zurück zum Diskussionspunkt: du verwendest den Begriff "sparen" synonym für folgende unterschiedlichen Dinge: "auf Konsum verzichten" und "in Renditeanlagen investieren". Wenn du den Begriff "sparen" in diesen Bedeutungen benutzt, werden die dahinterliegenden Vorgänge und Zusammenhänge verschleiert und da "sparen" etwas Positives ist, denn es ist ja nichts Schlechtes, wenn man für schlechtere Zeiten anspart oder für den Ruhestand vorsorgt, werden die hinter dem "Investieren" liegenden Vorgänge als etwas "Positives" und für jederman "mögliches" dargestellt.franktoast hat geschrieben:(01 Aug 2018, 11:42)
Du schreibst es ja selber. Im Endeffekt, wenn du sparst, kauft jemand anders entweder auch wieder ein Gut....
Es bleibt im "Verborgenen", dass nur Geldvermögen gespart und investiert werden kann, über das man auch im genügend hohem Maße verfügt. Soviel Geldvermögen - um es mit der "Nutzentheorie" zu sagen - dass weiterer Konsum keinen größeren Nutzen gegenüber dem "Sparen" und "Investieren" des Geldvermögens mehr stiften würde. Der Nutzen des "Sparens und Investierens" ist also umso größer, je weiter man von der Armutsschwelle entfernt ist. Man könnte auch sagen, dass das Leid durch den Verzicht nahe Null tendiert, je mehr Geldvermögen man hat. Umgekehrt heißt das, je ärmer man ist, desto größer ist der Nutzen des Konsums. Es geht hier quasi um das blanke Überleben. Das ist sicher alles trivial, aber in dieser Dualität und deren sich gegensätzlich verstärkende Auswirkungen sehe ich einen Kritikpunkt am Kapitalismus. Menschen, die die Konsumgüter am dringendsten bräuchten, da sie zu wenig davon haben, bekommen sie nicht, da ihr Geld nicht ausreicht. Ihr Bedarf wird nicht produziert und bleibt deshalb unbefriedigt. Während Menschen, die über genügend Geldvermögen verfügen, in der Lage sind, durch Investieren des "überflüssigen" Geldvermögens noch mehr "überflüssiges" Geldvermögen zu machen. Hier wird der Nutzen des "Sparens", also des zeitlichen Hinauszögerns des Konsums für schlechtere Zeiten, vermischt mit dem noch größeren Nutzeneffekt durch die Geldvermehrung der Investition. Der eigentliche Zweck des Sparens, nämlich das zeitliche Aufsparen des Konsums wird dabei zur Nebensache. Der Verzicht auf den Konsum hat überhaupt keine Bedeutung, da er so gering ist, dass er als Motiv ausgeschlossen werden kann. Es handelt sich hier um oberflächliche bürgerliche Betrachtungen, die die tatsächlichen Zusammenhänge verschleiern und "romantisieren" wollen. Ich betrachte den Nutzen der Wirtschaft für alle Menschen gleichermaßen und es muss hinterfragt werden, wieso einige deutlich mehr als andere davon profitieren. Wieso haben einzelne Menschen überhaupt soviel Geldvermögen, dass sie es nicht für sich selbst ausgeben müssen, sondern es für sie rational gesehen vorteilhafter ist, das Vermögen zu investieren und damit zu vermehren, während die große Masse gerade so im Leben zurecht kommt oder sogar unter armen Verhältnissen lebt.