Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

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jmjarre
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Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jmjarre »

http://www.welt.de/wirtschaft/article12 ... rbeit.html



Ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde lenkt Ökonomen zufolge Milliarden Euro in die Schwarzarbeit. "Die Schattenwirtschaft würde um mindestens ein bis zwei Milliarden Euro jährlich steigen", sagte der Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider von der Universität Linz der Nachrichtenagentur Reuters.

Bei einem Mindestlohn von zehn Euro, wie ihn die Linkspartei fordert, wären es sogar drei bis vier Milliarden. Vor allem in Ostdeutschland sei die von der SPD geforderte Lohnuntergrenze von 8,50 Euro zu hoch. Der Anreiz schwarzzuarbeiten nehme dadurch zu.

"Besonders betroffen sind Handwerk, Baugewerbe, Gärtnerarbeiten und haushaltsnahe Dienstleistungen wie Friseure", sagte der mit seinen Studien zur Schwarzarbeit international bekannt gewordene deutsche Ökonom. "Da findet sich garantiert jemand, der das auch für sechs, sieben oder acht Euro unter der Hand macht." Auch andere Wissenschaftler wie Ronnie Schöb von der Freien Universität Berlin rechnen mit einem Anstieg der Schwarzarbeit bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro.
Wird ein flächendeckender Mindestlohn zu mehr Schwarzarbeit führen?
Zuletzt geändert von jmjarre am Sa 19. Okt 2013, 10:42, insgesamt 1-mal geändert.
Strang über die SED und deren Stasi Aktivitäten -neueste Enthüllungen...Hier:
http://www.politik-forum.eu/viewtopic.php?f=20&t=39858
http://www.youtube.com/watch?v=uDvsezvR7LA
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Muninn »

jmjarre » Sa 19. Okt 2013, 10:41 hat geschrieben:http://www.welt.de/wirtschaft/article12 ... rbeit.html



Ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde lenkt Ökonomen zufolge Milliarden Euro in die Schwarzarbeit. "Die Schattenwirtschaft würde um mindestens ein bis zwei Milliarden Euro jährlich steigen", sagte der Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider von der Universität Linz der Nachrichtenagentur Reuters.

Bei einem Mindestlohn von zehn Euro, wie ihn die Linkspartei fordert, wären es sogar drei bis vier Milliarden. Vor allem in Ostdeutschland sei die von der SPD geforderte Lohnuntergrenze von 8,50 Euro zu hoch. Der Anreiz schwarzzuarbeiten nehme dadurch zu.

"Besonders betroffen sind Handwerk, Baugewerbe, Gärtnerarbeiten und haushaltsnahe Dienstleistungen wie Friseure", sagte der mit seinen Studien zur Schwarzarbeit international bekannt gewordene deutsche Ökonom. "Da findet sich garantiert jemand, der das auch für sechs, sieben oder acht Euro unter der Hand macht." Auch andere Wissenschaftler wie Ronnie Schöb von der Freien Universität Berlin rechnen mit einem Anstieg der Schwarzarbeit bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro.
Wird ein flächendeckender Mindestlohn zu mehr Schwarzarbeit führen?
"Da findet sich garantiert jemand, der das auch für sechs, sieben oder acht Euro unter der Hand macht."


Gibt es den nicht jetzt schon? Nur schickt der Chef dieses Person als Aufstocker zum Amt.
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prime-pippo
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von prime-pippo »

Zumindest ist dieser Gedanke naheliegender als der, dass diese Arbeitsplätze alle wegfallen würden.
Selbstverständlich wären z.B. Putzkräfte nach Einführung des Mindestlohns nicht einfach wegrationalisierbar, es müsste auch dann noch professionelle Gebäudereinigung geben.
"Banks do not, as too many textbooks still suggest, take deposits of existing money from savers and lend it out to borrowers: they create credit and money ex nihilo – extending a loan to the borrower and simultaneously crediting the borrower’s money account."
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Boracay »

Muninn » Sa 19. Okt 2013, 09:54 hat geschrieben:
Gibt es den nicht jetzt schon? Nur schickt der Chef dieses Person als Aufstocker zum Amt.
Später kassieren die 100% H4 und arbeiten dann schwarz.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Boracay »

Gibt es eigentlich eine Übersicht in welchen Brachen die Betroffenen zu finden sind? Oben ist Baugewerbe genannt, aber da gibt es ja bereits einen deutlich höheren Mindestlohn..... Auch bei den Leiharbeitern gibt es ab 2014 einen..... Wie viele Branchen bleiben denn da noch?
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Muninn »

Boracay » Sa 19. Okt 2013, 10:58 hat geschrieben:
Später kassieren die 100% H4 und arbeiten dann schwarz.

Oder die Unternehmer überprüfen ihr Geschäftsmodell, das augenscheinlich im Moment nicht wirtschaftlich tragfähig ist. Unternehmer die Aufstocker beschäftigen betreiben Wettbewerbsverzerrung.
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Quatschki
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Quatschki »

Wenn die Schwarzarbeiter den Mindestlohn nachträglich einklagen können und dabei unter Umständen einen Batzen Geld herausbekommen, iist das für den Arbeitgeber riskanter als jetzt.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

Muninn » Sa 19. Okt 2013, 10:54 hat geschrieben:
"Da findet sich garantiert jemand, der das auch für sechs, sieben oder acht Euro unter der Hand macht."


Gibt es den nicht jetzt schon? Nur schickt der Chef dieses Person als Aufstocker zum Amt.
Du meinst, einfach "zum Amt schicken", reicht? Der Betrieb, der solche Aufstocker beschäftigt, wird auch geprüft auf seine Rentabilität. Was meinst du, wie die Bescheide dann ausfallen, wenn "goldene Nasen" festgestellt werden?
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

prime-pippo » Sa 19. Okt 2013, 10:56 hat geschrieben:Zumindest ist dieser Gedanke naheliegender als der, dass diese Arbeitsplätze alle wegfallen würden.
Selbstverständlich wären z.B. Putzkräfte nach Einführung des Mindestlohns nicht einfach wegrationalisierbar, es müsste auch dann noch professionelle Gebäudereinigung geben.
Die wird es auch geben. Nur werden die keine Deutschen beschäftigen, sondern sie werden im Rahmen des Entsendegesetzes Leute aus billigeren Ländern beschäftigen.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Muninn »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 11:07 hat geschrieben: Du meinst, einfach "zum Amt schicken", reicht? Der Betrieb, der solche Aufstocker beschäftigt, wird auch geprüft auf seine Rentabilität. Was meinst du, wie die Bescheide dann ausfallen, wenn "goldene Nasen" festgestellt werden?

Ein Unternehmer der keine Rentierlichkeit in seinem Unternehmen feststellt gibt die Unternehmung auf. Ohne "goldene" Nase wird kein vernünftiger Unternehmer ein Geschäft betreiben.

Wozu also sollte der Staat unrentable Unternehmen und Wettbewerbsverzerrung unterstützen?
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

Muninn » Sa 19. Okt 2013, 11:04 hat geschrieben:

Oder die Unternehmer überprüfen ihr Geschäftsmodell, das augenscheinlich im Moment nicht wirtschaftlich tragfähig ist. Unternehmer die Aufstocker beschäftigen betreiben Wettbewerbsverzerrung.
Wettbewerb wem gegenüber? Diese Unternehmen sind ausnahmslos in Branchen tätig, die ohnehin wenig Ertrag haben. Die Story "die Unternehmer verdienen an Aufstockern" ist schlichtweg ein Märchen der Sozialritter. Die balancieren allesamt auf dem schmalen Grat zwischen Verlust und Rentabilität. Deutschland ist eine Servicewüste, Dienstleistung wird zwar gebraucht, aber nicht geliebt. Hauptsächlich deswegen, weil ihr der Ruf vorauseilt, man könne sie mit wenig Aufwand selbst erbringen. Und es sind auch große Zweige, die keine oder nur geringe Qualifikation verlangen. Den Feudel schwingen, Fenster abledern, Pakete zustellen, gefrorene Lebensmittel verkaufen, um nur einige zu nennen, das kann (fast) jeder. Das wirkt sich auf die Bereitschaft, für Dienstleistung zu zahlen, auch aus.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

Quatschki » Sa 19. Okt 2013, 11:05 hat geschrieben:Wenn die Schwarzarbeiter den Mindestlohn nachträglich einklagen können und dabei unter Umständen einen Batzen Geld herausbekommen, iist das für den Arbeitgeber riskanter als jetzt.
Nachträglich geht gar nichts. Mindestlohn eingeklagt werden könnte nur ab der Einführung eines Solchen.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

Muninn » Sa 19. Okt 2013, 11:13 hat geschrieben:

Ein Unternehmer der keine Rentierlichkeit in seinem Unternehmen feststellt gibt die Unternehmung auf. Ohne "goldene" Nase wird kein vernünftiger Unternehmer ein Geschäft betreiben.

Wozu also sollte der Staat unrentable Unternehmen und Wettbewerbsverzerrung unterstützen?
Du hast wirklich keine Ahnung! Unser Staat hat viele Leute in eine Selbständigkeit getrieben, die nicht wirklich rentabel ist. Solche Betriebe werfen keine Traumgewinne ab.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Muninn »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 11:18 hat geschrieben: Wettbewerb wem gegenüber? Diese Unternehmen sind ausnahmslos in Branchen tätig, die ohnehin wenig Ertrag haben. Die Story "die Unternehmer verdienen an Aufstockern" ist schlichtweg ein Märchen der Sozialritter. Die balancieren allesamt auf dem schmalen Grat zwischen Verlust und Rentabilität. Deutschland ist eine Servicewüste, Dienstleistung wird zwar gebraucht, aber nicht geliebt. Hauptsächlich deswegen, weil ihr der Ruf vorauseilt, man könne sie mit wenig Aufwand selbst erbringen. Und es sind auch große Zweige, die keine oder nur geringe Qualifikation verlangen. Den Feudel schwingen, Fenster abledern, Pakete zustellen, gefrorene Lebensmittel verkaufen, um nur einige zu nennen, das kann (fast) jeder. Das wirkt sich auf die Bereitschaft, für Dienstleistung zu zahlen, auch aus.


Keiner wird gezwungen solch ein Unternehmen zu gründen.

Wenn ich mich nicht täusche dann steht eine Unternehmung im Wettbewerb zu anderen Unternehmungen... Aber das wissen Sie sicherlich. :)
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Muninn »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 11:23 hat geschrieben: Du hast wirklich keine Ahnung! Unser Staat hat viele Leute in eine Selbständigkeit getrieben, die nicht wirklich rentabel ist. Solche Betriebe werfen keine Traumgewinne ab.

Wie hat der Staat diese Menschen in die Selbstständigkeit getrieben? :?:
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

Unsere Sozialritter träumen und träumen! Mal sehen, wie das Erwachen wird. Bald kommt der Traum "Mindestlohn". Und er wird genau gar nichts lösen. Das Lamentieren wird sich nur verlagern.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Muninn »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 11:26 hat geschrieben:Unsere Sozialritter träumen und träumen! Mal sehen, wie das Erwachen wird. Bald kommt der Traum "Mindestlohn". Und er wird genau gar nichts lösen. Das Lamentieren wird sich nur verlagern.

Bisher jammern nur bestimmte Unternehmer, dass sich nicht mehr von der Allgemeinheit alimentiert werden....
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

Muninn » Sa 19. Okt 2013, 11:25 hat geschrieben:


Keiner wird gezwungen solch ein Unternehmen zu gründen.

Wenn ich mich nicht täusche dann steht eine Unternehmung im Wettbewerb zu anderen Unternehmungen... Aber das wissen Sie sicherlich. :)
Gezwungen sicherlich nicht. Aber es wird ihnen schmackhaft gemacht. Und dann träumen sie den gleichen Traum wie du von der goldenen Nase. Übrigens stehen sie dann im Wettbewerb mit anderen, die die gleichen Probleme haben. Die Margen sind nicht golden. Die Realitäten sind hart. Und lassen keinen Platz für Träume. Das Problem bei der Selbständigkeit ist, ein Alleinstellungsmerkmal zu haben. Das haben nicht alle. Wie unterscheidet sich der 526ste Hausmeisterdienst in einer Stadt von den anderen, wie der 35ste Paket- oder Briefzustellerdienst?
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

Muninn » Sa 19. Okt 2013, 11:31 hat geschrieben:

Bisher jammern nur bestimmte Unternehmer, dass sich nicht mehr von der Allgemeinheit alimentiert werden....
Auch das stimmt nicht. Die Lamentierer sind diejenigen, die über zu niedrige Löhne Beschwerde führen.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Muninn »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 11:31 hat geschrieben: Gezwungen sicherlich nicht. Aber es wird ihnen schmackhaft gemacht. Und dann träumen sie den gleichen Traum wie du von der goldenen Nase. Übrigens stehen sie dann im Wettbewerb mit anderen, die die gleichen Probleme haben. Die Margen sind nicht golden. Die Realitäten sind hart. Und lassen keinen Platz für Träume. Das Problem bei der Selbständigkeit ist, ein Alleinstellungsmerkmal zu haben. Das haben nicht alle. Wie unterscheidet sich der 526ste Hausmeisterdienst in einer Stadt von den anderen, wie der 35ste Paket- oder Briefzustellerdienst?

Und was folgern Sie daraus? Wenn z.B. der Hausmeisterservice vernünftige Löhne zahlen muß. Dann muß er eben seine Preise anpassen... Das klappt wo anders auch.
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Thomas I
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Thomas I »

jmjarre » Sa 19. Okt 2013, 09:41 hat geschrieben:"Da findet sich garantiert jemand, der das auch für sechs, sieben oder acht Euro unter der Hand macht." [...]
Also hier im Südwesten findest du vielleicht jemanden der es für 9, 10 oder 11 EUR "unter der Hand macht", aber sicher niemanden der es für unter 9 EUR macht.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Boracay »

Thomas I » Sa 19. Okt 2013, 12:24 hat geschrieben:
Also hier im Südwesten findest du vielleicht jemanden der es für 9, 10 oder 11 EUR "unter der Hand macht", aber sicher niemanden der es für unter 9 EUR macht.
Noch nicht mal polnische Saisonarbeiter...
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Thomas I
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Thomas I »

Boracay » Sa 19. Okt 2013, 12:28 hat geschrieben:
Noch nicht mal polnische Saisonarbeiter...
...noch nicht mal die.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von DK2008 »

jmjarre » Sa 19. Okt 2013, 10:41 hat geschrieben: Wird ein flächendeckender Mindestlohn zu mehr Schwarzarbeit führen?
Davon kann man ausgehen. Wann immer der Staat "regulierend" in einen Markt eingreift bilden sich Schwarzmärkte auf denen der eigentliche Marktpreis gültig bleibt. Paradoxerweise könnte der Schwarzmarkt-Lohn sogar höher sein, als der Mindestlohn, da bei Schwarzarbeit ja auch alle anderen staatlichen Verzerrungen (Kündigungsschutz, Urlaubsanspruch, Steuern, Abgaben, etc.) wegfallen.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jack000 »

Der Mindestlohn bringt in jedem Fall mehr Schwarzarbeit. Die Frage ist nur: wie viel?

Aus meiner Sicht wird sich das (Auf Gesamtdeutschland bezogen) im überschaubaren Rahmen halten. Nur in einigen Bundesländern (vor allem den neuen) wird das spürbarer sein.

Allerdings muss man da die positiven Effekte eines ML gegenrechnen:
- Höhere Einnahmen der Sozialversicherungen
- Senkung der H4-Aufstockungskosten
- Vermeidung von "Schmutzkonkurrenz"
- Höheres Steueraufkommen durch Anstieg des Konsums

Ich halte 8,50€/Std. als ersten ML in Deutschland für gewagt, da hierzulande keine Erfahrungen vorliegen. Man sollte erstmal mit 7,50€/Std. einsteigen um Skandalöhne von 3,4,5 oder 6€ abzuschaffen. Wenn dann festgestellt wird, dass die negativen Effekte nicht eingetreten sind, kann man nach 1 Jahr auf 8,50€/Std. erhöhen.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

jack000 » Sa 19. Okt 2013, 19:04 hat geschrieben:Der Mindestlohn bringt in jedem Fall mehr Schwarzarbeit. Die Frage ist nur: wie viel?

Aus meiner Sicht wird sich das (Auf Gesamtdeutschland bezogen) im überschaubaren Rahmen halten. Nur in einigen Bundesländern (vor allem den neuen) wird das spürbarer sein.

Allerdings muss man da die positiven Effekte eines ML gegenrechnen:
- Höhere Einnahmen der Sozialversicherungen
- Senkung der H4-Aufstockungskosten
- Vermeidung von "Schmutzkonkurrenz"
- Höheres Steueraufkommen durch Anstieg des Konsums

Ich halte 8,50€/Std. als ersten ML in Deutschland für gewagt, da hierzulande keine Erfahrungen vorliegen. Man sollte erstmal mit 7,50€/Std. einsteigen um Skandalöhne von 3,4,5 oder 6€ abzuschaffen. Wenn dann festgestellt wird, dass die negativen Effekte nicht eingetreten sind, kann man nach 1 Jahr auf 8,50€/Std. erhöhen.
All diese Vorteile werden auch einen gewichtigen Nachteil haben: Der Abnahme der Aufstockungskosten wird eine Zunahme der Vollalimentierung gegenüberstehen. Auch eine Zunahme des Konsums wird es nicht geben, denn das durch den Mindestlohn mehr unter die Leute Gebrachte ist ja kein zusätzlicher Ertrag, sondern einfach nur umgelenkte Gelder. Die Summe, die für den Gesamtkonsum zur Verfügung steht, steigt nicht.
Zuletzt geändert von zollagent am Sa 19. Okt 2013, 19:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Boracay »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 18:06 hat geschrieben: All diese Vorteile werden auch einen gewichtigen Nachteil haben: Der Abnahme der Aufstockungskosten wird eine Zunahme der Vollalimentierung gegenüberstehen.
Die Aufstockungskosten werden gar nicht groß abnehmen mit einem Mindestlohn von 8,50€, da die wenigsten Aufstocker ein 1-Personen Haushalten ohne Kinder leben.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jack000 »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 19:06 hat geschrieben:
All diese Vorteile werden auch einen gewichtigen Nachteil haben: Der Abnahme der Aufstockungskosten wird eine Zunahme der Vollalimentierung gegenüberstehen. Auch eine Zunahme des Konsums wird es nicht geben, denn das durch den Mindestlohn mehr unter die Leute Gebrachte ist ja kein zusätzlicher Ertrag, sondern einfach nur umgelenkte Gelder. Die Summe, die für den Gesamtkonsum zur Verfügung steht, steigt nicht.
Es sind aber nicht alle, die zu geringen Löhnen arbeiten, Aufstocker. Ein Alleinstehender Vollzeitbeschäftigter hätte selbst bei einem Lohn von 5,50€/Std. (40h Woche) keinen Anspruch mehr auf Aufstockung. Bei einem Paar ist es sogar noch geringer. Bei einer Familie kommt es darauf an, wenn z.B. beide Vollzeit Berufstätig sind ist in jedem Fall auch unter 8,50€ Sense mit Aufstockung.

Was die Zunahme der Vollalimentierung betrifft, so muss man halt schauen wieviele tatsächlich in die Schwarzarbeit gehen oder entlassen werden. Es ist für einen Unternehmer immer ein Risiko Schwarzarbeiter zu beschäftigen, denn wenn man erwischt wird, drohen schon harte Strafen. Auch haben bisher die Mindestlöhne im Friseurhandwerk, Bewachungsbranche oder im Reinigungsgewerbe nicht zu den befürchteten Entlassungen gekommen. Wer geht denn nicht mehr 1 mal alle 1-2 Monate zum Friseur, wenn (z.B. Herrenhaarschnitt) es nun statt 15 nun 18€ kostet? Wer schafft die Bewachung (z.B. seines Lagers) ab nur weil die Bewachungskosten um weniger als 10% steigen? Wer lässt seine Firma verschmutzen, wenn die Reinigungskosten den kleinsten Posten bei den Ausgaben hat?

Wo eine Schwarzarbeit zunehmen wird, ist nach meiner Prognose die "haushaltsnahe Dienstleistung" (Wobei dort der überwiegende Teil der Beschäftigten bereits schwarz arbeitet).
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jack000 »

Boracay » Sa 19. Okt 2013, 19:12 hat geschrieben:
Die Aufstockungskosten werden gar nicht groß abnehmen mit einem Mindestlohn von 8,50€, da die wenigsten Aufstocker ein 1-Personen Haushalten ohne Kinder leben.
Das spielt keine Rolle, die Aufstockungskosten werden exakt in dem Maße: "Durchschnittshöhe der Einkommensdifferenz * Anzahl der Betroffenen" abnehmen.

Einfache Rechnung: Das durchschnittliche Einkommen der Betroffenen steigt um 100€/Monat, es gibt 1,5 Mio. Aufstocker = 1,8 Mrd. Einsparungen/Jahr für die Arbeitsagentur.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Boracay »

jack000 » Sa 19. Okt 2013, 19:33 hat geschrieben: Das spielt keine Rolle, die Aufstockungskosten werden exakt in dem Maße: "Durchschnittshöhe der Einkommensdifferenz * Anzahl der Betroffenen" abnehmen.

Einfache Rechnung: Das durchschnittliche Einkommen der Betroffenen steigt um 100€/Monat, es gibt 1,5 Mio. Aufstocker = 1,8 Mrd. Einsparungen/Jahr für die Arbeitsagentur.
Das ist eine völlig falsche Rechung - da viele Aufstocker bereits heute mehr als 8,50€ verdienen, aber eine Familie haben. Da spart der Staat gar nix, sondern zahlt wegen gestiegener Arbeitslosigkeit drauf.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

jack000 » Sa 19. Okt 2013, 20:26 hat geschrieben: Es sind aber nicht alle, die zu geringen Löhnen arbeiten, Aufstocker. Ein Alleinstehender Vollzeitbeschäftigter hätte selbst bei einem Lohn von 5,50€/Std. (40h Woche) keinen Anspruch mehr auf Aufstockung. Bei einem Paar ist es sogar noch geringer. Bei einer Familie kommt es darauf an, wenn z.B. beide Vollzeit Berufstätig sind ist in jedem Fall auch unter 8,50€ Sense mit Aufstockung.

Was die Zunahme der Vollalimentierung betrifft, so muss man halt schauen wieviele tatsächlich in die Schwarzarbeit gehen oder entlassen werden. Es ist für einen Unternehmer immer ein Risiko Schwarzarbeiter zu beschäftigen, denn wenn man erwischt wird, drohen schon harte Strafen. Auch haben bisher die Mindestlöhne im Friseurhandwerk, Bewachungsbranche oder im Reinigungsgewerbe nicht zu den befürchteten Entlassungen gekommen. Wer geht denn nicht mehr 1 mal alle 1-2 Monate zum Friseur, wenn (z.B. Herrenhaarschnitt) es nun statt 15 nun 18€ kostet? Wer schafft die Bewachung (z.B. seines Lagers) ab nur weil die Bewachungskosten um weniger als 10% steigen? Wer lässt seine Firma verschmutzen, wenn die Reinigungskosten den kleinsten Posten bei den Ausgaben hat?

Wo eine Schwarzarbeit zunehmen wird, ist nach meiner Prognose die "haushaltsnahe Dienstleistung" (Wobei dort der überwiegende Teil der Beschäftigten bereits schwarz arbeitet).
Das mit der Schwarzarbeit geht recht einfach und ist kaum nachzuweisen: Man stellt jemanden auf 450-€-Basis ein, läßt ihn länger arbeiten und zahlt ihm die restlichen Stunden bar Kralle. Was meinst du, wie oft das schon Usus ist? Auch in den jetzigen Mindestlohnbetrieben. Und du kannst es nur mit lückenloser Observierung über Wochen nachweisen. Dafür sind recht wenige Kapazitäten da.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

jack000 » Sa 19. Okt 2013, 20:33 hat geschrieben: Das spielt keine Rolle, die Aufstockungskosten werden exakt in dem Maße: "Durchschnittshöhe der Einkommensdifferenz * Anzahl der Betroffenen" abnehmen.

Einfache Rechnung: Das durchschnittliche Einkommen der Betroffenen steigt um 100€/Monat, es gibt 1,5 Mio. Aufstocker = 1,8 Mrd. Einsparungen/Jahr für die Arbeitsagentur.
zuzüglich der Kosten für die, die aufgrund des Mindestlohns gehen dürfen.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jack000 »

Boracay » Sa 19. Okt 2013, 20:47 hat geschrieben:
... da viele Aufstocker bereits heute mehr als 8,50€ verdienen,
Den Comic hätte ich gerne in Farbe ...
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jack000 »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 20:50 hat geschrieben: Das mit der Schwarzarbeit geht recht einfach und ist kaum nachzuweisen: Man stellt jemanden auf 450-€-Basis ein, läßt ihn länger arbeiten und zahlt ihm die restlichen Stunden bar Kralle. Was meinst du, wie oft das schon Usus ist?
Das funktioniert nur in Betrieben, die Bargeld von Kunden kassieren. Alle diejenigen, die Rechnungen ausstellen können das nicht (Wo soll denn das Bargeld herkommen?).
=> Wie gesagt: Ich sehe 8,50 schon als gewagt an ... daher sollte man lieber erstmal mit 7,50 anfangen. Und ja: Es wird Auswirkungen haben, aber das dadurch Arbeitnehmer in Massen in die Schwarzarbeit oder Arbeitslosigkeit diffundieren sehe ich nicht. Bisher haben die existierenden Mindestlöhne das zumindest nicht bewirkt.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jack000 »

Boracay » Sa 19. Okt 2013, 20:47 hat geschrieben:
Das ist eine völlig falsche Rechung - da viele Aufstocker bereits heute mehr als 8,50€ verdienen, aber eine Familie haben. Da spart der Staat gar nix, sondern zahlt wegen gestiegener Arbeitslosigkeit drauf.
Abgesehen davon: Wenn die tatsächlich mehr als 8,50€/Std. haben, spielt da der Mindestlohn sowieso keine Rolle.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von zollagent »

jack000 » Sa 19. Okt 2013, 21:11 hat geschrieben: Das funktioniert nur in Betrieben, die Bargeld von Kunden kassieren. Alle diejenigen, die Rechnungen ausstellen können das nicht (Wo soll denn das Bargeld herkommen?).
=> Wie gesagt: Ich sehe 8,50 schon als gewagt an ... daher sollte man lieber erstmal mit 7,50 anfangen. Und ja: Es wird Auswirkungen haben, aber das dadurch Arbeitnehmer in Massen in die Schwarzarbeit oder Arbeitslosigkeit diffundieren sehe ich nicht. Bisher haben die existierenden Mindestlöhne das zumindest nicht bewirkt.
Das funktioniert in allen Betrieben. Und aus der Barkasse kann das nicht gehen, weil es sonst eine Kassendifferenz gäbe.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Angrboda »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 21:38 hat geschrieben: Das funktioniert in allen Betrieben. Und aus der Barkasse kann das nicht gehen, weil es sonst eine Kassendifferenz gäbe.
Klar geht das aus der Kasse. Privatentnahme, Ende im Gelände.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Angrboda »

jack000 » Sa 19. Okt 2013, 21:05 hat geschrieben: Den Comic hätte ich gerne in Farbe ...
Schön gesagt...

Letztlich führt man doch hier wieder eine Art Phantom-Diskussion. In Berufen, die eher am unteren Rand bezahlt werden, wird es immer Schwarzarbeit geben. Dem könnte man besser durch eine Staffelung der SV-Beiträge bei kommen, als mit Verhinderung von Mindestlohn.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jack000 »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 21:38 hat geschrieben: Das funktioniert in allen Betrieben. Und aus der Barkasse kann das nicht gehen, weil es sonst eine Kassendifferenz gäbe.
Und woher kommt dann das Bargeld :?:
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Käsekuchen »

Schön gesagt...

Letztlich führt man doch hier wieder eine Art Phantom-Diskussion. In Berufen, die eher am unteren Rand bezahlt werden, wird es immer Schwarzarbeit geben. Dem könnte man besser durch eine Staffelung der SV-Beiträge bei kommen, als mit Verhinderung von Mindestlohn.
Es ist im Handwerk doch Gang und Gäbe, dass dort Angestellte nur "halbtags" beschäftigt werden, aber 40 Std. arbeiten + verdienen.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Käsekuchen »

jack000 » Sa 19. Okt 2013, 21:08 hat geschrieben: Und woher kommt dann das Bargeld :?:

Naja in Personengesellschaften ist das für den Unternehmer kein Problem...
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jack000 »

Käsekuchen » Sa 19. Okt 2013, 22:18 hat geschrieben:

Naja in Personengesellschaften ist das für den Unternehmer kein Problem...
"Kein Problem" ... na damit ist meine Frage natürlich beantwortet :rolleyes:
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Käsekuchen »

Meine buchhalterischen Fähigkeiten sind nicht (mehr) die besten, aber irgendwie ging das so:

per Privatkonto ...€ an ...€ Kasse

Das Privatkonto ist quasi ein Unterkonto des Eigenkapitalkontos.
Das Geld, das er sich demnach "privat" entnommen hat, gibt er dann dem Angestellten bar.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von jack000 »

Käsekuchen » Sa 19. Okt 2013, 22:34 hat geschrieben:Meine buchhalterischen Fähigkeiten sind nicht (mehr) die besten, aber irgendwie ging das so:

per Privatkonto ...€ an ...€ Kasse

Das Privatkonto ist quasi ein Unterkonto des Eigenkapitalkontos.
Das Geld, das er sich demnach "privat" entnommen hat, gibt er dann dem Angestellten bar.
Genau das ist doch der Punkt! Das Geld, was er privat entnimmt muss er doch versteuern! Und zwar zu dem Steuersatz, den er selbst bezahlen muss.
Abgesehen davon entnimmt er sich das Geld auch nicht in Bar, sondern per Überweisung.
Er kann es dann natürlich von dem Konto abheben, aber Abhebungen in dieser Größenordnung fallen auf, da Kontobewegungen vom Finanzamt kontrolliert werden.

=> Also, wo kommt das Bargeld her?
Zuletzt geändert von jack000 am Sa 19. Okt 2013, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Käsekuchen »

jack000 » Sa 19. Okt 2013, 21:40 hat geschrieben: Genau das ist doch der Punkt! Das Geld, was er privat entnimmt muss er doch versteuern! Und zwar zu dem Steuersatz, den er selbst bezahlen muss.
Abgesehen davon entnimmt er sich das Geld auch nicht in Bar, sondern per Überweisung.
Er kann es dann natürlich von dem Konto abheben, aber Abhebungen in dieser Größenordnung fallen auf, da Kontobewegungen vom Finanzamt kontrolliert werden.

=> Also, wo kommt das Bargeld her?

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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Angrboda »

jack000 » Sa 19. Okt 2013, 22:40 hat geschrieben: Genau das ist doch der Punkt! Das Geld, was er privat entnimmt muss er doch versteuern! Und zwar zu dem Steuersatz, den er selbst bezahlen muss.
Abgesehen davon entnimmt er sich das Geld auch nicht in Bar, sondern per Überweisung.
Er kann es dann natürlich von dem Konto abheben, aber Abhebungen in dieser Größenordnung fallen auf, da Kontobewegungen vom Finanzamt kontrolliert werden.

=> Also, wo kommt das Bargeld her?
Na genau von da. Entweder als Entnahme aus der Kasse oder Bank... bei nicht-Kapitalgesellschaften. Den Finanzämtern ist das auch eher Wumpe, da es sich dabei um versteuertes Geld handelt. Für die wirds erst interessant, wenn das Verhältnis zwischen Rohgewinn und Umsatz nicht stimmig ist.
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von ralphon »

jmjarre » Sa 19. Okt 2013, 10:41 hat geschrieben: "Besonders betroffen sind Handwerk, Baugewerbe, Gärtnerarbeiten und haushaltsnahe Dienstleistungen wie Friseure", sagte der mit seinen Studien zur Schwarzarbeit international bekannt gewordene deutsche Ökonom. "Da findet sich garantiert jemand, der das auch für sechs, sieben oder acht Euro unter der Hand macht."
Ich gebe meinen Schwarzarbeitern mehr, da ändert ein Mindestlohn nichts dran. :)
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von Muninn »

zollagent » Sa 19. Okt 2013, 20:52 hat geschrieben: zuzüglich der Kosten für die, die aufgrund des Mindestlohns gehen dürfen.

Wer macht dann den Job? :?:
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Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von pudding »

jmjarre » Sa 19. Okt 2013, 10:41 hat geschrieben:http://www.welt.de/wirtschaft/article12 ... rbeit.html



Ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde lenkt Ökonomen zufolge Milliarden Euro in die Schwarzarbeit. "Die Schattenwirtschaft würde um mindestens ein bis zwei Milliarden Euro jährlich steigen", sagte der Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider von der Universität Linz der Nachrichtenagentur Reuters.

Bei einem Mindestlohn von zehn Euro, wie ihn die Linkspartei fordert, wären es sogar drei bis vier Milliarden. Vor allem in Ostdeutschland sei die von der SPD geforderte Lohnuntergrenze von 8,50 Euro zu hoch. Der Anreiz schwarzzuarbeiten nehme dadurch zu.

"Besonders betroffen sind Handwerk, Baugewerbe, Gärtnerarbeiten und haushaltsnahe Dienstleistungen wie Friseure", sagte der mit seinen Studien zur Schwarzarbeit international bekannt gewordene deutsche Ökonom. "Da findet sich garantiert jemand, der das auch für sechs, sieben oder acht Euro unter der Hand macht." Auch andere Wissenschaftler wie Ronnie Schöb von der Freien Universität Berlin rechnen mit einem Anstieg der Schwarzarbeit bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro.
Wird ein flächendeckender Mindestlohn zu mehr Schwarzarbeit führen?
Was weiss ein Österreicher über deutsche Mindestlöhne? Richtig, nichhts, im Baugewerbe gibt's den Mindestlohn schon lange. Übliche Springer/JMJ Nebelkerze.
pudding

Re: Bringt der Mindestlohn mehr Schwarzarbeit?

Beitrag von pudding »

Boracay » Sa 19. Okt 2013, 10:58 hat geschrieben:
Später kassieren die 100% H4 und arbeiten dann schwarz.
Für jemanden der dermassen abstrakte Lohnvorstellungen wie du hat bist du bei Löhnen für andere nicht so zimperlich. Nach unten treten, nach oben kriechen.
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