"Seenotrettung" von Flüchtlingen

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ThorsHamar
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von ThorsHamar »

think twice hat geschrieben:(19 Jul 2017, 09:32)

...., bist du auch der Meinung, dass man Lebensrettungen unter Strafe stellen sollte?
Wer will denn Lebensrettung unter Strafe stellen???
Es geht um Bestrafung von Menschen, welche andere Menschen in Lebensgefahr bringen und eine Rettung als Teil ihres eigenen Projektes einkalkulieren.
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ThorsHamar
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Re: Seenotrettung von Flüchtlingen

Beitrag von ThorsHamar »

Jekyll hat geschrieben:(18 Jul 2017, 23:55)

...das eigene Territorium von Afrika, wo traditionell viel Elend und Armut herrschen ....
In "traditionell" liegt die ganze Lösung des Problems Afrika.
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Alana4
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Re: Seenotrettung von Flüchtlingen

Beitrag von Alana4 »

ThorsHamar hat geschrieben:(19 Jul 2017, 09:59)

In "traditionell" liegt die ganze Lösung des Problems Afrika.
Nee, in "traditionell" liegt das Problem!

Und da fallen mir spontan einige Dokumentationen ein, die das "schöne, friedliche, urwüchsige" Leben der Naturvölker zeigen....und die uns mitteilen, dass so etwas bewahrt werden muss, geschützt,........

nicht beantwortet wird die Frage: wofür? Damit wir diese Völker angucken können? Damit wir sehen und (als Erlebnis-Touristen) erleben können, wie das Leben als Jäger und Sammler dereinst gewesen ist?

Ein Anverwandter von mir lebt und arbeitet seit Jahren in Afrika. Der bringt Berichte mit, da rollen sich einem die Fußnägel auf. Smartphone habe da inzwischen viele.....vor allem die Männer....die tippen da auch den ganzen Tag drauf rum, ansonsten tanzen die regelmäßig ums Feuer und bitten wen auch immer um Regen....um frischen Alkohol, um irgendwas.....für das Heranschaffen von Wasser und Nahrung usw. sind allein die Frauen zuständig, die rackern sich ab und treten auf der Stelle. Ein Kerl hat da kaum eine andere Aufgabe als Kinder machen. Nicht etwa "versorgen", nur "machen"! Ein Mann, 4 Frauen (+hohe Dunkelziffer). Das ist einfach die Realität, insbesondere im weiten Land abseits der Städte. Ach was, in den Städten auch- die landen in den Slums, pappen da Blech und Papier aneinander und "leben" dort wie im Busch das "traditionelle" Leben weiter.

die Menschen sind weder dümmer noch schlechter als Menschen anderswo auf der Welt. Aber den Sprung von anno dunnemals bis heute haben die nicht gepackt. Die politische Wende in Europa Ende der 80er- Anfang der 90er hat vor Allem Afrika geschadet! Der Kontinent war schon einmal weiter.
Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung! Aber meine Tastatur hat damit manchmal Probleme.
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ThorsHamar
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Re: Seenotrettung von Flüchtlingen

Beitrag von ThorsHamar »

Alana4 hat geschrieben:(19 Jul 2017, 10:57)

Nee, in "traditionell" liegt das Problem! ....
Natürlich .... und die Lösung des Problems beginnt mit der korrekten Analyse.
Das Wort "traditionell" beschreibt tatsächlich die gesamte Welt dieser Problematik bestens, nämlich von der Unmöglichkeit einer politisch korrekten Analyse der Ursachen bis zur Unmöglichkeit, mit Ethik und Moral der Moderne auf die vorsteinzeitlichen, hochenergetischen Lösungsansätze der urmenschlichen Stammesgesellschaften zu reagieren.
Ein adäquate Rettung wird uns bei Bedarf dann versagt bleiben ....
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Quatschki
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von Quatschki »

Die grundlegende Frage ist doch, was man im Zeitalter von Digitalisierung und Industrie 4.0 mit ein paar Milliarden "Abgehängten" anfangen soll?

Wissen ist eine Ressource, die man teilen kann, ohne dass sie weniger wird.
Darauf beruhten die Hoffnungen der Fortschrittsoptimisten der 60er Jahre und der Glaube, dass Entwicklungsländer nach Überwindung von Rückständigkeit, Unwissenheit und Aberglauben schnell aufschließen können würden.
War wohl ein Irrtum.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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ThorsHamar
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von ThorsHamar »

Quatschki hat geschrieben:(19 Jul 2017, 11:59)

Die grundlegende Frage ist doch, was man im Zeitalter von Digitalisierung und Industrie 4.0 mit ein paar Milliarden "Abgehängten" anfangen soll?
Na ja, die grundlegende Frage in diesem Strang ist dabei, wie man mit Menschen umgeht, die immerhin klug genug sind, mit brutalstmöglicher Effizienz die Gutmenschlichkeit in bare Münze umzusetzen ...
Wissen ist eine Ressource, die man teilen kann, ohne dass sie weniger wird.
Darauf beruhten die Hoffnungen der Fortschrittsoptimisten der 60er Jahre und der Glaube, dass Entwicklungsländer nach Überwindung von Rückständigkeit, Unwissenheit und Aberglauben schnell aufschließen können würden.
War wohl ein Irrtum.
Definitiv! Die Angst vor Sozialdarwinismus machte das möglich ....
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Alana4
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von Alana4 »

Quatschki hat geschrieben:(19 Jul 2017, 11:59)

.....
War wohl ein Irrtum.
War es nicht. Man hat aber 1. die Zeit unterschätzt, die so etwas dauert UND 2. als es die großen Machtblöcke (die weltpolitisch auch im positiven Sinn Konkurrenten waren) nicht mehr gab, konnte die schiere Profitgier wieder die Zügel in die Hand nehmen.
Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung! Aber meine Tastatur hat damit manchmal Probleme.
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von Sozialdemokrat »

Das mit der Luftbrücke ist keine neue Idee:
"In einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit versucht die Nato den Massenexodus und das Elend der Kosovo-Albaner mit massiven militärischen und humanitären Einsätzen zu stoppen. 100.000 Menschen sollen in die Nato-Länder ausgeflogen werden. .....Deutschland werde 40.000 aufnehmen, die Türkei und die USA je 20.000, Norwegen 6.000, Kanada 5.000. Österreich erklärte sich Presseberichten zufolge zur Aufnahme von 5.000 Kosovo-Flüchtlingen bereit. Auch die Schweiz will Vertriebene aufnehmen. Die Türkei und Griechenland, das zur Aufnahme von 5.000 Flüchtlingen bereit ist, wollen bei der Lösung der humanitären Krise zusammenarbeiten."
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/v ... 15859.html
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von Sozialdemokrat »

Man muss aber auch nicht alle Menschen immer gleich wegfliegen. Man kann sie auch vor Ort mit einer Luftbrücke versorgen. Es gibt historische Beispiele:
"Am 2. Juli 1992 wurde die Luftbrücke nach Sarajevo errichtet. Sie sollte 44 Monate lang die belagerte Stadt versorgen.....Die NATO-Staaten, darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die USA und Kanada, versorgten die Bewohner von Sarajevo notdürftig mit Lebensmitteln sowie Decken, Zelten und medizinischen Hilfsgütern. Im August 1995 flogen NATO-Soldaten schließlich Luftangriffe – auch rund um Sarajevo – und zwangen die bosnisch-serbischen Truppen zum Rückzug." Quelle: http://www.bpb.de/politik/hintergrund-a ... 30-06-2017

Das waren noch Zeiten....
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von Sozialdemokrat »

Wieso bin ich hier im Forum eigentlich der einzige, der eine Luftbrücke nach Libyen fordert?
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DarkLightbringer
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von DarkLightbringer »

Eine der Hauptherkunftsländer ist Nigeria. Dort agiert die Terrororganisation Boko Haram, seit 2009 sind über 2,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Aktuell verschärft dort eine Hungerkrise die Situation.

Schmugglerbanden sind ein Problem, sie können Drogen, Waffen oder eben Flüchtlinge transportieren, wobei es um den Profit geht. Diese mafiaähnlichen Gebilde sind auch bewaffnet.

Die libysche Küstenwache führt selbst offiziell deklarierte Rettungsmissionen durch, interniert dann Flüchtlinge und schickt sie irgendwann zurück. Die EU trägt zur Finanzierung bei, weil die libyschen Behörden oftmals schlecht oder unzureichend ausgerüstet sind.

Wichtig wäre die Bekämpfung von Terrorismus und die Zusammenarbeit mit reformwilligen Ländern.
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von Sozialdemokrat »

DarkLightbringer hat geschrieben:(19 Jul 2017, 18:06)

Eine der Hauptherkunftsländer ist Nigeria. Dort agiert die Terrororganisation Boko Haram, seit 2009 sind über 2,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Aktuell verschärft dort eine Hungerkrise die Situation.

Schmugglerbanden sind ein Problem, sie können Drogen, Waffen oder eben Flüchtlinge transportieren, wobei es um den Profit geht. Diese mafiaähnlichen Gebilde sind auch bewaffnet.

Die libysche Küstenwache führt selbst offiziell deklarierte Rettungsmissionen durch, interniert dann Flüchtlinge und schickt sie irgendwann zurück. Die EU trägt zur Finanzierung bei, weil die libyschen Behörden oftmals schlecht oder unzureichend ausgerüstet sind.

Wichtig wäre die Bekämpfung von Terrorismus und die Zusammenarbeit mit reformwilligen Ländern.
...also keine Luftbrücke nach Libyen?
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von DarkLightbringer »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(19 Jul 2017, 18:10)

...also keine Luftbrücke nach Libyen?
Man könnte da oder dort per Luftbrücke Lebensmittel abwerfen, das beträfe dann einen Teilaspekt der Problematik.
Wir brauchen verbesserte globale Strukturen, um Fluchtursachen zu bekämpfen. Diese Diskussion wird zwar seit Jahren geführt – sie ist nicht einfach –, aber auch hier gilt, dass wir ohne gemeinsame Strategie nicht zu Lösungen kommen werden, die den Menschen wirklich helfen und dienen.
https://www.bundesregierung.de/Content/ ... erung.html
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von Sozialdemokrat »

DarkLightbringer hat geschrieben:(19 Jul 2017, 18:25)

Man könnte da oder dort per Luftbrücke Lebensmittel abwerfen, das beträfe dann einen Teilaspekt der Problematik.

https://www.bundesregierung.de/Content/ ... erung.html
Dieser Teilaspekt der Problematik ist für die echten Flüchtlinge aber eine Frage von Leben und Tod.
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von DarkLightbringer »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(19 Jul 2017, 18:29)

Dieser Teilaspekt der Problematik ist für die echten Flüchtlinge aber eine Frage von Leben und Tod.
So etwas ist ja im Fall von Syrien in Bezug auf belagerte Städte schon mal vorgeschlagen worden und wurde dann als zu riskant bewertet. Wer schützt die Flieger in Syrien oder im Südsudan und wer sichert die Aufschlagsorte?
Wie schon angedeutet, Terroristen und Schmugglerbanden sind sowohl bewaffnet wie auch gut organisiert.
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von Sozialdemokrat »

DarkLightbringer hat geschrieben:(19 Jul 2017, 18:39)

So etwas ist ja im Fall von Syrien in Bezug auf belagerte Städte schon mal vorgeschlagen worden und wurde dann als zu riskant bewertet. Wer schützt die Flieger in Syrien.....
Ich weiss. Die Vorschläge kamen u.a. von Steinmeier. Die Nato ist also nicht mehr fähig, ihre eigenen Flieger zu schützen? Traurig.
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Re: "Seenotrettung" von Flüchtlingen

Beitrag von DarkLightbringer »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(19 Jul 2017, 18:43)

Ich weiss. Die Vorschläge kamen u.a. von Steinmeier. Die Nato ist also nicht mehr fähig, ihre eigenen Flieger zu schützen? Traurig.
Also, in Mali gibt es zwei internationale Stabilisierungsmissionen.

Präsident Macron:
Im Januar 2013 war Mali in Gefahr. Die Gefahr hätte sich auf die Nachbarländer in Westafrika ausdehnen können. Die bewaffneten terroristischen Gruppen, die den Norden des Landes beherrschen, wollten damals in Bamako einmarschieren. Auf Bitten der malischen Regierung hin hat Frankreich, mit Unterstützung der Länder Tschad und Niger, diese Gruppen aufgehalten. (…)
So ist es unseren Streitkräften gelungen, eine Situation abzuwenden, die damals aussichtslos erschien und sie haben eine Vorbedingung für den politischen Übergang geschaffen.
https://de.ambafrance.org/Staatspraside ... r-Soldaten
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