Hallo hafenwirt.
hafenwirt hat geschrieben:... wählen aus Protestgründen. [...] dann wird irgendwann jeder der 80 Millionen Protest wählen.[...] ... habe ich von noch niemanden vernommen, man habe ja die ganze Zeit SPD/CDU/GRÜNE/Linkspartei, also das Establishment, gewählt, und jetzt bricht man mit dem Ganzen und wählt AfD/NPD aus Protest.
Wie hoch schätzt ihr das Protestpotenzial ein? Schätze ich mich hier selbst falsch ein und jeder wählt irgendwann Protest?
Ich möchte gerne hinten anfangen - OK?
- Es hat mal eine Untersuchung gegeben, in der wurde empirisch festgehalten und festgestellt, daß etwa 15-20% der wahlberechtigten Bevölkerung rechtes Gedankengut befürworten. Sie würden aber trotzdem eine der etablierten und demokratischen Partei wählen - wer möchte schon gerne an den rechten Pranger gestellt werden ... man outet sich also nicht unbedingt.
- In Sachsen hat die dortige Wahl-Bevölkerung in der Landtagswahl 2004 mit 9,2 Prozent der NPD zum Einzug in den Landtag verholfen - 1999 waren es noch 1,4 Prozent.
Nun würde ich nicht jeden der über 9 Prozent der Wähler, die die NPD in den Landtag gewählt hat, ... diese allesamt als
"Rechte" oder Neo-Nazis abzutun, wäre fatal - es würde der Sache nicht gerecht. Es waren auch Protestwähler darunter!
hafenwirt hat geschrieben:Selbst wenn sie noch ganz viele Fehler macht, werde ich nicht Protest wählen. Dann bleibe ich eher zuhause, als der NPD die Stimme zu geben, um es "denen zu zeigen".
Mit dieser Haltung würdest Du genau das erreichen, was Du nicht willst. Gehen wir mal davon aus, daß die NPD-Quoten-Wähler etwa 20 Prozent ist. Wenn immer mehr potentielle Wähler aus Protest zuhause bleiben, würde dieser Anteil von etwa 9 Prozent suzessive größer - denn die extrem
"rechten" Parteien schaffen es allemal, ihre Wählerklientel zur Wahl zu animieren. Somit wäre jede Stimme, die aus Protest nicht abgegeben würde, ...
- ... sie wäre Wahlhilfe für eine dieser Parteien.
Andere Rechnung:
- solange ein Wähler noch zur Wahl geht (weil ja die Anderen alle aus Protest zuhause bleiben ... nicht wählen gehen, ... dieser Eine würde die NPD wählen, ... schon hätte diese Partei 100 Prozent - ich glaube, dies ist nicht das, was Du mit Deinem Protest beabsichtigt hast, ODER?
Dann lieber Wechselwähler.
- ... oder eventuell eine Stimme für eine demokratische Partei, die es eventuell nicht in's Parlament schaffen wird.
Aber vielleicht schafft sie es doch!?
Was aber die AfD angeht:
- diese Partei gibt sich nur demokratisch! Sie kam aus der EURO-Protest-Ecke und ist nun in der Flüchtlings-Protest-Ecke gelandet. Da sie (vermeintlich) gemäßigtere Töne anschlägt, als etwa PEDIDA oder die NPD etc., meinen die Protestler nun, diese Partei sei lediglich eine Protestpartei ... sie könne man deshalb getrost wählen ... sie wäre demokratisch. Daß dies nicht so ist, dürfte vielleicht ihre Ansicht einer freien Presse bestätigen!?!
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)