Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

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Piranha
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Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Piranha »

Mark Blyth ist ein schottischer Ökonom, der seit 20 Jahren in USA lebt und seit ein paar Jahren internationales Aufsehen erregt, z.B. weil er einer der Wenigen war, die Trumps Wahlsieg vorhergesagt haben.
Auf YT finden sich Videos seiner Vorträge im Dutzend, allerdings alle in englisch und mit einem gewöhnungsbedürftigen schottisch-amerikanischen Dialekt.
In der Q&A nach einem seiner Vorträge, wurde er mal gefragt, was er denn vorschlagen würde, was man machen sollte.
Sein Antwort darauf würde ich hier gerne zur Diskussion stellen, denn ich finde sie bemerkenswert.

Er sagt:

Ab 1999 sind gigantische Mengen Kapital aus Nordeuropa nach Süden geflossen, weil die Anleger in Südeuropa höhere Renditen bekommen haben und das Währungsrisiko nach Einführung des Euro weggefallen ist.
Heute existiert das Risiko wieder, in Form von möglichem Staatsbankrott, also trauen sich die Anleger nicht mehr in Südeuropa zu investieren.
In Deutschland bekommt man auf Staatsanleihen mittlerweile negative Zinsen, ist also auch keine lukrative Anlage.
Ergo stapelt sich das Geld der Anleger in den Aktienmärkten, weil es die einzige noch verbleibende Möglichkeit ist, wo man noch Gewinne machen kann.

Was würde wohl passieren, wenn man einen "Infrastruktur-Bond" einrichtet und darauf sagen wir mal 2 oder 3% Zinsen anbietet?
Also Anleihen auf staatliche Projekte wie Strassenbau, Bildung, usw., sprich genau die Dinge, die der Staat sowieso bezahlen muss?
Wieviel von dem Geld, was zur Zeit an den Börsen gestapelt wird würde in diesen Infrastruktur-Bond fliessen?
Mark Blyth beantwortet diese Frage in englisch mit 3 Worten: "All of it."

Was das bewirken würde, überlasst Blyth dem Zuhörer, meine persönliche Vorstellung wäre ein gigantischer Boom quer durch die gesamte Gesellschaft.
Was haltet ihr davon?
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Realist2014
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Realist2014 »

Piranha hat geschrieben:(21 Nov 2016, 17:43)

Mark Blyth ist ein schottischer Ökonom, der seit 20 Jahren in USA lebt und seit ein paar Jahren internationales Aufsehen erregt, z.B. weil er einer der Wenigen war, die Trumps Wahlsieg vorhergesagt haben.
Auf YT finden sich Videos seiner Vorträge im Dutzend, allerdings alle in englisch und mit einem gewöhnungsbedürftigen schottisch-amerikanischen Dialekt.
In der Q&A nach einem seiner Vorträge, wurde er mal gefragt, was er denn vorschlagen würde, was man machen sollte.
Sein Antwort darauf würde ich hier gerne zur Diskussion stellen, denn ich finde sie bemerkenswert.

Er sagt:

Ab 1999 sind gigantische Mengen Kapital aus Nordeuropa nach Süden geflossen, weil die Anleger in Südeuropa höhere Renditen bekommen haben und das Währungsrisiko nach Einführung des Euro weggefallen ist.
Heute existiert das Risiko wieder, in Form von möglichem Staatsbankrott, also trauen sich die Anleger nicht mehr in Südeuropa zu investieren.
In Deutschland bekommt man auf Staatsanleihen mittlerweile negative Zinsen, ist also auch keine lukrative Anlage.
Ergo stapelt sich das Geld der Anleger in den Aktienmärkten, weil es die einzige noch verbleibende Möglichkeit ist, wo man noch Gewinne machen kann.

Was würde wohl passieren, wenn man einen "Infrastruktur-Bond" einrichtet und darauf sagen wir mal 2 oder 3% Zinsen anbietet?
Also Anleihen auf staatliche Projekte wie Strassenbau, Bildung, usw., sprich genau die Dinge, die der Staat sowieso bezahlen muss?
Wieviel von dem Geld, was zur Zeit an den Börsen gestapelt wird würde in diesen Infrastruktur-Bond fliessen?
Mark Blyth beantwortet diese Frage in englisch mit 3 Worten: "All of it."


Was das bewirken würde, überlasst Blyth dem Zuhörer, meine persönliche Vorstellung wäre ein gigantischer Boom quer durch die gesamte Gesellschaft.
Was haltet ihr davon?

der nächste Unsinn

die "Deutschen " haben kaum Aktien gekauft

aber dafür Immobilien...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Wildermuth
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Wildermuth »

Realist2014 hat geschrieben:(21 Nov 2016, 17:51)

der nächste Unsinn

die "Deutschen " haben kaum Aktien gekauft

aber dafür Immobilien...
Seltsam, dass blyth das nicht weiss....

Ansonsten hat er natürlich recht. Würde man den deutschen 2-3% für etwas bieten, das staatlich und seriös herkommt, dann würde das angebot begeistert angenommen. Insbesondere, wenn man sich das geld für unter 1 % leihen kann und dann für das dreifache weiterverleihen. Das würde mit sicherheit einen boom auslösen.

Vielleicht wäre ein BGE unproblematischer?
Boracay
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Boracay »

Piranha hat geschrieben:(21 Nov 2016, 17:43)
Was würde wohl passieren, wenn man einen "Infrastruktur-Bond" einrichtet und darauf sagen wir mal 2 oder 3% Zinsen anbietet?
Gibt es bereits - nennt sich Staatsanleihen. Nur eben in Deutschland nicht zu 2%, weil der Staat das nicht zahlen muss.

Soll er jetzt freiwillig an die "Kapitalisten" mehr zahlen?
Also Anleihen auf staatliche Projekte wie Strassenbau, Bildung, usw., sprich genau die Dinge, die der Staat sowieso bezahlen muss?
Was denkst du passiert mit der Kohle aus der Neuverschuldung? Neben den notwendigen Zahlungen anderer Verbindlichkeiten und den Zuschüssen an alle möglichen Sozialkassen (ein niemals mehr endendes Loch) geht das Geld doch genau hierfür drauf.
Was das bewirken würde, überlasst Blyth dem Zuhörer, meine persönliche Vorstellung wäre ein gigantischer Boom quer durch die gesamte Gesellschaft.
Noch ein Bauboom kann Deutschland ja gerade besonders gebrauchen :rolleyes:
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unity in diversity
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von unity in diversity »

Fond, Bond oder Bond/Fond, die Grenzen sind fließend,
Prall gefüllt, weckt das sicher Begehrlichkeiten, wenn es klappt.
Jemand müßte entscheiden, wer Zugriff erhält.
Wenn Ausschreibungen Zugangsvoraussetzung sind, geht alles schief.
Weil nicht der Beste, sondern der billigste Anbieter usw.
Wenn das soweit geklärt ist, steigen die Investoren aus.
Piranha
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Piranha »

Öhm, was fürn Ding?
Was bitte hat denn die Frage, wie man die Infrastruktur bildet damit zu tun, welche staatlich garantierten Papiere einer kauft?
Blyth sagt so simpel wie nur irgendwas:
Staatsschulden bringen NULL oder sogar negative Zinsen, aber die Rückzahlung ist vom Staat garantiert, also finden sich in stabilen Staaten auch Investoren, die dem Staat das Geld leihen.
Wenn also der Staat mit derselben Garantie die er auf Staatsschulden gibt einen zweiten Topf aufmacht, wo er Papiere verkauft die 2% oder was bringen, in welchen Topf werden Investoren ihr Geld geben?

Was der Staat dann mit dem Geld macht ist eine vollkommen unabhängige Frage.
Wenn der Staat schlau ist investiert er in Infrakstuktur und Bildung, stellt Lehrer ein und beauftragt Strassenbauer, die dann Nachfrage erzeugen, aus denen die Wirtschaft wächst, woraus der Staat die 2% bezahlen kann und wenn die besser ausgebildete nächste Generation dann bessere Jobs hat und mehr verdient, ist auch die Rückzahlung der Schulden kein Problem.
Aber auf die Frage, ob der Staat das Geld überhaupt erstmal bekommen würde hat das keinen Einfluss.
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Wildermuth »

Boracay hat geschrieben:(21 Nov 2016, 23:40)

Gibt es bereits - nennt sich Staatsanleihen. Nur eben in Deutschland nicht zu 2%, weil der Staat das nicht zahlen muss.

Soll er jetzt freiwillig an die "Kapitalisten" mehr zahlen?
Ja, das ist wohl seine supertolle neue idee: geldgeschenke für vermögende.
Wildermuth
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Wildermuth »

Piranha hat geschrieben:(22 Nov 2016, 04:00)

Öhm, was fürn Ding?
Was bitte hat denn die Frage, wie man die Infrastruktur bildet damit zu tun, welche staatlich garantierten Papiere einer kauft?
Blyth sagt so simpel wie nur irgendwas:
Staatsschulden bringen NULL oder sogar negative Zinsen, aber die Rückzahlung ist vom Staat garantiert, also finden sich in stabilen Staaten auch Investoren, die dem Staat das Geld leihen.
Wenn also der Staat mit derselben Garantie die er auf Staatsschulden gibt einen zweiten Topf aufmacht, wo er Papiere verkauft die 2% oder was bringen, in welchen Topf werden Investoren ihr Geld geben?

Was der Staat dann mit dem Geld macht ist eine vollkommen unabhängige Frage.
Er muss halt neue schulden machen, um die künstlich überhöhten zinsen zu zahlen. Auch das ist nicht gerade neu: schuldenaufnahme für schuldendienst.
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Dampflok94
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Dampflok94 »

Irgendwie fehlt mir eine entscheidende Info. Mark Blyth redet mal von Nord- mal von Südeuropa und mal von Deutschland. Und wo soll jetzt dieser Fonds eingerichtet werden? In D soll das ein gesamteuropäischer Fonds sein? Ersteres wäre aus bereits genannten Gründen unsinnig. Bei letzterem wäre das anders, aber dann hätten wir ja wieder die alte Diskussion über gemeinschaftliche Schulden.
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(21 Nov 2016, 17:43)

Mark Blyth ist ein schottischer Ökonom, der seit 20 Jahren in USA lebt und seit ein paar Jahren internationales Aufsehen erregt, z.B. weil er einer der Wenigen war, die Trumps Wahlsieg vorhergesagt haben.
Auf YT finden sich Videos seiner Vorträge im Dutzend, allerdings alle in englisch und mit einem gewöhnungsbedürftigen schottisch-amerikanischen Dialekt.
In der Q&A nach einem seiner Vorträge, wurde er mal gefragt, was er denn vorschlagen würde, was man machen sollte.
Sein Antwort darauf würde ich hier gerne zur Diskussion stellen, denn ich finde sie bemerkenswert.

Er sagt:

Ab 1999 sind gigantische Mengen Kapital aus Nordeuropa nach Süden geflossen, weil die Anleger in Südeuropa höhere Renditen bekommen haben und das Währungsrisiko nach Einführung des Euro weggefallen ist.
Heute existiert das Risiko wieder, in Form von möglichem Staatsbankrott, also trauen sich die Anleger nicht mehr in Südeuropa zu investieren.
In Deutschland bekommt man auf Staatsanleihen mittlerweile negative Zinsen, ist also auch keine lukrative Anlage.
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Was würde wohl passieren, wenn man einen "Infrastruktur-Bond" einrichtet und darauf sagen wir mal 2 oder 3% Zinsen anbietet?
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Was das bewirken würde, überlasst Blyth dem Zuhörer, meine persönliche Vorstellung wäre ein gigantischer Boom quer durch die gesamte Gesellschaft.
Was haltet ihr davon?
Nö. Es fließt mal wieder Geld von den kleinen Leuten nach oben. Die 2-3% kommen ja aus meinen Steuern. Das Geld für Straßenbau kann besser aus Staatsanleihen kommen.

Das Problem sind ohnehin nicht neue Straßen und Kindergärten. Südeuropa braucht ein anderes Geschäftsmodell. Da hilft kein Bond.
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Alter Stubentiger »

Dampflok94 hat geschrieben:(22 Nov 2016, 08:21)

Irgendwie fehlt mir eine entscheidende Info. Mark Blyth redet mal von Nord- mal von Südeuropa und mal von Deutschland. Und wo soll jetzt dieser Fonds eingerichtet werden? In D soll das ein gesamteuropäischer Fonds sein? Ersteres wäre aus bereits genannten Gründen unsinnig. Bei letzterem wäre das anders, aber dann hätten wir ja wieder die alte Diskussion über gemeinschaftliche Schulden.
Ja. Es geht letztlich nur um Schuldenmacherei. Und Straßen / Bildung ohne Sinn und Verstand erzeugen keinen selbsttragenden Aufschwung. Der kommt nur von eine Wirtschaft die ausreichend Mehrwert erzeugt. Das ist das Problem Südeuropas.
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Dampflok94 »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(22 Nov 2016, 08:59)

Ja. Es geht letztlich nur um Schuldenmacherei. Und Straßen / Bildung ohne Sinn und Verstand erzeugen keinen selbsttragenden Aufschwung. Der kommt nur von eine Wirtschaft die ausreichend Mehrwert erzeugt. Das ist das Problem Südeuropas.
Nun kann man Verkehr (da gibt es nicht nur Straßen) und Bildung durchaus sinnvoll fördern. Das sind ja Investitionen und kein Konsum. Aber es muß eben planvoll sein.
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Realist2014 »

Dampflok94 hat geschrieben:(22 Nov 2016, 12:03)

Nun kann man Verkehr (da gibt es nicht nur Straßen) und Bildung durchaus sinnvoll fördern. Das sind ja Investitionen und kein Konsum. Aber es muß eben planvoll sein.
warum sollte der Staat Deutschland diese Investitionskredite von PRIVATEN für 2% oder 3% in Anspruch nehmen- wenn er aktuell für die neu emittierten Staatsanleihen praktisch KEINE Zinsen bezahlt?

nene

es geht bei dieser "Idee" ganz sicher NICHT um Deutschland...
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von G.Rasheimer »

Realist2014 hat geschrieben:(22 Nov 2016, 13:27)

warum sollte der Staat Deutschland diese Investitionskredite von PRIVATEN für 2% oder 3% in Anspruch nehmen- wenn er aktuell für die neu emittierten Staatsanleihen praktisch KEINE Zinsen bezahlt?

nene

es geht bei dieser "Idee" ganz sicher NICHT um Deutschland...
…. ein Blick auf die Realität offenbart anderes :D
Weit über 50 Milliarden Euro, so schätzen Experten, sind inzwischen nötig,
um die Infrastruktur in Deutschland wieder flott zu machen.
Marode Straßen, Brücken, Schulen - die Liste ist lang.
Doch obwohl der Staat selbst so günstig wie nie an frisches Geld kommen könnte,
setzt man auf ein von der Versicherungswirtschaft teuer finanziertes Ausbauprogramm.
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Realist2014 »

G.Rasheimer hat geschrieben:(22 Nov 2016, 13:41)

…. ein Blick auf die Realität offenbart anderes :D

du hast den Punkt wieder nicht verstanden

es geht nicht darum, OB mehr in die Infrastruktur investiert werden müsste

sondern um die mögliche Finanzierung... ( diesen Fonds aus dem Eröffnungsbeitrag mit 2% bis 3% Zinsen - oder eben mehr Staatsanleihen für NULL Zinsen...)
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Piranha »

Dampflok94 hat geschrieben:(22 Nov 2016, 08:21)

Irgendwie fehlt mir eine entscheidende Info. Mark Blyth redet mal von Nord- mal von Südeuropa und mal von Deutschland. Und wo soll jetzt dieser Fonds eingerichtet werden? In D soll das ein gesamteuropäischer Fonds sein? Ersteres wäre aus bereits genannten Gründen unsinnig. Bei letzterem wäre das anders, aber dann hätten wir ja wieder die alte Diskussion über gemeinschaftliche Schulden.
Blyth legt sich in dem Punkt überhaupt nicht fest.
Das kann jedes Land für sich und alle parallel machen, oder auch nur ein einzelnes Land für sich alleine, oder auch alle zusammen.
Die Frage, die Blyth im besagten Q&A beantwortet hat richtete sich darauf, dass ja Investitionen in Europa praktisch nicht mehr stattfinden und das bisschen Rest was es in Nordeuropa noch gibt auch noch ständig schrumpft und da war halt die Frage a) warum wird nicht investiert, b) sind Anleihe-Kaufprogramme der EZB der falsche Weg und c) was könnte man stattdessen machen.

Die Antwort von Blyth war
a) es wird nicht investiert, weil die Bevölkerung nicht genug Nachfrage erzeugt, sprich nicht genug Kaufkraft hat
b) durch Staatsanleihen wird die Kaufkraft der Bevölkerung nicht erhöht, darum kann die EZB die Wirtschaft nicht ankurbeln
c) staatliche Programme bei denen Arbeitskraft gebraucht wird, denen dann Löhne gezahlt werden, würden die Kaufkraft erhöhen und dann zu Wachstum und Investitionen in der Wirtschaft führen, wobei solche staatlichen Programme am sinnvollsten in Infrastruktur und Bildung angelegt wären.
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Realist2014 »

Piranha hat geschrieben:(22 Nov 2016, 15:06)

Blyth legt sich in dem Punkt überhaupt nicht fest.
Das kann jedes Land für sich und alle parallel machen, oder auch nur ein einzelnes Land für sich alleine, oder auch alle zusammen.
.

na

dann können das ja die PIGS Staaten jeder für sich machen

nur wird kein Anleger für 2% oder 3% DIESEN Ländern Geld leihen - bei DER schon vorhandenen Staatsschuld...
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Alter Stubentiger »

Dampflok94 hat geschrieben:(22 Nov 2016, 12:03)

Nun kann man Verkehr (da gibt es nicht nur Straßen) und Bildung durchaus sinnvoll fördern. Das sind ja Investitionen und kein Konsum. Aber es muß eben planvoll sein.
In Deutschland ist es bis heute nicht gelungen einen vernünftigen, sinnvollen Verkehrswegeplan aufzustellen und durchzuziehen. Da wird schon genug Geld verbrannt. Wenn jetzt noch Investoren mit Renditeerwartungen dazukommen gute Nacht. Für Südeuropa gilt dies erst recht.
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Wähler »

Piranha hat geschrieben:(21 Nov 2016, 17:43)
Was würde wohl passieren, wenn man einen "Infrastruktur-Bond" einrichtet und darauf sagen wir mal 2 oder 3% Zinsen anbietet?
Also Anleihen auf staatliche Projekte wie Strassenbau, Bildung, usw., sprich genau die Dinge, die der Staat sowieso bezahlen muss?
Wieviel von dem Geld, was zur Zeit an den Börsen gestapelt wird würde in diesen Infrastruktur-Bond fliessen?
Mark Blyth beantwortet diese Frage in englisch mit 3 Worten: "All of it."
http://www.euractiv.de/section/finanzen ... erklaeren/
Euracitv 18. November EIB-Vizepräsident: „Wir müssen den EFSI besser erklären“
Der EFSI ist eine Garantie in Höhe von 16 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt, die durch fünf Milliarden Euro an Eigenkapital der EIB ergänzt wird. Diese Garantie erlaubt es uns, riskantere Projekte zu fördern, als wir normalerweise finanzieren könnten. Die EIB verfügt über ein AAA-Rating. Daher müssen wir sehr vorsichtig sein, wie viele Risiken wir in unserer Bilanz auflisten.
Es hat einige Zeit gedauert, öffentliche Projekte unter dem EFSI zu entwickeln, denn der Fonds ist noch immer ein neues Instrument. Die Menschen müssen sich erst daran gewöhnen, Projekte so zu strukturieren, dass sie den Anforderungen des Fonds entsprechen. Ich denke jedoch, dass die Zahl solcher Projekte nun steigen wird:
Es gibt noch andere Finanzierungsinstrumente. In jedem Fall ist das Thread-Thema wichtig, weil die Austeritätspolitik der Schäubleschen "Schwarzen Null" langsam kontraproduktiv wird.
siehe auch:
https://www.bayern.landtag.de/www/ElanT ... 012034.pdf
Zuletzt geändert von Wähler am Mi 23. Nov 2016, 13:02, insgesamt 1-mal geändert.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
G.Rasheimer
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von G.Rasheimer »

Realist2014 hat geschrieben:(22 Nov 2016, 13:27)


nene

es geht bei dieser "Idee" ganz sicher NICHT um Deutschland...
doch doch …. :D
da soll die „Bond“ Idee mit einer „ Bundesautobahngesellschaft“ Realität werden,
allerdings als Exclusiv Bond für die Versicherer ....
Die Idee: Autobahnen bauen. Das wollen die Versicherer mitfinanzieren. Dafür wollen sie Milliarden geben.
Aus ihrer Sicht ein großartiges Geschäft.
Dafür haben sie seit Jahren hinter den Kulissen Überzeugungsarbeit geleistet. Und ganz oben Verbündete gefunden:
die Versicherer "leisten seit Jahren hinter den Kulissen Überzeugungsarbeit" für diese "Idee"
ob die Umsetzung der Idee dann "Bond" oder "Gesellschaft" heisst ist wohl egal.
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von Realist2014 »

G.Rasheimer hat geschrieben:(22 Nov 2016, 19:29)

doch doch …. :D
da soll die „Bond“ Idee mit einer „ Bundesautobahngesellschaft“ Realität werden,
allerdings als Exclusiv Bond für die Versicherer ....



die Versicherer "leisten seit Jahren hinter den Kulissen Überzeugungsarbeit" für diese "Idee"
ob die Umsetzung der Idee dann "Bond" oder "Gesellschaft" heisst ist wohl egal.

das ist wieder was anderes...


als bei der Fred-Eröffnung...
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Re: Eine Idee zur Ankurbelung der Wirtschaft

Beitrag von prime-pippo »

Piranha hat geschrieben:(21 Nov 2016, 17:43)

Mark Blyth ist ein schottischer Ökonom, der seit 20 Jahren in USA lebt und seit ein paar Jahren internationales Aufsehen erregt, z.B. weil er einer der Wenigen war, die Trumps Wahlsieg vorhergesagt haben.
Auf YT finden sich Videos seiner Vorträge im Dutzend, allerdings alle in englisch und mit einem gewöhnungsbedürftigen schottisch-amerikanischen Dialekt.
In der Q&A nach einem seiner Vorträge, wurde er mal gefragt, was er denn vorschlagen würde, was man machen sollte.
Sein Antwort darauf würde ich hier gerne zur Diskussion stellen, denn ich finde sie bemerkenswert.

Er sagt:

Ab 1999 sind gigantische Mengen Kapital aus Nordeuropa nach Süden geflossen, weil die Anleger in Südeuropa höhere Renditen bekommen haben und das Währungsrisiko nach Einführung des Euro weggefallen ist.
Heute existiert das Risiko wieder, in Form von möglichem Staatsbankrott, also trauen sich die Anleger nicht mehr in Südeuropa zu investieren.
In Deutschland bekommt man auf Staatsanleihen mittlerweile negative Zinsen, ist also auch keine lukrative Anlage.
Ergo stapelt sich das Geld der Anleger in den Aktienmärkten, weil es die einzige noch verbleibende Möglichkeit ist, wo man noch Gewinne machen kann.

Was würde wohl passieren, wenn man einen "Infrastruktur-Bond" einrichtet und darauf sagen wir mal 2 oder 3% Zinsen anbietet?
Also Anleihen auf staatliche Projekte wie Strassenbau, Bildung, usw., sprich genau die Dinge, die der Staat sowieso bezahlen muss?
Wieviel von dem Geld, was zur Zeit an den Börsen gestapelt wird würde in diesen Infrastruktur-Bond fliessen?
Mark Blyth beantwortet diese Frage in englisch mit 3 Worten: "All of it."

Was das bewirken würde, überlasst Blyth dem Zuhörer, meine persönliche Vorstellung wäre ein gigantischer Boom quer durch die gesamte Gesellschaft.
Was haltet ihr davon?

Der einzige Sinn, den man in dieses Model hineininterpretieren kann, ist der, dass den Deutschen ein Spar-Instrument an die Hand gegeben wird.

Ansonsten ist es völlig überflüssig, Südeuropa braucht kein Geld deutscher Sparer, um öffentliche Investitionen tätigen zu können. Man hat eine riesige Hysterie um die Staatsverschuldung gemacht, die -gut gemanagt und von der EZB garantiert- überhaupt kein Problem ist.

Die eigentliche Frage ist, wie der reale Wechselkurs in Europa (nachdem es keinen nominalen Wechselkurs mehr gibt) so gesteuert werden kann, dass Südeuropa wettbewerbsfähig ist.
"Banks do not, as too many textbooks still suggest, take deposits of existing money from savers and lend it out to borrowers: they create credit and money ex nihilo – extending a loan to the borrower and simultaneously crediting the borrower’s money account."
Lord Adair Turner
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