Immer weniger Azubis

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frems
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Ein Jahr später:

So viele offene Lehrstellen wie noch nie
172.000 freie Plätze, viel weniger Bewerber: Daten der Arbeitsagentur zeigen, dass die Lage auf dem Ausbildungsmarkt besser ist als je zuvor. Zumindest für die Suchenden.

http://www.zeit.de/karriere/beruf/2016- ... -statistik
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Gruwe
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Gruwe »

frems hat geschrieben:(13 Aug 2016, 16:59)

Ein Jahr später:

So viele offene Lehrstellen wie noch nie
172.000 freie Plätze, viel weniger Bewerber: Daten der Arbeitsagentur zeigen, dass die Lage auf dem Ausbildungsmarkt besser ist als je zuvor. Zumindest für die Suchenden.

http://www.zeit.de/karriere/beruf/2016- ... -statistik
Das Problem liegt IMHO daran, dass viele Lehrberufe zu "öde" sind, die interessanten Tätigkeiten von Akademikern gemacht werden.

Ich hab ne Ausbildung zum Energieelektroniker gemacht. Anschließend hat man dann nach Plan gearbeitet, man war nur der Ausführende. Das ging mir nicht ab, also hab ich folglich Elektrotechnik studiert. Nun mach ich - um es salopp auszudrücken - die "Pläne" und andere machen dann.

Ich habe viele Tätigkeiten während und nach dem Studium kennengelernt wo man Akademiker hinhockt, die aber kaum mehr Wissen als die Grundlagen benötigen.

Warum sieht man nicht zu, dass man in der Ausbildung die Menschen befähigt solche, für Akademiker entsprechend "einfache", Tätigkeiten auszuführen?

Heute wird man gerade in den neuen Medien zugespamt mit supertollen, interessanten, hippen Tätigkeiten, so dass keiner mehr Bock darauf hat hinter der Theke zu stehen und Stullen zu schmieren. Hätte ich ganz ehrlich gesagt auch nicht!

Insofern müsste mal die Ausbildung auch theoretisch aufgewertet werden und nicht nem Azubi 3,5 Jahre lang gezeigt werden, wie man ein Kabel möglichst gerade verlegt. Also "Schulanteil" in der Ausbildung erhöhen. Das Zeug dazu scheinen ja die Meiszen zu haben, wenn diese sich aktuell eher zum Studium hingezogen fühlen!
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Boraiel
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Boraiel »

Gruwe hat geschrieben:(13 Aug 2016, 22:15)

Das Problem liegt IMHO daran, dass viele Lehrberufe zu "öde" sind, die interessanten Tätigkeiten von Akademikern gemacht werden.

Ich hab ne Ausbildung zum Energieelektroniker gemacht. Anschließend hat man dann nach Plan gearbeitet, man war nur der Ausführende. Das ging mir nicht ab, also hab ich folglich Elektrotechnik studiert. Nun mach ich - um es salopp auszudrücken - die "Pläne" und andere machen dann.

Ich habe viele Tätigkeiten während und nach dem Studium kennengelernt wo man Akademiker hinhockt, die aber kaum mehr Wissen als die Grundlagen benötigen.

Warum sieht man nicht zu, dass man in der Ausbildung die Menschen befähigt solche, für Akademiker entsprechend "einfache", Tätigkeiten auszuführen?

Heute wird man gerade in den neuen Medien zugespamt mit supertollen, interessanten, hippen Tätigkeiten, so dass keiner mehr Bock darauf hat hinter der Theke zu stehen und Stullen zu schmieren. Hätte ich ganz ehrlich gesagt auch nicht!

Insofern müsste mal die Ausbildung auch theoretisch aufgewertet werden und nicht nem Azubi 3,5 Jahre lang gezeigt werden, wie man ein Kabel möglichst gerade verlegt. Also "Schulanteil" in der Ausbildung erhöhen. Das Zeug dazu scheinen ja die Meiszen zu haben, wenn diese sich aktuell eher zum Studium hingezogen fühlen!
Ein junger Mensch entscheidet ja ganz und gar nicht frei, was er für einen Beruf ausüben möchte. Er wird von vielen Seiten beeinflusst, durch Propaganda aka Werbung, Wünschen von Wirtschaftsführern, Politikern, durch seine Eltern, durch Mitschüler (Herdenverhalten etc.). Mehr Azubis kann man bekommen, wenn die Propagandaabteilung "Handwerk" wieder lauter wird als die Propagandaabteilung "Informatik, MINT, im Ausland studieren etc.".
Generell wäre es aus meiner Sicht wünschenswert, wenn man in Deutschland einfacher den Beruf wechseln könnte ohne dass man dort dann von null gehaltstechnisch anfangen muss. Ein Arzt braucht in der Tat ein lange Ausbildung, aber ein Koch kann auch schnell angelernt werden. Abseits des Sterneniveaus sind doch die meisten Erwachsenen innerhalb von 1-2 Monaten, wenn man sich in der Praxis anleitet, in der Lage in einem, sagen wir, gut bürgerlichen Restaurant alle Gerichte zur Zufriedenheit der Kunden zu kochen. Ein Erwachsener braucht auch keine drei jährige Ausbildung, um gut im Tischlerhandwerk zu sein. Und das ist in vielen anderen Bereichen auch so.
Meines Erachtens werden diese Berufe auch wieder attraktiver, wenn man einfacher zwischen ihnen wechseln kann. Es gibt meines Erachtens nicht wenige, die sich vorstellen können, 5 Jahre als Koch zu arbeiten, aber dann auch wieder was anders sehen wollen und nicht ihr ganzes Berufsleben als Koch tätig sein wollen, sondern dann vielleicht 5 Jahre mit Holz arbeiten wollen und danach gerne in der Patisserie. Im Alter, wenn man sich körperlich viel bewegt hat, bevorzugt man vielleicht einen Job in der Buchhaltung. Bei diesen Bereichswechsel ist Deutschland (auch durch gesetzliche Regelungen) sehr verschlossen, in den USA ist sowas viel akzeptierter.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Gruwe »

Boraiel hat geschrieben:(13 Aug 2016, 23:10)

Ein junger Mensch entscheidet ja ganz und gar nicht frei, was er für einen Beruf ausüben möchte. Er wird von vielen Seiten beeinflusst, durch Propaganda aka Werbung, Wünschen von Wirtschaftsführern, Politikern, durch seine Eltern, durch Mitschüler (Herdenverhalten etc.). Mehr Azubis kann man bekommen, wenn die Propagandaabteilung "Handwerk" wieder lauter wird als die Propagandaabteilung "Informatik, MINT, im Ausland studieren etc.".
Eben, sag ich ja. Aber wie soll das funktionieren? Für mich käme, nach meinen Erfahrungen, kein Ausbildungsberuf mehr in Frage. Und ich denke das geht immer mehr Menschen so.

Was möchte man dort anführen? Spannende Jobs mit Eigenverantwortung? Da dürften die akademischen Jobs deutlich mehr zu bieten haben. Das Einkommen? Auch da dürften die Akademiker im Vorteil sein! Viele machen heute ja eh einen allgemeinbildenden Schulabschluss, der eine Hochschulzugangsberechtigung beinhaltet. Dann kann man in 3 Jahren schneller zum Bachelor kommen als mit der Ausbildung fertig werden. Anschließend hat man die Wahl den Master zu machen. Und mit Ausbildungsberuf? Meister bzw. Techniker. Da dürfte aber in vielen Fällem auch bereits ded Bachelor die Nase vorn haben.
Generell wäre es aus meiner Sicht wünschenswert, wenn man in Deutschland einfacher den Beruf wechseln könnte ohne dass man dort dann von null gehaltstechnisch anfangen muss.
Www ie soll das gehen? Dieses höhere Gehalt wird für die höhere Berufserfahrung, die sich in höherer Produktivität niederschlägt, bezahlt. Aber wer als Kfz-Mechaniker 10 Jahre Berufserfahrung hat, hat diese eben nicht als z.B. Fliesenleger oder Verkäufer! Insofern hat er in diesen Bereichen natürlich auch keine höhere Wertschöpfung durch Erfahrung!
Ein Arzt braucht in der Tat ein lange Ausbildung, aber ein Koch kann auch schnell angelernt werden. Abseits des Sterneniveaus sind doch die meisten Erwachsenen innerhalb von 1-2 Monaten, wenn man sich in der Praxis anleitet, in der Lage in einem, sagen wir, gut bürgerlichen Restaurant alle Gerichte zur Zufriedenheit der Kunden zu kochen. Ein Erwachsener braucht auch keine drei jährige Ausbildung, um gut im Tischlerhandwerk zu sein. Und das ist in vielen anderen Bereichen auch so.
Meines Erachtens werden diese Berufe auch wieder attraktiver, wenn man einfacher zwischen ihnen wechseln kann. Es gibt meines Erachtens nicht wenige, die sich vorstellen können, 5 Jahre als Koch zu arbeiten, aber dann auch wieder was anders sehen wollen und nicht ihr ganzes Berufsleben als Koch tätig sein wollen, sondern dann vielleicht 5 Jahre mit Holz arbeiten wollen und danach gerne in der Patisserie. Im Alter, wenn man sich körperlich viel bewegt hat, bevorzugt man vielleicht einen Job in der Buchhaltung. Bei diesen Bereichswechsel ist Deutschland (auch durch gesetzliche Regelungen) sehr verschlossen, in den USA ist sowas viel akzeptierter.
Ich halte es für den falschen Weg, die Anforderungen bzw. die Qualität zu senken, wenn heute eh der Großteil schon zu einem höheren Ausbildungsniveau strebt!
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Orwellhatterecht »

happySchland hat geschrieben:(21 Apr 2015, 16:30)

Demografischer Wandel am Arsch. :rolleyes:
Die Betriebe haben jahrelang nicht ausgebildet bzw. beschweren sich über unqualifizierte Azubis und warten auf den Wunderkandidat.

Hautursache für den Azubimangel/der Mangel an Ausbildungsstellen ist aber die Bildungsinflation gegen die nichts aber auch wirklich gar nichts unternommen wird, sondern im Gegenteil, jeder Anstieg der Studierendenzahlen abgefeiert und gefördert.
Ein völliger Irrsinn obwohl die katastrophalen Folgen der Bildungsinflation seit den 70ern! bekannt sind.

So ist es, und dieselben Leute, die noch vor 2 Jahrzehnten keinem jungen Menschen eine Chance zur Ausbildung gaben, krähen heute am lautesten über angeblichen "Fachkräftemangel". Gleichzeitig allerdings erwarten sie von der Schule, dass diese ihren Allgemeinbildungs Anspruch aufgibt und stattdessen die Jungen Mensch speziell für den späteren Beruf ausbildet, man möchte also die Ausbildung möglichst auf die Allgemeinheit anstatt den Betrieb übertragen.
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Orwellhatterecht »

Boraiel hat geschrieben:(13 Aug 2016, 23:10)

Ein junger Mensch entscheidet ja ganz und gar nicht frei, was er für einen Beruf ausüben möchte. Er wird von vielen Seiten beeinflusst, durch Propaganda aka Werbung, Wünschen von Wirtschaftsführern, Politikern, durch seine Eltern, durch Mitschüler (Herdenverhalten etc.). Mehr Azubis kann man bekommen, wenn die Propagandaabteilung "Handwerk" wieder lauter wird als die Propagandaabteilung "Informatik, MINT, im Ausland studieren etc.".
Generell wäre es aus meiner Sicht wünschenswert, wenn man in Deutschland einfacher den Beruf wechseln könnte ohne dass man dort dann von null gehaltstechnisch anfangen muss. Ein Arzt braucht in der Tat ein lange Ausbildung, aber ein Koch kann auch schnell angelernt werden. Abseits des Sterneniveaus sind doch die meisten Erwachsenen innerhalb von 1-2 Monaten, wenn man sich in der Praxis anleitet, in der Lage in einem, sagen wir, gut bürgerlichen Restaurant alle Gerichte zur Zufriedenheit der Kunden zu kochen. Ein Erwachsener braucht auch keine drei jährige Ausbildung, um gut im Tischlerhandwerk zu sein. Und das ist in vielen anderen Bereichen auch so.
Meines Erachtens werden diese Berufe auch wieder attraktiver, wenn man einfacher zwischen ihnen wechseln kann. Es gibt meines Erachtens nicht wenige, die sich vorstellen können, 5 Jahre als Koch zu arbeiten, aber dann auch wieder was anders sehen wollen und nicht ihr ganzes Berufsleben als Koch tätig sein wollen, sondern dann vielleicht 5 Jahre mit Holz arbeiten wollen und danach gerne in der Patisserie. Im Alter, wenn man sich körperlich viel bewegt hat, bevorzugt man vielleicht einen Job in der Buchhaltung. Bei diesen Bereichswechsel ist Deutschland (auch durch gesetzliche Regelungen) sehr verschlossen, in den USA ist sowas viel akzeptierter.

Klar, um Klöpse bei McDoof oder Burger zu kochen, bedarf es keines Studiums, da reicht ein Crash Kurs über wenige Tage vollkommen aus. Ist es das, was die Gesellschaft so dringend braucht?
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Boraiel »

Orwellhatterecht hat geschrieben:(14 Aug 2016, 10:22)

Klar, um Klöpse bei McDoof oder Burger zu kochen, bedarf es keines Studiums, da reicht ein Crash Kurs über wenige Tage vollkommen aus. Ist es das, was die Gesellschaft so dringend braucht?
Es ging mir nicht, darum was die Gesellschaft braucht, sondern darum, was der einzelne möchte. Die Neugier ist einer der stärksten Antriebskräfte des Menschen. Ich denke, es ist für die meisten gar nicht so schlimm (wenn man Geld braucht), 1-2 Jahre in der Systemgastronomie zu arbeiten, aber kaum jemand will das sein Leben lang tun. Nach 5 Jahren als Tischler hat man vielleicht da auch genug gesehen und möchte wieder (für sich) was neues entdecken. Dann macht man möglicherweise einige Zeit die Straßen als LKW-Fahrer unsicher bis man feststellt, dass das Sitzen dort nichts für einen ist, und man die Erfahrungen aus der Systemgastronomie in einem richten Restaurant als Koch ausbauen will und dort vielleicht den Rest seines Berufslebens bleibt. Gesellschaftlich ist das nicht unbedingt positiv; wenn du immer Tischler bist, haben die Leute dort einen festen Ansprechpartner, dessen Erfahrung immer in dem Bereich immer weiter zugenommen hat. Deshalb ist der Bereichswechsel in Deutschland eher unattraktiv (auch durch gesetzliche Regelungen). Die nützlichen Erfahrungen, die man für seinen Beruf macht, nehmen mit der Zeit aber immer weiter ab, dass meiste, was notwendig bzw. förderlich ist, lernt man am Anfang, ob daher so hohe Eintrittshürden wie in Deutschland notwendig sind, ist fraglich. Wer als Koch gearbeitet hat, kann auch das meiste im Bäckerhandwerk schon. Wer als Tischler gearbeitet hat, für den wird Metallbau auch nicht so unvertraut sein. Und das gilt in abnehmenden Maße auch noch in entfernten Bereichen, wer Möbel geschreinert hat auch schon ein räumliches Verständnis erworben, was als Architekt nützlich ist.
Gesellschaftlich positive Auswirkungen haben niedrigere Eintrittshürden im Falle der Krise in einem Bereich, die Leute von dort haben dann bessere Chancen in einem anderen unterzukommen.
Niedrigere Eintrittshürden bringen mehr individuelle Freiheit aber auch weniger Sicherheit, dass man an dem Arbeitsplatz, an dem man gerade ist, bleiben kann.
Allerdings wird dadurch die Chance höher, dass man im Fall des Arbeitsplatzverlustes in seiner Umgebung wieder einen neuen Job findet. Wenn eine große Schreinerei in der Gegend zu macht, werden die ganzen Schreiner als in Schreiner in der Gegend bestimmt keinen Job finden.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Gruwe hat geschrieben:(13 Aug 2016, 22:15)
Das Problem liegt IMHO daran, dass viele Lehrberufe zu "öde" sind, die interessanten Tätigkeiten von Akademikern gemacht werden.

Ich hab ne Ausbildung zum Energieelektroniker gemacht. Anschließend hat man dann nach Plan gearbeitet, man war nur der Ausführende. Das ging mir nicht ab, also hab ich folglich Elektrotechnik studiert. Nun mach ich - um es salopp auszudrücken - die "Pläne" und andere machen dann.
Kann ich so unterschreiben. Die Ödnis begegnet einem aber auch gerne schon in der Lehre. Jedenfalls habe ich deshalb eine Ausbildung nach einem Jahr hingeschmissen. Ohne zu lernen (und oft zu fehlen) nur Einsen in der Berufsschule gehabt -- mit Ausnahme im Fach "Technisches Zeichnen". Da waren die mit Bleistift gezeichneten Pfeilspitzen in der letzten Prüfung etwas zu dick für den Lehrer und es reichte nur für eine 2+. Im Betrieb hieß es dann stumpf im Schnitt 100 Stunden pro Woche arbeiten mit unregelmäßigen Schlafenszeiten. War zwar physisch und auch psychisch eine Herausforderung (Schlafmangel, Temperaturen zwischen -15 und +60 Grad, gefährliches Arbeitsumfeld), aber man fragt sich schon: soll's das jetzt gewesen sein? Vor allem wenn man feststellt, dass die älteren Kollegen auch recht eintönige Tätigkeiten im Alltag haben und ähnlich auf Verschleiß fuhren. Die fetten Jahre in der Branche sind auch vorbei und heute findet kaum noch ein Deutscher eine Stelle, selbst als jahrgangsbester Akademiker. Das war für mich auch damals abzusehen, aber im Betrieb wollte es natürlich niemand glauben.

Die spätere Studienzeit war charmanter. Fachlich sehr anspruchsvoll, man hatte mehr Freiheiten (gut für Selbstständige), konnte kreativ(er) arbeiten und sich auch mal mit anderen Dingen beschäftigen. Später ist man auch deutlich flexibler und das erworbene Wissen will ich auch ohne ökonomische Verwertbarkeit nicht missen. Daher würde ich es keinem Abiturienten verübeln, wenn er sich gleich für ein Studium entscheidet. Ein Praktikum oder FSJ/FÖJ zwischen Schule und Hochschule ist aber auch nicht verkehrt.

Die Wirtschaft hat sich da aus meiner Sicht ziemlich verzettelt, als sie viele Jahre Lobbyarbeit machte, um mehr Schüler zum Abitur zu bringen. Und das war ja auch Inhalt der Agenda 2010, was ganz gerne vergessen wird. Da wurden etliche Milliarden ins Bildungswesen gepumpt, um Nachhilfeangebote, Ganztagsschulen usw. auszubauen, damit Schüler besser gefördert werden. Bitte nicht falsch verstehen: ich finde es ja gut, dass man heute weniger Kinder zurücklässt und mehr Bildung ist auch ein persönlicher Gewinn. (Wobei man sich fragen kann, ob manche Schüler nicht unter einer Überlastung leiden und die freie Entfaltung auf der Strecke bleibt.) Aber dann wundert man sich, dass diese Abiturienten nicht scharenweise bei den Betrieben anklopfen und sich auf eine Lehrstelle bewerben, sondern gerne die "Alternative" Studium anvisieren. Da hätte man die duale Ausbildung und die späteren Aufstiegsmöglichkeiten attraktiver gestalten müssen. Stattdessen pflasterten sie Städte und Bahnhöfe mit Werbeplakaten zu. Gibt natürlich Dinge wie das "duale Studium", aber die Erfahrungsberichte sind größtenteils negativ und es gehen auch nur sehr wenige diesen Weg.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Ebiker »

Boraiel hat geschrieben:(14 Aug 2016, 13:37)

Wer als Koch gearbeitet hat, kann auch das meiste im Bäckerhandwerk schon. Wer als Tischler gearbeitet hat, für den wird Metallbau auch nicht so unvertraut sein. Und das gilt in abnehmenden Maße auch noch in entfernten Bereichen, wer Möbel geschreinert hat auch schon ein räumliches Verständnis erworben, was als Architekt nützlich ist.
Diese Denkweise führt dann zu so Sachen wie BER, da dachte auch jemand er ist Architekt.... Und nein, ein Tischler kann nicht automatisch Metallbau. Und 100 Stunden/Woche darf noch nicht mal ein Facharbeiter arbeiten, geschweige denn ein Azubi.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Ebiker hat geschrieben:(14 Aug 2016, 14:47)
Diese Denkweise führt dann zu so Sachen wie BER, da dachte auch jemand er ist Architekt....
Wer denn?
Und 100 Stunden/Woche darf noch nicht mal ein Facharbeiter arbeiten, geschweige denn ein Azubi.
Falls sich das auf die von mir erwähnte Arbeitszeit beziehen sollte: was man darf und tatsächlich tut, sind zwei völlig verschiedene Dinge. Selbstverständlich stehen auf den Stundenzetteln nur maximal 72 Stunden.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Ebiker »

guggst du

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/f ... en-3020310

und auch 72h gehen nicht dauerhaft, für Azubis schon gar nicht.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Der Fall ist mir bekannt, aber für die Probleme am BER nicht weiter relevant. Die waren einige Etagen weiter oben (steht auch im Link). Und bei di Mauro ging es ja nicht um eine falsche Abschlussbezeichnung auf einer "Ebene", sondern dass sich jemand als Ingenieur ausgab, ohne jemals irgendeinen Hochschulabschluss erworben zu haben.
und auch 72h gehen nicht dauerhaft, für Azubis schon gar nicht.
Deshalb schreibt man auch maximal 72 Stunden auf und nicht immer. Festgelegt war eine Regelarbeitszeit von 60 Stunden. Weniger gab's nur für minderjährige Azubis, aber die gab's kaum, weil die Betriebe nur Leute mit (Fach-)Abitur suchten und damals noch 13 Jahre Schule plus Wehr-/Zivildienst für die meisten galten. Und dann kündigen die Azubis scharenweise in der Probezeit und nach einem Jahr war nur noch knapp die Hälfte da.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Ebiker »

Unter den Umständen würd ich auch kündigen. Tatsache ist leider das Industriearbeitsplätze immer öder werden, im Handwerk sehe ich das nicht so. Und wir müssen aufpassen das wir noch genügend fähige Bewerber für eine Berufsausbildung bekommen, das Schulniveau wird immer schlechter.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Gruwe »

frems hat geschrieben:(14 Aug 2016, 15:29)

Deshalb schreibt man auch maximal 72 Stunden auf und nicht immer. Festgelegt war eine Regelarbeitszeit von 60 Stunden. Weniger gab's nur für minderjährige Azubis, aber die gab's kaum, weil die Betriebe nur Leute mit (Fach-)Abitur suchten und damals noch 13 Jahre Schule plus Wehr-/Zivildienst für die meisten galten. Und dann kündigen die Azubis scharenweise in der Probezeit und nach einem Jahr war nur noch knapp die Hälfte da.
Also jetzt muss man doch mal die Kirche im Dorf lassen. Klar kann heute komm noch Jemand sagen, dass er nach exakt 8 Stunden den Stidt fallen lassen kann...aber das was du beschreibst, ist mit Sicherheit die ganz große Ausnahme.

Im Übrigen ist das sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal von Ausbildungsberufen. Meine ehemaligen Kommilitonen die in die Anlagenplanung bzw. Inbetriebnahme gegangen sind können ein Lied davon singen. Wobei man sich da streiten kann, ob man für solche Jobs wiederum Ingenieur sein muss. Ok, viele hats dort hingezogen weil es nominell recht gut bezahlt zu sein scheint. Ich persönlich hab da lieber auf bissl Geld verzichtet und mich auf ne interessante Ing-Stelle bei einem bekannten "privatisierten" Staatskonzern gesetzt und lass freitags pünktlich um 13 Uhr den "Hammer fallen".
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Ebiker hat geschrieben:(14 Aug 2016, 15:33)

Unter den Umständen würd ich auch kündigen. Tatsache ist leider das Industriearbeitsplätze immer öder werden, im Handwerk sehe ich das nicht so. Und wir müssen aufpassen das wir noch genügend fähige Bewerber für eine Berufsausbildung bekommen, das Schulniveau wird immer schlechter.
Wie gesagt, bei mir lag's nicht an den Arbeitszeiten, auch wenn es manchmal grenzwertig wurde. An einem beschissenen Tag hat man schon mal 18 Stunden gebuckelt (oder nur rumgestanden) und die 6 "freien" Stunden waren nicht am Stück. Da klettert es sich in 30, 40 Meter Höhe sehr schön und schweres Material über schmale, ölige Treppen zu schleppen war ein Genuss. Verstieß alles gegen Arbeitsschutzgesetze, ich weiß. Aber vom Alten hieß es nur, wenn man nicht das aufschreibt, was er an die Zentrale weitergeben möchte, kann man sich den Ausbildungsplatz schenken. Vor allem in der Probezeit ein beliebter Spruch. Die Erpressung der älteren Mitarbeiter funktionierte auch noch, weil sie wussten, dass sie sich ihre Karriere abschminken können, wenn der Alte ihnen ein schlechtes Zeugnis für ihre gemeinsamen Dienstmonate ausstellt. Die Azubis, die kündigten und die ich kannte, hatten alle wie ich ohne Mühe sehr gute Noten in der Berufsschule (-> Langeweile) und gingen freiwillig. Die Presse kann einen Abbruch aber gerne weiter mit schlechter Leistung gleichsetzen und so tun, als hätte der Betrieb bzw. die Berufsschule sie rausgeschmissen. Dann bleiben halt die Leistungsschwächeren zurück, die keine Alternative zur Lehre sehen. Und das Schulniveau sinkt doch nicht, sondern allgemein die Jahrgänge und die prozentuale Bereitschaft, mit Abitur auch eine Lehre anzutreten. Die Anzahl der Bewerber nahm ja rasant ab und dadurch lassen sich natürlich auch weniger leistungsfähige Azubis herausfischen. Die, die die Betriebe gerne hätten, gibt's ja noch. Aber die wollen nicht zu den Betrieben. Jedenfalls als Azubi. Man darf aber auch nicht vergessen, dass 80% der Betriebe gar nicht ausbilden.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Flaschengeist »

frems hat geschrieben:(21 Apr 2015, 15:45)

http://www.welt.de/print/welt_kompakt/p ... enten.html


http://www.spiegel.de/schulspiegel/abi/ ... 28294.html

Nunja, die Gründe sollten hinlänglich bekannt sein: die Zahl der Schulabgänger geht aus demographischen Gründen zurück, immer mehr Abiturienten nehmen ein Studium auf (ob zur Selbstverwirklichung, geringeres Risiko der Arbeitslosigkeit oder gesellschaftlicher bzw. elterlicher Druck mal abgesehen) und die Anforderungen der Betriebe gehen eher nach oben statt nach unten, da auch das Niveau der Arbeit heute höher ist. Ein junger KFZ-Mechatroniker hat in heutigen Zeiten mit komplexeren Systemen zu tun als einer, der vor 40 Jahren seine Lehre absolvierte.

Bloß bleibt die Frage: Was tun? Wie kriegt man mehr (ob leistungsstarke oder -schwache Schüler) in Ausbildungsberufe? Oder "brauchen" wir heute gar nicht mehr so viele und sollten eher dafür sorgen, daß Schüler möglichst noch höhere Bildungsabschlüsse erlangen?
Der Fachkräftemange ist ein Mythos der natürlich von der Arbeitgeberseite verbreitet wird um sich auch weiter ein Überangebot zu sichern.

Es gibt z.B. mehr als genügend KfZ Mechatroniker auf dem Markt. Nur wechseln viele kurz nach dem Ende der Ausbildung in andere Bereiche. Einfach weil man in dem Job zu wenig verdient.

In anderen Jobs wird es ähnlich sein.

Handwerkliche Berufe müßten von der Arbeitgeberseite einfach wieder attraktiver gemacht werden. Dann klappt es auch mit der Einstellung von Lehrlingen.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Gruwe hat geschrieben:(14 Aug 2016, 15:42)

Also jetzt muss man doch mal die Kirche im Dorf lassen. Klar kann heute komm noch Jemand sagen, dass er nach exakt 8 Stunden den Stidt fallen lassen kann...aber das was du beschreibst, ist mit Sicherheit die ganz große Ausnahme.
In der Branche bzw. in dem Ausbildungsberuf ist es leider die Regel gewesen. Kann sein, dass es vor Jahrzehnten anders war. In der Berufsschule hat man sich ja mit Klassenkameraden ausgetauscht, die bei anderen Betrieben sind. Ausnahme waren nur zwei Exoten, die diesen Beruf bei einer staatlichen Stelle lernten, aber die hatten dafür weniger Geld und Urlaub. Außerdem war deren Tätigkeit noch langweiliger. Aber klar, für die meisten Azubis dürfte sowas erspart bleiben. Ob deren Inhalte in der Berufsschule anspruchsvoller sind, glaube ich jedoch nicht.
Im Übrigen ist das sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal von Ausbildungsberufen. Meine ehemaligen Kommilitonen die in die Anlagenplanung bzw. Inbetriebnahme gegangen sind können ein Lied davon singen. Wobei man sich da streiten kann, ob man für solche Jobs wiederum Ingenieur sein muss. Ok, viele hats dort hingezogen weil es nominell recht gut bezahlt zu sein scheint. Ich persönlich hab da lieber auf bissl Geld verzichtet und mich auf ne interessante Ing-Stelle bei einem bekannten "privatisierten" Staatskonzern gesetzt und lass freitags pünktlich um 13 Uhr den "Hammer fallen".
Na, wie gesagt: für Gesellen und Ingenieure waren die Arbeitstage bei uns nicht kürzer. Die Azubis wurden einfach gleich behandelt wie alle anderen auch, was ich soweit okay fand. Und dann ist da selten was unter 80 Stunden pro Woche und mein persönlicher Highscore war die schöne Stundenzahl 123. Bei 168 Stunden, die die Woche hat, bleibt da nicht viel Zeit, um zu schlafen, lernen (jeden Sonntag betriebsinterne Tests), essen, waschen usw.

Und ich gebe Dir ja recht, dass man für viele Arbeiten kein Ingenieur sein muss. Gerade in Ingenieurbüros kommt es nicht selten vor, dass die Arbeit von günstigeren Arbeitskräften durchgeführt wird und der Ing. dann nur noch die Prüfung vollzieht und seinen Namen drunter setzt. Wenn er aber Fehler übersieht, ist er verantwortlich. Daher ist es nicht verkehrt, dass es diverse gesetzliche Auflagen gibt. Und die betreffen auch nicht viele Bereiche des Ingenieurwesens.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Dampflok94 »

Ebiker hat geschrieben:(14 Aug 2016, 15:33)

Unter den Umständen würd ich auch kündigen. Tatsache ist leider das Industriearbeitsplätze immer öder werden, im Handwerk sehe ich das nicht so. Und wir müssen aufpassen das wir noch genügend fähige Bewerber für eine Berufsausbildung bekommen, das Schulniveau wird immer schlechter.
Industriearbeitsplätze werden immer öder? Wird das nicht seit der Einführung des Fließbandes behauptet?
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Gruwe »

Dampflok94 hat geschrieben:(15 Aug 2016, 07:52)

Industriearbeitsplätze werden immer öder? Wird das nicht seit der Einführung des Fließbandes behauptet?
Es soll ja in der Industrie nicht nur Fließbandarbeiter geben...hab ich gehört! ;)
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Dampflok94 »

Gruwe hat geschrieben:(15 Aug 2016, 09:04)

Es soll ja in der Industrie nicht nur Fließbandarbeiter geben...hab ich gehört! ;)
Da hast Du bestimmt richtig gehört. Ändert aber nichts daran, daß das Gejammer das gleiche ist. Ist so ähnlich wie mit der Jugend "von heute". Die ist auch immer nicht so recht nach dem Geschmack der jeweils Älteren. :cool:
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Auch ein Grund für sinkende Zahlen:
Hierzulande sinkt die Zahl der Ausbildungsverträge von Jahr zu Jahr. Zuletzt lag sie bei 500.000, das waren 50.000 Verträge weniger als noch 2011. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe geht ebenso zurück. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung sank ihre Quote von 23 Prozent im Jahr 2005 auf derzeit 19 Prozent. In ostdeutschen Bundesländern wie Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Thüringen liegt sie inzwischen bei schwachen 11 bis 13 Prozent. Das heißt: Nur noch rund jeder zehnte Betrieb dort bildet aus. Vor allem viele kleinere Firmen tun es längst nicht mehr. Und das sei "keine Folge schwacher Konjunktur", betonen die Bertelsmann-Autoren. Mit anderen Worten: Die Betriebe könnten es sich leisten, Azubis anzunehmen, aber sie tun es trotzdem nicht.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Yossarian »

Nun, ich habe dieses Jahr den vorerst letzten Azubi eingestellt.
Warum?
Ein Auszubildender kostet mich alles in allem ( Ausbildungsvergütung, Sozialabgaben, Innung, Prüfungsgebühren, Schulungen etc etc etc) rund 1600,- € im Monat.
Und zwar egal ob er im Betrieb ist oder nicht. Dazu kommt die Unkündbarkeit, selbst wenn sie einem auf der Nase herumtanzen oder 3 Monate im Jahr "krank" sind.
Meine Firma ist kein Kindergarten um eine fehlende Erziehung nachzuholen.

Und effektiv im Betrieb sind sie vielleicht gerade noch 3 Monate im Jahr.
Wenn ich einen Vogel sehe der wie eine Ente watschelt und wie eine Ente schwimmt und wie eine Ente quakt dann nenne ich ihn eine Ente. Und wenn der Vogel dementiert eine Ente zu sein ist es eine russische Ente.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Provokateur »

Yossarian hat geschrieben:(22 May 2017, 13:17)

Nun, ich habe dieses Jahr den vorerst letzten Azubi eingestellt.
Warum?
Ein Auszubildender kostet mich alles in allem ( Ausbildungsvergütung, Sozialabgaben, Innung, Prüfungsgebühren, Schulungen etc etc etc) rund 1600,- € im Monat.
Und zwar egal ob er im Betrieb ist oder nicht. Dazu kommt die Unkündbarkeit, selbst wenn sie einem auf der Nase herumtanzen oder 3 Monate im Jahr "krank" sind.
Meine Firma ist kein Kindergarten um eine fehlende Erziehung nachzuholen.

Und effektiv im Betrieb sind sie vielleicht gerade noch 3 Monate im Jahr.
Bekommst du denn noch genug Nachwuchs vom Arbeitsmarkt, um Kapazitätslücken zu füllen? Wenn ja, hast du Glück.

Denn andere jammern rum, dass sie keine Gesellen finden, wollen aber (aus deinen Gründen) keine Azubis.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von pikant »

Yossarian hat geschrieben:(22 May 2017, 13:17)

Nun, ich habe dieses Jahr den vorerst letzten Azubi eingestellt.
Warum?
Ein Auszubildender kostet mich alles in allem ( Ausbildungsvergütung, Sozialabgaben, Innung, Prüfungsgebühren, Schulungen etc etc etc) rund 1600,- € im Monat.
Und zwar egal ob er im Betrieb ist oder nicht. Dazu kommt die Unkündbarkeit, selbst wenn sie einem auf der Nase herumtanzen oder 3 Monate im Jahr "krank" sind.
Meine Firma ist kein Kindergarten um eine fehlende Erziehung nachzuholen.

Und effektiv im Betrieb sind sie vielleicht gerade noch 3 Monate im Jahr.
die generelle Lage ist uebrigens vollkommen anders - es gibt mehr offene Ausbildungsstellen als Bewerber.
viele Betriebe suchen haenderingend Aubis und ihre Darstellung der Situation entspricht der wahren Lage am Ausbildungsmarkt nicht.
Zuletzt geändert von pikant am Mo 22. Mai 2017, 13:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Alexyessin »

Yossarian hat geschrieben:(22 May 2017, 13:17)

Nun, ich habe dieses Jahr den vorerst letzten Azubi eingestellt.
Warum?
Ein Auszubildender kostet mich alles in allem ( Ausbildungsvergütung, Sozialabgaben, Innung, Prüfungsgebühren, Schulungen etc etc etc) rund 1600,- € im Monat.
Und zwar egal ob er im Betrieb ist oder nicht. Dazu kommt die Unkündbarkeit, selbst wenn sie einem auf der Nase herumtanzen oder 3 Monate im Jahr "krank" sind.
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Und effektiv im Betrieb sind sie vielleicht gerade noch 3 Monate im Jahr.
Das kenn ich aber auch. Azubis bei denen du froh bist, das sie ihren Namen schreiben können und solche Fälle. Längere Krankheitsphasen usw, alles bekannt.
Da liegts aber am Daheim.
Auf der anderen Seite habe ich die 60 % die ich damals geschliffen habe heute noch als Bekannte und viele sind froh, das von mir Strenge und Richtung vorgegeben wurde.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Billie Holiday »

Yossarian hat geschrieben:(22 May 2017, 13:17)

Nun, ich habe dieses Jahr den vorerst letzten Azubi eingestellt.
Warum?
Ein Auszubildender kostet mich alles in allem ( Ausbildungsvergütung, Sozialabgaben, Innung, Prüfungsgebühren, Schulungen etc etc etc) rund 1600,- € im Monat.
Und zwar egal ob er im Betrieb ist oder nicht. Dazu kommt die Unkündbarkeit, selbst wenn sie einem auf der Nase herumtanzen oder 3 Monate im Jahr "krank" sind.
Meine Firma ist kein Kindergarten um eine fehlende Erziehung nachzuholen.

Und effektiv im Betrieb sind sie vielleicht gerade noch 3 Monate im Jahr.
Mein Mann hat überwiegend Glück mit seinen Jungs. Aber er stellt keine Hauptschüler mehr ein, die kommen in der Berufsschule einfach nicht mit. Und die Anforderungen in der Berufsschule sind hoch.
Jetzt hat er zwei Realschüler, den einen im 2. Lehrjahr kann er schon für kleinere Aufträge allein auf die Baustellen schicken, der hat nämlich recht schnell seinen Führerschein gemacht.

Man wird sie schon los. Einer hat vor Jahren zwei Abmahnungen kassiert und war dann weg vom Fenster. Das ging relativ schnell. Mit Samthandschuhen wird hier niemand angefasst, jedoch gute Leistungen werden bemerkt und erwähnt.
Je besser, desto mehr Freiheiten.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Yossarian »

pikant hat geschrieben:(22 May 2017, 13:27)

die generelle Lage ist uebrigens vollkommen anders - es gibt mehr offene Ausbildungsstellen als Bewerber.
viele Betriebe suchen haenderingend Aubis und ihre Darstellung der Situation entspricht der wahren Lage am Ausbildungsmarkt nicht.
Die "wahre Lage". Ach so, na dann. Wusste gar nicht dass ich vor Ort eine unwahre Lage lebe.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Gody »

pikant hat geschrieben:(22 May 2017, 13:27)

die generelle Lage ist uebrigens vollkommen anders - es gibt mehr offene Ausbildungsstellen als Bewerber.
viele Betriebe suchen haenderingend Aubis und ihre Darstellung der Situation entspricht der wahren Lage am Ausbildungsmarkt nicht.
Nö das stimmt so alles nicht. Vor zwei Tagen hatte ich in meiner Tageszeitung einen doppelseitigen Artikel dazu. Da haben Studenten eine Analyse der Jobcenter Statistiken durchgeführt. Es ist genau umgekehrt. Es gibt viel mehr Bewerber als Plätze. In den offiziellen Statistiken fallen nämlich etliche Bewerber raus. Z.b alle die in einem Brückenprogramm geparkt sind sprich FSJ und was es da nicht alles gibt. Auch fallen alle raus die noch nicht auf Ausbildungsreife geprüft worden sind.
Das heißt, wenn Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben, sofern es sie denn nicht nur auf dem Papier Exsistieren, dann nicht aus not sondern aus Absicht. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Jedem Unternehmer der meint einen Bewerbermangel herbei Fantasieren zu müssen, rate ich ganz dringend den Gang zum Arzt. Er solle sich doch bitte mal auf etwaige Wahrnehmungsstörungen untersuchen lassen.
Wenn Arme Menschen nicht in die Gänge kommen, nennt man das Schmarotzer. Wenn Reichen Menschen das passiert, nennt man das Depressionen.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Realist2014 »

Gody hat geschrieben:(22 May 2017, 20:12)


Jedem Unternehmer der meint einen Bewerbermangel herbei Fantasieren zu müssen, rate ich ganz dringend den Gang zum Arzt. Er solle sich doch bitte mal auf etwaige Wahrnehmungsstörungen untersuchen lassen.

Das erzähl mal den Handwerksbetrieben der "Traumberufe" ..

GWS, Bäcker, Maurer...

und die in dem Artikel sind wohl auch alle blöde?

http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 09540.html

du kannst ja gerne mal erläutern, wer aus dem Begriff "unbesetzt" dann "statistisch rausfällt... :x
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Misterfritz »

Gody hat geschrieben:(22 May 2017, 20:12)

Nö das stimmt so alles nicht. Vor zwei Tagen hatte ich in meiner Tageszeitung einen doppelseitigen Artikel dazu. Da haben Studenten eine Analyse der Jobcenter Statistiken durchgeführt. Es ist genau umgekehrt. Es gibt viel mehr Bewerber als Plätze. In den offiziellen Statistiken fallen nämlich etliche Bewerber raus. Z.b alle die in einem Brückenprogramm geparkt sind sprich FSJ und was es da nicht alles gibt. Auch fallen alle raus die noch nicht auf Ausbildungsreife geprüft worden sind.
Das heißt, wenn Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben, sofern es sie denn nicht nur auf dem Papier Exsistieren, dann nicht aus not sondern aus Absicht. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Jedem Unternehmer der meint einen Bewerbermangel herbei Fantasieren zu müssen, rate ich ganz dringend den Gang zum Arzt. Er solle sich doch bitte mal auf etwaige Wahrnehmungsstörungen untersuchen lassen.
Sorry,
aber wir haben gerade auch wieder Azubi-Bewerbungen auf dem Tisch. Es sind erheblich weniger als in den Jahren zuvor, es werden kontinuierlich jedes Jahr weniger. Und wir werden evtl. gar nicht ausbilden, wenn die Qualität der Bewerber weiter sinkt.
Wir haben nicht etwa spät angefangen, sondern noch keine geeigneten Bewerber gefunden - und das für einen Beruf, der eigentlich beliebt ist: Kaufleute für Büromanagement. Für die Ausbildung Fachkraft für Lagerlogistik gibt es gar keine Bewerber.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Ammianus »

frems hat geschrieben:(22 May 2017, 12:25)

Auch ein Grund für sinkende Zahlen:


http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-05/d ... ettansicht
Nur kurze Korrektur: Berlin und Brandenburg, das sind 2 Bundesländer, die auch sonst getrennt voneinander betrachtet werden müssen.

Zur Sache: Bei Brandenburg, Thüringen oder Meck-Pom, sicher auch Sachsen-Anhalt dürfte es hauptsächlich an der Abwanderung liegen. Insgesamt sinkt die ländliche Population - was auch auf die kleineren Städte zutrifft - und steigt die Bevölkerungszahl der Großstädte. Dazu kommt noch insgesamt die steigende Zahl der Abiturienten, die dann auch ein Studium anfangen und selbst nach Abbruch sich als Quereinsteiger versuchen. Was beim Vorhandensein von genug grauen Zellen auch oft funktioniert.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von ebi80 »

Genau, jetzt sind schon Betriebe schuld, die keine Auszubildenden finden. Sollen die jungen Faulenzer sich ne Stelle suchen anstatt zu smartphönen und sich die Birne voll zu kiffen. Dann haben Betriebe Azubis und die bekifften ne Perspektive und weniger Zeit kriminell zu werden.
Thema kann geschlossen werden.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Ammianus hat geschrieben:(22 May 2017, 20:51)

Nur kurze Korrektur: Berlin und Brandenburg, das sind 2 Bundesländer, die auch sonst getrennt voneinander betrachtet werden müssen.
Ist von mir nur zitiert worden. Als Hamburger ist man es aber gewohnt, dass aus statistischen Gründen die Stadt gerne mal mit Schleswig-Holstein zusammengelegt wird, zumal ein Großteil der Bürger im Speckgürtel leben und in der Stadt arbeiten. Wie auch immer. In Berlin klagt man ebenfalls:

Das neue Ausbildungsjahr hat bereits begonnen, dennoch sind noch knapp 1300 Lehrstellen in Berlin offen – vor allem im Dienstleistungssektor. [...] Im vergangenen Jahr konnte mehr als jedes dritte Unternehmen in der Hauptstadt nicht alle Ausbildungsplätze besetzen (37 Prozent). Bundesweit hatten gut 31 Prozent der Unternehmen dieses Problem.
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/k ... 78288.html

Randvolle Auftragsbücher - aber zu wenig Fachkräfte und Azubis. In Berlin kommen die Betriebe nicht mehr hinterher, Kunden müssen warten.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/fachk ... 60034.html
Zur Sache: Bei Brandenburg, Thüringen oder Meck-Pom, sicher auch Sachsen-Anhalt dürfte es hauptsächlich an der Abwanderung liegen. Insgesamt sinkt die ländliche Population - was auch auf die kleineren Städte zutrifft - und steigt die Bevölkerungszahl der Großstädte. Dazu kommt noch insgesamt die steigende Zahl der Abiturienten, die dann auch ein Studium anfangen und selbst nach Abbruch sich als Quereinsteiger versuchen. Was beim Vorhandensein von genug grauen Zellen auch oft funktioniert.
Die Zahlen bezogen sich ja auf den prozentualen Anteil der Unternehmen. Über die Zunahme von Abiturienten haben Lobbyisten hingegen auch schon in letzter Zeit häufiger geklagt und künstliche Schranken gefordert, damit geeignete Schüler nicht die Hochschulreife erlangen und somit kein Studium aufnehmen können, sondern ihnen nur die duale Ausbildung bleibt. Vor 15 Jahren trommelte man noch laut, dass der Staat durch zahlreiche Maßnahmen (Ganztagsschulen, Nachhilfeangebote, Abbau von Bürokratie, ...) mehr Schüler zum Abitur führen sollte, um den steigenden Anforderungen (insb. in technischen Berufen) zu begegnen. Und siehe da, es tut sich eine Alternative auf und die Bewerbungen für eine Lehre bleiben aus.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Boracay »

Gody hat geschrieben:(22 May 2017, 20:12)

Nö das stimmt so alles nicht. Vor zwei Tagen hatte ich in meiner Tageszeitung einen doppelseitigen Artikel dazu. Da haben Studenten eine Analyse der Jobcenter Statistiken durchgeführt. Es ist genau umgekehrt. Es gibt viel mehr Bewerber als Plätze. In den offiziellen Statistiken fallen nämlich etliche Bewerber raus. Z.b alle die in einem Brückenprogramm geparkt sind sprich FSJ und was es da nicht alles gibt. Auch fallen alle raus die noch nicht auf Ausbildungsreife geprüft worden sind.
Das heißt, wenn Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben, sofern es sie denn nicht nur auf dem Papier Exsistieren, dann nicht aus not sondern aus Absicht. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Jedem Unternehmer der meint einen Bewerbermangel herbei Fantasieren zu müssen, rate ich ganz dringend den Gang zum Arzt. Er solle sich doch bitte mal auf etwaige Wahrnehmungsstörungen untersuchen lassen.
Na dann schreib mal einem Ausbildungsplatz als Maurer oder Elektriker aus, da wirst du in Süddeutschland in aller Regel 0 Bewerber haben. Mit viel Glück einen Flüchtling.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von SpukhafteFernwirkung »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 May 2017, 13:32)

Mein Mann hat überwiegend Glück mit seinen Jungs. Aber er stellt keine Hauptschüler mehr ein, die kommen in der Berufsschule einfach nicht mit. Und die Anforderungen in der Berufsschule sind hoch.
Jetzt hat er zwei Realschüler, den einen im 2. Lehrjahr kann er schon für kleinere Aufträge allein auf die Baustellen schicken, der hat nämlich recht schnell seinen Führerschein gemacht.

Man wird sie schon los. Einer hat vor Jahren zwei Abmahnungen kassiert und war dann weg vom Fenster. Das ging relativ schnell. Mit Samthandschuhen wird hier niemand angefasst, jedoch gute Leistungen werden bemerkt und erwähnt.
Je besser, desto mehr Freiheiten.
liebe billie, wenn ich einen guten realschulabschluss fachrichtung technik hätte, würde ich ned auf ner baustelle arbeiten. :)
vielleicht müsst ihr bei euren hauptschülern einfach mal alle 2 wochen nachhilfestunden leisten, damit die in der berufsschule mitkommen. die sind nämlich dankbar für den job.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Misterfritz »

SpukhafteFernwirkung hat geschrieben:(22 May 2017, 21:26)

liebe billie, wenn ich einen guten realschulabschluss fachrichtung technik hätte, würde ich ned auf ner baustelle arbeiten. :)
vielleicht müsst ihr bei euren hauptschülern einfach mal alle 2 wochen nachhilfestunden leisten, damit die in der berufsschule mitkommen. die sind nämlich dankbar für den job.
Was im Prinzip keine schlechte Idee wäre, wenn, ja wenn die Azubis das dann dauerhaft mitmachen würden. Das funktioniert so ein paar Monate gut, gibt es einen Rückschlag in der Berufsschule und keine Unterstützung von zu Hause, ist der Fall gelaufen.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Billie Holiday »

SpukhafteFernwirkung hat geschrieben:(22 May 2017, 21:26)

liebe billie, wenn ich einen guten realschulabschluss fachrichtung technik hätte, würde ich ned auf ner baustelle arbeiten. :)
vielleicht müsst ihr bei euren hauptschülern einfach mal alle 2 wochen nachhilfestunden leisten, damit die in der berufsschule mitkommen. die sind nämlich dankbar für den job.
Nicht jeder weiß seine Dankbarkeit zu zeigen. Und bei manchem braucht es nahezu täglich Nachhilfe. Ich spreche aus Erfahrung. Es fehlt soviel Basiswissen.
Bei Bewerbungen von Haupt- und Realschülern werden halt die Realschüler genommen. Die bewerben sich ja, ohne dass sie gezwungen wurden. Und nicht jeder will studieren. Andere machen eine Ausbildung und studieren hinterher.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Misterfritz hat geschrieben:(22 May 2017, 21:32)

Was im Prinzip keine schlechte Idee wäre, wenn, ja wenn die Azubis das dann dauerhaft mitmachen würden. Das funktioniert so ein paar Monate gut, gibt es einen Rückschlag in der Berufsschule und keine Unterstützung von zu Hause, ist der Fall gelaufen.
Vielleicht liegt das Problem ja beim Betrieb und den vertraglichen Konditionen.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Billie Holiday »

frems hat geschrieben:(22 May 2017, 21:42)

Vielleicht liegt das Problem ja beim Betrieb und den vertraglichen Konditionen.
Naja, mit der Sänfte werden sie nicht morgens um 11 abgeholt und 15.000,- gibt es auch nicht im 1. Lehrjahr.
Der Lohn ist tariflich festgelegt. Mein Mann und einige Handwerksmeister zahlen sogar übertariflich. Leider erwarten sie was von ihren Leuten. :( aber nichts übermenschliches. :thumbup:
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Boracay »

SpukhafteFernwirkung hat geschrieben:(22 May 2017, 21:26)

liebe billie, wenn ich einen guten realschulabschluss fachrichtung technik hätte, würde ich ned auf ner baustelle arbeiten. :)
vielleicht müsst ihr bei euren hauptschülern einfach mal alle 2 wochen nachhilfestunden leisten, damit die in der berufsschule mitkommen. die sind nämlich dankbar für den job.
Auch von Seiten der Hauptschüler hast du in Süddeutschland in der Regel 0 Bewerber, wenn du nicht gerade Siemens oder Daimler heist. Die Hauptschule ist auf dem Land Kerngesund, jeder der dort abgeht hat einen Ausbildungsplatz oder macht die mittlere Reife. Sieht in der Stadt anders aus, aber auch da will keiner einer Lehre machen, sondern eher so tolle Berufe wie "Gangster" oder "Abhängen" ergreifen.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Alexyessin »

Boracay hat geschrieben:(22 May 2017, 21:20)

Na dann schreib mal einem Ausbildungsplatz als Maurer oder Elektriker aus, da wirst du in Süddeutschland in aller Regel 0 Bewerber haben. Mit viel Glück einen Flüchtling.
Elektriker kriegst schon noch, zumindest in München. Mag bei dem klassischen Maurer wirklich vorbei sein, aber Elektriker hast halt doch auch viel Luft nach oben - sofernst an Arsch hochkriegst.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 May 2017, 22:02)

Naja, mit der Sänfte werden sie nicht morgens um 11 abgeholt und 15.000,- gibt es auch nicht im 1. Lehrjahr.
Der Lohn ist tariflich festgelegt. Mein Mann und einige Handwerksmeister zahlen sogar übertariflich. Leider erwarten sie was von ihren Leuten. :( aber nichts übermenschliches. :thumbup:
Ist halt die Frage, warum man dann nicht die Besten bekommt, sondern jene, die nichts Besseres fanden. Ist ja nicht so als gäbe es keine leistungsstarken Schulabgänger mehr in Deutschland. Ich find's daher auch nicht so überraschend, wenn bspw. die Gastronomie oder Friseurmeister darüber klagen, dass sie nicht bessere Bewerber finden. Schaut man auf den Lohn während der Lehre sowie die späteren Berufsaussichten, sollte man nicht die Jahrgangsbesten erwarten.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Boracay »

Alexyessin hat geschrieben:(22 May 2017, 22:14)

Elektriker kriegst schon noch, zumindest in München. Mag bei dem klassischen Maurer wirklich vorbei sein, aber Elektriker hast halt doch auch viel Luft nach oben - sofernst an Arsch hochkriegst.
Im Handwerk Elektriker? In München? Flüchtlinge?

Betriebselektriker bewerben sich natürlich schon noch in der Industrie, aber das Handwerk hat kaum mehr Interessenten....
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Alexyessin »

Boracay hat geschrieben:(22 May 2017, 22:22)

Im Handwerk Elektriker? In München? Flüchtlinge?

Betriebselektriker bewerben sich natürlich schon noch in der Industrie, aber das Handwerk hat kaum mehr Interessenten....
Normale Elektriker in München. Keine Flüchtlinge. War doch erst neulich wieder auf der Biz wegen meiner Ziehtochter. Die Jungs sind entweder beim Auto oder bei der Elektrik. Wo sich keiner mehr drum streitet ist Holz und Bau.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Billie Holiday »

frems hat geschrieben:(22 May 2017, 22:19)

Ist halt die Frage, warum man dann nicht die Besten bekommt, sondern jene, die nichts Besseres fanden. Ist ja nicht so als gäbe es keine leistungsstarken Schulabgänger mehr in Deutschland. Ich find's daher auch nicht so überraschend, wenn bspw. die Gastronomie oder Friseurmeister darüber klagen, dass sie nicht bessere Bewerber finden. Schaut man auf den Lohn während der Lehre sowie die späteren Berufsaussichten, sollte man nicht die Jahrgangsbesten erwarten.
Das ist richtig. In Schwerin hast du als Friseur-Azubine ganze 150,- im 1. Jahr. :|
Mein Friseur zahlt 330,-.... bei Lübeck.
Offenbar wollen die Mädchen unbedingt diesen Beruf ergreifen, obwohl sie wissen, dass diese Dienstleistung und dueses Handwerk so schlecht bezahlt wird. Ich verstehe es auch nicht.
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Misterfritz »

frems hat geschrieben:(22 May 2017, 21:42)

Vielleicht liegt das Problem ja beim Betrieb und den vertraglichen Konditionen.
Nein, es liegt an der Qualität der Bildung, die die Azubis mitbringen. Angeblich soll die ja in BaWü nicht schlecht sein, ich hege da aber gewisse Zweifel.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von Ammianus »

frems hat geschrieben:(22 May 2017, 21:11)

Ist von mir nur zitiert worden. Als Hamburger ist man es aber gewohnt, dass aus statistischen Gründen die Stadt gerne mal mit Schleswig-Holstein zusammengelegt wird, zumal ein Großteil der Bürger im Speckgürtel leben und in der Stadt arbeiten. Wie auch immer. In Berlin klagt man ebenfalls:

Das neue Ausbildungsjahr hat bereits begonnen, dennoch sind noch knapp 1300 Lehrstellen in Berlin offen – vor allem im Dienstleistungssektor. [...] Im vergangenen Jahr konnte mehr als jedes dritte Unternehmen in der Hauptstadt nicht alle Ausbildungsplätze besetzen (37 Prozent). Bundesweit hatten gut 31 Prozent der Unternehmen dieses Problem.
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/k ... 78288.html

Randvolle Auftragsbücher - aber zu wenig Fachkräfte und Azubis. In Berlin kommen die Betriebe nicht mehr hinterher, Kunden müssen warten.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/fachk ... 60034.html


Die Zahlen bezogen sich ja auf den prozentualen Anteil der Unternehmen. Über die Zunahme von Abiturienten haben Lobbyisten hingegen auch schon in letzter Zeit häufiger geklagt und künstliche Schranken gefordert, damit geeignete Schüler nicht die Hochschulreife erlangen und somit kein Studium aufnehmen können, sondern ihnen nur die duale Ausbildung bleibt. Vor 15 Jahren trommelte man noch laut, dass der Staat durch zahlreiche Maßnahmen (Ganztagsschulen, Nachhilfeangebote, Abbau von Bürokratie, ...) mehr Schüler zum Abitur führen sollte, um den steigenden Anforderungen (insb. in technischen Berufen) zu begegnen. Und siehe da, es tut sich eine Alternative auf und die Bewerbungen für eine Lehre bleiben aus.
Also Hürden aufzubauen, die Leute an Abitur und Studium hindern sollen, das hätte nun schon was zutiefst antidemokratisch und rechtsstaatsfeindliches an sich. Wir sind nicht in der DDR.
Abgesehen davon funktionieren so und so monokausale Erklärungen für den Lehrlingsmangel nicht. Dummheit, Faulheit, Abitur, zu hohes Anspruchsverhalten sind alles Gründe, die sich summieren. Wie eben auch Landflucht in die Städte.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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SpukhafteFernwirkung
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von SpukhafteFernwirkung »

Boracay hat geschrieben:(22 May 2017, 22:10)

Auch von Seiten der Hauptschüler hast du in Süddeutschland in der Regel 0 Bewerber, wenn du nicht gerade Siemens oder Daimler heist. Die Hauptschule ist auf dem Land Kerngesund, jeder der dort abgeht hat einen Ausbildungsplatz oder macht die mittlere Reife. Sieht in der Stadt anders aus, aber auch da will keiner einer Lehre machen, sondern eher so tolle Berufe wie "Gangster" oder "Abhängen" ergreifen.
mit meim nach der 11. abgebrochenen abi bin dann nach einem 10-jährigen zwischenspiel als techniker anlageberater und internationaler außenhandelskaufmann geworden, in und export, also endlich gangster. haben in meinem jahrgang aber nur wenige im niedrigen promille bereich geschafft, obwohl viel kriminelle energie in der luft lag, aber viele von denen wurden lieber anwälte.
die hauptschule wäre resozialisierbar, wenn der zeitdruck ned wär.
freund von mir hat hauptschule gemacht, dann beim onkel elektriker, der half mal nach und nahm sich die zeit, dann anlagenelektroniker, schließlich betriebswirt und studiert jetzt bwl neben dem beruf. alles mal von einem schlechten qa aus mit der nötigen familiären hilfe.
jetzt arbeitet er bei der stadt und alle vorherigen berufsjahre werden ihm bei der besoldung angerechnet. die sau verdient fast mehr als ich, hat kaum verantwortung und schläft in der nachtschicht.
:mad2:
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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Billie Holiday hat geschrieben:(22 May 2017, 22:24)

Das ist richtig. In Schwerin hast du als Friseur-Azubine ganze 150,- im 1. Jahr. :|
Mein Friseur zahlt 330,-.... bei Lübeck.
Offenbar wollen die Mädchen unbedingt diesen Beruf ergreifen, obwohl sie wissen, dass diese Dienstleistung und dueses Handwerk so schlecht bezahlt wird. Ich verstehe es auch nicht.
Ist ja schon mal besser als nichts. Ich kenn halt aus eigener Erfahrung auch das Gegenteil. Da bekamen (vor ca. zehn Jahren) Azubis um die 1000 Euro brutto im ersten Lehrjahr (bis ca. 1700 im dritten), dazu 450 Euro Verpflegungsgeld, kostenloses Mittagsessen im Restaurant, ÖPNV-Ticket, Bahncard 50 für Heimfahrten und eine bezahlte Unterkunft im Jugendwohnheim während der Berufsschulblöcke. Zudem damals hervorragende Aussichten mit Übernahme während der Lehre sowie Förderung eines späteren Studiums. Da hat man qualifizierten Nachwuchs halt händeringend gesucht und entsprechend etwas auf den Tisch gelegt. Einen Mangel an Bewerbern gab's nicht, was natürlich auch die Frage aufstellte, warum am Ende nur Abiturienten eingestellt wurden und selbst gute Realschüler auf der Strecke blieben. Paradoxerweise brachen nicht wenige Azubis trotzdem ihre Lehre ab -- aber nicht wegen schlechter Noten oder Mahnungen durch Verfehlungen auf der Arbeit, sondern aus Unterforderung im Betrieb und in der Berufsschule.
Labskaus!

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Re: Immer weniger Azubis

Beitrag von frems »

Misterfritz hat geschrieben:(22 May 2017, 22:24)

Nein, es liegt an der Qualität der Bildung, die die Azubis mitbringen. Angeblich soll die ja in BaWü nicht schlecht sein, ich hege da aber gewisse Zweifel.
Klingt für mich eher nach einem betrieblichen Problem. Wenn sich nur fünf statt 50 junge Leute bewerben, ist es naheliegend, dass man bei der Qualität in der Regel Abstriche machen muss, wenn man nicht viel Glück hat.
Labskaus!

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