Franzmannanwärter hat geschrieben:(28 Mar 2018, 10:25)
Zwar kann Protektionismus kurzfristig (oder bezüglich strategischer Sektoren) durchaus gerechtfertigt sein, zB. während der Enstehungs/Reifephase eines wirtschaftlichen Zweiges, allerdings sollte man nicht außer Acht lassen dass viele leistungsstarke Volkswirtschaften nur durch die Öffnung zum Weltmarkt zustande gekommen sind.
Zur Ihrer Eingangsfrage. Natürlich ist die EU als übergeordneter und allein zuständiger Handelspartner gemeint, und nicht einzelne Staaten.
Wie Ihnen ja geläufig sein dürfte, basieren ja Zoll- und Handelsabkommen der EU mit anderen Ländern auf dieser übergeordneten Zuständigkeit und Gültigkeit.
Was Ihre Erläuterungen bzw. Ihr Plädoyer eines freien und ungehemmten Welthandels angeht: Innerhalb gewisser Regularien und Vertragswerke ist eine
offene und möglichst barrierelose Handels"landschaft" wünschenswert und sicherlich vorteilhaft. Wie ja gerade die EU innerhalb ihres Wirtschaftsraumes
selbst zeigt und beweist. (Zollfreiheit, offene Grenzen, berufliche und geschäftliche Niederlassungsfreiheit, usw.).
Bezüglich des Aussenverhältnisses der EU zu anderen Ländern und Regionen und Protektionismus:
Auch die EU frönt dem Schutz bzw. der Bevorteilung eigener Wirtschaftszweige, wie zum Beispiel der Landwirtschaft,
die mit bis zu 60 Mrd. Euro an Agrarsubventionen nicht gerade handelspolitische "Waffengleichheit" herstellt.
Siehe auch die Subventionierung von Zucker(rüben), mit denen die EU andere, vornehmlich ärmere zuckerproduzierende Regionen
der Erde wie z.B. Kuba und andere voll in die Protektionismuspfanne haut.
Von wegen nach einer gewissen Reifephase gäbe es keine Protektion mehr bzw. sei diese nicht mehr wünschenswert.
Natürlich ist die EU nicht der alleinige Belzebub, der bezüglich offener und freier Welthandelsbedingungen "Fünfe" durchaus auch
grade sein lässt.
Die Schweiz z.B. subventioniert und schützt ihre einheimische und möglichst nachhaltige Landwirtschaft gezielt und bewusst.
Sie könnte ohne den zollbeschwerten Schutz gar nicht existieren und es würde diese Branche vernichten, wenn man gemäß
offenen Handel die Nahrungsmittel dort produzieren ließe, wo sie am günstigsten und massenhaft billigsten hergestellt werden könnten.
Bei minimalen Löhnen, die man woanders bezahlen müsste.
Es ist nicht alles so einfach und ausgewogener und sinnvoller Schutz einzelner Bereiche macht auch Sinn.
Zum einen, um beispielsweise Länder wie Kamerun zu schützen, gilt fast für gesamt-Afrika u.a., die auch bei ausgereifter
Agrartechnologie kaum gegen einen Produktions- oder Handelskoloß wie der gesamten EU eine Chance haben, wenn
hier nicht gewisse Hürden oder Beschränkungen aufgebaut werden.
Was die USA angeht oder andere Volkswirtschaftsgiganten wie China, Japan, auch D und deren Handelsverhältnisse
untereinander, sieht die Sache etwas anders aus.
Aber irgendwelches Hormonfleisch aus China oder Chlorhühnchen aus USA brauchen wir nicht wirklich. Oder?
Ich könnte auch auf Monsanto, Gensaatgut und Round Up verzichten, aber so wie es momentan aussieht, falls Trump
Monantos Übernahme nicht zu einer Sache der nationalen Sicherheit der USA hoch"sterilisiert", wird sich
Bayer damit weltweit zum Landschafts- und Lebensraumverpester Nr. 1 aufschwingen können. Mit
höchsten EU-Segnungen.
Man sollte insgesamt nicht so tun, als ob es keinen Protektionismus mehr gäbe bzw. dieses Instrument durchaus auch
sinngebend und notwendig war und ist. Der Einzelfall seiner Anwendung und Branche sollte allerdings sachlich
betrachtet werden und nicht à la Trump ausschließlich seiner tumben Machtgeilheit dienen, mit der er seine nicht minder
verstrahlte Wählerklientel bedient…
Und man sollte nicht vergessen, letztlich geht es auch um die politische Macht. Wer die Kohle hat, diktiert eben meist auch,
wo's lang geht.