Selbstverteidigungskurse für Ärzte in Thüringen
In Krankenhäusern und Kliniken kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen im Wartebereich. Aggressive Patienten beleidigen oder greifen das Personal sogar körperlich an. Besonders in den Notaufnahmen der Kliniken häufen sich diese Fälle. Die Krankenhäuser arbeiten deshalb inzwischen zum Teil mit Sicherheitspersonal. Und mancher Arzt denkt über einen Selbstverteidigungskurs nach.
Kathleen Mann aus dem Eichsfeld arbeitet als Oberärztin in einer Klinik. Dort ist sie schon häufiger Patienten begegnet, die pöbeln und ausfallend werden. Und manchmal bleibt es nicht bei verbalen Angriffen, erklärt die Ärztin: "Ich habe schon erlebt, dass Patienten ein Messer im Nachtschrank hatten - und mit dem Messer auf den Arzt los sind." Das sei dann wirklich gefährlich.
Um Ärzte und Helfer besser zu schützen, bietet die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen seit Jahren schon spezielle Seminare an, erklärt die Vorstandsvorsitzende Annette Rommel. Die Teilnehmer setzen sich hier mit Stress-Situationen auseinander und entwickeln Strategien, um Patienten zu beruhigen.
Zunehmende Aggressivität
Das kann ein nettes Lächeln sein oder ein energisches Wort. Aber auch Verteidigungstechniken stehen auf dem Programm. Rommel zufolge habe die zunehmende Aggressivität von Menschen in allen Gesellschaftsbereichen dazu geführt, dass man nun auch Kurse anbiete, in denen Selbstverteidigung gelehrt wird: "Die Ärzte, die für sich eine Notwendigkeit sehen, nehmen das an."
Das sei zwar nicht die übergroße Mehrheit der Ärzte, schränkt sie ein. Doch die Kurse gehören inzwischen zum festen Programm und sollen weitergeführt werden. Einen Grund für den zunehmend rauen Ton in Krankenhäusern und Arztpraxen sieht Annette Rommel im Anspruchsdenken der Patienten. "Ganz oft ist es so, dass Menschen, die verbal aggressiv werden oder andere Menschen angreifen, nicht verstehen, warum bestimmte Maßnahmen ergriffen werden."
Rommel zufolge würden viele Patienten oft nicht verstehen, warum sie warten müssen und ein Rezept nicht sofort bekommen können. Diese Patienten seien dann auch nicht bereit, das zu akzeptieren und mit dem Personal in Kommunikation zu treten.
Wissenschaftler bestätigen diese Beobachtung. Der Konfliktforscher Andreas Zick stellt fest, dass generell egoistische Züge immer stärker hervortreten. Zicks Studien zufolge denke etwa ein Viertel der Bevölkerung, dass es in der Gesellschaft nicht um Solidarität und gegenseitige Hilfe gehe, sondern um den eigenen Vorteil.
Erfahrung mit Gewalt
In einer Umfrage im vergangenen Jahr gaben 38 Prozent der befragten Ärzte an, dass sie schon einmal beleidigt oder beschimpft wurden. Vereinzelt berichteten sie auch von körperlichen Übergriffen.
https://www.mdr.de/nachrichten/politik/ ... W5Bct4yV-A
War es nicht mal so, dass Ärzte alles Mögliche zum Heilen von Krankheiten lernen sollen. Aber nun gehören auch Selbstverteidigungskurse hinzu?
=> Wäre es nicht sinnvoll, dass z.B. nur maximal 2 Angehörige mit in die Notaufnahme dürfen und der Rest muss (Bewacht durch einen Sicherheitsdienst) draußen bleiben?
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!