Beitragvon schokoschendrezki » Di 26. Feb 2013, 20:16
Die Bezugnahme auf "Identität" ist bei den ethnopluralistischen Neu-Rechten eigentlich nix so Neues. Schon die kurzlebige Rechtsaußenfraktion im europäischen Parlament nannte sich "ITS" ("Identität,Tradition,Souveränität"). Beruhigend finde ich,dass sie mit ihren teils quer gegeneinander stehenden Identitäten sich regelmäßig selbst zerlegen.
Noch viel länger existiert die (inzwischen) stark rechtskatholische Paneuropa-Union, die sich für die Identität eines explizit christlich geprägten Europas einsetzt und die insbesondere Ungarn und Kroatien als eine Art Muster- oder Modellregion betrachtet. In Deutschland wird sie von einigen CSU-Leuten vertreten. Diese Richtung halte ich wirklich für kreuzgefährlich (haha). Sie haben es bis zu einer entsprechenden Verfassung in einem EU-Mitgliedstaat (Ungarn) gebracht, in der dieser Ansatz explizit in der Präambel festgehalten wird. Da muss man mit allen Mitteln dagegenhalten. Und man muss verstehen, dass es sich nicht etwa (nur) um eine singuläre nationale Entgleisung handelt. Regelmäßig besucht unsere Kanzlerin zu den entsprechenden Jahrestagen das Denkmal zum sogenannten "Europäischen Picknick 1989", das wir gewohnt sind, als symbolischen Akt des Endes des Eisernen Vorhangs anzusehen und vergessen dabei, dass niemand geringerer als der inzwischen verstorbene Otto von Habsburg der Initiator dieser Veranstaltung war und dass dieser greise Herr niemals auch nur das kleinste Stück seines extrem-konservativ-antikommunistisch-identitär-christlichen Programms aufgegeben hatte. Revanchismus war vorgestern. Heute heißt die Parole: Ein identitäres, christliches Europa.
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schokoschendrezki am Di 26. Feb 2013, 20:18, insgesamt 1-mal geändert.
"Ich kann keine Nation lieben, ich kann keinen Staat lieben, ich kann nur meine Freunde lieben." Hannah Arendt