EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Moderator: Moderatoren Forum 1

Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von schokoschendrezki »

Moses » Mi 8. Apr 2015, 13:46 hat geschrieben: Keine gewählte Instanz schafft Regularien zur Interessenwahrung der Allgemeinheit?
http://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_geg ... %A4nkungen
hier steht was anderes.
Im Falle der Milchquote ist die Gemeinsame Agrarpolitik der EU entscheidend. Und ich sage ja gar nicht, dass die Regulationsinstanzen nicht demokratisch gewählt sind. Ich sage noch nicht mal, dass beratende Lobbyarbeit grundsätzlich abzulehnen ist. Die Agrar- und Landbesitzerlobbys "beraten" aber nicht nur sondern schicken im Ernstfall, wenn sie ihre Interessen bedroht sehen, Traktoren und Landmaschinen nach Brüssel.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Moses
Vorstand
Beiträge: 13477
Registriert: Di 20. Mär 2012, 14:43
user title: Cogito ergo hic erro.
Wohnort: Da wo die Liebste wohnt

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Moses »

schokoschendrezki » Mi 8. Apr 2015, 13:52 hat geschrieben:
Im Falle der Milchquote ist die Gemeinsame Agrarpolitik der EU entscheidend. Und ich sage ja gar nicht, dass die Regulationsinstanzen nicht demokratisch gewählt sind. Ich sage noch nicht mal, dass beratende Lobbyarbeit grundsätzlich abzulehnen ist. Die Agrar- und Landbesitzerlobbys "beraten" aber nicht nur sondern schicken im Ernstfall, wenn sie ihre Interessen bedroht sehen, Traktoren und Landmaschinen nach Brüssel.
Da gebe ich Dir wiederum recht - nur ist das mit den Träckern in Brüssel ja auch nicht viel anders als die dauernde Streikerei bei der bahn - die Bauern haben eben niemanden den sie sonst "bestreiken" können :D
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Benutzeravatar
Macc
Beiträge: 2320
Registriert: Mi 2. Okt 2013, 03:57
Wohnort: Abessinien

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Macc »

Die unsäglichen Milchbauern sowieso.
Was habe sie vor einiger Zeit für einen Zirkus veranstaltet. Haben mit ihren Traktoren alles
lahmgelegt, viele Liter Milch in den Rinnstein ( !!! ) fließen lassen. Laut posaunt :
" Der Milchpreis ist viel zu niedrig. davon können wir nicht leben ! "

Und heute ? Heute sind se immer noch da - Lächerlich
Benutzeravatar
paradoxx
Beiträge: 1193
Registriert: Fr 29. Jun 2012, 13:42

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von paradoxx »

Jedem Subventionsempfänger stehen andere gegenüber, für die gilt: "Sauf & friss oder stirb"
Willensbildung ist demokratisch-repräsentativ oder totalitär, eins schließt das andere aus (s. Art. 137 GG)
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

Ein Wiederauferstehen des Quotenregimes will eigentlich niemand. Aber marktfremde Eingriffe sind bereits wieder in Kraft. So haben sich die EU-Länder im März auf ein freiwilliges System des Mengenabbaus geeinigt. Die Milcherzeuger dürfen sich danach offiziell über Mengen absprechen – normalerweise ein schwerer Verstoß gegen das Kartellrecht. Doch hier gilt eine Ausnahme.

Allein: Bisher hat diese Produktionsbegrenzung in Deutschland nicht gewirkt. Milchviehhalter-Lobbyist Romuald Schaber sieht in der freiwilligen Begrenzung denn auch eher ein Ablenkungsmanöver als eine Lösung. Er verlangt stattdessen direkte finanzielle Anreize: 30 Cent für jeden nicht produzierten Liter Milch sollen die Bauern nach seinen Vorstellungen erhalten.
http://www.welt.de/wirtschaft/article15 ... mscht.html

30 Cent. Das wären also mehr als der heutige Milchpreis. Aber ein guter Vorschlag. Ich habe heute 50.000 Liter Milch nicht produziert. :)
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
Milady de Winter
Beiträge: 14777
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 16:37
user title: Weiß wie Schnee, rot wie Blut

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Milady de Winter »

Wie wäre es mit einer Begrenzung der Milchproduktion und dafür einfach höhere Preise pro Liter? Für mich ist diese Überproduktion einfach unverantwortlich, und sie heizt die Dumpingpreisspirale immer weiter an. Krank.
- When he called me evil I just laughed -
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

Milady de Winter hat geschrieben:(20 May 2016, 18:43)

Wie wäre es mit einer Begrenzung der Milchproduktion und dafür einfach höhere Preise pro Liter? Für mich ist diese Überproduktion einfach unverantwortlich, und sie heizt die Dumpingpreisspirale immer weiter an. Krank.
Das ist halt die Marktwirtschaft. Keiner will seine Produktion begrenzen, denn je weniger er pro Liter verdient, desto mehr will er auf den Markt werfen. Und reduziert er und die Preise steigen, haben "alle anderen" was davon, da sie weiter viel produzieren.

Ich versuch mir nur gerade vorzustellen, die Automobilbauer produzieren mehr Fahrzeuge als nachgefragt werden. Und wenn viele Wagen keinen Käufer finden und die Preise purzeln, dann schreit man zum Staat, dass man gerne Zuschüsse hätte, um gewohnte Einnahmen zu erhalten. :?
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(20 May 2016, 18:31)

http://www.welt.de/wirtschaft/article15 ... mscht.html

30 Cent. Das wären also mehr als der heutige Milchpreis. Aber ein guter Vorschlag. Ich habe heute 50.000 Liter Milch nicht produziert. :)
Das eigentliche Problem ist vermutlich im Vordringen des industriellen Anbaus von Nahrungsmitteln und der industriellen Massentierhaltung zu sehen. Deren Anbaukosten, Finanzierungskosten und die Einkaufsmacht als Großverbraucher von Saatgut, Düngemitteln und Futtermitteln liegen vermutlich weitaus günstiger als die der vielen mittelständischen bäuerlichen Betriebe.

Die unerwünschten und lebensfeindlichen Nebenwirkungen dieses flächendeckenden Raubbaus werden unsere Gesellschaft eines Tages ereilen (Vergiftete Böden, verseuchtes Grundwasser, vernichtete Artenvielfalt). Aber dann haben die Kapitaleigner längst ihre Investitionen mehrfach erwirtschaftet, und die gesellschaftlichen Kosten landen wieder bei der Allgemeinheit.

Als Wahlvolk spielen die kleinen und mittleren Landwirte nicht mehr die große Rolle; deshalb ist ihr Untergang unvermeidlich. Weiterhin sind billige Nahrungsmittel das, was der städtische Verbraucher sich wünscht. Da bleibt wenig Raum für das Überleben kleiner und mittlerer Höfe "auf Kosten der Verbraucher".

Speziell in der Milcherzeugung muß man sehen, daß das Weidevieh abgelöst wird durch Tiere, die den Rest ihres Lebens in riesigen Ställen angebunden und dort mit auf dem Weltmarkt eingekauftem Futter gefüttert, getränkt, mechanisch entmistet und abgemolken werden. Diese Milch kann kostengünstiger erzeugt werden als mit Weidevieh, wo mehr Menschen damit befaßt sind, die Tiere ab zu melken und die Milch an Sammelstellen zum Abtransport in Molkereien zusammen zu schütten.

Ich vermute, daß es eine Nische geben wird, wo Milch "aus biologischer Erzeugung" ihren Markt finden wird; aber das bleibt eine Nische, und für Mogeleien ist vermutlich auch gesorgt, wie bei der Erzeugung von Eiern oder Gemüse.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(20 May 2016, 18:57)

Das eigentliche Problem ist vermutlich im Vordringen des industriellen Anbaus von Nahrungsmitteln und der industriellen Massentierhaltung zu sehen. Deren Anbaukosten, Finanzierungskosten und die Einkaufsmacht als Großverbraucher von Saatgut, Düngemitteln und Futtermitteln liegen vermutlich weitaus günstiger als die der vielen mittelständischen bäuerlichen Betriebe.
Für so ein romantisiertes Bild von Bauernfamilien gibt's ja zig Milliarden Euro Subventionen von Bund und EU. Aber selbst die kleinsten Betriebe sind in der Moderne angekommen und unterscheiden sich höchstens bei den Skaleneffekten von Großbetrieben. Letztendlich wird man sich damit abfinden müssen, dass einige mit der Zeit gehen, wenn sie nicht mit der Zeit gehen.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(20 May 2016, 19:19)

Für so ein romantisiertes Bild von Bauernfamilien gibt's ja zig Milliarden Euro Subventionen von Bund und EU. Aber selbst die kleinsten Betriebe sind in der Moderne angekommen und unterscheiden sich höchstens bei den Skaleneffekten von Großbetrieben. Letztendlich wird man sich damit abfinden müssen, dass einige mit der Zeit gehen, wenn sie nicht mit der Zeit gehen.
Das Thema müssen Sie aber an den Stichworten "Einkaufsmacht" und "Arbeitskosten" entlang sehen. Dann haben mechanisiert bearbeitete Großflächen mit Monokulturen und Riesenställe mit vielen tausend Tieren ganz einfach Kostenvorteile. Das kann kein Landwirt mit seinen geringen Bodenflächen und seiner Familie im Einsatz einholen, selbst wenn er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten der selben Verfahren bedient.

Ein Ausweg im Kleinen wäre noch der Aufbau von Genossenschaften; aber auch dort können die vielen Familien nicht ihr Auskommen finden, sondern allenfalls als willkommenes Nebeneinkommen davon einen Nutzen haben. So weit ich das als Stadtmensch beobachten konnte, geben viele Landwirte auf, verpachten ihre Äcker und Weiden an Großbetriebe oder geben sie als Beteiligung in Genossenschaften, die zuletzt dann in gleicher Weise Raubbau mit der Ackerfläche treiben, wie andere Kapitalgesellschaften auch.

Da tickt aus meiner Sicht eine Zeitbombe, die unsere Gesellschaft ereilen wird. Ist es denn romantisch, das Grundwasser nicht zu verseuchen mit Düngemitteln und Rückständen von Medikamenten für die Massentierhaltung, die natürliche Bodenfruchtbarkeit und die Vielfalt der Pflanzen und Tiere in unserer Landschaft zu erhalten? Das alles sind unsere Lebensgrundlagen!
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(20 May 2016, 19:45)

Das Thema müssen Sie aber an den Stichworten "Einkaufsmacht" und "Arbeitskosten" entlang sehen. Dann haben mechanisiert bearbeitete Großflächen mit Monokulturen und Riesenställe mit vielen tausend Tieren ganz einfach Kostenvorteile. Das kann kein Landwirt mit seinen geringen Bodenflächen und seiner Familie im Einsatz einholen, selbst wenn er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten der selben Verfahren bedient.
Na das meinte ich doch mit den Skaleneffekten bei Großbetrieben. Das ist in nahezu allen Wirtschaftszweigen so und das schon unterm Kaiser.
Ein Ausweg im Kleinen wäre noch der Aufbau von Genossenschaften; aber auch dort können die vielen Familien nicht ihr Auskommen finden, sondern allenfalls als willkommenes Nebeneinkommen davon einen Nutzen haben. So weit ich das als Stadtmensch beobachten konnte, geben viele Landwirte auf, verpachten ihre Äcker und Weiden an Großbetriebe oder geben sie als Beteiligung in Genossenschaften, die zuletzt dann in gleicher Weise Raubbau mit der Ackerfläche treiben, wie andere Kapitalgesellschaften auch.

Da tickt aus meiner Sicht eine Zeitbombe, die unsere Gesellschaft ereilen wird. Ist es denn romantisch, das Grundwasser nicht zu verseuchen mit Düngemitteln und Rückständen von Medikamenten für die Massentierhaltung, die natürliche Bodenfruchtbarkeit und die Vielfalt der Pflanzen und Tiere in unserer Landschaft zu erhalten? Das alles sind unsere Lebensgrundlagen!
Der primäre Sektor ist doch heutzutage winzig. Ob beim BIP oder der Zahl an Beschäftigten, ist das doch ein Witz. Eine Halbierung über 20 Jahre würde kaum einer bemerken. Dann arbeiten einige halt bei expandierenden Großbetrieben, während sich andere beruflich umorientieren müssen, so wie es üblich ist. Bei uns haben früher Hunderttausende im Hafen gearbeitet. Heute ist die Zahl vierstellig (das Stadtmarketing wirft gerne mit anderen Zahlen um sich).

Ökologisch besser sind Kleinbetriebe aber nicht. Da machen sich viele gerne was vor und denken an Naturromantik, obwohl so ein durchschnittlicher Acker ein zugespritztes Gebiet voller Monokulturen ist, wo kaum Leben ist. Da ist jede Industriebrache, die man mal drei Jahre in Ruhe lässt, ökologisch wertvoller. Die kultivierte Landschaft ist ja die bezwungene Natur und nicht das Wilde.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Welfenprinz
Beiträge: 8710
Registriert: So 6. Jul 2008, 19:55
user title: Nec aspera terrent
Wohnort: wo eigentlich die marienburg stehen sollte

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Welfenprinz »

Zur Entscheidung von 1984:

Natürlich war die Einführung der Quote auch damals nciht unumstritten. ;) Einer meiner Kommilitonen, der Sohn des ehem. Ldw-Ministers Glup und Herrscher über einen gar prächtigen 300 ha -Hof war natürlich der Meinung, dass man das alles dem markt überlassen solle. :p
Das grundlegende bei EU-Entscheidungen , das wir aus unserer Perspektive meistens nciht sehen, ist dass in dieser EU immer versucht werden muss , einen verträglichen Ausgleich sehr verschiedener Interessen herbeizuführen. In diesem Fall heisst das: viele klein und kleinststrukturierte Betriebe in den Mittelmeerländern, Süddeutschland und Österreich. Unter bevorzugteren Bedingungen wirtschaftende , grössere Betriebe in Dänemark, Holland, GB und NW-Deutschland. Eine sehr marktorientierte Lösung hätte schlciht und ergreifend Italien, Griechenland und Spanien sozial und gesellschaftlich überfordert, da wäre zuviel dran kaputt gegangen. Strukturwandel hier, im Dunstkreis von Hannover oder Hamburg(Arbeitsstellen) hat eine gänzlich andere menschliche Dimension als Strukturwandel im Mezzogiorno.

Diesen Hintergrund der unterschiedlichsten Voraussetzungen muss man im Prinzip bei jeder EU-Entscheidung immer bedenken.

zu heute:
Nun ja, R.Schaber hat sicherlich das Privileg bei solchen Vollpfosten wie dem nds. Landwirtschaftsminister ein und ausgehen zu dürfen und dort seinen Senf zum allerbestesten zu geben.
Zu sagen hat er zum Glück nix.
Ein Milchpreiszyklus dauert 3-5 Jahre. Sprich um 2020 wird man wirklich erste Beurteilungen über die Auswirkungen der Abschaffung der Quote aufstellen können.
Die mengenreduktion erfolgt übrigens schon............. durch die Landwirte und Mokereien selbst. Der heutige DMK -Bericht für April weist eine 4% niedrigere Anlieferungsmenge aus als im selben Monat des Vorjahres.
Romualds Kollegen, die nciht labern sondern handeln , können ja schliesslich durchaus rechnen.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(20 May 2016, 19:53)

Na das meinte ich doch mit den Skaleneffekten bei Großbetrieben. Das ist in nahezu allen Wirtschaftszweigen so und das schon unterm Kaiser.


Der primäre Sektor ist doch heutzutage winzig. Ob beim BIP oder der Zahl an Beschäftigten, ist das doch ein Witz. Eine Halbierung über 20 Jahre würde kaum einer bemerken. Dann arbeiten einige halt bei expandierenden Großbetrieben, während sich andere beruflich umorientieren müssen, so wie es üblich ist. Bei uns haben früher Hunderttausende im Hafen gearbeitet. Heute ist die Zahl vierstellig (das Stadtmarketing wirft gerne mit anderen Zahlen um sich).

Ökologisch besser sind Kleinbetriebe aber nicht. Da machen sich viele gerne was vor und denken an Naturromantik, obwohl so ein durchschnittlicher Acker ein zugespritztes Gebiet voller Monokulturen ist, wo kaum Leben ist. Da ist jede Industriebrache, die man mal drei Jahre in Ruhe lässt, ökologisch wertvoller. Die kultivierte Landschaft ist ja die bezwungene Natur und nicht das Wilde.
Das stimmt so wirklich nicht. Ich erinnere mich an meine Jugendzeit im Hunsrück. Dort hatte ein Kleinbauer vielleicht 4 Kühe und zwei Ochsen als Zugtiere für den Pflug, die Egge, die Mähmaschine und den Erntewagen. An den Feldern und Alleen wuchsen Obstbäume, auf den ausgelesenen Ackersteinen Brombeeren und Himbeeren. Allerdings waren diese Menschen ziemlich arm, hielten ihre Häuser und Stallungen und Scheunen in Eigenarbeit in Stand. Ab und an bekamen die Ochsen einmal neue Eisen unter den Hufen oder der Wagen einen neuen Eisenreifen. Aber eins war sicher: Auch in etlichen Jahrhunderten hätten dort Menschen bescheiden leben können. Ich glaube nicht, daß unsere industriell genutzte Fläche solche Zukunftsaussichten hat.

Ihre Industriebrache kann man ganz gut in meiner Großstadt beobachten. Das Gelände muß einige Meter tief von den Rückständen verantwortungsloser Nutzung gereinigt werden... verseucht mit stark gesundheitsschädlichen Hinterlassenschaften der Betriebe, die dort "gewirtschaftet" hatten. Die Kosten trägt jetzt die Allgemeinheit. So wird das auch kommen mit anderen industriell genutzten Flächen... wobei man froh sein kann, wenn die mit Einsatz von Geld wieder in den Zustand "unbedenklich" zu bringen sein werden.

Mir ist auch klar, daß ich mit meinen Mahnungen gegen die Vorteile kurzfristiger Nutzung nicht ankommen werde; aber vielleicht helfen sie doch, die allergröbsten Dummheiten zu vermeiden. Der Verdrängungswettbewerb in der Milcherzeugung ist letztlich nur eine Begleiterscheinung dieses Wandels.
Benutzeravatar
Milady de Winter
Beiträge: 14777
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 16:37
user title: Weiß wie Schnee, rot wie Blut

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Milady de Winter »

Ich bin bereit, für die Milch mehr zu zahlen. Ich tu das auch jetzt schon, wobei man sich nie sicher sein kann, ob teurere Milch sich auch automatisch bis zum Bauern auszahlt, nur bei der preisgedrückten Discounter- und Eigenmarkenmilch kann wahrscheinlich nur dann überhaupt noch was für den Erzeuger rausspringen, wenn er Unmengen produziert. Und dazu braucht er wiederum Unmengen Vieh... eine Spirale.

Mein Fazit ist jedenfalls, dass in den meisten anderen Ländern, in denen ich Milchprodukte kaufte, diese doch wesentlich teuerer waren als in Deutschland. Fiel mir vor allem in den USA auf.
- When he called me evil I just laughed -
Welfenprinz
Beiträge: 8710
Registriert: So 6. Jul 2008, 19:55
user title: Nec aspera terrent
Wohnort: wo eigentlich die marienburg stehen sollte

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Welfenprinz »

frems hat geschrieben:Der primäre Sektor ist doch heutzutage winzig. Ob beim BIP oder der Zahl an Beschäftigten, .
Fatalerweise steht der Vermögenswert des Besitzes an grund und Boden aber noch im Raum. :D
Ein ha Ackerland mag zwar nur 300€ Gewinn bringen.................. hat aber einen Marktwert als Ackerland von 50000€.
14 Mio ha LN haben wir. Multiplizieren sie.

Und dieser WErt findet sich dann eben an anderer Stelle in der Wirtschaft wieder . Zuvörderst als Sicherheit bei krediten. Eine Anpassung an die Rentabilität würde ...... zig Banken in den Abgrund jagen.

Dazu kommt dann der gesellschaftliche Flächenfrass. Der sich natürlich auf die Preise auswirkt. Sprich an dem Punkt ist der winzige primäre Sektor eben nicht mehr ganz so winzig.
Um es konkret zu machen: ich habe hier schon 3 Anfragen in anderthalb Jahren von diversen Körperschaften zum Flächenkauf auf dem Tisch. minimumangebot das anderhalbfache des Richtwertes.
mit meinem Weizen bin ich winzig, da hast du recht. Mit meinem Boden bin ich ein kleienr König. Das knappste von allen Gütern. Unvermehrbar. ;)
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(20 May 2016, 20:12)

Das stimmt so wirklich nicht. Ich erinnere mich an meine Jugendzeit im Hunsrück. Dort hatte ein Kleinbauer vielleicht 4 Kühe und zwei Ochsen als Zugtiere für den Pflug, die Egge, die Mähmaschine und den Erntewagen. An den Feldern und Alleen wuchsen Obstbäume, auf den ausgelesenen Ackersteinen Brombeeren und Himbeeren. Allerdings waren diese Menschen ziemlich arm, hielten ihre Häuser und Stallungen und Scheunen in Eigenarbeit in Stand. Ab und an bekamen die Ochsen einmal neue Eisen unter den Hufen oder der Wagen einen neuen Eisenreifen. Aber eins war sicher: Auch in etlichen Jahrhunderten hätten dort Menschen bescheiden leben können. Ich glaube nicht, daß unsere industriell genutzte Fläche solche Zukunftsaussichten hat.

Ihre Industriebrache kann man ganz gut in meiner Großstadt beobachten. Das Gelände muß einige Meter tief von den Rückständen verantwortungsloser Nutzung gereinigt werden... verseucht mit stark gesundheitsschädlichen Hinterlassenschaften der Betriebe, die dort "gewirtschaftet" hatten. Die Kosten trägt jetzt die Allgemeinheit. So wird das auch kommen mit anderen industriell genutzten Flächen... wobei man froh sein kann, wenn die mit Einsatz von Geld wieder in den Zustand "unbedenklich" zu bringen sein werden.

Mir ist auch klar, daß ich mit meinen Mahnungen gegen die Vorteile kurzfristiger Nutzung nicht ankommen werde; aber vielleicht helfen sie doch, die allergröbsten Dummheiten zu vermeiden. Der Verdrängungswettbewerb in der Milcherzeugung ist letztlich nur eine Begleiterscheinung dieses Wandels.
Ochsen als Zugtiere, wie ineffizient und verschwenderisch. Wenn alle so arbeiten würden, dann könnten wir nicht mal 10 Mio. Menschen versorgen. Aber im 21. Jahrhundert macht das doch eh keiner mehr. Ganz zu schweigen von der körperlichen Belastung für den Menschen, die man niemanden unnötig zumuten sollte. Mit Kurzsichtigkeit hat das doch nicht zu tun. Wer das nur romantisiert und die Gegenwart ausblendet, der ist schneller seinen Job los als ihm lieb ist.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

Welfenprinz hat geschrieben:(20 May 2016, 20:18)

Fatalerweise steht der Vermögenswert des Besitzes an grund und Boden aber noch im Raum. :D
Ein ha Ackerland mag zwar nur 300€ Gewinn bringen.................. hat aber einen Marktwert als Ackerland von 50000€.
14 Mio ha LN haben wir. Multiplizieren sie.
Das mag ja so sein, aber volkswirtschaftlich ist es erstmal unbedeutend, wenn ein Landwirt den Acker vom Nachbarn übernimmt und die Höfe zusammenführt bzw. gemeinsam bearbeitet. Einen gesellschaftlichen Zusammenbruch kann ich da nicht erkennen. Wo wäre denn der Untergang, wenn westdeutsche Höfe in ihrer Größe etwas mehr in Richtung Ostdeutschland gehen?
Und dieser WErt findet sich dann eben an anderer Stelle in der Wirtschaft wieder . Zuvörderst als Sicherheit bei krediten. Eine Anpassung an die Rentabilität würde ...... zig Banken in den Abgrund jagen.

Dazu kommt dann der gesellschaftliche Flächenfrass. Der sich natürlich auf die Preise auswirkt. Sprich an dem Punkt ist der winzige primäre Sektor eben nicht mehr ganz so winzig.
Um es konkret zu machen: ich habe hier schon 3 Anfragen in anderthalb Jahren von diversen Körperschaften zum Flächenkauf auf dem Tisch. minimumangebot das anderhalbfache des Richtwertes.
mit meinem Weizen bin ich winzig, da hast du recht. Mit meinem Boden bin ich ein kleienr König. Das knappste von allen Gütern. Unvermehrbar. ;)
Ach, ein Hafenbecken zuschütten und schon ist etwas Fläche da. :p

Mir ging's ja nur um die volkswirtschaftliche Bedeutung, wenn Kleinbetriebe weniger werden durch Übernahmen/Fusionen. Die Flächennutzung bleibt dann ja die gleiche.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Welfenprinz
Beiträge: 8710
Registriert: So 6. Jul 2008, 19:55
user title: Nec aspera terrent
Wohnort: wo eigentlich die marienburg stehen sollte

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Welfenprinz »

Milady de Winter hat geschrieben:
Ich bin bereit, für die Milch mehr zu zahlen.
Wirst du auch. Das geht in Zyklen auf und ab. ;)
Das die Butter 70 ct kostet wie momentan wird zu Weihnachten schon nicht mehr so sein.


Mein Fazit ist jedenfalls, dass in den meisten anderen Ländern, in denen ich Milchprodukte kaufte, diese doch wesentlich teuerer waren als in Deutschland. Fiel mir vor allem in den USA auf.
im Vorfeld der Abschaffung der Quote gab es natürlich diverse vergleichende Betrachtungen zwischen Staaten/Wirtschaftsräumen mit und ohne Markteingriffe.
ERgebnis: der Durchscnittserzeugerpreis während eines Zyklus ist gleich. Die Schwankungen sind in unregulierten Märkten grösser.
Was bei dem momentanen Gejammere schlicht und ergreifend verschwiegen wird, ist dass es natürlich auch in der Quote gewaltige Preisschwaniungen gab. Den Tiefstpreis von 2009 haben wir derzeit noch nciht mal erreicht.
Die Quote hat den zweck für den sie geschaffen wurde nie erfüllt.

Der ladenendkundenpreis im LEH leitet sich anders ab.In Deutschland erfüllen Grundnahrungsmittel, egal ob bei aldi oder Edeka, einzig und allein den Zweck die Kunden in den Laden zu holen. WErtschöpfung wird damit nciht betrieben. der l Milch, das pf Zucker, das kg Mehl wird quasi so durchgereicht.

Diese LEH-'Strategie ist dann in anderen Ländern anders. Wal-Mart wird mit anderen Produkten dasselbe machen wie aldi mit Milch und Zucker.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(20 May 2016, 20:19)

Ochsen als Zugtiere, wie ineffizient und verschwenderisch. Wenn alle so arbeiten würden, dann könnten wir nicht mal 10 Mio. Menschen versorgen. Aber im 21. Jahrhundert macht das doch eh keiner mehr. Ganz zu schweigen von der körperlichen Belastung für den Menschen, die man niemanden unnötig zumuten sollte. Mit Kurzsichtigkeit hat das doch nicht zu tun. Wer das nur romantisiert und die Gegenwart ausblendet, der ist schneller seinen Job los als ihm lieb ist.
Und doch hat die alte Bundesrepublik ihre Menschen so recht und schlecht ernährt; sicher weniger Übergewicht... wie der unvergessene Manfred Schmidt Anfang der 50er Jahre schrieb: Die Quadratmeter zu säubernder deutscher Haut nehmen zu ;) Tja, stellen Sie sich eine Zeit vor, in der unsere riesigen Ackermaschinen nicht mehr mit Treibstoff versorgt werden können.. oder lieber nicht. Dann kommen Esel, Ochsen und Pferde vielleicht wieder zu Ehren, wie die Jahrtausende zuvor auch.

In meinem Weltbild geht es auch gar nicht um das gute Leben, sondern um das langfristige Überleben. Hoffen wir, daß der Übergang schleichend kommt und nicht durch eine Katastrophe, etwa einen großen Krieg!

Wer das nur romantisiert und die Gegenwart ausblendet, der ist schneller seinen Job los als ihm lieb ist.

Tja, einen Hutterer oder einen Amish werden Sie damit nicht beeindrucken... die kommen in ihren Gemeinschaften fast autark zurecht.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(20 May 2016, 20:31)

Und doch hat die alte Bundesrepublik ihre Menschen so recht und schlecht ernährt; sicher weniger Übergewicht... wie der unvergessene Manfred Schmidt Anfang der 50er Jahre schrieb: Die Quadratmeter zu säubernder deutscher Haut nehmen zu ;) Tja, stellen Sie sich eine Zeit vor, in der unsere riesigen Ackermaschinen nicht mehr mit Treibstoff versorgt werden können.. oder lieber nicht. Dann kommen Esel, Ochsen und Pferde vielleicht wieder zu Ehren, wie die Jahrtausende zuvor auch.

In meinem Weltbild geht es auch gar nicht um das gute Leben, sondern um das langfristige Überleben. Hoffen wir, daß der Übergang schleichend kommt und nicht durch eine Katastrophe, etwa einen großen Krieg!
Die Bundesrepublik mit dem Waldsterben, dem versifften Rhein und den Hausfrauen, die die Arbeitszeiten unter Tage kannten und sich daran orientierten, um die Wäsche aufzuhängen? Der ganze Feinstaub durch ungefilterte Pkw mit einem Benzinverbrauch, den man heute lieber nicht mehr erwähnt? Das war doch alles ein Dreck. Und heute Auflagen gelten eben für alle, egal ob Familienbetrieb oder 'n Ticken größer. Aber nun gut, Familienbetrieb vermarktet sich als Name gut, vor allem bei Lidl (Schwarz-Gruppe), Aldi, Bertelsmann, Boehringer, Tengelmann, Otto-Gruppe, Marquard & Bahls, Tchibo, Dr. Oetker, Schlecker, C&A, Globus Handelshof, DM, Rossmann, ... alles Familienbetriebe, die per Definition edel sind und alle anderen böse. :|
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(20 May 2016, 20:31)
Tja, einen Hutterer oder einen Amish werden Sie damit nicht beeindrucken... die kommen in ihren Gemeinschaften fast autark zurecht.
Auch nicht. Ich war bei den Amischen mehrmals und war dann doch etwas enttäuscht. Und Selbstversorgung ist kein Modell für eine urbanisierte Gesellschaft. Ob es erstrebenswert wäre, wenn wir wieder Lebensverhältnisse wie im Mittelalter kriegen, wage ich aber auch zu bezweifeln, selbst wenn es flächenmäßig funktionieren würde.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Welfenprinz
Beiträge: 8710
Registriert: So 6. Jul 2008, 19:55
user title: Nec aspera terrent
Wohnort: wo eigentlich die marienburg stehen sollte

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Welfenprinz »

H2O hat geschrieben:(20 May 2016, 20:31)

Und doch hat die alte Bundesrepublik ihre Menschen so recht und schlecht ernährt;ht.
Das ist einer der falschen Ausgangsinformationen aus denen dann weitere falsche Erkenntnisse, hauptsächlich Verklärungen der Vergangenheit, abgeleitet werden.

Deutschland war bis ende der 70er Nettogetreideimporteur.
Alle Massnahmen der 60er Jahre, die man kurz unter "Grüner Plan" zusammen fasst, dienten einer nachhaltigen Produktionssteigerung, vor allem bei Getreide und Rindfleisch, da die Versorgungslage da mehr als bedenklcih war.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(20 May 2016, 20:39)

Die Bundesrepublik mit dem Waldsterben, dem versifften Rhein und den Hausfrauen, die die Arbeitszeiten unter Tage kannten und sich daran orientierten, um die Wäsche aufzuhängen? Der ganze Feinstaub durch ungefilterte Pkw mit einem Benzinverbrauch, den man heute lieber nicht mehr erwähnt? Das war doch alles ein Dreck. Und heute Auflagen gelten eben für alle, egal ob Familienbetrieb oder 'n Ticken größer. Aber nun gut, Familienbetrieb vermarktet sich als Name gut, vor allem bei Lidl (Schwarz-Gruppe), Aldi, Bertelsmann, Boehringer, Tengelmann, Otto-Gruppe, Marquard & Bahls, Tchibo, Dr. Oetker, Schlecker, C&A, Globus Handelshof, DM, Rossmann, ... alles Familienbetriebe, die per Definition edel sind und alle anderen böse. :|
Den versifften Rhein, das Waldsterben oder die schwarzen Wolken über der Ruhr werden Sie doch nicht den Ochsengespannen im Hunsrück zuschreiben wollen? Wir redeten doch über die Milchwirtschaft... Butter und Käse haben wir selbst gemacht, die Omis haben Wolle gesponnen und gestrickt: Altersheim... das kannte man dort gar nicht.

Ach ja, Pkw... gab's im gesamten Dorf einen, der dem Arzt gehörte. Ansonsten Autobus... Aber die Leute auf dem Lande dort waren sehr arm nach heutigen Maßstäben, gezwungenermaßen auch bedürfnislos, das stimmt schon. Die Landmenschen dort unterschieden sich kaum von Hutterern und Amish, was ihre tägliche Lebensführung betraf. Ja, der Milchpreis juckte die auch nicht. ;)
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(20 May 2016, 20:58)

Den versifften Rhein, das Waldsterben oder die schwarzen Wolken über der Ruhr werden Sie doch nicht den Ochsengespannen im Hunsrück zuschreiben wollen? Wir redeten doch über die Milchwirtschaft... Butter und Käse haben wir selbst gemacht, die Omis haben Wolle gesponnen und gestrickt: Altersheim... das kannte man dort gar nicht.

Ach ja, Pkw... gab's im gesamten Dorf einen, der dem Arzt gehörte. Ansonsten Autobus... Aber die Leute auf dem Lande dort waren sehr arm nach heutigen Maßstäben, gezwungenermaßen auch bedürfnislos, das stimmt schon. Die Landmenschen dort unterschieden sich kaum von Hutterern und Amish, was ihre tägliche Lebensführung betraf. Ja, der Milchpreis juckte die auch nicht. ;)
Ich hab von Landwirtschaft nicht viel Ahnung, aber ich glaube nicht, dass man für Milch Zugtiere wie Ochsen benötigt. Die Kühe müssen nur entsaftet werden und das regelmäßig, damit die Euter nicht anschwillen (hat mir ein Engelchen mal geflüstert).

Und ein Autobus, der bei jeder Beschleunigung mal schöne schwarze Wolken macht, ist nicht besser als zehn moderne Pkw. Und richtig, wer selbst nur am Euter nuckelt wie ein Kalb, dem kann es egal sein, was der Markt so hergibt. Ist aber trotzdem kein Modell für 80 Mio. :s
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

Welfenprinz hat geschrieben:(20 May 2016, 20:45)

Das ist einer der falschen Ausgangsinformationen aus denen dann weitere falsche Erkenntnisse, hauptsächlich Verklärungen der Vergangenheit, abgeleitet werden.

Deutschland war bis ende der 70er Nettogetreideimporteur.
Alle Massnahmen der 60er Jahre, die man kurz unter "Grüner Plan" zusammen fasst, dienten einer nachhaltigen Produktionssteigerung, vor allem bei Getreide und Rindfleisch, da die Versorgungslage da mehr als bedenklcih war.
Das stimmt in den genannten Teilbereichen. Aber ich sagte ja auch "so recht und schlecht". Und man sollte ehrlicherweise auch sagen, daß unsere heutige "Autarkie" nur scheinbar funktioniert, denn ich bin sehr sicher, daß Futtermittel für unsere Massentierhaltung zu großen Teilen aus Süd-Amerika und Afrika eingeführt werden. Wieviel das heute ist... keine Ahnung; vielleicht wissen Sie darüber mehr.

Das ist für ein Industrieland auch keine Schande, so wie es auch keine Schande wäre, einen großen Teil unseres Fleischbedarfs oder Getreidebedarfs ein zu führen. Eine Schande ist dagegen, daß wir Nahrungsmittel auch noch exportieren mit Beihilfen aus Steuermitteln, und wir damit die Erzeugung in Armutsregionen unterbieten. Auch das hängt im weiteren Sinne mit dem niedrigen Milchpreis und einer landwirtschaftlichen Überproduktion zusammen.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(20 May 2016, 21:12)

Das stimmt in den genannten Teilbereichen. Aber ich sagte ja auch "so recht und schlecht". Und man sollte ehrlicherweise auch sagen, daß unsere heutige "Autarkie" nur scheinbar funktioniert, denn ich bin sehr sicher, daß Futtermittel für unsere Massentierhaltung zu großen Teilen aus Süd-Amerika und Afrika eingeführt werden. Wieviel das heute ist... keine Ahnung; vielleicht wissen Sie darüber mehr.

Das ist für ein Industrieland auch keine Schande, so wie es auch keine Schande wäre, einen großen Teil unseres Fleischbedarfs oder Getreidebedarfs ein zu führen. Eine Schande ist dagegen, daß wir Nahrungsmittel auch noch exportieren mit Beihilfen aus Steuermitteln, und wir damit die Erzeugung in Armutsregionen unterbieten. Auch das hängt im weiteren Sinne mit dem niedrigen Milchpreis und einer landwirtschaftlichen Überproduktion zusammen.
Man sollte das nicht so national betrachten. Wir Hanseaten haben schon vor 500 Jahren gehandelt statt uns komplett selbst zu versorgen. Da half auch der Aufkauf der Vier- und Marschlande nichts. Das ist nicht schlimm. Einfach Kulturoptimist bleiben.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Welfenprinz
Beiträge: 8710
Registriert: So 6. Jul 2008, 19:55
user title: Nec aspera terrent
Wohnort: wo eigentlich die marienburg stehen sollte

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Welfenprinz »

Diese Selbstversorgeridylle - so schön wie ich das finde, für mich gehört die hausschlachtung auch definitv zu den schönen ERinnerungen- ist aber nun mal das trügerische an der Verklärung.

Mit der selbstgebutterten Rahm auf dem Hundsrück (oder überallanders)-hof ist niemandem im Ruhrpott oder Ballungsraum hamburg geholfen.
Das ist die staatliche -oder gesellschaftliche - Aufgabe, in die die Landwirtschaft in einer modernen Industriegesellschaft eingebunden ist: Teil und Gleid einer arbeitsteiligen Wirtschaft zu sein.

Dass die Gesamtversorgungslage dann natürlich nur im Saldo des handels zu betrachten ist, weil Zitronen und Ananas nun mal schlecht im hunsrück gedeihen , ist klar.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(20 May 2016, 21:05)

Ich hab von Landwirtschaft nicht viel Ahnung, aber ich glaube nicht, dass man für Milch Zugtiere wie Ochsen benötigt. Die Kühe müssen nur entsaftet werden und das regelmäßig, damit die Euter nicht anschwillen (hat mir ein Engelchen mal geflüstert).

Und ein Autobus, der bei jeder Beschleunigung mal schöne schwarze Wolken macht, ist nicht besser als zehn moderne Pkw. Und richtig, wer selbst nur am Euter nuckelt wie ein Kalb, dem kann es egal sein, was der Markt so hergibt. Ist aber trotzdem kein Modell für 80 Mio. :s
Doch, die Ochsen brauchte man für die Nahrungsmittelerzeugung... auch für die Milch, um das Heu für die Winterfütterung ein zu fahren. Mittelgebirge mit steilen Hängen als Wiesen. Geackert wurde auf flacheren Kuppen. Stellen Sie sich vor: Trecker kamen dort erst in den 1950ern zum Einsatz, Wasser für Mensch und Tier aus zwei öffentlichen Brunnen. Ich weiß auch noch, was ein Joch ist und Holzeimer für Wasser. Das war in der Römerzeit oder im Heiligen Römischen Reich bestimmt nicht so viel anders...

Um gleich noch einen Zahn zu ziehen: Der stinkende Bus fuhr zweimal am Tag bis zur ebenso stinkenden Eisenbahn mit dicken Qualmwolken. Das war denn aber schon -zig Kilometer weit weg.

Stimmt schon, keine Grundlage für 80 Mio Einwohner. Meine Bedenken richten sich auch deshalb gegen diese Art der landwirtschaftlichen Flächennutzung. Und die hat nun wieder mit unserem Überangebot von Nahrungsmitteln zu tun. Ob die wohl nachhaltig ist?
Welfenprinz
Beiträge: 8710
Registriert: So 6. Jul 2008, 19:55
user title: Nec aspera terrent
Wohnort: wo eigentlich die marienburg stehen sollte

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Welfenprinz »

Was für ein Überangebot?
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(20 May 2016, 21:15)

Man sollte das nicht so national betrachten. Wir Hanseaten haben schon vor 500 Jahren gehandelt statt uns komplett selbst zu versorgen. Da half auch der Aufkauf der Vier- und Marschlande nichts. Das ist nicht schlimm. Einfach Kulturoptimist bleiben.
Das ist ein Ansatz, den ich sofort verstehen und unterstützen kann. Die alten Hansekaufleute brachten eben Tuch aus Flandern zu den Heringsfischern in Bergen oder zu den Getreidebauern im Baltikum oder an der Weichsel, oder sie handelten mit Metallwaren aus den Manufakturen, die sich um Erzlagerstätten gebildet hatten.

Schade, dieser weiträumige Handel ist an der Bildung von Nationalstaaten mit eigenen wirtschaftlichen Interessen gescheitert, und damit auch das Niederdeutsche als Handelssprache ausgestorben. Haben wir ersetzt durch Denglisch ;)

Und nun haben wir eine zu hohe Milchproduktion! Export von Milchpulver nach China... wirklich!
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

Welfenprinz hat geschrieben:(20 May 2016, 21:35)

Was für ein Überangebot?
Wenn ich lese, daß ein ärgerlich hoher Anteil der angebotenen Nahrungsmittel letztendlich in den Abfall gelangt anstatt bestimmungsgemäß entsorgt zu werden, dann gehe ich von einem Überangebot aus. Und wenn die EU Beihilfen zum Export von Butter, Käse, Rindfleisch und anderen Nahrungsmitteln nach Rußland (ja, ja, jetzt haben wir eine Handelssperre) gewährt, dann gehe ich davon aus, daß diese Nahrungsmittel in Deutschland und in der EU nicht benötigt werden. Ich habe auch keine Einwände dagegen, nur macht mir die Art der landwirtschaftlichen Flächennutzung in unserem Lande zu schaffen, die auch zu einer Überproduktion von Milch führt.
DieBananeGrillt
Beiträge: 496
Registriert: Di 1. Okt 2013, 20:29

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von DieBananeGrillt »

Wurde der Ölpreis auch freigegeben oder gibt es noch die OPEC-Quote ?
Orwellhatterecht
Beiträge: 4580
Registriert: Mo 16. Feb 2015, 17:06

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Orwellhatterecht »

frems hat geschrieben:(20 May 2016, 21:05)

Ich hab von Landwirtschaft nicht viel Ahnung, aber ich glaube nicht, dass man für Milch Zugtiere wie Ochsen benötigt. Die Kühe müssen nur entsaftet werden und das regelmäßig, damit die Euter nicht anschwillen (hat mir ein Engelchen mal geflüstert).

Und ein Autobus, der bei jeder Beschleunigung mal schöne schwarze Wolken macht, ist nicht besser als zehn moderne Pkw. Und richtig, wer selbst nur am Euter nuckelt wie ein Kalb, dem kann es egal sein, was der Markt so hergibt. Ist aber trotzdem kein Modell für 80 Mio. :s


Ein "Modell der Zukunft" scheint es zu sein, Erzeugnisse unter dem Herstellungspreis zu verkaufen, "... weil der Markt es gerade so will...". Auf uns Arbeitnehmer bezogen, heisst das, wenn alle noch artig Geld mitbringen, dann herrscht auch wieder Vollbeschäftigung.
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
Benutzeravatar
John Galt
Beiträge: 15306
Registriert: So 1. Jun 2008, 23:44
user title: No Gods or Kings. Only Man.

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von John Galt »

Damit Landwirte finanzielle Engpässe überbrücken können, soll das Hilfspaket unter anderem zusätzliche Bürgschaften und steuerliche Entlastungen umfassen.

Die Milchpreise für die Bauern sind teils unter 20 Cent je Liter gefallen. Um die Kosten decken zu können, gelten mindestens 35 Cent als nötig. Ursache des seit Monaten andauernden Preistiefs sind große Milchmengen auf den Märkten.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 94899.html

Was erlaubt sich die unsichtbare Hand?
Civilization is the progress toward a society of privacy. The savage’s whole existence is public, ruled by the laws of his tribe. Civilization is the process of setting man free from men.
Benutzeravatar
firlefanz11
Beiträge: 15252
Registriert: Mo 10. Sep 2012, 13:18

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von firlefanz11 »

Tjoa, wo zu viel Milch produziert wird, ist sie nicht mehr wert, nur weil sie vom Bauer aus der Region kommt.
Wenn die Preise fallen kommt das daher, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Und wenn deutsche Bauern teurer produzieren als anderswo auf der Welt wird evtl. doch eher die Milch von woanders her gekauft... Nennt sich auf "Neudeutsch" Marktwirtschaft...
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
Benutzeravatar
John Galt
Beiträge: 15306
Registriert: So 1. Jun 2008, 23:44
user title: No Gods or Kings. Only Man.

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von John Galt »

Und wenn man die Bauern mit Geld vollpumpt passiert was genau? Richtig, das Marktgleichgewicht wird weiterhin verhindert und man muss dauerhaft subventionieren. Marktwirtschaft ist so einfach Leute.
Civilization is the progress toward a society of privacy. The savage’s whole existence is public, ruled by the laws of his tribe. Civilization is the process of setting man free from men.
Benutzeravatar
firlefanz11
Beiträge: 15252
Registriert: Mo 10. Sep 2012, 13:18

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von firlefanz11 »

Wenn den Bauern finanziell die Felle davon schwimmen, können sie immer noch für n nettes Honorar bei Bauer sucht Sau mitmachen... :D
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

firlefanz11 hat geschrieben:(30 May 2016, 15:57)

Tjoa, wo zu viel Milch produziert wird, ist sie nicht mehr wert, nur weil sie vom Bauer aus der Region kommt.
Wenn die Preise fallen kommt das daher, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Und wenn deutsche Bauern teurer produzieren als anderswo auf der Welt wird evtl. doch eher die Milch von woanders her gekauft... Nennt sich auf "Neudeutsch" Marktwirtschaft...
Man könnte aber auch einen Kurswechsel der Landwirtschaftspolitik herbei führen, etwa daß Futtermittel und Kraftfutter von hiesigen Anbauflächen stammen sollen. Muß ja nicht gleich an den Reichsnährstand erinnert werden, aber die Nahrungsversorgung unseres Volkes oder auch Europas könnte man schon etwas robuster und krisensicherer gestalten. Ich vermute, daß dann die Überproduktionen der Landwirtschaft beendet wären. Den Mehrbedarf könnte man dann auf dem Weltmarkt dazu kaufen anstatt unsere Überschüsse durch Steuergeld zu Weltmarktpreisen zu verschleudern. War nicht von Marktwirtschaft die Rede?
Benutzeravatar
firlefanz11
Beiträge: 15252
Registriert: Mo 10. Sep 2012, 13:18

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von firlefanz11 »

H2O hat geschrieben:(30 May 2016, 17:09)
Man könnte aber auch einen Kurswechsel der Landwirtschaftspolitik herbei führen, etwa daß Futtermittel und Kraftfutter von hiesigen Anbauflächen stammen sollen. Muß ja nicht gleich an den Reichsnährstand erinnert werden, aber die Nahrungsversorgung unseres Volkes oder auch Europas könnte man schon etwas robuster und krisensicherer gestalten. Ich vermute, daß dann die Überproduktionen der Landwirtschaft beendet wären. Den Mehrbedarf könnte man dann auf dem Weltmarkt dazu kaufen anstatt unsere Überschüsse durch Steuergeld zu Weltmarktpreisen zu verschleudern. War nicht von Marktwirtschaft die Rede?
Mit diesen Ideen haste aber im Zuge von TTIP gaaanz schlechte Karten....
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

firlefanz11 hat geschrieben:(30 May 2016, 17:17)

Mit diesen Ideen haste aber im Zuge von TTIP gaaanz schlechte Karten....
Da bin ich mir nicht so sicher; die EU muß ja nicht auf allen Gebieten der Wirtschaft mit den USA überein stimmen. Die Sozialpolitik in der EU ist unterschiedlich, und dennoch haben wir offene Märkte. Dafür unterschiedliche Besteuerungen... Vielleicht kann man aber auch im Gegenteil eine gemeinsame Politik dieser Art betreiben, um der Landwirtschaft in der 3. Welt eine Chance zu geben. Bestimmte Fehlentwicklungen sind doch gar nicht zu übersehen.
Benutzeravatar
Quatschki
Beiträge: 13178
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 09:14
Wohnort: Make Saxony great again

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Quatschki »

Was hier ein bißchen untergeht:
Zwischen Bauern und Einzelhandel stehen die Molkereien. Die bestimmen die Ankaufpreise und bei denen ist der Konzentrationsprozess noch viel größer als im Einzelhandel. An Theo Müller kommt keiner vorbei,
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
Benutzeravatar
firlefanz11
Beiträge: 15252
Registriert: Mo 10. Sep 2012, 13:18

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von firlefanz11 »

Geil!
"Um Mengen zu senken, fordert der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter unter anderem einen Bonus von 30 Cent für das Nichtproduzieren eines Liters Milch.

Vielleicht verlangt die OPEC auch bald den doppelten Preis für jedes Barrel Öl, dass sie NICHT fördern.
Und ich werd auch von meinem Chef das doppelte Gehalt für jede Stunde, die ich NICHT gearbeitet hab fordern,... :thumbup:
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
Benutzeravatar
firlefanz11
Beiträge: 15252
Registriert: Mo 10. Sep 2012, 13:18

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von firlefanz11 »

H2O hat geschrieben:(30 May 2016, 17:25)
Da bin ich mir nicht so sicher; die EU muß ja nicht auf allen Gebieten der Wirtschaft mit den USA überein stimmen.
ich denke sie wird nicht drum herum kommen...
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von H2O »

firlefanz11 hat geschrieben:(30 May 2016, 17:50)

ich denke sie wird nicht drum herum kommen...
Das Abkommen muß ausgehandelt werden. Danach stehen die Vereinbarungen erst einmal. Nicht vorher. Aber Sie haben schon Recht: Ich kann nicht sagen, welcher europäische Partner ähnliche Vorstellungen hat, wie ich sie hier ausgebreitet hatte. Dieses gemeinsame Konzept wäre ja die Voraussetzung für Verhandlungen mit den USA über Rahmenbedingungen von TTIP.

Aus meiner Sicht wäre es blind und dumm, die vorhandenen Probleme der Überproduktion bestimmter landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu leugnen und auf einen Trümmerhaufen dieser Politik zu zu steuern.
Benutzeravatar
Gody
Beiträge: 538
Registriert: Mi 18. Mär 2015, 11:36

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Gody »

Man hätte die Quotenregelung niemals anfassen dürfen. Das kommt dabei raus, wenn die Ideologie des Freien Marktes dort gewinnt, wo sie nichts zu suchen hat. Nur noch schrott. Es gibt keine Planungssicherheit mehr. Ohne Regelung wird das nur noch ein irrsinniges Auf und Ab geben. Jetzt ist der Preis zu gering Milchviehbetrieben werden Pleitegehen. Dann wird der Preis wieder drastisch Steigen, weil das Angebot kleiner wird. Dann stocken Betriebe wieder ihre Leistung auf (Herdenverhalten). Dann fällt der Preis wieder bis welche Pleitegehen usw. purer Schwachsinn.
Cui bono? Wem Nutzt das?!
Wenn Arme Menschen nicht in die Gänge kommen, nennt man das Schmarotzer. Wenn Reichen Menschen das passiert, nennt man das Depressionen.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

Gody hat geschrieben:(30 May 2016, 19:33)
Wem Nutzt das?!
Dem Verbraucher. In Richtung 20 Cent ging der Milchpreis aber schon mal: http://d3ojwuivnsuzyl.cloudfront.net/bl ... -20121.png
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Adam Smith »

Gody hat geschrieben:(30 May 2016, 19:33)

Man hätte die Quotenregelung niemals anfassen dürfen. Das kommt dabei raus, wenn die Ideologie des Freien Marktes dort gewinnt, wo sie nichts zu suchen hat. Nur noch schrott. Es gibt keine Planungssicherheit mehr. Ohne Regelung wird das nur noch ein irrsinniges Auf und Ab geben. Jetzt ist der Preis zu gering Milchviehbetrieben werden Pleitegehen. Dann wird der Preis wieder drastisch Steigen, weil das Angebot kleiner wird. Dann stocken Betriebe wieder ihre Leistung auf (Herdenverhalten). Dann fällt der Preis wieder bis welche Pleitegehen usw. purer Schwachsinn.
Cui bono? Wem Nutzt das?!
Mit der Zeit werden die Schwankungen geringer und die Milch preiswerter.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Benutzeravatar
Quatschki
Beiträge: 13178
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 09:14
Wohnort: Make Saxony great again

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Quatschki »

Der Liter Milch, den es im Handel gibt, hat doch mit dem Liter Milch, den der Bauer abliefert, nur wenig zu tun.
Das, was aus der Kuh kommt, wird in der Großmolkerei in seine Bestandteile zerlegt und dann zu unterschiedlichen Produkten neu zusammengesetzt.
Unter anderem zu einer Plörre, die unter dem Handelsnamen "Milch" vertrieben wird.
Diese wird nicht mehr sauer, sondern zerlegt sich nach einigen Tagen in undefinierbare Zerfallsprodukte.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
Benutzeravatar
Gody
Beiträge: 538
Registriert: Mi 18. Mär 2015, 11:36

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von Gody »

frems hat geschrieben:(30 May 2016, 19:43)

Dem Verbraucher. In Richtung 20 Cent ging der Milchpreis aber schon mal: http://d3ojwuivnsuzyl.cloudfront.net/bl ... -20121.png
Milch hat eine Extrem geringe Preiselastizität der Nachfrage.

Sagemal hast du den Post nicht gelesen? Die Bauern können zu solchen Preisen nicht produzieren und werden Pleitegehen, was dann zu weniger Angebot führt und die Preise irgendwann auch mal wieder extrem nach oben schnellen lässt. Und dann geht das Ganze Rattenrennen wieder von vorne los.
Also noch mal wem nützt das? Dem Verbraucher ganz sicher nicht den eine Zeit lang bezahlt er niedrigste Preise und dann bezahlt er wieder Höchstpreise.

Dazu makroskop "Wer eine vernünftig strukturierte Agrarproduktion mit einer artgerechten Tierhaltung, hoher Produktqualität und einer gesunden Umwelt will, muss die Marktwirtschaft in diesem Bereich endgültig zu den Akten legen. Entweder man kehrt zu den alten Agrarmarktordnungen mit Milchseen und Butterbergen zurück, was weit weniger schlimm ist als Bauern, die an Bäumen hängen, oder man setzt auf eine weitgehende staatliche Ordnung, bei der die Bauern für die Landschaftspflege entschädigt werden und versprechen müssen, mit der Natur schonend umzugehen. Mindestpreise sind jedoch das Mindeste, was die Landwirte von der Gesellschaft verlangen können, weil auch sonst niemand in einer Marktwirtschaft investiert, wenn er bei der Preisentwicklung seines Endprodukts Überraschungen nicht ausschließen kann, die innerhalb von Monaten seine wirtschaftliche Existenz vernichten können."
Wenn Arme Menschen nicht in die Gänge kommen, nennt man das Schmarotzer. Wenn Reichen Menschen das passiert, nennt man das Depressionen.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU schafft Milchquote ab: Sinn oder Unsinn?

Beitrag von frems »

Gody hat geschrieben:(30 May 2016, 20:38)

Milch hat eine Extrem geringe Preiselastizität der Nachfrage.

Sagemal hast du den Post nicht gelesen? Die Bauern können zu solchen Preisen nicht produzieren und werden Pleitegehen, was dann zu weniger Angebot führt und die Preise irgendwann auch mal wieder extrem nach oben schnellen lässt. Und dann geht das Ganze Rattenrennen wieder von vorne los.
Also noch mal wem nützt das? Dem Verbraucher ganz sicher nicht den eine Zeit lang bezahlt er niedrigste Preise und dann bezahlt er wieder Höchstpreise.

Dazu makroskop "Wer eine vernünftig strukturierte Agrarproduktion mit einer artgerechten Tierhaltung, hoher Produktqualität und einer gesunden Umwelt will, muss die Marktwirtschaft in diesem Bereich endgültig zu den Akten legen. Entweder man kehrt zu den alten Agrarmarktordnungen mit Milchseen und Butterbergen zurück, was weit weniger schlimm ist als Bauern, die an Bäumen hängen, oder man setzt auf eine weitgehende staatliche Ordnung, bei der die Bauern für die Landschaftspflege entschädigt werden und versprechen müssen, mit der Natur schonend umzugehen. Mindestpreise sind jedoch das Mindeste, was die Landwirte von der Gesellschaft verlangen können, weil auch sonst niemand in einer Marktwirtschaft investiert, wenn er bei der Preisentwicklung seines Endprodukts Überraschungen nicht ausschließen kann, die innerhalb von Monaten seine wirtschaftliche Existenz vernichten können."
Hab ich gelesen. Und ich geh auch davon aus, dass einige nun pleitegehen werden. Wo ist da nun das Problem? Das ist der normale Lauf der Dinge. Genau so bilden sich Preise.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Antworten