Dann will ich mal auf den Eingangsbeitrag von Karl Napp von vor fast drei Jahren zurückkommen:
Ich denke nicht, dass es innerhalb der europäischen Staaten zu einer Abschaffung des Bargeldes kommen wird, wenngleich dies seitens der Politik, der EZB und den Großbanken sicherlich gewünscht wird. Es wird nur nicht offen zugegeben, weil dies bei uns z.Z.
noch nicht salonfähig ist. Dafür wird von den vorgenannten Institutionen alles dafür getan, was den bargeldlosen Zahlungsverkehr erleichtert, vereinfacht, beschleunigt und kostengünstiger macht (Überweisungen in Echtzeit wie das dieses Jahr einzuführende Instant Payment, Ausbau schnellen Internets bis in den letzten Zipfel der Republik als Grundvoraussetzung für den Verzicht auf Bargeld und anderes mehr.
Ziel ist, dass das Bargeld durch ständige Innovationen im Bezahlwesen für die jetzige junge Generation und deren Nachfolger immer unattraktiver wird und die Verbraucher von sich aus zunehmend auf Bargeld verzichten. Deshalb sprach ich ja auch von einer „Bargeldaussterbung“.
Die Sache mit dem Trinkgeld beim Frisör oder im Restaurant und die Zuwendung für Sohnemann für die Zwei in Mathe ist auch geklärt, denke ich. Mit der MobileApp kein Problem. Aber dies nur nebenbei. Darüber ist genug diskutiert worden.
Was bleibt sind Unsicherheiten hinsichtlich der Datensicherheit und bestehende Ängste, Stichwort gläserne Kunde und die von Skull genannten Risiken.
Was die Risiken bzgl. Datensicherheit, Datenflüsse und die Vor/Nachteile für den einzelnen Verbraucher betrifft, muss jeder mit sich selbst abmachen. Dem einen ist es völlig Banane, was mit seinen Daten geschieht, der andere versucht mit einem Magneten den Inhalt des Magnetstreifens seiner Girocard zu löschen, nichtwissend, dass in Europa nur noch der Chip ausgelesen wird.
Infrastrukturprobleme: Damit meinst du Skull, sicherlich beispielsweise einen Ausfall des Internets auf breiter Basis, der uns für eine gewisse Zeit quasi zahlungsunfähig macht und wir nichts einkaufen können.
Nun, ein derartiges Szenario ist denkbar und ist in den USA ja bereits großflächig vorgekommen. Damit haben die Amis Erfahrung. Das hängt da u.a. mit der Stromversorgung der Städte zusammen. Erst in neuester Zeit sind die Amerikaner dabei, ein Verbundnetz wie wir es in Europa haben aufzubauen. Fällt in Deutschland oder einem anderen Staat ein großes Kraftwerk aus kann sehr schnell Strom von anderen Kraftwerken umgeleitet und der das bestehende Defizit ausgeglichen werden. Dies übrigens auch bei den Datennetzen. Wenn natürlich ein Baggerfahrer den Hauptstrang eines Glasfaserbündels auf die Schippe nimmt dauerts etwas länger.
Aber: Wohl jeder große Supermarkt fährt heute zweigleisig. Fällt das Kabel-Internet aus wird automatisch auf drahtloses Internet, bestenfalls LTE, umgeschaltet. Das geht bestenfalls automatisch.
Und wenn beides ausfällt? Das dürfte dann der Supergau (Krieg?) sein. Dann ist sowieso alles egal.
Krimineller Bereich: Der ist nicht auszuschalten. Bargeld wird auch gestohlen. Grundsätzlich sind die Gefahren nicht unter den Tisch zu kehren. Dennoch schätze ich die Gefahren beim bargeldlosen Zahlungsverkehr nicht höher ein als in der Bargeldwelt. Jedenfalls werden in einer Welt ohne Bargeld keine Geldtransporte mehr überfallen oder Geldboten umgebracht.
Möglichkeiten der Konsumindustrie: Da wird die Kundenausspähung ja bereits fleißig von der Kundschaft angenommen. So bei Netto mit der personalifizierten Werbung (spezielle Sonderangebote für bestimmte Kunden). Viele Menschen betrachten das nicht unbedingt als Nachteil, vom Handel direkt angesprochen und beworben zu werden.
Skulls weitere Einwände (Stichworte) wie „Negativzins, Inflationierung, Erhebung von Sondersteuern etc.)
-Möglichkeiten der Konsumindustrie (und Banken) durch grössere Transparenz und Nachvollziehbarkeit im Geldsystem stärkeren Einfluss auf Konsumverhalten nehmen zu können“
mögen irgendwo berechtigt sein. Aber das Leben ist nun mal mit Risiken behaftet. Die Geschichte hat uns seit Menschengedenken Neuerungen beschert, die für uns Menschen nicht immer nur vorteilhaft waren.
Meine Devise lautet: Nicht immer so viel schwarzsehen. Dann lebt es sich einfach ungezwungener. Die Dänen leben auch nach dieser Devise und nennen das „Hygge“. Die haben z.B. seit 2003 die elektronische Gesundheitsakte. Die würde in dieser Form in Deutschland einen Volkssturm heraufbeschwören. Seit Jahren wird versucht, derartiges in Deutschland einzurichten (m.E. sehr sinnvoll). Da aber bei jedem Vorstoß bei jedem Datenschützer gleich einen Herzinfarkt entstehen lässt wird da wohl nichts draus.
Oder die dänische Finanzbehörde SKAT. Da ist jeder Bürger praktisch nackt. Und stören tuts niemanden.
Ein bischen Dänisch und Hygge täte uns allen gut…