Maltrino hat geschrieben:(29 Sep 2017, 04:20)
Aus einem FDP Positionspapier:
"Nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe soll der Sozialstaat jedem Bürger die
Chance sichern, so weit wie möglich aus eigener Kraft ein selbst bestimmtes Leben
führen zu können.
Nach dem Leistungsprinzip soll jeder Bürger die Chance bekommen, seine Lebenssituation
eigenverantwortlich durch eigene Leistung zu verbessern. "
EIGENE KRAFT
SELBST BESTIMMT
EIGENVERANTWORTLICH
EIGENE LEISTUNG
Und die FDP ist ja nicht die einzige die das sagt.
Daran ist ja auch nix auszusetzen. Da steht ja nicht "Eigene Kraft ohne Austausch oder Zusammenarbeit mit anderen Menschen".
Nein, die Person im Dschungel kann natürlich in absehbarer Zeit keinen Computer, kein Auto und keine Aspirin oder Beinprotesen herstellen. Aber laut dem was ich über 30 Jahre lang in Deutschland, in der Schule, im Jobcenter und von anderen deutschen Menschen gelernt habe ist sie 100% SELBST SCHULD, dass sie das nicht kann. Wie kann es sein dass Leute mit einem dicken Auto vorfahren und einem sagen, sie haben sich das "selbst verdient"? Wenn jemand anderes das Auto nicht gebaut hätte, dann hätten sie es nicht.
Es geht ja um den Wert der Güter, die man selber herstellst. Wenn du jedes Monat Güter im Wert von 3000€ herstellst, dann tauscht du diese gegen Geld und kannst wiederum diese Güter kaufen. Wer daran schuld hat, dass eine Person nur Güter im Wert von 1000€ herstellt, kann vielfältig sein. Man kann hier auch ne Diskussion zum freien Willen anstoßen, letztlich kann also niemand für seine Taten was. Ja, der Mörder konnte ja nix dafür, als Kind selber misshandelt zu werden. Trotzdem ist es richtig, die Gesellschaft vor dieser Person zu schützen und wegzusperren. Jemand kann nix dafür, dass er dumm ist oder zwei linke Hände hat, aber trotzdem ist es richtig, dieser Person nicht so viel zu bezahlen wie anderen. Denn ein wesentlicher Faktor ist immer der Anreiz.
Du schreibst wir sind so reich weil wir Arbeitsteilung machen. Ja stimmt wohl. Und weil wir nicht im Dschungel oder in Sibirien leben sondern in einem Land ohne extremes Klima und wo in jedem Sommer der Regen von alleine vom Himmel fällt ohne dass ein Bauer sich um Wasser bemühen muss. Der einzelne in Deutschland ist also so reich weil andere auch (für ihn) arbeiten und weil er Sachen aus der Umwelt "mitnimmt". Aber das führt mich auch zu dem Schluss dass wir ärmer werden wenn sich das durchsetzt was ich in Gründer Wettbewerben oder bei Start Up Veranstaltungen sehe: Dass jeder sein eigenes Ding macht und die Anzugträger diese leute auch noch dabei bestärken anstatt dass man denen sagt "Meine Güte, hier sind 10 Leute die jeweils alleine versuchen mit einem eigenen Unternehmen einen smarten Reiseführer, einen smarten Restaurantführer, eine smarte Sonnenbrille oder einen smarten Fahrradnavigator oder sonstwas zu entwickeln, warum tut ihr euch nicht einfach mal zusammen? Dann könnt ihr Ressourcen gemeinsam nutzen!" Aber das passiert doch gar nicht. Stattdessen immer nur "eigene Kraft", "selbst bestimmt", "eigenverantwortlich", "alleine", "EIGENES DING MACHEN!"
Marktwirtschaft bedeutet in erster Linie Zusammenarbeit bzw. Arbeitsteilung und nicht Wettbewerb/"gegen andere". Niemand propagiert, dass jeder nur für sich arbeitet.
Und zum Klima in Europa? Ja, das ist nicht schlecht, aber es gibt kalte Winter, die es in wärmeren Breitengraden nicht gibt. Nähe des Äquators regnet es sogar noch mehr. Allerdings ist es oft drückend warm. Jede Region hat seine Vor- und Nachteile. Auch Rohstoffe wie Kohle und deren Nutzbarmachung hat Europa einen entscheidenden Vorsprung gebracht.
Allerdings gab es auch andere Regionen auf der Welt mit ähnlichen Bedingungen. Einfach nur klimatisch günstige Bedingungen oder glückliche Erfindungen sind nur die halbe Miete. Wenn man kein Kapital aufbaut, entsteht kein Wohlstand. Entscheidend für Europa war ab der zweiten Hälfte des 2ten Jahrtausends, dass sich marktwirtschaftliche Strukturen gebildet haben.
ua.
- keine Zünfte mehr -> technologien und Wissen konnten sich erstmals verbreiten und jeder konnte tun, worin er gut war
- relativ stabile Eigentumsverhältnisse: Jemand konnte ein Unternehmen gründen, dass erst in 10 Jahren profitabel war, ohne zu fürchten, dass ihm das jemand wegnimmt. Man hat das Problem ja in der Politik, denn alle 4 Jahre sind Wahlen. Langfristige "Investitionen" werden selten vom Wähler honoriert.
- Anerkennung von Leistung: Vorher galt eher das Ideal, möglichst viel zu Faullenzen.
Das gab es eben im Rest der Welt weniger.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.