Antisemitismus

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Vongole
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(29 Oct 2018, 23:47)

Verteidiger von Roger Waters meinen zudem, dass Merkel die israelische Siedlungspolitik ebenfalls mehrfach aufs Schärfste kritisiert habe und ganz gewiss trotzdem keine Antisemitin ist. Und die Bewegung Boycott, Divestment and Sanctions (BDS), bei der Waters offenbar mitgemacht hat, steht zwar zurecht in der Kritik, weil der Boykott israelischer Waren einfach mal unredlich und der falsche Weg ist, um politische Ziele zu erreichen. Aber ob BDS deshalb auch antisemitisch ist, wird durchaus unterschiedlich bewertet. Hier mal ein Pro und ein Kontra:

http://www.taz.de/!5389548/
Klar, wer einen Stern Davids auf einem aufblasbaren Schwein und daneben ein Dollar-Zeichen sieht, denkt zuerst mal an die politische Situation im Nahen Osten, ja?
Hat Waters bestimmt als Bühnendekoration aus lauter Empathie für die armen Palästinenser gewählt.
BDS ist eine zutiefst antisemitische Bewegung, erinnert in ihrem Slogan an die Naziparole "Kauft nicht beim Juden", zielt auf die Zerstörung/Auflösung Israels ab,
ist verbunden mit Terroristen und unterstützt deren Ziele.
Mit Kritik hat das so wenig zu tun wie die Kuh mit dem Fliegen, aber mit Judenhass jede Menge.
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Selina
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(30 Oct 2018, 00:10)

Klar, wer einen Stern Davids auf einem aufblasbaren Schwein und daneben ein Dollar-Zeichen sieht, denkt zuerst mal an die politische Situation im Nahen Osten, ja?
Hat Waters bestimmt als Bühnendekoration aus lauter Empathie für die armen Palästinenser gewählt.
BDS ist eine zutiefst antisemitische Bewegung, erinnert in ihrem Slogan an die Naziparole "Kauft nicht beim Juden", zielt auf die Zerstörung/Auflösung Israels ab,
ist verbunden mit Terroristen und unterstützt deren Ziele.
Mit Kritik hat das so wenig zu tun wie die Kuh mit dem Fliegen, aber mit Judenhass jede Menge.
Tja, das ist das alte Lied und die alte Fragestellung: Ist Kritik an Israels Politik gleichzusetzen mit Antisemitismus? Roger Waters selbst sieht das ja alles etwas anders und weist den Antisemitismus-Vorwurf strikt von sich.

Zitat:

Antisemitismus: Waters wehrt sich in einem offenen Brief

Um eben dieses Schwein geht es. Und um den Davidstern, der an der unteren rechten Seite seines Maules prangt. Der Show, die ­etwa 28 500 Zuschauer in das Frankfurter Stadion lockte, war eine heftige Diskussion vorausgegangen. Ein Besucher von Waters Konzert in Belgien am 18. Juli hatte ein Video von dem Schwein auf der Internetplattform You Tube hochgeladen – prompt hagelte es Kritik von vielen Seiten. Unter anderem von Rabbi Abraham Cooper, dem stellvertretenden Direktor des Simon-Wiesenthal-Centers. Er wirft dem einstigen Mitbegründer der Band Pink Floyd vor, er sei ein Antisemit, „ein bekennender Juden-Hasser“.

Dagegen wehrt sich Waters in einem offenen Brief auf seiner Facebook-Seite: Er fühle sich durch den Vorwurf des Antisemitismus persönlich beleidigt, und weist darauf hin, dass er in seiner Show außer dem Davidstern auch das Kreuz und den Halbmond verwendet. Der Musiker argumentiert, die Symbolik des Davidsterns in „The Wall“ richte sich gegen die Politik des Staates Israel, eines Staates, so Waters, „der Apartheid praktiziert, sowohl innerhalb seiner eigenen Grenzen also auch in den Gebieten, die er seit 1967 besetzt und kolonisiert hat“. Friedlich gegen Israels Innen- und Außenpolitik zu protestieren sei nicht antisemitisch.


https://www.stuttgarter-nachrichten.de/ ... d0202.html
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Wenn Waters den Vorwurf, Israel betreibe Apartheid-Politik, nicht für antisemitisch/antizionistisch hält, dann ist er noch dämlicher, als ich dachte.
Und ob ihn das beleidigt, geht mir persönlich am Achtersteven vorbei.
Was mir aber nicht egal ist, dass Juden sich durch solche "Symbolik" beleidigt, angegriffen und herabgewürdigt sehen, und dass Waters mit BDS aktiv an der Zerstörung des jüdischen Staates Israel arbeitet.


@schoko:
Was Lieberberg angeht, so trifft auf ihn ein Satz von Alexander Roda Roda zu:
"Aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden".
Mit anderen Worten, solange sich Antisemiten auf sich selbst hassende Juden berufen könnnen, gibt ihnen das ein gutes Gefühl der Selbstgerechtigkeit.
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Beitrag von schokoschendrezki »

Vongole hat geschrieben:(30 Oct 2018, 00:34)

Wenn Waters den Vorwurf, Israel betreibe Apartheid-Politik, nicht für antisemitisch/antizionistisch hält, dann ist er noch dämlicher, als ich dachte.
Und ob ihn das beleidigt, geht mir persönlich am Achtersteven vorbei.
Was mir aber nicht egal ist, dass Juden sich durch solche "Symbolik" beleidigt, angegriffen und herabgewürdigt sehen, und dass Waters mit BDS aktiv an der Zerstörung des jüdischen Staates Israel arbeitet.


@schoko:
Was Lieberberg angeht, so trifft auf ihn ein Satz von Alexander Roda Roda zu:
"Aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden".
Mit anderen Worten, solange sich Antisemiten auf sich selbst hassende Juden berufen könnnen, gibt ihnen das ein gutes Gefühl der Selbstgerechtigkeit.
Selbsthass kann ich da bei LIeberberg eigentlich nicht erkennen. Er will strikt trennen zwischen künstlerischer Leistung und politischem Engagement. Ersteres hält er bei Waters/PinkFloyd für genial, zweiteres wie etwa Waters' Engagement bei den Israel-Boykott-Aktionen lehnt er rigoros ab. Nun gehört aber die optische Gestaltung von Pink-Floyd-Konzerten definitiv zum künstlerischen Konzept der Band. Und ein fliegendes Schwein mit einem Davidstern hat eben definitiv eine antisemitische Konnotation. Da führt kein Weg vorbei, Ich sehe da eher eine Art Selbstverliebtheit in ein generationenprägendes Konzept von Rockmusik. Ich war als Pubertierender ja selbst mal glühender Pink-Floyd-Fan. Und sehe das heute eben als das: Als typische Pubertäts-Macke. Ein Angezogensein von Macht, Größe, Pathos, Männlichkeitsphantasien.

Meine Abneigung gegen Wagner, das muss ich zugeben, ist irgendwie auch ein wenig obsessv. Aber: Man muss diesen Text ("Über das Judenthum in der Musik") wirklich mal komplett gelesen haben. Und man muss verstehen, dass Wagner diese Ansichten nicht als spontane Gefühlsentladung verstanden haben wollte. Es gab bei ihm ein thematisches Insistieren auf das Thema. Immer wieder. Und in diesem Text sind - wie kaum sonst irgendwo - die typischen Erzählungen und Stereotype auf den Punkt gebracht und vor allem reproduzierbar in die Welt gesetzt. Nur als ein Beispiel: Der sogenannte definite Singular: Aus "die Juden" wird "der Jude". Alle heißen Itzig. Wobei interessanterweise neben Wagner auch Karl Marx einer derjenigen ist, die sich dieses Singulars bedienen (in "Zur Judenfrage"), Da würde ich dann wirklich von Selbsthass reden. "Der Jude" also sei unfähig zu tatsächlicher, authentischer künstlerischer Artikulation, weil ihm eine tatsächliche Zugehörigkeit fehle und nur aus solchen Zugehörigkeiten authentischer Ausdruck entstehen könne. Das ist eine der zentralern Thesen in "Das Judenthum in der Musik". Es sei immer nur Nachahmung und an die Stelle eines völkischen, nationalen Wir-Zusammenhangs trete die "mauschelnde" Individualität. Künstliches anstelle von Künstlerischem. Ich glaube, dass dieser gedankliche Topos bis tief ins Unterbewusste der westlichen Zivilisation eingesickert ist und sich heute nur in allen möglichen anderen Varianten äußert.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(29 Oct 2018, 23:47)

Verteidiger von Roger Waters meinen zudem, dass Merkel die israelische Siedlungspolitik ebenfalls mehrfach aufs Schärfste kritisiert habe und ganz gewiss trotzdem keine Antisemitin ist. Und die Bewegung Boycott, Divestment and Sanctions (BDS), bei der Waters offenbar mitgemacht hat, steht zwar zurecht in der Kritik, weil der Boykott israelischer Waren einfach mal unredlich und der falsche Weg ist, um politische Ziele zu erreichen. Aber ob BDS deshalb auch antisemitisch ist, wird durchaus unterschiedlich bewertet. Hier mal ein Pro und ein Kontra:

http://www.taz.de/!5389548/
Die politische Situation heute und Mitte, Ende des 19. Jahrhunderts ist nun mal sehr sehr unterschiedlich.

Aber zu Pink FLoyd/Wagner/Antisemitismus noch mal. Das Album mit dem orchestralen Pompwerk "Atom Heart Mother" erschien 1970. Noch vor den großen kommerziellen Erfolgen der Band. Für die meisten ist es inzwischen vergessen und für viele andere zurecht als "ungenießbar" eingestuft. Natürlich handelt es sich musiktechnisch um eine Trivialisierung, um eine Art André-Rieuisierung des Tonkünstlers Wagners. Und dennoch: Die Intentionen der Musiker von Pink FLoyd wie auch des eigentlichen Komponisten und Arrangeurs Ron Geesin gehen ganz eindeutig auf Wagner-Ästhetik zurück oder zumindest auf das, was dafür gehalten wurde. Von der Empfehlung Geesins an die Band, sich mal Wagners Parsifal als Vorbild anzuhören bis hin zum Einsatz von "Wagnertuben" in den bombastischen Orchesterpassagen. (Die übrigens keine Tuben sondern eine spezielle Ausführung von Waldhörnern sind). Eine halb männlich-infantile, halb kommerziell erfolgreiche Begeisterung für: Rausch. Volk. Körper. Pathos. Und - wenn auch vielleicht damals nicht bewusst wahrgenommenem - Gegenkonzept zum vermeintlich künstlichen und vermeintlich jüdischen Intellektualismus. Und Wagner hatte als Juden-Feindbild noch jemanden wie Meyerbeer vor Augen. Wenn er geahnt hätte, dass ein Kafka, ein Freud, ein Einstein ihm folgen würden! "Das Judenthum in der Musik", Bayreuth, Wagner, Pink Floyd, Roger Waters, das Schwein mit dem Davidstern ... es gehört zusammen!
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Oct 2018, 08:06)

Die politische Situation heute und Mitte, Ende des 19. Jahrhunderts ist nun mal sehr sehr unterschiedlich.

Aber zu Pink FLoyd/Wagner/Antisemitismus noch mal. Das Album mit dem orchestralen Pompwerk "Atom Heart Mother" erschien 1970. Noch vor den großen kommerziellen Erfolgen der Band. Für die meisten ist es inzwischen vergessen und für viele andere zurecht als "ungenießbar" eingestuft. Natürlich handelt es sich musiktechnisch um eine Trivialisierung, um eine Art André-Rieuisierung des Tonkünstlers Wagners. Und dennoch: Die Intentionen der Musiker von Pink FLoyd wie auch des eigentlichen Komponisten und Arrangeurs Ron Geesin gehen ganz eindeutig auf Wagner-Ästhetik zurück oder zumindest auf das, was dafür gehalten wurde. Von der Empfehlung Geesins an die Band, sich mal Wagners Parsifal als Vorbild anzuhören bis hin zum Einsatz von "Wagnertuben" in den bombastischen Orchesterpassagen. (Die übrigens keine Tuben sondern eine spezielle Ausführung von Waldhörnern sind). Eine halb männlich-infantile, halb kommerziell erfolgreiche Begeisterung für: Rausch. Volk. Körper. Pathos. Und - wenn auch vielleicht damals nicht bewusst wahrgenommenem - Gegenkonzept zum vermeintlich künstlichen und vermeintlich jüdischen Intellektualismus. Und Wagner hatte als Juden-Feindbild noch jemanden wie Meyerbeer vor Augen. Wenn er geahnt hätte, dass ein Kafka, ein Freud, ein Einstein ihm folgen würden! "Das Judenthum in der Musik", Bayreuth, Wagner, Pink Floyd, Roger Waters, das Schwein mit dem Davidstern ... es gehört zusammen!
Danke für die Hintergründe. Bin immer großer Pink-floyd-Fan gewesen, wir haben bis auf das von dir erwähnte alle Alben (was damals in der DDR ein absoluter finanzieller und organisatorischer Kraftakt war, die zu kriegen), aber so hab ich das nie gesehen. Werd mal drüber nachdenken und einen nahen Angehörigen fragen, der als wirklicher Kenner von Roger Waters und Pink floyd gilt. Mal sehen, was der dazu sagt. Ansonsten fänd ich es sehr sehr schade, wenn hinter dieser Musik und diesen Texten wirklich Antisemitismus stecken würde. Uns alle hat das damals immer sehr bewegt, was die musikalisch und auch textlich gemacht haben. Aber Parallelen zum Antisemiten Wagner? Nee, haben wir nicht gesehen. Aber wie gesagt, ich frag mal unseren Familien-Pink-floyd-Kenner ;) Ansonsten finde ich die heutigen Aktionen von Roger Waters (von denen ich bis zu deiner Bemerkung gar nichts wusste) sehr überzogen, zumal doch jeder weiß, was gerade wieder für ein Klima weltweit herrscht. Und dennoch muss es meines Erachtens möglich sein, die Politik Netanjahus kritisch betrachten zu dürfen, ohne als Antisemit und Feind Israels zu gelten. Bei mir zum Beispiel hat sowas eher kapitalismuskritische Hintergründe. Ich glaube auch, wenn man da sehr vorsichtig und differenziert rangeht, müsste doch eigentlich deutlich werden, dass einem nichts fremder ist als Antisemitismus. Ich selbst würde mich entschieden dagegen verwahren, falls mich jemand in diese Schublade stecken wollte. Mal ganz unabhängig von Roger Waters. Was hälst du denn selbst von Netanjahu und seiner Politik gegenüber den Palästinensern und von seiner Nähe zum Rechtspopulisten Trump?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Quatschki »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Oct 2018, 21:45)
.... bei Aufführung des Stücks "Nathan der Weise" des jüdischen Dichters Lessing ...
Anmerkung dazu: Lessing war kein Jude, sondern Lutheraner und ist auch nie aus Deutschland herausgekommen.
Und sein Stück "Nathan der Weisse", mit dem hierzulande Generationen von Schulkindern malträtiert werden, offenbart viel von jener Gutmenschen-Naivität, mit der die Deutschen gern die Welt betrachten, die sie selbst nie erlebt haben.
in arabisch oder hebräisch gibt es noch nicht mal einen Wikipedia-Eintrag weder von Lessing, noch von seinem bekanntesten Stück.
Die können vermutlich mit dem Stoff und der Botschaft dieses sächsischen Geistesmannes einfach nichts anfangen.
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Marmelada
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Marmelada »

Vongole hat geschrieben:(28 Oct 2018, 17:53)

Hier gehts aber nicht um seine Qualitäten als Comedian, oder bist du der Meinung, Nichtgefallen rechtfertigt Antisemitismus?
Nun ja, Polak nutzt selbst "Comedy-Qualitäten", mit denen Böhmermann zu Recht in die Kritik gerät. Und damit meine ich nicht einmal Sprüche wie „Ich fick gerade eine Zigeunerin. Beim Petting weißt du nie, ob sie dich oder deine Wertsachen abtastet.“, sondern die Diffamierung von Personen live auf der Bühne:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-129339538.html
Polak: Dann entdeckte ich in der dritten Reihe ein siebenjähriges Mädchen, das mit so einem dubiosen Typen da war. Eine Siebenjährige in einer Late-Night-Show! Das kann ich als Komiker nicht liegen lassen. Ich sagte der Kleinen, dass ich für sie hoffte, der Typ neben ihr sei ihr Vater - "sonst könntest du nachher auf dem Heimweg noch richtige Probleme kriegen". Dann fragte ich sie, wie alt sie sei. Sieben, sagte sie. Ach, leider zu alt für mich.

SPIEGEL: Oje.

Polak: Superschäbiger, mieser Gag, ich weiß, aber ich mag den. Das Publikum hat gebuht wie verrückt. Ich ging von der Bühne, und der Moderator entschuldigte sich anschließend für mich.
Das Gesamtwerk Polaks kenne ich nicht, aber was man auf youtube so findet, ist tatsächlich "ultrakrasse Ficki-Ficki-Comedy", wie Böhmermann es nennt. Ultrakrass durch häufige Einbeziehung von Pädophilie-"Witzen". Ansonsten noch "Witze" mit Anne Frank und so, die ich persönlich auch nicht witzig oder zum Nachdenken anregend finde, aber das müssten Holocaust-Opfer natürlich selbst beurteilen, ob Polak das darf.

Für mich steht aber fest, dass Polaks Austeiler-Qualitäten mindestens genauso gefestigt sind wie seine Empfindsamkeit auf die eigene Person.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Quatschki hat geschrieben:(30 Oct 2018, 10:17)

Anmerkung dazu: Lessing war kein Jude, sondern Lutheraner und ist auch nie aus Deutschland herausgekommen.
Autsch. Danke. Ja. Da hast Du mich jetzt aber auf dem falschen Fuß erwischt. Wahrscheinlich hat mich als pubertierender Schüler die Erörterung der "Ringparabel" auch irgenndwie genervt.

Hier gehts aber um was anderes. Der Antisemitismus von Richard Wagner war exzeptionell. Das steht fest. Wagner wurde nicht einfach so und ungefragt instrumentalisiert. Der wollte genau so verstanden werden, wie er es in "Das Judenthum in der Musik" beschrieben hat. Als (natürlich kritisch kommentierten) Text könnte man Schülern die Wesenszüge des Antisemitismus im 19. Jahrhundert anhand dieses Pamphlets wohl kaum anschaulicher beschreiben.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(30 Oct 2018, 08:52)

Danke für die Hintergründe. Bin immer großer Pink-floyd-Fan gewesen, wir haben bis auf das von dir erwähnte alle Alben (was damals in der DDR ein absoluter finanzieller und organisatorischer Kraftakt war, die zu kriegen), aber so hab ich das nie gesehen. Werd mal drüber nachdenken und einen nahen Angehörigen fragen, der als wirklicher Kenner von Roger Waters und Pink floyd gilt. Mal sehen, was der dazu sagt. Ansonsten fänd ich es sehr sehr schade, wenn hinter dieser Musik und diesen Texten wirklich Antisemitismus stecken würde. Uns alle hat das damals immer sehr bewegt, was die musikalisch und auch textlich gemacht haben. Aber Parallelen zum Antisemiten Wagner? Nee, haben wir nicht gesehen. Aber wie gesagt, ich frag mal unseren Familien-Pink-floyd-Kenner ;) Ansonsten finde ich die heutigen Aktionen von Roger Waters (von denen ich bis zu deiner Bemerkung gar nichts wusste) sehr überzogen, zumal doch jeder weiß, was gerade wieder für ein Klima weltweit herrscht. Und dennoch muss es meines Erachtens möglich sein, die Politik Netanjahus kritisch betrachten zu dürfen, ohne als Antisemit und Feind Israels zu gelten. Bei mir zum Beispiel hat sowas eher kapitalismuskritische Hintergründe. Ich glaube auch, wenn man da sehr vorsichtig und differenziert rangeht, müsste doch eigentlich deutlich werden, dass einem nichts fremder ist als Antisemitismus. Ich selbst würde mich entschieden dagegen verwahren, falls mich jemand in diese Schublade stecken wollte. Mal ganz unabhängig von Roger Waters. Was hälst du denn selbst von Netanjahu und seiner Politik gegenüber den Palästinensern und von seiner Nähe zum Rechtspopulisten Trump?
Der Bombastismus der Pink-Floyd-Musik ist für mich zunächst mal mein eigener selbstkritischer Blick auf meine eigene pubertäre musikgeschmackliche Verwirrtheit. Das gehört eigentlich nicht hierher. Erst viel viel später, anlässlich eines der letzten Pink-Floyd-Konzerte überhaupt (in Lissabon 1994 und ohne Roger Waters) ist mir endgültig ein Licht aufgegangen, dass das Musik für VW-Manager und zum Sektanstoßen ist. Nix für kreative Menschen.

Netanjahu halte ich, um es kurz zu sagen, für einen ebensolchen Opportunisten wie Viktor Orbán, den er trotz staatlicher antisemitischer Kampagnen in Ungarn anlässlich eines Staatsbesuchs im Juli diesen Jahres für (wörtlich!) "einen wahren Freund Israels" hält. Dies schlicht einen "Irrtum" zu nennen, wäre noch der vorsichtigste Versuch einer Kritik.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von ThorsHamar »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Oct 2018, 13:19)

Autsch. Danke. Ja. Da hast Du mich jetzt aber auf dem falschen Fuß erwischt. Wahrscheinlich hat mich als pubertierender Schüler die Erörterung der "Ringparabel" auch irgenndwie genervt.

Hier gehts aber um was anderes. Der Antisemitismus von Richard Wagner war exzeptionell. Das steht fest. Wagner wurde nicht einfach so und ungefragt instrumentalisiert. Der wollte genau so verstanden werden, wie er es in "Das Judenthum in der Musik" beschrieben hat. Als (natürlich kritisch kommentierten) Text könnte man Schülern die Wesenszüge des Antisemitismus im 19. Jahrhundert anhand dieses Pamphlets wohl kaum anschaulicher beschreiben.
Ja, so ist es. Das IST Antisemitismus und ich habe mich schon immer gewundert, warum das von der aufgeklärten Gesellschaft einfach ignoriert oder wenigstens als irgendwie unerheblich beiseite geschoben wird....
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

ThorsHamar hat geschrieben:(30 Oct 2018, 13:40)

Ja, so ist es. Das IST Antisemitismus und ich habe mich schon immer gewundert, warum das von der aufgeklärten Gesellschaft einfach ignoriert oder wenigstens als irgendwie unerheblich beiseite geschoben wird....
WIrd ja nicht durchgängig. 2013 gabs in Düsseldorf eine "Tannhäuser"-Inszenierung mit SS-Schergen und Gaskammern ... und entsprechenden Skandalen. Aber ich fürchte, das wird uns in der politischen Auseinandersetzung mit dem aktuellen Antisemitismus kaum weiterhelfen. Es zeigt nur, dass das ganze Thema keineswegs abgeschlossen ist. Kritische Diskussionen wären gut. Man hat aber bei solchen Beispielen eher den Eindruck, dass man da so eine Art kulturelle Angstlust an den Abgründen auskostet.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Vongole hat geschrieben:(29 Oct 2018, 16:33)

Nein, natürlich ist so ein Urteil u.U. nur für andere abschreckend, verändern wird es weder die Beiden noch andere Judenhasser.

Der Mörder von Pittsburgh lebt sicherlich in einer kranken Eigenwelt, aber auch in einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft, die Hass schürt, auch gegen Juden.
Da hilft weder hüben noch drüben eine Beretta - obwohl in Pittsburgh Wachen vor der Synogoge wie hier das Schlimmste wohl verhindert hätten - sondern ein solidarisches Gemeinschaftsgefühl,
welches Antisemitimus in jeder Form ächtet und bekämpft.
gab.com, die social media platform, auf der der Attentäter bevorzugt schrieb, ist inzwischen offline und nur mit einem allgemein formulierten Statement zu sehen. Aber mit der Google-SUche "jews site:gab.com" sieht man gerade noch, worums da jüngst so ging:
"Jewish billionaires funding the left just like they funded the Bolshevik Revolutions ..."
"In the 1920s and 30s the Jew dominated the black entertainment industry just as now, they owned most (if not all) of the Jazz clubs"
"Who's sick of the Jews sending Satanic drag queens into our kindergartens? Who's sick of the white girl hooking up with the black guy on every Hollywood Jew "
"Trump Knows Jews are Evil."

usw. usf.

Eigentlich waren die USA bis vor kurzem weitgehend antisemitismusfrei. Wenn man der New Yorker Tante von Polak glaubt.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Menschen hassten und hassen Juden aus einem einzigen Grund: Weil sie Juden sind.
Um diesen Hass zu "rechtfertigen" und zu verbreiten, setzten sie Lügen und Verschwörungstheorien in die Welt, tun das bis heute und geben dem Hass neue Nahrung.
Warum sie das tun? Siehe oben.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Oct 2018, 13:35)

Der Bombastismus der Pink-Floyd-Musik ist für mich zunächst mal mein eigener selbstkritischer Blick auf meine eigene pubertäre musikgeschmackliche Verwirrtheit. Das gehört eigentlich nicht hierher. Erst viel viel später, anlässlich eines der letzten Pink-Floyd-Konzerte überhaupt (in Lissabon 1994 und ohne Roger Waters) ist mir endgültig ein Licht aufgegangen, dass das Musik für VW-Manager und zum Sektanstoßen ist. Nix für kreative Menschen.

Netanjahu halte ich, um es kurz zu sagen, für einen ebensolchen Opportunisten wie Viktor Orbán, den er trotz staatlicher antisemitischer Kampagnen in Ungarn anlässlich eines Staatsbesuchs im Juli diesen Jahres für (wörtlich!) "einen wahren Freund Israels" hält. Dies schlicht einen "Irrtum" zu nennen, wäre noch der vorsichtigste Versuch einer Kritik.
Also da war ganz und gar nicht alles "bombastisch". Vera, Mother, solche Wahnsinnstitel im Zusammenhang mit Wagner zu nennen... ich weiß nicht. Oder das herrliche Experimentalstück (für damalige Zeiten eine Sensation) Several Species of Small Furry Animals... und viele andere Titel. Da gibts im Laufe ihrer Karriere auch viele leise, ganz spezielle Töne. The Dark Side of the Moon... Wish You Were Here... Animals. Aber gut, dass du dich hier traust, solch eine Netanjahu-Kritik auf Anfrage von mir zu äußern. Obwohl diese Orban-Sympathie-Bekundung ja nur ein Aspekt ist, es gäbe noch mehr Kritisches zu seiner Politik anzumerken.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von PeterK »

Selina hat geschrieben:(31 Oct 2018, 08:20)
Wie ist deine Meinung zur Politik von Netanjahu?
Welchen Teil seiner Politik meinst Du? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was er in der Bildungs-, Sozial- oder Wirtschafts-Politik tut. Soweit ich weiß, ist die ökonomische Entwicklung positiv.

Dass er sich entschieden hat, Gaza nach der Beersheba-Attacke nicht anzugreifen, war vermutlich klug und dass er die Millionenzahlungen aus Katar nicht an die Hamas durchlässt, ist vermutlich auch nicht dumm.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Alexyessin »

Sorry, aber für Israelische Innenpolitik bitte im Forum 35
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Antisemitismus

Beitrag von PeterK »

Alexyessin hat geschrieben:(31 Oct 2018, 08:46)
Sorry, aber für Israelische Innenpolitik bitte im Forum 35
Ok.

Zum Thema Antisemitismus und "Netanjahu-Kritik": Ich verstehe nicht, warum Deutsche meinen, sich in "Israel-Kritik" oder "Israelischer-Regierungschef-Kritik" üben zu müssen. So etwas kommt mir immer vor wie eine Art Ersatzhandlung. Es gibt soviel "Kritikwürdiges" im eigenen Land und in der näheren Nachbarschaft, da muss man nicht in die Ferne des Nahen Ostens ;) schweifen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(30 Oct 2018, 20:14)
Also da war ganz und gar nicht alles "bombastisch". Vera, Mother, solche Wahnsinnstitel im Zusammenhang mit Wagner zu nennen... ich weiß nicht. Oder das herrliche Experimentalstück (für damalige Zeiten eine Sensation) Several Species of Small Furry Animals... und viele andere Titel. Da gibts im Laufe ihrer Karriere auch viele leise, ganz spezielle Töne. The Dark Side of the Moon... Wish You Were Here... Animals.
Ich muss aufpassen, wovon ich schreibe, um nicht wieder verwanrt oder gesperrt zu werden. Roger Waters und die Gestaltung der Rockshows der späteren Pink FLoyds weisen eindeutig antisemitisch konnotierte Elemente auf. Und Richard Wagners "Über das Judenthum in der Musik" ist ein, wenn nicht das Musterbeispiel für die Art von Antisemitismus, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an der Tagesordnung war. Mit einer völlig anderen politischen Situation. DIe Shoah lag in der Zukunft, den Staat Israel gab es (noch) nicht. Ein nicht geringer Teil der Menschen in Europa mit jüdischer Herkunft war von dem geprägt, was man "Assimilation" zu nennen pflegt. Und dann gab es in den sozialen Millieus, in denen in Europa Menschen jüdischer Herkunft lebten, noch mal große innere Unterschiede. Im Wesentlichen Unterschiede zwischen Osteuropa und RUssland auf der einen und Westeuropa auf der anderen Seite. Umso bemerkenswerter ist, dass sich die antiemitischen Klischees, wie sie ja eben auch in Wagners Pamphlet zu lesen sind, bis in die heutige, pollitisch völllig andere Zeit gehalten haben.
Aber gut, dass du dich hier traust, solch eine Netanjahu-Kritik auf Anfrage von mir zu äußern. Obwohl diese Orban-Sympathie-Bekundung ja nur ein Aspekt ist, es gäbe noch mehr Kritisches zu seiner Politik anzumerken.
Ja sicher. Wir müssen in politischen Diskussionen die Widersprüchlichkeit der realen Welt im Auge haben. Auch der bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Lech Kaczynski galt als einer der engsten Freunde Israels. Und hatte gleichzeitig - wie sein Bruder - gute Beziehungen zum Sender Radio Maryja, der zum Teil ganz offen und unverholen sehr antisemitische Thesen vertritt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Alexyessin hat geschrieben:(31 Oct 2018, 08:46)

Sorry, aber für Israelische Innenpolitik bitte im Forum 35
Ok, geht klar, Alexyessin. Diese Diskussion über einzelne Politiker Israels und ihre politischen Entscheidungen kommt nur dann auf, wenn man ganz klar zwischen Antisemitismus und Kritik an politischen Haltungen unterscheiden will. Es kommt da zu oft der Vorwurf, dass diese Kritik gleichzusetzen sei mit Antisemitismus. Und das finde ich nicht ok. Aber ich höre jetzt auf damit. Wollte es nur klarstellen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(31 Oct 2018, 09:15)

Ich muss aufpassen, wovon ich schreibe, um nicht wieder verwanrt oder gesperrt zu werden. Roger Waters und die Gestaltung der Rockshows der späteren Pink FLoyds weisen eindeutig antisemitisch konnotierte Elemente auf. Und Richard Wagners "Über das Judenthum in der Musik" ist ein, wenn nicht das Musterbeispiel für die Art von Antisemitismus, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an der Tagesordnung war. Mit einer völlig anderen politischen Situation. DIe Shoah lag in der Zukunft, den Staat Israel gab es (noch) nicht. Ein nicht geringer Teil der Menschen in Europa mit jüdischer Herkunft war von dem geprägt, was man "Assimilation" zu nennen pflegt. Und dann gab es in den sozialen Millieus, in denen in Europa Menschen jüdischer Herkunft lebten, noch mal große innere Unterschiede. Im Wesentlichen Unterschiede zwischen Osteuropa und RUssland auf der einen und Westeuropa auf der anderen Seite. Umso bemerkenswerter ist, dass sich die antiemitischen Klischees, wie sie ja eben auch in Wagners Pamphlet zu lesen sind, bis in die heutige, pollitisch völllig andere Zeit gehalten haben.

Ja sicher. Wir müssen in politischen Diskussionen die Widersprüchlichkeit der realen Welt im Auge haben. Auch der bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Lech Kaczynski galt als einer der engsten Freunde Israels. Und hatte gleichzeitig - wie sein Bruder - gute Beziehungen zum Sender Radio Maryja, der zum Teil ganz offen und unverholen sehr antisemitische Thesen vertritt.
Diese von dir geschilderten Hintergründe sind alle sehr interessant und gehören doch ganz klar zum Thread-Thema "Antisemitismus". Ich wüsste nicht, warum du da sanktioniert werden solltest. Aber ich weiß: Gebranntes Kind scheut das Feuer ;)

Nochmal, bei Pink floyd sehe ich das Ganze etwas anders (siehe Stichwort "Kritik an Israels zeitweiliger Politik gegenüber den Palästinensern und gegenüber Rechtspopulisten ist nicht identisch mit Antisemitismus"), aber bei Wagner bin ich ganz deiner Ansicht. Zu Pink floyd und Roger Waters will ich mich erst noch bei unsrem Familien-Experten genauer informieren.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von PeterK »

Selina hat geschrieben:(31 Oct 2018, 09:47)
Es kommt da zu oft der Vorwurf, dass diese Kritik gleichzusetzen sei mit Antisemitismus. Und das finde ich nicht ok.
Damit bist Du doch wieder beim Strangthema.

Ich sehe das ein bisschen anders und frage mich dann doch hin und wieder, woher diese Obsession stammt, die Regierung bzw. die Politik des einzigen demokratischen Rechtsstaats in der Region "kritisieren" zu wollen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Alexyessin »

Ich weiß´das es schwerfällt, aber genau die gleiche Diskussion gibt es bereits im Forum 35. Bitte jetzt hier nicht weiter über die Kritik an der Regierung Israel - berechtigt oder nicht - abfassen. Ja, das gehört natürlich ebenfalls auf die Antisemtismus Schiene, ist aber wirklich im 35er gut aufgehoben. Ich danke.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von streicher »

prime-pippo hat geschrieben:(04 Jul 2013, 09:51)
Ich zitiere diesbezüglich immer Ernst Nolte:
„Von Antisemitismus sollte eigentlich erst gesprochen werden, wenn der Kampf gegen die Juden zum Zentrum einer Ideologie wird und wenn den Juden als solchen und insgesamt die Schuld an einer verhängnisvollen Entwicklung zugesprochen wird.“
Dann zitiere ich mal die Bibel:
"Die Juden haben sogar Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet; auch uns haben sie verfolgt. Sie mißfallen Gott und sind Feinde aller Menschen."(1 Thess. 2, 15-16)
Ist das der Vater der antijudaistischen Verschwörungstheorien?
Ich habe mich lange gefragt, warum die Juden gerade in christlich geprägten Gesellschaften über bald zwei Jahrtausende so massiv verfolgt worden sind. Selbst Luther hat gegen sie gewettert. Aber mit dem oben zitierten Vers (und weiteren) lässt sich das einfach erklären. Die Christen haben sich schon im ersten Jahrhundert Feinde erwählt, auch aus Konkurrenzgründen.

[Interessant finde ich übrigens auch, dass eine Schuldzuweisung erfolgt, obwohl Gott doch geplant hat, dass sein Sohn stirbt - aber das nur am Rande]
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Nov 2018, 15:59)

Weil Mechanismen wie Selbsterhöhung durch soziale Ausgrenzung anderer, Abreaktion eigener Minderwertigkeitskomplexe, die Präsentation eines angeblichen "Feinds" zur Ablenkung von eigenen Missständen, die Suche nach selbstgefälligen Erklärungen für die eigene Selbstunwirksamkeit usw. usf. bereits längst untersuchte und benannte Ursachen und Mechanismen für den Hass auf die "Juden" genannte Projektion von Antisemiten sind.
Glasklare Analyse! Die trifft im Übrigen auch auf die Ausgrenzung von aus Kriegs- und Krisengebieten geflohenen Menschen zu, ebenso auf die Diskriminierung Homosexueller und politisch Andersdenkender. Selbsterhöhung durch soziale Ausgrenzung anderer, Abreaktion eigener Minderwertigkeitskomplexe. Genau.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Ja, mit dem religiösen Judenhass begann das, was wir heute Antisemitismus nennen, nur hatte der nichts, aber schon gar nichts mit der Thora zu tun.
Juden wurden schon verfolgt, da gab es noch gar keine Christen, und wer bei Religion allein die Schuld sucht, hat nichts verstanden.
Wer der Thora, sprich den Juden selbst die Schuld am Antisemitismus gibt, ist gelinde ausgedrückt ein Geschichtsfälscher.
Was ich nicht gelinde ausdrücken möchte, erspar ich dir. Bedank dich bei der Netiquette des Forums.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Hier ist dann erst mal Schluss mit lustig . . . zur Abkühlung der erhitzen Gemüter

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Moses hat geschrieben:(01 Nov 2018, 22:12)

Hier ist dann erst mal Schluss mit lustig . . . zur Abkühlung der erhitzen Gemüter

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wieder offen, bitte sachlich und ohne persönliche Angriffe und Diffamierungen eiter diskutieren

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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

PeterK hat geschrieben:(31 Oct 2018, 09:05)

Ok.

Zum Thema Antisemitismus und "Netanjahu-Kritik": Ich verstehe nicht, warum Deutsche meinen, sich in "Israel-Kritik" oder "Israelischer-Regierungschef-Kritik" üben zu müssen.
Kritisieren kann man alles, die Zeitungen sind voll damit.
Da haben wir Trump-Kritik, Russlandkritik, EU-Kritik, Griechenkritik, Kritik an China, Maduro-Kritik, Musevini-Kritik, Macron-Kritik, Kim-Kritik, Duterte-Kritik...

Beim Antisemitismus geht es nicht um eine Kritik an Personen oder Vorgängen sondern um die Bebilderung eines von dem geschilderten unabhängigen, bereits vorher feststehenden Urteil. Nicht jede Kritik an Personen, die eben auch Juden sind, hat etwas mit Antisemitismus zu tun. Nicht einmal jede unfaire Kritik.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von BingoBurner »

Vongole hat geschrieben:(01 Nov 2018, 18:30)

Ja, mit dem religiösen Judenhass begann das, was wir heute Antisemitismus nennen, nur hatte der nichts, aber schon gar nichts mit der Thora zu tun.
Juden wurden schon verfolgt, da gab es noch gar keine Christen, und wer bei Religion allein die Schuld sucht, hat nichts verstanden.
Wer der Thora, sprich den Juden selbst die Schuld am Antisemitismus gibt, ist gelinde ausgedrückt ein Geschichtsfälscher.
Was ich nicht gelinde ausdrücken möchte, erspar ich dir. Bedank dich bei der Netiquette des Forums.
Ich denke mittlerweile Antisemitismus ist eine Form des puren..................................NEIDES.

Und es gibt ja den "doitschen" Spruch....Neid ist die höchste Form der Anerkennung.
Bitte nicht falsch verstehen.

Ich kapiere es einfach nicht warum man Menschen von vornherein misstraut nur weil sie eine andere Hautfarbe oder Kultur haben.
Ich gebe zu ich habe das alles unterschätzt gerade hier in Deutschland.
Weißt du noch ?

[youtube][/youtube]

Keine Ahnung ob du Jüdin bist aber wenn ja. DU KANNST STOLZ DARAUF SEIN :) :)
Keine Bange, das soll kein einschleimen in bessere Kreise sein :D

"Glück ist keine Superheldenkraft......Doch....ok treffen wir uns in der Mitte.....Nein....Doch" :)


[youtube][/youtube]
Dont take your organs to heaven !
Heaven knows we need them here !

Dinge, die Impfgegner sagen : https://www.facebook.com/impfgegnerzitate/

Sleep On The Floor https://www.youtube.com/watch?v=v4pi1LxuDHc
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

BingoBurner hat geschrieben:(10 Nov 2018, 09:52)

Ich denke mittlerweile Antisemitismus ist eine Form des puren..................................NEIDES.

Und es gibt ja den "doitschen" Spruch....Neid ist die höchste Form der Anerkennung.
Bitte nicht falsch verstehen.

Ich kapiere es einfach nicht warum man Menschen von vornherein misstraut nur weil sie eine andere Hautfarbe oder Kultur haben.
Ich gebe zu ich habe das alles unterschätzt gerade hier in Deutschland.
Weißt du noch ?
(..)

Keine Ahnung ob du Jüdin bist aber wenn ja. DU KANNST STOLZ DARAUF SEIN :) :)
Keine Bange, das soll kein einschleimen in bessere Kreise sein :D

"Glück ist keine Superheldenkraft......Doch....ok treffen wir uns in der Mitte.....Nein....Doch" :)
(..)
Ja, Antisemitismus fußt sicherlich auch auf Neid, Eifersucht auf die "Auserwähltheit", wie z.B. Freud schrieb:

„Es ist die Religion des Urvaters, an die sich die Hoffnung auf Belohnung, Auszeichnung, endlich auf Weltherrschaft knüpft. Diese letzte Wunschphantasie, vom jüdischen Volk längst aufgegeben, lebt noch heute bei den Feinden des Volkes im Glauben an die Verschwörung der ‚Weisen von Zion’ fort.“

Und, wie Salzborn schreibt, in offenen oder verdeckten Ängsten vor dem Judentum und seiner unterstellten unheimlichen und damit letztlich von Antisemiten als potenziell vernichtend angenommenen Macht.

Nein, Bingo, ich bin keine Jüdin, muss man ja auch nicht sein, um Antisemitismus zutieftst zu verachten und zu bekämpfen.
Im Gegenteil, ich sehe es gerade als Aufgabe der nicht jüdischen Bevölkerung an, überall dagegen aufzustehen, wo Judenhass seine hässliche Fratze zeigt.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Raul71 »

Vongole hat geschrieben:(10 Nov 2018, 16:28)

Ja, Antisemitismus fußt sicherlich auch auf Neid, Eifersucht auf die "Auserwähltheit", wie z.B. Freud schrieb:

„Es ist die Religion des Urvaters, an die sich die Hoffnung auf Belohnung, Auszeichnung, endlich auf Weltherrschaft knüpft. Diese letzte Wunschphantasie, vom jüdischen Volk längst aufgegeben, lebt noch heute bei den Feinden des Volkes im Glauben an die Verschwörung der ‚Weisen von Zion’ fort.“

Und, wie Salzborn schreibt, in offenen oder verdeckten Ängsten vor dem Judentum und seiner unterstellten unheimlichen und damit letztlich von Antisemiten als potenziell vernichtend angenommenen Macht.

Nein, Bingo, ich bin keine Jüdin, muss man ja auch nicht sein, um Antisemitismus zutieftst zu verachten und zu bekämpfen.
Im Gegenteil, ich sehe es gerade als Aufgabe der nicht jüdischen Bevölkerung an, überall dagegen aufzustehen, wo Judenhass seine hässliche Fratze zeigt.
Ich glaube nicht mehr, dass das gelingt. Es sind schon zuviele davon ins Land gekommen. Es ist auch kein Neid, sondern schon eher tiefgründiger Hass.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Ach ja, ich vergaß, wir haben ja nur zugewanderte Antisemiten in Deutschland. :rolleyes:
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Raul71 »

Vongole hat geschrieben:(10 Nov 2018, 18:34)

Ach ja, ich vergaß, wir haben ja nur zugewanderte Antisemiten in Deutschland. :rolleyes:
Nicht nur, aber Maus zu Elefant. Judenfeindlichkeit war bis dahin kein Thema mehr, außer bei ein paar Verrückten.
Auch der ZR der Juden kommt jetzt nicht mehr umhin, die Realität anzusprechen. Er warnt massiv und ist höchst besorgt.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/ze ... t-100.html
Zahlreiche Flüchtlinge und Migranten bringen aus ihrer Heimat eine antisemitische Grundeinstellung mit. Der Zentralrat der Juden ist höchst besorgt.
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland warnt vor einem "zugewanderten arabisch-islamischen Antisemitismus". Viele Flüchtlinge und Migranten seien geprägt von "Regimes, in denen Antisemitismus zur Staatsräson gehört", sagte Abraham Lehrer dem epd.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Mäuse, die bisher erfolgreich der Falle entgangen sind, sollten besser aufhören, von Elefanten zu piepsen, und mal lesen, was der Zentralrat über Mäuse zu sagen hat.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Fliege »

Vongole hat geschrieben:(10 Nov 2018, 16:28)
Im Gegenteil, ich sehe es gerade als Aufgabe der nicht jüdischen Bevölkerung an, überall dagegen aufzustehen, wo Judenhass seine hässliche Fratze zeigt.
Und warum wird dieses Bemühen, "dagegen aufzustehen, wo Judenhass seine hässliche Fratze zeigt", als Islamophobie verunglimpft?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Chajm »

Vongole hat geschrieben:(10 Nov 2018, 18:34)

Ach ja, ich vergaß, wir haben ja nur zugewanderte Antisemiten in Deutschland. :rolleyes:
Solang jene Partei, deren politischen Zielen der von Dir angesprochene Juser zugetan zu sein scheint, einen Herrn G. in BaWue zur Gefolgschaft zaehlt, einen anderen Herrn in ihren Reihen hat, der die zwoelf Jahre des "Tausendjaehrigen Reiches" mit Millionen Toten als Vogelschiss bezeichnet und ein anderer Fuehrer jener Partei ein Denkmal fuer die der Endloesung zugefuehrten Juden als "Denkmal der Schande" abqualifiziert - solang waere es vielleicht angezeigt, zuerst in den eigenen (festgeschlossenen) Reihen fuer Ordnung zu sorgen.
Und weil es grad passt - der in einem vorherigen Beitrag erwaehnte Herr Lehrer vom ZJD antwortete im wohl gleichen Interview mit dem epd auf die Frage, ob die AfD eine antisemitische Partei sei:
"Zumindest schafft sie ein Terrain, auf dem Antisemitismus wachsen und offen auftreten kann. Die Partei wendet sich beispielsweise im Entwurf ihres Parteiprogramms gegen Beschneidung und Schächten. Radikale Vertreter wie Björn Höcke sprechen relativierend über den Holocaust und werden augenscheinlich von einer breiten Mehrheit gestützt. Die AfD ist eine Art Katalysator für verschiedene Gruppen mit antisemitischen Wurzeln. Sie verletzt bewusst Grenzen und trägt auf diese Weise dazu bei, dass antisemitische Haltungen als normal betrachtet werden."

Und Herr Lehrer warnte eben nicht nur vor dem "zugewanderten Antisemitismus' (wie verkuerzt dargestellt), sondern sprach sich zugleich auch fuer Massnahmen aus, wie diesem zu begegnen sei:
"Um diesem Szenario vorzubeugen, müssen wir die Integrationskurse viel stärker auf diese Menschen zuschneiden, am besten differenziert nach Herkunftsländern. Nötig sind zusätzliche Stunden, in denen grundlegende Werte wie Demokratie und der Umgang mit Frauen in unserer Gesellschaft intensiv vermittelt werden."
https://www.domradio.de/themen/judentum ... isiert-afd
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Re: Antisemitismus

Beitrag von jack000 »

Vongole hat geschrieben:(10 Nov 2018, 18:34)

Ach ja, ich vergaß, wir haben ja nur zugewanderte Antisemiten in Deutschland. :rolleyes:
Wenn ein Jude oder eine Jüdin in einer Deutschen Stadt unterwegs ist abends um Party zu machen, und auch deutlich als Jude/Jüdin zu erkennen ist, was ist aus deiner Sicht das größte Risiko?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

jack000 hat geschrieben:(10 Nov 2018, 21:25)

Wenn ein Jude oder eine Jüdin in einer Deutschen Stadt unterwegs ist abends um Party zu machen, und auch deutlich als Jude/Jüdin zu erkennen ist, was ist aus deiner Sicht das größte Risiko?
Schlechte Drogen, STDs, Alkohol im Straßenverkehr, übermüdete Verkehrsteilnehmer... Und sehr, sehr viel weiter hinten religiös oder politisch motivierte Deppen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

jack000 hat geschrieben:(10 Nov 2018, 21:25)

Wenn ein Jude oder eine Jüdin in einer Deutschen Stadt unterwegs ist abends um Party zu machen, und auch deutlich als Jude/Jüdin zu erkennen ist, was ist aus deiner Sicht das größte Risiko?
Einem Typen zu begegnen, der dumme Fragen stellt. :rolleyes:
Deutlich höher wird das Risiko natürlich, wenn sie nach dem Club im Feinberg's in Berlin oder im Schalom in Chemnitz essen gehen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von jack000 »

Vongole hat geschrieben:(11 Nov 2018, 00:51)

Einem Typen zu begegnen, der dumme Fragen stellt. :rolleyes:
Deutlich höher wird das Risiko natürlich, wenn sie nach dem Club im Feinberg's in Berlin oder im Schalom in Chemnitz essen gehen.
Somit sind die Gefahren wenn man sich als jüdischer Mensch zu erkennen gibt wegen welchen Personengruppen am größten?
=> z.B. mit einer Kippa bekleidet zu sein würde von welcher Personengruppe am meisten angegriffen sein in Deutschland?
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

jack000 hat geschrieben:(11 Nov 2018, 03:14)

Somit sind die Gefahren wenn man sich als jüdischer Mensch zu erkennen gibt wegen welchen Personengruppen am größten?
=> z.B. mit einer Kippa bekleidet zu sein würde von welcher Personengruppe am meisten angegriffen sein in Deutschland?
Du bestehst auf einer Antwort, nun gut, meine wird dir nicht gefallen.
Sicher kommt die größte Gefahr eines physischen Angriffs auf Juden augenblicklich aus der arabisch/muslimischen Ecke, das wurde in diesem Strang schon mehrmals thematisiert.

Trotzdem sollte sich die "Die sind aber schlimmer und mehr-Fraktion", die hier jedesmal aufschlägt, um den deutschen Antisemitismus klein zu reden, mal Gedanken machen,
inwieweit die bösen Nadelstiche, der offene Hass, die Verleumdungen z.B. in soz. Netzwerken oder Kommentarspalten von Medien, Gräberschändungen, Hakenkreuze an Synagogen,
Angriffe auf jüd. Restaurants nicht nur psychisch, sondern auch physisch verletzen.
Und ihr solltet mal daran denken, dass jüdische Schulen, Kindergärten, Gebetshäuser in diesem Land schon lange vor der Flüchtlingswelle geschützt werden mussten, und zwar vor deutschen Judenhassern.
Die sind nämlich nicht weniger geworden, weil der sog. "importierte Antisemitismus" dazu kam, im Gegenteil, die werden auch noch lauter und gefährlicher.
Wie hieß das in jüngst in Dortmund, "Wer Deutschland liebt, ist Antisemit"? Da waren weit und breit keine Muslime zu sehen, aber Glatzen und Springerstiefel, vermutlich aus guter deutscher Wertarbeit. :dead:
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(11 Nov 2018, 15:22)

Du bestehst auf einer Antwort, nun gut, meine wird dir nicht gefallen.
Sicher kommt die größte Gefahr eines physischen Angriffs auf Juden augenblicklich aus der arabisch/muslimischen Ecke, das wurde in diesem Strang schon mehrmals thematisiert.

Trotzdem sollte sich die "Die sind aber schlimmer und mehr-Fraktion", die hier jedesmal aufschlägt, um den deutschen Antisemitismus klein zu reden, mal Gedanken machen,
inwieweit die bösen Nadelstiche, der offene Hass, die Verleumdungen z.B. in soz. Netzwerken oder Kommentarspalten von Medien, Gräberschändungen, Hakenkreuze an Synagogen,
Angriffe auf jüd. Restaurants nicht nur psychisch, sondern auch physisch verletzen.
Und ihr solltet mal daran denken, dass jüdische Schulen, Kindergärten, Gebetshäuser in diesem Land schon lange vor der Flüchtlingswelle geschützt werden mussten, und zwar vor deutschen Judenhassern.
Die sind nämlich nicht weniger geworden, weil der sog. "importierte Antisemitismus" dazu kam, im Gegenteil, die werden auch noch lauter und gefährlicher.
Wie hieß das in jüngst in Dortmund, "Wer Deutschland liebt, ist Antisemit"? Da waren weit und breit keine Muslime zu sehen, aber Glatzen und Springerstiefel, vermutlich aus guter deutscher Wertarbeit. :dead:
Meine vollste Zustimmung. Auch wenn das heute in einigen Kreisen so ganz und gar nicht opportun ist, so etwas so deutlich zu benennen. Daher sollte man das immer mal wieder genau so sagen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

Vongole hat geschrieben:(11 Nov 2018, 15:22)

Und ihr solltet mal daran denken, dass jüdische Schulen, Kindergärten, Gebetshäuser in diesem Land schon lange vor der Flüchtlingswelle geschützt werden mussten, und zwar vor deutschen Judenhassern.
Die sind nämlich nicht weniger geworden, weil der sog. "importierte Antisemitismus" dazu kam, im Gegenteil, die werden auch noch lauter und gefährlicher.
So sieht es aus :thumbup: Richtig gefährlich würde es für Juden in Deutschland, wenn sich die einheimischen und zugewanderten Antisemiten verbünden würden.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Alexyessin »

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Mal wieder aufgeräumt.
Bitte bleibt beim Thema und wenn Moderation oder Vorstand einen freundlichen Hinweis einfließen lässt, dann beachtet den bitte, wenn ihr nicht für die Mülltonne schreiben wollt.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

oga hat geschrieben:(14 Nov 2018, 00:27)

Das liegt doch schon 70 Jahre zurück. Oder meinst Du, dass sich so etwas vererbt?
Nicht gentechnisch natürlich, aber irgendwo muss der immer noch währende deutsche Judenhass ja herkommen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Die EU-Innenminister verabschiedeten letzte Woche eine Erklärung zum Kampf gegen den Antisemitismus.

Vorausgegangen war eine Umfrage der Agentur für Grundrechte mit erschreckenden Ergebnissen:

Das Ergebnis der Studie ist bedrückend: Die Feindseligkeit gegenüber Juden wächst. 89 Prozent geben an, dass Antisemitismus in ihrem jeweiligen Land in den vergangenen fünf Jahren zugenommen habe. 85 Prozent nennen Antisemitismus das größte soziale oder politische Problem, mit dem sie sich konfrontiert sehen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 42676.html

Weiterhin riefen die Innenminister die Mitgliedstaaten dazu auf, die internationale Antisemitismusdefinition der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken zu übernehmen. Diese sei nützlich als Richtlinie in der Bildung und für die Sicherheitsbehörden.
Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Felix Klein begrüßte natürlich die Erklärung, und meinte, um jüdisches Leben besser schützen zu können, bräuchten Polizei und Justiz klare Bestimmungen
und Handlungsanweisungen.
Anfänglich hab ich mich über die Erklärung gefreut, vor allem darüber, dass sich da anscheinend in den Köpfen etwas rührt. Nun, ich freu mich nicht mehr, eigentlich bin ich wütend.
Der ganze Zinnober, um jüdisches Leben besser schützen zu können? Nicht darin, demjenigen Gedankengut dem Kampf anzusagen, dass diesen Schutz überhaupt nötig macht? Nicht darin, Schulen und andere Bildungseinrichtungen
darin zu unterstützen, schon im Vorfeld gegen Judenhass vorzugehen? Nicht darin, um von unserer Regierungsseite aus klarzustellen, dass auch gegen Israel gerichteter Antisemitismus reiner Judenhass ist?
Nicht darin, auf Moscheenverbände einzuwirken, damit von der Türkei gelenkte Imame nicht den Erdoganschen Judenhass verbreiten?
Nicht darin, von der Floskelkultur, wie die Antisemitsmus-Forscherinn Schwarz-Friesel das nennt, wegzukommen, und endlich mit allen Mitteln gegen den Judenhass an sich vorzugehen?
Der Antisemitismus im Alltag reproduziert und multipliziert die kulturell noch immer tief verankerte Judenfeindschaft. Sie folgt bis heute dem Muster, die Schuld für alles Übel in der Welt den Juden anzudichten. Das antisemitische Ressentiment richtet sich immer gegen die jüdische Existenz an sich – und modern adaptiert gegen das ostentative Symbol jüdischen Lebens: Israel.
Hier liegt der neuralgische Punkt, hier muss die Politik ansetzen, denn die Hass‐ und Hetztiraden gegen den jüdischen Staat sind eben nicht nur an den Rändern, sondern in der Mitte anzutreffen, und sie speisen die Ausbreitung des aktuellen Antisemitismus wie keine andere Kraft.
https://www.juedische-allgemeine.de/pol ... kelkultur/
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Kritikaster »

Vongole hat geschrieben:(10 Dec 2018, 16:10)

Die EU-Innenminister verabschiedeten letzte Woche eine Erklärung zum Kampf gegen den Antisemitismus.

Vorausgegangen war eine Umfrage der Agentur für Grundrechte mit erschreckenden Ergebnissen:

Das Ergebnis der Studie ist bedrückend: Die Feindseligkeit gegenüber Juden wächst. 89 Prozent geben an, dass Antisemitismus in ihrem jeweiligen Land in den vergangenen fünf Jahren zugenommen habe. 85 Prozent nennen Antisemitismus das größte soziale oder politische Problem, mit dem sie sich konfrontiert sehen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 42676.html


Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Felix Klein begrüßte natürlich die Erklärung, und meinte, um jüdisches Leben besser schützen zu können, bräuchten Polizei und Justiz klare Bestimmungen
und Handlungsanweisungen.
Anfänglich hab ich mich über die Erklärung gefreut, vor allem darüber, dass sich da anscheinend in den Köpfen etwas rührt. Nun, ich freu mich nicht mehr, eigentlich bin ich wütend.
Der ganze Zinnober, um jüdisches Leben besser schützen zu können? Nicht darin, demjenigen Gedankengut dem Kampf anzusagen, dass diesen Schutz überhaupt nötig macht? Nicht darin, Schulen und andere Bildungseinrichtungen
darin zu unterstützen, schon im Vorfeld gegen Judenhass vorzugehen? Nicht darin, um von unserer Regierungsseite aus klarzustellen, dass auch gegen Israel gerichteter Antisemitismus reiner Judenhass ist?
Nicht darin, auf Moscheenverbände einzuwirken, damit von der Türkei gelenkte Imame nicht den Erdoganschen Judenhass verbreiten?
Nicht darin, von der Floskelkultur, wie die Antisemitsmus-Forscherinn Schwarz-Friesel das nennt, wegzukommen, und endlich mit allen Mitteln gegen den Judenhass an sich vorzugehen?

https://www.juedische-allgemeine.de/pol ... kelkultur/
"Weiterhin riefen die Innenminister die Mitgliedstaaten dazu auf, die internationale Antisemitismusdefinition der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken zu übernehmen. Diese sei nützlich als Richtlinie in der Bildung und für die Sicherheitsbehörden." Ich lese daraus durchaus auch die Absicht, präventiv im Bildungsbereich tätig zu werden.

Was die anderen von Dir genannten Ansatzpunkte zur Bekämpfung von Judenhass betrifft, stimme ich Dir zu. Da gibt es wirklich viel zu tun.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Kritikaster hat geschrieben:(10 Dec 2018, 16:23)

"Weiterhin riefen die Innenminister die Mitgliedstaaten dazu auf, die internationale Antisemitismusdefinition der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken zu übernehmen. Diese sei nützlich als Richtlinie in der Bildung und für die Sicherheitsbehörden." Ich lese daraus durchaus auch die Absicht, präventiv im Bildungsbereich tätig zu werden.

Was die anderen von Dir genannten Ansatzpunkte zur Bekämpfung von Judenhass betrifft, stimme ich Dir zu. Da gibt es wirklich viel zu tun.
In der Definition heißt es:
Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Dieser könne sich in Worten oder Taten gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen, deren Eigentum sowie gegen jüdische religiöse Einrichtungen richten.
"

Es reicht bei weitem nicht, diese Definition in Bildungseinrichtungen zu verbreiten, ohne diese "bestimmte Wahrnehmung" zu definieren und zu hinterfragen.
Aber dazu fehlt es allgemein an Wissen und leider auch an Bereitschaft.
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