BlueMonday hat geschrieben:(01 Sep 2017, 11:23)
Dass Lohnkosten in die Preiskalkulation einfließen müssen, ist nun eine Wahrheit, die dir nicht zu gefallen scheint.
Margen heißt es zudem ... da hat ja schon der olle Marx gewusst, dass es die allgemeine Profitrate "im Kapitalismus" eher sinkt denn steigt.
Anderfalls ist da eher Protektionismus und Wettbewerbsunterdrückung am Werke, denn irgendeine nennenswerte "Liberalisierung".
Habe ich behauptet, daß sie nicht in die Preiskalulation einfließen muessen, oder einfließen. Was soll mir daran nicht passen? Nicht passen tut mir etwas ganz anderes, aber dies scheinen einige nicht in ihrem Überlegungsfokus zu haben, da denen wohl der gedanke von konkurrierender Preisbildung der unabhängig vom zu zahlenden Lohn ist, nicht gefällt.
Wettbewerb der diesbezüglich auch auf Kosten der Existenslöhne der Mitarbeiter geht , dagegen habe ich allerdings etwas. Wettbewerb,Liberalisierung die nicht auch das Gemeinwohl im Auge hat, ist blind.
Wenn wir schon bei Wahrheiten sind: die beliebte linke Lebenslüge besteht doch darin, dass man nur "die Reichen" (noch stärker) besteuern müsste, noch mehr umverteilen müsste, das umverteilende Staatswesen also noch mehr ausweiten müsse, damit der Reichtum für alle ausbricht. Das hat sich doch noch nie bewahrheitet. Im Gegenteil. Auf diesem Gedanken basierte doch der Realsozialismus, wo es nun wirklich keine "Reichen" mehr gab, wohl alles Nenneswerte an "Produktionsmitteln" enteignet wurde, wo es Grenzsteuersätze jenseits der 90% gab, damit ja niemand "reicher" werden konnte als der andere. Wäre diese linke Vorstellung richtig, müsste es doch den Realsozialismus immer noch geben, es müsste ihn nicht nur noch geben, er müsste alles andere längst eingeholt und überholt haben. Die Menschen wären in diese sozialistische Paradies ohne Reiche geströmt, stattdessen musste man sie einmauern, an der Flucht in liberalere, weniger sozialistische Wirtschaftssysteme hindern... Wohin fliehen die Menschen heute? Sollte man vielleicht auch mal als Indikator anerkennen.
Es wird ja ständig Umverteilt, wenn es z.B. Steuergeschenke für Unternehmen und Wohlhabende gibt, heisst es, wird auch Zeit die Elite zu entlasten, die uns "den Wohlstand" bringen und die meisten Lasten tragen. Wenn die Umverteilung mal in die andere Richtung schlagen soll, sind dies gleich linke Tagträume, oder die berüchtigte Neiddebatte. Billige Totschlagargumente sind dies für mich, die das notwendige gesellschaftliche Gleichgewicht völlig aus den Augen verlieren.
Zu behaupten wir steuerten auf einen sozialismus zu, wenn man ein par stellschrauben verändert ist purer Populismus und eine mehr als lächerliche Behauptung. Selbst wenn die Linke ihr ganzes Programm 1 zu 1 umsetzen könnte, würden die Unterschiede sich wohl nur minimal Verschieben.
Kurioserweise sind es gerade eher Linke (In D die Schröder-SPD, in F jetzt Macron), die eingesehen haben, dass man es mit der Umverteilung nicht beliebig weit treiben kann, gerade wenn man denn den geliebten "Sozialstaat" langfristig erhalten will. Das war doch schon immer die Grundidee des Staatswesen, dass man die Basis, die man regelmäßig abschöpfen will, nur so weit abschöpft, dass sie wenigstens erhalten bleibt, evtl. sogar noch wächst, damit es mehr abzuschöpfen und zu verteilen gibt in der Zukunft. Und da sind wir wieder beim Beginn: eben nicht der Nominalwertillusion zu erliegen, sondern zu verstehen, dass es letztlich um Realeinkommen geht. Und die steigen nur, wenn die die produktive Struktur ausgebaut wird, wenn investiert wird, wenn Kapital akkumuliert werden kann, wenn fähige, sinnvoll ausgebildete Leute, woher sie auch immer kommen mögen, produktiv eingesetzt werden können, dass vor allem die Anreizstrukturen ansatzweise intakt bleiben.. und dass nicht "der Reiche" das eigentliche Problem ist.
Marcon ist noch nicht durch damit, es ist aber zu hoffen, daß er die Stellschrauebn nicht in diesem Maße verstellt wie Schröder und so das fragile gesellschaftliche Konstrukt zu stark beschädigt. Kein Politiker sollte sich da zur Geißel einer "posthumanen Wirtschaftsystematik" machen lassen. Es ist doch ein Märchen, daß nur dann investiert werden kann, wenn die Löhne besonders niedrig sind. Geschenkt nehmen die Wirtschaftsunternehmen, so eine System natürlich mit Kusshand.
Ein "Rentenproblem" entsteht nun schlicht, wenn die Menschen immer älter werden, immer länger Renten erhalten ... Dass die Menschen immer älter werden, ist doch ein positiver Indikator dafür, dass es ihnen so schlecht nicht ergangen sein kann, dass sie sich nicht so verbraucht haben, wie die Generationen vor ihnen, dass sie besser gelebt und leichter gearbeitet haben. Wie sah ein typischer Rentner noch vor 100, 150 Jahren aus? Wie lange lebte er noch, welches Renteneinkommen hatte er?
Es geht doch aber um Lösungen für unser mom. Rentensystemproblem und nicht darum warum dies geändert wurde.. Die drohende zunehmende Altersarmut hat den Hauptgrund (wenn nix geändert wird) zukünfig in den zu geringen Gehältern.
Die Lücke z.B. nur mit längerer Lebensarbeitzeit zu kompensieren, hat für mich, wenn dies für alle Berufsgruppen pauschal gilt, ein großes Fragezeichen.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.