McKnee hat geschrieben:(03 Dec 2018, 22:00)
Bedenkt man den Anspruch derer, die offensichtlich diese Seite unterstützen und wie sie damit selbst gegen ihr "Wertebild" verstoßen, gibt es nur ein Wort, das diese Seite beschreibt
beschämend
Hier mal ein Text von der Seite:
Denunzieren Sie noch heute Ihren Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten und kassieren Sie Sofort-Bargeld. Helfen Sie uns, die entsprechenden Problemdeutschen aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst zu entfernen.
Ich habe mich gefragt, woher mir diese Sprache bekannt vorkommt. Dabei bin ich auf diesen Artikel, ebenfalls aus dem Spiegel, gestoßen:
Bislang prägten die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit das Bild des ostdeutschen Überwachungsstaats. Doch nun haben Historiker Dokumente ausgewertet, aus denen hervorgeht, dass DDR-Bürger oft freiwillig Belastendes über ihre Mitmenschen in fast allen Bereichen meldeten. Dies dokumentieren etwa Tonbandmitschnitte der Volkspolizei, über die der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)
Die Historikerin Hedwig Richter von der Greifswalder Universität spricht von einer "fulminanten Rapportmaschinerie", an der sich breite Teile der DDR-Bevölkerung beteiligt hätten, ohne direkt bei der Stasi mitzuarbeiten.
Ganz gleich, ob Rathaus, Stahlwerk oder LPG: "Jeder, der einen halbwegs verantwortungsvollen Posten hatte", sagt Richter, "verfasste Berichte für übergeordnete Stellen." Viele dieser oft denunziatorischen Berichte sind in den Archiven früherer ostdeutscher Parteien, Universitäten und Behörden erhalten geblieben.
Besonders häufig meldeten Bürger geplante Republikfluchten, aber auch Devisenschmuggel, auffälligen Alkoholkonsum und außereheliche Liebesbeziehungen. Manchmal mit drastischen Konsequenzen: So konnte es zur Exmatrikulation führen, wenn über einen Studenten wiederholt ein fehlender "klarer Klassenstandpunkt" gemeldet wurde.
Zahlreiche Auskunftswillige gab es auch unter den 2,1 Millionen DDR-"Hausbuchführern", die unter anderem Besucher in Wohnblocks schriftlich vermerken mussten, ebenso unter den 173.000 "Freiwilligen Helfern" der Volkspolizei. Ein besonders pikantes Detail: Auch Bewohner der Bundesrepublik riefen bei staatlichen Stellen der DDR an, um dort ostdeutsche Freunde oder Bekannte zu verraten.
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 41950.html
Scheint also auch ein kulturelles Problem zu sein. So wie politisch die Menschen in Ostdeutschland eher die klare Kante lieben, scheint die Lust an der Denunzation manchen ostdeutschen Mitbürgern noch nicht abhanden gekommen zu sein. Vielleicht sollten wir nicht so streng mit denen sein, wenn es sich um soetwas wie kulturelles Brauchtum handelt.