Katenberg hat geschrieben:In dieser Form tatsächlich abzulehnen, da gezieltes Ausspielen sozialschwacher Gruppen gegeneinander. Um Integration geht es bei der erwähnten Anzahl sowieso nicht mehr, dieser Effekt ist außen vor.
Dennoch: Der Erbau derartiger Ghettos würde bedeuten, dass sogenannte Flüchtlinge gegenüber anderen sozialschwachen Gruppen aufgewertet werden, da jene neue Wohnungen in bester Anbindung und neuer Qualität bekämen, während Menschen aus Deutschland und der EU ins Leere blicken würden, benachteiligt wären. Würde man dementsprechend die Anzahl jener Wohnungen erhöhen und somit alle Sozialschwachen insbesondere Obdachlose einbinden, jedem derartigen Wohnraum zugestehen, bestünde Gleichberechtigung.
Möchte man das Schlagwort Integration mit Inhalt füllen, könnte man mit Blick auf die Vertriebenenpolitik der 50er miteingliedern, dass sogenannte Flüchtlinge direkt an den Bauten beteiligt werden, was bedeuten würde, dass eben jene, direkt mitbauen (wie bei damaligen Vertriebenensiedlungen geschehen) bzw, dass jene an den Kosten beteiligt werden, diese generationsübergreifend tragen müssen und der Stadt Hamburg zurückzahlen.
Da muss man aber auch bedenken, dass die Bauqualität damals miserabel war. Klar, in der Not ist es besser als nichts, aber so groß ist der Druck ja nicht. Jeder Wohncontainer bietet heute mehr Komfort als die damaligen Bruchbuden. Ob die Flüchtlinge für heutige Baustandards ausgebildet sind, würde ich generell auch erst einmal bezweifeln.
Aber ja, ich sehe es teilweise auch kritisch. Für die Integration sind dezentrale Lösungen ja sinnvoll, vor allem auch in sozial stabilen Quartieren. Am Stadtrand mit zig Personen pro Zimmer zusammengepfercht zu werden, erzeugt schnell Probleme, die man vermeiden möchte. Das Gefühl, dass man sich nur um "die" kümmert, haben aber mittlerweile viele in der Stadt und ich kann das auch nachvollziehen. Schon zu CDU-Zeiten im letzten Jahr hieß es, man hätte kein Geld für (sozialen) Wohnungsbau. Die SPD hat das etwas angekurbelt, aber es fallen mehr Wohnungen aus der Sozialbindung raus als neu hinzukommen. Die Preise steigen zwar nun nicht mehr rasant, aber noch immer leicht. Eine Stagnation oder gar ein Rückgang ist nicht zu verzeichnen. Da müssen viele umziehen, weil sie es sich nicht mehr leisten können. Und manche würden gerne in Vierteln wie in den MOPO-Links leben, aber haben schlichtweg kein Geld. Dass man dort nun Flüchtlingen nette Neubauten hinsetzt, frustriert sie. Leider wird dann übersehen, wie die anderen 95% an Flüchtlingen wohnen. Und mit denen will keiner teilen. Aber deren Wohnsituation wird da nicht abgewägt.
Wie auch immer. Der Volksentscheid ist nun einen Schritt weiter:
Am heutigen Freitag um 11 Uhr haben mehrere Initiatoren die Volksinitiative "Hamburg für gute Integration" im Rathaus angemeldet. Es ist wohl das erste Mal in Deutschland, dass über die Unterbringung von Flüchtlingen und die Frage der Integration abgestimmt wird. "Eine solche Initiative hat es in Hamburg noch nicht gegeben, die Ausarbeitung hat auch uns schlaflose Nächte bereitet", sagte Klaus Schomacker, Sprecher der Initiatoren der Volksinitiative der "Welt". Ziel der Initiative ist, die geplanten Großunterkünfte in allen Bezirken für jeweils bis zu 3000 Flüchtlinge zu verhindern und nach eigenen Angaben die Integration der Geflüchteten in die Stadtteile zu erleichtern.
"Viele Hamburger sind mit den Unterbringungsplänen des Senates sehr unzufrieden. Denn Studien besagen, dass Integration nur erfolgreich verlaufen kann, wenn maximal 300 Menschen in einer Unterkunft untergebracht sind. Daher fordern wir, nur noch dezentrale und kleinere Unterkünfte zu realisieren, die das berücksichtigen", sagte Klaus Schomacker. [...]
Die Verweildauer in Zentralen Erstaufnahmen soll möglichst nicht länger als zwei Monate betragen. Bisher müssen Flüchtlinge oft bis zu sechs Monaten in Baumärkten oder überfüllten Einrichtungen ausharren, gesetzlich vorgesehen waren mal drei Monate.
http://www.welt.de/regionales/hamburg/a ... linge.html
Volksinitiative: Scheinheilig und unseriös
Nun gibt es sie also: eine Volksinitiative, mit dem scheinheiligen Titel "Hamburg für gute Integration". Wer will das nicht, Flüchtlinge gut in die Gesellschaft integrieren? Aber das ist nicht die Kernforderung des Dachverbands der Bürgerinitiativen. Ihm geht es darum, große Flüchtlingsunterkünfte für Hunderte oder gar Tausende Flüchtlinge zu verhindern. Nicht mehr als 300 Menschen auf einem Platz und mindestens 1.000 Meter Abstand zwischen den Standorten, das ist die Forderung. Wie soll das gehen angesichts der hohen Flüchtlingszahlen?
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ ... he632.html