happySchland » Di 21. Apr 2015, 16:30 hat geschrieben:
Hautursache für den Azubimangel/der Mangel an Ausbildungsstellen ist aber die Bildungsinflation gegen die nichts aber auch wirklich gar nichts unternommen wird, sondern im Gegenteil, jeder Anstieg der Studierendenzahlen abgefeiert und gefördert.
Ein völliger Irrsinn obwohl die katastrophalen Folgen der Bildungsinflation seit den 70ern! bekannt sind.
frems » Di 21. Apr 2015, 15:39 hat geschrieben:
Auch da möchte ich nicht widersprechen. Die Studentenzahlen steigen ja, weil immer mehr Schüler ihre Hochschulreife machen und häufiger als früher ein Studium aufnehmen. Aber was meinst Du mit katastrophalen Folgen?
Zuerst natürlich das angehende Akademiker nicht für die Ausbildung zur Verfügung stehen.
Dann die Folgen die sich aus der Bildungsinflation ergeben: Sich erneuernde und verstärkende Entwertung der Bildung.
Akademikerschwemme senkt den Wert des Studiums aufgrund des hohen Angebots -> Studium wird intensiviert -> Wertsenkung -> u.s.w.
Kurz zu einer Besonderheit des deutschen Arbeitsmarktes. Deutsche Arbeitgeber sind sehr stark qualifikationsorientiert. Besonderes Augenmerk liegt auf "Zeugnissen" die Zeugnis über geforderte/gewünschte Fähigkeiten ablegen. Von der Berufserfahrung (das Wissen der AN ist den Arbeitsablauf generell gewohnt) bis hin zu hochspezifischen Kentnissen über sagen wir komplexen Serverarchitekturen und Schnittstellen in einem Großbetrieb.
Soll heißen. Der deutsche AG sucht sich den AN der mit seinen Zeugnissen bezeugen kann das er in der Stelle gleich loslegen kann und möglichst
keine Einarbeitungszeit benötigt.
Für Arbeitgeber wird es immer schwieriger die Studenten voneinander zu unterscheiden. Indikatoren sind die Abschlussnote und zusätzliche Qualifikationen. Die Studenten richten sich mit der Zeit darauf ein. Somit werden Wert auf eine besonders gute Abschlussnote gelegt und Zusatzqualifikationen angehäuft. Wodurch wiederum die Unterschiede zwischen den Studenten sinken und noch spezieller Zeugnisse nötig werden um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Das ist ein Kreislauf wie bei der Bildungsinflation.
Hässlicher Nebeneffekt daraus. Die Studenten werden Fachidioten. Stoßen diese mit ihren Zeugnissen auf Ablehnung, war es das. Außer sie erarbeiten sich neue Zeugnisse für eine andere Arbeit oder (plakativ ausgedrückt) werden Taxifahrer. Der deutsche AG sucht durchaus Fachidioten aber eben nur für das gewünschte Fach.
Es gibt doch diese tolle Legende das nur 2% der Akademiker arbeitslos sind (was höchstwahrscheinlich mit für die Bildungsinflation verantwortlich ist). Zu dumm das man sich nicht angeschaut hat als was die Akademiker denn arbeiten und ob diese sich nicht in einem fachfremden Gebiet unter Wert verkaufen.
Ich schweife ab.
Was die Bildungsinflation ebenfalls bewirkt, ist einen Geburtenrückgang. Die Anhäufung von Qualifikationen erfordert Zeit und Geld, da stört ein Kind nur.
Die Buildungsinflation hat auch Auswirkungen auf den Partnerschafts- und Heiratsmarkt doch mache ich hier einen cut.
Das sind so in Kurzform die katastrophalen Folgen von denen ich rede und die weder neu noch der Bildungsforschung unbekannt sind. Schon gar nicht dem Bildungsministerium.
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Neben der Bildungsinflation gibt es einen weiteren möglichen (noch ist dieser nicht gute genug belegt) Grund für den Azubimangel.
Das ist die Arbeitsmarktflexibilisierung.
Die heißt nichts anders als das Arbeitnehmer einfacher den Arbeitsplatz tauschen können und kostengünstiger für den AG getauscht werden können.
Damit sinkt die Bereitschaft auszubilden. Denn es besteht die Gefahr das der Azubi zu einem atraktiveren AG wechselt.
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Die deutschen Betriebe könnten sich ein Stück bei den Franzosen orientieren.
In Frankreich ist die Bildungsinflation massiv ausgeprägt. AG's orientieren sich dabei hauptsächlich an der Abbi-Note. Das damit die Hochshulen erst recht gestürmt werden, ist dann nur logisch.
Davon sollen wir nicht "lernen" sondern wie die Franzosen mit ihren 1,X Abiturienten nun umgehen. Sie bilden sie aus und das während der regulären Arbeit. Learning by doing oder auch learning by working wenn man so will. Das könnte für bestimmte deutsche Betriebe eine Lösung sein, sich mal ein Stück vom qualifikationsorientierten Suchprofil zu lösen. Natürlich nur falls möglich.
Bitte keine Wörter in den Mund legen und beim Thema bleiben.
Vielen Dank!