Automatisierung: Werden einfache Tätigkeiten stärker oder weniger stark nachgefragt?
Da wäre zunächst die Frage - "was sind einfache Tätigkeiten" und die zweite Frage wie viele Menschen verrichten diese am Stichtag dem 04.10.2017
Erst wenn beide Fragen "befriedigend" beantwortet sind kann an Hand der existierenden Technologie der zweite Teil der Eingangsfrage "...stärker oder weniger stark nachgefragt?" recht spekulativ beantwortet werden.
Ich assoziiere mit "einfache Tätigkeiten" Tätigkeiten deren Bezahlung am "unteren Ende der Skala" liegen. Was jede Menge von aktuellen Konsequenzen hat. Wer wenig Lohn auf Grund seiner "einfache Tätigkeit" erhält, leistet auch für das komplexe Gemeinwesen entsprechend wenig bis zu einer schlichten Null.
Wenn das so ist, erhält das derzeitige System diese Menschen und ihre Angehörigen zu einem Teil bis Total bereits. Ohne auf die Psyche dieser Menschen einzugehen - das hindert den Blick auf die monetäre Realität - (an diesem Satz kann man sich festbeißen um den Rest zu überhören). Wie wichtig sind also eine mir unbekannte Zahl von Arbeitnehmer deren "einfache Tätigkeiten" derzeit lediglich die Alimentierung über Steuern all jener die ein Plus erwirtschaften graduell unterschiedlich "mildern" ?
Wenn ein unbestimmter Teil der AN sowieso schon alimentiert werden muss um zu existieren, wie groß wäre dann der "Impakt" für das System ? Wenn diese "einfache Tätigkeiten" für die Unternehmen - Behörden - wen - auch immer unverzichtbar und mit diesem "Arrangement" : niedrigste Bezahlung für "einfache Tätigkeiten", will sich mir nicht erschließen WARUM gerade diese Arbeitsplätze in Toto durch "Industrie 4.xx" wegautomatisiert werden sollten. Das ist zumindest unlogisch. Käme es dazu, würden erhebliche Investitionen notwendig werden um sowieso "einfache Tätigkeiten" zu eliminieren UND Folgekosten (Wartung - Reparaturen usw.) die womöglich den Wert dieser "einfache Tätigkeiten" übersteigen, notwendig.
Wenn überhaupt jemand etwas befürchten muss, sind es sicher nicht die AN welche solche "einfache Tätigkeiten" verrichten. Sondern AN deren Tätigkeit durch Technologie ersetzt, einen vergleichbar großen Mehrwert darstellen.
Die Frage "Werden einfache Tätigkeiten stärker oder weniger stark nachgefragt?" ist irrelevant, weil es eben nicht die " einfache Tätigkeiten" sind, welche die positiven bzw. negativen Entwicklungen in einer Volkswirtschaft bestimmen. Nun werden ein paar Schlaumeier sicher mit dem üblichen Begründungen kommen ohne " einfache Tätigkeiten" läuft nix. Das mag ja zutreffen, aber weder der Wert noch der Beitrag der einzelnen "einfache Tätigkeit" sind hoch genug um sich damit mehr als schlicht "nebenher" zu beschäftigen.
Eingangs habe ich signalisiert, dass mir die Zahlen für Beschäftigte welche unter die Rubrik " einfache Tätigkeiten" nicht bekannt sind. Der Einfachheit halber (falls niemand verlässliche Zahlen beibringen kann) nehmen "wir" einfach alle Beschäftigten welche ohne staatliche Zuschüsse (es gibt SGB I bis SGB XII) ihren Lebensunterhalt nicht aus ihrem Einkommen bestreiten können. Keine Ahnung ob es eine Statistik gibt, welche aufdröselt wie hoch der Anteil der Bezahlung daran ist.
Das wäre in soweit interessant, weil es die Summe darstellen würde, welche aufgebracht werden müsste, käme je jemand auf die Idee, gerade diese "einfachen Tätigkeiten" irgendwie wegzutechnologisieren.
Fazit dieses Thema ist erledigt,
die weitaus interessantere Frage wäre "Werden gehobene, komplexe usw. Tätigkeiten stärker oder weniger stark nachgefragt?
Daraus ergibt sich zwangsläufig - wie wirken sich solche Veränderungen, welche nun AN betreffen, die bislang durchaus über ihre Tätigkeit das soziale System (mit)finanziert haben aus, wenn sie bzw. ihre Arbeitsleistung " weniger stark nachgefragt" werden, sie warum auch immer, nicht "aufsteigen können" (den das wäre ja der einzige Weg) und so das nicht eben kleine Heer der Alimentierten mit sich selbst, nebst Familie weiter "stärken" werden. Zweiter Effekt, vorher von diesem Personenkreis nachgefragte Dienstleistungen - Produkte, fallen ebenso weg. Ohne meine Kristallkugel noch blanker zu putzen, das hätte durchaus mehr Einfluss, als es der Einfluss durch Veränderungen bei "einfache Tätigkeiten" je haben könnte.
Was fanktoast da mit der Metapher "Bäckern und Brötchen" sagen wollte, ist bereits Realität und verändert nix mehr - das haben "wir" bereits hinter uns.
Andere Berufe - alle die mit "Informationen" umgehen - recherchieren usw. damit anderen einzelnen Personen oder Institutionen lediglich zuarbeiten, auch komplexe Zusammenhänge routinemäßig erarbeiten (Juristen - unterste Ebene z.B.) (Röntgenologen z.B. deren Kunst und Erfahrung notwendig ist um aus Bildmaterial med. Abnormitäten "herauszulesen"), können, wenn es deren AG für "opportun" hält, auch heute schon nahezu problemlos ersetzt werden.
Noch "lernen" diese Systeme aus den Fehlern ihrer Betreiber. Es ist allerdings lediglich eine Frage der Zeit und weiterer Erfahrungen, bis sich hier etwas ändert. Veränderungen benötigen immer auch Anlässe. Nichts geschieht "anlasslos". Sobald ein Unternehmen einen "geldwerten" Vorteil sieht, werden solche Systeme implementiert. Hat in einer Branche sich jemand damit sichtbare Vorteile verschafft, folgen alle, alsbald nach. Allenfalls wird "man" beobachten, welche Probleme sich daraus für den Konkurrenten ergeben, um diese selbst zu vermeiden oder schlich diese "Schwäche" des Übergangs auszunutzen. Dafür gab es in der näheren Vergangenheit genügend Beispiele.
Die gute Nachricht, es wird weiter im Handwerk (die Betonung liegt auf HANDWERK) auch gut bezahlte Tätigkeiten geben. Sicher wird man auch dort auf neue Technologien zurückgreifen müssen, aber die Tätigkeit an sich wird trotz Veränderungen nicht wegfallen.
Wer bislang glaubte eine akademische Ausbildung würde ihren hohen Stellenwert behalten "komme was da wolle" mag ja "mit Zitronen gehandelt haben". Ein - nur ein Artikel in der
Quelle : Wirtschafts Woche (01.03.2013)"Algorithmen | Big Data schafft den Zufall ab" vor mehr als drei Jahren erschienen, gibt einen damaligen Ausblick wieder, der sich an Hand inzwischen eingetretener Veränderungen durchaus verifizieren lässt.
Diese
Quelle : manager magazin (20.04.2017)"IT-Riese im Abwärtsstrudel Little Big Blue - IBMs letzte Hoffnung heißt Watson" zeigt alles ist noch im Fluss, lediglich die Richtung scheint klar.
Wer in den nächsten Jahren eher wenige eine "einfache Tätigkeit" als ausreichend ansieht, sollte wohl besser alle Register ziehen, "komplexere Tätigkeiten" verlangen deutlich mehr von jedem. Der "Beruf fürs Leben" (Pfarrer usw. mal ausgenommen) erfordert eine möglichst gute "Grundausbildung" und hohe Flexibilität - besonders früh zu erkennen welche Tätigkeiten wohl wann ein "Verfallsdatum" haben werden. In meiner Generation war es durchaus erstrebenswert - die eine Firma fürs Leben zu finden. Das hat sich längst grundlegend verändert. Nun mir war das sowieso zu langweilig und ich haben freiwillig so in etwa, alle 4 ... 5 Jahre, Firma, aber auch Jobausrichtung verändert. Heute ist dies keineswegs mehr eine Frage der Freiwilligkeit. Darauf muss man vorbereitete sein - und besonders Eltern sollten sich keinen Illusionen hingeben.
Was sich gegenüber früheren Veränderungen (das gab es schon immer und alles war gut...)
grundlegend geändert hat, ist die Geschwindigkeit mit der inzwischen auch große Veränderungen ablaufen. Wer das wirklich wissen möchte, kann sich ja mal ansehen, wie anfänglich relativ kleine Fortschritte in Technologie, Medizin, Wissenschaft usw. nach und nach eine "Lawine" von Folgeveränderungen ausgelöst haben. Das wird helfen zu erkennen, die Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Was anfänglich ein Jahrhundert dauerte, läuft inzwischen in Jahrzehnten ab. Seit nennenswerte Fortschritte im Bereich der Elektronik ihrerseits eine Datenverarbeitung mit einer bis dahin undenkbaren Tiefe und Vielfalt ermöglicht haben, sind andere Wissensbereiche dadurch geradezu explodiert. Hier wird längst nicht mehr "addiert" - auch nicht "multipliziert" sondern mindestens "ponentziert". Das hat überall Veränderungen bewirkt, die noch vor ~10 Jahren "undenkbar" waren.
Was sich offensichtlich nicht verändert hat, sind die Einstellungen zu Arbeit - Einkommen - Definition des Menschen durch Arbeit / Leistung. In jedem anderen System das ich kenne, hätten "inflationistischen Tendenzen" - so kann man die exponentiell wachsende Weltbevölkerung durchaus sehen - längst Konsequenzen gehabt. Arbeit - menschliche Arbeit - besonders "einfache Tätigkeit" ist längst billig wie Dreck geworden. Ob man allerdings den Anteil der sich aus derzeit 7,4 Milliarden Menschen ergibt, mit eher komplexen Tätigkeiten versorgen kann - im "Wettlauf" mit der Technologie, die das in zunehmendem Maß billiger und teilweise deutlich besser kann - scheint mir trotz eines Restoptimismus, mindestens fraglich.
Keine der Religionen und oder Ideologien haben darauf nur einen Ansatz einer Antwort. Mit dem humanistischen Credo "Alle Menschen sind gleich" wird das nix - jedenfalls, wenn "gleich" ein gutes, weitgehend unabhängiges und erfülltes Leben bedeuten soll...
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)