Manchmal möchte ich ein Terrorist sein

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lamb of god
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Manchmal möchte ich ein Terrorist sein

Beitrag von lamb of god »

...über die Nemesis in mir. :voodoo:

Die Nacht ist still und im Geiste steige ich den Folterkeller hinab, in dem sie alle zähneklappernd an den Ketten hängen. Ja alle, alle sind versammelt. Das Politgedöns wie die Bilderberger, die bunte Truppe vom Davoser Wirtschaftsforum wie die Kolumnisten der Journalie, die der Bevölkerung jahrlang das Lied vom schwarz= weiß und oben ist unten erzählen. Die gesamte globale Elite, die sich mit nichts weiter als sich selbst beschäftigt. Man nuss das Eisen schliesslich schmieden so lang es heiß ist, aber wenn es geschmiedet ist möchte man es diesen Mitgliedern der selbsternannten Hochleistungsschickeria in den übervollen Wanst stülpen und langsam das Gedärm rausziehen, denn schnell soll es nicht gehen. Leiden sollen sie ....leiden müssen sie.

Der Geist ist frei und so frei wie der Geist ist die Phantasie, aber gereicht meine Phantasie denn wirklich sich annährend vorzustellen wie es sein muss, in einer Wellblechhütte einer brasilianischen Favela, einer von Mörsergranaten halbzerstörten Stadt im Gazastreifen, einem Township in Johannesburg oder einer Müllkippe vor Manila zu leben- sprich bei denen, die unter dem was als alternativlose Form der Globalisierung hochgehalten wird am meisten leiden müssen? Nein, dafür reicht meine Phantasie nicht. Sie reicht aber für einen Szenenwechsel raus aus dem Folterkeller in das gleisende Licht das durch ein Cockpitfenster eines Flugzeugs fällt, welches gerade vorhat in einem Hochhaus zu landen und schöne Grüsse an MS für den Flight Simulator.

Dann steh ich vor Bundetag oder der Zentrale des BDA und überlege wieviel Sprengstoff ich wohl am Leibe tragen könnte, ohne dass es den Sicherheitskräften gleich auffällt. Auch die Snipervariante wird in allen Schattierungen durchgespielt, aber das ist dann meistens der Moment in dem mein Oberbewußtsein erwacht und mich fragt, welchen Sinn das haben soll. Schliesslich sind die aus der obenbenannten Truppe nicht nur beliebig austauschbar, sondern die Praxis zeigte und zeigt, dass solche Aktionen nie die Wirkung haben, die sie bezwecken sollen. Hat es, egal ob von staatlicher oder nichtstaatlichr Seite, je einen geschichtlich erfolgreichen Terrorismus gegeben? Nein hat es nicht.

Was also tun? Menschen begeistern sich politisch aktiv zu betätigen oder sich für die Gesellschaft zu interessieren und engagieren, den Clown spielen mit kabarettistischen Rundumschlägen den Menschen einen Spiegel vor's Gesicht halten oder doch, auch auf die Gefahr selber einer von denen zu werden, dort hingehen wo Macht gemacht wird? Das Gegenteil von Macht, die Ohnmacht wird auch gemacht und das vor allem im Kopf. Mit Brot und Spielen, Dauerberieselung aus TV, Internet&Co wird Realitätsflucht nicht nur protegiert...sie ist gewollt. Nur nicht daran denken. Hier ein neues Spiel, da eine neue Serie. Alles wird gut. Wenn jedoch all das nicht mehr ausreicht, wenn es still wird in der Nacht ...da möcht ich manchmal Terrorist sein.:wall:
2005 vs.2009

Hallo Oslo! Seit wann wird der Nobelpreis für einen Wahlkampf verliehen???
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Peddargh
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Re: Manchmal möchte ich ein Terrorist sein

Beitrag von Peddargh »

Deine Ode an die Ohnmacht ist ein Text der wohlmöglich an den falschen Stellen für Aufmerksamkeit sorgen wird.

Die Fragestellung derweil ist die wichtigste unserer Zeit.
Eine Gesellschaft, die nicht dahinter kommt dass Leistung, Wettbewerb, also Konkurenz nicht in der Lage ist, den Zusammenhalt einer Gesellschaft zu fördern, sondern im Gegenteil, jede Gesellschaft aus dem Kern heraus zerstört, ist dazu verdammt zu vergehen.
Dazu braucht es keine Terroristen mehr.
Wir haben genug.
I learned long ago, never to wrestle with a pig. You get dirty, and besides, the pig likes it.
(der George Bernard Shaw (?))
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Pythia
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Re: Manchmal möchte ich ein Terrorist sein

Beitrag von Pythia »

lamb of god hat geschrieben:... Wenn jedoch all das nicht mehr ausreicht, wenn es still wird in der Nacht ...da möcht ich manchmal Terrorist sein.:wall:
Terrorist wollte ich noch nie sein, und ich fühle mich auch nicht wohl, wenn ich mich von Terroristen bedroht fühle. Bisher wurde ich aber erst einmal von Terroristen bedroht. In Kolumbien, und es ging gut aus. Leute, die mit Terroristen sympatisieren, verstehe ich noch weniger als Terroristen selbst. Es gibt keinen Grund für Terrorismus. Nirgendwo und nie.
.
Große Unrechts-Macht ist nur mit geistiger oder militärischer Übermacht zu schlagen. Ja, es gibt Ausnahmen, aber immer wenn Terrorismus siegte, kam noch viel üblerer Terror, Gewalt und Inkompetenz vernichteten ungeheure Werte, Intelligenz und Kapital flüchteten, und noch viel größeres Elend für Nicht-Geflüchtete fing an.
Oft genug auch für Terroristen selbst, denn jede Revolution frißt eben ihre eigenen Kinder. :dunno:
Europäer werden nicht geboren. Sie werden angelernt. Bin im 65. Lehrjahr.
Andere Meinungen ablehnen ist einfach | Sie kritisch zu erwägen erfordet mehr.
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Cat with a whip
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Registriert: Fr 4. Jul 2008, 21:49

Re: Manchmal möchte ich ein Terrorist sein

Beitrag von Cat with a whip »

Ich hab da ein paar Personen aus der Justiz für Ihren netten Partykeller:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/387/307341/text/

Sehr pikant...
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
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