Ein Terraner hat geschrieben:(22 Sep 2018, 22:06)
Karriere beendet bedeutet Chef mag ihn nicht mehr und will ihn los werden. Haus beschmieren oder Angriff bedeutet Menschen in der Gegend mögen ihn so gar nicht, ist aber ein Fall für die Polizei. Oder denkst du die ermittelt nicht?
Aber wenn du das schon als Argument siehst kann das auch umgedreht werden, man kann seine Meinung nicht mehr sagen weil man Angst haben muss vor Nazi angegriffen.
Und jetzt?
Das führt ein wenig vom Thema weg; allerdings kann man durchaus gewisse Parallelen zwischen dem Fall Maaßen und vielen, vielen anderen in diesem ach so toleranten und freien Land ziehen.
Diskriminierung aufgrund politischer Ansichten ist in Deutschland gang und gäbe, und sie betrifft nicht nur hohe Beamte wie im Fall Maaßen. In Großkonzernen muss man Diversity ganz toll und wichtig finden, und selbst in der Wissenschaft oder in der Medizin führt eine AfD-Nähe zu Nachteilen.
Es war nur eine kleine Zeitungsmeldung Mitte März und auch nur ein Satz in der Pressemitteilung über die letzte Mitgliederversammlung der Gießener AfD: »Zum Schatzmeister des Stadtverbands wurde der Gießener Arzt und Psychoanalytiker Heinrich Schimpf gewählt, der zum ersten Mal ein Vorstandsamt bei der AfD wahrnimmt.« Seit der Veröffentlichung dieser Meldung in der GAZ-Ausgabe vom 14. März herrscht in der heimischen Psychologen-Szene große Aufregung, denn Schimpf ist Mitglied des namhaften Horst-Eberhard-Richter-Instituts für Psychotherapie und Psychoanalyse sowie in der Deutschen Psychologischen Vereinigung (DPV).
Mit Werten der Psychoanalyse unvereinbar
In mehreren Schreiben wurde dem im Südviertel praktizierenden Arzt von seinen Kollegen ein Austritt aus dem nach dem früheren Gießener Ehrenbürger benannten Verein und der DPV nahegelegt. Die »rechtspopulistische« Partei AfD stehe im »diametralen Gegensatz zu den Werten der Psychoanalyse«, heißt es in einem der Schreiben an Schimpf, das der GAZ vorliegt. Die Psychoanalyse stehe für die Freiheit des Individuums und mache keinen Unterschied zwischen Hautfarbe, Religionszugehörigkeit und sexueller Orientierung. Dagegen mache die AfD Stimmung gegen Flüchtlinge und Muslime und wolle Deutschland »gegen alles Fremde abschotten«, heißt es in dem Brief.
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Das Horst-Eberhard-Richter-Institut ist eine von bundesweit 13 Ausbildungsstätten der DPV und bildet Psychoanalytiker und Psychotherapeuten im Zuge der Facharztweiterbildung aus. Es wurde von dem namhaften Gießener Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter 1962 mitgegründet und ist seit 1979 ein gemeinnütziger Verein. In der Satzung gibt es einen Passus, wonach »schädigendes Verhalten gegenüber den Interessen des Vereins« zum Ausschluss führen kann. Was »schädigendes Verhalten« ist, wird aber nicht näher ausgeführt.
https://www.wetterauer-zeitung.de/regio ... t71,411505
Protest der AfD-Gegner
Kampf gegen rechts: Die Intoleranz der Toleranten
"Marius Radtke raus aus Weißensee", brüllen die Demonstranten. Jetzt merkt der Zahnarzt, was es heißt, zur AfD zu stehen.
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Seit seinem Aufstieg in der Partei wird Radtkes Name immer häufiger auf antifaschistischen Internetseiten genannt. Im vergangenen Sommer dann bekommt Radtke von einem Patienten einen Flyer zugesteckt, den dieser in seinem Briefkasten gefunden hatte. „Ich dachte, das sollten Sie wissen“, sagt der Mann. Der Flyer ruft dazu auf, Radtkes Praxis in Zukunft zu meiden. Der Grund: Radtke ist in der AfD.
Kurz darauf erhalten Zahnärzte aus der Umgebung Briefe, in denen sie dazu angehalten werden, Radtke keine Patienten mehr zu überweisen: „Wer möchte seine Mitmenschen schon offenem Rassismus ausliefern?“ Im Frühsommer 2016 findet die erste kleine Demonstration vor Radtkes Praxis statt. „Eine Offenlegung der Aktivitäten und Ansichten von einzelnen Mitgliedern der Partei kann Probleme, Stress und sogar berufliche Konsequenzen für sie nach sich ziehen“, kommentieren linke Aktivisten die Demo im Internet. Im Februar 2017 gibt Radtke seine Direktkandidatur für den Bundestag bekannt. Kurz darauf werden warnende Flyer in Radtkes Wohnumfeld verteilt. „Nazis und Rassist*innen dürfen sich nicht in ihrer Nachbarschaft wohlfühlen“, heißt es dazu im Internet. Es folgt die Demonstration, auf der ein Mann unter Beifall fordert, dass Radtke aus Weißensee verschwinden soll. An ihr nehmen Hunderte von Menschen teil.
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Der Berliner Parteienforscher Oskar Niedermayer beobachtet diese Tendenz zur Radikalisierung schon seit einiger Zeit auf linker Seite. Im Kampf gegen die AfD würden politische und private Grenzen immer häufiger verschwimmen. „Es gibt gute Gründe, gegen die AfD zu sein, aber man muss ihnen inhaltlich begegnen.“ Argument, Gegenargument, so gehe politischer Diskurs. „Doch gerade diejenigen, die für Toleranz eintreten, werden intolerant.“
https://www.tagesspiegel.de/themen/repo ... 8-all.html
Ich bin zwar in einem anderen Bereich tätig, aber die Nachteile durch eine entsprechende Diskriminierung wären vergleichbar. Man kann das privat und wirtschaftlich nur durchhalten, wenn einem die Politik über alles geht und Familie und wirtschaftliches Auskommen sekundär sind. Ich verstehe mich aber primär als politisch interessierten Bürger, nicht als Politiker, der nebenher noch einem bürgerlichen Beruf nachgeht.