Ich meine, das ist eine interessante These und würde unterstreichen, dass die Situation von Deutschland heute nicht zu vergleichen wäre mit dem Aufstieg der NSDAP. Will heißen: Die AFD wäre zwar rassistisch, nationalisstisch und teilweise auch revisionistisch, aber nicht sozialistisch. Sie wäre dann eine Art nationalistische FDP. Wobei ich verstehen kann, dass da viele LEute Bauchweh bekommen, denn die FDP hatte sich früher als Partei der Menschenrechte und des Kosmopolitismus verstanden.Als die großen Parteien zur Jahreswende Strategien festlegten für ihre Bundestagskampagnen, waren Teile der Union und Sozialdemokraten in einer Sache ziemlich einig: Die AfD könne man bekämpfen, indem wirtschaftlich etwas getan werde für ihr Wählerpotenzial. Die SPD versprach, wieder "Schutzmacht der kleinen Leute" (Sigmar Gabriel) zu werden, CDU/CSU wollten mehr tun, "um die Globalisierungsverlierer zu erreichen".
Neun Monate später steht die AfD in Umfragen wieder dort, wo sie Ende 2016 schon einmal war: bei zweistelligen Zustimmungswerten. Liegen die Meinungsforscher richtig, hat die Partei sogar gute Chancen, in den neuen Bundestag als drittstärkste Kraft einzuziehen.
Was ist schiefgelaufen? Der Soziologe Holger Lengfeld hat die Motive von Bürgern untersucht, die mit der AfD sympathisieren. Er kommt zu dem Schluss, dass die Strategien der etablierten Parteien von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren - weil ihnen die falsche Annahme zugrunde liegt: Die meisten AfD-Anhänger seien in Wahrheit gar keine Verlierer der wirtschaftlichen Entwicklung.
Was gegen diese These des Kulturkampfes spricht, ist, dass die AFD in Großstädten, wo die Kulturen aufeinanderprallen (LOL), wenig erfolgreich ist. Dagegen ist die AFD erfolgreich in Regionen, wo viele MEnschen leben, die kaum in ihrem Leben einen Ausländer sehen.