3x schwarzer Kater hat geschrieben:(04 Oct 2017, 16:22)
´
Diese Aussage halte ich für ziemlichen Unfug. Aber das kannst du sicher etwas genauer ausführen.
Jeah, gut von den Politikern gelernt. Einfach mal in den Sitzungssaal tönen "Sie haben doch keine Ahnung von Wirtschaftspolitik!". Die Leute wissen gar nicht worum es geht, aber sind tief beeindruckt. Boar, der hat gesagt, die anderen haben keine Ahnung! Das muss ja ein toller Kerl sein! Den wähl ich!
Also ich versuch es kurz und beginne mal damit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... d_Bank.svg
Zwar gibt es viele unterschiedliche Ausformungen von Statistiken über Gleichheit, wo mal die selben Länder vorne oder hinten sind, aber eindeutig ist hier, dass so Vorzeigeländer wie Deutschland im vergleich zu anderen Ländern eine höhere (Einkommens-) Gleichheit haben.
Aber ich geb zu, das ist noch nicht eindeutig, auch wenn man die Vermögensverteilung ansieht
http://thailandtip.info/wp-content/uplo ... eit_01.jpg dann ist es sehr uneindeutig. Unter den ungleichsten Ländern sind "starke" Staaten wie USA, aber auch sowas wie Thailand zu finden.
Meine spontane Antwort wäre aber: Fahr doch mal in Länder wo die reichsten in ein paar Palästen und die ärmsten massenweise in Slums leben und dann denk darüber nach ob du in einem solchen Land leben willst und ob in diesen Ländern so viel erwirtschaftet wird. Ja wie denn, wenn 90% der Menschen sich täglich damit beschäftigen müssen wie sie ihre selbstgebaute Toilette reinigen?
"Ihr" sagt doch hier ständig selber, dass es "Deutschland so gut geht", dass Deutschland einen so tollen Sozialstaat, tolles Gesundheitssystem usw. hat, und jetzt soll ich erklären warum ein gewisses Maß an "Gleichverteilung" wichtig ist, damit die Wirtschaft und das System nicht völlig zusammenbricht?
Was würde passieren wenn nicht die Mehrheit der Menschen in Deutschland ein Auto hätten um zur Arbeit zur fahren? Sie würden mit dem Bus fahren höhö? Nein, die Wirtschaft in Deutschland würde mit einem Schlag nach unten gehen... Bumms.
Vereinfachtes Beispiel:
Zehn Arbeiter sollen ein Haus bauen. Dies funktioniert nur wenn JEDER von denen einen Hammer zur Verfügung hat. Wenn stattdessen nur einer 10 Hämmer hat und 9 keinen, dann braucht es viel länger bis das Haus fertig ist. Aber hier fangen auch schon die Kompliziertheiten an. Natürlich ist es möglich, dass die Einkommensverhältnisse anders sind als die "Zur Verfügung haben Verhältnisse". Und ich glaube genau sowas passiert in vielen Industrieländern. Wenn man die Statistiken oben sich ansieht, dann sieht man, dass zum Beispiel in den USA das Vermögen ungleicher verteilt ist als in Mexiko, die Einkommen in USA aber gleicher verteilt sind als in Mexiko und USA natürlich wirtschaftlich auch stärker ist was das BIP pro Kopf angeht. Was passiert da also? Meine Vermutung: Zwar besitzt in den USA eine Minderheit das meiste Vermögen, aber irgendwelche Mechanismen sorgen dafür, dass trotzdem eine große Anzahl von Menschen mit Ressourcen arbeiten kann, die jemand anderem gehören, was dann in der Praxis vielleicht dazu führt, dass ein Arbeiter eine Maschine bedient die ihm nicht gehört, in einem Haus wohnt dass der Bank oder wem auch immer gehört, ein Auto fährt was er noch abbezahlen muss usw. Wenn er diese "Ressourcen" nicht zur Verfügung hätte, könnte er aber nicht arbeiten und nicht diese Leistung vollbringen. In Mexiko ist das vielleicht aus irgendeinem Grund anders. Dort haben vielleicht wenige ganz viel aber die Mehrheit der Menschen wird nicht in die Lage versetzt diese Ressourcen "anzufassen", mit ihnen zu arbeiten.
Kann ja auch durchaus sein, dass das in den USA so toll funktioniert weil dort eben "mehr Marktwirtschaft" existiert, oder weniger? Ist mir erstmal egal. Ich stell erstmal nur fest: Die Länder sind wirtschaftlich stark in denen 1. natürlich ein gewisser Wohlstand und Ressourcen vorhanden ist aber 2. auch viele Menschen diese Ressourcen nutzen können um damit zu arbeiten. Erstmal scheißegal wem sie gehören.
Wie gesagt, schau dir Länder an wo es anders ist. Schau dir Länder an wo es ein paar reiche gibt, die vor der Hauptstadt in teuren Häusern leben, die Mehrheit aber als Taxifahrer, Schuhputzer oder Möchtegern-Goldsucher sich durchschlägt. Was passiert dort? Es passiert zum Beispiel, dass einige Reiche einen tollen neuen Stadtteil planen, dort teure Bürohäuser, teure Wohnungen und große Supermärkte bauen und keiner dort lebt oder einkauft. Die paar Reichen haben schon alles bzw. die müssen da gar nicht hin und was kaufen. Und die Mehrheit der Menschen hat kein Geld um dort was zu kaufen oder dort ein Büro zu mieten.
In einem Land wo 2% der Menschen alles besitzen, 98% aber mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren müssen wird weniger produziert, da die meiste Zeit und Arbeitskraft drauf geht um Fahrrad zu fahren. Damit die Wirtschaft vorrankommt und die Leute schneler zur Arbeit kommen brauchen sie Autos, oder Busse oder E-Roller oder was auch immer. Entweder weil der Staat ein Konjunkturprogramm macht und ihnen den Kauf dieser Produkte erleichtert oder weil ein Reicher beschließt Autos an arme Arbeiter zu vermieten, die diese dann abbezahlen müssen. Die "Gleichverteilung der Rssourcen", bzw besser gesagt "Die Ermöglichung der Nutzung der Ressourcen durch breite Bevölkerungsschichten" kann also durchaus vom Staat aber auch durch den Markt geschehen. Durch den Markt wie wahrscheinlich eher in den USA, oder durch den Staat, wie vielleicht eher in Europa. Aber sicher ist meiner Meinung nach: Wenn sie nicht geschieht, dann bricht die Wirtschaft zusammen. Wenn ich alle Baumaschinen der Welt aufkaufe, dann kommt mit einem Schlag die Bauindustrie der Welt zum Erliegen. Damit dies nicht geschieht muss ich die Baumaschinen vermieten, damit andere damit arbeiten können und ich bunte Scheine verdiene... Aber da ich dumm bin, wie wahrscheinlich die Reichen in Thailand oder Mexiko, parke ich die Baumaschinen in meiner riesigen Baumaschinen-Garage und fühle mich ganz toll. Nun kommt die Wirtschaft zum Erliegen. Ich bin "Reich", besitze ganz viele Baumaschinen, aber da niemand sie benutzt wird nichts gebaut. Die die damit arbeiten wollen haben keinen Weg legal an die Maschinen zu kommen. Sie können mich nicht zwingen mit ihnen Geschäfte zu machen. In den USA wird dies wahrscheinlich durch die Kultur, die mehr auf Risiko und Unternehmertum setzt, verhindert. Bei uns oder in anderen Ländern gibt es diese Kultur nicht so. Was dann? Entweder der Staat macht nichts, wie wahrscheinlich in Thailand oder Mexico, mit den bekannten Folgen. Oder der Staat macht wie in Europa Umverteilung, sei es auch in Form von seltsamen Konjunkturprogrammen. Aber was passiert wenn ich (und meine Familie) so dumm bin, dass ich weder dem Staat noch Privatpersonen die Baumaschinen verkaufe, vermiete oder ausleihe? Und auch das Gold und das Eisenerz, was sich in meiner gigantischen Lagerhalle befindet nicht rausrücke? Die Wirtschaft wird zum Erliegen kommen wenn ich alles besitze aber so dumm bin es anderen nicht zur verfügung zu stellen. Dann endet das Land in Armut und Chaos und ich ende verhungert zwischen meinen Maschinen und meinen Reichtümern, weil keiner für mich arbeitet. Wenn es so weit kommt, dann ist der einzige Weg, dass jemand anderes mit Gewalt meine Maschinen und das Gold und Eisenerz holt um damit zu arbeiten. Sei es der Staat (Steuern) oder eine bürgerliche Revolution.
Nochmal: Wenn der Markt (den ich befürworte) dafür sorgt (und das tut er), dass sich Reichtümer und Ressourcen bei einigen ansammelt, dann geht das nur gut, bzw. dann wird trotzdem was produziert, wenn eine Kultur des Unternehmertums besteht (wie in den USA), die dafür sorgt, dass die Eigentümer ihre Ressourcen zur Verfügung stellen (in der Hoffnung Rendite einzufahren), damit andere Leute damit arbeiten. Wenn dies nicht der Fall ist (wie tendentiell in Deutschland oder wohl auch in Thailand oder Mexiko), dann kommt die Wirtschaft zum Erliegen, es sei denn der Staat oder die Leute holen sich die Ressourcen mit Gewalt um damit etwas zu machen.
Ich weiß, jetzt werdet "ihr" hier wieder kommen und sagen "Alles schwachsinn". Nein. Nicht Schwachsinn. Ich sage dass es so ist. Und ihr sagt, dass es nicht so ist. Aber keiner von uns kann beweisen, dass er Recht hat. Aber wir können ja mal Herrn Draghi und die Wissenschaftler die ihn beraten einladen und ihn fragen wie er es sieht und warum er immer so sorgenvoll guckt. Er guckt so sorgenvoll weil er weiß, dass ich recht habe, er es aber nur anders ausdrückt weil er nicht als "politischer Aktivist" sondern als topseriöser Bankchef unterwegs ist.
Der Markt sorgt dafür, dass sich Reichtum in den Händen weniger ansammelt. Wenn diese Reichen keine Unternehmer sondern Sammler und Sparer sind, dann kommt die Wirtschaft zum Erliegen, es sei denn jemand greift ein.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.