Realist2014 hat geschrieben:(28 Dec 2017, 10:53)
Frage 1:)
Hast den Beipackzettel von DECA/Nandrolon mal gelesen?
Frage 2)
Weißt du, für welchen Behandlungszweck dieses Medikament ursprünglich ( vor Jahrzehnten) entwickelt wurde?
Nandrolon ist in Deutschland nicht zugelassen; deswegen gibt es weder einen in Deutschland gültigen Beipackzettel noch eine Fachinformation. In anderen Ländern ist das Medikament für bestimmte Erkrankungen, im wesentlichen die postmenopausale Osteoporose, zugelassen.
In der Schweiz wurde das Medikament 1960 - also vor fast sechs Jahrzehnten - zugelassen, lange vor dem Zeitalter randomisierter Studien und lange bevor eine ausreichende Pharmakovigilanz verankert war. Ich bezweifle sehr, dass das Medikament heute noch zugelassen würde. In der Therapie der Osteoporose spielt es trotz der Zulassung keine Rolle; in den entsprechenden Leitlinien wird es nicht erwähnt.
Im Beipackzettel der Schweiz liest man:
Missbrauch
Nandrolon und andere anabole Steroide sind nicht geeignet, bei gesunden Personen den Muskelaufbau zu fördern oder die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern. Die Anwendung solcher Substanzen bei gesunden Personen birgt das Risiko schwerwiegender endokriner, metabolischer, psychischer und anderer Nebenwirkungen und stellt keine medizinische Indikation dar.
https://compendium.ch/mpro/mnr/25601/ht ... rm=Desktop
Realist2014 hat geschrieben:(28 Dec 2017, 10:53)
Frage 3)
Wie lange hast du dich, aufgrund welcher Ausbildung mit dem Thema befasst?
Dies ist hier kein medizinisches Fachforum. Meine Ausbildung ist vollkommen irrelevant, allein schon deswegen, weil ich selbst bei vorliegender, dokumentierter Ausbildung in diesem Forum sicher keine medizinische Beratung online anbieten würde und damit etwa noch in Haftung genommen werden könnte.
Was öffentlich zugänglich ist, reicht aus, um die Angelegenheit zu beurteilen. Nandrolon kann den Blutdruck erhöhen, zu Wasserretention führen und den Hämatokrit erhöhen; all dies kann mittelfristig weitere unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen, z.B. ein Herzversagen.
Gewöhnlich ist es Sache des Herstellers eines Arzneimittels zu zeigen, dass es ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis gibt, allerdings war das 1960 ganz anders. Es gibt also leider keine randomisierten Studien, und die wird es auch nicht geben, denn so etwas würde sich aus ethischen Gründen verbieten. Was es jedoch gibt, sind zahlreiche Hinweise aus der Literatur, die eine Warnung vor anabolen Steroiden durchaus rechtfertigen.
Abuse of anabolic androgenic steroids (AAS) has been linked to a variety of different cardiovascular side effects. In case reports, acute myocardial infarction is the most common event presented, but other adverse cardiovascular effects such as left ventricular hypertrophy, reduced left ventricular function, arterial thrombosis, pulmonary embolism and several cases of sudden cardiac death have also been reported. However, to date there are no prospective, randomized, interventional studies on the long-term cardiovascular effects of abuse of AAS. In this review we have studied the relevant literature regarding several risk factors for cardiovascular disease where the effects of AAS have been scrutinized:
[...]
Taken together, various lines of evidence involving a variety of pathophysiologic mechanisms suggest an increased risk for cardiovascular disease in users of anabolic androgenic steroids.
https://link.springer.com/chapter/10.10 ... 79088-4_18
Although illicit anabolic-androgenic steroid (AAS) use is widespread, the cardiac effects of long-term AAS use remain inadequately characterized. We compared cardiac parameters in weightlifters reporting long-term AAS use to those in otherwise similar weightlifters without prior AAS exposure.
[...]
Cardiac dysfunction in long-term AAS users appears more severe than previously reported, and may be sufficient to increase the risk of heart failure.
http://circheartfailure.ahajournals.org ... 109.931063
Vor allem ist eben auch bekannt, dass Nandrolon
unkontrolliert eingesetzt wird, da es in Deutschland nicht zugelassen ist. Damit erübrigen sich schon Diskussionen über die (nicht gegebene) Arzneimittelsicherheit. Dazu kommt noch die Kombination mit anderen Arzneimitteln (häufig noch andere anabole Steroide), die medizinisch nicht untersucht sind, ganz zu schweigen von der fehlenden oder inkompetenten ärztlichen Überwachung.
Das heißt nicht, dass nicht viele Anwender gute subjektive Erfahrungen mit ihrer Selbstmedikation machen. Aber das Ganze geschieht eben unkontrolliert; die Risiken werden überhaupt nicht nachverfolgt, und immer wieder wird es den einen oder anderen treffen, der beispielsweise mit akutem Herzversagen oder Nierenversagen in die Klinik eingeliefert wird.
Und das kann dann durchaus so enden:
Anabolic–androgenic steroid-induced advanced heart failure is generally not a reversible condition. If diagnosed in the early stages some recovery of ventricular function is possible, but the long-term prognosis is uncertain. Likely, a substantial proportion of patients will eventually require LVADs or cardiac transplantation.
http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.3 ... ode=icdv20