Ich picke nur einmal das eine oder andere Kontra-Argument heraus:
Ger9374 hat geschrieben:
Bargeldloses agieren sehe ich kritisch weil gerade
junge Menschen den Umgang mit ihrem finanziellen Spielraum am besten mit Bargeld lernt. Alles andere täuscht über wahre finanziellen Rahmen etwas vor. Kreditkarten, dispo etwa.
Ein junger Mensch = Kind, welches in eine bargeldlose Welt hineingeboren wird wird keine Probleme damit haben, nichts mehr in der Hand zu haben. Er lernt von Kindesbeinen an mit virtuellem Geld umzugehen und damit zu haushalten. Das ist keine aus der Luft gegriffene Theorie sondern die Erkenntnis von Pädagogen, Soziologen und Psychologen auf Grundlage der Entwicklungs- und Verhaltensforschung.
Dampflok94 hat geschrieben: Nicht die Bargeldbefürworter müssen argumentieren. Die Gegner müssen es.
Darüber lässt sich streiten. Argumentieren müssen beide Seiten. Es gibt hier schließlich keinen Kläger und keinen Beklagten wie vor Gericht, wo sich der Beklagte zu rechtfertigen hat.
Dampflok94 hat geschrieben:Denn Bargeld ist noch immer häufig wesentlich praktikabler als die bargeldlose Zahlung.
Das "häufig" kann nur für Situationen stehen, wo ich noch nicht bargeldlos bezahlen kann wie z.B. beim Gemüsestand auf einem deutschen Wochemarkt, obwohl ich da auch schon die ersten zwei Stände sichtete (Stadt Oldenburg, Wochenmarkt am Pferdemarkt). In wenigen Jahren wird hier eine radikale Veränderung vollzogen sein. Da wirst du deine eine Kugel Schleckeis problemlos mit Karte bezahlen können (wenn du es nicht heute schon kannst) und keiner wird da komisch gucken.
Positiv Denkender hat geschrieben:
Es nützt dem Handwerker ,dem Kellner nichts wenn er sein Trinkgeld
nicht in bar bekommt .
Wieder die alte, festgefahrene Denkweise! Schauen wir ins Nachbarland Dänemark, wo die Digitalisierung wesentlich weiter fortgeschritten ist als bei uns und es erklärtes Ziel der Regierung ist, das Bargeld so schnell wie möglich abzuschaffen: Das bezahlen mit Karte im Restaurant oder beim Frisör ist dort völlig normal, ja schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Auf Speisekarten ist meistens zu lesen, dass der Preis für die Speisen das Trinkgeld bereits beinhaltet. Und so hat es sich dort eingebürgert, dass Trinkgeld in Dänemark heute fast nur noch von ausländischen Touris z.B. den Kellnern zugesteckt oder bei Barzahlung aufgerundet wird. Erwartet wird dort Trinkgeld heute nicht mehr. In den Gaststätten wird es dort heute meist so gehandhabt, dass das von der Kasse je Angestellten errechnete Trinkgeld mit dem Gehalt ausgezahlt wird, mal individuell nach Umsatz oder auch gesamtes Trinkgeld auf alle gleich oder nach einem bestimmten Schlüssel verteilt.
Fazit: Trinkgeld? Kein Problem.
Positiv Denkender hat geschrieben:
Ich möchte beim nächsten Geburtstag ,Hochzeit usw. mein Geldgeschenk auch weiterhin nett verpackt in einer Karte oder anderweitig überreichen .Ich möchte auch weiterhin meine Kugel Eis noch bar bezahlen.
Und weil du und vielleicht auch ein paar tausend andere Bürger derartige Bedürfnisse haben soll sich ein ganzes Land und seine Volkswirtschaft danach richten? Du musst dich der Wirklichkeit stellen. Du kannst dieser Entwicklung sicher noch davonlaufen bzw. dich dieser entziehen. Unsere Kinder, Enkel und Urenkel aber sicherlich nicht mehr. Sie werden es nicht tun, weil sie in die heute noch vielen Menschen unheimlichen digitalen Welt hineingeboren werden. Beispiel: Facebook und Co. Von den alten verteufelt (bin da auch kein Freund von), die junge Generation kann ohne nicht leben. Da kannst du und Millionen Eltern so viel dagegen sein wie du willst, Facebook, WhatsApp und Co. als auch ihre Nachfolger werden nicht totzukriegen sein. Und weil dies einfach so ist ist es unsere verdammte Aufgabe ja Verpflichtung, unsere Kinder sorgsam sowohl mit den neuen Medien als auch mit neuen Bezahlsystemen vertraut zu machen. Ich akzeptiere durchaus andere Meinungen, weiß aber auch, dass ich der Entwicklung nicht davonlaufen kann.
Ich erinnere mich nur an die Einführung von PCs in Betrieben der freien Wirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung. Was gab es da für einen Aufschrei! Arbeitnehmerverbände gingen auf die Barrikaden, Schreibkräfte klammerten sich an ihrer geliebten (Olympia)Schreibmaschinen und TipEx fest und selbst Techniker und Ingenieure wollten ihren Rechenschieber nicht hergeben. Und heute….?
Ach ja, es wird ja häufig über die Kosten für die Anschaffung eines EC-Terminals gesprochen. Wer sagte hier noch, dass das für einen kleinen Fußballverein nicht finanzierbar sei? Ein Argument welches schnell verpufft, wenn man hört, wie die Wirklichkeit aussieht. Die Preise der Geräte sind innerhalb der letzten Jahre gepurzelt. Derartige Geräte gibt es ab 450 Euro (mit integriertem NFC-Kartenausleser für kontaktlose Zahlung) oder auch zur Miete. Gebrauchte Geräte gibt’s ab 100 Euro. Wenn jetzt beispielsweise jemand einen Frisörsalon einrichtet dürfte doch dieser Betrag nicht gleich das Aus bedeuten. Je nach Hausbank und Umsatz werden die Geräte nicht selten auch von der Bank zur Verfügung gestellt. Laufende Kosten bei Electronic-cash mit PIN-Eingabe: Diese sind per EU-Beschluss seit Mai 2015 gedeckelt und betragen bei Zahlung mit einer Giro/Debitkarte 0,2 Prozent des Warenwert/Rechnungspreises bzw. 0,3 Prozent bei Zahlung mit Kreditkarte. Diese Kosten schlägt jeder Kaufmann in seiner Preiskalkulation um und zieht die sicherlich nicht vom Taschengeld seiner Kinder ab.
Bei Kartenzahlung mit Unterschrift handelt es sich um eine Zahlung per Lastschriftverfahren. Dabei entstehen dem Unternehmer keinerlei Kosten!
ich denke, dass sich da das Argument mit den hohen Kosten relativiert hat.
Und auch wenn ich jetzt von einigen Digitalisierungsgegnern erschlagen werde: Ja, ich bin für mehr Kontrolle im Zahlungsverkehr. Wenn nach wie vor versucht wird, Bargeld Kofferraumweise in Steueroasen zu transportieren oder über verschlungene Wege über verschiedene Banken außer Landes zu bringen (es geht um Milliarden!), dann kann diesem kriminellen Handeln nur mit einer rigorosen Kontrolle Einhalt geboten werden, nicht 100 prozentig, das ist auch mir klar.
Dass auch Otto Normalverbraucher dabei wieder ein Stück durchsichtiger wird nenne ich mal Kollateralschaden. Mir persönlich ist durchaus bewusst, was das bedeutet. Ich nehme aber diese Nachteile wissend in Kauf. In diesem Zusammenhang:
Dampflok94 hat geschrieben:
Argumente gab es genug. Ich habe jedenfalls keine Lust, daß alle meine finanziellen Transaktionen von Staat und Unternehmerschaft offen liegen. Und komm mir jetzt nicht mit "Wer nichts zu verbergen hat...". Doch, ich habe was zu verbergen und dafür muß ich mich nicht rechtfertigen.
Ich gehe davon aus, dass du mit diesem Beitrag provozieren willst. Wenn nicht finde ich es völlig in Ordnung, wenn dein Bankkonto laufenden Kontobewegungen gefilzt werden.
Zuvor gesagtes aber nur nebenbei. Hauptsächlich sind es die beiden bereits genannten Gründe die mich dazu bewogen, den für alle verpflichtenden bargeldlosen Zahlungsverkehr positiv entgegen zu sehen:
Es lohnt sich nicht den Don Quichote zu spielen. Die Windmühlenflügel sind stärker! Es lohnt sich aber aus dem Unvermeidbaren das Beste zu machen und z.B. unsere Kinder und Enkel auf die neue, nicht nur digitale Zukunft sensibel vorzubereiten. Sie sind es, die mit den neuen Errungenschaften der Technik zurechtkommen müssen. Machen wir ihnen diesen Schritt ein wenig einfacher und helfen ihnen dabei!
Und dann sehe ich natürlich wie ihr auch meine eigenen Vorteile. Ich zahle bereits seit einiger Zeit ganz konsequent nur mit Karte. Und ich genieße es und freue mich dabei über jedes neue EC-Terminal, welches bei irgend einem kleinen Händler neu auf dem Thresen steht.