Flat hat geschrieben:(12 Aug 2016, 14:17)
Moin,
stimmt, übrigens von den Juden nur bestimmte wenige Teile der Opfertiere. Der Rest (und das war erheblich viel) wurde meines Wissens an die Armen verteilt. Opfer waren eine Armenspeisung.
In den Stellen geht's dennoch nur um Opfer und nicht um den Fleischverzehr allgemein. Der ist explizit erlaubt, wie die vielen Speiseregeln zeigen.
Diese Möglichkeit hatte ich bisher gar nicht im Sinn. Allerdings ist es durchaus naheliegend, dass viele der Opfergaben sodann von den Tempelpriestern an Bedürftige verteilt wurden. Was machten dann eigentlich die Bedürftigen? Waren sie vom Opfergebot befreit?
Nun, ich als Noachide glaube ja nicht mal, dass er Jesus V1 auf die Erde geschickt hat.
Es gibt Gläubige, die das so auslegen. Laut der Geschichte um Noah, die die Grundlage für den Fleischverzehr bildet, ist es verboten, Tieren unnötigen Schmerz zuzufügen. Damit ist zumindest die heutige Massentierhaltung nicht vereinbar. Diese Regel gilt nach jüdischen Glauben übrigens für alle Menschen, nicht nur für Juden.
Der jüdische Glaube hatte schon sehr früh Tierschutzregeln. Sehr viel, was als koscher gilt, nutzt den Tieren.
Aber um Fleischverzehr ganz zu verbieten, dafür findet man dort nichts.
Allerdings schreibt weder das Christentum noch das Judentum Fleischverzehr vor. Vegetarier oder Veganer kann man daher problemlos sein. Man sollte es nur anderen nicht als religiös zwingend aufdrücken wollen. Das ist nämlich theologischer Unsinn.
Moralsätze, ganz gleich ob göttlich oder weltlich begründet, haben nur dann einen Sinn, wenn sie ihr Soll nicht an der Natur ausrichten. Fleischkonsum ist unter Omnivoren gewöhnlich, insofern besteht keine Notwendigkeit, hier irgendwie verhaltenssteuernd einzugreifen, um den Status quo aufrechtzuerhalten. Vegetarismus, Veganismus oder reiner Fleischkonsum, fast so wie bei den Inuit z.B., ist jedoch ungewöhnlich, weil er in der Natur an der Mehrheit der Omnivoren unter normalen Umweltbedingungen nicht beobachtet werden kann. Folgerichtig müssten moralische Ideale sich beispielsweise am Vegetarismus, Veganismus oder reinem Fleischverzehr ausrichten. Im Hindusismus z.B. (und damit auch Buddhismus) gibt es auffallend viele Vegetarier. Die Brahmanen pflegen eine vegetarische Ernährungsweise (oder versuchen es zumindest
).
Offenbar dachte auch das ursprüngliche Judentum in ähnliche Richtung, denn Adam und Eva war ausdrücklich nur der Genus von Pflanzen erlaubt und im religiösen Kontext gleicht das Schweigen einem Verbot mit Erlaubnisvorbehalt:
Gen, 1:24 hat geschrieben:Ich gab Euch Kräuter, jegliche Pflanzen und sämtliche Früchte der Bäume; all das soll Euch gehören.
Allerdings wurde es wohl in umständlicher sowie widersprüchlicher Weise verwässert. Denn wortwörtlich in der fraglichen Stelle um Noah heißt es:
1 Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde. (1. Mose 1.28) 2 Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Himmel, über alles, was auf dem Erdboden kriecht, und über alle Fische im Meer; in eure Hände seien sie gegeben. 3 Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich's euch alles gegeben. (1. Mose 1.29) (Kolosser 2.16) 4 Allein eßt das Fleisch nicht, das noch lebt in seinem Blut. (3. Mose 3.17) 5 Auch will ich eures Leibes Blut rächen und will's an allen Tieren rächen und will des Menschen Leben rächen an einem jeglichen Menschen als dem, der sein Bruder ist. (1. Mose 4.11) (2. Mose 21.28-29) 6 Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht. (1. Mose 1.27) (2. Mose 21.12) (3. Mose 24.17) (Matthäus 26.52) (Offenbarung 13.10) 7 Seid fruchtbar und mehrt euch und regt euch auf Erden, daß euer viel darauf werden.
8 Und Gott sagte zu Noah und seinen Söhnen mit ihm: 9 Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit eurem Samen nach euch (1. Mose 6.18) 10 und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus dem Kasten gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden. (Hosea 2.10) 11 Und richte meinen Bund also mit euch auf, daß hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll mit dem Wasser der Sintflut große Flut, und soll hinfort keine Sintflut mehr kommen, die die Erde verderbe. (1. Mose 8.21-22) 12 Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen bei euch hinfort ewiglich: 13 Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. 14 Und wenn es kommt, daß ich Wolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. 15 Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen in allerlei Fleisch, daß nicht mehr hinfort eine Sintflut komme, die alles Fleisch verderbe. 16 Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, daß ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allen lebendigen Seelen in allem Fleisch, das auf Erden ist. 17 Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.
http://www.bibel-online.net/buch/luther_1912/1_mose/9/
Mit anderen Worten: da hatten einige Machthaber ihre moralische Verkommenheit erkannt und die Gesetze daran ausgerichtet. Damit das aber keine allzu offensichtliche 180° Kehrtwende wurde, hatten sie ab Vers 10 ein paar Widersprüche zu Vers 3 eingebaut.
Business as usual also...