Vongole hat geschrieben:(28 May 2017, 02:32)
Ich stimme dir in allem zu, habe aber einen Satz aus deinem Post unterstrichen, weil man ihn auch umdrehen könnte: Wem keine gesellschaftliche Annahme geboten wird, der lässt sich eher inflitrieren von eben jenen bösen Einflussnahmen.
Wir, sprich D, F, GB etc, haben viele Muslime aufgenommen, sei es durch Passgesetz wie in GB und F, sei es in D durch "Gastarbeiter" Asyl und damit verbundenene Familienzusamenführung, oder anderen Gründe.
Nur haben wir diese Menschen nicht ankommen lassen, wir haben sie von Anfang an ausgegrenzt, wir haben sie in Stadtteile gepfercht und gedacht, nun macht mal, Schulen sind ja da, also lernt schön. Zusätzlicher Sprachunterricht? Alphabetisierungskurse für Frauen in 14qm Deutschland?
Wir sind hingegangen und haben gedacht, schlagt sie nur nicht vor den Kopf, setzt euch nicht mit ihnen auseinander, dann bekommen Mädchen halt eine Genehmigung, nicht am Schwimmunterreicht teilzunehmen und Jungs einen Sonderraum in der Schule, um zu beten. und sei es mitten im Unterricht, schlicht aus der Annahme, letzlich kann es uns egal sein oder aus falsch verstandener Solidarität oder gut gemeinter Freundlichkeit.
Interessantes Thema, aber wir kommen damit zu sehr vom Thread ab.
Es gibt von Land zu Land Teils erhebliche Unterschied, wie zwischen Frankreich und Deutschland. Ein gewaltiger Anteil der franz. Migranten sind Franzosen aus den ehemaligen Kolonien.
Werfen wir daher am Besten einen schaerferen Blick auf Deutschland; sonst muessten wir jedes Land mit seinen spezifischen Besonderheiten abackern, was uns noch weiter vom HauptThema entfernt. Ich weiss, alles haengt irgendwie mit allem zusammen, trotzdem koennen wir hier nicht naeher auf jeden Unterpunkt eingehen. Unterschlagen wir auch nicht, dass ein Teil derer, die sich radikalisieren Konvertiten, also Einheimische sind. BioDeutsche oder was weiss ich, wie man die nennen soll. Ist ja pfui diese Gruppe genauer benennen zu duerfen. Welches Wort man verwendet, irgendwer kreischt gleich hysterisch auf.
Genau genommen hatten die Arbeiter die ins Land kamen sowenig die Absicht zu bleiben, wie die die sie holten. Es galt also fuer beide Seiten, hier nicht in eine gemeinsame Zukunft zu planen, weil beide Seiten keine gemeinsame Zukunft sahen. Sie wurden auch nicht in bestimmte Viertel gepfercht, sie haben sich dort zusammen gefunden, weil Menschen in der Fremde oft Vertrautes und nicht das Fremde suchen. Hier wird klar die Muttersprache + die eigene Kultur favorisiert und weiter gepflegt. Viele der ersten Generation sind auch zurueck gegangen, um ihre erarbeitete Rente/Angespartes in ihrem HeimatLand zu geniessen. Egal, ob es Italiener, Spanier, Griechen, Jugoslaven oder Tuerken waren. Ein Teil der Kinder der ersten Generation blieb in D, ein Teil kehrte wieder nach D zurueck. Es kamen neue dazu, gingen wieder oder blieben. Welche ueberwiegend blieben waren Palaestinenser, Libanese, allgemein Araber, Afghanen, Afrikaner, Pakistani und die aus Indien. Also die Gruppen, die in ihrem Ursprungsland keine finanzielle Persektive sahen, die auch nur annaehrend der in D gleich kommt.
Ich weiss von den Kindern von Spaniern, Jugoslaven und Italienern der ersten Generation, dass sie in ihrer Schule Nachmittags Unterricht in ihrer HeimatSprache hatten. Ob das auch fuer Tuerken galt, weiss ich nicht. Dass Gastarbeiter gaenzlich im Stich gelassen wurde, kann man also nicht sagen.
- Fakt ist, dass sich nicht um eine Integration von Staats wegen bemueht wurde. [Heute sprechen sich immer noch viele Deutsche dagegen aus, trotz der mehr als offensichtlichen Probleme, weil sie ParallelGesellschaften und "wildes" MultiKulti, wie ich es nennen, totaaal toll + problemlos finden].
- Fakt ist, dass das von vielen der Gekommenen auch nicht gewollt war und immer noch abgelehnt wird.
- Fakt ist, dass sich auch sehr viele die blieben sehr gut selbststaendig in die MehrheitsGesellschaft integriert haben. Darunter kenne ich auch einige aus dem Nahen + Mittleren Osten. Weil sie das Land lieb gewonnen haben und das Leben, das in Deutschland geboten wird, sehr schaetzen.
Deutschland muss sich endlich dazu bekennen, dass es ein EinwaderungsLand ist und entsprechend Vorkehrungen fuer die Einwanderer treffen, die aus NichtEULaendern kommen, und auch Forderungen an sie stellen. Inklusive IntegrationsPaket. Mit Asylanten und Fluechtlingen verhaelt es sich etwas anders, da diese nicht als Einwanderer gelten. Sie sollten allerdings ebenfalls unbedingt in IntegrationsMassnahmen kommen, da davon auszugehen ist, dass ein grosser Teil von ihnen ebenfalls bleiben wird.
Dann kam der IS, und anstatt jetzt- spät, aber nicht zu spät, alles zu tun, um zumindest junge Menschen aufzufangen, haben wir gar nichts getan, statt dessen hier was von deutscher Leitkultur gefaselt. Muslimische Intelektuelle können sich hier kaum durchsetzen, die finden in den Medien statt, aber ihre Worte werden nicht gehört, oder man will sie nicht hören, jedenfalls nicht in den Köpfen, auf die es ankäme.
Wie schon angesprochen, die Maenner und Frauen, die sich radikalisieren und Teils zu DAESH gehen, sind mitnichten nur Migranten oder Abgehaengte, darunter befinden sich auch viele Konvertiten/BioDeutsche und Gebildete. Und mitnichten nur Teenager. Das gern postulierte Klischee vom doofen, jungen, ungebildeten und armen Migranten will sich hier nicht stringent abbilden lassen. Siehe das ZDF Interview mit Marwan Abou Taam + meine Ausfuehrungen an Laertes.
Ich finde das Thema Leitkultur [ohne deutsch!] sehr wichtig. Denn genau hier beginnt eines der GrundProbleme: Die fehlende Identifikation der Zugekommenen mit dem neuen Land resp mit den freien, aufgeklaerten Werten. Der Begriff
europaeische LeitKultur wurde uebrigens vom syrisch-deutschen Politikwissenschaftler Bassam Tibi in die politikwissenschaftliche Diskussion eingebracht und spaeter von einigen deutschen Politikern aufgegriffen. In die Begruendung, mit der Tibi die Notwendigkeit einer
europaeischen Leitkultur ausfuehrt, reihe ich mich ein.
Im Rahmen seines umfänglichen publizistischen Schaffens hat Tibi mehrere Begriffe geprägt oder mitgeprägt, darunter Leitkultur, Parallelgesellschaft, Euro-Islam und „Scharia-Islam“. In seiner Theorie vom Traum von der halben Moderne, einer kritischen Auseinandersetzung mit den Entwicklungstendenzen der islamischen Zivilisation, unterscheidet er zwei Aspekte: Zum einen die institutionelle Moderne, welche Wissenschaft und Technik sowie die traditionellen Lebensbereiche besetze, und zum anderen die kulturelle Moderne, die für freiheitliche Grundwerte, Menschenrechte, Demokratisierung und Chancengleichheit stehe. Die halbe Moderne sei demnach eine partielle Modernisierung durch Übernahme der Instrumente insbesondere auf den Gebieten Wissenschaft und Technologie bei gleichzeitiger Ablehnung der kulturellen Moderne, d. h. der Werte und Weltsicht der modernen Welt.
In seinem Buch Die fundamentalistische Herausforderung – Der Islam und die Weltpolitik aus dem Jahr 1992 sieht er den islamischen Fundamentalismus nicht als religiöse Richtung, sondern als Ideologie, die aus der Konfrontation des Islam und der nach seiner Ansicht rückständigen islamischen Welt mit der Moderne entstanden sei. Mit Religion hat der islamische Fundamentalismus, Islamismus und Salafismus nach Bassam Tibis Ansicht wenig zu tun. Der Islamismus als primär sunnitisch-arabische Bewegung ist seiner Ansicht nach als Antwort auf die in der muslimischen Welt nicht bewältigte Globalisierung entstanden. Dem Fundamentalismus gehe es dabei um die Zerstörung von Nationalstaaten und die Errichtung einer islamischen Weltordnung inklusive Scharia.
Angesichts ausgreifender islamistischer Strömungen forderte Tibi 1998 in seinem Buch „Europa ohne Identität“ eine „europäische Leitkultur“ und führte diesen Begriff im Rahmen der Diskussion über die Integration von Migranten in Deutschland gegen einen wertebeliebigen Multikulturalismus ins Feld, auch um der fortschreitenden Ausbildung von Parallelgesellschaften entgegenzuwirken. In diesen Zusammenhang gehört auch seine Forderung, die in die europäischen Staaten eingewanderten Muslime müssten die jeweiligen Rechts- und Verfassungsordnungen ihrer Aufnahmeländer respektieren. Tibi entwirft hierfür die Vision eines Euro-Islam. Vom Konzept einer „deutschen Leitkultur“ distanzierte er sich jedoch („Ich habe immer betont, dass es gefährlich ist, von einer deutschen Leitkultur zu sprechen.")
Man beachte, er schrieb dies bereits 1992 und ergaenzte es 1998 mit den Gedanken zu einer europaeischen LeitKultur und der Notwendigkeit eines EuroIslam.
Meines Erachtens sind es gerade die Gebildeten + Kaempfer aus den muslimischen Reihen, die Europa als glaubwuerdige Vorreiter braucht, als ernstzunehmendes Bindeglied zwischen der MehrheitsGesellschaft und den Hinzugekommenen. Maenner, wie Kizilham, Bassam Tibi, Ahmad Mansour, Mouhanad Khorchide, Ourghi, Abdel-Samad. Frauen wie Seyran Ateş, oder Nahed Selim ect pp. Diese benoetigen die Unterstuetzung der Gesellschaft, voran die der Politiker und ebenso die von "Normal"Muslimen. Wer glaubt, die Probleme mit Rumgeeier oder Diffamierungen [du RechtsKnaller, Fascho, Nazi, Rassist...] weiter aussitzen zu koennen, der irrt sich im wahrsten Sinne des Wortes toedlich.