Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(19 Oct 2018, 08:01)
Das Problem ist bekannt. Die sonstige Gesellschaft hat ebenso ein schiefes Bild von der Bedrohung durch Zuwanderer und Muslime, warum sollte es bei jüdischen Mitbürgern anders sein? Wichtig ist, erstens nicht Menschengruppen zu dämonisieren, zweitens sich die Kluft zwischen Wahrnehmung und realem Risiko deutlich zu machen, drittens nicht verschiedene Opfergruppen und verschiedene Tätermilieus gegeneinander auszuspielen. Nebenher, warum soll ein Muslim oder ein atheistischer Zuwanderer nicht auch mal rechtsradikal sein? Wo willst du die einsortieren? oder zählen die dann doppelt? In der AfD gibt es sogar ein paar Vorzeigejuden, Russlanddeutsche, Muslime. Linksradikale Kurden wie S. Dagdelen gibt's ja auch. Aber zu denen gern einen separaten Strang, nicht hier.
Die jüdische Gesellschaft hat kein schiefes Bild, was den Antisemitismus von Muslimen angeht, die nichtjüdische Gesellschaft hat eins. Im Versuch, jüdische Kritik am musl. Antisemitismus irgendwie zu "verstehen",
verstieg sich Werner Schiffauer, Mitorgansitor der Konferenz "Living with Islamophobia" in der TAZ zu dem bemerkenswerten Satz, Juden und Muslime teilten hier eine Besonderheit: "....sie leben beide in einem
Drittland,in diesem Fall Deutschland".
In einem Drittland, deutsche Juden???
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass nicht nur er das so sieht, wenn permanent versucht wird, musl. Judenhetze für marginal und die Kritk daran für islamophob zu halten, oder wie du das ausdrückst, Täter und Opfer
gegeneinander auszuspielen.
In Frankreich haben in den letzten Jahren 52.000 Juden das Land verlassen, weil es die Regierung, die Presse und Gesellschaft für opportun hielten, das Problem kleinzureden und/oder zu ignorieren.
Wollen wir wirklich akzeptieren, dass hier Muslime "Juden ins Gas" schreien, jüdische Kinder aus den Schulen vertreiben, jüdische Bürger physisch angreifen und ihren Juden- bzw. damit verbundenen Israelhass weiter
ausleben können? Wollen wir warten, bis auch hier Juden aus Hass getötet werden?
Antisemitismus richtet sich gegen uns alle, gegen die gesamte deutsche Gesellschaft, denn deutsche Juden sind ein nicht unerheblicher Teil davon, also muss alles dafür getan werden, dieser Entwicklung entgegen zu treten.
Lösungen zu suchen sollte unser aller Aufgabe sein, statt Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben.
Kurz noch zu dieser Sammelstelle: Es geht dabei nicht darum, Herrn X und Frau Y namentlich an den Pranger zu stellen, es geht darum, antisemitische Vorfälle zentral zu erfassen, um sich ein
besseres Bild zu machen und aktiv werden zu können. Den Verantwortlichen traue ich durchaus zu, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, jenseits von Vorverurteilung und Meinungsmache.