Akademisches Prekariat in Deutschland

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BingoBurner
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Re: Akademisches Prekariat in Deutschland

Beitrag von BingoBurner »

frems hat geschrieben:(05 Apr 2017, 19:54)

Naja, wenn jemand in der Privatwirtschaft oder im ausländischen Forschungsbetrieb bessere Konditionen vorfindet, kann man es ihm nicht verübeln, wenn er eben nicht in Deutschland für die Wissenschaft tätig wird. Aber dann soll man sich -- meiner Meinung nach -- auch nicht wundern, warum Talente abziehen und man viele demotivierte Bewerber antrifft. Die Bedingungen macht ja noch immer in den meisten Fällen der Staat, der Ausnahmeregelungen in Forschungseinrichtungen genehmigt, die es in anderen Branchen nicht gibt.
Vielleicht reden wir wirklich aneinander vorbei oder ich verstehe dich nicht !

Dir ging es um die Abwanderung von Fachkräften, richtig ? Und was man dagegen tun kann ?
So hier ein Beispiel aus dem Bereich der Medizin :

Seid der Einführung der privaten Führung von Klinken, speziel der Fallpauschale sieht man diese Abwanderung.
Das muss man allerdings im gesamten Kontext sehen. So ein Geschäftsführer fragt............. um es mal plump ausdrücken : Viele Patienten habt ihr heute schon durch ?
Muss es das Ultra-Schall Gerät sein reicht nicht ein anderes ?
Kosten/Nutzen !

Das gilt für die harten Trinker im Labor.
Für die Chirurgen mit Sportwagen.
Für Hebammen die keine Ahnung haben wie sie überhaupt gescheit einen Aufstand machen sollen.
Für Pfleger, Krankenschwestern usw.

Wenn ein einst rein sozialer Beruf auf Gewinn getrimmt wird muss man sich nicht wundern wenn weniger Qualität daraus resoltiert.

Die Zukunft der Medezin wird weiblich sein. Zumindest wenn man sich die Statisken der Uni-Abschlüsse ansieht.
Dann heißt es Frau Ärztin und nicht mehr Herr Arzt.
Und weißt du was dann passiert ?

Die Gehälter werden sinken genau wie das Prestige der Arbeit !
Wetten ?

Glaube : Ein anderes Wort Wort für Ignoranz und Erfahrung oder ?

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frems
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Re: Akademisches Prekariat in Deutschland

Beitrag von frems »

BingoBurner hat geschrieben:(08 Apr 2017, 00:38)

Vielleicht reden wir wirklich aneinander vorbei oder ich verstehe dich nicht !

Dir ging es um die Abwanderung von Fachkräften, richtig ? Und was man dagegen tun kann ?
Jein, es ging schlichtweg darum, dass die Arbeitsbedingungen laut Studien in Wissenschaftsbetrieben sehr miserabel sind. Und bekanntlich sind die meisten Hochschulen und Forschungsinstitute in öffentlichem Besitz, sprich, der Staat entscheidet maßgeblich über die Bedingungen, genau wie in Schulen, bei der Polizei, beim Militär oder beim Bauamt. Ob man mal einen tollpatschigen Studenten antraf, ist da eine andere Diskussion. Und es mag ja sein, dass es in anderen Branchen auch prekär zugeht. Aber das ändert ja auch nichts an der Situation, um die es hier geht.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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luc
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Re: Akademisches Prekariat in Deutschland

Beitrag von luc »

Ich frage mich, wie viele Widersprüche eine Gesellschaft ertragen kann, ohne dass es gewaltig kracht.

Einerseits verlangt die Arbeitswelt, Mobilität, Anpassungsfähigkeit, , die Arbeitnehmer bekommen immer mehr begrenzte Arbeitsverträge, jeder kann sehr schnell Hartz 4-Empfänger werden, viele müssen sich mit Minijobs zufrieden geben , sie können sich nicht mehr darauf verlassen, dass sie eine anständige Rente bekommen werden, andererseits galt und gilt der Erwerb einer Eigentumswohnung oder eines Hauses als Absicherung fürs Alter. Wie soll das funktionieren, wenn man nicht weiß, ob man morgen noch einen Job hat? Außerdem sind Immobilien in den Ballungszentren, also da wo man eher Chancen hat, einen Job zu finden, kaum noch erschwinglich.
Es läuft schief. Irgendwann haben wir amerikanische Verhältnisse und viele müssen in Wohnmobilen wohnen, völlig entwurzelt, ohne Bezug auf die Region in der sie leben und praktisch dem volatilen Arbeitsmarkt ausgeliefert. Es entsteht ein neues Proletariat, das meistens doch relativ gut ausgebildet ist. Dieses Schicksal erleben auch immer mehr Akademiker. Und in dieser Situation soll man noch eine Familie gründen und Kinder bekommen?
Freiheit und Freude Liberté et joie Liberty and joy Libertad y alegría свобо́да и ра́дость.
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BingoBurner
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Re: Akademisches Prekariat in Deutschland

Beitrag von BingoBurner »

frems hat geschrieben:(08 Apr 2017, 12:49)

Jein, es ging schlichtweg darum, dass die Arbeitsbedingungen laut Studien in Wissenschaftsbetrieben sehr miserabel sind. Und bekanntlich sind die meisten Hochschulen und Forschungsinstitute in öffentlichem Besitz, sprich, der Staat entscheidet maßgeblich über die Bedingungen, genau wie in Schulen, bei der Polizei, beim Militär oder beim Bauamt. Ob man mal einen tollpatschigen Studenten antraf, ist da eine andere Diskussion. Und es mag ja sein, dass es in anderen Branchen auch prekär zugeht. Aber das ändert ja auch nichts an der Situation, um die es hier geht.
"Wie geht’s, Doktor?
Vier Klinikärzte diskutieren über 24-Stunden-Schichten, Boni für Herzkatheter und Kollegen, die während der Operation fast einschlafen."

http://www.zeit.de/2017/12/klinikaerzte ... perationen

Es geht schlicht um mehr als nur die Zahl auf dem Konto Auszug.

Kann der Lebenspartner dort mit hin ziehen ?
Kriegt er sogar eine Arbeit dort ?
Wie lebt man da ?
Wie gründe ich ein Familie ohne nur der Daddy/die Mammi für das Wochenende zu sein ?

Und auch wenn das jammeren ........auf hohen Niveau ist................. den es läuft ja soweit alles.
Aber das sind die Anreize !

Um es kurz zu machen...................es geht nicht nur um Geld.

"50 Minuten bis zum nächsten Kreißsaal
Immer mehr Kinder werden in Deutschland geboren – die Zahl der Hebammen und Geburtskliniken aber sinkt. Tausende Schwangere suchen vergebens eine Betreuerin."


http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-04/h ... burtshilfe
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