Die EU-Innenminister verabschiedeten letzte Woche eine Erklärung zum Kampf gegen den Antisemitismus.
Vorausgegangen war eine Umfrage der Agentur für Grundrechte mit erschreckenden Ergebnissen:
Das Ergebnis der Studie ist bedrückend: Die Feindseligkeit gegenüber Juden wächst. 89 Prozent geben an, dass Antisemitismus in ihrem jeweiligen Land in den vergangenen fünf Jahren zugenommen habe. 85 Prozent nennen Antisemitismus das größte soziale oder politische Problem, mit dem sie sich konfrontiert sehen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 42676.html
Weiterhin riefen die Innenminister die Mitgliedstaaten dazu auf, die internationale Antisemitismusdefinition der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken zu übernehmen. Diese sei nützlich als Richtlinie in der Bildung und für die Sicherheitsbehörden.
Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Felix Klein begrüßte natürlich die Erklärung, und meinte, um jüdisches Leben besser schützen zu können, bräuchten Polizei und Justiz klare Bestimmungen
und Handlungsanweisungen.
Anfänglich hab ich mich über die Erklärung gefreut, vor allem darüber, dass sich da anscheinend in den Köpfen etwas rührt. Nun, ich freu mich nicht mehr, eigentlich bin ich wütend.
Der ganze Zinnober, um jüdisches Leben besser
schützen zu können? Nicht darin, demjenigen Gedankengut dem Kampf anzusagen, dass diesen Schutz überhaupt nötig macht? Nicht darin, Schulen und andere Bildungseinrichtungen
darin zu unterstützen, schon im Vorfeld gegen Judenhass vorzugehen? Nicht darin, um von unserer Regierungsseite aus klarzustellen, dass auch gegen Israel gerichteter Antisemitismus reiner Judenhass ist?
Nicht darin, auf Moscheenverbände einzuwirken, damit von der Türkei gelenkte Imame nicht den Erdoganschen Judenhass verbreiten?
Nicht darin, von der Floskelkultur, wie die Antisemitsmus-Forscherinn Schwarz-Friesel das nennt, wegzukommen, und endlich mit allen Mitteln gegen den Judenhass an sich vorzugehen?
Der Antisemitismus im Alltag reproduziert und multipliziert die kulturell noch immer tief verankerte Judenfeindschaft. Sie folgt bis heute dem Muster, die Schuld für alles Übel in der Welt den Juden anzudichten. Das antisemitische Ressentiment richtet sich immer gegen die jüdische Existenz an sich – und modern adaptiert gegen das ostentative Symbol jüdischen Lebens: Israel.
Hier liegt der neuralgische Punkt, hier muss die Politik ansetzen, denn die Hass‐ und Hetztiraden gegen den jüdischen Staat sind eben nicht nur an den Rändern, sondern in der Mitte anzutreffen, und sie speisen die Ausbreitung des aktuellen Antisemitismus wie keine andere Kraft.
https://www.juedische-allgemeine.de/pol ... kelkultur/