Realist2014 hat geschrieben:(20 Nov 2019, 15:51)
Diese Probleme sind alle bekannt und es muss und wird daran geaerbeitet. Nur gibt es in Freiheit und Demokratie KEINE Alternative zur Marktwirtschaft. Die Frage ist daher NUR im Hinblick auf Regularien
Da das einigermaßen sachlich ist, antworte ich mal darauf.
Das Konzept der "Marktwirtschaft" stellt auch niemand in Frage, zumindest ich nicht. Ein besseres und effektiveres ist bisher nicht bekannt. Die Frage gilt der
Ausgestaltung dieser Marktwirtschaft. Und da hat sich seit Ludwig Erhards ersten Versuchen, das Konzept "sozialer Marktwirtschaft" in die politische Praxis zu übertragen, so Einiges in eine ungute Richtung entwickelt. Die Idee geht übrigens auf einen gewissen
Alfred Müller-Armack aus dem Jahre 1946 zurück, der das als "Versuch...das Prinzip der Freiheit auf dem Markte mit dem des sozialen Ausgleichs zu verbinden" ansah. Kurioserweise haben damals ausgerechnet die Linken und die Gewerkschaften dagegen protestiert und die Begriffsbildung als
"propagandistisches Schlagwort" gegeißelt. Sachen gibts...
Was sich unter anderem in die falsche Richtung entwickelt, ist aus meiner Sicht die bereits angesprochene Kapitalakkumulation. Die Folge ist, dass sich Kapital quasi von selber vermehrt, während umgekehrt der Wert volkswirtschaftlich nützlicher Arbeit ins Bodenlose sinkt. Befeuert wird diese Entwicklung durch ein enthemmtes Spekulantentum, das auf sinkende oder steigende Preise für Nahrungsmittel wettet und damit Millionen einfährt. Die Börse ist kein Spielkasino, sie hat einen volkswirtschaftlichen Sinn. Ich habe das mal ironisch zugespitzt mit:
"Es kann und darf nicht sein, dass man mit Monopolygewinnen reale Häuser kaufen kann", vielleicht erinnerst du dich. (...dass ausgerechnet
ich das als bekennender Zocker sagen muß...).
Die Hoffnung, dass sich die Profiteure dieses Systems von selber davon verabschieden würden, gehört wohl in den Bereich utopischer Hirngespinste. Also müssen die von dir angesprochenen "Regularien" irgendwie durchgesetzt werden. Nur von wem? Die Möglichkeiten nationaler Regierungen sind begrenzt, denn
"das Kapital ist ein scheues Reh", wie wir vor ein paar Jahren gelernt haben. Politiker jammern zwar regelmäßig vor Wahlen über irgendeine "Schere zwischen Arm und Reich...", die "...immer weiter auseinanderklafft" und gegen die man dringend was tun muß...oder zumindest "müßte"..., aber... An dieser Stelle müßte dann eigentlich das Eingeständnis kommen, dass man weltweit operierenden Konzernen nahezu hilflos ausgeliefert ist. Aber wer würde die dann noch wählen? Da macht sich die Meldung "Bezos investiert in Bayern!" doch wesentlich besser.
Ich hoffe, ich habe in diesen Beitrag nicht vergeblich Lebenszeit investiert, die mir niemand mehr zurückgibt und wir können die Diskussion auf sachlicher Ebene weiterführen. Falls nicht, hab' ich eben Pech gehabt.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).