinz hat geschrieben:(10 Aug 2018, 16:34)

Wann ist denn der Zeitpunkt gekommen zu kaufen?

Was denn kaufen, doch wohl keine Lira ?

Wohl eher deutsche Bankaktien, wenn die unten angekommen sind, nachdem 20 Mrd. abgeschrieben werden mußten.... :D
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Welfenprinz »

Irgendwann gehts nicht mehr tiefer. :cool:
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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unity in diversity
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Quatschki hat geschrieben:(10 Aug 2018, 16:20)

Die Leute weichen naturgemäß auf wertstabile Ersatzwährungen oder Devisen aus.
Angeschmiert sind die, die ihr Gehalt oder Rente in der Landeswährung vom Staat bekommen.
Aber eins dürfte sicher sein: Man wird sich darauf einigen, dass mal wieder die Juden schuld sind.
Das betrifft alle Türken, jedenfalls haben die Chinesen noch keine Sonderwirtschaftszonen in der Türkei errichtet, in denen mit Yuan bezahlt wird.
Jeder aufrechte Türke ist daher gehalten, seine Fluchtwährungen in Lira einzutauschen.
Ob es hilft?
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Liegestuhl »

Mit so einem Bändchen am Handgelenk muss man ohnehin nichts bezahlen.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Quatschki
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Quatschki »

unity in diversity hat geschrieben:(10 Aug 2018, 18:04)

Das betrifft alle Türken, jedenfalls haben die Chinesen noch keine Sonderwirtschaftszonen in der Türkei errichtet, in denen mit Yuan bezahlt wird.
Ach komm. Wir Deutschen wissen doch, wie das war. Inflation 1923, Nachkriegszeit 1945-48. DDR.
Da gab es das offizielle Geld, das nix wert war. Daneben gab es Devisen oder Westgeld als Parallelwährung und dann noch andere werthaltige Dinge, die man als Zahlungsmittel nutzen konnte, wie Zigaretten, Nylonstumpfhosen, Trabantersatzteile je nach Zeitalter.
Jeder aufrechte Türke ist daher gehalten, seine Fluchtwährungen in Lira einzutauschen.
Ob es hilft?
Theoretisch hilft es. Wenn die Geldmenge begrenzt bleibt und alle mitmachen.
Was aber, wenn der eine aufrechte Türke nicht an die Aufrichtigkeit des anderen aufrechten Türken glaubt? Dann sind wir beim klassischen "Gefangenendilemma" der Entscheidungstheorie.
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unity in diversity
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Angeblich schüttelt Trump die Lira durch, um die Freilassung von Andrew Brunson zu erzwingen.
Im Falle von Deniz Yücel wurde keine Lira-Krise gesehen.
Wenn die Türkei in die Staatspleite segelt, wird der Merkel/Erdogan-Deal nicht länger finanzierbar. Jeder weiß, was das bedeutet. Es kann auch ein Fehler gewesen sein, Finanzdienstleistungen im Rahmen einer Dienstleistungsgesellschaft überzubewerten. Deutschland und Europa als Finanzstandort zu profilieren, geht auf Schröder zurück. Wenn alles schief geht, rutscht das Wachstum der gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität europaweit in den negativen Bereich. Das wäre Kapitalvernichtung im Rahmen eines Wirtschaftskrieges.
https://2.bp.blogspot.com/-2CZzqK5Ukq4/ ... chland.jpg
2008-2010...die Türkei als Hebel, um Europa in die Knie zu zwingen.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Quatschki hat geschrieben:(10 Aug 2018, 16:20)

Die Leute weichen naturgemäß auf wertstabile Ersatzwährungen oder Devisen aus.
Angeschmiert sind die, die ihr Gehalt oder Rente in der Landeswährung vom Staat bekommen.
So ist es.
Aber eins dürfte sicher sein: Man wird sich darauf einigen, dass mal wieder die Juden schuld sind.
Nö, Erdogan beschuldigt pauschal den "Westen". Solange der Schwachkopf von Währungskrieg faselt und sich in die Entscheidungen der türkischen Notenbank einmischt wird es auch weiter runtergehen mit der türkischen Lira, incl der entsprechenden Folgen für Wirtschaft und Bürger der Türkei.

Edit:
Erdogan ist noch dümmer als ich dachte. Er eskaliert weiter und stellt jetzt die Partnerschaft mit den USA in Frage, die Türkei könne sich auch andere Partner suchen. Soll er mal machen incl. NATO-Austritt und Putin-Partnerschaft. Damit wird er eine massive Kapitalflucht auslösen. Dann sitzt er auf einem Schuldenberg, Pleitebanken und einer ruinierten Wirtschaft.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Guten Morgen,

eine Menge Beiträge ... verschoben.

Der User Rote_Galaxie wird daran erinnert, die Geduld der Moderation nicht auf die Spitze zu treiben.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Misterfritz »

Skull hat geschrieben:(12 Aug 2018, 08:29)

Guten Morgen,

eine Menge Beiträge ... verschoben.
Aber dieses mal mit einem sehr groben Besen gekehrt ;)
Da sind sachliche Beiträge zur Lira-Krise im RG-Sammelstrang gelandet.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

"Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht sein Land im Zentrum eines Wirtschaftskrieges. "Die türkische Wirtschaft steckt nicht in einer Krise und steht auch nicht vor der Pleite. Der Absturz der Landeswährung Lira sind die Raketen eines Wirtschaftskrieges gegen die Türkei", so Erdogan." Quelle: Guidants News https://news.guidants.com

Erdogan zeigt sich weiter komplett uneinsichtig und sieht die Türkei als Opfer einer ausländischen Verschwörung. Dann wird es auch weiter runtergehen.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Teeernte »

Quatschki hat geschrieben:(10 Aug 2018, 20:44)

Ach komm. Wir Deutschen wissen doch, wie das war. Inflation 1923, Nachkriegszeit 1945-48. DDR.
Da gab es das offizielle Geld, das nix wert war. Daneben gab es Devisen oder Westgeld als Parallelwährung und dann noch andere werthaltige Dinge, die man als Zahlungsmittel nutzen konnte, wie Zigaretten, Nylonstumpfhosen, Trabantersatzteile je nach Zeitalter.


Theoretisch hilft es. Wenn die Geldmenge begrenzt bleibt und alle mitmachen.
Was aber, wenn der eine aufrechte Türke nicht an die Aufrichtigkeit des anderen aufrechten Türken glaubt? Dann sind wir beim klassischen "Gefangenendilemma" der Entscheidungstheorie.
Putin und Erdi werden auf Tauschgesellschaft umstellen... Ein Kilo Äpfel (Landwirtschaft-gegen Energie) gegen einen Liter Erdöl... Damit bleibt die Wirtschaft lebensfähig.

Die Türken kennen das - mit der Abwertung schon..... Rette sich - wer kann. Wird in Urlaubergegenden der Euro schon genommen...? - die EC - Lesegeräte schon in "Fremdwährung" auf Fremdwährungskonten gebucht ? ...wenn nicht - kommt noch.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Teeernte hat geschrieben:(12 Aug 2018, 09:10)

Wird in Urlaubergegenden der Euro schon genommen...?
Das ist schon seit vielen Jahren so. In den Touristenregionen kann man vollkommen problemlos mit Euro bezahlen. Allerdings bekommt man meistens einen ziemlich schlechten Umrechnungskurs.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Teeernte »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Aug 2018, 09:24)

Das ist schon seit vielen Jahren so. In den Touristenregionen kann man vollkommen problemlos mit Euro bezahlen. Allerdings bekommt man meistens einen ziemlich schlechten Umrechnungskurs.
Beim Kleinkrämer - ja ...und in der Restauration...ok - ich meine überall - ohne Diskussion ? (Kurs mal aussen vor gelassen)
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Aug 2018, 09:01)

"Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht sein Land im Zentrum eines Wirtschaftskrieges. "Die türkische Wirtschaft steckt nicht in einer Krise und steht auch nicht vor der Pleite. Der Absturz der Landeswährung Lira sind die Raketen eines Wirtschaftskrieges gegen die Türkei", so Erdogan." Quelle: Guidants News https://news.guidants.com

Erdogan zeigt sich weiter komplett uneinsichtig und sieht die Türkei als Opfer einer ausländischen Verschwörung. Dann wird es auch weiter runtergehen.
Erdogan sieht den angeblichen Wirtschaftskrieg sogar als Fortsetzung des Putsches vor 2 Jahren, halt nur mit anderen Mitteln. In beiden Fällen würden die gleichen Bösewichte dahinterstecken.

"Erdogan said those who plotted against Turkey in a failed coup attempt in July 2016 were now trying to target the country through its economy, and pledged to fight back. He did not name any countries. “Those who can’t compete with us on the ground have brought online fictional currency plots that have nothing to with the realities of our country, production and real economy,” Erdogan told a provincial meeting of his AK Party in the Black Sea coastal town of Rize." Quelle: http://www.ekathimerini.com/231663/arti ... dogan-says

Wenn er das tatsächlich ernst meint wird das noch richtig übel. Niemand investiert in ein Land dessen Führung unter vollkommenen Realitätsverlust leidet. Im Gegenteil, da wird man alles versuchen um seine Schäfchen noch irgendwie ins Trockene zu bringen. Auf die Türkei kommen noch richtig harte Zeiten zu.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von ThorsHamar »

Wieder mal ein schönes Beispiel, wie Politik durch die private finanzielle Parallelwelt gesteuert wird .....
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Misterfritz »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Aug 2018, 10:02)

Erdogan sieht den angeblichen Wirtschaftskrieg sogar als Fortsetzung des Putsches vor 2 Jahren, halt nur mit anderen Mitteln. In beiden Fällen würden die gleichen Bösewichte dahinterstecken.

"Erdogan said those who plotted against Turkey in a failed coup attempt in July 2016 were now trying to target the country through its economy, and pledged to fight back. He did not name any countries. “Those who can’t compete with us on the ground have brought online fictional currency plots that have nothing to with the realities of our country, production and real economy,” Erdogan told a provincial meeting of his AK Party in the Black Sea coastal town of Rize." Quelle: http://www.ekathimerini.com/231663/arti ... dogan-says

Wenn er das tatsächlich ernst meint wird das noch richtig übel. Niemand investiert in ein Land dessen Führung unter vollkommenen Realitätsverlust leidet. Im Gegenteil, da wird man alles versuchen um seine Schäfchen noch irgendwie ins Trockene zu bringen. Auf die Türkei kommen noch richtig harte Zeiten zu.
Verfolgungswahn ist halt kein guter Ratgeber ...
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Misterfritz hat geschrieben:(12 Aug 2018, 08:54)

Aber dieses mal mit einem sehr groben Besen gekehrt ;)
Da sind sachliche Beiträge zur Lira-Krise im RG-Sammelstrang gelandet.
Korrekt.

Aber der Sammelstrang ist ja auch ein Bestandteil des WiFo. ;)

mfg
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

ThorsHamar hat geschrieben:(12 Aug 2018, 10:08)

Wieder mal ein schönes Beispiel, wie Politik durch die private finanzielle Parallelwelt gesteuert wird .....
...oder wie wieder mal Verschwörungstheorien befeuert werden. :rolleyes:
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

Misterfritz hat geschrieben:(12 Aug 2018, 10:22)

Verfolgungswahn ist halt kein guter Ratgeber ...
Allah scheint kein guter Ratgeber zu sein.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von ThorsHamar »

zollagent hat geschrieben:(12 Aug 2018, 11:51)

...oder wie wieder mal Verschwörungstheorien befeuert werden. :rolleyes:
Ja, immer mehr Leute werden sich wundern, wie ein Twitter eine ganze Volkswirtschaft beeinflussen kann ... :cool:
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von rain353 »

Orbiter1 hat geschrieben:(28 May 2018, 14:20)

Na sowas. Gewöhnlich wir die lange Hand der Gülen-Bewegung für alles verantwortlich gemacht was in der Türkei schlecht läuft.
Hat bei denen Tradition(siehe Völkermord an den Armeniern)
Man pauschaliert Volksgruppen selber als Mörder, obwohl deren Land diesen Völkermord begangen hat....

Und Hitler sagte sich 1939: "Wer reden denn heute noch von dem Völkermord an den Armeniern"
"Es ist nichts so klein und wenig, woran man sich nicht begeistern könnte." - Friedrich Hölderlin
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von unity in diversity »

Banken aus Spanien, Italien und Frankreich, könnten in den Schneider geraten, daher darf man die Türkei nicht abstürzen lassen:
Soll der IWF eingreifen und wenn ja, wie?
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... m23K6J-ap2
Oder sollte man warten, bis die Krise Erdogan abräumt?
$ und€ sind knapp geworden.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Misterfritz »

unity in diversity hat geschrieben:(13 Aug 2018, 02:18)

Banken aus Spanien, Italien und Frankreich, könnten in den Schneider geraten, daher darf man die Türkei nicht abstürzen lassen:
Soll der IWF eingreifen und wenn ja, wie?
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... m23K6J-ap2
Oder sollte man warten, bis die Krise Erdogan abräumt?
$ und€ sind knapp geworden.
IWF-Hilfe lehnt Erdogan ab:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 22821.html
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

rain353 hat geschrieben:(12 Aug 2018, 20:06)

Hat bei denen Tradition(siehe Völkermord an den Armeniern)
Man pauschaliert Volksgruppen selber als Mörder, obwohl deren Land diesen Völkermord begangen hat....

Und Hitler sagte sich 1939: "Wer reden denn heute noch von dem Völkermord an den Armeniern"
Du merkst offenbar nicht, daß du selber pauschalierst. Gut die Hälfte der Türken hat Erdogan NICHT gewählt. Das nur als kleinen Hinweis.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

ThorsHamar hat geschrieben:(12 Aug 2018, 12:21)

Ja, immer mehr Leute werden sich wundern, wie ein Twitter eine ganze Volkswirtschaft beeinflussen kann ... :cool:
...und es immer noch Narren gibt, die auf so was reinfallen. ;)
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ThorsHamar
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von ThorsHamar »

zollagent hat geschrieben:(13 Aug 2018, 08:05)

...und es immer noch Narren gibt, die auf so was reinfallen. ;)
...da würde doch eine Aufklärungsaktion helfen, aus den Narren Wissende zu machen, nicht?
Bislang sind ja die medial kolportierten Kausalketten "Trump twittert - Lira fällt" und "Erdogan haut auf die Kacke - Lira fällt" mit dem tatsächlichen Ergebnis "Lira fällt-Preise steigen" für jeden Türken als persönliche Erfahrung doch irgendwie übermächtig präsent.
Man sollte den Türken doch einfach mal erklären, warum die Lira tatsächlich fällt.
Könntest Du da nicht was ausarbeiten? Ich meine, argumentenmässig läuft es doch bei Dir immer picobello, finde ich ....
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

ThorsHamar hat geschrieben:(13 Aug 2018, 11:18)

...da würde doch eine Aufklärungsaktion helfen, aus den Narren Wissende zu machen, nicht?
Bislang sind ja die medial kolportierten Kausalketten "Trump twittert - Lira fällt" und "Erdogan haut auf die Kacke - Lira fällt" mit dem tatsächlichen Ergebnis "Lira fällt-Preise steigen" für jeden Türken als persönliche Erfahrung doch irgendwie übermächtig präsent.
Man sollte den Türken doch einfach mal erklären, warum die Lira tatsächlich fällt.
Könntest Du da nicht was ausarbeiten? Ich meine, argumentenmässig läuft es doch bei Dir immer picobello, finde ich ....
Nein, so nahe stehe ich den Türken nicht.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich will mich ja nicht verspekulieren und deshalb auch eher als Frage: Die verschiedenen Ansichten zur Bewertung der Ursachen und Folgen dieser Lira-Abwertung ... hat das vielleicht auch damit zu tun, dass (angeblich!) Volkswirtschaftler von Geld erstens wenn überhaupt nur im Zusammenhang mit einer Geldfunktion sprechen und zweitens eigentlich am liebsten gar nicht über Geld sprechen. Oder Geld eben in seinen Geldfunktionen erklären und damit eigentlich nur sozusagen das wissenschaftlich fundieren, was ohnehin praktisch stattfindet. Ich kann, ganz ehrlich, diese Lira-Abwertung weder in Hinsicht auf Ursache noch in Hinsicht auf Folgen wirklich selbstständig denkend einschätzen. Und in der Öffentlichkeit nehme ich immer nur eine Art von "Die einen sagen so, die anderen sagen so"-Hintergrundrauschen wahr.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von zollagent »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Aug 2018, 11:50)

Ich will mich ja nicht verspekulieren und deshalb auch eher als Frage: Die verschiedenen Ansichten zur Bewertung der Ursachen und Folgen dieser Lira-Abwertung ... hat das vielleicht auch damit zu tun, dass (angeblich!) Volkswirtschaftler von Geld erstens wenn überhaupt nur im Zusammenhang mit einer Geldfunktion sprechen und zweitens eigentlich am liebsten gar nicht über Geld sprechen. Oder Geld eben in seinen Geldfunktionen erklären und damit eigentlich nur sozusagen das wissenschaftlich fundieren, was ohnehin praktisch stattfindet. Ich kann, ganz ehrlich, diese Lira-Abwertung weder in Hinsicht auf Ursache noch in Hinsicht auf Folgen wirklich selbstständig denkend einschätzen. Und in der Öffentlichkeit nehme ich immer nur eine Art von "Die einen sagen so, die anderen sagen so"-Hintergrundrauschen wahr.
Nur wenige Dinge sind so von Gefühlen und Erwartungen beeinflußt wie es die Währungspolitik und die Börsen sind. Vielleicht sind die Ausschläge meist zu heftig. Aber dafür auch wenig rational.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von BlueMonday »

Die türkische Lira ist halt ein Fiatgeld, entsprechend anfällig für den Verfall.
Zuerst muss man verstehen wie Geld eigentlich mal entstanden ist, siehe Mengers Erklärung ("On the Origins of Money"). Geld war ursprünglich ein Gut, und als absatzfähigstes Gut wurde es zum Geld. Geld ist im Ergebnis ein Fokalpunkt (Schelling)
In diesen spontanen(ungeplanten) evolutionären Entstehungsprozess klinkte sich dann das politische Diktat ein: Das ist jetzt unser Geld und nichts anderes (Fiat, lat. "es werde"). Dadurch rückte der eigentliche "Körper" des Geldes, das ursprüngliche Gut, etwa ein Edelmetall immer mehr in den Hintergrund und das Nominal selbst wurde zum "Geld" - das, was auf der Münze geprägt war. Eigentlich war Lira etc. mal eine Gewichtsangabe. Also man hat mit einer realen, tatsächlich vorhandenen und damit begrenzten Menge oder Masse eines Gutes ein anderes Gut bezahlt. Knappe Dinge wechselten den Besitzer. An der Stelle wird auch klar, dass der Geldwert kein völlig stabiler sein kann, sondern Schwankungen unterworfen sein wird, so wie der Stellenwert aller Güter in Bezug zueinander schwankt.

Durch diesen Erlass, diese Lösung von etwas tatsächlich Vorhandenen wird aber nun eine nahezu kostenlose Geldproduktion möglich. Man muss eben kein Gold oder Silber mehr aus der Erde kratzen. Man produziert praktisch nur noch "tokens", Geldzeichen. Geld bleibt aber nach wie vor "Fokalpunkt", auf den alle schauen, an den alle glauben. Aber so ein Punkt ist nicht in Stein gemeißelt, vor allem wenn er auf diese künstliche Weise gewebt und kommuniziert wurde. Man kann Geld, also seinen Stellenwert nicht beliebig "steuern".

Und dann reichen eben manchmal kleine unvorsichtige Signale eines andere Fokalpunkts, um diese ganze strategische Situation in Bewegung zu bringen. Das Messer fällt plötzlich und immer mehr Menschen werfen es fort, immer weniger wollen zugreifen, der Stellenwert einer Einheit fällt ins Bodenlose, niemand will der Dumme sein. Massenpsychologie. Ich nenne es gern der "Nackte-Kaiser-Effekt". Über lange Zeit war die Situation stabil - obwohl der Kaiser für jeden offensichtlich nackt - war er es in der entscheidenen Handlungssphäre nicht. Niemand wagte die Nacktheit offen zu kommunizieren, und wenn, dann nahm man es ihm wahrscheinlich nicht ab. Man konnte also getrost davon ausgehen, dass der Kaiser nicht nackt war in diesem öffentlichen "Als ob" und entsprechen handelnd. Das ist der Fokalpunkt. Ein Fokalpunkt ist eine Erwartung einer Person "of what the other expects him to expect to be expected to do." (Schelling) Es geht praktisch um eine mehrstufige Spekulation darüber, was die anderen Menschen erwarten/glauben, was wiederum sie erwarten, was man selbst erwartet von ihnen usw. Das ist letztlich der "Kitt" einer Gesellschaft, eines Systems, des Geldes usw - eine komplexe Struktur von Erwartungen, Spekukationen über die anderen, wie sie handeln werden, wie sie reagieren werden.

Bis ein Kind, das keine Angst vor einem Gesichtsverlust hat, das sich praktisch außerhalb der strategischen Situation befand, den Kaiser effektiv entblößte.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Orbiter1 »

Damit die Türken keinen falschen Eindruck vom Verfall ihrer Währung bekommen wird jetzt gegen Social Media User vorgegangen die sich entsprechend äußern.

"Zudem geht die Türkei gegen Nutzer von Sozialen Medien vor, die sich im Internet negativ über die türkische Wirtschaft äußern. Entsprechende rechtliche Maßnahmen gegen solche Mitteilungen würden eingeleitet, teilte das Innenministerium in Ankara mit. Seit dem 7. August seien fast 350 Nutzerkonten auf sozialen Netzwerken ausgemacht worden, in denen der Verfall der Landeswährung Lira auf provozierende Art und Weise kommentiert worden sei." Quelle: https://www.godmode-trader.de/artikel/t ... el,6331092

So gehört sich das auch in einer Autokratie.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(13 Aug 2018, 13:01)

Die türkische Lira ist halt ein Fiatgeld, entsprechend anfällig für den Verfall.
Zuerst muss man verstehen wie Geld eigentlich mal entstanden ist, siehe Mengers Erklärung ("On the Origins of Money"). Geld war ursprünglich ein Gut, und als absatzfähigstes Gut wurde es zum Geld. Geld ist im Ergebnis ein Fokalpunkt (Schelling)
In diesen spontanen(ungeplanten) evolutionären Entstehungsprozess klinkte sich dann das politische Diktat ein: Das ist jetzt unser Geld und nichts anderes (Fiat, lat. "es werde"). Dadurch rückte der eigentliche "Körper" des Geldes, das ursprüngliche Gut, etwa ein Edelmetall immer mehr in den Hintergrund und das Nominal selbst wurde zum "Geld" - das, was auf der Münze geprägt war. Eigentlich war Lira etc. mal eine Gewichtsangabe. Also man hat mit einer realen, tatsächlich vorhandenen und damit begrenzten Menge oder Masse eines Gutes ein anderes Gut bezahlt. Knappe Dinge wechselten den Besitzer. An der Stelle wird auch klar, dass der Geldwert kein völlig stabiler sein kann, sondern Schwankungen unterworfen sein wird, so wie der Stellenwert aller Güter in Bezug zueinander schwankt.

Durch diesen Erlass, diese Lösung von etwas tatsächlich Vorhandenen wird aber nun eine nahezu kostenlose Geldproduktion möglich. Man muss eben kein Gold oder Silber mehr aus der Erde kratzen. Man produziert praktisch nur noch "tokens", Geldzeichen. Geld bleibt aber nach wie vor "Fokalpunkt", auf den alle schauen, an den alle glauben. Aber so ein Punkt ist nicht in Stein gemeißelt, vor allem wenn er auf diese künstliche Weise gewebt und kommuniziert wurde. Man kann Geld, also seinen Stellenwert nicht beliebig "steuern".

Und dann reichen eben manchmal kleine unvorsichtige Signale eines andere Fokalpunkts, um diese ganze strategische Situation in Bewegung zu bringen. Das Messer fällt plötzlich und immer mehr Menschen werfen es fort, immer weniger wollen zugreifen, der Stellenwert einer Einheit fällt ins Bodenlose, niemand will der Dumme sein. Massenpsychologie. Ich nenne es gern der "Nackte-Kaiser-Effekt". Über lange Zeit war die Situation stabil - obwohl der Kaiser für jeden offensichtlich nackt - war er es in der entscheidenen Handlungssphäre nicht. Niemand wagte die Nacktheit offen zu kommunizieren, und wenn, dann nahm man es ihm wahrscheinlich nicht ab. Man konnte also getrost davon ausgehen, dass der Kaiser nicht nackt war in diesem öffentlichen "Als ob" und entsprechen handelnd. Das ist der Fokalpunkt. Ein Fokalpunkt ist eine Erwartung einer Person "of what the other expects him to expect to be expected to do." (Schelling) Es geht praktisch um eine mehrstufige Spekulation darüber, was die anderen Menschen erwarten/glauben, was wiederum sie erwarten, was man selbst erwartet von ihnen usw. Das ist letztlich der "Kitt" einer Gesellschaft, eines Systems, des Geldes usw - eine komplexe Struktur von Erwartungen, Spekukationen über die anderen, wie sie handeln werden, wie sie reagieren werden.

Bis ein Kind, das keine Angst vor einem Gesichtsverlust hat, das sich praktisch außerhalb der strategischen Situation befand, den Kaiser effektiv entblößte.
Allerbesten Dank. Das war eine - für mich jedenfalls - sehr sehr spannende und nachvollziehbare Erklärung. Besser als 100 mal "Börse vor acht" schauen. Ich würde das Problem politisch vielleicht so deuten, dass im Moment zu viele überselbstbewusste Machbarkeitsfanatiker vom Macho-Typ an der Macht sind. Erdogan, Putin, Trump, Orbán etc. Sie bringen die Massen hinter sich und glauben dann, ebenso ein Edge-of-Chaos-System wie das der internationalen Finanzen in den Bereich des direkt (von ihnen) Steuerbaren drücken zu können.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Skull »

Guten Tag,

diverse Spam-Beiträge...entsorgt.
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Trutznachtigall »

ThorsHamar hat geschrieben:(13 Aug 2018, 11:18)
Man sollte den Türken doch einfach mal erklären, warum die Lira tatsächlich fällt.
Nicht nur das. Den kauffreudigen, hochverschuldeten privaten türkischen Haushalten sollte man vielleicht auch klar machen, was das finanzielle Desaster für sie konkret bedeuten würde.
☸ڿڰۣ--ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣڿڰۣ--☸☸ڿڰۣڿڰۣ
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Re: Türkische Lira Krise

Beitrag von Quatschki »

Trutznachtigall hat geschrieben:(13 Aug 2018, 19:04)

Nicht nur das. Den kauffreudigen, hochverschuldeten privaten türkischen Haushalten sollte man vielleicht auch klar machen, was das finanzielle Desaster für sie konkret bedeuten würde.
Kannst du das so pauschal beurteilen?
Wenn man hochverschuldet ist, ist doch Geldentwertung unter Umständen das Beste, was einem passieren kann?
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